Swami Omkarananda

Gedanken zum Tag

Mai 2009

Kalender Jan2000



1. Tag

Es ist ein nicht vorsätzlicher, großartiger Selbstausdruck des inneren Wesens im Menschen, der den Menschen aus der Institution der Kirche herausholt, ihn außerhalb aller institutionellen Religionen stellt - ob es sich nun um das Christentum, den Hinduismus oder den Buddhismus handelt - und ihn vom toten Geist, vom toten Wort der Schrift befreit, ihn von der nutzlosen Verknöcherung der Dogmen erlöst und zu einem ekstatischen Kind des Unendlichen macht, zu einem Meister der Geheimnisse des Universums, zu einem Meister der vielfältigen Wahrheiten der Gottheit.

Alle Mystiker sprechen dieselbe Sprache und kümmern sich nur um diese alles absorbierende, wunderbare Erfahrung Gottes.

2. Tag

Jener ist ein Mystiker, der in ununterbrochener Erfahrung des zeit- und raumlosen Friedens, der Freude und Vollkommenheit des göttlichen Bewusstseins beheimatet ist. Dieser Zustand ist jenseits aller Götter, aller Arten von Samadhi, aller Yogas, aller Religionen, aller Disziplinen und Erfahrungen. Es ist eine erfahrungslose Erfahrung, eine religionslose Religion, ein Zustand, der jeden überhaupt möglichen Erfahrungszustand transzendiert. Man kann nie Zeuge dieses Zustands sein, man erfährt diesen Zustand durch Einheit mit diesem Zustand, niemals als Beobachter, als einer, der außerhalb steht. Ein Außenstehender hat da keinen Zugang. Es ist wie im Tiefschlafzustand. Auch diesen kannst du nicht beobachten. Nach dem Aufwachen erinnerst du dich daran. Du sagst, du habest gut geschlafen; doch das ist nur die Erinnerung, nicht der Zustand selbst.

3. Tag

So wie wir sind, als menschliche Wesen, sind wir dem Teich vergleichbar. Wir sind voller Begrenzungen und deswegen allen möglichen Angriffen von innen und außen ausgesetzt. Diesem Zustand der Begrenzung muss ein Ende gesetzt werden. Es gibt keinen anderen Weg, als diese Begrenzungen zu zerbrechen, um in Stärke, Majestät, Vollkommenheit, Unendlichkeit, Friede und Freude zu leben und von der Gnade und Erfahrung der göttlichen Wirklichkeit verschlungen zu werden. Es ist erforderlich, dass wir in den Persönlichkeiten der Lebewesen sowie in den Formen und Namen der Dinge, die uns umgeben, das Königreich des Himmels erkennen.

Etwas in uns muss voll erwacht sein und eine klare Schau besitzen, um fähig zu sein, sich auf das Herz der Wesen und Dinge zu konzentrieren, das göttliche Bewusstsein in ihnen zu berühren und zu erfahren.

4. Tag

Lasst uns jetzt versuchen, ob wir, unabhängig von den Lehren der heiligen Schriften und der Weisen, die Gegenwart und Existenz Gottes in uns selbst entdecken können.

Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich wohl sagen, dass es möglich ist, auf rationale, intellektuelle Weise einen festen Halt an der Wahrheit zu finden, die besagt, dass die höchste Wirklichkeit in unserem inneren Sein gegenwärtig ist und wir mit Sicherheit zu einer persönlichen Erkenntnis Gottes in uns selbst kommen können, ohne dass wir uns auf die Feststellungen der heiligen Schriften und der Menschen der Gotterfahrung beziehen brauchen. Der ganze Prozess ist höchst rational und verlangt einen suchenden, scharfen Intellekt.

5. Tag

Während wir die äußeren Formen respektieren, sind wir doch auch gleichzeitig tief in ihrer wirklichen Essenz, dem allwunderbaren, schöpferischen, mächtigen göttlichen Bewusstsein verwurzelt. Wenn wir unsere Augen schließen, erfüllt das gleiche kosmische Bewusstsein den gesamten inneren Raum.

Es gibt aber eine Möglichkeit, diesen "doppelten" Zustand des Bewusstseins zu überschreiten: Wir schließen unsere Augen. Wir sehen weder das Universum noch die Menschen, weder die Bäume noch unseren eigenen Körper; auch in uns ist nichts zu sehen: kein Gedanke, kein Gefühl, kein Wunsch steigt auf. Innen ist alles strahlendes Licht und große Kraft. Wir begeben uns in höhere Zustände des inneren Bewusstseins, ins Herz Gottes, in den Schoß Gottes.

6. Tag

Unsere Liebe zu Gott, unsere Erfahrung Gottes hat uns und auch das gesamte Universum unserer Erfahrung vollkommen verschlungen. Innen und außen existiert nichts mehr als nur die eine Gottheit, die zeitlos, raumlos, unbeschreiblich, glückselig, selbstleuchtend, von Frieden und Schönheit erfüllt und allerhaltend ist. Gott ist zeit- und raumloses Bewusstsein.

7. Tag

Der wahre Gottliebende sucht die wahre Freude, die jeden Preis wert ist. All die sich ständig abwechselnden Gegensätze von Geburt und Tod, Lachen und Weinen, Glück und Unglück, Freude und Schmerz finden in dieser wahren, von Gegensätzen freien Freude ihr endgültiges Ende. Man lebt bewusst in unendlichem Bewusstsein, unendlicher Erkenntnis, unendlicher Vollkommenheit, unendlicher Freude und unendlichem Frieden. Das ist das wahre und endlose Leben. Diese Wahrheit kannst du niemals mit deinem Verstand ergründen und verstehen, aber du kannst sie auf die gleiche Weise, wie du sie im Tiefschlafzustand in völliger Dunkelheit erfährst, bewusst erfahren.

8. Tag

Kannst du mit deinen Sinnesorganen die zeit- und raumlose Freude erfassen? - Nein, das ist nicht möglich. Im Tiefschlafzustand sind die Sinnesorgane nicht tätig, und trotzdem gibt es da eine Erfahrung: Es ist dies eine Erfahrung durch Identität - Identität mit dem unendlichen Bewusstsein. Dasselbe geschieht in der mystischen Erfahrung im Wachzustand, wenn eine voll bewusste Einswerdung mit dem zeit- und raumlosen Frieden, der zeit- und raumlosen Freude stattfindet.

9. Tag

Eine große Hilfe auf dem Weg zu Gott ist Satsang (wörtlich: Gemeinschaft mit dem Seienden, das heißt, der Wahrheit): Zusammenkunft zum Zwecke der Meditation, zu Vorträgen über Wege zur Gotterfahrung, Methoden und Verhaltensweisen für das tägliche Leben. Es gibt so viele Brücken zur Wahrheit, die man nutzen kann, doch ist der Fortschritt ein langsamer, weil der Mensch die Eindrücke und Gewohnheiten von Jahrmillionen mit sich herumschleppt. Es ist schon nicht leicht, die in diesem Leben erworbenen Gewohnheiten loszuwerden. Viel schwieriger ist es, uralte Verhaltensmuster wie Hass, Neid, Eifersucht, Lust und Leidenschaft zu beseitigen. Es ist zu wenig, ein einziges Leben lang wie ein Heiliger zu leben, im nächsten Leben muss diese Disziplin fortgesetzt werden, bis man gereinigt und für alle Ewigkeit in der unendlichen Vollkommenheit Gottes verwurzelt, zu Gott zurückgekehrt und eins mit Ihm geworden ist.

10. Tag

Der mystische Zustand ist jenseits Gottes als Schöpfer des Universums. Die Kraft der Wahrheit, die das Universum hervorbringt, es erhält und wieder auflöst, nennen wir Gott. Aber der mystische Zustand, das Bewusstsein der unendlichen, transzendenten Wahrheit ist jenseits dieser Stufe, jenseits dieser Funktion der Wahrheit, die Gott ist. Der mystische Zustand bleibt von den Aktivitäten dieses Gottes unberührt. Ja, Gott ist da - aber wo?

In diesem grenzenlosen, unbeschreiblichen, zeit- und raumlosen Bewusstsein, diesem Licht des unendlichen Bewusstseins, diesem Punkt des Lichts des unendlichen Bewusstseins erscheint etwas - Welt genannt - zusammen mit dem Herrn dieser Welt, der sie geschaffen hat, erhält und wieder auflöst. Er beantwortet die Gebete der Leute, der Gottsucher. Das ist die eine Seite. Doch jenseits von allem verbleibt das zentrale mystische Bewusstsein. Der Erfahrende wird vollkommen identisch mit der transzendenten Wirklichkeit; er wird zeitlos, raumlos, ewig, unendlich, anfanglos, absolut rein.

11. Tag

In der absoluten, transzendenten Wirklichkeit gibt es keine Gedanken oder so etwas. Es ist ein Meer grenzenloser Freude - kein Anfang, kein Ende, nicht dies, nicht das, keine Begrenzung, weder Name noch Form. In diesem Zustand fehlt einem nichts, dort hat man keine Wünsche, auch nicht den Wunsch, eine Welt oder endlose Zyklen von Welten zu erschaffen. Und trotzdem, wir sehen dieses Universum. Wie ist es entstanden? - Es ist aus dem gleichen unendlichen, grenzenlosen, absoluten Ozean des Friedens und der Freude entstanden.

Aus diesem Ozean taucht Gott auf, wird Gott geboren. Dieser Gott erschafft die Universen, lässt sie eine Zeitlang bestehen und löst sie wieder auf. Das geht so weiter in endlosen Zyklen.

 

12. Tag

Die Mantras helfen dir, in den Zustand des mystischen Bewusstseins zu gelangen. Reinheit ist eine wunderbare Sache. Sie führt dich zur Gotterfahrung.

Aber jenseits aller Erfahrung liegt die Wahrheit als Wahrheit. Man kann nichts über die Wahrheit aussagen, ohne die Wahrheit zu verfälschen. Man kann nicht von Wahrheitserfahrung reden, auch nicht von mystischer Erfahrung: Sie ist, was sie ist.

13. Tag

Der wahre Mystiker ist jener, der war, ist und in Ewigkeit sein wird. Man kann seinen Zustand nicht beschreiben. Jede Beschreibung ist eine Verfälschung, eine Verdrehung, weil sie durch den, der sie beschreibt, beschränkt ist. Eine solche Beschreibung kann nicht die Wahrheit sein, weil sie nicht im Einklang mit der Erfahrung selbst ist.

14. Tag

Selbstloses Dienen, Meditation, Mantrawiederholung führen allmählich hin zur Reinheit; und Reinheit führt von selbst zur Erfahrung der göttlichen Gegenwart und später zur Erkenntnis des inneren Selbst, des höchsten Selbst.

Bevor du diese Stufe erreicht hast, wirst du immer Probleme haben. Auch Gott, als der Erschaffer und Erhalter des Universums, hat Probleme - mehr noch als der Mensch. Er muss gewaltige, endlose kosmische Mächte kontrollieren und in Ordnung halten.

Dieses Universum ist eine optische Täuschung, so herrlich, so unendlich, und doch ein bedeutungsloses Chaos. Man erkennt dies leicht, wenn man ein wenig mehr Einsicht hat als die armen Philosophen.

Denn dann findet man, dass das Universum ein Chaos ist, nicht ein Kosmos. Und dieses Chaos wiederholt sich endlos, immer wieder. Du kannst dieses Chaos auskosten, aber eines Tages bist du müde, und dann musst du an diesen Punkt zurückkommen, über den ich die ganze Zeit schon spreche: zum Zustand des Mystikers, der frei ist von diesem Chaos.

 

15. Tag

Das geistige Leben ist wahres Leben, unsichtbares, inneres Leben, wunderbares, herrliches Leben, Leben in Gott.

Auf der höchsten Stufe ist es ein Leben sogar jenseits von Gott, weil Gott als Schöpfer gewisse Aufgaben zu erfüllen hat, während der Mystiker des zeit- und raumlosen Bewusstseins frei davon ist. Um seine Aufgaben zu erfüllen, nimmt Gott einen Körper an, keinen physischen Körper, sondern einen Lichtkörper, den Er am Ende eines Schöpfungszyklus wieder zur Auflösung bringt, um nach endlos langer Zeit wieder einen neuen anzunehmen.

Dieser rhythmische Zyklus setzt sich ewig fort. Die Funktionen der Erschaffung, Erhaltung und Auflösung der Schöpfung bedeuten Begrenzung innerhalb der grenzenlosen Kraft des Unendlichen, Ewigen. Aber diese Begrenztheit ist für den Mystiker eine Illusion.

16. Tag

Der Mystiker wohnt im transzendenten Selbst - vielmehr: er ist das transzendente Selbst - und lässt sich nicht stören von dem sich in einer kleinen Ecke seines Seins abspielenden Spiel des endlose Galaxien enthaltenden Kosmos mit all seinen sichtbaren und unsichtbaren Welten. Die sichtbaren Sternenwelten sind endlos, wie auch die heutige Wissenschaft zugeben muss. Die astralen, okkulten und geistigen Welten sind ebenso endlos. Von diesen weiß die Wissenschaft allerdings nichts. Alle diese Welten berühren den Mystiker nicht im Geringsten. Wenn du von einem Haus geträumt hast, und dann aufwachst, wo ist dann das Haus, das für dich im Traum so wirklich war, in dem du umhergingst, in dem du wohntest? - Es ist weg, verschwunden, es hat keine Spur hinterlassen. Noch spurloser geht der endlose Reigen der Welten und Schöpfungen - das Spiel der unendlichen Wahrheit - am wahren Mystiker vorüber.

17. Tag

Der wahre Mystiker lebt in einem Ashram, in dem keine Spur von dieser Welt vorhanden ist. Auch eine Ewigkeit an Zeit hinterlässt da keine Spur, nichts kann sein Bewusstsein berühren. Sein Bewusstsein bleibt immer jenseits von allem, immer absolut bewusst. Da gibt es nichts Unbewusstes, keinen Schatten. Es ist eine endlose Welt des Lichts ohne Schatten, ohne Gegensätze, ohne Dualitäten irgendwelcher Art. Es gibt nicht zwei Dinge in diesem Bewusstsein, denn wo zwei Dinge sind, ist immer Streit - Kampf zwischen Licht und Finsternis.

18. Tag

Was geschieht, wenn wir der ganzen Welt die Gotterfahrung geben, damit alle Menschen glücklich, alle augenblicklich vom Spiel dieser Welt befreit werden? - Im nächsten Augenblick ist eine neue Schöpfung da, mit Menschen, die wieder die gleichen Probleme haben. Seit Ewigkeiten folgt eine Schöpfung auf die andere - ohne Anfang, ohne Ende. In der absolut vollkommenen mystischen Erfahrung gibt es keine Zeit, dort herrscht die zeitlose Ewigkeit. Alle diese Zeitdimensionen, die Universen, Erfahrungen, Manifestationen sind Träume, die den Mystiker nicht stören, ja, die gar nicht existieren. Sie existieren nur für jene, die sie erfahren, sich daran freuen und darunter leiden.

19. Tag

Was sagt Sri Krishna? - Er verspricht den Menschen, dass er immer in dieser Welt erscheint, wenn das Böse überhandnimmt, wenn die Menschen leiden. Wie oft muss er wohl kommen? - Wir wissen von seinem Wirken vor einigen Tausend Jahren. Ist die Welt insgesamt gesehen deswegen besser geworden? - Heute ist sie sicher schlimmer als sie damals war. Was war zu Jesu Zeiten? Herrschte da das Himmelreich auf Erden? - Es gab nur Elend. Wie soll man also die Welt verbessern? Hätten eine Million Menschen die Gotterfahrung, wären immer noch einige Milliarden da, die dafür sorgen würden, dass alles kaputt geht. Die Zeit-Ewigkeit erstreckt sich ins Endlose, und solange man dem Bewusstsein nach in dieser Dimension lebt, hat man an ihren Unvollkommenheiten teil.

20. Tag

Jeder will vollkommen sein; das ist ein gutes Zeichen. Jeder sagt, dass er Gotterfahrung will, aber niemand ist bereit, auch nur eine kleine Disziplin auf sich zu nehmen. Die mystische Erfahrung ist sehr schwer zu erlangen, weil das Karma zuerst ausgelöscht werden muss und dieses Karma Jahrmillionen alt ist. Es dauert eine lange Zeit, bis all die Unreinheiten beseitigt sind, die sich im Laufe der Zeit angesammelt haben. Wenn das Herz rein ist, wird alles leicht. Dann sieht man automatisch überall Gott, überall Licht, überall Freude. Das Licht der Weisheit ist immer da und leuchtet ewig im geistigen Herzen, doch lässt es sich nicht beschreiben, nicht zeigen, nicht vermitteln. Du musst es selbst entdecken.

21. Tag

Das, was du für die Wirklichkeit hältst, ist nicht die Wirklichkeit; es ist nur eine scheinbare Wirklichkeit. Darum widersprechen wir dieser Scheinwirklichkeit bewusst, wenn wir das Mantra wiederholen, das sagt: "Ich bin nicht der Körper, ich bin nicht Mann oder Frau, ich bin nicht der Intellekt, das Denken oder das Ego ..."

22. Tag

Die bloße Tatsache, dass etwas da ist, bezeugt, dass Gott da ist. Dieses "Ist" bedeutet Sein, Existenz. Allen Dingen und Wesen ist gemeinsam, dass sie sind. Und Gott ist dieses Sein. Dieses Sein, das Gott ist, ist immer und ewig da. Es ist ohne begrenzende Attribute, es ist reines Sein. Das heißt, es ist auch da, wenn keine Objekte da sind, wenn niemand da ist, der etwas sieht, etwas wahrnimmt. Dieses Sein, das Gott ist, braucht keinen Zeugen. Es ist selbst Zeuge von allem. Niemand kann es bezeugen. Alles bestätigt dieses Sein durch sein bloßes Dasein.

23. Tag

Was verschwinden kann, ist nur der Schein, nicht das Sein. Das Sein, das Gott ist, ist nicht an eine bestimmte Form gebunden. Es ist an überhaupt nichts gebunden, es ist absolutes Sein, jenseits von Name und Form, jenseits der Beobachtbarkeit. Niemand kann das Göttliche bezeugen. Das Göttliche ist nicht ein kleines Ding oder ein großer Kosmos, den man beobachten kann, über den man Aussagen machen kann. Das Göttliche ist nicht so klein wie dieser endlose Kosmos: Dieser Kosmos ist nichts als ein winziges Staubkörnchen auf Seiner großen Zehe. Niemand kann Zeuge des Göttlichen sein. Niemand kann das Göttliche beobachten. Aber Es beobachtet alles. Es allein ist.

24. Tag

Das, was sich bezeugen lässt, ist etwas Begrenztes, kleiner als der Zeuge selbst, kleiner als der, der das Bezeugte beurteilen kann. Niemand kann Gott beurteilen, niemand kann Gott sehen, niemand kann Gott erfassen, weil Er das Selbst unseres Selbst ist, das Eine ohne ein Zweites.

Wäre ein Zweites da, wäre dieses Zweite der Zeuge. Aber es gibt kein Zweites. Wo also ist da ein Zeuge?

25. Tag

Der Meditierende ist nicht unser Ego mit seinen schmutzigen Gedanken und Gefühlen; der Meditierende ist unser reines, wunderbares Herz, das reinste Wesen in uns, in dem Gott wohnt. Dieser Gott in uns versucht Sich Selbst zu erfahren. Kann unser menschlich begrenzter Geist Gott sein, zu Gott werden? - Das ist nicht möglich. Die innere geistige Essenz wird eins mit dem göttlichen Bewusstsein.

 

26. Tag

Das in uns, was sich danach sehnt, sich selbst zu erkennen, das ist der höchste Geist in uns, und dieser kann Gott berühren.

Das Denken ist zur Ruhe gekommen, es herrscht Stille in unserem Geist, und wir sinken in dieses glückselige, wunderbare Licht aller Lichter, das heller ist als tausend Sonnen.

Versuchen wir nicht, all das mit dem Intellekt zu verstehen; es kommen nur Dummheiten dabei heraus.

Die Sonne des göttlichen Lichts, das höchste Selbst in uns, unser bester Teil, das Narayana-Element in uns ist es, das meditiert.

Das ist eine Sache der Erfahrung.

 

27. Tag

Paramampadam, der höchste Bewusstseinszustand: das ist Narayana.

Was ist dieser höchste Bewusstseinszustand? - Es ist ununterbrochene Selbst-Kontemplation.

Betrachten wir das Bild von Shiva: Er sitzt da und meditiert. Worüber? - Über sein eigenes Sein und Wesen. In alle Ewigkeit ist Er in Meditation versunken, genießt sich selbst als unendliche Freude. Ja, Er genießt unendliche Freude, und dieser Zustand der unendlichen Freude selbst ist ewige Meditation.

Das Narayana-Suktam ist nichts anderes als eine Beschreibung der Erfahrung Gottes, geäußert aus dem höchsten Bewusstseinszustand heraus, in dem der Erfahrende den im Inneren wohnenden Gott gesehen hat.

 

28. Tag

Welche Farbe hat das höchste Bewusstsein? - Es ist ein farbloses Ding, und dennoch hat es eine Farbe, eine goldene Farbe, auf einer bestimmten Stufe, auf einer bestimmten Ebene. Alle Farben kommen aus dieser farblosen höchsten Wirklichkeit. Alle Töne, alle Sprachen, alle Weisheiten stammen aus diesem Bewusstsein, dieser Super-Elektrizität.

 

29. Tag

Narayana ist das "Ich bin, der Ich bin" in jedem Menschen. Unter den vielen Aussagen der Bibel gibt es ein wunderbares Juwel. Moses hat Gott gefragt: "Wer bist Du?"- Und Gott hat geantwortet: "Ich bin, der Ich bin." Das ist der wahre Name Gottes, ein namenloser Name. Dieser namenlose Name ermöglicht jeden anderen Namen: Christus, Shiva, Wahrheit, usw. Niemand kann Gott beschreiben. Gott kann sich selbst beschreiben: "Ich bin, der Ich bin."

Das ist die Beschreibung Gottes, eine Kurzbeschreibung sozusagen, aber eine andere gibt es nicht.

30. Tag

"Ich bin, der Ich bin", die ewige Gegenwart, die absolute Wirklichkeit, das Unendliche - das ist der wahre Gott, das ist Shiva, das ist Narayana, das ist der Allah der Moslems, die Devi des Tantra, die Wahrheit der Philosophen.

Das "Ich bin, der Ich bin" ist Sein. Ohne Sein gibt es kein Denken, kein Fühlen, kein Leben - nichts. Und dieses Sein ist nicht beschränkt auf eine vorübergehende Lebensspanne - es ist die Grundlage, das Leben allen Lebens; es ist unberührbar, unbeschreiblich, unsichtbar, subtiler als das Subtilste. Das ganze Vedanta ist nichts weiter als "Ich bin, der Ich bin." Dieses "Ich bin, der Ich bin" umfasst alles. Es kann nicht beobachtet werden.

31. Tag

Was bewegt deinen Körper? - Es ist das Leben im Körper. Was ist die Grundlage des Lebens? - Das Sein ist seine Grundlage. Wenn du sagst, Gott ist nicht da, sagst du damit in der Tat, dass Er da ist, denn dein eigenes Sein, das die Voraussetzung ist, dass du diese Behauptung aufstellen kannst, ist Gott. Der Verneiner von Gottes Existenz existiert, und Existenz ist Gott. Kein Gedanke, kein Bewusstsein, keine Bewegung, kein Ausdruck ist möglich, die nicht zugleich das Sein bestätigen. Niemand kann das Sein verneinen. Durch eine Verneinung des Seins wird die Existenz Gottes bewiesen, weil die Energie und das Sein dessen, der verneint, notwendig sind, um verneinen zu können; und diese Energie, dieses Sein ist selbst Gott.

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Mai 2009

Monatliche Zeitschrift,
Jahrgang 34, Nr. 391

Herausgeber: Omkarananda Ashram
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Tel: 052 - 202 19 03

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World Wide Web Edition 2009