Swami Omkarananda

Gedanken zum Tag

Juli 1995

 

Kalender Jan2000



 

1. Tag

Durch dauernde Mantrawiederholung erhält sich der geistige Mensch in einem höheren Zustand des Bewusstseins. In diesem ist vieles möglich, was in einem niedrigen Zustand unmöglich ist. - Das Mantra erhebt den Menschen in einen Bewusstseinszustand, in dem alle Schmerzen ertragen und alle Herausforderungen bewältigt werden können, alle Probleme einfach zu lösen sind und alle Ängste bedeutungslos werden und verschwinden.

2. Tag

Beurteile dein Leben danach, ob du in einem höheren Bewusstseinszustand bleiben kannst oder nicht. Wiederhole immer wieder intensiv das Mantra und erhebe dich in einen höheren Zustand des Bewusstseins. Konzentriere dich auf das Göttliche, das eine allsehende, allwissende und alles beobachtende Gegenwart ist.

3. Tag

Bezahle jeden erforderlichen Preis, um dein Bewusstsein in einem höheren Zustand zu erhalten; denn nichts, was du besitzen kannst, ist kostbarer. Es ist ein Zustand der Freude, der inneren Stärke und Inspiration.

Du siehst die Dinge in einem klareren Licht als in deinem normalen Bewusstseinszustand. Du reagierst auf die Welt besser als sonst, und bist voll Ruhe und Kraft.

4. Tag

Der Pfad des geistigen Menschen führt nach oben. Der Pfad des weltlichen Menschen führt nach unten. Was geschieht, wenn du meditierst, wenn du dich auf das Göttliche konzentrierst? - Alle deine Energien strömen nach oben in den Kopf und die Stirn. Wenn du dich auf den Punkt zwischen den Augenbrauen konzentrierst und dir dort das göttliche Licht vorstellst, das Bild Gottes oder die Gegenwart des Friedens oder der Schönheit des Göttlichen, dann sind sofort alle Energien in diesem Punkt konzentriert, und nach längerer Konzentration steigen auch die Energien der unteren Zentren auf, und dein Gesicht erwärmt sich.

5. Tag

Beim weltlichen Menschen fließen die Energien nach unten. Der Bauch ist warm. Beim geistigen Menschen steigen die Energien nach oben, und das Gesicht ist warm, das Herz ist warm. Beim weltlichen Menschen ist der untere Körperbereich warm, der obere kalt. Er ist auf dem Weg nach unten, während der geistige Mensch auf dem nach oben führenden Pfad geht. Dies ist zwar der schwierigste, aber der beste und wertvollste Pfad.

Lass also deine Energien nach oben steigen. Vom Ende des Rückgrats und vom Nabel aus müssen alle Energien nach oben zur Stirn und in den Kopf hochsteigen.

 

6. Tag

Die niederen Energien der unteren Körperregionen erzeugen niedere Tendenzen wie Ärger, Eifersucht, Leidenschaft, Verlangen nach Sinnesvergnügungen. Aber dieselben Energien werden, wenn sie einmal aufgestiegen und transformiert sind, zu geistigem Streben, Hingabe und Erleuchtung und bereiten so den Menschen vor, vollkommen göttlich zu werden.

7. Tag

Wandle deine niederen Energien um durch intensive Mantrawiederholung, durch erhebende geistige Gefühle, durch Nachdenken über die Allmacht, Allwissenheit und Allgegenwart Gottes, durch Hingabe und Weisheit.

8. Tag

Alle halten den unschätzbar wertvollen Scheck des Göttlichen in ihren Händen, doch die meisten lassen ihn fallen, sobald eine kleine Versuchung auf sie zukommt, sich ein wenig Vergnügen anbietet, ein wenig Geld in Aussicht steht oder ihnen ein wenig Lob gespendet wird.

So verlieren sie alles für einen flüchtigen Augenblick des Vergnügens, durch den sie sich in die Irre führen lassen.

Das geistige Herz weiß dies, lässt sich nicht täuschen und hält den Scheck des Göttlichen fest in der Hand und lässt ihn niemals und unter keinen Umständen fallen.

9. Tag

Wenn ein weltlicher Mensch eine Mauer sieht, dann denkt er: "Das ist eine Mauer und sonst nichts". Wenn er eine andere Person sieht, denkt er: "Das ist eine andere Person und weiter nichts."

Wenn andererseits der geistige Mensch eine Mauer sieht, weiß er sofort, dass sie nur wie ein Schleier das göttliche Prinzip verhüllt, dass sie in Wirklichkeit - wie auch jeder Mensch und alles andere - das göttliche Prinzip selbst ist.

Der geistige Mensch versucht stets, die Dinge so zu sehen, wie sie wirklich sind - als Formulierungen des Göttlichen im Göttlichen. Er bittet das Göttliche: "Gib mir bitte Erleuchtung und Weisheit. Das ist das Einzige, worum ich dich bitte."

 

10. Tag

Der weise geistige Mensch klammert sich hier und jetzt mit aller Kraft ans Göttliche, denn alles Mögliche, was ihm den Kontakt mit dem Göttlichen erschwert, kann morgen geschehen. Vielleicht befällt ihn eine schwere Krankheit oder sonst eine Tragödie, oder sein Glaube an Gott lässt nach und er wendet sich ganz dem Streben nach weltlichen Dingen zu. Alles kann geschehen: Heute geistig, morgen das Gegenteil.

Bevor solch ein Unglück eintreten kann, sollte man Verbindung mit dem Göttlichen aufnehmen. Heute gilt es, Gnade zu erwerben, damit man, wenn morgen ein Hindernis auf dem Pfad auftaucht, mit der Hilfe der Gnade in der Lage ist, es zu überwinden.

11. Tag

Der geistige Mensch unterscheidet zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen und spricht stets: "Das was wirklich ist, was göttlich ist, das was allvollkommen ist, das was überall ist, das ist es, was ich erfahren muss, das ist die wahre Freude, der wahre Friede, das wahre Glück."

Der weltliche Mensch sagt stets: "Das habe ich gern; das mag ich nicht; das ist schlecht, das hasse ich; das ist erfreulich; das ist schmerzlich..." usw.

Sein ganzes Leben besteht aus einer Serie solcher Feststellungen, während das Leben eines geistigen Menschen eine Serie von Erfahrungen des Göttlichen ist, eine Serie von Bezugnahmen auf das Unendliche, Allsehende, Unsterbliche. Es ist eine Serie von Erfahrungen des grenzenlosen Friedens, der grenzenlosen Freude, Gegenwart, Weisheit und Gnade des Göttlichen.

12. Tag

Was ist das Wirkliche? - Es ist das Göttliche, das Unendliche, Alldurchdringende, All-Liebende, Allbeschützende. Das ist dein wahrer Schatz. Darauf musst du deine Sehnsucht richten, das musst du verwirklichen und zu deinem Eigentum machen.

13. Tag

Lass deine ganze innerliche Intelligenz sich immer und immer wieder aufs Göttliche beziehen, auch wenn die Sinne ständig von einem materiellen Universum berichten.

Das Leben besteht gewöhnlich aus allen Arten von dummen Feststellungen wie: "Ich bin dick" oder "Ich bin nicht gut", "Ich bin reich", "Ich bin krank" usw.

Das ist die Sünde, die der Mensch begeht. Damit belastet er sein Leben, schafft Chaos und verfängt sich in Unwissenheit. Dieser Zustand muss durch den Einsatz göttlicher Erkenntnis zum Verschwinden gebracht werden.

Die göttliche Erkenntnis sagt: "Überall herrschen unendliche Harmonie und unendlicher Frieden!" Das muss innerlich erfahren werden. Immer wieder muss das Bewusstsein erhoben und auf die Wahrnehmung der überall anwesenden göttlichen Gegenwart gerichtet werden.

14. Tag

Die intensive Wiederholung des Mantra ist der größte Schatz des Lebens. Die Sonne, die am Himmel steht, scheint nicht immer; sie ist nicht sichtbar in der Nacht, und am Tage kann sie von Wolken verdeckt werden. Jeden Tag verliert sie etwas von ihrer Energie und in Millionen von Jahren ist ihre Leuchtkraft verbraucht und dann stirbt sie; auch hat die Sonne nicht immer existiert. Darum ist es nicht weise, sich auf die Sonne zu verlassen, denn sie ist vergänglich - und alles Vergängliche macht unglücklich. Deshalb sitzt der geistige Mensch vor der ewigen Sonne und wiederholt den Namen der ewigen Wahrheit.

15. Tag

Der geistige Mensch arbeitet im Licht der ewigen Sonne, er denkt im Licht der ewigen Sonne, er fühlt im Licht der ewigen Sonne. Alle seine Aktivitäten führt er im Licht dieser ewigen Sonne aus. Sein Herz ist am gesegnetsten. Es ist immer in der Gegenwart der ewigen Sonne und wird zu einem Teil des ewigen Herzens, des ewigen Friedens und der ewigen Freude.

Den Namen des Göttlichen auch nur ein einziges Mal auszusprechen, hat schon seine Wirkung, wieviel mehr dann erst jede folgende Wiederholung.

16. Tag

Sieh im Geist immer die ewige Sonne vor Dir. Weile mit Deinen Gedanken und Gefühlen stets bei dieser ewigen Sonne und schenke deine ganze Hingabe dieser ewigen Sonne, die die Wahrheit, die das Göttliche ist, die die All-Liebende, allsegnende Mutter, die allerfüllende göttliche Wirklichkeit ist.

17. Tag

Du musst mit hundertprozentiger Aufrichtigkeit und der ganzen Kraft deines Herzens nach dem allbarmherzigen Göttlichen schreien; aber nicht nur das: Du musst das Göttliche ständig vor deinem geistigen Auge haben.

18. Tag

Gott ist ein Wunder, das größte Wunder, ein Wunder so groß, dass wir es vergessen und uns in einer Welt des Flitterwerks verlieren. Gott ist ein Licht, das ewig leuchtet und jenseits aller Beschreibung ist.

19. Tag

Das Mantra zu wiederholen, aber nach weltlichen Dingen Ausschau zu halten, anstatt dem Göttlichen ins Gesicht zu blicken - das ist ein Fehler.

20. Tag

Der menschliche Geist ist so geartet, dass er stets nach unten tendiert und vom Ziel - dem Göttlichen - wegwandert. Deshalb muss er immer und immer wieder zurückgebracht werden und auf das Göttliche ausgerichtet werden.

21. Tag

Angenommen, es gäbe einen herrlichen Palast, aber niemand lebte darin. Welchen Wert hätte dann der Palast? - Er wäre völlig bedeutungslos! Der Palast ist wunderbar, wenn jemand darin lebt, jemand der den Wert und die Schönheit des Palastes erkennen kann.

Wie mit dem Palast, so ist es auch mit dem Universum. Wenn es kein beobachtendes und erfahrendes Prinzip gäbe, verlöre das Universum seinen Wert und seine Bedeutung. Nichts hätte dann irgend einen Wert.

 

22. Tag

Lege eine Goldkette um den Hals eines Toten und wertvolle Diamanten auf seinen Körper - er wird sich nicht daran freuen! Für ihn haben sie nicht mehr Wert als eine Handvoll Staub.

Wenn aber jemand - ein lebendiges, wahrnehmendes Prinzip - im Körper wohnt, dann genügt es schon, ihm ein Stück Schokolade zu reichen, und er lächelt.

Es ist die Gegenwart dieses Prinzips, das allem Wert verleiht. Wenn dieses da ist, dann gewinnt alles andere erst seinen Wert - einiges mehr, anderes weniger.

23. Tag

Wenn Gott nicht in der Welt anwesend wäre, wäre die ganze Welt nicht mehr als ein wenig Erde. Es ist das Bewusstsein, das allen Dingen ihren Wert verleiht. Der Leichnam oder der schlafende Mensch besitzt keine bewusste Wahrnehmung und darum keine Möglichkeit, Werte zu erkennen oder sich an irgend etwas zu freuen.

Das Wichtigste ist deshalb das Bewusstsein, das Leben, das Göttliche. Das ganze Universum ist vom Göttlichen beseelt. Wenn du das Göttliche wegnimmst, ist die Welt nur noch Asche. Suche also in erster Linie das Göttliche. Es ist das Göttliche, das allen Dingen Wert und Schönheit verleiht.

24. Tag

Es ist das göttliche Bewusstsein, das das Leben allen Lebens ist, die Seele aller Seelen, die Intelligenz aller Intelligenz. Wo kein Bewusstsein ist, ist nichts. Und Bewusstsein ist Gott. Wenn du alles haben willst, musst du dich zuerst an Gott wenden, und du wirst alles haben. Das was am Wichtigsten im Leben ist, ist Gott, der alle Werte Spendende, der Allbeobachtende, der alle Schönheit Zeugende.

Verehre das Göttliche überall als Bewusstsein. Wo immer ein Wesen atmet, erkenne die Gegenwart Gottes. Das Göttliche ist in allen Wesen als Bewusstsein gegenwärtig.

Suche dieses Göttliche vor allem anderen.

25. Tag

Bewusstsein ist Gott. Bewusstsein erschafft alles. Sieh dir den Traum als Beispiel an: Alles kann im Traum erschaffen werden. Die Nahrung, die du im Traum zu dir nimmst, der Regenbogen, den du siehst, die Äpfel an den Bäumen - sie alle werden von deinem Bewusstsein im Traum erschaffen. Alles besteht aus Bewusstsein, ist aus Bewusstsein gemacht. Bewusstsein ist der Schöpfer und kann eine endlose Zahl von Welten erschaffen. Wenn du Bewusstsein hast, können endlos Gedanken und Gefühle in dir aufsteigen, kannst du endlos Erfahrungen haben. Alles ist möglich. Aber wo kein Bewusstsein ist, ist nichts. Bewusstsein ist alles.

 

26. Tag

Das Göttliche ist alles. Erkenne das Göttliche überall, so wie du überall Bewusstsein erkennen kannst. Es gibt keinen Ort, an dem nicht Bewusstsein anwesend wäre. Es ist nicht nur im Menschen, sondern auch außerhalb von ihm. Das ganze Universum ist erfüllt vom Bewusstsein des Göttlichen.

Versuche eine Erfahrung des Göttlichen zu erlangen; sei im Bewusstsein des Göttlichen verwurzelt, was du auch tust, wo du auch bist!

27. Tag

Durch beständige Mantrawiederholung wird das innere Wesen zu seiner grundlegenden und wahren Natur erweckt. Wie ist diese beschaffen? Sie ist eine Unendlichkeit von Bewusstsein, Freude, Frieden und Schönheit. Das innere Wesen ist zeitlos und ewig.

28. Tag

Es gibt viele Arten und Ordnungen von Zeit. Was für den Menschen tausend Jahre sind, ist für Wesen in der höheren geistigen Welt nur ein einziger Tag. Von ihrem Standpunkt aus ist eine Lebenszeit von hundert Erdenjahren in etwas mehr als zwei Stunden vorbei.

So kurz ist unser Leben, und deshalb versucht der geistige Mensch, das Zeitlose in diesem Leben zu erfahren - das Zeitlose, in dem es weder Tag noch Nacht gibt, sondern nur ewiges Licht, ewige Freude, ewige Schönheit, ewige Vollkommenheit - ein ewiges Paradies.

 

29. Tag

In der Zeit gefangen zu sein ist eine tyrannische Sklaverei. Bedenke dies und verehre das Zeitlose, Ewige, Allvollkommene.

30. Tag

Es ist ein Vergnügen, eine Tragödie im Kino anzuschauen, aber wenn uns selbst das Gleiche passiert, ist es ein großes Unglück. Der geistige Mensch nimmt Abstand von der tragischen Geschichte des Lebens, aber auch von den vergnüglichen, angenehmen Dingen des Lebens. Wenn das Bewusstsein den nötigen Abstand von den Ereignissen hat, wird es nicht von ihnen berührt. Das ist nur der erste Schritt in Richtung auf die Erfahrung der Zeitlosigkeit. Alles spielt sich innerhalb von Raum und Zeit ab, sei es nun die subjektive Welt innen oder die objektive Welt außen. Alles in Raum und Zeit ist begrenzt, problematisch, hat Anfang und Ende. Wenn Raum und Zeit verschwinden, verschwinden auch die Probleme. Es ist die Zeit, die ständig die Geschichten des Lebens entfaltet. Zeit ist die Ursache von Geburt und Tod, die Ursache des Zerfallsprozesses. In dem Augenblick, wo etwas geboren wird, beginnt auch schon der Prozess des Zerfalls.

31. Tag

Selbst im Wachstumsprozess ist ein Prozess des Zerfalls enthalten. Jeder Schritt nach vorn scheint ein Schritt zurück zu sein. Die Zeit ist also ein destruktiver Prozess. Raum und Zeit sind die Ursachen jeder Art von Begrenzung.

Die Wiederholung des Mantra und Hingabe zum Göttlichen führen zur Überwindung von Raum und Zeit und zu einer Erfahrung des Göttlichen, des Ewigen. Und weil das Göttliche das Ewige ist, gibt es in Ihm keinen Zeitprozess. Wäre das Göttliche dem Zeitprozess ausgesetzt, wäre Es begrenzt und dem Untergang geweiht. Alles, was einen Anfang hat, hat auch ein Ende. Gott allein hat weder Anfang noch Ende. Er ist allvollkommen, unendlich und absolut.

 

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Juli 1995

Monatliche Zeitschrift,
Jahrgang 20, Nr. 225

Herausgeber: Omkarananda Ashram
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CH 8400 Winterthur

Tel: 052 - 202 19 03

Druck und Versand:
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