Swami Omkarananda

Gedanken zum Tag

Februar 2013

Kalender Jan2000



1. Tag

Was ist die Erkenntnis der Identität mit dem Selbst? – Das Selbst erkennt sich selbst als das Selbst. Deine Existenz und dein Gewahrsein der Existenz sind nicht voneinander verschieden. Sie sind ein und dasselbe. Du kannst nicht etwas Nichtexistierendes wahrnehmen.

Existenz – oder die Tatsache, dass du bist – ist etwas Immerwährendes. Und diese Wirklichkeit, die du bist, erkennt sich selbst – sie weiß, dass sie ist.

Das ist Selbsterkenntnis oder Erkenntnis des Selbst. Wie erkennt sie? – Sie erkennt sich durch sich selbst. Ihr ganzes Wesen ist Erkenntnis. Sie braucht keine Instrumente, keine Sinne, keine wissenschaftlichen Methoden, um sich selbst zu erkennen. Wahre Erkenntnis ist Vidya. Das Wesen des Selbst – das ist Licht. Wahre Erkenntnis ist immer Licht: Sehen. Man sieht etwas; in diesem Fall nicht etwa einen Gegenstand. Ein Objekt zu sehen ist indirekte Erkenntnis, es ist ein Sehen, das über ein Erkenntnisinstrument ermöglicht wird, also indirekt ist.

2. Tag

Im Prinzip kann über wahre Erkenntnis nichts ausgesagt werden; sie kann nicht adäquat beschrieben werden, da solche Aussagen oder Beschreibungen schon wieder mentale Prozesse sind, die sich selbst ja wiederum in einem dualen Bereich abspielen, und darum in den Bereich des Unwahren, Ungültigen gehören.

Ziehen wir wieder einmal den Tiefschlaf als Beispiel heran! Im Tiefschlaf gibt es keine mentale Tätigkeit; auch keine Sinnesorgane. Der Tiefschlaf ist eine reine Erfahrung der Stille, ein Zustand der Stille, Stille allein. Genauso ist das Wesen der wahren Erkenntnis beschaffen. Sie allein existiert. Und die Existenz weiß, dass sie existiert. Es ist ein Sein-Bewusstsein oder Existenz-Gewahrsein: Und das ist Selbsterkenntnis, Erkennen des Selbst, Selbstgewahrsein. Das Wesen der Existenz ist also Selbstgewahrsein. Bewusstsein ist unzertrennlich von seiner Existenz.
3. Tag

Direkte Erkenntnis ist das gleiche wie Intuition.

Intuition ist das unmittelbare Wahrnehmen des Absoluten mit dem Auge der Weisheit, im Gegensatz zur Wahrnehmung der äußeren Objekte durch den Einsatz der Sinnesorgane und des Intellekts; es ist die Wahrheit, erlangt durch innere Wahrnehmung, ohne Zuhilfenahme irgendwelcher Wahrnehmungsorgane oder der Gedankenkräfte.

Intuition ist eine direkte Schau und Wahrnehmung der göttlichen Wirklichkeit, jener Wirklichkeit, die dem manifestierten und nichtmanifestierten Universum zugrunde liegt.
In der Intuition, welche eine von innen hervorquellende Erkenntnis ist, blitzt zuerst die Erfahrung des gnostischen Lichts auf. Daraufhin findet der Erfahrende seinen festen Stand im eigenen inneren Selbst.
4. Tag

Da die Intuition ein direktes supramentales Gewahrsein des Selbst ist, findet hier kein Prozess logischen Denkens statt, keine Aktivität des Intellekts, keine Erfahrung irgendeiner Empfindung. Es ist eine innere geistige Erfahrung, die in Worten nicht beschrieben werden kann. Wortbedeutungen sind rein konventionell. Da die Sprache unvollkommen ist, kann sie nicht die ganze, unbeschreibliche transzendente Erfahrung ausdrücken. Gemüt und Sinne brauchen Zeit und Raum um zu funktionieren, aber die Wirklichkeit, die jenseits dieser zeitgebundenen, räumlichen und kausalen Ordnung der Dinge existiert, kann nur von der Intuition erfasst und wahrgenommen werden. Intuition steht jenseits der Relativität.

Das Wissen vom Göttlichen wäre der Menschheit ohne die Intuition und Offenbarung der Seher und Weisen verlorengegangen.
5. Tag

Die äußere Sonne scheint nur zwölf Stunden lang. Die innere Sonne des göttlichen Bewusstseins im Mittelpunkt unseres Seins scheint eine Ewigkeit. Sie ist zeitlos und strahlt immerfort. Von Unwissenheit geblendet, sieht der Mensch sie nicht. Jene, die von der Gnade Gottes berührt sind und ihr Leben dem Streben nach der Erkenntnis und Erfahrung Gottes geweiht haben, sehen diese Sonne. Jene, die zu Mystikern geworden sind, erfahren sie jede Minute, jede Sekunde ihres Lebens.

Seien wir immer der strahlenden, wunderbaren, höchsten Sonne im Herzen gewahr.

Wenn du dieses Gewahrsein hast, wie könntest du je schlechte Gefühle hegen? Wenn du dieses Gewahrsein hast, wie könntest du je etwas Falsches denken? Wenn du dieses Gewahrsein hast, wie könntest du je unglücklich sein?
6. Tag

Folgendes geschieht, wenn ein Mensch sich auf den geistigen Pfad begibt:
Das Göttliche sorgt sich um sein Leben, beschützt ihn, wenn er aufrichtig ist, und legt seine eigenen Eigenschaften der Ausdauer, der Geduld, des Mutes und der Losgelöstheit von den Dingen in ihn hinein. All das fließt ihm von selbst zu. Und das ist das Wunderbare, wenn wir mit einem wahren Meister in Berührung kommen: Wir erfahren all diese Tatsachen und Wahrheiten von einem, der sie aus direkter, eigener Erfahrung kennt.

7. Tag


Es gibt zwei Pfade: den Pfad der Erkenntnis und den Pfad der Tat.
Hier hat der Pfad der Erkenntnis die Bedeutung der Erkenntnis des Ewigen, und der Pfad der Yogis ist der Pfad der Tat. Welche Art von Tat ist hier angedeutet? – Alle sind tätig. Aber erreicht jeder, der tätig ist, Gott? – Nein! Nicht einfach das Tätigsein als solches, sondern die selbstlose Tat – die Tat, die in geistiger Erkenntnis, mit einer geistigen Einstellung vollbracht wird – ist hier angesprochen.

Beide Pfade, der Pfad der geistigen Erkenntnis und der Pfad der geistigen Tat, führen zur Erfahrung des Göttlichen, des Höchsten. Einige Menschen sind von ihrer Veranlagung her mehr für den einen, andere mehr für den anderen Pfad geeignet. In vielen Fällen besteht eine Kombination beider Pfade. In diesem Fall sind Tätigsein und Erkenntnis miteinander verknüpft.

Der Pfad der Erkenntnis setzt ein Minimum der Fähigkeit, geistige Wahrheiten erfassen zu können, voraus; es ist Gnana.
8. Tag

Stellen wir den Pfad der Erkenntnis oder Weisheit dem Pfad der Tat oder Aktivität gegenüber, heißt das nicht, dass Weisheit Untätigkeit ist.

Weisheit ist die dynamischste Kraft, denn sie löst alle Täuschungen auf; nach außen hin mag es zwar den Anschein erwecken, dass man inaktiv ist, aber innen ist man höchst aktiv, man ist in Gemeinschaft mit dem Göttlichen, und diese Gemeinschaft selbst ist höchster Dynamismus.

Weisheit in sich selbst ist schon dynamisch, weil ihre bloße Gegenwart, ihr unendliches Schweigen allein schon alle Töne hervorbringt und die Lösung aller Probleme bewirkt.

Weisheit kann nicht mit Untätigkeit gleichgesetzt werden, noch kann man sie mit Tätigkeit im Allgemeinen vergleichen: Sie ist etwas Subtileres und eher Tätigkeit als Untätigkeit.

9. Tag

Licht sieht Licht; Auge sieht Auge. Die ganze Aufmerksamkeit muss dem Beobachter zugewandt werden: Schauen, schauen, schauen!

Man kann das einen Zustand des inneren Schauens oder der Innenschau nennen. Der Blick ist nach innen gerichtet, auf das, was da drinnen ist. Was entdeckt man dabei? – Man entdeckt einen Punkt aus Licht – ein unbegrenztes Licht, das innen und außen ist, oben und unten. Nur dieses Licht ist da, und über diese Wahrheit, die das Licht ist, meditierst du. Das macht dich allmählich rein. Man ist dann nicht mehr Körper, nicht mehr Mensch, nicht mehr Gedanke, nicht mehr Schmerz, nicht mehr Freude, nicht mehr Dunkelheit, nicht mehr begrenztes Licht: Man befindet sich im Herzen des unbegrenzten, ewigen, absoluten Lichts oder Bewusstseins. Und diese Botschaft, diese Methode und Technik ist selbst Licht.
10. Tag

Du kennst den Beobachter, der deine Gedanken und Gefühle beobachtet und dir berichtet, ob sie gut oder schlecht sind. Finde diesen Beobachter heraus, versuche diesen Beobachter zu beobachten, jenen Beobachter, der unendliche Freude und unendliches Bewusstsein ist.

Das ist dein wahres Sein oder Wesen. Ein gottverwirklichter Mensch weilt immer in diesem Sein, nicht im Körper, nicht in Raum und Zeit, nicht in seinen Eigenschaften, seinen Tugenden, sondern in der Wahrheit – das ist ein Ort, den niemand erreichen kann, den keine Waffe bedrohen kann.
11. Tag

tat tvam asi – Das bist du. Man kann dieses Mahavakya aus den Upanishaden folgendermaßen interpretieren: Alle sind in mir. Alle sind ich selbst. Ich wohne in ihnen und sie wohnen in mir. Wir sind alle ein und dasselbe. Es gibt keinen Unterschied. Wo Unterschiede wahrgenommen werden, da herrschen Unwissenheit, Dunkelheit, Probleme.

Das ist die Botschaft. Und diese Botschaft heißt: tat tvam asi – Das bist du! – Wofür steht tat hier? – Nicht für deine Gedanken, nicht für deinen Körper! Was ist dann dieses tat? – Ein Mann, eine Frau, ein Gefühl, ein Gedanke? – Nichts von alledem! – Dieses tat ist das Licht in dir, das nach Gott sucht, das Gott sehen will, das stark auf Gott konzentriert ist, das über Gott meditiert. Es ist eine kleine Projektion des unendlichen Lichts, und diese kleine Projektion will das unendliche Licht sehen und eins mit ihm werden, seine unendliche Vollkommenheit erfahren.
12. Tag

Der unsterbliche Beobachter beobachtet nicht nur den Schlaf-, Traum- und Wachzustand, sondern auch den Zustand nach deinem Tod, wenn du den Körper, in dem du jetzt lebst, verlassen hast. Selbst diesen Zustand beobachtet der Beobachter in dir.

Dieser höchste Beobachter ist ein und derselbe in allen; er ist überall, er ist innen und außen. Wenn du eins mit dem inneren Beobachter bist, bist du eins mit allen Menschen, eins mit allen lebenden Wesen, ohne dass andere dies bemerken.

Auch während du tätig bist, erinnerst du dich an diese innere Erfahrung. Die Kraft zum Tätigsein fließt aus der Erinnerung an die innere Erfahrung, an die Begegnung mit Gott, den Zeugen in dir, den Seher in dir. Das äußere Leben wird durch diese Erfahrung umgeformt.

13. Tag

Konzentriere dich intensiv auf den inneren Seher oder Zeugen!
Gelingt dir das, dann fallen Gedanken und Gefühle weg, das Gefühl von Zeit und Raum verschwindet. Du bist in eine unbegrenzte Fähigkeit zu sehen hineingesunken, in eine Intelligenz, die sich selbst sieht, die alles sieht.
Dieser Seher oder Zeuge in dir, dieses Licht deiner Seele, ist auch der Zeuge in allen Wesen und Dingen. Er ist überall. Er allein ist, nichts sonst ist da.
Nichts von all den Gegensätzen und Problemen dieser Welt ist im Zeugen in dir zu finden. Dieser Zeuge oder Beobachter bist du! Was ist dieses du? – Du bist nicht deine Nase, deine Augen, dein Körper! Diese sind nicht Gott. Du bist nicht das, was du geleistet hast; du bist nicht das, was dir gehört; du bist nicht deine Persönlichkeit, dein Ego; du bist nicht identisch mit der Rolle, die du im Leben spielst, zum Beispiel als Vater, Mutter oder Bruder.

14. Tag

Das ewige, unveränderliche Prinzip ist ein Prinzip ohne Anfang und Ende. Es gibt keine größere Wissenschaft als die Wissenschaft vom Selbst, denn alle anderen Wissenschaften wandeln sich, täuschen dich, vergehen. Die einzige Wissenschaft ist jene Wissenschaft, die immer zugänglich ist, die in sich immer gleich bleibt; und mit dieser stets gleichen Methode gelangt man zur stets gleichen Erfahrung: zur absoluten und vollkommenen Erfahrung.

Das unbegrenzte Bewusstsein hat Millionen Eigenschaften und ist mit nichts in unserem moralischen, psychologischen, menschlich-weltlichen Bereich zu vergleichen. Die Eigenschaften des unbegrenzten Bewusstseins sind ohne Gegensatz: es gibt keine Gegensätze im Sein des Zeugen in dir, in Gott.

15. Tag

Selbst unser eigener Körper ist weit von uns entfernt, ist außerhalb von uns, ist nicht unser wahres, ewiges Eigentum. Was außen ist, erfordert etwas – ein Instrument – um es zu erfahren; das ist die indirekte Erfahrung. Wie erfährst du deinen Körper? – Mit Hilfe deiner Intelligenz im Wachzustand! Erfährst du den Körper im Tiefschlaf? – Nein! Wie arbeitet deine Intelligenz, wenn sie den Körper erfährt? – Sie bedient sich der Sinnesorgane. Du fühlst, berührst, siehst deinen Körper. Alle Sinnesorgane vermitteln dir eine gewisse Erfahrung deines Körpers. Aber es ist keine verlässliche Erfahrung. Warum nicht verlässlich?

– Wenn du blind bist, kannst du deinen Körper nicht sehen. Du kannst dich auf deinen Sehsinn nicht verlassen, und zudem sind all diese Sinneswahrnehmungen nur äußerlich; dein eigener Körper ist weit weg von dir: Er ist etwas anderes als du, etwas, das nicht wirklich zu dir gehört. Aber der Zeuge in dir ist ganz nah. Dieser Zeuge – das bist du, und du bist dieser Zeuge!

16. Tag

Wie kannst du den Zeugen in dir erfahren? Du erfährst ihn als dich selbst, du erfährst dich selbst: Das bist du.

Aber du bist nicht der Körper! Du bist eine formlose Form, ein körperloser Körper, unbegrenzt, unbeschreiblich schön, die Quelle absoluter Freude, Schönheit und Kraft.
17. Tag

Du brauchst keine Sinnesorgane, um diesen Gott, diesen Zeugen in dir selbst zu erfahren. Unsere reine beobachtende Intelligenz wird eins mit diesem inneren Beobachter des Beobachters. Es ist wie Wasser, das sich mit Wasser vermischt, wie der Fluss, der sich ins Meer ergießt.

Unsere beobachtende Intelligenz, der Fluss, wird eins mit dem Beobachter des Beobachters, dem Meer.
Hier sind keine Sinne nötig, um das Meer zu sehen. Du wirst zum Meer. Du kennst das Meer durch das Meer. Du wirst zu Gott selbst, bevor du Gott erfährst.
18. Tag

Durch Gott erfährst du Gott. Als Gott erfährst du Gott. Es gibt keine andere Möglichkeit.

Alle anderen Erfahrungen gehen vorbei. Auch die Visionen der Heiligen und Weisen sind vergängliche Erscheinungen. Du transzendierst diese Visionen, wenn du wirklich in Berührung mit Gott bist, wenn du eins mit Gott geworden bist. Durch Gott erfährst du Gott. Als Gott erfährst du Gott.
19. Tag

Solange Gedanken und Gefühle da sind, bist du außerhalb von Gott und auf dem falschen Pfad. Aber zu versuchen, Gott mit Hilfe von Gedanken und Gefühlen zu erfahren – schon das ist etwas Großartiges und eine Manifestation der Gnade Gottes. Doch solch ein Gefühl für das Göttliche zeigt nur Wirkung in einem reinen Herzen, einem guten Herzen, einem gesegneten Herzen. Alle anderen sind in Illusionen verloren, in weltlichen Werten, sinnlichen Erfahrungen, körperlicher Befriedigung, und sie haben keinen festen Halt an der wahren Freude, die Gott ist, am wahren Frieden, der Gott ist, an der wahren Vollkommenheit, die Gott ist. Sie suchen nach Objekten als Futter für ihre Sinne. Sie bezahlen dafür und müssen kämpfen, um diese Erfahrungen zu ermöglichen. Doch der Gottsucher erfährt das Göttliche direkt. Nichts ist uns näher als das Göttliche, der höchste Beobachter in uns.

Man kann Gott nicht mit Hilfe von Gedanken und Gefühlen erfahren.
20. Tag

Wie weißt du, dass du ein Herz in deinem Körper hast? – Durch deine Intelligenz! Diese Intelligenz ist dir näher als dein körperliches Herz. Aber nichts ist dir näher als Gott, als die Wahrheit – denn das bist du selbst! Du bist nicht deine Nase, nicht dein Besitz, nicht dein Körper oder deine Persönlichkeit. All das sind vergängliche Formen, Konstruktionen. Solange du in diesen Formen oder Konstruktionen verloren bist, wirst du ein menschliches Wesen bleiben, verfolgt von Elend, Problemen, Zweifeln, Frustration und Angst vor dem Tod. Aber sobald deine innere, erfahrende Intelligenz den inneren Beobachter berührt, den Zeugen oder Gott, bist du befreit, findest du dich in einer Welt unbegrenzten Lichts wieder: Licht innen, Licht außen, überall nur Licht!
21. Tag

Ein Beispiel: Du träumst, und in deinem Traum erlebst du schreckliche Dinge. Du bist verzweifelt und in Todesangst, versuchst zu fliehen vor den Ungeheuern, die dich verfolgen. In Wirklichkeit liegst du zu Hause in deinem Bett und rund herum ist alles ruhig, du bist in Sicherheit und geborgen.

Genau das ist auch unser gegenwärtiges Schicksal: Innen und außen ist die strahlende Gegenwart Gottes, aber jeder von uns träumt den weltlichen Traum eines Lebens in Raum und Zeit. Die Person in deinem Traum – dein Traum-Ich – wird von deinem Bewusstsein erzeugt. Alles, was du in deinem Traum siehst, wird von deinem eigenen Bewusstsein geschaffen, ist eine Erscheinung in deinem Bewusstsein, und dein Bewusstsein ist Licht. Es hat alle die Gestalten in deinem Traum erschaffen.
22. Tag

Alles, was du in der äußeren Welt siehst oder mit Hilfe deiner Intelligenz und deiner Sinnesorgane erfährst, ist ein Traum Gottes. Alles ist Bewusstsein; überall ist nur Gott. Wenn du Gott erfährst, verschwindet die äußere Welt. Es ist eine Erfahrung, dem Tiefschlafzustand vergleichbar, in dem ja auch die äußere Welt von Raum und Zeit, die vielerlei Gegensätze, die deine Erfahrung im Wachzustand kennzeichnen, verschwunden sind. Doch obwohl alles verschwindet, weil du ja vollkommen im unbegrenzten Bewusstsein untergetaucht bist, kannst du in die Welt zurückkehren.

Wenn du willst, kannst du aus der unbegrenzten Vollkommenheit in eine unvollkommene menschliche Welt zurückkehren, und du kannst auch unzählige andere unsichtbare Universen besuchen und erforschen. Doch all das ist nutzlos, wenn du in unbegrenzter Vollkommenheit und Freude versunken bist.

23. Tag

In der Einheit mit Gott gibt es keine Wünsche mehr.

Gibt es im Tiefschlaf irgendwelche Wünsche, wenn du, obschon unbewusst, eins mit dem Beobachter bist? – Nein!

In der Gotterfahrung bist du vollkommen mit Freude gesättigt. Es ist ein Zustand vollkommener, absoluter Erfüllung. Unendliche Schönheit, unendlicher Reichtum, unendliche Vollkommenheit, ewige Vollkommenheit ohne Anfang und Ende – das sind einige der Attribute der Gotterfahrung.

Wenn du dies erfährst, bist du eins mit dem Zeugen, der in dir und in allen und allem der gleiche ist. Nach dieser Erfahrung kannst du niemanden mehr hassen, sondern wirst vielmehr alle lebenden Wesen als das Göttliche selbst, als den Zeugen, der auch in dir ist, erkennen. Dieser Zeuge in allen ist das Licht der Lichter, die Intelligenz der Intelligenz, die Weisheit der Weisheit und unbegrenzte Vollkommenheit.

24. Tag

Jedes Mal, wenn du die Gestalt einer Person oder eines Geschöpfes siehst, sei Dir dieses Zeugen in allen bewusst, dieses Lichts, dieser unbegrenzten Schönheit, die gleichzeitig höchste Reinheit ist.

In der Einheit mit Gott gibt es keine Unreinheit, keine Gegensätze. Da ist alles eins: Liebe ist Schönheit, Schönheit ist Leben, Leben ist Weisheit, Weisheit ist Licht, Licht ist Vollkommenheit, Vollkommenheit ist Weisheit und so weiter.

25. Tag

Es gibt unzählige Vollkommenheiten innerhalb der unbegrenzten, absoluten Vollkommenheit. Jede Eigenschaft ist unendlich, ewig und absolut. Es ist ein unbeschreiblicher Zustand. Nichts ist wirklicher in uns als dieser Zeuge, der die Quelle allen Lebens ist, der Ursprung aller schöpferischen Kräfte und aller Welten. Nichts ist uns näher als dieser Beobachter.

In Wirklichkeit sind wir diese unbegrenzte Vollkommenheit. Dies zu erfahren, ist das Ziel unseres Lebens. Wir sind mit der Fähigkeit, dies zu erfahren und zu verwirklichen geboren. Diese Fähigkeit beziehen wir von jenem Beobachter in uns, denn wir erfahren die Unendlichkeit durch die Unendlichkeit in uns.

26. Tag

Du hast die Fähigkeit, deine Gefühle und Gedankenbilder zu betrachten. Du kannst den Beobachter deiner Gedanken transzendieren und ihn seinerseits beobachten. Wenn du mit dieser Übung Erfolg hast und mit dem Beobachter des Beobachters deiner Gedanken eins wirst, bist du ein Mensch der Gotterfahrung, eine göttliche Persönlichkeit.

Mit dieser Übung wirst du aber nur Erfolg haben, wenn du Selbstdisziplin und eine große Reinheit des Herzens besitzt oder die Gnade Gottes dir dabei hilft. Wenn du das Göttliche bewusst berührst, bist du eine andere Person, und alle Ängste und Probleme sind verschwunden, du lebst ein furchtloses Leben als vervollkommnete Persönlichkeit, ein Leben unbegrenzter Freude, unbegrenzten Friedens und unbegrenzten Mutes. Dann bist du ein Königreich in dir selbst, ein unbegrenztes, ewiges Königreich.

27. Tag

Im Tiefschlaf existieren keine zwei Personen, vier Personen

– nicht einmal dein eigener Körper ist vorhanden! Hier, in diesem Zustand hast du die Welt der menschlichen Beziehungen hinter dir gelassen, bist in eine Welt eingetreten, die alles transzendiert. Hier gibt es keine Gedanken und Gefühle, keinen rastlosen Kampf mit schlechten Gedanken, unerwünschten Gefühlen und egoistischen Tendenzen. Von all dem ist hier keine Spur zu finden.

Durch die Übung des Erkennens des eigenen Selbst, durch das Verschmelzen mit dem Beobachter, wirst du plötzlich in eine Welt des Göttlichen erhoben. Wie im Tiefschlaf gibt es auch hier kein Gemüt, keine psychologische Aktivität.

28. Tag

In der Welt des Göttlichen hast du Einheit mit der Vollkommenheit des Göttlichen, mit dem Herzen und der Seele des Göttlichen. Hier bist du jenseits von Psychologie und Ethik.

Solange moralische Schwächen in uns sind, kann die Vereinigung mit Gott nicht stattfinden. Einheit mit dem Göttlichen stellt sich von selbst aufgrund moralischer Reinheit ein.

Aber allein schon folgende Übung führt zu moralischer Reinheit und lässt uns in jeder Hinsicht vollkommen werden:

Wir betrachten die ganze Welt vom Standpunkt der zentralen Wahrheit aus, vom Standpunkt der Vollkommenheit, des Lichts, der Schönheit, der Ewigkeit, der Unsterblichkeit, der absoluten Erfüllung. Wenn wir die Welt von diesem Standpunkt aus betrachten, können wir keine Fehler mehr machen, unser eigenes Wesen bleibt jenseits aller Dualität und aller Gegensätze: Es bleibt in seiner eigenen Vollkommenheit, spricht von Licht, ruht in Licht, drückt Licht aus und ist Licht.

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Februar 2014

Monatliche Zeitschrift, Jahrgang 39, Nr. 448

Herausgeber: Omkarananda Ashram

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