Swami Omkarananda

Gedanken zum Tag

April 1994

Kalender Jan2000




 

1. Tag

Wenn Du junge Leute spazierengehen siehst, Hand in Hand, als Mann und Frau, dann wisse, dass es Kranke sind, die Opfer einer vergänglichen Krankheit - "menschliche Liebe" genannt - geworden sind. Vielleicht bringt morgen einer den anderen um, oder sie stürzen einander ins Unglück, werden sich untreu, werden unzufrieden miteinander und hassen sich am Ende noch. Eine dumme Liebe, wie die menschliche Liebe es ist, die zur Ursache von so viel Kummer und Leid wird, ist nicht die wirkliche Liebe, die Gott ist.

2. Tag

Das menschliche Herz findet wahren Frieden, wirkliche Sicherheit, Freiheit, Stärke, Schönheit und Unvergänglichkeit nur, wenn es das Göttliche berührt.

Ohne diese Berührung gibt es keine Sicherheit. Wenn Du diese Berührung hast, ist alles - innen und aussen - für Dich gesichert.

Selbst das Wandelbare offenbart Dir dann das Unwandelbare.

3. Tag

In Dir und um Dich herum ist alles Glückseligkeit.

Lass Dein Herz immer irgendwie auf der Suche nach Gott sein, versunken in Gedanken an Gott, getränkt mit Gefühlen der Liebe zu Gott.

4. Tag

Der Baum wächst und trägt tausend Früchte, die in tausend Hände gelangen. Wie selbstlos und wunderbar ist der Baum! Unser Wirken sollte ähnlich sein; zumindest so wie das des Baumes, wenn nicht besser, denn wir haben weit mehr Fähigkeiten als der Baum. Je mehr wir unsere Fähigkeiten nutzen, desto mehr entfalten sich die Schätze des Königreichs des Himmels in uns von innen heraus.

Lasst uns also wachsen, uns entwickeln; lasst uns ein göttliches Licht werden und die Welt bereichern, aber nicht durch wirtschaftliche Massnahmen, politische Doktrin, Regierungsaktivitäten - diese haben versagt und werden auch weiterhin versagen.

 

5. Tag

Wohin sind all die Freuden entschwunden, die wir einmal genossen haben? Sie sind vergangen, vorbei, eine Sache des Augenblicks.

Auch wenn Du alle Freuden der Welt haben könntest, es bliebe nichts als eine kleine, geringfügige Erinnerung daran übrig, die nichts bedeutet. Es ist alles wie ein grosser Traum.

Wirkliche Essenz, wirkliche Freude, wahren Frieden gibt es nur in dem, der alles erschaffen hat.

6. Tag

Wir sind nicht fähig, die wahre Sonne zu sehen. Wir sitzen in der Falle, versklavt und Opfer der Träume des äusseren Lebens. Unwissenheit, Einbildung und begrenzte Erkenntnis lassen uns denken, unser äusseres Leben sei wirklich.

Wir sind in Bezug auf das wahre Leben tot, vollständig von der Wahrheit, dem ewigen Sonnenschein der Wirklichkeit, abgeschnitten.

7. Tag

Wenn Du ununterbrochen nach Gott rufst - die ganze Zeit über - ohne innerlich von diesem Rufen nach Gott abzuweichen, dann wirst Du bald der grösste Heilige der Welt sein.

Ausdauer in der Konzentration auf Gott ist das Allerwichtigste.

8. Tag

Sei Dir bewusst, dass Dir niemand helfen kann. Was andere erreichten, ist nicht Dein Verdienst. Du musst selbst etwas erreichen, und es wäre unweise, wenn Du nur von den grossen Errungenschaften anderer zehren würdest. Andere können nicht für Dich essen, Dein Hunger wird dadurch nicht gestillt.

Du musst das Beste aus Dir herausholen.

Sich auf andere zu verlassen heisst, sich der Entfaltung seiner eigenen Selbständigkeit zu berauben. Auf diese Weise kann es keinen Fortschritt geben.

9. Tag

Lass Dein Bewusstsein stets nur bei Einem verweilen. Das ist eine wunderbare Disziplin.

Vom Vielen bringe Deine Aufmerksamkeit stets wieder zu dem Einen zurück. Das ist das Geheimnis des geistigen Fortschritts.

Der Mensch ist in die Erfahrung des Vielen eingesperrt. Gott hat nur eine einzige Erfahrung: die Erfahrung Seiner eigenen unendlichen Vollkommenheit.

10. Tag

Die vielen Dinge zerstreuen die Aufmerksamkeit.

Heilige, Weise und Mystiker konzentrieren sich auf ein Mantra, ein Wort, und wiederholen es das ganze Leben lang, ununterbrochen, Tag und Nacht. Mit dieser Technik ist es möglich, den ruhelosen menschlichen Geist zu kontrollieren.

11. Tag

Wenn wir den allwunderbaren Gott entdecken, sind unsere Probleme, alle Ablenkungen und Sorgen im Augenblick verschwunden.

 

12. Tag

Nichts ist wichtiger als dass wir Liebe zu Gott entwickeln, Gott erkennen und uns Seine Kraft und Stärke zu eigen machen.

Alle anderen Dinge dienen nur als Hilfsmittel, und wenn Du sie nicht in Grenzen hältst, werden sie das Licht in Dir zerstören.

 

13. Tag

Selbstsucht muss durch Selbstlosigkeit ersetzt werden. Wenn Du selbstlos geworden bist, blüht Dein Leben auf und wird immer lichtvoller.

Selbstsucht begrenzt Dich, Selbstlosigkeit gibt Dir unbegrenzte Stärke.

14. Tag

Je mehr Du wahre Liebe entwickelst, desto mehr ziehst Du Menschen, Engel und Götter an.

Die grossen, wohltätigen Kräfte der Natur werden Deine Freunde und die ganze Welt wird Dich verehren.

15. Tag

Sei nicht so irrational und unwissend, die Wahrheit zu vergessen, dass Gott weit wirklicher als die Knochen in Deinen Fingern, unendlich schöner als die konzentrierte Schönheit der ganzen Welt und unendlich reicher ist als aller Reichtum und alles Gold dieser und aller anderen Welten zusammengenommen.

Giesse die Hingabe, den Glauben und die Liebe Deines Herzens aus und erfahre Gott.

16. Tag

Der menschliche Geist lebt in Einzelheiten, der göttliche Geist im Unendlichen.

Der Geist des gewöhnlichen Menschen ist ein Chaos von vielen Dingen. Der Geist des Heiligen oder Weisen ist unbeschreiblich schön und mit dem Unendlichen erfüllt.

Der Geist des gewöhnlichen Menschen arbeitet in Zeit und Raum. Der Geist des spirituellen Menschen lebt in der zeitlosen Wahrheit.

 

17. Tag

Alles Gute geschieht durch göttliche Gnade.

Es ist leicht, etwas Vergnügen in der Welt zu finden, aber schwer ist es, einen Sinn für Inspiration oder Liebe zu Gott zu haben.

18. Tag

Der Mensch ist so sehr in das Spiel des Lebens verstrickt, dass er unfähig ist zu sehen, dass all das nur eine Erscheinung ist, und dass es in Wirklichkeit nichts gibt als die unendliche Vollkommenheit, das Licht und die Liebe Gottes.

19. Tag

Wenn Dein Bewusstsein ins Göttliche vertieft ist, und Du aus diesem Vertieftsein heraus hier in dieser Welt zu leben und zu handeln beginnst, wirst Du von nichts mehr berührt werden und nichts mehr wird Dir Sorgen bereiten können.

Dann kennst Du die Wahrheit, und bist darum frei von allen Problemen und Begrenzungen des Lebens. Dann bist Du erfüllt von den Vollkommenheiten des Göttlichen.

 

20. Tag

Übe beständig das Zurückziehen des Bewusstseins vom Vielen, vom Körper und den Wahrnehmungen der Sinne und tauche ein ins Göttliche. Solange aber die Unreinheiten in Deinem Wesen dominieren, ist ein solches Eintauchen unmöglich.

Wenn Du rein bist, taucht das Bewusstsein ganz von selbst ins Göttliche ein; das heisst, um diese Disziplin üben zu können, sind noch zusätzliche Disziplinen erforderlich, Disziplinen, die Dich zu einer Reinigung Deines ganzen Wesens hinführen und die Ruhelosigkeit von Herz und Geist stillen.

21. Tag

Eine grosse Anstrengung muss unternommen werden, bevor man fähig ist, den Klang des Unendlichen zu vernehmen. Eine grosse Reinigung des Herzens durch ununterbrochenes selbstloses Dienen muss dem vorausgehen. Einige Jahre, die Du in der Gegenwart von Menschen verbringst, die Gott und der Wahrheit hingegeben sind, sind ebenso wichtig. Viele Disziplinen müssen geübt werden, bis der Geist unter Kontrolle gebracht, und die Seele offen ist für die unendliche Stille der Wahrheit oder Gottes.

22. Tag

Wenn Dein Herz rein ist, kannst Du sicher sein, dass Du das Göttliche hier, dort und überall erfahren wirst. Dann wirst Du die wahre Natur Gottes erkennen.

Bis es jedoch so weit ist, bist Du ruhelos, und keine echte Hingabe, keine echte Wahrnehmung des wahren Wesens Gottes ist möglich.

23. Tag

Alles was in Deinem Herzen geschieht, während Du meditierst, wird von Gott wahrgenommen. Auch der geheimste Gedanke, das leiseste Gefühl wird - unendlich verstärkt - von Gott gehört. Jedes Mantra, das Du sprichst, erklingt wie Donner in den Ohren Gottes und erzeugt seine eigene psychische Hitze, die die Unreinheiten verbrennt; gleichzeitig ruft das Mantra die Gegenwart Gottes hervor.

 

24. Tag

Wahre Kultur hat nur der, der sein Glück aus seinem eignen Innersten bezieht, der von allem unabhängig ist, dessen Glück das beobachtende Ich, das göttliche Bewusstsein in ihm ist. Sein Glück stützt sich auf nichts als auf sich selbst, das heisst, auf das göttliche Bewusstsein. Wo dieses ist, ist Glück ohne Ende.

 

25. Tag

Emotionelle Kontrolle, emotionelle Disziplin, emotionelle Kultur ist der erste Schritt auf dem geistigen Weg. Wenn Du darin Erfolg hast, ist ein besseres Verstehen des inneren Königreichs des Himmels möglich, und tieferer Friede und innere Ruhe erfüllt Dich, auch wenn um Dich herum endloser Lärm herrschen sollte.

 

26. Tag

So wie die Erde sich im Raum befindet, so befindet sich alles im Göttlichen.

Nichts kann ausserhalb des Raumes sein; genauso kann nichts ausserhalb des Göttlichen sein.

Der ganze unendliche Raum selbst ist im Göttlichen und ist darin nicht einmal so gross wie eine kleine Ecke.

27. Tag

Nichts ist ausserhalb des Göttlichen. Du kannst die Hand nicht bewegen, ohne das Göttliche zu berühren, Du kannst weder sitzen noch stehen, ohne das Göttliche zu berühren. Das Göttliche wohnt in allen. Es ist im Baum, in der Blume, Es ist in allem; und doch wird das Göttliche von nichts berührt.

28. Tag

Hinter den Worten, die Du sagst, stehen Gedanken; hinter den Gedanken steht der Denkende; hinter dem Denkenden steht das höchste göttliche Bewusstsein.

Der gewöhnliche Mensch ist sich dieser Tatsache nicht im mindesten bewusst; alles, was er kennt, ist das Objekt, an das er denkt.

 

29. Tag

Ein denkender, vernunftbegabter Mensch ist in den Gedanken gefangen, die er denkt. Er kennt den Denker nicht.

Ein grosser Philosoph kennt den Denker, aber er kennt das höchste göttliche Bewusstsein nicht.

Ein grosser Weiser kennt das göttliche Bewusstsein hinter dem Denker. Es steht in jedem Menschen hinter dem Denkenden.

30. Tag

Du suchst in Tausenden von dummen und nutzlosen Dingen nach Glück, obwohl um Dich herum und überall das blendende Licht der göttlichen Gegenwart ist, das höchstes Glück bedeutet. Lass Dein Herz aufbrechen, zerreiss den Schleier vor Deinen Augen und schaue die göttliche Gegenwart.

Bitte Gott, Dir diese Schau zu gewähren.

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April 1994

Monatliche Zeitschrift,
Jahrgang 19, Nr. 210

Herausgeber: Omkarananda Ashram
Anton-Graff-Strasse 41
CH 8400 Winterthur

World Wide Web Edition 2001