Swami Omkarananda

Gedanken zum Tag

November 2017

Kalender Jan2000



1. Tag

Die göttliche Wirklichkeit ist überall zugegen, sie ist unendlich und absolut. Sie ist das einzig Eine, und so besteht in uns auch eine Tendenz zu Gemeinschaft, Zusammenschluss und Vereinigung.

Auch der Instinkt zu Vermehrung oder Fortpflanzung kann somit auf ein wesentliches Charakteristikum des unendlichen Seins in uns zurückgeführt werden.

Es ist die Einheit des Seins in den Menschen, das sich nach außen in der Welt von Zeit und Raum und in der Erfahrung des Physischen als Fortpflanzungstrieb kundtut.



2. Tag

Der Selbsterhaltungstrieb ist eine dunkle, unklar erkennbare Manifestation der Eigenschaft des Fortbestehenwollens, die sich aus der Tatsache der ewigen Fortdauer des unendlichen Bewusstseins, das in uns ist, ergibt.

3. Tag

Die endlose Suche des Menschen nach sinnlichem Genuss und anderen Formen von Vergnügen ist eine Entstellung, eine vage, dunkle Manifestation der Unendlichkeit der Freude, die in seinem inneren göttlichen Bewusstsein leuchtet.

4. Tag

Der Mensch ist sich seines göttlichen Wesenskerns nicht bewusst und weiß auf erschütternde Weise nichts von der Unendlichkeit der Freude, die in seinem inneren Bewusstsein wohnt, und so bindet er sein Gemüt und seine Erfahrung an die Sinne und das physische Universum, sucht rastlos nach Glück, Vergnügen und Freude in der äußeren Welt, in materiellen Dingen und sinnlich erfassbaren Objekten.

Er wird für das wenige Vergnügen, das ihm aus seiner sinnlichen Aktivität erwächst, immer wieder von Übersättigung, nervöser Erschöpfung, Ineffizienz und Krankheit überwältigt, bis der Körper schließlich dem Tod anheimfällt.


5. Tag

Ein starker Wille, eine entwickelte Vernunft, eine innere Offenheit für das Licht des höheren Bewusstseins sowie ein ruhiges Gemüt sind für den Fortschritt auf dem Pfad der Evolution unabdingbar.

6. Tag

Der Pfad des spirituellen Fortschritts und der Evolution verlangt vom menschlichen Individuum eine seltene Willensstärke.

Er verlangt von ihm Selbstbeherrschung und die Fähigkeit, die Umgebung, in der er lebt, zum Zweck inneren Wachstums und innerer Entwicklung zu nutzen.

Es ist ein Pfad, der zur beständigen Anwendung der Vernunft aufruft. Es ist ein Pfad, auf dem die menschliche Intelligenz das universale, alles durchdringende Bewusstsein umarmt und von seinem Licht erleuchtet wird.


7. Tag

All die menschlichen Neigungen, die der niedrigen psychologischen Natur angehören, bedürfen dringend der sublimierenden Umwandlung.

Der unbewusste und unterbewusste bestimmende Untergrund unserer bewussten Erfahrung und unseres Verhaltens muss geläutert werden.

Jeder Impuls unserer niederen Natur kann sublimiert werden.

8. Tag 

Indem wir moralische Größe gewinnen, unsere Triebe, Impulse und Neigungen durch Vernunft beherrschen und lenken lernen, unseren Energien eine neue Richtung geben und höheren Wertmaßstäben und Idealen nachleben, erlangen wir allmählich die Fähigkeit, Herr unseres Gemüts zu werden, anstatt sein Sklave zu sein.

Auf dieser Stufe, wo die höheren Kräfte und Fähigkeiten des inneren Wesens mehr und mehr in Wirksamkeit treten, erlangen wir unsere eigentliche Würde zurück. Wir sehen dann ein, dass es möglich ist, der Liebe unseres Herzens Unendlichkeit zu verleihen, die Begrenztheit unserer Gemütskräfte zu transzendieren und das wesenhafte Wirken des inneren göttlichen Bewusstseins zur normalen Aktivität unseres bewussten Seins werden zu lassen.

9. Tag

Der Mensch in seiner gegenwärtigen Daseinsform auf Erden ist ein Rätsel und ein Problem, weil das unendliche Bewusstsein, das göttliche Prinzip in ihm, so vollständig in Vergessenheit geraten und der Mensch unter die Macht der niederen Tendenzen des Gemüts und der gewöhnlichen, bewussten wie unbewussten menschlichen Natur gelangt ist.

So erscheint der Mensch, wie er seinem äußeren leiblichen Sein nach beschaffen ist, als ein von niederen Instinkten und Impulsen beherrschtes Wesen, das verstrickt ist in hässliche Beschränkungen, die hie und da durch ein wenig aktives Denken gelockert werden, als ein Wesen, das nur gelegentlich durch irgendetwas Vernünftiges, durch irgendein edles Ziel eine gewisse Aufhellung erfährt.

10. Tag

Wenn wir den Menschen seiner körperlichen Umhüllung entledigen, seiner psychologischen Aufmachung und der inneren psychischen Wesenheit, die all die zurückgebliebenen Tendenzen, bestimmenden Ursachen und Kräfte seiner bewussten äußeren Persönlichkeit in sich trägt, dann berühren wir in ihm das essentielle göttliche Bewusstsein, das fundamentale göttliche Prinzip, das ein Einziges ist, unbegrenzbar, zeitlos, allbeobachtend, allschöpferisch, allschön, das alles in sich enthält und sich aus sich selbst heraus erhält. Es ist dieses Wesen, das man das Königreich des Himmels nennt.
11. Tag

Die bewusste Erfahrung des Königreichs Gottes oder göttlichen Bewusstseins in unserem täglichen Leben sollte unser unmittelbares Anliegen und Ziel sein – auf alle Fälle aber ist es unser unvermeidliches Schicksal.


12. Tag

Erziehung und Psychologie sollten uns dabei helfen, die groben menschlichen Elemente abzustreifen oder zu eliminieren, alles in uns zu verfeinern, zu erheben und zu transformieren und uns darin beistehen, die höheren Kräfte in uns zu entfalten.

13. Tag

Der Gedanke – die Idee – ist die Urkraft hinter aller Schöpfung!

Die Erschaffung der gesamten Erscheinungswelt ist zurückzuführen auf einen einzelnen Gedanken, der in der kosmischen Intelligenz entstand.

Das Weltall ist die Stoff gewordene Ur-Idee des göttlichen Geistes. Der erste Gedanke manifestierte sich als eine Schwingung, als ein Impuls, der aus der ewigen Stille des göttlichen Seins hervorging. Diese Schwingung ist unendlich höher als die der feinsten Partikel und ist so subtil, dass der menschliche Geist sie nicht registrieren kann.

Reine Gedanken heben den Menschen bis zur Göttlichkeit empor, und durch das Instrument der Gedanken erwirbt er schöpferische Kraft.


14. Tag

Der Mensch ist immer auf der Jagd nach Dingen, ständig will er dies oder das. Er denkt: „Das bringt mir Glück, das macht mir Freude, das schenkt mir Ruhe und Frieden!“

So denkt der Mensch und ist ununterbrochen mit Gedanken aller Art beschäftigt.

Doch was tut der Mystiker? – Er versenkt sich in den Beobachter in sich, nicht in das, was er beobachtet, wahrnimmt oder sieht.

15. Tag 

Du bist da, du existierst, und du hast einen Körper.

Der Körper ist ein Objekt für dich, ein Objekt der Wahrnehmung.

Du beschäftigst dich mit deinem Körper, mit deinen körperlichen Zuständen, dem Vergnügen, das du vermittels des Körpers und der körperlichen Sinne genießen kannst, mit den Schmerzen, die du hast, mit deiner körperlichen Kraft oder deinen körperlichen Schwächezuständen.

Ständig bist du mit Gedanken an irgendwelche Dinge beschäftigt – aber wer ist der Beobachter? Wer bist du?

16. Tag

Im Gegensatz zum gewöhnlichen Menschen ist der Mystiker immer in das Licht des Beobachters versunken. Er lebt nicht im Körper, er lebt nicht für den Körper, er lebt nicht durch den Körper. Er ist vom Körper losgelöst und lebt im Beobachter. Und da gibt es keine Gegenstände.

Der Beobachter beobachtet und erfährt sich selbst; und dieser Beobachter ist grenzenlos, von allem unabhängig, unveränderlich, immer absolut vollkommen.

Er besitzt eine Vollkommenheit, die sich fortlaufend jeden Moment selbst erneuert.

17. Tag

Du bist nicht der Körper, den du bewohnst.

Der Körper kommt, der Körper geht.

Du beschäftigst dich mit Gedanken und Gefühlen, die freudig oder kummerbeladen sein können, ruhig oder aufgeregt, liebend oder zurückweisend.

Gedanken und Gefühle sind für dich Objekte: Du kannst sie beobachten und dich auch von ihnen distanzieren.

Der Mystiker beschäftigt sich nicht mit Objekten; er lässt alle Objekte verschwinden.


18. Tag

Du träumst; der Traum verschwindet, wenn du aufwachst. Der Traum ist so gesehen auch ein Objekt – ein Objekt deiner Wahrnehmung. Alles nämlich, was du beobachten kannst, ist für dich Objekt, und es ist logisch, dass du von dem, was du beobachtest, verschieden bist.

Die Menschen dieser Welt beschäftigen sich mit Träumen, jagen Träumen nach, sind in Träume eingefangen.

Sie können die Dinge nicht loslassen.

19. Tag

Auch das äußere Leben ist ein Traum, und der gewöhnliche Mensch ist in diesem Traum ganz verloren. Er setzt sich dem Traum und den Dingen darin aus und leidet deshalb unter ihnen.

Dinge begrenzen ihn, beherrschen ihn, befehlen ihm. Auch wenn sie Freude zu spenden scheinen, sind sie trügerisch. Die Freude ist bald schon wieder vorbei und die Nachwirkungen sind oft hässlich und verursachen Schmerz.

20. Tag

Der Mystiker lebt ständig im inneren Beobachter.

Er genießt die zeitlose, raumlose Stille.

Wenn ein Mensch im Tiefschlaf unbewusst dieselbe zeitlose, raumlose Stille genießt, stammt diese Stille ebenfalls aus dem Beobachter in ihm.

Stille gehört zum Beobachter, sie ist das Wesen des Beobachters in ihm, das Wesen des Göttlichen in ihm.


21. Tag

Alles, was du siehst, kannst du überwinden, wenn du das willst. Alles, was du hörst, kannst du überwinden, wenn du willst.

Alles, was du berührst oder was dich berührt, kannst du überwinden, wenn du im Beobachter bleibst, anstatt dich mit den Objekten der Beobachtung, mit den Inhalten deiner Erfahrung zu identifizieren.

22. Tag

Wenn du dich mit den Objekten deiner Wahrnehmung identifizierst, bist du verloren.

Die Objekte beherrschen dich, regieren dich.

Sagen wir, du hättest einen Schmerz. Das Gefühl des Schmerzes ist ein Objekt. Du beobachtest den Schmerz. Du kannst dich nicht von diesem Gefühl lösen, es beherrscht dich, regiert dich; du bist ihm hilflos ausgeliefert!

Und dieses schmerzhafte Gefühl macht deine Nerven kaputt, führt deine Unterscheidungskraft in die Irre.


23. Tag 

Nichts, was du beobachten kannst, und sei es die größte Macht des Universums, kann dich je unterwerfen.

Aber das gilt nur für den Fall, dass du fest im Beobachter verharrst, dich nicht mit den Objekten gleichsetzt.

Keine Kraft kann dir schaden, wenn du die Objekte loslässt, wenn du dich nicht auf das Spiel der Gegensätze einlässt. Dann kannst du jede Kraft und Macht besiegen, und wäre sie so groß wie der Himmelsraum.

24. Tag

Durch den Beobachter in dir kannst du alles überwinden.

Der Beobachter in dir ist immer größer als alles, was du beobachten kannst.

Beobachtest du eine große Gefahr, dann ist diese große Gefahr etwas, das kleiner ist als dieses beobachtende Prinzip in dir.

Das beobachtende Prinzip in dir ist alles. Wenn dieses die Gefahr nicht beobachten und nichts mit ihr zu tun haben will, verschwindet die Gefahr, die ihre Kraft nur aus der Aufmerksamkeit, die du ihr widmest, bezieht; denn dann, wenn du irgendetwas deine Aufmerksamkeit schenkst, vergisst du den alles rettenden Beobachter in dir, der unendliches Licht ist, der das vollkommene Wesen ist.

25. Tag

Denke immer daran und handle entsprechend:

Du bist nicht das Objekt, das du wahrnimmst!

Du bist das Subjekt, der Beobachter, niemals das Objekt, niemals das, was du siehst, was du hörst, was du irgendwie wahrnimmst. – Das bist du nicht!

26. Tag

Selbst wenn der Fortschritt und die Entdeckungen der Wissenschaft endlos wären, so ist doch jegliches Fortschreiten in dieser Richtung letzten Endes ohne Nutzen, weil es dem Menschen weder Glück noch Wohlergehen, weder Frieden noch echte Erfüllung im Leben schenken kann.
27. Tag

Gott ist allgegenwärtig, allwissend. Seine Augen sind überall, seine Ohren sind überall. Er ist überall, sieht alles, hört alles, antwortet auf alles, hat die ganze Schöpfung hervorgebracht, erhält sie und löst sie, wenn die Zeit dafür gekommen ist, wieder auf – doch immer wieder lässt Er das ganze Universum aufs Neue entstehen.

Gott ist unendliches Bewusstsein. Dieses unendliche Bewusstsein ist überall und sieht alles. Es ist ein auf alles reagierendes, allliebendes, alles erhaltendes Bewusstsein.


28. Tag

Wenn eine Ameise auf deiner Zehe herumkrabbelt, merkst du das sofort. Wie bekommst du die Botschaft, dass da eine Ameise auf deiner Zehe ist? – Durch deine Intelligenz, dein Bewusstsein.

Intelligenz ist eine Ausdrucksform des Bewusstseins.

Deine Intelligenz durchdringt also den ganzen Körper; aber das ist nicht alles. Deine Intelligenz ist auch in deinem Gemüt, übt verschiedene Funktionen aus und hat eine Anzahl von Fähigkeiten: Sie hat Vorstellungskraft, gesunden Menschenverstand, Gewissen und so weiter.

Aber dein Bewusstsein ist nicht auf deinen Körper und dein Gemüt beschränkt. Es ist größer als dein Körper, größer als dein Gemüt. Dein Bewusstsein kann sich übers ganze Weltall hin ausdehnen.

29. Tag

Du kannst die Sterne berühren, wenn nicht durch deine Hände, dann durch dein Bewusstsein, deine Intelligenz. Alles, was du am Himmel sehen kannst, wird von deiner Intelligenz berührt. Ohne eine solche Berührung gibt es keine Erfahrung, kein Wissen, kein Ereignis.

Deine Intelligenz ist größer als dein Körper, größer und weiter sogar als der Himmelsraum: Sie kann sich immer noch mehr ausdehnen – endlos!

Dasselbe gilt für Gott.


30. Tag

Gottes Bewusstsein durchdringt nicht nur das ganze Universum, alles und jeden, sondern erstreckt sich auch jenseits des Universums, jenseits von allem – unendlich und frei.

Es hat einen transzendenten Aspekt. Ein Teil des Wesens Gottes ist absolute, transzendente Vollkommenheit.

Diese absolute Vollkommenheit ist nicht Schöpfer, Erhalter und Zerstörer des Universums. Das Universum wird erschaffen, erhalten und wieder aufgelöst von einem Teilaspekt des göttlichen Bewusstseins.

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November 2017

Monatliche Zeitschrift, Jahrgang 42, Nr. 493

Herausgeber: Omkarananda Ashram

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