Ihr seid das Licht der Welt. Es mag die Stadt, die auf einem Berg liegt, nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter, so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. Also lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, dass sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.

 

INHALT
Swami Omkarananda: DER UNIVERSELLE GEIST DER BERGPREDIGT

Der universelle Geist der Bergpredigt

Die notwendigen Voraussetzungen für ein wahres Verständnis der Bergpredigt

Vom Gott im Inneren - oder was uns ein in Gott lebender Mensch zu sagen hat

Gottes und Christi lebendige Gegenwart in uns

Die ununterbrochene Gotterfahrung im Leben Jesu

Die Bergpredigt als Botschaft von der erleuchteten göttlichen Natur

Die Glückseligkeit der Armen im Geiste

Die Glückseligkeit der göttlichen Unzufriedenheit

Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen. Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen

Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden

Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen

Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heissen

Selig sind die, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn ihrer ist das Himmelreich

Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz seine Schärfe verliert, womit soll man salzen?

 

DER UNIVERSELLE GEIST DER BERGPREDIGT

Die Bergpredigt ist das eigentliche Herzstück der Botschaft Jesu Christi. Sie ist durchglüht von der Weisheit der Gottheit und vibrierend im Atem Gottes. Als Ausdruck der erleuchtenden Gottheit ist sie eine unvergängliche, ewige Botschaft, die Botschaft eines Menschen, der in seinem Wesen eins mit Gott war, und eines Gottes, der im Menschen wohnte. Sie ist die Stimme der höchsten Gottheit und uns durch den gegeben, der eine dauernde Verbindung mit dem allwissenden, allmächtigen und allbarmherzigen Gott erreicht hatte.

Wenn es keine Bibel, sondern nur die Bergpredigt gäbe, wäre die Menschheit doch mit Licht für die Verwirklichung eines wahren geistigen Lebens versehen und besässe die Möglichkeit, ins Himmelreich des unendlichen göttlichen Bewusstseins einzugehen.

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Die notwendigen Voraussetzungen für
ein wahres Verständnis der Bergpredigt

Wir müssen uns der Bergpredigt als Gottliebende nähern, als Sucher nach göttlicher Vollkommenheit, als Menschen, die im inneren Erkennen erwacht, urteilsfähig und weise sind, und die über den Täuschungen und Illusionen stehen, welche die Unwissenden belasten.

Wir können die Bergpredigt nicht wirklich verstehen und noch viel weniger wahrhaft in ihrem Geiste leben, wenn wir uns ihr nicht in demselben Lichte der Gotterfahrung nähern, aus dem sie entstand, wenn wir nicht dieselbe visionäre Kraft besitzen, aus welcher der innere Gehalt ihrer Verkündigung geschaut wurde, und wenn wir nicht ein Leben führen, in welchem das Geschaute verwirklicht wird. Wir sollten die Bergpredigt nicht wörtlich, sondern im Geist und in der Wahrheit verstehen. Mit dem empfindsamen Herzen eines grossen Heiligen müssen wir die ihr innewohnende Wahrheit erspüren. Mit der scharfsinnigen Intelligenz eines göttlichen Philosophen müssen wir ihre Dimensionen, ihre Schönheit und ihre Bedeutung erfassen und mit dem Willen und der Energie eines heroisch Kämpfenden sie im täglichen Leben zu beredtem Ausdruck bringen.

Die Bergpredigt handelt von den Tugenden eines göttlichen Menschen, und so können wir sie nur in der praktischen Nachfolge eines solchen göttlichen Menschen wahrhaft verstehen und durch unser Leben verwirklichen.

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Vom Gott im Inneren - oder was uns ein
in Gott lebender Mensch zu sagen hat

Die Bergpredigt umfasst - wenn auch im Gewand schlichter Worte - die vollständige und vollkommene geistige Führung. In einfacher, direkter, inspirierender Sprache verkörpert sie die Weisheit der höchsten mystischen Erfahrung und die Weisheit des Lebens. Beachtet die Art, wie der Herr Euch anspricht! Er sagt: "Gesegnet seid ihr!" "Ihr seid das Salz der Erde!" "Ihr seid das Licht der Welt!" Er sagt in der Bergpredigt nicht: "Ich bin das Salz der Erde." Er sagt auch nicht: "Ich bin gesegnet." Er erklärt: "Ihr seid die Gesegneten".

Er erklärt nicht: "Ich bin der Sohn Gottes." Er sagt: "Ihr seid die Söhne und Töchter Gottes." Seine Worte strömen aus dem lebendigen Licht Seiner inneren Erfahrung, der Vollkommenheit Gottes, hervor. Er sieht uns, wie Gott uns vom Standpunkt Seiner eigenen unendlichen Reinheit und Sanftmut und von Seinem Licht und Seiner Liebe aus sehen würde. In der Bergpredigt legt Er uns nahe, die edlen Eigenschaften zu entwickeln, die das wahre Wesen Gottes bilden. Dieser mystische, unsterbliche, allgegenwärtige Jesus Christus, der uns liebt, ist unser Weg und unsere Rettung.

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Gottes und Christi lebendige Gegenwart in uns

Jesus Christus - in Seiner Einheit mit dem zeitlosen Vater -ist allgegenwärtige, ewige Gegenwart. Seiner allumschliessenden Liebe und umwandelnden Gnade können wir nicht entfliehen. Er ist nicht nur unser Zeuge, sondern giesst auch Sein Licht über uns aus. Gott und Christus sind ewig eins. Wo immer Gott ist, da ist auch Christus. Die höchste geistige Offenbarung enthüllt uns, dass zwischen dem Licht, das Christus ist, und der höchsten Gottheit kein Unterschied besteht. Wo immer der Vater ist, da ist auch der Sohn. Wir können uns vor Ihrer allbeobachtenden und allbarmherzigen Gegenwart nicht verbergen. Unter allen Umständen, zu allen Zeiten, in allen Lagen sind wir ewig in Ihrer Liebe, Ihrem Licht und Ihrem Wissen. Wo immer wir sind oder hingehen oder uns verstecken mögen, wird Christi Liebe unser Zeuge und Seine Gnade unser Beobachter sein.

Es gibt eine kleine Geschichte, welche die Wahrheit veranschaulicht, dass wir dem allbarmherzigen Auge des Vaters oder Christi - der in Seinem innersten Bewusstsein und Licht mit dem Vater identisch ist - nicht ausweichen können: Jeder weiss, dass der Fuchs ein sehr schlaues Tier ist. Eines Tages borgte er fünf Franken von der Mutter Erde. In seiner Arglistigkeit wollte er die Erde betrügen und die Summe nicht zurückgeben. Als die Erde die fünf Franken zurückverlangte, empfand der Fuchs dies als eine Belästigung, rannte davon und lief tief in den Wald hinein. Dort erhob sich die Erde und verlangte die fünf Franken. Hierauf rannte der Fuchs hinweg in die Wüste, und als er dort innehielt, erhob sich die Erde und forderte das Geld. Jetzt verliess der Fuchs selbst die Wüste und grub ein tiefes Loch in die Erde; darin wollte er sich verstecken. Aber sobald er sich in dem Loch befand, war die Erde wieder da und verlangte die fünf Franken.

Wir sind genau in derselben Lage. Wo immer wir hingehen, ist Gott unser Zeuge. Er beobachtet uns wahrhaftig von innen wie auch überall von aussen her. Du kannst Dich verstecken, wo Du willst, Gott wird überall bei Dir sein. Er ist in uns, und wir sind in Ihm. Wie sollen wir Seiner Gegenwart entgehen? Können wir uns vom Leben unseres Lebens, von der Seele unserer Seele und dem allbeobachtenden Bewusstsein in und über unserem Bewusstsein lösen? Vielleicht verdunkelst Du Dein Zimmer, damit Gott Dich nicht sieht. Und doch ist Er eben unmittelbar in Deinem Atem, in Deinem Verstand, in Deiner Intelligenz, in Deinem inneren Bewusstsein. Er ist Zeuge von allem. Vielleicht liebst Du Gott nicht und versuchst, Ihm zu entfliehen und Dich gar unmoralischen Beschäftigungen hinzugeben. Du kannst sogar versuchen, die Rolle eines bösartigen oder schlechten Menschen zu spielen; und nachdem Du Dich mit ein wenig Schlechtigkeit und Bösartigkeit bedeckt hast, magst Du denken, Du seiest jetzt fern von Gott. Aber dem ist nicht so, Gott ist Dein Zeuge und ist auch in dieser Lage bei Dir. Deshalb sagte der Psalmist David: "Wo soll ich hingehen vor Deinem Geist? Und wo soll ich hinfliehen vor Deinem Angesicht? Führe ich gen Himmel, so bist Du da. Bettete ich mich in die Hölle, siehe, so bist Du auch da. Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äussersten Meer, so würde mich doch Deine Hand daselbst führen und Deine Rechte mich halten."

Wie immer die Lebensumstände sein mögen, in die wir uns gebracht haben, Gottes allschauendes Auge begleitet uns jederzeit.

Wir sind ein Teil Seines Wesens, und Er ist unser ganzes inneres Wesen. Er ist rings um uns, überall, zu allen Zeiten und in allen Situationen. Er ist das Himmelreich. Er ist unsere Rettung und unsere Freiheit. Er ist unser Atem und unser Leben, unsere Allmacht und unsere Allwissenheit, unser unbegrenzter Friede und unsere Freude.

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Die ununterbrochene
Gotterfahrung im Leben Jesu

Es waren die Erkenntnis und Erfahrung Jesu Christi, dass Er immer im Vater ist und der Vater in Ihm, die Ihn zum wirklichen Lehrer der Welt gemacht haben.

Schon von Kindheit an war sich Jesus Seiner Beziehung zum Vater tief bewusst. Zu keiner Zeit Seines Lebens wurde der Faden Seiner Verbindung mit dem höchsten Vater zerrissen. Sein ganzes Leben war erfüllt und beherrscht von der erhabenen Anbetung des göttlichen Vaters, in der Liebe und Erkenntnis, durch Seine Taten und Sein Leben. Oft war Er ganz überwältigt von der Erfahrung der Gottgegenwart und der Macht des Vaters.

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Die Bergpredigt als Botschaft von
der erleuchteten göttlichen Natur

Welche Botschaft kann uns solch ein erleuchteter Liebling der Gottheit bringen? Es ist die Botschaft Seiner eigenen Erfahrung und Seines eigenen Lebens; die Botschaft, welche einen integralen Teil Seines inneren Herzens bildet. Deshalb ist die Bergpredigt auch ein echter Kommentar des Lebens Jesu Christi selber. Er hat die Bergpredigt gelebt.

Christi Leben war die vollendete Verwirklichung der Bergpredigt. Sie ist die äussere Formulierung seines inneren Lebens. Er ist zugleich Übermittler und Kommentator. Der wirkliche Lebenslauf Christi ist in der Bergpredigt eingeschlossen.

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Die Glückseligkeit der Armen im Geiste

Kommen wir zur Bergpredigt, und denken wir über die Seligpreisung nach: "Selig sind, die da geistig arm sind, denn ihrer ist das Himmelreich".

Wer sind die Armen im Geiste? Jesus Christus selber war arm im Geiste. In welcher Art war Er arm im Geiste? Stets gab Er Seinen Ruhm an den Vater. Jedes durch ihn gewirkte Wunder schrieb Er Seinem Vater zu. Immer konnte Er sagen: "Ich kann nichts aus mir selber tun." Völlig gab Er sich dem höchsten Wesen hin, das der Vater war und ist.

Wer ist also arm im Geiste? Jeder, der weiss, dass er in sich selbst nichts ist, während er grosse Besitztümer hat und viele Werte als Belohnung für den fortwährenden Einsatz seiner besten Willens-, Gemüts- und Lebenskräfte gewinnt, und dass alles, was er besitzt, was er unternimmt und erreicht, dem Vater gehört - ein solcher ist arm im Geiste.

Arm im Geiste ist der, welcher keinen Sinn für persönlichen Besitz hat, obschon er vieles besitzt; denn er weiss, dass alles, was ihm gehört, letztlich dem Vater gehört. Der Arme im Geiste erklärt wie der Apostel Paulus: "Nicht ich lebe, sondern Christus lebt in mir", womit er sagte, dass er selber nichts, aber Christus alles ist. Jeder, der zu dieser inneren Hingabe, Überzeugung und Erfahrung gelangt, ist arm im Geiste.

Wir können sehr reich sein, wir können als Genie oder Fabrikbesitzer oder als erfolgreicher Geschäftsmann dastehen und alles dies sogar zur gleichen Zeit, und unsere Wohnungen mögen Paläste sein; doch wenn wir im tiefsten Herzen wissen, dass alles, was wir haben, und alles, was wir je bekommen werden, von der Gottheit stammt, wenn alles in uns auf diese höchste Gottheit hin ausgerichtet ist als dem wahren Besitzer aller Dinge, als der wahren Kraft und dem Bewusstsein, das hinter unseren schöpferischen Begabungen, unseren Kräften, Fähigkeiten und Mühen steht, dann sind wir arm im Geiste. -Wenn aber ein Bettler, der kein Haus hat und auf der Strasse schläft, der nur unzureichende Kleidung besitzt und nicht weiss, wer ihm seine nächste Mahlzeit geben wird, wenn dieser Bettler in seinem zerschlissenen und schmutzigen Kleid von persönlichem Stolz erfüllt ist, wenn er die Wirklichkeit der göttlichen Gegenwart und Macht nicht als Ursache von allem, was in der Welt existiert, erkennt und aufgrund dieser Unwissenheit selbstbetont und egoistisch ist, dann ist ein solcher Mensch reich im Geiste. Er ist weder gesegnet noch kann er ein Sohn Gottes genannt werden.

Arm im Geiste ist dagegen jeder, der demütig, edel, glaubensstark und hingebungsvoll ist und die Gottheit als wirklichen Besitzer von allem, was in der Welt existiert, erkennt, der sich der Tatsache klar bewusst ist, dass er aus sich selber nichts tun kann, sondern dass alles durch die Kraft des göttlichen Wesens in ihm und um ihn geschieht.

Nehmen wir an, wir seien Gäste eines Königs. Würden wir in seinem Palast egoistisch, arrogant und anmassend sein und das Gefühl haben, dass sein Palast und seine königliche Macht uns gehöre? Auf die gleiche Art sind wir hier auf Erden Gäste des höchsten Vaters und haben kein Recht, uns so zu benehmen, als gehöre alles wirklich uns. Diese Erde ist der Palast des höchsten Vaters. Die Natur gehört Ihm. Alles, was wir besitzen, gehört Ihm, und alles, was wir sehen und erleben, ist von Ihm verursacht, von Ihm geschaffen und wird von Ihm erhalten. Alles über uns, um uns und in uns gehört Ihm. Alle Materie, alle Formen des Lebens, alle Sterne, alle Welten, die sichtbaren wie die unsichtbaren, gehören Ihm. Er kann die Welten erschaffen und wieder auflösen. Wie könnten wir uns dann anmassen, irgend etwas als unser Eigentum zu betrachten? Warum lernen wir nicht, hier auf Erden als dankbare Gäste des höchsten Königs zu leben, welcher der Vater ist? Warum nehmen wir nicht unsere Reichtümer, unseren Besitz und alles Unsrige als uns anvertraute Dinge von unserem Vater an? Warum sollten wir uns nicht jede Minute unseres Lebens des wirklichen Besitzers aller Dinge, unseres Geistes und Körpers, unserer Seele und unseres Eigentums bewusst sein? Deshalb macht uns das stete Bewusstsein des Vaters, Gottes, obwohl wir noch inmitten dieser irdischen Güter leben und mit diesen umgehen, zu den Armen im Geiste.

Während wir uns mit den Dingen beschäftigen, soll unser Herz auf Gott konzentriert bleiben. Während viele Wunder geschehen und viele Dinge erreicht werden, wollen wir uns bewusst sein, dass wir durch Seine Gnade, Seine Macht und Seine Kraft wirken. Während wir atmen, wollen wir uns bewusst sein, dass wir durch Seine Gnade und Seinen Willen atmen, und dies so lange tun werden, wie Er es will. Die ständige Beschäftigung mit dem inneren geistigen Wesen in uns, mit dieser einen Wirklichkeit, welche der höchste Vater ist, wird uns arm im Geiste machen.

Wenn wir hingegen den Vater vom Thron unseres Innern stossen und es mit Egoismus, Stolz und Anmassung krönen, wenn wir es mit allen Arten von Leidenschaften, Empfindungen, Gefühlen, Bildern, Zweifeln und Wünschen füllen, dann sind wir nicht arm im Geiste, nicht gesegnet, und das Reich Gottes ist nicht in uns. Deshalb wollen wir demütig und rein im Geiste sein, obwohl wir vielleicht Millionäre oder aussergewöhnliche Wissenschaftler oder Genies sind und viele Werke, Erfolge und Besitztümer zu verzeichnen haben. Unsere Armut im Geiste wird nach unserer Hingabe an Gott, unserem Bewusstsein des Göttlichen und unserer Selbstauslieferung an das allgegenwärtige, allmächtige und allwissende Sein beurteilt.

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Die Glückseligkeit der göttlichen Unzufriedenheit

"Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden" (Matth. 5,4). In dieser Seligpreisung bedeutet Leid eine intensive Sehnsucht nach Gott, eine Ruhelosigkeit, die uns in jener unendlichen göttlichen Macht verwurzeln soll, die Gott ist. Es bedeutet auch, das Kreuz auf sich zu nehmen, das heisst, sich spezielle Disziplinen aufzuerlegen, um das Reich Gottes zu erlangen. Hier bezieht sich das Leid auf die Gotterfahrung. Wir trauern, weil wir die Verbindung mit dem noch nicht haben, aus dem allein unvergänglicher Reichtum, ewige Jugend, Unsterblichkeit, unbegrenzter Friede, Freude, Macht und Vollkommenheit entspringen - Gott. Wir trauern, weil uns die Kraft, die Weisheit und Lebensfreude fehlen, die nur aus der Erkenntnis und Erfahrung Gottes entspringen. Deshalb sollten wir versuchen, spezielle Arten von Disziplinen und Opfern auf uns zu nehmen, damit wir bereit werden, das Reich Gottes zu erlangen.

Auf irgendeiner Lebensstufe ergreift uns die göttliche Unzufriedenheit. Die Weisheit erlaubt es uns nicht, uns mit den Begrenzungen des Lebens abzufinden. Etwas in uns lehnt sich gegen jede Unvollkommenheit auf. Wir schrecken vor allem zurück, was hässlich, dunkel, falsch, ungerecht und unharmonisch ist. Aber nirgends auf Erden finden wir die ideale Welt der Vollkommenheit, nach der sich unser Herz sehnt. Deshalb sind wir in einem Zustand der Trauer. Doch handelt es sich um ein gesegnetes Unbefriedigtsein, das uns zu immer höheren Stufen innerer Entwicklung und Evolution führt.

Uns ist ein unerbittliches Streben eigen, das über die Unzulänglichkeiten unseres Lebens hinausreicht und uns andere Möglichkeiten und Zielsetzungen erschliesst. Wir sind keine Schafe, die die Lebensumstände annehmen, wie sie gegeben werden. Unsere Verstandeskräfte, unsere Fähigkeit, das Schöne wahrzunehmen, unsere Möglichkeit, zu besseren Lebensumständen zu gelangen, unser ästhetisches und geistiges Empfindungsvermögen und unsere Sehnsucht nach Freiheit jeder Art lassen uns keine Ruhe, bis wir den Lebenszustand erreichen, in welchem alle Begrenzungen aufgehoben sind.

Im Leben hier auf Erden haben wir alles, was die Welt am höchsten schätzt, alle Bequemlichkeiten, die man sich wünschen kann. Unsere Häuser sind geräumig, schön, reich möbliert, wir verfügen über materiellen Besitz und alle nötigen Voraussetzungen für ein glückliches und äusserst bequemes Leben. Wir haben eine Familie und haben Freunde. Wir besitzen starke und gesunde Körper. Wir sind gründlich geschult, kultiviert, vielseitig gebildet; uns gehört alles, was die Besten unter uns sich wünschen, ersehnen und erarbeiten können. Trotzdem besteht ein Unbefriedigtsein, eine innere Einsamkeit, ein Gefühl der Leere in unserem Leben. Eine Ursache in uns selber, die nicht leicht analysiert werden kann, bildet die Quelle unserer Ruhelosigkeit, unserer Langeweile und unserer seltsamen Trauer. Wenn wir den logischen Auswirkungen dieser Trauer nicht bis zu ihrer letzten Bestimmung hin folgen, die in der dynamischen Gotterfahrung oder, mit anderen Worten, in der Vollkommenheit des Vaters im Himmel liegt, finden wir keine Ruhe, keinen Trost und keine Erfüllung.

Deshalb sagt die Seligpreisung: "Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden."

Wenn die Erleuchtung durch Erkenntnis und Erfahrung Gottes fehlt, bleibt das Leben eine Spannung, eine Überbeanspruchung, ein Kampf und eine Mühsal. Trotz all seiner Fülle, seinem Reichtum und seinen Vergnügungen befriedigt es uns nicht; denn es sind andere Zeugen in unserem Herzen, welche sagen, dass alles, was wir besitzen, nicht ausreicht. Wir erleben deutlich, dass etwas sehr Wesentliches und Wertvolles in unserem Leben fehlt; deshalb sagt die Bibel: "Trachtet zum ersten nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen" (Matth. 6,33).

Leider haben wir in unserer Unwissenheit immer alles andere gesucht als das Reich Gottes. Wir haben das Pferd hinter den Wagen gespannt und beklagen uns, dass der Wagen nicht fährt. Wir haben die Zahl Eins an das Ende einer sehr langen Kette von Nullen gesetzt und wundern uns nun in der Not, was mit all den Billionen mal Billionen geschehen ist. Wir haben alles, was wir brauchen, begehren und wünschen ausser dem Leben, das allein uns helfen könnte, all dies zu geniessen. Das Problem der irdischen Existenz kann nur dadurch gelöst werden, dass wir auf unserem Wege umkehren. Spannen wir das Pferd vor den Wagen und setzen die Zahl Eins vor jene lange Kette von Nullen. Ergreifen wir das Leben, gewinnen wir das Reich Gottes zuerst, dann werden wir sehen, dass alles andere uns hinzugegeben wird, dass alles andere im Leben Sinn und Bedeutung bekommt und zu einer wirklichen Quelle der Seligkeit wird. Unsere Unzufriedenheit, unser Unbefriedigtsein und Leid bestehen nur so lange, wie wir die wahre Gotterfahrung noch nicht haben.

Da dieses Sehnen endet, wo das Himmelreich erlangt ist, da es zu der höchsten Tröstung, der Erfahrung Gottes, führt, ist es eine grosse Segnung. Es war dieses Leid, welches die grossen Heiligen und Weisen dazu bewog, die flüchtigen Freuden ihrer Paläste zu verlassen und nach göttlicher Erleuchtung zu suchen. Es veranlasste Hunderte der grössten Weisen dazu, anstelle vorübergehender Vergnügungen eines vergänglichen Lebens die unsterblichen Freuden zu wählen, die sich auftun, wenn göttliche Erkenntnis und Liebe und göttliches Bewusstsein wachsen. Dieses Sehnen hat auch Jesus im Tempel davon zurückgehalten, Seinen Eltern nach Hause zu folgen. Als sie deshalb nach Ihm suchten und in den Tempel zurückkehrten und Ihn fanden und befragten, antwortete Er: "Wisset ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meines Vaters ist?" Wir sehen also, dass göttliches Unbefriedigtsein die eigentliche Grundlage all unserer hohen geistigen Erfahrungen und göttlichen Taten ist. Jeder Heilige, jeder Mystiker, jeder wirklich grosse Mensch musste durch dieses vorhergehende Stadium der Trauer, des Unbefriedigtseins, der Unzufriedenheit mit dem Leben, wie es ist, hindurchgehen.

Welch grandioser Unterschied besteht zwischen dem Leid eines geistigen und dem Leid eines ichbetonten Menschen, der ein paar Münzen oder einen lieben Freund oder Möglichkeiten sinnlicher Befriedigung verloren hat. Deshalb betrachtet Jesus Christus das Leid des geistigen Menschen als eine Segnung und versichert uns, dass wir getröstet werden.

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Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden
das Erdreich besitzen. Selig sind, die reinen
Herzens sind, denn sie werden Gott schauen

Es besteht kein grosser Unterschied zwischen Reinheit und Sanftmut. Reinheit ist Sanftmut. Reinheit ist Licht. Reinheit ist Schönheit. Reinheit ist Macht. Sie ist das wahre Leben und das Herz der Gottheit. Deshalb heisst es in der Bibel: "Gesegnet sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen."

Diese Reinheit ist etwas ganz anderes als die Reinheit, mit der wir im Leben vertraut sind. Es handelt sich hier nicht um die äussere Reinheit des Körpers und auch nicht um moralische Reinheit. Es geht um die Reinheit des Geistes, die Reinheit des inneren Bewusstseins und des Herzens. Diese Reinheit des Herzens ist nur für diejenigen möglich, die arm im Geiste sind, nur für diejenigen Herzen, welche den Herrn lieben. Nur diejenigen Herzen sind rein, die sich im intensiven Bewusstsein der allgegenwärtigen Gottheit völlig vergessen. Ein Herz, das vom Göttlichen nichts weiss, sich Ihm nicht hingibt, das für Gottes unendliche Schönheit, Gegenwart und Macht nicht empfänglich ist, nicht alle Kräfte einsetzt, um das Reich Gottes zu erfahren, ist nicht rein. Wir können gut, wir können ethisch rein sein, wenn aber unser Herz sich nicht nach dem Göttlichen sehnt, wenn es nicht weiss, dass die lebendige Gottheit in jedem Herzen gegenwärtig ist, wenn es nicht auf die göttliche Kraft, die göttliche Gegenwart und Schönheit antwortet, wenn es in seiner Anbetung nicht zur Gotterfahrung emporgehoben wird, dann ist es nicht rein. Die, welche reinen Herzens sind, sind also auch die Armen im Geiste. Ein Herz, das noch von engen Sympathien und Antipathien beherrscht wird, das nach kleinen sinnlichen Freuden gelüstet und nichts von der unendlichen Freude, die es besitzen kann, weiss, ist nicht rein. Ein Mensch, der ganz den Sinnen nachgibt und nicht bestrebt ist, nach der Quelle ewiger Freude zu suchen, gehört nicht zu denen, die reinen Herzens sind.

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Selig sind, die da hungert und dürstet nach der
Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden

Worin besteht dieser Hunger und Durst nach der Gerechtigkeit? Es geht da nicht um eine moralische Gerechtigkeit, sondern um die Gerechtigkeit, die das Reich Gottes selber ist. Diese Gerechtigkeit besteht darin, dass wir die Bedingungen und den Zustand des unendlichen Seins erlangen, welches der Vater im Himmel ist.

Nicht beim Vater zu sein, nicht mit Ihm in Verbindung zu stehen, das ist die Ungerechtigkeit, in die wir uns selbst begeben. Nicht in Harmonie mit der Wahrheit, Liebe und Schönheit Gottes zu sein, ist die Ungerechtigkeit, die wir vermeiden müssen. Alles Lebendige, jedes Herz, jedes Wesen, welches in Harmonie mit der höchsten Wahrheit, mit Gott, ist, lebt im Zustand der Gerechtigkeit.

Die höchsten göttlichen Erfahrungen, die in Indien vor Jahrtausenden gemacht wurden und in den Upanishaden ihr Zeugnis fanden, schildern Gott nicht als Vater, sondern als unendliche Wirklichkeit. Es kommt nicht darauf an, ob wir Ihn Vater, Wirklichkeit, Christuskind, Freund oder Mutter nennen. Es spielt auch keine Rolle, wie wir die Gottheit anreden. Jedoch enthüllen uns gewisse mystische Erfahrungen das Wesen des Göttlichen als Wahrheit, als das Recht.

Daher erkannten auch vor Jahrtausenden die gewaltigen Seher Indiens, die Rishis, Gott als Wahrheit. Die Wahrheit, das Ewige, das Wirkliche, das Unsterbliche - das ist Gott. Und die göttliche Natur ist Gerechtigkeit, ist das Wesen der Wahrheit und Wirklichkeit. Und jeder, der nach Gott, dem höchsten Wesen, hungert und dürstet, hungert und dürstet daher nach der Gerechtigkeit.

So also sollen wir das Göttliche suchen: uns soll hungern und dürsten nach der Gotterfahrung. Ein Psalm der Bibel lautet: "Wie der Hirsch schreiet nach frischem Wasser, so schreiet meine Seele, Gott, zu Dir!" (Psalm 42). Dies ist wirkliches Hungern und Dürsten nach Gotterfahrung. So sollte die innerste Triebkraft göttlichen Strebens sein, so sollten der Drang und die Innigkeit unserer eigenen Sehnsucht nach unmittelbarer Gotterfahrung geartet sein. Ruhelosigkeit und tiefes Verlangen nach der Erfahrung des Göttlichen müssen uns völlig ergreifen.

Eine andere wunderbare Stelle der Bibel sagt: "Denn der Eifer für Dein Haus hat mich verzehrt." So muss der Eifer für Gott auch uns verzehren. Wir müssen dürsten nach der göttlichen Erfahrung wie der Hirsch nach dem Wasser dürstet. Unser ganzes Leben, unser Geist, Herz und Gemüt müssen von verzehrendem Sehnen und Verlangen nach Gotterfahrung erglühen. Die Intensität, das Feuer und die Kraft unseres geistigen Strebens müssen allen Unrat, alle Unreinheiten unseres inneren Wesens verbrennen und uns zur Erleuchtung der Gotterfahrung emporheben.

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Selig sind die Barmherzigen, denn
sie werden Barmherzigkeit erlangen

Gesegnet sind die Barmherzigen, welche Liebe im Herzen tragen! Was ist Barmherzigkeit anderes als Liebe? Unser ganzes Wesen muss von Liebe durchdrungen sein, nicht von Liebe zum eigenen Körper, nicht allein mit Liebe zu unseren Kindern, nicht nur mit Liebe zu unseren Freunden, nicht mit Liebe für die von uns bewohnte Welt, sondern mit etwas, das mehr ist als all dies: mit der Liebe, die alle Wesen und die ganze Natur umfasst, mit der Liebe zu Gott selbst, mit der Liebe zum Nächsten, gleichgültig, ob gut oder böse, sündig oder heilig, ob Freund oder Feind, ob Mensch oder Tier. Unsere Liebe muss bedingungslos, allumfassend, unbegrenzt, alles einschliessend sein. Gesegnet sind diejenigen, deren Herzen von allumfassender Liebe durchpulst sind.
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Selig sind die Friedfertigen, denn
sie werden Gottes Kinder heissen

Wer ist friedfertig? Jeder, der reinen Herzens ist, bringt Frieden, jeder, dessen Herz von allumfassender göttlicher Liebe erbebt, bringt Frieden, jeder, der eine tiefe Verehrung für den allsehenden, allwissenden und alles durchdringenden Gott empfindet, bringt Frieden. Es ist uns unmöglich, uns der Gegenwart der allsehenden, allwissenden Gottheit intensiv bewusst zu sein und zur gleichen Zeit Unfrieden und Unordnung zu stiften. Deshalb können nur diejenigen Menschen Frieden bewirken, die von göttlicher Hingabe erfüllt sind. Nur wenn wir in ständiger Berührung mit Gott leben, welcher selbst Urgrund und Wesen ewigen Friedens ist, können wir Frieden hervorbringen. In diesem Sinne war Christus ein Brunnen des Friedens und ein wahrer Friedensfürst. Ein jeder, der sich zu überragender Güte, Heiligkeit und Gotterfahrung zu erheben vermag, ist ein wahrer Friedensstifter. Der Friede wird nicht durch gesellschaftliche Vereinbarungen und nicht durch ein wenig Geben und Nehmen erlangt. Er kann nie an der Oberfläche und durch äussere Mittel aufgebaut werden; er kann nur aus dem All-Friedvollen in uns entströmen. Unser inneres Wesen muss tief in der Stille, der Ruhe und dem Frieden des göttlichen Bewusstseins ruhen. Dann wird Friede von uns ausströmen, wo immer wir sind. Bevor wir also aussen Frieden schaffen können, müssen wir ihn in unserem Innern dauerhaft verwurzeln. Um wirklichen Frieden zu haben, brauchen wir kein grosses Wissen. Auch wenn wir über umfassende Kenntnisse verfügen, heisst dies noch nicht, dass wir wirklichen Frieden besitzen. Wir können ihn nur durch die Gotterfahrung erlangen, nur durch intensive Bewusstheit dessen, was allfriedvoll und absolute Stille ist - Gott. Friede wird von unserem innersten Wesen und unserer Gegenwart ausströmen und strahlen, sobald wir mit dem allfriedvollen, allstillen und sanftmütigen Gott in Berührung sind.
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Selig sind die, die um der Gerechtigkeit willen
verfolgt werden, denn ihrer ist das Himmelreich

Selig sind die, welche verfolgt werden: Nicht die der Welt verhafteten Menschen, die aus den üblichen , allgemein bekannten Gründen verfolgt werden, haben Teil an diesem Segen, sondern diejenigen, welche um ihrer Suche nach Gott willen verfolgt werden, erfahren den göttlichen Segen.

Wie wir sehen, kann Trauer sehr verschiedener Art sein. Genauso verhält es sich mit Verfolgung. Jesus selber wurde verfolgt, weil Er die Wahrheit Seiner inneren göttlichen Erfahrung aussprach. Er wurde verfolgt, weil Ihn niemand richtig verstehen und Seine innere Beziehung zum Vater und die daraus folgende Mission erfassen konnte. Eine solche Verfolgung ist göttlich und gesegnet. Beinahe alle Heiligen wurden verfolgt, denn Verfolgung gehört in irgendeiner Weise immer zur Schöpfung oder Durchführung grosser Werke. Wir können nichts Bedeutendes und Grossartiges, nichts Wunderbares und Göttliches vollbringen, ohne Schmerzen, Verfolgung und Leiden auf uns zu nehmen. Auch eine Mutter muss die Schmerzen der Geburt auf sich nehmen, damit das Kind zur Welt kommt. Ehe ein grosses, gewaltiges Ziel erreicht wird, ehe ein erhabenes Werk geschaffen wird, wird es immer Schwierigkeiten, Leiden und Verfolgungen geben. Wenn wir nach dem Reiche Gottes trachten, werden wir von den Mächten der Unwissenheit und des Irrtums verfolgt.

Selbst unser eigener Körper unterstützt unsere Liebe zu Gott nicht, sondern er sucht uns zu behindern und zu verfolgen. Und wenn wir voller Sehnsucht danach trachten, mehr über die Natur des Göttlichen zu erfahren, dann widerstrebt dem das von uns äusserlich übernommene gewohnte Verstandeswissen und versucht, uns mit Zweifeln zu verfolgen.

So gibt es vielerlei Arten der Verfolgung, die den Gottliebenden auferlegt sind. Es wäre jedoch ein grosser Fehler, wenn wir unsere Bemühungen um das Göttliche aufgäben, weil Hindernisse uns dabei begegnen. Nur um der Widerstände und Verfolgungen willen ungeduldig zu werden und die wertvollen Bestrebungen aufzugeben, wäre ein Zeichen grosser Schwäche und grossen Irrtums.

Schwierigkeiten, Hindernisse und Verfolgungen sind für unser weiteres Wachstum und unsere weitere Entwicklung sehr wertvoll. Sie sind auf dem Weg inneren geistigen Fortschritts unvermeidlich. Denn durch Belastungsproben, durch Gewalt, durch den Druck der Verfolgungen, der Hindernisse und Schwierigkeiten überwinden wir, was schwach und fehlerhaft in uns ist. Aussergewöhnliche Umstände befähigen uns zu einer bisher ungeahnten Intelligenz und Energie. Unsere wesentlichsten Heldentugenden, die Echtheit und Kraft unserer Liebe zu Gott werden im Kreuzfeuer der Verfolgungen, Leiden und Schwierigkeiten erprobt. Das Reich Gottes, das unendliche Freude, Friede, Schönheit und Vollkommenheit ist, kann uns nicht leicht zufallen. Wir müssen erprobt und geprüft werden. Schauen wir auf die Menschen im täglichen Leben dieser Welt. Für unbedeutende Dinge, um geringfügigen Gewinns willen, müssen sie sich jahrelang abplagen und kämpfen und viel Leid empfangen. Wenn wir danach streben, dass uns das ganze Reich Gottes gegeben werde, welch höheren Preis wollen wir dann bezahlen; wie viel mehr Prüfungen und Schwierigkeiten wollen wir auf uns nehmen, um den unbezahlbaren Schatz des Gottbewusstseins zu erlangen? -Wenn nun unsere Liebe zum Göttlichen tief ist, wenn wir von wahrer Sehnsucht nach Unsterblichkeit, Ewigkeit, Frieden, nach der Seligkeit und Vollkommenheit des Vaters getrieben werden, dann werden sich unsere Schwierigkeiten als hilfreich erweisen und die Verfolgungen als ein Mittel zur Freude. Dann wird kein noch so grosses Hindernis uns unsere Geduld und Ausdauer verlieren lassen oder uns vom stetigen Fortschritt abhalten können. "Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen, und reden allerlei Übels wider euch, so sie daran lügen" (Matth. 5,11).

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Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das
Salz seine Schärfe verliert, womit soll man salzen?

Ihr seid das Salz der Erde. Warum seid Ihr das Salz der Erde? Weil Ihr die Krone der Schöpfung, weil Ihr Söhne und Töchter Gottes seid. Ihr seid das Salz der Erde, weil das unendliche, unsterbliche, ewige Licht des vollkommenen Vaters in Eurem inneren Herzen ist. Es ist wahr, dass Mann und Frau die Krone der Schöpfung sind. Allein der Mensch besitzt Urteilskraft. Nur er kann hungern nach dem Reiche Gottes. Allein der Mensch vermag voller Glauben und Hingabe zu sein. Nur in ihm existiert das innere göttliche Bewusstsein in vollem Masse. Durch die Tiefe der menschlichen Liebe, durch die genialen Taten und grossen Werke des Menschen findet etwas vom Wesen und Licht Gottes seinen Ausdruck und seine Verwirklichung.

Jedem Menschen ist es möglich, ein Heiliger zu werden, das Reich Gottes zu erlangen und über unendlich viele göttliche Kräfte zu verfügen. Durch Sein eigenes Leben und Wirken hat Jesus Christus die in uns liegenden schöpferischen Kräfte aufgezeigt und durch Sein Licht und Seine Liebe kundgetan, dass Er unser Erlöser ist. Er hat uns unseren göttlichen Ursprung gezeigt. Er deutete auf uns, als Er sagte: "Das Reich Gottes ist inwendig in euch" (Luk. 17,21). Er hat uns Gesegnete und das Salz der Erde genannt, weil Er sich der Tatsache völlig bewusst war, dass jeder Mensch ein Kind Gottes ist. Er konnte nicht nur über Wasser gehen, sondern auch seinen Jüngern dazu verhelfen, wodurch Er eine der zahllosen göttlichen Kräfte offenbart, die in unserem inneren Bewusstsein existieren.

Wenn Christus eins sein konnte mit dem Vater im Himmel, dann war Er auch imstande, uns zu dieser Erfahrung emporzuheben. Aus diesem Grunde sind wir gesegnet. In uns ist der Vater. In uns ist das Reich Gottes. Deshalb sind wir das Salz der Erde, die Krone der Schöpfung und die Herrlichkeit der ganzen erschaffenen Natur. Wenn wir aber diesen Schatz von Edelsteinen des Reiches Gottes in uns nicht erkennen, dann sind wir nicht mehr das Salz der Erde, dann verliert unser Salz seine Würzkraft. Wenn wir also wirklich das Salz der Erde sein wollen, das wir in Wahrheit sind, dann müssen wir bewusster werden und das Reich Gottes in uns erkennen. In uns ist eine Goldgrube voll Licht, voll unendlicher Kraft, Freude und Vollkommenheit. Wenn wir diese Tatsache vergessen und allein damit beschäftigt sind, den Körper zu ernähren und unbedeutenden Vergnügungen nachzugehen, die uns um die Erfahrung der unendlichen Kraft in uns bringen, dann wird das Salz stumpf.

Unsere Kraft liegt im Bewusstsein, dass wir Gottes Kinder sind, und in unserem Bemühen, als solche zu leben. Als Kinder Gottes sind wir das Salz der Erde. Als normale menschliche Wesen sind wir vom Licht, von der Macht und der Freude, die dem Gottbewusstsein entspringen, getrennt und an begrenzte Kräfte des Wissens und Willens gebunden. Wir sind nicht das Salz der Erde, nicht gesegnet, nicht die Kinder Gottes, wir werden das Erdreich nicht besitzen und das Reich Gottes nicht gewinnen. Wenn wir aber die Kraft als Salz der Erde bewahren können und uns des Vaters, der in uns ist, bewusst sind, wenn wir zur vollen Gewahrwerdung der unendlichen Freude, des Friedens und der in uns liegenden Vollkommenheit gelangen und hier auf Erden leben, um immer mehr das Himmelreich und den Vater zu erfahren, dann sind wir die Kinder Gottes und das Salz der Erde.

Ihr seid das Licht der Welt. Es mag die Stadt, die auf einem Berg liegt, nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter, so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. Also lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, dass sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.

Es gibt keine bessere Erklärung dieser Worte als das Beispiel Christi selbst. Der uns die Botschaft überbringt, ist selbst das Licht der Welt, das Licht, das aus Seiner Erfahrung zu uns spricht. Aber Er ist sich nicht nur bewusst, das Licht der Welt im Vater zu sein, sondern Er weiss, dass auch wir alle die Lichter dieser Welt sind. Deshalb sagt Er: "Ihr seid das Licht der Welt." Was Ihm möglich war, ist auch für uns möglich. Und wenn es heisst: "Ihr seid das Salz der Erde", dann seid Ihr auch das Licht der Welt. Beides bedeutet dasselbe.

Ihr seid das Licht der Welt, weil das unendliche Licht des Herrn in Euch ist. - Es ist unsere kleine, begrenzte, illusorische Vorstellung, dass wir Frau oder Herr so und so wären. Wenn wir uns nur als Frau und Herr so und so fühlen und entsprechend benehmen, berauben wir uns der Freude, des Schutzes, der Energie und Kraft, über die wir verfügen können, wenn wir wissen, dass wir die Söhne und Töchter Gottes sind. Je mehr wir uns deshalb der Wahrheit bewusst werden, dass der Vater in uns ist, dass das Reich Gottes in uns ist, desto heller werden wir als Lichter hier auf Erden leuchten.

Wir sind das Licht der Welt, weil das göttliche Bewusstsein durch all das, was das Beste in uns ist, zum Ausdruck und zur Wirkung kommen kann. Wir sind das Licht der Welt, weil die Kräfte des Wissens und die Macht des Herzens in ihren göttlichen Elementen ihre Wirkung in uns ausüben. Wir sind das Licht der Welt, weil in jedem von uns ein Herz ist, das mit seinem Erbarmen die ganze Schöpfung umfassen kann, und in jedem von uns die Kraft Christi wohnt, welche Wunder und Wunderwerke zu schaffen vermag. Wir sind das Licht der Welt, weil der Vater tief in unserem inneren Wesen wohnt. Deshalb ist es unsere Aufgabe, den Herrn in uns zu erfahren, damit wir auch wirklich das Licht der Welt sein können. Bis jetzt haben wir in unserem Leben nur wenig Wissen erlangt. Wenn wir auch als geschulte, hoch kultivierte und gebildete Persönlichkeiten gelten und als Menschen mit aussergewöhnlich entwickeltem Verstand, so sind wir doch nicht das Licht der Welt. Zum Licht der Welt werden wir, wenn wir fortwährend unsere innere Weisheit in unendliche Weiten ausdehnen, unsere Güte zu absoluter Grösse entfalten und mit unserer Liebe die ganze Menschheit umfangen und sie zur universalen, bedingungslosen, unbegrenzten Liebe werden lassen. Zum Licht der Welt werden wir, wenn alles in unserem Herzen und Gemüt im ekstatischen Gottbewusstsein aufgeht. Wenn wir teilhaben an der unendlichen Macht, am Frieden, an der Gnade und Schönheit Gottes, des Vaters, am Reiche Gottes in uns, dann werden wir zum Licht der Welt. Bemühe Dich also, Liebe, Güte, Sanftmut, Opfer- und Hilfsbereitschaft, Glaube und Hingabe zu entwickeln, um die göttliche Gnade zu erlangen! In dem Masse, in dem Dir das gelingt, wirst Du das Licht der Welt sein, und Hunderte werden kommen, um Führung und Kraft von Dir zu erbitten. Erlange die völlige, dynamische Erfahrung des Vaters und des Reiches Gottes! Lass Dein ganzes Leben zu einem stillen, sanften und mächtigen Ausdruck der Kräfte des Gottbewusstseins werden! Dann wirst Du die überraschende Erfahrung machen, dass die ganze Welt zu Dir kommt, Dich verehrt und aus Deinem Lichte Gewinn zieht.

Stelle zuerst Dein Leben ins Licht, so wird es nicht verborgen bleiben. Die Welt wird seiner gewahr werden. Verwandle Dein Leben in Honig und Süssigkeit und sieh mit Staunen, wie Tausende von Bienen Dich suchen und zu Dir kommen werden. So bist Du in Wahrheit das Licht der Welt, und im Sinne Christi müssen wir dies durch unsere Erkenntnis, unsere Erfahrung, unser tägliches Leben bezeugen.

Obwohl jeder Mensch in seinem tiefsten Inneren das Licht der Weit ist, lebt er in Dunkelheit, Unwissenheit und Irrtum und ist so darin verstrickt, dass er nicht einmal weiss, dass er das Licht der Welt ist. Er lebt in der Welt als ein kleinlicher Mensch mit ein paar Forderungen und geringwertigen Zielen. Er kennt seinen göttlichen Ursprung, seine unendlichen göttlichen Möglichkeiten und Kräfte nicht. Er ist vollständig unwissend in bezug auf seine enge Verwandtschaft mit dem höchsten, alles beherrschenden Vater im Himmel in seinem Innern; er schaut nach unbedeutenden, flüchtigen und vergänglichen irdischen Vergnügen aus, während sein inneres Herz des göttlichen Lichtes und unvergänglicher, unsterblicher und ewiger Schätze voll ist. Deshalb fordert uns Jesus Christus auf, durch bewusstes Erleben, von ganzem Gemüt, in allen Gedanken und Gefühlen, in all unserem Handeln und unter allen Lebensumständen das Licht der Welt zu sein.

Wir haben also gesehen, dass alle Seligpreisungen auf irgendeine Art dasselbe bedeuten. Wenn wir die erste Seligpreisung vornehmen, sehen wir, dass sie - wenn auch in anderen Worten - mit der zweiten identisch ist. Die Stelle, die vom Salz der Erde spricht, deckt sich mit der vom Licht der Welt. So kann die zentrale Botschaft der ganzen Bergpredigt in zwei kurze Sätze zusammengefasst werden: "Suchet das Reich Gottes und ihr werdet Kinder Gottes heissen. Erkennet Gott, und ihr werdet das Licht der Welt sein." Das ist die zentrale Botschaft der Bergpredigt. Daher sind wir gesegnet, wir sind auch die Erben der Erde, uns gehört das Reich Gottes; wir werden gesättigt, wir werden getröstet werden; wir erlangen die unendliche Liebe, das Licht und die Kraft Gottes, wenn wir Seine Gerechtigkeit, Sein Reich suchen, wenn wir arm im Geiste, reinen Herzens und barmherzig sind und nach dem Reich hungern und dürsten. Das ist die zentrale Botschaft dieser Predigt.

Sie besagt weiterhin, dass wir dem Bösen nicht widerstreben sollen. Denen, die reinen Herzens und arm im Geiste sind, ist es natürlich, dem Übel nicht zu widerstehen. Denen, deren Herz sich nach dem Göttlichen sehnt und die sich dem Lichte -das Gott ist - zugekehrt haben, ist es natürlich, dem Dunkel nicht zu widerstreben. Warum sollten wir der Dunkelheit Widerstand leisten, wenn wir dem Lichte zugekehrt sind? Die Friedebringenden, die Demütigen und die Reinen, welche nach dem Göttlichen, dem All-Licht, der All-Macht, All-Gnade und All-Schönheit hungern, widerstreben dem Übel nicht. Nur die geistig Unwissenden wehren sich gegen das Böse; nur wer sich noch nicht umgewandelt hat und nicht zum Lichte hinstrebt, kämpft mit der Dunkelheit.

Ein wunderbares Beispiel hierfür ist die iranische Mystikerin Fabia. Sie war fortwährend von tiefer Liebe zu Gott erfüllt. Einst fragte man sie: "Hassest Du den Teufel?" Da antwortete sie: "Ich sehe nirgends einen Teufel. Ich sehe überall denselben Herrn, und wenn ich jemand hassen müsste, wäre es der Herr selbst." Das Böse, der Teufel, existiert also nicht für den, dessen Bewusstsein ganz von intensiver Liebe und Erfahrung Gottes erfüllt ist. Unwissenheit, Dunkelheit und das Böse existieren nur, weil unsere Liebe zu Gott begrenzt ist. An manchen Stellen unseres Lebens ist Schatten, weil das darauf geworfene Licht nicht voll ausreicht. Schulen wir unsere Intelligenz, stärken wir unser inneres Wesen und setzen wir alle unsere Fähigkeiten ein, mehr Licht zu erhalten! Wenn wir mehr Licht in uns tragen, wird das Böse ohne Kämpfe unbemerkt eines natürlichen Todes sterben. Verstärkt man das Licht in einem Zimmer, schwinden Dunkelheit und Schatten aus allen Ecken. Es ist kein Zeichen von Weisheit, mit dem Bösen zu kämpfen. Harre aus im Streben nach dem Guten und suche darin mehr und mehr - bis ins Unermessliche - zu wachsen.

Die Bergpredigt ermahnt uns, vollkommen zu sein wie der Vater im Himmel. Wie können wir vollkommen sein wie der Vater im Himmel, wenn wir nicht zugleich arm im Geiste, reinen Herzens und Friedebringende sind? Die Bergpredigt im 5. Kapitel des Matthäus-Evangeliums könnte in zwei Sätze zusammengefasst werden: "Suchet und erfahret Gott!" und" Seid ein Licht für die Welt!". - Dies ist die Botschaft der Bergpredigt. Sie ist das Herz Christi, sie ist eine erhabene, beseligende und lichterfüllte Führung für unser göttliches Leben auf Erden. Sie enthält nichts, was unmöglich wäre. Jesus Christus gab uns diese Predigt aus Seinem inneren Erleben heraus. Er selbst hat durch Sein Leben die Wahrheit jedes ihrer Worte bezeugt. Auch die grossen Heiligen der Welt haben uns alles bezeugt, was in der Bergpredigt steht; in ihren Leben wird die Wahrheit und das Licht der Bergpredigt sichtbar. Darüberhinaus sind durch die Jahrhunderte hindurch immer wieder Menschen mit Gotterfahrung und Gottbewusstsein aufgetreten, welche die Botschaft der Bergpredigt im täglichen Leben verwirklicht haben. Im Kleinen sind auch Euer aller Leben wertvolle Abbilder dieser Verkündigung.

Gesegnet sind, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit, denn sie werden gesättigt werden. Wenn in Euren Herzen kein Hunger und Durst nach Rechtschaffenheit, nach dem Reich Gottes und der Gotterfahrung wäre, hätten wir dann die heutige Zusammenkunft? Würdet Ihr hier sitzen und auf andere gesellschaftliche Vergnügungen verzichten, wenn nicht Hunger und Durst nach dem Reiche Gottes in Euch wären? Wenn nun dieser Hunger und Durst unseres Herzens nach Gott, nach der Erfahrung Gottes so entfacht und zu der Intensität gesteigert werden könnten wie sie im heiligen Franz von Assisi, im heiligen Augustin oder in der heiligen Katharina lebendig waren, was würde geschehen? Ihr alle wäret ein Licht der Welt. Jahrhundert um Jahrhundert würden die Menschen Eurer gedenken und das Licht der Worte Eurer Botschaft erforschen und Erleuchtung und Kraft daraus schöpfen. Dies ist Euer unvermeidbares Schicksal, dem Ihr nicht entweichen könnt. Ihr seid wahrlich die Kinder Gottes. Daher sandte Gott Jesus, damit die Gotteskindschaft neu verkündet werde.

Er liess Ihn alle Verfolgungen und Leiden durchleben, um zu bezeugen, dass es auch unter solchen Umständen möglich ist, das göttliche Leben hier auf Erden zu verwirklichen. In gewissem Sinne kann daher gesagt werden, dass Gott Jesus um unseres inneren und äusseren Wohles, unserer Erleuchtung, unseres Glückes und um unserer göttlichen Erfahrung willen geopfert hat. In diesem Sinn ist Jesus Christus unser Erlöser. Er litt, um zu zeigen, dass jeder von uns ein Kind Gottes ist. Er liess es zu, dass man Ihn kreuzigte, um zu bezeugen, dass wir unsterblich sind. Er hat den körperlichen Tod auf sich genommen, um die Nichtigkeit dieses physischen Todes darzutun. Er ist Feinden begegnet, um zu zeigen, dass Er sie wie sich selbst zu lieben vermochte. Durch Sein Leben hat Er Kraft, Gültigkeit und Wahrheit Seiner eigenen Predigt bewiesen.

Die Bergpredigt enthält alles, was wir als Führung zur hohen göttlichen Erfahrung nötig haben. Der Herr sagt: "Gesegnet seid ihr, die ihr das Reich Gottes sucht!" Aber wie sollen wir es suchen? Wie können wir Gott erfahren? Er antwortet: "Seid reinen Herzens, seid arm im Geiste." Das heisst: Seid nicht egoistisch; seid nicht selbstsüchtig; seid Euch nicht nur Eures Körpers bewusst und vergesst nicht, dass alles, was Ihr an Körper, Leben, Geist und an Reichtum habt, ein Geschenk des Göttlichen ist. Lebt im Gottbewusstsein, erkennet die Allgegenwart und Allmacht der Gottheit und bringt sie durch Euch zum Ausdruck. Liebet alle. Löscht das Ego aus. Verzehrt Euch nach Gerechtigkeit, Wahrheit und Schönheit.

In dem auf die Bergpredigt folgenden Kapitel des Matthäus-Evangeliums wird uns darüber hinaus ein Gebet des Herrn übermittelt. Er hat uns angehalten, unser Herz zu läutern, arm im Geiste, frei von Egoismus, voller Demut und voller Liebe zu sein und unser Leben zu einem Feuer, zu einem Licht, zu einer Kraft der göttlichen Inspiration zu machen, das Salz der Erde zu sein, das wir in Wirklichkeit sind.

In Euren Herzen wohnt unendliche Güte. Warum sucht Ihr sie mit kleinen Sympathien und Abneigungen und mit Hass zuzudecken? Die Gottheit unendlichen Lichtes ist in Euch. Ihr seid das Licht der Welt; weshalb jammert Ihr in der Dunkelheit? Warum hüllt Ihr Euch in noch grössere Dunkelheit, indem Ihr allein den Verstand gebraucht? Warum entwickelt Ihr nicht die Kräfte Eurer Intuition und Erleuchtung, eines höheren Wahrnehmungsvermögens und göttlicher Urteilskraft? Warum lasst Ihr nicht das Euch innewohnende Licht leuchten?

Damit wir all dies vollbringen können, gab uns der Herr ein Gebet. Es ist ganz auf Gott konzentriert. Es vermag, uns göttlich zu machen und an der Gotterfahrung teilhaftig werden zu lassen. Das Brot, das wir täglich vom Göttlichen erbitten, ist das Brot Seiner Erkenntnis, Seiner Weisheit und Seiner Liebe. Gott, der jedes kleinste Wesen auf der Erde versorgt, versagt uns nichts auf Erden. Das gewöhnliche Brot, das wir brauchen, ist schon da. Darum sagt Jesus, dass wir nicht nur von diesem gewöhnlichen Brot allein, sondern von einem anderen Brot, vom Bewusstsein Gottes, leben. Dieses andere Brot ist das Wissen, das Bewusstsein, die Wahrnehmung und das Empfinden Gottes. Jesus lehrte uns, dieses vom Vater zu erbitten, auf dass an jedem Tag mehr göttliche Weisheit, mehr göttliche Liebe und Vollkommenheit in unser Leben einströme.

Jesus erwartet von uns, dass wir im Geiste der Bergpredigt und der Seligpreisungen leben. Wenn wir dies befolgen, werden wir unser Haus auf Felsen bauen; jede andere Stütze der Welt wird versagen. Zwar haben wir in der Welt starken Rückhalt und viel Macht durch ein grosses Bankguthaben, wir besitzen mehrere Häuser, haben einen starken, gesunden Körper und jedes Vergnügen, das man sich auf Erden wünschen kann. Wir sind jedoch von all diesen ungewissen, gefährlichen Dingen abhängig; während wir die Treppen steigen, um den ersten Stock zu erreichen, kann das Herz versagen, und wir fallen tot auf der Treppe nieder. Erlangt Seine Macht. Lacht über den Tod und alles Vergängliche. Zeigt Eure Kraft. Zeigt das unsterbliche, unzerstörbare Licht in Euch. Alles, was Ihr Euch auf Erden wünscht, könnt Ihr besitzen. Wenn Ihr aber an Gott keinen Halt habt, kann Euch jeder Windhauch davontragen, kann jede beliebige Macht Euch vernichten, können schwierige und ungünstige Umstände oder irgendein Versagen Euer Glück zerstören. Wenn Ihr jedoch Halt an Gott habt, könnt Ihr alle Situationen und Verhältnisse meistern; wenn der Tod kommt, werdet Ihr ihn überwinden. Wenn Euch Unglück heimsucht, seid Ihr tapfer, friedlich, ruhig und der Situation gewachsen. Unglück und Glück, wie sie einem jeden Leben beigemischt sind, werden Euch nicht berühren, wenn Gott Euer Halt ist.

Seid deshalb weise und errichtet Euer Haus auf dem Felsen des Gottbewusstseins; denn Jesus sagt nicht: baut kein Haus, sondern: baut das Haus, aber seid weise, baut es auf einen Felsen und nicht auf Sand. Er sagt: lebet auf Erden. Suchet das Reich Gottes, erkennet, erfahret und besitzt es. Wenn dieses Euch gehört, wird Euch hier auf Erden alles andere hinzugefügt werden.

Die Bergpredigt sagt uns, dass wir das Salz der Erde sind und die Erde besitzen werden. Uns wird nicht nur Gott zuteil, dass wir Ihn erfahren, sondern auch die Erde, dass wir uns ihrer erfreuen. Jesus schenkt uns beides, den Himmel und die Erde. Diejenigen Menschen, die nicht versuchen, mit dem Lichte zu leben, von dem die Bergpredigt zeugt, bauen ihre Häuser auf Sand; und so sind ihre Freuden nichtig und ihre Schätze vergänglich. Weder ein reicher und junger Mann noch die Mutter vieler Kinder, noch sonst jemand, der alle Dinge der Welt besitzt, ist wirklich glücklich. Wenn wir aber die Gottheit haben, dann werden alle Dinge dieser Welt zu Quellen wirklichen Glücks und ungetrübter, unvergänglicher Freude.

Swami Omkarananda

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