Swami Omkarananda

Gedanken zum Tag

Februar 1992

 

Kalender Jan2000



 

1. Tag

Vernünftig zu sein in einer unvernünftigen Welt, von Weisheit geleitet zu sein in einer Welt, die gewöhnlich von Unwissenheit regiert wird, das Unsichtbare wahrzunehmen in einer Welt der Sichtbarkeit und Körperlichkeit, das Unvergängliche zu berühren, während man in einem vergänglichen Körper lebt, die Wahrheit zu kennen, während man in einer Welt der Unwahrheit und Täuschung lebt: Das ist die wahre Würde des Menschen. Das ist von erstrangiger Bedeutung!

2. Tag

Nicht um zu vergehen, sondern um das immerwährende Leben hier und jetzt zu erfahren, leben wir: das ist das Versprechen der Religion, das ist die Möglichkeit wissenschaftlicher Entwicklung.

3. Tag

Jedes begrenzte Individuum trägt in sich eine Tendenz zum Unbegrenzten; jeder unvollkommene Mensch trägt in sich ein unvergängliches Sehnen nach Vollkommenheit.

Es liegt in der Struktur des menschlichen Individuums, grösser zu werden als es gegenwärtig ist, nach dem Grössten, dem Höchsten zu streben. Das Grösste und Höchste ist Gott, wie die Religion Ihn nennt, oder die Wahrheit, von der die Wissenschaft spricht.

4. Tag

Die wahre Würde, der wahre Wert des menschlichen Lebens, liegt in der Entfaltung von Vernunft, Liebe, Hingabe und höherer Kräfte der Wahrnehmung.

 

5. Tag

Die Suche nach Gott ist eine wissenschaftliche Angelegenheit, doch fordert sie uns mehr ab als das wissenschaftliche Forschen: sie verlangt die Umwandlung der gesamten Persönlichkeit.

 

6. Tag

Die Wissenschaft versucht die verborgenen Wirklichkeiten des Universums zu ergründen, während die wahre Religion auf der Suche nach der höchsten, verborgenen Wahrheit des Universums ist.

7. Tag

Das letzte und höchste Ziel wissenschaftlicher sowie religiöser Bemühungen ist ein und dasselbe: die letzte Wirklichkeit, das, was das ganze Universum ins Dasein gebracht hat und erhält.

8. Tag

Die höchste Wirklichkeit hat viele Dimensionen. Sie ist nicht eine abstrakte, sondern eine höchst lebendige Wirklichkeit. Sie ist äusserst lebendig in allen Dingen; sie ist das Herz-Zentrum von allem, was lebt. Sie hat Millionen Augen, Millionen Ohren, Millionen Körper.

9. Tag

Die höchste Wirklichkeit ist gleichzeitig bei jedem Einzelnen, überall auf der ganzen Welt; überall auf allen Sternen; überall, in jeder winzigen Ecke des Universums und jenseits desselben.

10. Tag

Die höchste Wirklichkeit, diese herrliche Wirklichkeit, hat unbegrenzte Beziehungen mit uns - vielmehr noch: Sie ist die eigentliche Essenz unseres Seins, das Herz unseres Herzens, die Intelligenz unserer Intelligenz, das Genie unseres Genies, die Seele unserer Seele.

11. Tag

Die wissenschaftliche Erkenntnis reduziert die Materie zu einem blossen Nebel - zu nichts. Das Herz des Heiligen löst die Materie in Geist auf. Hier, in diesem Raum, erfährt es die raumlose Wirklichkeit.

12. Tag

Die Zeit, die für die Wissenschaft ein grosses Problem darstellt, ist für die Intelligenz des Menschen der Gotterfahrung gar kein Problem. Er sieht die Seele der Zeit in der zeitlosen Ewigkeit.

13. Tag

Das zeitliche Geschehen kann nicht ohne den Hintergrund der zeitlosen Wirklichkeit stattfinden. Je schärfer die Vernunft, und je unnachgiebiger unser Fragen und Forschen ist, desto schneller werden wir den raum- und zeitlosen Hintergrund von Raum und Zeit entdecken.

14. Tag

Das Herz des Heiligen entdeckt die raumlose Wirklichkeit im Raum. Das ist das Höchste, was wir in bezug auf das Phänomen des Raumes erreichen können.

15. Tag

Wissenschaftliche Wahrheiten, die sich ständig ändern, sind überhaupt keine Wahrheiten. Deshalb muss gesagt werden, dass es nur eine Wissenschaft geben kann: die zentrale Wissenschaft der göttlichen Wahrheit, der letzten Wirklichkeit oder Existenz.

16. Tag

Wir können nichts als unwirklich zurückweisen, ohne es gründlich und genügend erforscht zu haben. Es ist eine Feststellung der Unwissenheit zu sagen, es gäbe kein Leben auf anderen Planeten, und die Erde sei alles.

Was die Existenz anderer Welten betrifft, wäre jedes Leugnen Unsinn, denn solches Leugnen ist nur möglich, wenn wir den strahlenden Wahrheiten und Wirklichkeiten gegenüber blind bleiben wollen.

Es gibt unsichtbare Welten, die unsere Welt durchdringen. Selbst das sichtbare, materielle Universum ist unermesslich und grenzenlos in seinen Dimensionen. Um wieviel grenzenloser und wundersamer muss nicht das unsichtbare Universum sein, das die Ursache des sichtbaren Universums ist?

17. Tag

Der heutige Mensch ist bewusstseinsmässig so sehr in der materiellen Welt im Körper eingeschlossen, dass er die Existenz des Geistes schlechthin anzweifelt. Und das, was die Wirklichkeit der Wirklichkeiten ist, der Sitz der Intelligenz, die Seele der Gedanken, die Quelle des Lebens und des Lichtes, wird als unwirklich zurückgewiesen. Das ist menschliche Unwissenheit, die Quelle von Unglück trotz allen technischen Fortschritts.

18. Tag

Was die Menschen brauchen, ist Weisheit, Kultur, eine tiefere Wahrnehmungsfähigkeit, höhere Werte. Niemand kann je das Verlangen nach Frieden, Glück, Freiheit, immer grösserer Erkenntnis und das Streben nach höheren Werten im Herzen des Menschen auslöschen.

19. Tag

Der Mensch hat eine unendliche Bestimmung vor sich. Diese Idee der Menschheit vorzuenthalten, wäre eine grosse Sünde.

Unglücklichsein, Sorge, Übel, Leiden und Unwissenheit sind nicht normal und natürlich und haben ihre Wurzeln nicht in der Konstitution des Menschen. Unsterblichkeit ist das natürliche, göttliche Geschick des Menschen, und daher kommt es, dass der Mensch bewusst oder unbewusst danach strebt.

 

20. Tag

Die fundamentalen Probleme im Leben des Menschen werden von Gemüt und Natur des Menschen selbst verursacht. Für äussere Schwierigkeiten und Irrwege der gegenwärtigen Menschheit lassen sich immer innere Ursachen finden. Um Probleme und Schwierigkeiten aus dem Weg zu schaffen, ist daher eine Korrektur und Umwandlung des Gemüts erforderlich, das der Verursacher jener Probleme ist.

21. Tag

Die letzte Wirklichkeit ist überall zugegen.

Die Luft, die wir atmen, befindet sich innerhalb dieser Wirklichkeit.

22. Tag

So wie die Luft unentbehrlich ist für unser äusseres Sein und Leben, so ist das Göttliche unentbehrlich für unser eigentliches Sein, das hinter der äusseren Existenz verborgen ist.

23. Tag

Das Göttliche ist der höchste Erhalter von allem und jedem; wenn wir das nicht sehen, so liegt es an der Begrenztheit unserer Wahrnehmung, und wir haben nicht das Recht, Seine Existenz abzustreiten.

24. Tag

Der Raum entsteht und vergeht im Göttlichen, in der grenzenlosen göttlichen Intelligenz. Schau den Himmel an: Wolken kommen und verschwinden wieder. Die Wolken der Universen erscheinen und vergehen. Das wiederholt sich in endlosem Reigen. So wirkt die göttliche Intelligenz.

25. Tag

Intuition, Hingabe, Offenbarung, Erleuchtung, das sind alles Möglichkeiten zur Wahrnehmung der höchsten, göttlichen Wahrheit. Doch auch die Vernunft, in ihrer reinen Form, in der Schärfe ihrer Wahrnehmungskraft, sowie die Wissenschaft in ihrem höchsten Entwicklungsgrad, können als Methoden zur Erfahrung der Wahrheit dienen.

 

26. Tag

Das Wissen vom Göttlichen löst die Dunkelheit auf, die die Ursache aller menschlichen Schwierigkeiten ist. Im Licht des Wissens vom Göttlichen wird das Unbewusste mehr und mehr verfeinert und gereinigt; die Angst um Gegenwart und Zukunft werden verschwinden. Der Mensch legt seine Vorstellung als Geschöpf der Materie oder der Natur ab und erkennt sich selbst als ein Licht im Licht des Göttlichen.

27. Tag

Dass überall um uns herum Luft ist, ist eine Tatsache; dass die Luft im Raum enthalten ist, ist eine weitere Tatsache. Dass der Raum in einem Prinzip ruht, das wir Wahrheit oder göttliche Intelligenz nennen, ist die endgültige Tatsache, das endgültige Prinzip, die endgültige Wahrheit.

28. Tag

Alle Erfahrungen gründen sich auf den Raum. Die Existenz des Raumes aber gründet sich auf das Göttliche. Ohne das Göttliche ist keine Erfahrung möglich, da das Göttliche die Basis aller Erfahrungen ist.

 

29. Tag

Was ist das Höchste und Grösste in der ganzen Welt?

Es ist der Raum. Alles befindet sich im Raum; alle Universen existieren im Raum. Der Raum ist grösser als irgend etwas in der Schöpfung; er ist grösser als die Schöpfung. Kein "Ding" seiend, erhält er doch alles. Er ist so fein, dass man ihn nicht verbrennen, zerschneiden oder verschmutzen kann. Rein äusserlich gesehen, ist der Raum die höchste Wirklichkeit. Er ist ein sichtbarer Ausdruck des Göttlichen - eine mächtige Schöpfung. Er ist immer rein, unzerstörbar, selbst wenn Welten zusammenstossen.

Feiner als der Raum ist das Göttliche. Näher als der Raum ist Dir das Göttliche!

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Februar 1992

Monatliche Zeitschrift,
Jahrgang 17, Nr. 184

World Wide Web Edition 2007