Swami Omkarananda

Gedanken zum Tag

Juni 2003

Kalender Jan2000




 

1. Tag

Dein Denken kann die Wirklichkeit nicht erfahren. Solange die Gedanken aktiv sind, wirst du keinen Schlaf finden, das heißt, du schaffst jenen Umstand nicht, der notwendig ist, das Glück zu erfahren, das durch Einssein mit deinem wahren Sein im Zustand des Tiefschlafs entsteht. In der Erfahrung dieser Glückseligkeit gibt es keine Gefühle - sie sind überflüssig: Es ist nämlich ein Zustand der Vollkommenheit.

2. Tag

Gott ist vollkommen. Er ist immer wirklich, immer seiend. Gott ist Friede, Stille, Licht.

Und dieses Licht ist selbst Liebe, ewiges Leben, vollkommen erfülltes Leben.

Dieses Licht ist Deine wirkliche Natur. All die Psychologie, die Techniken und Methoden, der Vorgang der Mantra-Wiederholung ist nichts anderes als das Unterfangen, Dein gesamtes Wesen in Einklang mit der unendlichen Wirklichkeit zu bringen, diese zu erfahren.

 

3. Tag

Du bist von Angesicht zu Angesicht mit der Wirklichkeit; du bist in ihr. Es gibt keinen Unterschied zwischen dem, was in dir und dem, was um dich herum ist. Du und die grenzenlose, unauslotbare, unbeschreibliche Glückseligkeit, die du durch Einssein mit deinem wahren Sein im Tiefschlafzustand erfährst, sind nicht zwei verschiedene Dinge. Du und diese Glückseligkeit sind ein und dasselbe. Nur Licht kann mit Licht eins sein, so Wasser sich mit Wasser vermischen.

Du wirst eins mit Gott, nur deshalb ist Gotterfahrung möglich. Mit anderen Worten: Gott in dir erfährt den allgegenwärtigen Gott. Es ist eine direkte und unmittelbare Erfahrung - und darauf zielen wir ab. 

 

4. Tag

Mit der Weisheit der Wahrheit kannst du ein Leben auf der Erde hier führen. Ohne diese Weisheit hast du tausend Sorgen, tausend Probleme, dann bist du nur ein Tier unter den unzähligen, die es im Universum gibt.

Jeder, der einen Körper besitzt, ist ein Tier. Und dennoch ist er kein Tier, sondern ein Licht, ein Sonnenschein, ein Prophet, ein Sohn Gottes, wenn er, obwohl er einen Körper hat, nicht in diesem, sondern in der Göttlichen Glückseligkeit lebt.

 

5. Tag

Im Zustand des Tiefschlafs, wenn du eins bist mit deinem wahren Sein und findest, dass dies Glückseligkeit sei, lebst du nicht im Körper, sondern in der Glückseligkeit und als Glückseligkeit.

Du bist Glückseligkeit, nicht irgendein Körper. In dem Augenblick, in dem du dir des Körpers bewusst wirst, entfällt die Grundlage für das Einssein mit der Glückseligkeit, und sofort bist du wieder von der Erfahrung des Göttlichen in funktioneller, psychologischer und geistiger Hinsicht, abgeschnitten.

 

6. Tag

Hast Du Probleme während Du im Tiefschlafzustand bist, eins mit Gott, dem wahren Sein, und so selbst zur Glückseligkeit wirst? - Nein, da gibt es weder Probleme noch Leid.

Wo aber ist jener Ort der Glückseligkeit? - Er ist Dir näher als Dein eigener Herzschlag, näher als Deine eigenen Gedanken und Gefühle es sind.

7. Tag

Gedanken sind äußerlich für dich: Sie kommen und gehen, sie gehören nicht zu dir; sie sind ein momentanes, begrenztes Phänomen, in ständigem Kampf mit anderen Gedanken und Gefühlen, sie fallen der Zerstörung anheim und der Dienst, den sie dir leisten, ist ein schlechter.

8. Tag

Hast du die Erfahrung des Göttlichen, dann gewinnst du eine direkte Erkenntnis der Dinge - obwohl du diese gar nicht mehr brauchen wirst, denn dann bist du in einem Zustand der Vollkommenheit.

Wissen von Dingen ist notwendig, solange du dich in einem unvollkommenen Zustand befindest, denn in diesem Zustand bereichert dich dieses Wissen.

9. Tag

Wenn Du die wahre Glückseligkeit besitzt, die Du durch Einssein mit Deinem wahren Sein im Tiefschlafzustand erfährst, dann gibt es keine Bereicherung mehr, denn dieses Glück lässt sich nicht mehr vermehren. Keine Wünsche können in diesem Zustand aufkommen, wie zum Beispiel der Wunsch nach frischer Luft oder einem schönen Ort, an dem Du gerne leben möchtest. Nichts dergleichen wird geschehen, denn vollkommene Glückseligkeit herrscht hier, von allem unabhängig, unbedingt, raum- und zeitlos; und sie ist ganz dein Eigen. Erfahre sie ganz bewusst: Sie ist das Geheimnis aller Geheimnisse, die Macht aller Mächte, das Wunder aller Wunder.

10. Tag

Wo absolutes Gutsein ist, wie sollte da etwas Schlechtes sein oder wo der Widerstreit der Gegensätze Platz haben, in dem ein Ding das andere befehdet?

Die Wirklichkeit steht allein.

Sie ist das Eine ohne ein Zweites.

11. Tag

Während du im Tiefschlafzustand eins bist mit deinem wahren Sein, kann da Verschiedenheit herrschen? - Nein, es ist nur ein Einziges ohne ein Zweites.

Und das gleiche Sein, das du erfährst, erfahren auch die andern. Selbst der Raum erfährt es, ohne zu wissen was es ist; denn der Raum kann nicht existieren ohne dieses Sein.

Der Raum ist, und in diesem Sein, das Gott ist, liegt unendliche Glückseligkeit.

 

12. Tag

Was bist du im Tiefschlafzustand, wenn du eins bist mit deinem Inneren Sein? Und was geschieht dann mit Deinen Gedanken und Gefühlen? - Sie sind alle verschwunden, versunken in dem Einen - dem Göttlichen SEIN. In diesem Zustand, in dem Gedanken, Gefühle, Sinne und Sinneserfahrungen, Raum und Zeit abwesend sind, bist du in einem Zustand der Erfüllung, der absoluten und grenzenlosen Erfüllung. Du bist nicht etwa tot in diesem Zustand, in dem nichts da ist außer Glückseligkeit durch und durch.

 

13. Tag

In Bezug auf den Körper ist immer ein Zweites vorhanden: Der Körper ist das eine, du das andere. Du kannst deinen eigenen Körper sehen, dich von ihm lösen, ihn verlassen, ihn sterben und vergehen sehen, und du kannst auch wieder in einen anderen Körper eintreten.

Du bist also verschieden vom Körper. Das Gleiche gilt für Gedanken und Gefühle, für alle Verhältnisse, für alles, was du besitzt. All das ist außerhalb von dir, gehört nicht zu dir.

14. Tag

Vom Standpunkt deiner wirklichen Natur, deines wahren Seins, ist alles Übrige völlig unbedeutend und überflüssig. Die Einheit mit der Göttlichen Wirklichkeit ist das Ziel aller Übungen, aller spirituellen Praktiken.

 

15. Tag

Was du im Tiefschlafzustand durch Einheit mit deinem wahren Sein unbewusst und in totaler Dunkelheit erfährst, nämlich die Glückseligkeit, die Licht und Liebe ist, kannst du auch bewusst erfahren - dann wirst du alles darüber wissen. Du wirst dann auch wissen, dass sie Reinheit ist.

16. Tag

Die Glückseligkeit der Wahrheit ist Reinheit, denn sie braucht nichts als ihr eigenes Sein.

Von nichts kann sie berührt,von nichts verändert werden. Ewig sich gleich und feiner als das Feinste, durchdringt sie alles, wird selbst jedoch von nichts durchdrungen.

Allem überlegen, besiegt sie alles, ist selbst aber unbesiegbar.

Unberührbar ist sie wie der Raum, den nichts zerschneidet, nichts verbrennt.

Es ist die vollkommene Glückseligkeit des einen, unteilbaren Seins.

17. Tag

Die Wirklichkeit oder Wahrheit ist vollkommen, rein, unübertrefflich wunderbar: sie gilt es zu erfahren, und darüber sollen wir während der Mantra-Wiederholung meditieren. Denn Mantras haben eine organische Beziehung zu dieser Göttlichen Wirklichkeit. Sie sind der subtilste Klangkörper dieser Wirklichkeit. Kannst du den Körper der Mantras sehen? - Du kannst es nicht; doch könntest du es, wenn du die Schau der Yogis oder die mystische Schau hättest, das heißt, wenn die höheren Wahrnehmungsfähigkeiten deiner Seele entfaltet wären. Menschen mit übersinnlichen Fähigkeiten sehen Geister in Deiner Gegenwart, während du dieselben nicht siehst. Deshalb lachst du darüber. Du würdest aufhören zu lachen, wenn du plötzlich dieselbe Fähigkeit hättest, und diese dir die Tatsache enthüllte, dass da tatsächlich deutlich sichtbar ein Geist direkt neben dir sitzt.

18. Tag

Alles, was eine Form hat, ist Raum und Zeit unterworfen, wenn vielleicht auch nicht der in unserer Welt herrschenden, so doch der Raum-Zeit-Ordnung einer anderen Welt.

Die Geister beispielsweise sind Raum und Zeit der Geisterwelt unterworfen.

19. Tag

Jede Seinsebene wird von einer eigenen Raum-Zeit-Ordnung regiert; sogar im Traumzustand hat jeder einzelne Traum seine eigene Raum-Zeit-Ordnung, die den leiblichen Augen und Sinnen verborgen bleibt. So gibt es unzählige Raum-Zeit-Ordnungen und Welten aller Art, die sich gegenseitig durchdringen: sichtbare, unsichtbare, innerhalb und außerhalb deines eigenen Gemüts, die jede Minute, jede Sekunde entstehen und vergehen mögen - ein wahrhaft geheimnisvolles Universum.

 

20. Tag

Es ist die Göttliche Wirklichkeit, über die wir meditieren. Da die Mantras dieser angehören und die Gottheit selber sind, erzeugen sie Schwingungen, die das innere Leben günstig beeinflussen. Aber was ist das "innere Leben"? - Du nennst es "inneres Leben" weil du, bevor du in dasselbe eintratest, des Körpers und der dich umgebenden äußeren Welt gewahr warst; nur deswegen nennst Du es "inneres Leben".

Es gibt aber gar nicht so etwas wie inneres und äußeres Leben. Es gibt nur die eine grenzenlose Glückseligkeit, das eine grenzenlose Bewusstsein, das eine grenzenlose Sein. Du bist nicht tot im Einssein mit deinem inneren Sein; du existierst, obwohl du weder von der äußeren Welt und deinem eigenen Körper noch von Raum und Zeit, die den Körper und seine Funktionen steuern, eine Ahnung hast.

21. Tag

Deine wesentliche Natur ist die Göttliche Wirklichkeit. Diese bist du selbst, diese muss erfahren werden, über diese lasst uns meditieren, während wir die Mantras wiederholen, welche die Erfahrung eben dieser Wirklichkeit begünstigen.

22. Tag

Die eine absolute Glückseligkeit hat viele Formen. Das Universum wurde vom Absoluten innerhalb des Absoluten erschaffen und wird von einer seiner Mächte regiert. Diese Macht erhält das geschaffene Universum, aus welchem du leicht in die unendliche Vollkommenheit entfliehen kannst.

Eine andere dieser Mächte bezeichnet man als "die zerstörende Macht"; es ist die, welche das Universum einmal auflösen wird. Universen wie dieses hat es schon zahllose gegeben - ohne Anfang, ohne Ende. Sie entstehen und vergehen in nie endenden universalen Zyklen - niemand weiß etwas darüber. Deswegen ist es nicht klug, wenn ein Wissenschaftler behauptet, er kenne den Ursprung des Universums; denn was war da, bevor dieses Universum seinen Anfang nahm?

23. Tag

Es ist einfältig zu denken, dass vor Abermillionen Jahren die Welt mit einem großen Knall ("big bang") ins Dasein trat. Selbst wenn das so wäre, was wäre dann davor gewesen? Ein anderer Knall und ein anderes Universum, und wiederum, was war davor? -Wenn wir so weiterfahren, werden wir sehen, dass vor jedem Universum schon ein anderes da war, in unendlicher Folge - weder Anfang noch Ende der Schöpfung ist abzusehen, weder Anfang noch Ende der Göttlichen Wirklichkeit.

24. Tag

Die Universen erscheinen innerhalb der grenzenlosen Vollkommenheit des Göttlichen, aber sie beeinträchtigen oder beeinflussen diese nicht.

Es ist ein grossartiges Spiel des Göttlichen: unendliche Glückseligkeit innerhalb unendlicher Glückseligkeit; wir besitzen herrliche Offenbarungen der Göttlichen Wirklichkeit in den Veden und in den grossen Schriften, die von Propheten und Mystikern, die Einheit mit dem Göttlichen Sein erlangt hatten, überliefert worden sind. Diesen Stand der Vollkommenheit hier auf Erden zu erreichen ist das Ziel aller Spiritualität, aller Religiosität, aller Moral und Ethik, aller Mystik.

Du kannst die Menschheit nicht wirklich lieben, wenn du diese Weisheit nicht besitzt.

25. Tag

Wir denken und unterscheiden: "Das habe ich gerne, jenes nicht."

Oder: "Das passt nicht zu mir." Wir unterscheiden ständig zwischen "mein" und "dein" und so weiter.

So verfallen wir endlosen Dummheiten, die uns und andere schließlich kaputt machen. Es gibt keine gute Gesellschaft, keine gute Regierung, keine vernünftigen ethischen Grundlagen, wenn sie nicht in der Erkenntnis der göttlichen Wirklichkeit ihre Wurzeln haben - der Göttlichen Wirklichkeit, die das Eine Sein in allen ist und in der alle ihr Sein haben.

Eines ist in allem und alles in diesem Einen.

 

26. Tag

Du musst den Menschen als eine Manifestation Gottes ansehen und ihn auch so behandeln, so auch jedes Tier, jeden Baum und alles andere. Allem musst Du mit höchstem Respekt begegnen, denn alles trägt unendliche Würde in sich, da das Unendliche in allem und jedem anwesend ist. Da ist kein Raum für Hass, Abneigung, Unterschiede, die schädlich und destruktiv, anstatt aufbauend wirken.

Weil die Zivilisationen und Kulturen, Regierungen und Gesellschaftsformen, Gemeinden und Familien nicht auf die Erkenntnis der Göttlichen Wirklichkeit bauen, leiden sie und gehen zugrunde, selbst wenn sie zeitweise blühen und gedeihen sollten. Sie zerfallen von innen und außen.

27. Tag

Nur jene Familien, Gesellschaftsformen, Regierungen, jene Systeme der Ethik, des Lebens oder der Wirtschaft gedeihen wirklich, die in der Erkenntnis des Göttlichen verwurzelt sind, des Göttlichen, welches das Eine in den Vielen ist und in dem alle einbeschlossen sind.

 

28. Tag

Der wahrhaft gottsuchende Mensch sieht die Welt ganz anders als es sonst üblich ist.

Ein gewöhnlicher Mensch baut ein Haus, um darin zu wohnen und mit seiner Familie ein bequemes Leben zu führen; jedenfalls ist das seine Absicht.

Der geistige Mensch baut auch ein Haus, doch das Haus, das er baut, dient einem anderen Zweck, nämlich der Gotterfahrung. Er baut ein Haus, damit er vor der Witterung geschützt ist, damit er ohne Ablenkungen über das Göttliche meditieren kann. In seinem Haus ist alles auf das Göttliche, auf den Dienst am Göttlichen, ausgerichtet.

29. Tag

Der geistige Mensch beginnt früh am Morgen seine Meditation mit der Verehrung Ganeshas: "OM Sri Ganeshaya Namah OM".

Keine Arbeit, kein Gebet beginnt er, ohne Ganesha anzurufen, der die Macht der göttlichen Liebe ist und alle Hindernisse auf dem geistigen Pfad beseitigt. Ganesha schenkt auch Erfolg aller Art, fördert unser Wohlergehen.

Der heilige Niklaus von der Flüe betete folgendermassen: "Herrgott, nimm alles von mir, was mich hindert zu Dir!"

Diese Arbeit macht Ganesha. Wenn wir Ganesha verehren - jene Macht im Göttlichen, die Hindernisse beseitigt -, erhalten wir die Gnade Gottes und die Hindernisse quälen uns nicht. Deshalb ist Ganesha sehr wichtig für alle geistig strebenden Menschen und selbst für diejenigen, die nur materiellen Reichtum suchen, ist Er unentbehrlich. Wir rufen Ganesha an, damit Gott die Hindernisse für uns beseitigt, und nicht wir, mit unseren unzulänglichen Kräften, vergeblich versuchen, dies selbst zu tun.

30. Tag

Es gibt keinen schöneren Ort als den, an dem das Göttliche lebendig ist und ein inniger Kontakt zwischen Gott und den Menschen besteht - einen Ort, an dem gottsuchende Menschen das sehen, fühlen und verehren, was unsichtbar ist: Hier wird das Unsichtbare, das Göttliche, für die Menschen sichtbar. Der Tod hat hier keine Möglichkeit, das Bewusstsein zu terrorisieren, denn der Tod ist hier unbekannt. Todesangst hat niemand an einem solchen Ort, das ist unmöglich. Und das ist wahre Erziehung, eine Erziehung, die keine Universität und kein Professor vermitteln kann. Es ist dies die Wissenschaft des Unsichtbaren, des Ewigen, des Unendlichen.

 

 

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Juni 2003

Monatliche Zeitschrift,
Jahrgang 28, Nr. 320

Herausgeber: Omkarananda Ashram
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CH 8400 Winterthur

Tel: 052 - 202 19 03

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