Swami Omkarananda

Gedanken zum Tag

Oktober 2017

Kalender Jan2000



1. Tag

Das menschliche Gemüt mit seinen Erfahrungen, Funktionen und Phänomenen ist eher durch die Fähigkeiten, die in ihm selbst liegen, als durch von außen her eingreifende Instrumente und Techniken beobachtbar und analysierbar.

Die Auswirkungen des Unbewussten, die brodelnden dunklen Energien unter der Schicht des bewussten mensch-lichen Geistes sind keine Entdeckung moderner Psychologie, sondern ein uraltes Phänomen, das schon seit dem Erwachen der menschlichen Intelligenz auf Erden beobachtet wurde.


2. Tag

Schon seit Jahrtausenden haben sich Heilige auf der ganzen Welt bemüht, die rohen Energien hinter dem bewussten Gemüt zu sublimieren.

Sie brachten sie unter ihre Herrschaft und gebrauchten sie für nützliche Zwecke, indem sie auf dem Wachstum der Liebe bestanden – durch Güte und Edelmut, durch Gebet, Glauben und Hingabe, durch Entwicklung aller moralischen und geistigen Qualitäten.

3. Tag

Eine Persönlichkeit kann nicht wohlausgewogen, voll integriert und entfaltet sein und zur Quelle von Kraft und Freude, von Wert für sich und die sie umgebende Gesellschaft werden, ohne dass sie die in den großen Weltreligionen verkörperten geistigen Erfahrungen und Weisheiten anstrebt und entsprechende Techniken zu ihrer Verwirklichung anwendet.

Zwar findet sich nicht allzu viel in den Weltreligionen, was zu direktem Gebrauch bereitsteht und den Bedürfnissen des modernen Menschen unmittelbar entspricht, wenn nicht der wesentliche Gehalt neu interpretiert und in den Sinnzusammenhang und die Sprache unserer Zeit gefasst wird.

4. Tag

Die erste Auswirkung eines wahren geistigen Lebens ist eine starke und anziehende Persönlichkeit.

In einem Verhalten, das seinen Ursprung und Antrieb aus hohen Idealen bezieht, liegt das Geheimnis der Höherentwicklung. Das psychologische Kriterium eines dynamischen, schöpferischen und glücklichen Lebens beruht auf der Verlagerung des ganzen persönlichen Wesens des Menschen auf eine höhere Ebene, und zwar durch aktives Erkennen und praktisches Erstreben eines edlen Ziels oder wertvollen Ideals.


5. Tag

Höhere, umfassendere und bleibende Bewusstseinszustände lassen den metaphysischen Rang des Menschen in Gott und innerhalb des Weltganzen erkennen.

Das menschliche Individuum ist seinem wesentlichen Sein nach eine Selbstformulierung des unendlichen Bewusstseins.

Nachdem der große europäischer Mystiker Eckhart durch innere göttliche Betrachtung eine hohe Bewusstseinsstufe erlangt hatte, verlieh er der metaphysischen Wahrheit mit den Worten Ausdruck: „Der Mensch ist Gott in Gott.“

Der Apostel Paulus erklärte, dass wir in Gott leben, uns in Ihm bewegen und unser Sein in Ihm haben.

Das ist die allem zugrunde liegende Tatsache, wenn es um die eigentliche Natur des Menschen geht.

6. Tag

Den Eindrücken unserer leiblichen Sinne und unseres Verstandes stehen die Erfahrungen der darüber hinausreichenden höheren Sinne, der Vernunft und der höheren Bewusstseinszustände gegenüber.

Wir können den Eindrücken der sinnlichen Wahrnehmung nicht trauen. Sie berichten uns lediglich von einer Welt der Illusionen. Was für den einen richtig ist, kann einem anderen total falsch erscheinen. Streit und Disharmonie sind die Folge.


7. Tag

Die wissenschaftlich geschulte Intelligenz eines Astronomen unserer Tage sieht die Welt als unbedeutendes Materiepünktchen im weiten System des Universums.

In gleicher Weise lassen uns höhere Stufen des inneren Bewusstseins die körperliche Umhüllung des Menschen als von nur instrumenteller Bedeutung erkennen und als gefahrbringend, sofern man ihr die Herrschaft überlässt


8. Tag

Eine tiefere Analyse lässt erkennen, dass unser inneres Bewusstsein unendlich viel mehr ist als alles, was wir vermittels der Sinne und des Verstands über uns selbst wissen können – denn unser innerstes Herz ist göttlicher Natur.
9. Tag 
Unter dem Gesichtspunkt der inneren Erfahrung, des höheren Entwicklungsstadiums und des befreiten Zustands des Gottbewusstseins wird das menschliche Gemüt zu einem ganz und gar untergeordneten Faktor und verliert seinen Wert, seine Wertschätzung und Bedeutung.
10. Tag

Dieses nicht empirische Bewusstsein, das in jedem Menschen wohnt und das man Gott, das Absolute oder die Wahrheit nennt – dieses transzendente und zugleich immanente Bewusstsein im Hintergrund, von dem der Mensch nichts weiß, obschon er nur durch dessen Vermittlung wirken und erkennen kann –, dieses Sein und Wesen, dieses allumfassende, dynamische zeitlose Licht muss erkannt, muss wahrgenommen und erfahren werden.

11. Tag

Die großen Menschen und Weisen, deren Gemüt von allen Unreinheiten, Begrenzungen und Unvollkommenheiten befreit und geläutert ist, die reinen Herzen und von universaler, allumfassender Liebe beseelt sind, haben unmittelbaren Zugang zur Erfahrung des unendlichen, unbegrenzten, absoluten Bewusstseins.


12. Tag

Die Vorbedingung, um ein hohes Entwicklungsstadium zu erlangen und die zahllosen Kräfte und Fähigkeiten des göttlichen Bewusstseins zu unseren normalen Kräften und Fähigkeiten werden zu lassen, ist die vollständige Umwandlung unseres inneren menschlichen Wesens.

Beim Bemühen um eine völlige Selbstumwandlung, bei der enormen evolutionären Anstrengung, unser eigenes Bewusstsein von allen Unreinheiten und Unvollkommenheiten zu befreien, die die normale menschliche Natur ausmachen – dazu leistet die moderne Psychologie unschätzbare Dienste.

13. Tag

Da den Problemen im menschlichen Leben psychologische Erlebnisse zugrunde liegen, ist eine vollständige psychologische Selbstumwandlung erforderlich, um diese Probleme gänzlich zur Auflösung zu bringen.

Die menschlichen Begrenzungen, denen jedermann im täglichen Leben ausgesetzt ist, sind rein psychologischer Natur, weshalb eine psychologische Selbstläuterung und Selbstumwandlung die unerlässliche Vorbedingung ist, um zu jenem Bewusstsein vorzudringen, das als das allsehende und alles bezeugende Prinzip hinter dem menschlichen Gemüt oder Geist steht.

Dieses Bewusstsein ist die Grundlage der Identität und Fortdauer des Individuums trotz aller Veränderungen im psychologischen Organismus.


14. Tag

Es ist das „Ich bin Ich“ im Individuum, das dem Auf und Ab, dem Aufsteigen und Vorübergehen von Gedanken, Gefühlen und Erfahrungen zugrunde liegt

Ohne das erkannt zu haben, können wir das Gemüt – den psychologischen Organismus des Menschen – in seiner Substanz nicht verändern und ihn nicht zum Kanal des Selbstausdrucks des vollkommenen Bewusstseins machen.

15. Tag 

Die Kenntnis des Unbewussten, wie sie uns von der modernen Psychologie angeboten wird, ist für den geistigen Fortschritt von Nutzen.

Die dunklen, gefährlichen psychischen Kräfte, Energien und Neigungen, die im Unbewussten verborgen liegen und nach Selbstausdruck verlangen, sind durch die Psychoanalyse und andere Tiefenpsychologien unserem Einblick erschlossen worden und müssen von einem ernsthaft nach göttlicher Vollendung Strebenden voll und ganz erkannt werden.

16. Tag

Das keinem Wechsel unterworfene geistige Sein des unendlichen Lichts der BewusstseinsSeligkeit ist uns nicht sichtbar, solange unser Blickfeld von wechselnden Sinneseindrücken beherrscht ist.

Die Sinnestätigkeit ist das Natürliche für den eng begrenzten Lebens und Erfahrungsbereich der Tiere.

Vernunft, Intelligenz und Bewusstsein, die ihrer wesentlichen Natur nach Licht, Glück, Schönheit und Frieden darstellen, sind allein für den Menschen normal und natürlich.

17. Tag

Das Phänomen des menschlichen Wesens ist einzigartig im Rahmen der Schöpfung. Unsere Unfähigkeit, den grandiosen Urgrund unseres inneren Wesens wahrzunehmen, ist der konstitutionellen Begrenztheit des denkenden Gemüts sowie der Anwesenheit der vielen und mannigfaltigen entstellenden und pervertierenden Kräfte zuzuschreiben, die aus einer niedrigen, geistig noch nicht wiedergeborenen Natur auf unsere bewusste Erfahrung einwirken.


18. Tag

Es besteht die Notwendigkeit einer doppelten Erkenntnis – der Erkenntnis der Natur des Unbewussten einerseits und der Qualitäten des göttlichen Bewusstseins andererseits.

Einerseits muss ständig die psychologische Selbstdurchleuchtung und wachsende Einsichtnahme in die verschiedenen Kräfte und Energien unserer Natur geübt werden, während andererseits unser Gewahrsein und unsere Kenntnis der wesentlichen Natur, der Begleiterscheinungen und Merkmale des allem zugrunde liegenden göttlichen Bewusstseins immer stärker hervortreten sollten.

19. Tag

Um Gott von Angesicht zu Angesicht zu schauen und höhere Inspiration und Intuition zur normalen Wirksamkeit unseres Bewusstseins zum bleibenden Zug unseres inneren Wesens werden zu lassen sowie die inneren Wahrnehmungskräfte von mentalen Beschränkungen zu befreien, wird von uns verlangt, dass wir einerseits unsere psychologische Natur vollständig umwandeln und andererseits einige der höheren Fähigkeiten, die unserem inneren Geist, unserem inneren Bewusstsein innewohnen, in Tätigkeit versetzen.
20. Tag

Jeder beliebige Gegenstand unserer Untersuchung verlangt eine ihm angemessene Annäherungsmethode, beziehungsweise ein entsprechendes Instrument zu seiner Wahrnehmung. Die Sterne über uns sehen für das bloße Auge wie winzige Lichtpunkte aus. Das Erkenntnisinstrument Auge ist in diesem Falle unvollkommen und liefert ein täuschendes Bild. Wollen wir diesem Forschungsgebiet mit angemessenen Instrumenten beikommen, müssen wir speziell dafür geschaffene Teleskope und sonstige wissenschaftliche Hilfsmittel einsetzen.

Ebenso müssen wir, um das eigentliche geistige Individuum im Menschen in den Blick zu bekommen und das allem zugrunde liegende Bewusstsein als unberührte Grundlage jeder mentalen Tätigkeit und anderer bewusster Prozesse zu entdecken und zu verstehen, die höheren Fähigkeiten unseres inneren Wesens aktivieren und praktisch anwenden.


21. Tag

Wir sind mit Intelligenz begabt, und diese muss von negativen Emotionen wie Ärger und Hass, von blind machenden Neigungen, wie Leidenschaft und Habgier, von entstellenden Kräften, wie Stolz und Vorurteilen, befreit werden.

Eine solcherart befreite Intelligenz ist eine leuchtende, reine Flamme beständigen Friedens und bleibender Freude. Sie ist klarsichtig und konstruktiv.

22. Tag

Die Natur hat uns Vernunft verliehen, damit wir sie aufs Beste nutzen. Unsere Denkkraft muss bis zu ihrer äußersten Möglichkeit angespannt werden.

Wir müssen bewusst von unseren Eindrücken und Erfahrungen Abstand nehmen, uns klar bewusst mit den in uns aufsteigenden Gefühlen und Gedanken konfrontieren und ferner das beobachtende Prinzip seinerseits beobachten.

Das heißt, wir müssen die höheren Funktionen des Geistes in uns entfalten und ausüben.


23. Tag 

Es besteht die Notwendigkeit, unser persönliches Wesen immer lichtvoller zu gestalten, damit es zu einem besseren Ausdrucksmedium der vollkommenen Eigenschaften des ewigen Bewusstseins werde. – Das ist nur dann möglich, wenn wir bis zu einem gewissen Grad schon moralisch geläutert sind.

Ist ein Mensch völlig von einer Idee besessen oder von einem Vorurteil beherrscht, ist er von Leidenschaft, Ärger und Hass überwältigt oder ins Netz kleinlicher Zuneigungen verstrickt, geht er ganz im Körper und einem weltlichen Leben auf, dann verliert er die wahre Menschenwürde und verwirkt sein Anrecht auf die höhere Vernunft und die Erfahrung Gottes.

24. Tag

Es ist für uns wichtig, die Natur des Unterbewussten und Unbewussten richtig zu verstehen und die darin verborgenen Kräfte zu kennen.

Doch ist das noch lange nicht genug; wir müssen auch das, was an Positivem darin ist, als unsere Möglichkeiten, als unsere höheren Fähigkeiten und Kräfte verstehen lernen und uns ein zutreffendes Bild davon machen.

25. Tag

Das Höhere beobachtet das Niedrigere; das Unbewusste wird durch das Bewusste beherrscht und umgewandelt.

Das Bewusste wird durch das Überbewusste, das in seinem Wesen die höchste Wirklichkeit trägt, kontrolliert und transformiert.

26. Tag

Wir nehmen das Unbewusste durch das zur Kenntnis, was selbst nicht unbewusst ist.

Wenn alles in uns das Unbewusste wäre, bestünde keinerlei Möglichkeit für uns, dieses Unbewusste zu beobachten.

Wäre alles in uns allein nur der bewusste mentale Mechanismus, gäbe es ebenfalls keine Möglichkeit, das bewusste mentale Wesen und Leben zu lenken und unter Kontrolle zu bringen. Es bestünde dann keine Möglichkeit, über seine Grenzen hinauszugelangen.

27. Tag

Es sollte von jedem denkenden Menschen mit wachem Verstand erkannt und zugegeben werden, dass ein ewig reines Bewusstsein in uns ist, das über die Welt mentaler Phänomene hinausreicht, ein zentrales, selbstbewusstes und allbewusstes, durch und durch lichtes und aus sich selbst bestehendes Bewusstsein, das nicht mit dem sterblichen Körper stirbt, das durch Hypnose nicht beherrscht werden kann, das sich nicht einschläfern und unbewusst machen lässt.

Es besteht allein aus seiner eigenen, ewigen, vollkommenen Absolutheit.


28. Tag

Die Wirklichkeit oder Wahrheit erschließt sich uns durch intuitive Erfahrung. Die höhere geistige Wahrnehmung wie auch die Einsicht, zu der die größten Geister der Menschheit gelangten, erkennen es als das göttliche Prinzip, als das unvergängliche Sein in der vergänglichen Form des Menschen.

Die Erkenntnis dieses göttlichen Bewusstseins ist das wirkliche Erkennen. Sein Wesen ist unser wirkliches Wesen. Seine unbegrenzte Liebe ist unsere wirkliche Liebe. Seine unendliche Seligkeit, seine Wunderkräfte sind unsere wahre Seligkeit, unsere wahren Kräfte und Wunder.

29. Tag

Die größten Menschen der Weltgeschichte, denen ein Blick in die Wahrheit des inneren Bewusstseins zuteil wurde, ließen die Welt als ein unbedeutendes Nichts hinter sich zurück. Doch zumindest einige von ihnen haben ihre Fähigkeiten dafür eingesetzt, die im göttlichen Bewusstsein liegenden, hinter den menschlichen Gemüts und Geisteskräften verborgenen machtvollen Möglichkeiten den Menschen aufzuzeigen und an sie weiterzugeben.

Dieses zentrale, göttliche Bewusstsein in uns ist der eigentliche Sitz höchster Erkenntnis und ist dasselbe allerorts und zu allen Zeiten.


30. Tag

Das göttliche Bewusstsein ist die Unendlichkeit der schöpferischen Intelligenz, des seligen Entzückens, der Schönheit, der Liebe und Vollkommenheit.

Es ist unsterblich, und seine Gegenwart in den Menschen bewirkt, dass niemand sterben will.

31. Tag

Die unmissverständlichen Auswirkungen der Gegenwart des unzerstörbaren unvergänglichunsterblichen Bewusstseins in unserem bewussten und unbewussten Leben stellen sich dar als ein instinktives Zurückweichen vor dem Tod, und in dem Bestreben, sich bei guter Gesundheit zu erhalten und sein Leben auf Erden zu verlängern wie auch im Verlangen nach Unsterblichkeit oder Überwindung des Todes.

Dieser Widerstand, den alle lebenden Formen dem Tod entgegensetzen, ist eine unbewusste Manifestation der wesenhaft unsterblichen Natur des innewohnenden göttlichen Bewusstseins.

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Oktober 2017

Monatliche Zeitschrift, Jahrgang 42, Nr. 492

Herausgeber: Omkarananda Ashram

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