Swami Omkarananda

Gedanken zum Tag

November 2015

Kalender Jan2000



1. Tag

Das Unsichtbare – das, was sich durch alle sichtbaren Manifestationen zum Ausdruck bringt – kommt vom Göttlichen, ist im Göttlichen, dem Unsichtbaren des Unsichtbaren, der Wirklichkeit der Wirklichkeiten.

Das Unsichtbare ist wirklicher als das Sichtbare.

Das ist eine Tatsache, welche die Erfahrung offenlegt. Das Unsichtbare ist die Basis für alles Sichtbare.

Das Sichtbare ist fragmentarisch und deshalb trügerisch.

Was hinter dem Sichtbaren steht, ist endlos, unendlich, immerwährend, unzerstörbar – DER FELSEN.


2. Tag

Ohne die Kenntnis des Unsichtbaren ist das Leben im Bereich des Sichtbaren blind, tappt im Dunkeln und fällt unzähligen Fehlern zum Opfer.

3. Tag

Im unendlichen Frieden der Gottheit zu wandeln, eins zu sein mit Gott, während wir hier auf der Erde leben – das ist unsere Bestimmung, unser Privileg und unsere Herrlichkeit.

Eins zu sein mit der Gottheit in der ganzen Natur, die Natur vom Herzen der Natur aus zu beherrschen – das ist unser Vorrecht und Gottes Segen, der auf uns ruht.

4. Tag

Eine einfache logische Analyse der Wahrheit und auch eine direkte innere Erfahrung der Wahrheit erschließt uns, dass die Unendlichkeit des göttlichen Friedens, des göttlichen Glücks und der göttlichen Vollkommenheit gerade hier und jetzt gegenwärtig ist.
5. Tag

Was ist es, was die Menschheit durch ihren enormen wissenschaftlichen, technologischen und wirtschaftlichen Fortschritt zu erreichen sucht? – Die Antwort ist: Glück!

Warum soviel wissenschaftlicher und technologischer Fortschritt? – Weil der Mensch Meisterschaft über die Umwelt gewinnen will; er versucht die Natur für seine privaten Zwecke auszubeuten, sie so umzugestalten, dass sie seinen Zielen dient. Warum all das? – Um des Glückes willen!

Der Mensch will Bequemlichkeit. Er will das Leben genießen. Er will Macht. Er will den Horizont seines Wissens ausdehnen. Er will neue Fertigkeiten entwickeln, um das Gesicht der Erde zu verändern. Er erbaut sich eine Umgebung, von der er denkt, sie könne ihm Glück schenken.

Aber ein solches Glück ist nicht von Dauer!

6. Tag

Warum sucht der geistige Mensch nach Gott?

Verlangen nach Glück ist der Grund!

Er hat herausgefunden, dass nichts in der Welt ihm wahres Glück geben kann. Er hat alles versucht und festgestellt, dass alles versagt und das Glück immer wieder in seinen Händen zerrinnt.

Seine Erfahrung sagt ihm, dass er wahres und dauerhaftes Glück in nichts Äußerlichem finden, durch nichts in der Schöpfung erlangen kann.

Deshalb hält er Ausschau nach Gott, der der Ursprung der Schöpfung ist, dessen Wesen unendliches und wahres Glück ist, das nie vergeht.


7. Tag

Alles, was die Menschheit in Zukunft zu erreichen hofft, ist schon in seiner vollsten Vollkommenheit hier und jetzt in uns enthalten.

Vielleicht hat die Menschheit in Millionen Jahren einen unglaublichen Fortschritt erzielt und den ganzen Kosmos erobert. Vielleicht ist sie dadurch etwas glücklicher geworden. Und doch wäre dieses Glück nicht vergleichbar mit dem grenzenlosen, unendlichen Glück, das jetzt schon in uns wohnt.

Durch einen gleichmäßigen, tausend Jahre lang stetig ansteigenden Fortschritt in jeder Richtung wird die Menschheit nichts erreichen, was nicht jetzt schon in ihrem innersten Wesen vorhanden ist.

Versuchen wir, diese Tatsache zu verstehen! Wie das universelle System in tausend Jahren aussehen wird, welche Veränderungen es dann durchlaufen haben wird, ist auch schon hier, direkt in unserem inneren Bewusstsein, vorgezeichnet.

8. Tag

Der höchste Bewusstseinszustand ist in uns selbst. Jeder von uns kann sich zur Höhe dieses Bewusstseins erheben und die Welt der Objekte und Sinne durch sein Licht und unter seiner Einwirkung erfahren. Nichts anderes machte Christus zu dem, was er war als sein beständiges Verweilen im Zustand höchsten Bewusstseins. An seiner äußeren Person war nichts Bemerkenswertes. Er hatte weder blaue Augen noch goldenes Haar, noch war seine Haut sehr weiß; auch war er nicht besonders groß oder in der Lage, große Genies intellektuell herauszufordern. Seine Körperkraft war nicht größer als die derer, die ihn kreuzigten. Worin also lag das Geheimnis seiner Einzigartigkeit, seiner Größe, seiner Göttlichkeit, seiner liebenswerten Persönlichkeit, seiner Fähigkeit, Wunder zu vollbringen? – All das kann auf die einfache Tatsache zurückgeführt werden, dass Jesus sich in einem inneren Bewusstseinszustand aufhielt, in dem Gott die einzige Wirklichkeit ist, die Wirklichkeit der Wirklichkeiten.
9. Tag

Hier und jetzt kannst du in den Bewusstseinszustand eintreten, der das Königreich des Himmels ist, und die Seele der alldurchdringenden, unendlichen Wirklichkeit erfahren. Darin besteht der Genius des Menschen, dass er dies verstehen und verwirklichen kann. Ansonsten wäre wenig Unterschied zwischen ihm und dem Tier. Es gibt vieles, was der Mensch mit dem Tier gemeinsam hat, was dazu führte, dass heutzutage viele Bücher über den Menschen als den ‚nakten Affen‘ geschrieben werden. Die Spur unserer Vorfahren führt zum Affen. Das gilt für den physischen Körper. Dieser hat gewisse spezifische Funktionen und Charakteristika des Tierkörpers, wie Geschlecht, Schlaf oder Hunger. Aber es gibt etwas im Menschen, das ihn den Tieren unvorstellbar überlegen sein lässt, etwas, das die großen Propheten zur Erklärung veranlasste, dass der Mensch ein Kind Gottes sei, dass er nach dem Bilde Gottes erschaffen und fähig sei, die Vollkommenheit Gottes anzustreben und zu erlangen.
10. Tag

Die Einzigartigkeit des menschlichen Individuums muss im täglichen Leben zum Ausdruck gebracht werden.

Anstatt gewöhnliche Gefühle und Gedanken zu pflegen und die Welt mit unseren Augen zu betrachten, sollten wir das Größere in uns die Welt um uns herum betrachten lassen.

Lassen wir Liebe unser inneres Wesen dominieren, sodass wir die Welt richtig sehen und auf sie in einer Art reagieren können, die uns großes Glück und die Erkenntnis der Wahrheit einbringt.

11. Tag

Warum gibt es Leute, die ein schlechtes Schicksal haben und dann wieder andere, denen das Glück in den Schoß zu fallen scheint? Wie soll man sich das erklären?

Das ist unmöglich, solange man die Tatsache nicht akzeptiert, dass der Reiche in seinem letzten Leben viel Gutes getan und hart gearbeitet hat, aber die Früchte seiner Anstrengungen in jenem Leben nicht mehr ernten konnte. Deshalb wird er jetzt schon als reicher und wohlhabender Mensch geboren. Das ist das Gesetz.

Das Gesetz von Aktion-Reaktion geht Hand in Hand mit der Notwendigkeit der Wiederverkörperung.

Vernunft, Unterscheidung und Weisheit kommen zu diesem Schluss.

Verfolge deshalb höhere Werte, höhere Ideale, denn wenn du nur nach Geld strebst, wird das Sorgen und Probleme nach sich ziehen


12. Tag

Wir haben vielerlei Beweise, die zeigen, dass wir den Tod des physischen Körpers überleben, dass wir einen neuen Körper annehmen können, dass der körperliche Tod nicht das Ende unseres Lebens ist, dass wir schon viele vergangene Leben hatten und noch viele zukünftige haben werden – außer wir erlangen in diesem oder im nächsten Leben Gotterfahrung. Dann, wenn wir Vollkommenheit in Gott erlangt haben, besteht keine Notwendigkeit mehr für eine erneute Serie von Geburten und Toden.

Beweise für die Wiedergeburt stammen aus vielen Quellen. Manchmal können sich die Menschen an ihre früheren Leben erinnern, und solche Erinnerungen halten in vielen Fällen auch wissenschaftlicher Überprüfung stand.

13. Tag

Können wir nach dem Tod keinen Fortschritt mehr machen? – Es ist möglich, unseren Weg zum Fortschritt sogar nach dem Tode fortzusetzen. Gottes Königreich ist nicht irrational. Es gibt nirgends Unordnung, außer auf den Pfaden der Menschen. Gottes Natur ist vollkommen. Gesetz, Ordnung und zahllose Prinzipien lenken jeden Aspekt der offenbar gewordenen Natur. Es gibt Vernunft, Reim, Sinn und Bedeutung in jeder Aktivität des Universums.

Die evolutionäre Natur unterliegt ebenfalls besonderen Gesetzen und Regeln. Deshalb hat alles, was wir tun, denken und fühlen, seine spezifischen Auswirkungen und zeitigt entsprechende Ergebnisse. Nichts, was wir gedacht, getan oder erreicht haben, geht jemals verloren. Jeder Gedanke, der in uns aufsteigt, zieht eine Wirkung nach sich, erzeugt eine Reaktion. All die kleinen Gebete, die du als Kind gesagt hast, auch wenn sie deiner Meinung nach nie erhört wurden, sind immer noch – zusammen mit all ihren Auswirkungen und Folgen – bei dir.

14. Tag

Keine Anstrengung geht je verloren, am allerwenigsten geistige Bemühungen und Übungen.

Es gibt eine schöne Aussage von Krishna in der Bhagavadgita, die sagt, dass jedem Menschen alle Ergebnisse seiner geistigen Anstrengungen zurückgegeben werden; und sollte er sterben, wird er im nächsten Leben genau dort weitermachen, wo er in diesem Leben aufgehört hat.

Sobald ein Mensch wiedergeboren wird, bekommt er alles mit in die Wiege gelegt, was er sich im letzten Leben erarbeitet und verdient hat.

Deshalb gibt es sogenannte Wunderkinder oder Kinder, die schon als Heilige und Genies heranwachsen.

15. Tag

Seien wir uns voll und ganz der Tatsache bewusst, dass alles, was wir durch Gebet und innere Entwicklung erreicht haben, aufbewahrt und uns im nächsten Leben zurückgegeben wird. Die Aufgabe und Pflicht der evolutionären Natur ist es, jeden in Richtung zur Erlangung der Vollkommenheit erarbeiteten Gewinn für uns sicherzustellen.

Die Mutter weint, weil der Vater tot ist. – Aber der Vater ist nicht wirklich tot; er lebt woanders weiter, denn er ist unsterblich. Es setzt sich nicht nur das äußere Leben nach dem Tod fort, sondern, was weit wichtiger ist, es ist ein Selbst in uns, das niemals stirbt. In Bezug auf unser wahres Leben, unser wahres Selbst, können wir von Unsterblichkeit sprechen.



16. Tag

Das innere Bewusstsein, das Gemüt und die Seele bilden die wahre Persönlichkeit.

Diese wird vom Tod des Körpers nicht berührt. Sobald der Körper abgelegt ist, kommen zu allen guten Leuten die Engel, bringen die Seelen an den Ort, der ihnen entspricht und sorgen für die Umgebung, die ihrem weiteren Glück und ihrer Entwicklung dienlich ist.

Andere, die ein schlechtes Leben geführt und viel Schaden angerichtet haben, werden von den dunklen Kräften Gottes in dunklere Reiche entführt, wo sie viel leiden müssen, bereuen, dadurch gereinigt werden und später wieder auf die Erde zurückkommen, wo sie dann gute Menschen sind, Hingabe und Glauben an Gott entwickeln und Heilige werden.

17. Tag

Bevor du in diesem Körper geboren wurdest, hattest du einen anderen Körper, viele andere Körper.

Nach diesem Körper wirst du wieder einen anderen Körper besitzen. Der Körper geht, der Körper kommt. Du bist nicht der Körper. Der Körper ist nicht dein wesentliches Selbst. Das gleiche gilt für deine Gedanken. Sie kommen und gehen. Du bist nicht deine Gedanken, sondern der Beobachter der Gedanken. Gedanken kommen und gehen. Du kannst mit den Gedanken spielen, du kannst die Gedanken beobachten, du kannst Gedanken durch andere ersetzen.

Gedanken sind nicht dein wesenhaftes Selbst, genausowenig deine Gefühle. Auch dein Unterbewusstsein ist nicht dein wesenhaftes Selbst. Es verändert sich. Was sich verändert, vergeht. Was vergeht, ist nicht wesenhaft. Es stirbt einmal. Warum sich darum Sorgen machen? – Denke an etwas, das nicht stirbt, etwas, das einen bleibenden Wert für dich hat.

18. Tag

Alles im Leben kann transzendiert werden.

Gedanken können transzendiert werden. Der Charakter kann transzendiert werden. Der Mensch ist nur sicher, wenn er das Göttliche erreicht, wenn er das Licht Gottes in sich selbst erfährt, jenen zentralen Punkt, der objektloses Bewusstsein, ein zeitloses Wesen, eine allvollkommene, ewige, unzerstörbare Wirklichkeit ist.

Dieser Punkt der Wirklichkeit ist in jedem. Einer, der dieses Zentrum in sich selbst erfährt, erfährt automatisch das gleiche Zentrum in allen anderen, und von diesem Tag an sieht er menschliche Wesen völlig anders. Der größte Dienst, den ein Mensch einem anderen leis-ten kann, ist, in ihm die Erkenntnis des Ewigen zu erwecken.

Wenn einmal diese Erkenntnis im Menschen erweckt ist, verschwindet eine Angst nach der anderen, alle Probleme, alle Begrenzungen lösen sich auf und seine Stärke ist Gott, das Ewige, das Unzerstörbare.



19. Tag

Das verkehrte Denken unserer Tage tut so, als komme es einzig darauf an, den Körper ewig, unendlich oder unzerstörbar zu machen, als sei der Körper alles und müsse um jeden Preis umsorgt und erhalten werden.

Der Gottliebende, der von der Gnade des Göttlichen berührt ist, hat da eine andere Sichtweise, eine andere Einstellung, eine andere Weisheit: Er nimmt das unsterbliche Göttliche wahr und lebt in Ihm.

20. Tag

Jeder kann sich einen Guru nennen; jeder kann sich einen Professor nennen. Aber wer ist ein Professor? – Nur einer, der die Voraussetzungen erfüllt, niemand sonst! Jeder kann sich Gott nennen, aber nur der kann Gott sein, der die Wahrheit ist, der zeitlos, ewig, allmächtig, alldurchdringend, unendlich an Möglichkeiten, unendlich an Liebe, Frieden und Freude ist.

Nur jener kann ein Guru sein, dessen Bewusstsein immer in der Form des Göttlichen ruht, der immer in der Erkenntnis der Wahrheit verankert ist, dessen Worte, Leben und Verhalten aus einer beständigen Erkenntnis und Erfahrung der Wahrheit fließen, einem Zustand, in dem er für immer feststeht.

Nur eine solche Person kann mit Recht Guru genannt werden. Sein Bewusstsein kehrt immer wieder zurück in seinen natürlichen Stand in der grenzenlosen Wahrheit des Lichts, des Friedens, der Freude, der Weisheit und verweilt darin.

21. Tag

Lege deine Hand auf den Schnee, und es gibt einen Abdruck. Der Schnee nimmt eine andere Form an, wenn du darübergehst. Deine Fußabdrücke sind darin sichtbar. Der Schnee nimmt seine ursprüngliche Form nicht wieder an.

Vergleichen wir den Schnee mit dem Wasser: Tauche deine Hand ins Wasser! Es scheint einen Eindruck zu geben, aber kaum hast du deine Hand zurückgezogen, kehrt das Wasser in seine ursprüngliche Position zurück.

Der Guru ist wie das Wasser. Sein Bewusstsein ist immer in der „Position des Göttlichen“. Er befindet sich immer im zeitlosen, raumlosen, alles transzendierenden Bewusstsein. Welcher Beschäftigung er auch nachgeht, wie sein Lebensstil auch sein mag, innerlich ist er immer im gleichen Zustand: Er ruht in der Erkenntnis der grenzenlosen, raumlosen, zeitlosen Wirklichkeit.



22. Tag

Der Raum weiß, dass er unzerstörbar ist: Welten entstehen, Welten vergehen. Alles, was entsteht, vergeht wieder; aber der Raum ist immer da.

Beständig wie der Raum ist das Bewusstsein des Gurus.

Alles spielt sich darin ab, alles erscheint und verschwindet darin. Aber es selbst bleibt unberührt von allen Wandlungen. So ist das innere Bewusstsein des Gurus.

Einer, dessen Bewusstsein so beschaffen ist, dessen Bewusstsein die Merkmale der Wahrheit besitzt, ist ein Guru. Er ist ein Sat-Guru. Sat ist die Wahrheit. Er ist ein Guru der Wahrheit, ein Lehrer, dessen inneres Wesen das Wesen der Wahrheit ist.

Nur die Wahrheit kann in spirituellen Angelegenheiten lehren. Nur die Wahrheit kann dich zur Wahrheit führen. Nur ein gottgleiches Wesen kann dich zu Gott führen.


23. Tag

Das innere Bewusstsein des Gurus bewahrt immer die Form und das Wesen der Wahrheit. Es ist leuchtend, immer rein. Es ist Weisheit, Liebe, Licht.

Beständig, unter allen Umständen, in allen Lebenslagen verweilt das Bewusstsein des Gurus in dieser Form. Wie schlecht die Umstände des Lebens auch sein mögen, ungeachtet dessen, was mit seinem Körper geschieht und welcher Beschäftigung er nachgeht, sein Bewusstsein ist immer im gleichen Zustand. Immer wieder nimmt es die Form und das Antlitz der Wahrheit an. Der Guru ist eine Verkörperung der Wahrheit, und da die Wahrheit Gott ist, ist er eine Verkörperung Gottes.

Der Guru selbst schaut nicht auf seinen eigenen Körper. Dieser ist nur ein Instrument, allerdings ein sehr gesegnetes Instrument, denn er beherbergt die Wahrheitserfahrung.



24. Tag

Ein gewöhnlicher Mensch erfährt durch seinen Körper Leidenschaften und sinnlichen Genuss, nicht die Wahrheit.

Sein Bewusstsein nimmt immer wieder die Form der Leidenschaft an, die Form von Angst, Sorgen, Problemen, die Form des Körpers. Es breitet sich über seinen Körper aus, kitzelt seine Nerven. Deshalb ist der gewöhnliche Mensch völlig verloren und befindet sich in einer äußerst unglückseligen Situation. Das Schlimmste daran jedoch ist, dass er nicht weiß, in welch schrecklicher Situation er sich befindet. Er denkt, sein Zustand sei ganz normal.

Wenn man ihn dann auf einen besseren Zustand hinweist, wird er ärgerlich und weist diesen als unnatürlich zurück. So ist er also nicht nur unwissend, sondern auch Opfer der Selbsttäuschung.

Aber es kommt noch schlimmer: Er ist auch noch fanatisch! Er ist verloren, er ist ein Tier; zumindest lebt er wie ein Tier. Ohne die Erkenntnis der Wahrheit wird der Mensch zum Tier.

25. Tag

Wenn er nicht im unendlichen Bewusstsein lebt, ist der Mensch nur ein Tier. Daran ändert sich auch nichts, wenn er Ministerpräsident eines großen Staats oder ein berühmter Künstler ist. Er ist trotzdem noch ein Tier, weil ihn das Körperbewusstsein beherrscht, weil er Angst vor dem Tod hat.

Der Mensch hat Tiernatur, soweit er sich mit dem Körper identifiziert, deshalb gehört er zum Tierreich. Und das ist ein höchst unglückseliger Zustand.

Wenn einige unter den Menschen Sehnsucht haben und die Wahrheit kennenlernen, das ewige Leben erfahren, den Tod überwinden, das Zeitraumuniversum hinter sich lassen wollen – wenn sie das wirklich wollen –, dann müssen sie sich an den Guru wenden.

26. Tag

Wenn es einen direkten Zugang zu Gott gäbe, wäre der Guru überflüssig.

Gott ist zeitlos, raumlos und zeigt sich den Menschen nicht. Deshalb gibt es den Guru. Er hat einen Körper und lebt in Raum und Zeit. Sein ganzes inneres Wesen ist vom Wesen der Wahrheit, leuchtend, von Weisheit beseelt, eins mit dem Herzen der Wahrheit, vollkommen in der Wahrheit aufgegangen, der Wahrheit hingegeben, dem Dienst und dem Ausdruck der Wahrheit geweiht. Wenn Gott der Menschheit helfen will, tut Er es durch den Guru.

Gott wohnt in einer solchen Person, dem Guru. Wenn der Mensch sich an den Guru wendet, hört Gott ihn unmittelbar und antwortet um des Gurus willen.

27. Tag

Wer ist ein Meister? – Einer, der eins mit der Wahrheit ist, einer, der zu Licht wurde, einer der im Licht und als Licht lebt und darum in der Lage ist, die Schöpfung der Vollkommenheit entgegenzuführen.

Es ist der wahre Meister, der die Dunkelheit menschlicher Unwissenheit vertreibt und sie mit Licht erfüllt. Er erleuchtet das Gemüt des Suchers nach der Wahrheit. Er ist das Licht des Lebens. Er ist immer rein. Er wirkt nicht durch den Körper. Er lebt als das Licht und wirkt als das Licht. Er hat keine Wünsche. Es gibt im ganzen Universum nichts, was ihn erfreuen könnte, denn er lebt und wirkt nicht durch die Sinne.

Durch ihn wirkt nur das Licht des Göttlichen. Seine einzige und unübertreffliche Freude ist die Wahrheit selbst.

28. Tag

Die Wahrheit ist höchste Schönheit, höchste Weisheit und die Quelle aller Kräfte und Möglichkeiten. Sie ist allgegenwärtig. Sie allein ist wahre Freude. Deshalb hat der Guru allein wahres Glück, wahren Frieden, wahre Freiheit und erfreut sich des ewigen Lebens hier und jetzt. Das, was hier und jetzt nicht erfahren werden kann, kann nicht die Wahrheit sein. Wahrheit ist das, was hier und jetzt erfahrbar ist. Wahrheit ist die Grundlage von allem, was wir sind.

Sich hineinzuversenken in diese Grundlage und deren Natur, ihren inneren Gehalt und ihre Fülle in aller Vollkommenheit zu erfahren, das ist das Wesen des Gurus, und darin liegt das Ziel des menschlichen Lebens auf Erden.

29. Tag

In einem früheren, lange zurückliegenden Zeitalter war die psychisch-moralische und spirituelle Atmosphäre so beschaffen, dass es genügte, den Namen Gottes dreimal auszusprechen, und plötzlich stand Gott da, direkt vor einem.

Dieses heutige Zeitalter des Kaliyuga ist, wie jeder selbst sehen kann, eine schlechte Zeit. Wir haben es mit einer moralisch degenerierten Menschheit zu tun. Alle jagen dem Vergnügen nach, überall gibt es Krankheiten, überall herrscht Lärm und überall werden Falschheiten verbreitet. Dieses Zeitalter ist ein schlechtes, und auch wenn man das Mantra Millionen Mal wiederholt, geschieht nichts. Zumindest sieht es so aus. – Aber wenn wir die Gnade des Göttlichen haben und den Namen der Göttlichen Mutter stets in unserem Herzen flüstern, werden die Eigenschaften, der Druck und die Energien dieses Zeitalters nicht an uns herankommen. Sie beschützt uns vor allen negativen und zersetzenden Einflüssen.


30. Tag

Wie können wir die Welt verbessern? – Sage nicht, es sollte keine Kriege mehr geben! Laufe nicht herum und predige Gewaltlosigkeit! Dein ganzes Leben wirst du damit vergeuden! Achte lieber darauf, dass kein Krieg in deinem eigenen Herzen stattfindet! Wenn du das tust, wird es auch in der Welt weniger Kriege geben.

Millionen von Menschen sagen täglich, es solle keine Kriege geben, aber führen weiter Krieg in ihrem Herzen. Eben deshalb gibt es mehr Kriege in der Welt. Auf diese Weise kann man Kriege nicht beenden! Der Krieg im Herzen eines jeden Individuums muss aufhören, bevor die Kriege draußen in der Welt beendet werden können.

Achte also zuerst einmal darauf, dass du den Krieg in Herz, Gemüt und Seele zu Ende bringst! Der größte Krieg tobt in deinem Herzen

– ein endloses Chaos herrscht da! Schaffe zuerst Ordnung in deinem Herzen! Erwarte nicht, dass die anderen gut sind und die ganze Arbeit leisten. Beginne bei dir selbst! Werde du zuerst gut!


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November 2015

Monatliche Zeitschrift, Jahrgang 40, Nr. 469

Herausgeber: Omkarananda Ashram

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