Swami Omkarananda

Gedanken zum Tag

Mai 1997

Kalender Jan2000



 

1. Tag

Musik ist die universale Sprache, die von allen verstanden wird - von den Tieren, den Vögeln. Alle Wesen verstehen die musikalische Sprache. Die ganze Menschheit, alle Geschöpfe gross und klein werden eins im Verstehen der Sprache der Musik. Keine Sprache kann sich mit der Musik vergleichen; sie beeinflusst die ganze Natur, sie hat eine Auswirkung auf die Blätter an den Bäumen, auf den Wald, auf die Blumen. Die belebte und die unbelebte Natur reagiert auf Musik.

Das ist deshalb so, weil die Musik organische Beziehungen mit der höchsten göttlichen Wirklichkeit hat. Da das Göttliche überall ist, ist implizit auch Musik überall.

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2. Tag

Eine der grössten Entdeckungen der alten Weisen ist die Monosilbe OM. Die Musik des OM ertönt überall. Je feiner das innere Gehör ist, desto deutlicher vernehmen wir das OM im ganzen Universum.

Auch die Bibel sagt: "Am Anfang war das Wort." Dieses Wort ist die einzelne Silbe OM, das göttliche Wort, das Wort, das bei Gott ist, das Gott ist, das unzertrennlich vom Herzen Gottes ist.

 

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3. Tag

Das Wirken der Intelligenz, die feinsten Regungen der Liebe, die Gestaltungen der Schönheit, die Harmonie von Bauwerken - sie alle sind Manifestationen der Musik.

Die unhörbare Musik ist zu fein, als dass unser physisches Hörvermögen sie fassen könnte. Aber jene, die sie dennoch hören können, sind dem Herzen der göttlichen Wirklichkeit näher.

Diese Musik ist unsere Seele, deshalb sind wir gesegnet; denn es sind unendliche Harmonie und endlose Melodien in uns.

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4. Tag

Alle Formen von Musik, ob hörbar oder unhörbar, haben im Göttlichen ihren Sitz.

Das eigentliche Sein des Göttlichen ist eine Musik-struktur, die voll Freude ist.

Darum sagt die Bibel spontan: "In Deiner Gegenwart ist die Fülle der Freude."

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5. Tag

Sieh die Erde, wie still und bewegungslos sie zu sein scheint! Doch frage die Wissenschaft und sie wird Dir sagen, dass sie sich mit einer grossen Geschwindigkeit dreht.

Wenn man aus einiger Entfernung auf ein sich schnell drehendes Rad blickt, hat man den Eindruck, es stehe still. Genauso verhält es sich mit dem Herzen dessen, der die Wahrheit, die Christus ist, kennt. Er scheint still zu sein, nichts scheint sich in ihm zu bewegen; doch eine Welt der Dynamik spielt sich dort ab, sein Herz ist in fortwährender Ekstase, unbeeindruckt von den Tragödien und Herausforderungen des Lebens. Kein Umstand im Bereich der Erfahrungen kann seinen Frieden stören.

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6. Tag

Jeder Zustand der Begrenzung ist ein unglückseliger Zustand. Begrenzungen zu transzendieren ist das vorrangige Merkmal der Wahrheit und ihrer Eigenschaften. Harmonie ist eine Eigenschaft der Wahrheit, auch Schönheit und Liebe. Mit Hilfe dieser Eigenschaften lässt man die Begrenzungen des Lebens hinter sich.

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7. Tag

Das Göttliche hat Dich nach Seinem eigenen Bild geschaffen. Du bist ein Licht im Licht. Diese Erkenntnis geht in dem Augenblick verloren, in dem wir uns in Gefühlen verlieren, unser Unbewusstes zu arbeiten beginnt, die menschliche Natur zum Ausdruck kommt und das Bewusstsein des Körpers die Intelligenz beherrscht. Es sind diese Unreinheiten oder Schwächen, die den Menschen begrenzen, die ihm die Erkenntnis Christi rauben.

Doch wenn schliesslich die Erkenntnis Christi aufdämmert, sind die Segnungen, derer Du Dich erfreust, endlos; Du lebst in ewigem Licht, und dies wird zu einer Angelegenheit der täglichen Erfahrung, denn es ist das Wirkliche alles Wirklichen.

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8. Tag

Ein Mensch, der in der Erkenntnis der Wahrheit lebt, weiss, wie wirklich sie ist, denn er erlebt sie in unmittelbarer Erfahrung als Wirklichkeit der Wirklichkeiten.

Dabei handelt es sich nicht um etwas, das man glauben muss, nicht um ein religiöses Dogma, nicht um etwas, dem man zu folgen hat. Es ist eine Erfahrungstatsache - hier und jetzt.

Niemand kann die zahllosen Segnungen zählen, die einem durch die Erfahrung der Wahrheit zufallen. Die Wahrheit ist Christus. Wer die Wahrheit erfährt, erfährt demzufolge Christus. Es gibt keinen grösseren Himmel als die Erfahrung der Wahrheit.

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9. Tag

Die göttliche Wirklichkeit ist ein Rhythmus in sich selbst. Sie ist Bewegung. Sie ist OM.

Klang ist Bewegung, Klang ist Licht, Klang ist Liebe, Schönheit, Kunst, Wissenschaft und Vollkommenheit - sie alle sind im Klang verkörpert.

Wenn der Herr tanzt, entstehen die Universen. Durch denselben Tanz erhält er die Universen und durch denselben Tanz löst er sie wieder auf.

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10. Tag

Wenn unsere Herzen nicht sensitiv und empfindsam für die göttliche Gegenwart werden, besteht keine Möglichkeit, dass wir auf Seine universale göttliche Gegenwart in uns und um uns herum reagieren können.

Durch vielerlei Disziplinen, durch viele Prozesse der Selbsttransformation, durch Befreiung von allen dunklen Kräften, Instinkten, Zwängen, durch jahrelanges Praktizieren von Tugenden, durch viel Leiden und Einsichten, werden wir langsam empfänglicher für die ewige Gegenwart in uns und um uns herum.

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11. Tag

Weltfrieden ist nicht möglich, solange die Welt nicht versucht, nach dem Licht zu leben, das in den Lehren und dem Leben Jesu niedergelegt ist.

Die Welt hat alle möglichen Methoden ausprobiert, um Frieden zu finden. Sie hat damit bis heute keinen Erfolg gehabt, und sie kann keinen Erfolg haben, wenn die Menschheit nicht wach und empfänglich für die Lehren Christi ist. Wir können keinen Frieden in der Welt haben, solange das menschliche Herz unrein ist, solange der Geist des Menschen nicht erleuchtet ist.

Frieden in der Welt ist möglich, Harmonie unter den Nationen ist möglich, Einheit unter den Rassen der Menschheit ist möglich, aber nur dann, wenn wir auf die Botschaft Christi zu hören beginnen. Christus hat alle in Gott vereinigt. Aber wenn wir Gott vergessen, kann es keine Einheit geben.

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12. Tag

Wir stammen nicht nur aus dem Königreich des Himmels, sondern tragen das ganze Königreich des Himmels in uns. Wir sind Tempel des Gottbewusstseins. Wir sind Punkte und Zentren eines unendlichen göttlichen Wesens. In uns existiert eine unbegrenzbare Freude, ein unbegrenzbarer Friede, ein unbegrenzbares Licht und eine unbegrenzbare Vollkommenheit.

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13. Tag

Unsere Annäherung an Gott ist nicht vergleichbar mit der Bewegung des Körpers auf ein bestimmtes Ziel zu; denn es handelt sich um eine Bewegung unseres inneren Seins; Es handelt sich um ein Wachstum in Liebe und Erkenntnis, um eine Entwicklung unseres Glaubens und unserer Vision.

Geistige Entfaltung bedeutet Entfaltung des höchsten göttlichen Bewusstseins in uns. Die Wissenschaft von der göttlichen Vollkommenheit ist im Wesentlichen eine Wissenschaft des Bewusstseins.

 

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14. Tag

Die wesentlichen Disziplinen zur Verwirklichung der Kräfte und des Wesens der Gottheit sind ausschliesslich Disziplinen des Herzens und Geistes. Zusätzliche äusserliche, körperliche Disziplinen können unterstützend wirken, sind als solche aber nutzlos für die geistige Entwicklung.

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15. Tag

Wenn das Haus gereinigt ist, das heisst, wenn unsere Natur transformiert ist und wir allen unnötigen Schmutz und Staub aus unserem inneren Wesen entfernt haben, dann ist es so weit, dass wir daran denken können, eine Kerze anzuzünden.

Täglich müssen wir innerlich sehr rege und wachsam sein und beständig jede Form und Energie unserer niederen Natur eliminieren. Wir müssen uns beständig in Selbstüberwindung üben. Wir sollten uns nicht von Impulsen und Instinkten auf Abwege führen lassen. Wir müssen uns ihres Druckes auf uns bewusst werden, ihnen eine neue Richtung geben und sie für konstruktive Zwecke verwenden. Das Verlangen nach irdischen Freuden muss umgewandelt werden in die Sehnsucht nach höheren Freuden, nach den Freuden des Geistes, des Dienens, dem Streben nach höheren Erkenntnissen. All diese können uns von unserer niederen Natur befreien und uns eine ausreichende Freiheit von übermässigem körperlichem und physischem Bewusstsein geben.

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16. Tag

Wir müssen zunächst all die vorbereitenden Arbeiten erledigen, um unsere Natur zu transformieren. Das allein benötigt schon eine lange Zeit, ist aber unbedingt notwendig, wenn wir wollen, dass unsere Gebete unmittelbar erhört werden, dass unsere Liebe zu Gott so machtvoll ist, dass sie auch Ergebnisse bringt, dass unsere geistigen Anstrengungen wirklich erfolgreich sind.

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17. Tag

Gott ist allvollkommen, allschön, friedvoll und voll unendlicher, unvorstellbarer Harmonie. Er ist nicht unser Richter, sondern unser Geliebter, der nur Segnungen über uns ausgiesst. Seine Natur ist es, unseren Pfad zu erhellen, unseren Geist zu erleuchten und unser Leben zur Erfüllung gelangen zu lassen.

Wo Gott ist, gibt es keine Unreinheiten, Schwächen und keine Dunkelheit.

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18. Tag

Wenn jemand Selbstmord begeht, ist das kein Verbrechen in den Augen Gottes, aber der Selbstmörder schadet sich selbst in seiner Unwissenheit. Er hat damit etwas Unnatürliches getan und leidet seines unnatürlichen Todes wegen.

Es ist nicht Gott, der ihn bestraft; er bestraft sich selbst durch seine eigene Tat.

 

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19. Tag

Das Leben ist zur Erlangung der Vollkommenheit des Unendlichen da. Es wird von uns erwartet, dass wir dieses Leben als Mittel unseres Wachstums benutzen. Alles Wachstum, jede Entwicklung schliesst Disziplin mit ein. Unsere niedere Natur verlangt aber beständig nach Vergnügen und versucht daher der Notwendigkeit, Disziplinen auf sich zu nehmen, zu entkommen.

Selbstmord wird gewöhnlich von jenen begangen, die den umittelbaren Problemen, Leiden oder Rätseln des Lebens entkommen wollen. Doch können sie den Problemen unmöglich entkommen, denn diese holen sie woanders wieder in anderer Form ein.

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20. Tag

Der Mensch, der Selbstmord begeht, löst durch eine solche Tat seine Schwierigkeiten nicht. Er verschiebt die Umstände zur Lösung des Problems nur auf einen späteren Zeitpunkt. Nach dem Tod des physischen Körpers begegnet er wieder demselben Problem und muss genau da weitermachen, wo er einst aufgehört hat. Darum ist Selbstmord kein Ausweg aus den herzzerreissenden Erfahrungen des Lebens.

Der Ausweg besteht in der tapferen Überwindung der Schwierigkeiten, Leiden und Sorgen des Lebens.

Um dazu in der Lage zu sein, müssen wir die Hilfsquellen anzapfen, die in unserem inneren Wesen verborgen liegen, und unsere Beziehungen zu Gott nutzen.

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21. Tag

Das Göttliche ist im Menschen und überall gegenwärtig. Die grösste Selbsttäuschung des menschlichen Individuums besteht darin, dass er Gott nirgends zu finden scheint, obwohl Gott doch überall ist. Während das Göttliche jederzeit im Menschen lebt und ihn auf Schritt und Tritt begleitet, weiss er nichts davon.

Wir sind normalerweise mit so vielen Dingen beschäftigt, dass wir beispielsweise nicht gewahr sind, dass wir atmen und unser Leben davon abhängt. Das gleiche gilt in Bezug auf Gott: Wir sind so gedankenverloren, mit vielerlei Dingen beschäftigt, dass wir vielleicht sogar vergessen, dass Gott überhaupt existiert. Dieser Zustand muss durch ausdauernde spirituelle Praxis aufgehoben werden.

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22. Tag

Wir müssen der Erkenntnis des Göttlichen erlauben, durch unsere Intelligenz zu wirken.

Wir müssen den Impulsen der universalen und grenzenlosen geistigen Liebe erlauben, durch unser Herz ihren Ausdruck zu finden.

Wir müssen einen göttlichen Charakter entwickeln und erkennen, dass wir unendlich mehr sind als was wir im Körper sind.

In unserem Bewusstsein des Göttlichen, in unserer inneren Einheit mit dem Göttlichen sind wir zeitlos, raumlos, voller Schönheit, Liebe, Vollkommenheit und Gnade.

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23. Tag

Es besteht kein Unterschied zwischen dem Körper eines normalen Arbeiters und dem Körper eines Heiligen. Auch ihre Arbeit unterscheidet sich nicht. Der Arbeiter streicht eine Wand an und der Heilige auch.

Der Unterschied zwischen den beiden liegt im Geist. Die innere Einstellung, mit der der Heilige seine Handlungen ausführt, ist grundverschieden von der des Arbeiters, und darin unterscheiden sich beide.

 

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24. Tag

Der Mensch kann eins werden mit dem Herzen des Göttlichen und so an der Vollkommenheit des Göttlichen teilhaben und bewusst die Unsterblichkeit und die göttliche Vollkommenheit erfahren. Diese höheren Fähigkeiten unterscheiden den Menschen vom Rest des Tierreichs und müssen in unserem Leben zum Ausdruck gebracht werden. Wir müssen unsere täglichen Arbeiten in einer geistigen Einstellung ausführen, mit Auslieferung an die allsehende, allsegnende, allgegenwärtige, allliebende Gottheit.

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25. Tag

Du kannst nicht ohne Gott existieren, nicht einmal für einen Augenblick. Er ist immer bei Dir. Der Weise und der Heilige, der gesegnete und geistig Erleuchtete sieht diese Wirklichkeit deutlicher als Du jetzt die brennende Kerze auf dem Tisch hier.

 

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26. Tag

Das Leben ist ein flüchtiges Phänomen. Hinter diesem steht die ewige Wahrheit, der Geist Gottes, die Gegenwart Gottes, die Wirklichkeit Gottes. Diese Wirklichkeit enthält in sich alle Königreiche, alle Wunder. Sie dauert ewig, sie ist kein vergängliches Phänomen, sondern die immer seiende Wahrheit, Freude und Vollkommenheit, der immerwährende Frieden.

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27. Tag

Das menschliche Individuum verliert sich in der vergänglichen Schönheit äusserlicher Dinge.

Der gesegnete geistige Mensch ist sich der göttlichen Schönheit hinter der Schönheit der Natur bewusst und ist völlig vertieft in die bleibende, unbeschreibliche Schönheit des Göttlichen.

Die äusserliche Schönheit der Natur ist für ihn nur ein Stimulus, um sich in die Schönheit des Göttlichen zu vertiefen.

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28. Tag

Das Leben ist ein herausfordernder Umstand, der jedes Individuum zu einer beständigen und bleibenden Erfahrung der immerwährenden Schönheit der göttlichen Gegenwart aufruft.

Die Bedeutung und das zentrale, verborgene Ziel der Kunst ist es, ihre äusserlich sichtbaren Formen zu transzendieren und in das Herz der unendlichen Schönheit einzudringen.

 

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29. Tag

Alle künstlerischen und musikalischen Phänomene sind nur ein Sprungbrett, mit dessen Hilfe wir in den Ozean der Freude, der Schönheit und Vollkommenheit springen können. Die künstlerischen Aktivitäten sind nur eine Schule, die uns jenseits ihrer selbst zu führen hat, hinein in die göttliche Wirklichkeit. Wenn wir das Göttliche kennen, kennen wir auch alles andere.

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30. Tag

Alles Glück dieser Erde ist im Vergleich zu einem blossen Gedanken ans

Göttliche nur Leid.

Alle Schönheit der Natur ist im Vergleich zur

Schönheit des Göttlichen nur Dunkelheit, Begrenzung und Hässlichkeit.

 

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31. Tag

Keinem grossen Heiligen, Philosophen oder Dichter ist es je gelungen, die Schönheit des Göttlichen zu beschreiben; so wunderbar und unbeschreiblich ist das Göttliche. Selbst wenn alle Himmel mit andauernder Schönheit erfüllt wären, wäre dies nur Hässlichkeit im Vergleich zur Schönheit der Gegenwart des Göttlichen.

Versuche diese Tatsache immer besser zu verstehen, denn dieses Verstehen ist das Grösste, was Du über den Tod hinaus mitnehmen kannst.

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Mai 1997

Monatliche Zeitschrift,
Jahrgang 22, Nr. 247

Herausgeber: Omkarananda Ashram
Anton-Graff-Strasse 41
CH 8400 Winterthur

Tel: 052 - 202 19 03

Druck und Versand:
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