OM, das göttliche Wort, besteht aus einer einzigen Silbe, die drei Buchstaben oder Laute umfasst. Im Sanskrit wird es AUM geschrieben; doch entspricht die Aussprache dem Wort OM. Sprachwissenschaftlich betrachtet umfasst OM in seiner dreifachen 'mora' (= kleinste Zeiteinheit, der Dauer einer kurzen Silbe entsprechend) die ganze Skala der Klangphänomene und zeichnet sich dadurch aus, dass sie von allen Silben aller Sprachen die einzige ist, die als Einzelsilbe Gegenstand wissenschaftlicher Forschung wurde.
Die Silbe OM lässt durch Vermittlung der menschlichen Stimme den zeitlosen mystischen Widerhall des uranfänglichen schöpferischen Wirkwortes des Unendlichen in der Begrenztheit von Zeit und Raum im Schöpfungsganzen erklingen. Dies ist es, was OM eine hervorragende, ja einmalige Ausnahmestellung unter allen Namen, mit denen das Göttliche auf Erden je benannt wurde, zuweist, nämlich als sublimer Urlaut das unendliche Göttliche selbst namhaft zu machen, dem das tastende Suchen und anbetende Streben des Menschengeistes sonst Namen nur nach dieser oder jener Seiner Attribute, je nach Erfassen, verlieh.
Philosophisch betrachtet ist OM nicht so sehr eine beschreibende Bezeichnung als vielmehr das bestimmende Wesen und der organische Selbstausdruck der unzerstörbaren Realität, genannt 'Akshara'.
Kosmogonisch (d.h., die Lehre über die Entstehung des Weltalls betreffend) und kosmologisch (d.h., was die Lehre über die Erforschung und Entwicklung des Weltalls betrifft) gesehen, ist OM das Urbild der Schöpferkraft, des Logos, nicht im Sinne des Philo, sondern in der Form, wie er von der erleuchteten Seele der alten Seher erschaut und erfahren wird. Es ist das schöpferische und das offenbarende Göttliche Wort, die unfassbar subtile ursprüngliche Klangform, die sich selbst aus Licht erschafft, im Sanskrit 'Tejas' genannt, erfüllt mit der ursprünglichen und letztendlichen Energie, welche fortwährend Billionen von Universen formt, erhält und wieder in sich zurücknimmt und die allem Gewordenen innewohnt als Rhythmus, Vernunft, Gesetz, als Klang-Licht-Kontinuum, das sich in einer Stufenfolge darstellt, als erster Grundgedanke, Wille, Selbstbewusstseins-Einheit, als grosses, sich selbst organisierendes Bewusstsein.
Das Wort OM allein genügt, um alle Geheimnisse des Daseins zu erschliessen. Manche Menschen hier im Westen glauben, dass die OM-Wiederholung nur eine unter anderen Methoden sei, um Gott näherzukommen. OM ist aber tatsächlich ein unermesslicher Ozean, und selbst wenn unser Wissen über OM sehr gross ist, dann ist es doch nur einem Tropfen vergleichbar.
Die Unwissenheit über die wirkliche Bedeutung, den Wert, das Licht, das in OM niedergelegt ist, hält uns nicht davor zurück, uns am Genuss der machtvollen geistigen Auswirkungen seiner Wiederholung zu erfreuen.
Indem Du OM wiederholst, berührt Dein inneres Wesen den ganzen Kosmos. Das Wesen des OM ist zugleich das Wesen des Bildes Gottes in Dir und das Wesen des Göttlichen im ganzen Kosmos. Wenn Du OM sagst, wird das Göttliche in Dir und das Göttliche im Kosmos eins; Deine Seele weitet sich und wird unendlich. Durch den Einfluss der mystischen Silbe OM wird Dein ganzes Wesen unendlich und göttlich, und es lösen sich die Knoten menschlicher Unwissenheit.
In ontologischer Sicht (d.h., die Lehre vom Sein, von den Ordnungs-, Begriffs- und Wesensbestimmungen des Seienden betreffend) ist OM in seinem 'mora'-losen, sprach-, namen- und klanglosen Aspekt das nicht-manifeste Transzendente. Durch die Einzigartigkeit seines von Anfang an doppelten Status überwindet es die Hürden der dualistischen Prinzipien sowohl in der platonischen als auch in anderen Kosmogonien und bietet sich - durch seinen sowohl innerlich als auch äusserlich wissenschaftlichen Charakter - als die einzige Grundlage einer integralen Philosophie des Lebens und Handelns an.
Therapeutisch angewendet, haben verschiedene und wiederholt durchgeführte Experimente mit den Schwingungen des OM heilende und beruhigende Wirkungen erzielt.
Psychologisch betrachtet ergibt die unaufhörliche geistige Wiederholung dieses schöpferischen Wortes einen heilsamen und die Persönlichkeit integrierenden Effekt, der - physiologisch gesehen - eine tiefe Spur im Gehirn hinterlässt. Dies bewirkt eine Sublimation der konativen Substanz (der Strebungen) und eine Umwandlung der gröberen Gemütsenergien, die schliesslich einen bewusstseinsfördernden und -formenden Einfluss auf das innere Leben ausüben.
Im seelischen Bereich lösen fortgeschrittene Yoga-Schüler, kraft ihrer Meisterschaft in der Wiederholung der Silbe OM, rhythmische innere Schwingungen aus und regulieren damit das unregelmässige Strömen der Lebenskraft, die unsteten und disharmonischen Vibrationen der fünf 'Hüllen' oder Schichten. Dadurch stellen sie ein seltenes Gleichgewicht und einen Ausgleich der mentalen Funktionen her und versuchen so, die Nervenzentren zu treffen und die in ihnen schlummernden Kräfte zu wecken.
Was das parapsychologische, astrale und supraterrestrische Gebiet anbelangt, so entdeckten die alten Weisen, die der kontemplativen Schau und der Glückseligkeitserfahrung teilhaft waren und die den Vorteil hatten, mit Hilfe ausserwissenschaftlicher Fähigkeiten spezielle Untersuchungen über die psychologischen, psychischen, okkulten und spirituellen Kräfte der geheimnisvollen und mystischen Silbe durchführen zu können, dass diese Silbe die ihr innewohnende Bewusstseinskraft aus sich entlässt, wenn sie in Übereinstimmung mit den vorgeschriebenen Regeln intoniert und durch das Wirken eines gereinigten Herzens verstärkt wird.
Dieses Singen des OM kann nicht nur den ganzen Menschen auf allen seinen bewussten und unbewussten Ebenen vollkommen umwandeln und in ihm die Kraft des Überbewusstseins aktivieren, sondern es kann ihm auch helfen, durch die unstofflichen und ausserordentlich feinen Wellen, die in den so erzeugten Schwingungen verborgen liegen, die Bewohner anderer Welten zu erreichen oder zu beeinflussen. Es vermag das Herz der Gottheit selbst zu rühren, zu erfreuen und es zu bewegen, ihn mit seiner Gnade zu überströmen.
In der Musik bildet das OM das Substrat aller sieben Noten, und in einer der ihm vorangehenden höheren Seinsstufe seiner Selbstdarstellung bietet es sich als die uranfängliche Sphärenmusik dar, subtiler noch als jene der grossartigen Shakespearschen Konzeption und süsser noch als die himmlische Musik, welche der dichterische Genius Milton 'akustisch hörbar' wahrgenommen hat; doch ist dieser Ton nur dem inneren Gehör vollendeter Yogis zugänglich. Transzendent betrachtet zeigt es sich als 'Nada-Brahman', als die absolute Melodie, die unter ihre Verehrer einen so erhabenen indischen Beethoven wie Tyagaraja zählen kann.
Methodologisch beherrscht die Silbe OM - mit aller Ausschliesslichkeit - eine unabhängige Schulrichtung für Klangmystik namens 'Nada-Yoga'. Die Silbe spielt ausserdem eine beherrschende Rolle im philosophischen System der Vedas, in den verschiedenen Yoga-Systemen, im Tantra-Sadhana und wird von den Upanishaden wieder und wieder verherrlicht. Grosse Wahrheitssucher meditieren über sie, über die Summe ihrer tiefsten Gehalte und über ihre umfassendste Bedeutung, welche - wie die Tradition behauptet - selbst für so grosse Weise wie Brihaspati und Vasishta schwer zu beschreiben sind. Die heiligen Bücher der Wahrheit sprechen von der Silbe OM auch in Bildern. Sie bezeichnen OM als Bogen, als Pfeil oder als Schiff, die die Seele des Menschen in den Schoss des Ewigen und Unendlichen tragen, in den Schoss dessen, das Es selbst ist.
OM - Das Wort der Ewigkeit, das Schöpfungswort. Das Schöpfungswort 'Es werde Licht', mit dem Johannes sein Evangelium (Im Anfang war das Wort) und auch seinen bedeutungsvollen Brief einleitet, wo er 'vom Wort des Lebens' (1. Joh. 1,1) spricht, erscheint in der Offenbarung des Johannes wieder als das A und O (Offb. 1,8), als 'der treue Zeuge, der Amen heisst' (Offb. 3,14). Das 'Ja und Amen', das hier wie auch sonst im alten Israel das Gebet bekräftigt, ist ganz offensichtlich dem OM laut- und sinnverwandt.
Ein wissenschaftlicher Beweis:
Was ist die Grundlage all dessen, was in den Bereich unserer Sinneserfahrung tritt? Wir sind ja geneigt, uns vor allem auf das zu verlassen, was unsere Sinne melden, auch wenn es um uns her eine Vielzahl von Wellen gibt, auf die unsere Sinne nicht ansprechen. Denken wir nur an die elektro-magnetischen Wellen, die von Rundfunk- und Fernsehstationen ausgesandt werden und zu deren Empfang wir einen Radioapparat oder ein Fernsehgerät benötigen. Dass wir Gott mit unseren leiblichen Augen und unserem gegenwärtigen Sinnesvermögen nicht sehen, ist noch lange kein Beweis, dass es Ihn nicht gibt. Oft genug ist das Unsichtbare das, was von grösserer Wirklichkeit ist, und Gott ist das Wirklichste alles Wirklichen, auch wenn wir Ihn nicht sehen. Wenn wir innerlich rein sind, fühlen wir Ihn, und es gab überall auf der Welt auch solche, die Ihn sehen konnten. In ganz verschiedenen Weltteilen, in ganz verschiedenen Religionen, zu verschiedenen Zeiten wurden immer wieder ähnliche Aussagen über die Erfahrung des Göttlichen und über dessen Wesen gemacht. Die überraschend grosse Übereinstimmung solcher Aussagen ist an sich schon ein wissenschaftlich gültiger Beweis, auch wenn die Wissenschaft auf ihrer gegenwärtigen Entwicklungsstufe nicht fähig ist, diese Tatsache anzuerkennen. Sie wird weiter voranschreiten und diese auf das innerste Wesen des Menschen bezogene Tatsache, wie auch seine Fähigkeit zur Gotterfahrung, erkennen.
Wir sehen nicht die Luft, doch wenn uns der Wind entgegenbläst, sehen wir, wie unsere Kleider sich bewegen, und wir fühlen den Druck auf der Haut. Zwar sind wir mit dem menschlichen Denken und Fühlen nicht fähig, Gott zu erkennen, selbst wenn wir unsere Sinne schärfen; doch es gibt andere Fähigkeiten und Kräfte in uns, die die Wirklichkeit und das Dasein Gottes zu erschliessen vermögen. Wir sollen sie zur Entfaltung bringen. Diese Kräfte und Fähigkeiten müssen erweckt und wirksam werden - nur durch sie ist eine direkte Gotterfahrung möglich.
Das raum- und zeitlose Bewusstsein Im Schlafzustand sind wir uns weder des Körpers noch der Aussenwelt bewusst. Der Körper ist in Ruhestellung und das menschliche Denken hat seine Aktivitäten eingestellt. Wir wissen nicht, wieviel Uhr es ist. Wir wissen auch nicht, dass wir schlafen. Die Erkenntnis dieser Tatsachen ist ausgeschaltet. Es ist Nacht und wir befinden uns im Tiefschlaf.
Plötzlich taucht ein Traum auf: Der Träumer fühlt und spürt, dass es neun Uhr morgens und strahlender Sonnenschein ist. Er ist jung, 20 Jahre alt, und befindet sich im tropischen Urwald Afrikas. Er erlebt, wie er im Traum auf einem Urwaldpfad dahinschreitet. Die Sonne brennt. Er stösst auf Wild, einige Waldtiere kreuzen den Pfad.
Plötzlich kommt jemand ins Zimmer - der Traum wird unterbrochen. Angenommen, bei dem Träumenden handelt es sich um eine Frau. Sie träumte, sie wäre ein junger Mann, der im afrikanischen Urwald jenen wilden Tieren begegnete. Wer hat diese phantastischen Bilder erschaffen, die so wahrheitsgetreu schienen? Ist es das Bewusstsein, die Seele, der Geist, das Gemüt in jener Frau - ein kleinwinziges Etwas, das die Hitze, die Sonne und die ganze Szenerie des Urwaldes hervorgebracht hat? War das nicht nur eine von vielen Möglichkeiten - ein grossartiger Selbstausdruck der Macht des Geistes in der Träumerin?
Ebenso hat OM, das ein kleinwinziges Etwas ist, all diese weiten, unermesslichen Räume des Universums, die ganze Schöpfung und alle Zeit, die all die Vorgänge im Universum begleitet, hervorgebracht. Sie alle sind aus dem kleinwinzigen OM hervorgegangen. Was ist unendlich in seinem Ausdruck? - In den Upanishaden heisst es: "Gott als die höchste Wirklichkeit ist kleiner als das Kleinste und grösser als der unendliche Weltraum." Ist dies nicht ein Paradox?
Die OM-Schwingung Eines der wichtigsten Teilbereiche der modernen Wissenschaft ist die Schwingungslehre (Kymatik), die Wellenmechanik oder Wellenphysik. Alle Energie ist wellenförmig. Auch die Materie ist letztlich Schwingung. Im Herzen dieser Schwingung, subtiler als all diese Vibrationen, die von der Naturwissenschaft entdeckt wurden, ist die unsichtbare, die göttliche Schwingung, die OM-Schwingung. Das OM hat alle Universen ins Dasein gerufen. Das OM erhält alle Universen im Dasein. OM und das schöpferische Prinzip - alles ist ein und dasselbe. Wer hier Unterschiede erblickt, beweist nur seine Unkenntnis, beweist, dass er die Natur der Wirklichkeit nicht kennt. Wer glaubt, Gott oder OM besitze irgend ein Geschlecht, sei männlich oder weiblich, ist nicht weise; was in uns einer solchen Meinung anhängen kann, gehört dem Vergänglichen an und vergeht.
All diese höchsten Geheimnisse des unendlichen Bewusstseins, all die Möglichkeiten und Kräfte des absoluten Bewusstseins liegen im OM. Es ist etwas, das vom inneren Ohr jener vernommen wird, die bewusst im unmittelbarem Kontakt mit Gott sind. Darum ist OM der Schlüssel für die ganze Wirklichkeit des Unendlichen. Die mystische Intelligenz hat in ihren Verzückungen und ihrem ekstatischen Gotterleben entdeckt, dass Gott sich sowohl im Ton als auch in der Stille offenbart - allerdings nicht in einem Ton, wie er unserem Ohr vertraut ist. Dieser mystische Ton ist dem leiblichen Ohr nicht vernehmbar. Die Wissenschaft belehrt uns darüber, dass sehr tiefe und sehr hohe Geräusche nicht mehr vom menschlichen Ohr wahrgenommen werden. Auch nimmt unser Ohr nur Schwingungen wahr. Dieses armselige Hörvermögen des Menschen ist im grossen Ganzen nur zur Umweltorientierung geeignet und - abgesehen vom musikalischen Phänomen - für höhere Zwecke geistiger Entwicklung von geringem Nutzen.
Der unhörbare Gotteston und die Einheit des Kosmos Musik ist das machtvollste Instrument der Gotterfahrung, die grösste Wunderwirkerin. Musik entspringt dem Wort, von dem es heisst, es war bei Gott und ist bei Gott und ist selbst Gott. Dieses Wort ist OM, der Ursprung aller Erkenntnis, die Quelle aller Musik, aller Schöpfung, aller Genialität, aller Schönheit, aller Macht, allen Lebens, aller Intelligenz.
Das eigentliche Wesen des göttlichen Lichts, des höchsten Bewusstseins in unserem Inneren, ist unendliche Melodie. Alle musikalischen Formen sind davon abgeleitet. Musik ist eine grosse Macht. Je edler und vollendeter sie ist, umso mehr veredelt und erhebt sie. Danke Gott für die Erscheinung der Musik, denn sie kann Instrument sein, um die wilde menschliche Natur zu zähmen, die niederen Tendenzen in höhere umzuwandeln, sich rascher auf das Göttliche zu konzentrieren! Erkenne den Wert edler, erhebender Musik! Bringe aber auch alle Töne, die Du im täglichen Leben hörst, mit der Musik Gottes in Verbindung! Selbst der Lärm von Maschinen lässt sich mit dem Göttlichen assoziieren. Mache Dein Leben selbst zu einer musikalischen Grösse, ganz gleich, wie die äusseren Umstände sind!
Wenn wir in einem grossen Raum einen feinen, leisen Ton erzeugen, dann können ihn nur wenige, die dicht dabei sind, vernehmen. Die Menschen im Hintergrund können ihn nicht hören, weil der Ton nicht laut genug war. Denke jedoch nicht, dass die Tonwellen sie nicht erreicht haben; sie haben ja bereits das ganze All durchdrungen. Allerdings haben die Tonwellen auf ihrem Weg sehr rasch ihren Lautcharakter und ihre Lautstärke verloren. Sie wurden für das menschliche Ohr, dessen Möglichkeiten sehr begrenzt sind, unhörbar. Angenommen, es befindet sich ein feines, wissenschaftliches Instrument in diesem Raum, so könnten diese Töne eingefangen und in einer für das menschliche Ohr hörbaren Form wiedergegeben werden.
Oder angenommen, ein psychisch sehr hochentwickelter Mensch stehe in inniger Verbindung mit einem anderen, der sich in Australien oder in Amerika befindet, und dieser weine dort. Sofort kann es der Sensitive hören. Was vom äusseren Hören nicht vernommen wird, ist doch vom subtileren inneren, psychischen Gehör empfunden worden.
So kann ein Ton, der schon am anderen Ende des gleichen Zimmers nicht mehr zu hören ist, doch jenseits aller Sterne wahrgenommen werden; denn der ganze Kosmos ist eine einzige, organisch verbundene Einheit. Alles, was hier geschieht, tritt überall zugleich zutage. Unsere menschlichen Sinnesorgane sind so sehr begrenzt, dass wir diese Wahrheit nicht erkennen können. Die Wissenschaft jedoch sagt uns, dass wir nur ein schmales Wellenband, nur einen kleinen Ausschnitt aus Millionen von Tönen hören, die ständig durch das Universum schwingen. Gott jedoch, als die allgegenwärtige Intelligenz, hört sofort jeden Ton, der in der kleinsten Ecke des Universums hervorgebracht wird. Sein Gehör ist unbegrenzt und bedingungslos.
Obwohl Beethoven in seinen letzten Jahren gänzlich taub war, konnte er Musik vernehmen, die für normale Ohren unhörbar war, konnte er Musikwerke schaffen, die selbst jene früherer Schaffensperioden übertreffen. Wie ist das möglich? Nachdem das äussere Hörvermögen für ihn verloren gegangen war, entfaltete sich in ihm das innere Gehör. Es ist ein grosser Irrtum, wenn wir denken, das äussere Gehör sei für die menschliche Erfahrung die einzige Form des Hörens. Das unendliche und alles hörende Ohr ist ja in uns. Ein Beethoven konnte aufgrund einer gewissen von ihm erreichten inneren Entwicklung das psychische Gehör erlangen. Es gibt aber Menschen - und es hat sie schon immer gegeben -, die noch weit über diese Stufe hinausgelangten, denn sie verfügen über das innere göttliche Gehör. Das göttliche Hören vernimmt alles, hört jeden Ton, ob er vor zehntausend Jahren erzeugt wurde oder erst in zehn Millionen Jahren erklingen wird. Dem unendlichen Gehör sind alle Töne der Vergangenheit wie auch der Zukunft gegenwärtig. Das ist eine mathematisch exakte Wahrheit des inneren Geistes im Menschen. Alles liegt in uns selbst. Wenn wir ernsthaft danach streben, wird das Göttliche in uns die Erfahrung aller Wunder, die in uns verborgen liegen, möglich machen.
OM-Wiederholung Bei der OM-Wiederholung werden Schwingungen erzeugt, die alle dunklen Kräfte aus der Atmosphäre vertreiben. Nichts Dunkles wagt sich in eine Atmosphäre, die von OM-Schwingungen durchdrungen ist.
Die Wiederholung des OM hat vielseitigen Wert. OM entlässt aus sich viele Formen geistiger Energie. Selbst eine Mauer, die am Einstürzen ist, wird eine längere Zeit vor dem Zusammenbruch bewahrt, wenn sie mit OM-Schwingungen aufgeladen ist. Das ist das Geheimnis dieses mystischen Wortes OM. Es schafft Harmonie und Frieden. Es fördert Heiligkeit und Glück. Es ist ein Wort Gottes. Es ist die Form des höchsten geistigen Lautes.
Wenn wir OM wiederholen, wird die Atmosphäre um uns her gereinigt. Unser Gemüt wird ruhiger, und das Herz wird wohltuend belebt.
Bei einigen Menschen scheint das OM indessen nicht zu wirken. Wie ist das möglich? Dies kommt daher, weil sie gleichzeitig mit den geistigen Vibrationen der OM-Wiederholung auch schlechte, negative Schwingungen aussenden. Deshalb wird es bei ihnen längere Zeit brauchen, um die Kraft des OM zu verwirklichen und zu erfahren.
Wer Kölnisch Wasser nimmt, nachdem er seinen Körper gebadet und frischgewaschene Kleider angezogen hat, duftet sicher besser als jemand, der sich mit einer ganzen Flasche Kölnisch Wasser übergiesst, sich aber wochenlang nicht wäscht und seine Kleider nicht wechselt. Die Wirkung ist auch entsprechend geringer. Doch braucht deshalb niemand unglücklich zu sein. Je mehr das OM angewendet wird, umso mehr wird das Wesen gewandelt. Es mag zwei, drei Jahre dauern. Dann beginnt schliesslich auch er zu duften.
Warum mündliche Wiederholung? Die mündliche Wiederholung trägt ihren besonderen Wert in sich. Manchmal verliert das stille Wiederholen im Geiste seine Kraft, weil die Aufmerksamkeit durch das Wirken der Sinne abgelenkt ist. Um dem Einhalt zu gebieten, ist die laute Wiederholung wertvoll; denn mündlich wiederholt, ist der Mund zumindest mit dem Göttlichen beschäftigt und in Zucht gehalten. Man redet nichts Unnützes. Die Ohren hören, was wiederholt wird, und sonst nichts. Dadurch sind auch sie in Zucht genommen. Darüberhinaus wird die Atmosphäre durch die Vibrationen geläutert; denn diese Tonschwingungen sind auch Gedankenschwingungen. Tatsächlich gibt es nichts, was nicht einen Gedankenhintergrund besässe. Tonschwingungen sind Träger von Energieschwingungen, und in den Energieschwingungen sind Lichtschwingungen enthalten. Die Lichtschwingungen tragen Schwingungen des göttlichen Bewusstseins in sich. Somit ist die ganze Mannigfaltigkeit der feinstofflichen Struktur darin einbezogen, und alles wird von der Kraft des göttlichen Bewusstseins berührt. Viele Vorteile sind also mit der mündlichen Wiederholung verbunden. Der Geist erfüllt sich mit dem göttlichen Licht und Bewusstsein, das Innere nimmt ein göttliches Wesen an, ist vom göttlichen Bild und von göttlichen Gedanken beherrscht und wird auf diese Weise umgewandelt; denn das Bewusstsein nimmt die Gestalt an, die wir ihm durch unser Denken geben.
Es gibt ganz verschiedene Arten, die mystische Silbe des OM ertönen zu lassen; es lassen sich, je nach Art der Intonierung, verschiedene Wirkungen erzielen; OM kann kurz oder schnell oder langgezogen gesungen, gesummt oder gehaucht werden, wobei verschiedene Rhythmen, ja Melodien Verwendung finden können. Das beste Ergebnis aber tritt immer dann ein, wenn wir uns des Wesens der Silbe bewusst sind und unser Herz voll Liebe zu Gott und unser Inneres ganz stille geworden ist. Die Art der OM-Wiederholung soll möglichst dem inneren Antrieb entsprechen. So bringt sie uns am schnellsten mit der segnenden Gottgegenwart in Verbindung. Es kann einzeln oder in Gruppen gesungen werden.
Die einhellige Vertiefung in das Eine ist das Geheimnis raschen Fortschritts. In Gott einzutauchen wird möglich, indem man sich selbst völlig vergisst. Wie aber ist dies zu erreichen? Durch intensive OM-Wiederholung! Wenn man nichts mehr hört als das OM, wird es möglich, in einen höheren Bewusstseinszustand einzutreten, zu einer neuen Erfahrungsdimension zu gelangen. Das Bewusstsein des Körpers geht verloren, das Bewusstsein der Umwelt tritt in den Hintergrund. In dem intensiven Rhythmus des OM geht das Bewusstsein der Zeit, das Wissen um Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verloren, und man gelangt auf die Ebene der Zeitlosigkeit, in eine höhere Dimension der Erfahrung, in der man im Göttlichen verweilt. Die Konzentration auf das Göttliche aber ist das Geheimnis der geistigen Entfaltung. Allein das Göttliche vor Augen zu haben, wandelt uns innerlich um.
Wenn irgendwo ein Feuer lodert und man seine Hand nur schnell hindurchführt, geschieht nichts. Hielte man aber die Hand ein wenig länger im Feuer, würde sie verbrennen. So wie die Wirksamkeit des Feuers erst nach einiger Zeit eintritt, so ist es auch mit dem Verweilen in Gott.
Der geistige Mensch lässt sich beständig vom Gefühl der göttlichen Gegenwart tragen, und etwas vom Wundervollsten, was er zu tun vermag, ist: jedes Hindernis in ein Mittel des Fortschritts zu verwandeln. Alle Geräusche, Störungen und Ablenkungen, alle Mühen, Nöte und Schwierigkeiten nähren nur die Flamme seines geistigen Lebens. Sie giessen nur noch Öl ins Feuer seines Gottbewusstseins. Alles wird zu einem Mittel der Bewusstseinsentfaltung.
Göttliche Arbeit im Rhythmus des Schöpfungswortes Der Weise verlässt sich auf die Kräfte des Inneren und nicht auf äussere Dinge, um Frieden, Glück, Inspiration und Fortschritt zu erzielen. Willst Du Begeisterung in Deine Arbeit bringen, dann pflege edles Fühlen, gutes Denken. Hohe Intelligenz wird Dir zuteil, wenn Du bei Deiner Arbeit das Gefühl hast, dass Du ja die Arbeit für Gott verrichtest, den Du über alles und von ganzem Herzen liebst, für Gott den über alles Liebenswerten.
Wenn Du Deine Arbeit beendet hast, sage Deinem Herzen ganz schnell, dass Du nichts getan hast! Fühle Dich sofort völlig entspannt! Das ist die Psychologie der vollkommenen Arbeit. Was den Menschen ermüdet, ist der Gedanke, viel gearbeitet zu haben oder viel Arbeit leisten zu müssen. Singe das OM vor der Arbeit, singe das OM während der Arbeit, laut oder leise, und bringe nach beendeter Arbeit diese sofort mit OM dem Göttlichen dar! Biete sie dem Göttlichen an, und Du bist frei von jeder Bürde. Die Ergebnisse dieser Arbeit vervielfachen sich, weil Du die Arbeit und deren Ergebnisse dem Göttlichen angeboten hast.
Während Du sagst: "Ich habe nichts getan, Gott hat alles getan", fühle, wie Dich die Strahlen des unendlichen Friedens, der Allmacht, der all-heilenden Energie, der Gnade, der Liebe und des Lichts durchdringen! Wie Werkzeuge und Gegenstände immer glänzender werden, je mehr sie benutzt werden, so wird auch der Mensch immer lichter und strahlender durch gute, positive und göttliche Arbeit. Die Kräfte werden durch diese gute göttliche Arbeit mit OM-Begleitung sublimiert, umgeformt und gereinigt. Gemüt und Denken, der Atem - sie alle werden durch gute Arbeit kontrolliert, und vielseitige Segnungen werden uns zuteil.
Lasse OM die ganze Welt durchdringen! Lasse die Schwingungskraft des OM die physikalische Welt durchdringen, lasse sie die mentale Welt durchdringen, lasse sie die psychische und die geistige Welt durchdringen! Lasse sie alle unsichtbaren Welten durchdringen und Dein ganzes Bewusstsein sich in der Mantrakraft bewegen; dann werden alle Welten, auch die unsichtbaren, zum Teil Deiner inneren göttlichen Erfahrung. Die Schleier aller Welten werden verschwinden. Was bleibt, ist die Wahrheit, das Göttliche, das grenzenlose Licht, die bedingungslose Liebe und die unendliche Schönheit. Die unendliche Schönheit ist verzerrt durch die materielle, die psychische und die vitale Welt. Löse alle diese Welten auf und durchdringe sie mit dem OM, um die reine Wahrheit zu erfahren! Fühle Dich von den Fesseln dieser Welten befreit!
Bringe Dich in Übereinstimmung mit der göttlichen Erfahrung als Sein und Atem in allen Wesen! Gott ist überall als Existenz gegenwärtig, als Intelligenz in allen Wesen, als Atem; Er ist als Liebe in den Herzen aller Wesen gegenwärtig. Nun versuche Dich mit dieser unendlichen Existenz, dieser Existenz Gottes als Intelligenz und als Liebe in allen Wesen in Übereinstimmung zu bringen!
Die Hände, die Füsse, der Körper - sie alle sind angefüllt mit der Macht, der Gnade und der Vollkommenheit des Göttlichen. Durch intensive Mantrawiederholung wird das Ausgerichtetsein auf den einen Punkt, das Göttliche, erreicht, und wenn das Bewusstsein auf das Göttliche ausgerichtet ist, dann ist nur eine einzige Erfahrung vorhanden - nämlich das einzige Prinzip all-überall.
Der sündlose Zustand des Inneren besteht darin, nichts anderes zu erblicken als Gottes Gegenwart, Liebe, Licht, Schönheit, Allmacht und Unsterblichkeit.
Der sündhafte Zustand des Gemüts dagegen ist der, in dem Du sagst: "Ich möchte dies und das, doch jenes möchte ich nicht. Diese Dame hasst mich. Ich möchte mir schönere Kleider kaufen. Diesen Menschen mag ich nicht. Diesen Wunsch möchte ich erfüllt haben." Und so geht es immer weiter. Alle derartigen Gefühle sind ein sündhafter Zustand des Gemüts. Ein sündenfreier Zustand des Gemüts dagegen ist jener, in welchem sich die Gefühle auf Gottes Gegenwart und das Licht beziehen.
Wenn es Dir gelingt, den ganzen Tag über im gleichen Gemütszustand wie in der Meditation zu verweilen, wird der sündenfreie Zustand des Inneren ganz natürlich und normal. Es ist jedoch charakteristisch, in alte Gewohnheiten zurückzufallen, und sich von der alten Natur beherrschen zu lassen, sobald man den Meditationsraum verlassen hat. Deshalb halte immer die gleiche Art der Mantrawiederholung aufrecht und verweile im göttlichen Bewusstsein - auch während der Arbeit!
Je grösser die innere Unreinheit, umso weniger lässt sich diese innere Einheit und Wirklichkeit erkennen. Wo göttliche Erkenntnis, wo Reinheit und infolgedessen Weisheit, göttliche Schau ist, da erkennt man Gott, das OM in allem. Sei es ein Gegenstand oder ein Mensch, alles besteht aus Schwingungen, und im Herzen dieser Schwingungen, aus denen alle Dinge und Menschen hervorgehen, ist das göttliche OM, die Energie der Energien, die Wirklichkeit der Wirklichkeiten, die Substanz der Substanzen, das Zeitlose in der Zeit, das Unendliche im Endlichen.
Die göttliche Wirklichkeit, die Mutter aller Dinge, wohnt im Herzen aller Wesen als das weit geöffnete Auge, als das unendliche Auge, das grenzenlose Auge, das allsehende Auge. Wie weit reicht das Auge der Sonne? Fast grenzenlos weit. Es ist da, wo immer ihr Licht erstrahlt. Das Auge der Sonne reicht so weit wie ihr Strahlungsbereich; doch grösser ist das Auge des Göttlichen. Es gibt keinen Ort, wo Gott nicht wäre, und wo Gott ist, ist Sein Auge weit geöffnet.
Die Wirkungen der OM-Wiederholung Durch die fortwährende Wiederholung des OM wird das geistige Herz im Verlauf der Zeit immer tiefere Erkenntnis erlangen und stärker in der Erfahrung des Göttlichen verwurzelt. Täglich nimmt die Reinheit, das innere Licht und Verstehen zu. Tieferer Friede und innigere Freude werden uns zuteil, die von den äusseren Umständen nicht mehr so leicht gestört werden, sondern allen Situationen standhalten. Der Glaube wird unverbrüchlich. Immerwährend wohnt im Herzen die Erkenntnis, dass man dem Göttlichen angehört, dass man eingetaucht ist in die unendliche Kraft und den unendlichen Frieden, dass man der unendlichen Freude gegenübersteht. Man wird unbeschwert in dem Wissen, dass das Göttliche die Verantwortung trägt und allwissend, allgegenwärtig überall wirkt.
Man gewinnt das starke Empfinden der unmittelbaren Gottgegenwart ringsumher, der allwissenden, allsegnenden göttlichen Gegenwart, die Wunder zu wirken vermag, die heimlich und leise, doch umso sicherer auf das Wohl der Gotthingegebenen hinwirkt.
Vertiefe das Gefühl, in der Gegenwart der allwissenden Gottheit zu sein! Lasse Dein Herz immer wieder betonen: "Meine Kraft fliesst aus dem Göttlichen, meine Weisheit ist im Göttlichen, meine Seele und mein Leben stammen aus dem Göttlichen, das alles ist. Es ist auch das Geheimnis meines Friedens und meines Glücks. Das Göttliche ist alles. Es ist das Geheimnis meines Fortschritts und meines Wohlergehens." Erzeuge das Gefühl, von Angesicht zu Angesicht dem Göttlichen gegenüberzustehen und im Herzen der unendlichen Schönheit, der unendlichen Macht, der unendlichen Gnade zu wohnen!
Durch ständige Wiederholung des OM wird das Wesen geläutert, auch wenn dieser Reinigungsprozess zunächst nicht sichtbar ist; er geht immer weiter, bis schliesslich das ganze Wesen geläutert, emporgehoben, umgewandelt und zu einem Instrument geworden ist, das Licht verbreitet. Je mehr man sich innerlich auf das Göttliche verlässt, umso mehr wächst die Hingabe, umso grössere Wirkung hat die Wiederholung des OM. So ist es gut, sich beständig zu sagen: "Das Göttliche als unendliche Intelligenz ist überall zugegen und durchdringt jeden Teil meines Körpers, ist überall und zu allen Zeiten, in allen Umständen am Werk."
Der Geistesmensch bringt sich beständig dem Göttlichen dar. Wenn ein Tropfen Wasser auf einem Laubblatt an der Oberfläche des Meeres dahintreibt, bangt er ständig um sein Dasein, und tatsächlich drohen ihm auch mancherlei Gefahren. Wie leicht könnte ihn die Sonne zum Verdunsten bringen, oder er kann ins Wasser fallen, oder ein Vöglein kommt und pickt ihn auf. Sicherheit gibt es jedenfalls keine für ihn. Überlässt er sich jedoch dem Meer, dann wird er all-gewaltig, unzerstörbar, problemlos, friedvoll, und er bleibt erhalten. So ist es auch, wenn sich der Mensch, das Endliche, dem Unendlichen, dem Göttlichen übergibt: je mehr dies geschieht, umso friedlicher, unzerstörbarer wird er. Alle Probleme sind dann gelöst. Nur, was sich nicht dem Göttlichen ausgeliefert hat, kann bedrängt werden.
Indem er dies erkannt hat, übergibt sich der geistige Mensch beständig dem Göttlichen. Jede Stunde ist eine Stunde neuer Übergabe, ständig lebt im Herzen das Gebet: "Nicht ich, sondern Du, o Gott!" Das eigene Ich und die begrenzte Menschlichkeit treten in den Hintergrund. Immer kommt das Göttliche an erster Stelle. So ersetzt schliesslich das Göttliche das Ich des Menschen, und die Begrenzungen lösen sich auf.
Man beobachte einmal Weihrauchstäbchen: die Substanz, die abbrennt und Duft verbreitet, geht über in die allgemeine Lufthülle der Erde. Ähnlich ist es bei der schlichten Wiederholung des OM: Dein ganzes Wesen wird kosmisch.
OM ist die Energie und das Bewusstsein, die in aller Schöpfung wohnen. Es ist überall, ist über alle Welten erhaben, jenseits von allem Erschaffenen und dennoch auch im Kosmos zugegen. Es ist unendlich. Ohne Bewusstsein ist nichts. Es mag ein Palast zu Deiner Verfügung stehen - ohne Bewusstsein wirst Du ihn niemals schauen und erfahren. Nahrung mag auf dem Tische stehen. Du kannst sie weder sehen noch essen, weder schmecken noch Dich daran erfreuen und Kraft daraus holen, wenn kein Bewusstsein vorhanden ist. Bewusstsein aber ist göttlich. Bewusstsein ist das Schöpferische, das alles hervorbringt. Unsere Träume zeigen uns dies: die Nahrung, die Du im Traume zu Dir nimmst, ist aus Deinem Traumbewusstsein hervorgegangen, der Elefant, auf dem Du reitest, ebenfalls; desgleichen der Regenbogen oder der Apfelbaum, den Du im Traume siehst. Alles ist aus Bewusstsein gebildet. Bewusstsein ist der Schöpfer. Du kannst endlose Welten erschaffen, wenn Du Bewusstsein hast. Du kannst endlose Gedanken denken und Gefühle hegen. Endlose Erfahrungen, Worte, Werke gehen aus dem Bewusstsein hervor. Bewusstsein ist alles.
In Träumen ist das Wachbewusstsein abwesend. Doch bringt das Bewusstsein mancherlei Traumphänomene hervor. Im Stadium des Tiefschlafs ist keine Bewusstseinstätigkeit vorhanden. Das Bewusstsein hat sich zurückgezogen und bleibt latent. Wenn Du Dich aus dem Tiefschlaf erhebst, dann hast Du dennoch so etwas wie eine Erinnerung, dass Du tief geschlafen hast. Wer sagt Dir das? Es ist nicht das menschliche Denken, das es Dir sagen kann, denn es war inaktiv oder war im Tiefschlaf gar nicht vorhanden.
Während des tiefen Schlafes aber war dennoch etwas da, das Zeuge dieses tiefen Schlafzustandes war. Nenne es Selbst oder Bewusstsein! Dieses bleibt immer vorhanden. Mit seiner Hilfe können wir unsere Denktätigkeit beobachten.
Wer beobachtet Deinen Körper? Im Wachzustand ist es zunächst der wahrnehmende Geist. Wer aber beobachtet sein Wirken? Das Selbst in Dir, das der stete Zeuge ist, der immer wache Beobachter. Dieses Selbst oder Bewusstsein ist unsterblich. Es stirbt nicht, auch wenn Du schläfst. Dieses Eine, das zeitlos, das ohne Geburt und ohne Tod ist, schläft nicht, leidet nicht und ist nicht unglücklich, wenn Deine bewusste und unterbewusste Seele unglücklich ist. Das Selbst in Dir, das Bewusstsein in Dir ist nicht mit Dir unglücklich. Es hat keine Probleme. Dein Denken kann irren, Dein Fühlen sich verwirren. Dieses Bewusstsein dagegen ist wunderbar, stets voll Frieden, auch wenn Dein Inneres voll Störungen und Ruhelosigkeit ist. Das Bewusstsein, von dem hier die Rede ist, befindet sich hinter und über dem menschlichen Denken. Es ist selbst etwas anderes als der Geist. Wenn Du Dich wirklich glücklich fühlst, dann ist es im innersten Geist. Es ist dann kein mentaler Zustand, kein psychologischer Zustand, sondern ein Zutagetreten des innersten Selbst.
Der menschliche Geist ist ein Phänomen, das aus dem Licht des inneren Bewusstseins gebildet ist. Dieser Geist ist wie ein Schatten, der vom Licht, 'Bewusstsein' genannt, hervorgerufen wird. Der Geist ist nicht das höchste Prinzip in uns. Die Wissenschaft ist geneigt, das menschliche Denken als das höchste Prinzip in uns zu betrachten. Doch ist dem nicht so: Bewusstsein in seiner höchsten Form ist das oberste Prinzip in uns!
Wie ist dieses Selbst beschaffen? Es ist unsterblich, ewig, zeitlos und vollkommen in seinem Frieden und Glück. Doch dieses Bewusstsein in Dir - ist es verschieden vom gleichen innersten Bewusstsein in einer anderen Person, in mir oder in allen anderen Menschen? Keineswegs. Es wohnt im Innersten in uns allen. Dieses innerste Zeugen-Bewusstsein, das Selbst, das in allen wohnt, ist ein Einziges.
Wenn Du Dich der ständigen Wiederholung des OM ergibst, rückt dieses Zeugen-Bewusstsein in Dir mehr und mehr in den Vordergrund. Das göttliche Bewusstsein, dessen Klangform das OM ist, dessen Lichtform das OM ist, dessen Seele im OM Gestalt annimmt, leuchtet kräftiger auf. Es wird belebt; es durchlichtet Dein menschliches Wesen und wandelt es um, so dass schliesslich die ganze Welt und alle Menschen ihr wahres Wesen offenbaren. Das innerste Selbst in allem wird sichtbar. In Deinem Sohn, in Deiner Frau erschliesst sich Dir das gleiche wahre Selbst. Zwar bist Du im Gottbwusstsein weder Sohn noch Vater, weder Mann noch Frau noch Kind, sondern ewige Gegenwart und ein Bewusstsein, das keine Grenzen kennt, weil es unendlich ist; dennoch bist Du aus diesem Bewusstsein heraus in der Lage, die Rolle zu spielen, die Dir zugeteilt ist, und zwar aufs beste.
Lasse Dein Herz im Rhythmus des Göttlichen schlagen Die zeitlose Wirklichkeit ist von einer immerwährenden himmlischen Musik erfüllt. Es ist die Musik des Göttlichen, die die ganze Welt durchdringt und unaufhörlich erklingt. Den groben physischen Sinnen des Menschen entgeht diese wunderbare Wirklichkeit im Universum und in sich selbst. Überall ist diese wundersame Musik des Göttlichen zugegen, und der Geistesmensch lebt im Rhythmus dieses Gottestones. Er steht in aller Frühe auf und schwingt sich ein in diesen Rhythmus Gottes, während die anderen noch lange schlafen.
"Aber so lange sie schlafen, tun sie doch nichts Böses?" liesse sich nun fragen. "Worin liegt denn der Unterschied zwischen ihm und denen, die schlafen?" - Die dunklen Kräfte des Unterbewusstseins 'überwintern' während des Schlafes; sie sind sozusagen auf Eis gelegt und verankern sich nur noch fester, ja sie versteinern und wirken wie ein Steinwall der Entfaltung der höheren Seele entgegen. Dann wollen die Menschen wohl gut sein und Fortschritt machen; sie wollen friedlich, harmonisch und glücklich sein, doch all ihre Anstrengungen bleiben vergebens. Warum? Weil die unbewussten dunkeln Kräfte sie abwärts ziehen und als Barriere wirken; die Geistesmenschen schwingen sich in aller Frühe in die Region des Geistes ein, wodurch die dunkeln Kräfte des Unbewussten allmählich zur Auflösung gelangen.
Alle Arten von Reinheit müssen gesichert sein, dann kommt der höchste Gast, das Göttliche zu uns: Reinheit des Denkens, Reinheit des Herzens, Reinheit des Körpers, Reinheit der Nahrung, Reinheit des Umgangs. Wir sollen nur mit jenen Umgang pflegen, die Gott hingegeben sind, die Ihm ganz vertrauen, die ruhig, friedlich und heiter sind, die nicht viel sprechen, dafür mehr tun; nicht so viel kritisieren, dafür mehr bewundern; die überall einen Grund zur Dankbarkeit finden anstatt zum Klagen. Solche Menschen sind dem Herzen Gottes lieb, und die Gesellschaft solcher Menschen hilft Dir auf dem Pfade weiter.
Der treue Zeuge, der unabtrennbar mit uns verbunden ist Wir dürfen Gott nicht in den Wolken suchen. In uns selbst befindet sich ein Urgrund, ein fundamentales Bewusstsein als Grundlage des Bewusstseins, das die Ursache all unserer seelischen Kräfte, aller Lebensvorgänge ist.
Du bist in der Lage, die Dinge rings um Dich her zu erkennen. Du merkst, wenn es Tag ist. Daran sind nicht nur die Augen beteiligt. Durch die leiblichen Augen hindurch erblickst Du äussere Objekte nur, sofern der Geist, das Erkennen da ist. Das geschieht, wenn Du etwa geistesabwesend ins Weite schaust, dann zieht sich der Geist vom äusseren Sehvermögen zurück. Obwohl Du offenen Auges vor vielen Dingen stehst, siehst Du doch keines von ihnen, einfach deshalb, weil der Geist, das Erkenntnisvermögen, abwesend ist, der durch die äusseren Augen hindurch der eigentliche Wahrnehmende ist. Ohne diese Tätigkeit und Aktivität der menschlichen Geisteskräfte durch das leibliche Sinnesorgan Auge können wir unsere Augen auf irgendwelche Gegenstände richten und doch nichts wahrnehmen. Es ist etwas Geistiges im Inneren des Menschen, das durch die leiblichen Augen sieht.
Das Universum, in dem wir wohnen, ist nur die Schale. Was wirklich von Wert ist, ist nicht die harte Schale, sondern der Kern, der nährt. So ist auch das, was das Universum in sich enthält, und wovon das Universum selbst nichts weiss, jene Essenz, der Geist und das zugrundeliegende unendliche und einzige Bewusstsein - das, was von allerhöchstem Werte ist, die Quelle, die Essenz und Freude des Lebens. Aus diesem innersten Geist des Universums entspringen alle Wunder. Er ist das Wichtigste.
Was ist der Körper? Ebenfalls eine Schale. In ihr kann eine grosse Seele stecken oder auch eine noch unentwickelte. Ganz gleich nun, ob die Seele gross oder unentwickelt ist, auch die menschliche Seele gehört noch zur Schale, und dahinter steht die zeitlose Wirklichkeit in allen.
Du bist ja im Innersten zeitlos. Wenn nun Dein Bewusstsein sich mit dem zeitlosen Bewusstsein Gottes eint, löst sich die Zeitenfolge von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auf, und alles, was war, was ist und was noch sein wird, wird sichtbar. Die psychische, mentale und emotionale Aktivität ist zur Ruhe gekommen. Somit erwirkst Du Dir kein neues Schicksal, so lässt Du Dich nicht mehr in Gefühle und Gedanken verstricken, die Dir die eigentliche Wahrheit verhüllen und Dich dem bunten Wechsel von Freud und Leid aussetzen. Verriegle allem Unheil Tür und Tor! Wiederhole das OM, anstatt Gefühlen zu frönen, die menschliche Verwicklungen schaffen und Dich bald glücklich und bald unglücklich machen! Das OM zu wiederholen bedeutet, nicht mehr dem Körper verhaftet zu sein, der allen möglichen Zufällen und Bedingungen unterworfen ist. Das OM zu wiederholen bedeutet, nicht mehr in den Dingen der Welt, sondern im OM zu verweilen, so dass die Welt ihre Macht über Dich verloren hat. Das OM zu wiederholen bedeutet, einswerden mit dem Einen, der spricht: "Ich bin das A und das O, Anfang und Ende." (Offb. 21,6).
AMEN - AUM - OM.
Swami Omkarananda
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6. Aufl.: 11. Juli 1989 A5
D.Br. Nr. 43