Swami Omkarananda

Gedanken zum Tag

April 2002

 

Kalender Jan2000



 

1. Tag

Der Mensch, den Du täglich beobachtest, gehört dem Tierreich an; er ist ein Tier unter vielen Tieren.

Und gleichzeitig ist dieser Mensch auch ein Sohn Gottes, ein Kind Gottes, ein Licht Gottes, innerlich ewig eins mit Gott.

2. Tag

Die Beziehung zwischen Mensch und Gott ist so innig, dass kein Unterschied besteht zwischen Mensch und Gott.

Der Mensch trägt die Fähigkeit in sich, Gott und seinen unendlichen Reichtum zu erfahren. Mit einem Mal verändern sich dadurch die Perspektiven im Leben des Menschen, und sein kleiner Friede wird zum unendlichen Frieden. Er gibt sein Hetzen nach Vergnügen auf und findet unwandelbares und unendliches Glück.

 

3. Tag

Der Sinn und das Ziel des Lebens hier auf dieser Erde ist die Erfahrung Gottes und der Ausdruck der dadurch gewonnenen Fähigkeiten im täglichen Leben.

Dank der aus der Erfahrung Gottes resultierenden Weisheit ändert sich alles: die ganze Welt sehen wir mit anderen Augen; wir sehen keine Vielzahl von Menschen mehr, denn alle sind ein Licht, ein Gott. Mit ganz anderen Augen und anderen Sinnen erfahren wir die Menschen und ebenso die Natur.

 

4. Tag

Wenn man göttliche Augen besitzt, wie sieht man dann die Welt? - Völlig anders als mit menschlichen Augen:

Das Licht Gottes wird überall sichtbar; überall sieht man dann den Sonnenschein der göttlichen Gegenwart.

Der Mensch wird eins mit Gott, und Gott wird eins mit dem Menschen. Das menschliche Leben mit all seinen Begrenzungen ist verschwunden, umgewandelt; die Begrenzungen sind zerbrochen.

Unendliche Perspektiven eröffnen sich, und alle Befürchtungen, alles Unrichtige, aller Neid und alle Eifersucht lösen sich in nichts auf, denn es gibt keine zwei Personen - keine Zweiheit - mehr.

 

5. Tag

Keiner ist gesegneter, reicher, schöner, glücklicher, erfüllter im Leben - ja ewig glücklich und ewig erfüllt - als der Mensch, der im Gottbewusstsein weilt.

Er findet nichts ausserhalb seiner selbst; er findet nichts, worum er jemanden beneiden könnte, nichts, was erstrebenswert oder wert zu besitzen wäre.

Sein Leben ist unendliche Erfüllung.

6. Tag

Gott zu suchen und zu erfahren ist der Zweck jeder Religion, jeder Meditation und des Gebets ohne Unterlass.

Wohin sonst sollten sie uns führen, wenn nicht zu dieser wunderbaren Erfahrung, die hier und jetzt für jeden zugänglich ist?

Keiner kann Dir diese Erfahrung, die immer da ist, rauben. Sie wartet auf Dich, dass Du sie besitzen und geniessen sollst als unmittelbare Erfahrung.

Wahre Religion ist etwas Herrliches, denn sie schenkt uns neue Augen, neue Ohren, ein neues Herz, ein neues Leben. Wir erkennen, dass wir nicht bloss Geschöpfe der Natur sind, sondern wunderbare Lichter Gottes.

 

7. Tag

Sehen wir uns selbst und auch die anderen als Lichter Gottes!

Daraus schöpfen wir grenzenlosen Mut und unerschöpfliche Kraft; dann werden alle unsere Tugenden gedeihen; unsere Liebe wird kosmisch allumfassend.

Wir erkennen unser eigenes Selbst, das Gott ist, in den anderen an, denn im Innersten jedes Wesens ist das Reich Gottes, das erfahren und im täglichen Leben zum Ausdruck gebracht werden muss, wodurch unser Leben erfüllt und unendlich bereichert wird.

8. Tag

Mantras sind wunderbare, machtvolle Kräfte, die zur Erfahrung Gottes führen. Sie offenbaren und verleihen uns die Erfahrung der unendlichen Liebe, des unendlichen Lichts und Lebens und lassen uns innerhalb dieses sterblichen Erdenlebens ein todloses Leben entdecken.

Dort, in dieser Unsterblichkeit, im ewigen, vollkommenen Leben, im allwissenden, unendlichen Gott, ist Dein Zuhause, Deine ewige Heimat.

9. Tag

Im Johannesevangelium lesen wir: "Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm".

Liebe ist von allumfassender Natur und stellt Wesen und Substanz des Göttlichen dar. Es kann gar keine bessere Beschreibung für das Göttliche geben.

Liebe ist Licht, Frieden, Glück, Wahrheit, Leben. Liebe umfasst in sich alles, was an positiven Eigenschaften nur denkbar ist und fasst alle in sich zusammen. So wie das eine weisse Licht in sich die sieben Farben trägt, so enthält auch die Liebe all die zahllosen Eigenschaften, Merkmale und Qualitäten des Göttlichen.

10. Tag

Liebe lässt die Dinge schön erscheinen, weil Liebe selbst Schönheit ist. Gott ist unendliche Schönheit, unendliche Liebe. Liebe ist Freude.

Ohne Liebe ist das Leben hässlich.

Die Liebe des Göttlichen ist die Substanz Deiner Seele. Du bist aus der Liebe des Göttlichen geformt. Liebe ist alles. Wer in der Liebe ist, der ist in Gott, der ist in der Weisheit; denn Weisheit und Liebe gehören zusammen.

11. Tag

Sieh Dir die grössten Heiligen der Welt an: die meisten von ihnen konnten nicht einmal schreiben, und dennoch hatten sie ein Herz voller Liebe, und aus den Tiefen jener Liebe erwuchs ihnen eine Weisheit, die ewige Gültigkeit besitzt.

Liebe, Weisheit, Schönheit und Licht sind unauflöslich miteinander verbunden, und wer Liebe besitzt, hat auch Gott.

 

12. Tag

Um die Sonne zu sehen, benötigt man Licht. Das Licht in Dir nimmt das Licht der Sonne wahr. Es ist das Licht, das dem Licht begegnet. Es ist die Liebe, die der Liebe begegnet. Das Mittel zur Erfahrung Gottes ist Liebe, weil Gott selbst Liebe ist.

Die Liebe ist also der Weg, um Gott zu erfahren. Die Liebe hat viele Formen und Ausdrucksweisen. Verstehen, Hingabe, Bewunderung, Wertschätzung - all das sind Ausdrucksweisen der Liebe.

Erkenntnis, Schönheit des Charakters - auch in ihnen tut sich Liebe kund.

 

13. Tag

Indem Du Liebe offenbarst, bringst Du etwas von Gott zum Ausdruck.

Bleibst Du in der Liebe und sind Deine Gedanken aus der Liebe geboren, ist Dein Wille von Liebe getragen und kommen Deine Gefühle aus dem Innersten der Liebe - dann bist Du eine Tempel, in dem Gott wohnt.

14. Tag

Gott magst Du nicht gesehen haben, doch irgendein Zeichen von Liebe siehst Du täglich, und wenn Du der Liebe begegnest, schaust Du Gott.

An Gott kannst Du vielleicht nicht glauben, so glaube doch an die Liebe, denn von der Liebe bist Du nicht zu trennen. Selbst in einem bösen Menschen findet sich in irgendeinem Winkel seines Herzens noch ein wenig Liebe.

Hass und Bosheit sind dem Menschen nicht natürlich. Sie können nicht auf die Dauer bestehen, denn wenn sie in einem Menschen die Oberhand gewinnen, bereiten sie sich und ihm den Untergang. Doch seine innere Seele kann nicht vergehen; sie ist aus der Liebe selbst gewoben und nach dem Bilde Gottes geformt.

Das Bild Gottes aber ist auch das Bild der Liebe, und die Liebe wird siegen.

 

15. Tag

Alle Grösse, die unvergängliche Grösse, die sich in den grössten Geistern der Welt offenbart, steigt aus den Tiefen der göttlichen Liebe empor.

Gott ist Liebe.

Es gibt keinen Materialisten, keinen Agnostiker und Rationalisten, auch keinen Wissenschaftler, der die Liebe verneint, der nicht wüsste, worum es sich handelt, der nicht bis zu einem gewissen Grad von Liebe beseelt ist.

Insofern dies wahr ist, gibt es keinen Menschen auf der Welt, der Gott nicht kennt.

16. Tag

Es gibt keinen Menschen, der nicht von Gott erhalten würde; doch der wahre Mensch ist jener, der beständig in selbstloser, göttlicher Liebe wächst, bis diese wieder ihre ursprüngliche Vollkommenheit erlangt hat.

Darin liegt der Sinn des Lebens, der Auftrag des Schöpfers an das Geschöpf.

17. Tag

Die Grösse und Erhabenheit Deines Lebens beruhen auf der Beständigkeit, mit der Deine Liebe wächst.

In der Liebe ist alles enthalten: die Beschreibung des Wesens Gottes, die unleugbare Wirklichkeit des Göttlichen in unserem Alltag und auch die Methode, durch die wir Gott erfahren und zum Ausdruck bringen können.

18. Tag

Die Seele des Menschen und das Licht Gottes sind ein und dasselbe. Sie bestehen aus Liebe.

Soll Dein Leben bereichert werden, dann ist dies nur durch wachsende Liebe möglich.

Soll Dein Leben Fülle und Freude, ein grossartiges Epos und Abenteuer des Geistes sein, dann ist dies nur möglich durch ständig wachsende und sich vertiefende Liebe.

19. Tag

Hass ist etwas für den Menschen Unnatürliches.

Hass gehört der oberflächlichen Struktur der menschlichen Persönlichkeit an, jener Oberfläche, die wir einmal überwinden und hinter uns lassen müssen.

Wachsende Liebe läutert unser unbewusstes Seelenleben. Sie sublimiert und verwandelt die primitive, ungeläuterte Natur und lässt etwas vom Licht der göttlichen Weisheit in uns aufleuchten.

 

20. Tag

Liebe ist eine läuternde, einigende und aus der Enge der Ichsucht befreiende Kraft. Sie befreit von menschlichen Schwächen und dem Gefühl des Mangels.

Die Weisheit, wie man sein Leben dem Göttlichen angleicht, erwächst aus einem Herzen, das liebt.

21. Tag

Du magst Gott leugnen, doch nicht die Liebe. Nenne Gott Liebe, und Er wird Dich verstehen.

Bringe im täglichen Leben Liebe zum Ausdruck, und spontan wird das Herz Deiner Mitmenschen die Gegenwart Gottes in Dir fühlen.

Liebe kann Deine Weisheit ins Unendliche ausweiten, ist sie doch das innerste Wesen der höchsten, unendlichen Weisheit selbst.

22. Tag

Die Wissenschaft lässt das Stoffliche als Energie erkennen. Hinter uns liegen die Zeiten eines wissenschaftlichen Materialismus oder einer materialistischen Wissenschaft, in denen man von unbelebter, stofflicher Materie sprechen konnte. Heute ist Materie Bewegung, Energie.

Doch hinter diesem Spiel physikalischer Kräfte, die ins Blickfeld der Wissenschaft treten, steht eine feinere, subtilere Kraft, die sich wissenschaftlich als letztes Prinzip betrachten lässt: das Bewusstsein Gottes, das allgegenwärtige Schöpferwort, der Wille Gottes, der alles Dasein erhält.

All die Vielfalt der Dinge ging aus dem Einen hervor, aus der Energie der Energien, der schöpferischen Kraft hinter allen Kräften. Diese Energie oder Kraft ist auch Liebe.

Diese Liebe wohnt in Deinem Herzen als die Seele Deiner Seele und das Leben Deines Lebens, und durch sie kannst Du zur Identität mit dem Göttlichen gelangen.

23. Tag

Alles, was im Leben schön ist, stammt aus Gott.

Du liebst, was schön ist; um wieviel mehr solltest Du deshalb die Quelle aller Schönheit lieben: Gott!

Du liebst, was gross ist; um wieviel mehr noch solltest Du die Quelle aller Grösse lieben: Gott!

Du liebst, was edel, rein, erhaben ist; um wieviel mehr noch solltest Du die Quelle alles Edlen, Reinen und Erhabenen lieben: Gott!

24. Tag

Liebe ist nicht nur Gott, sondern zugleich der Weg zur Erfahrung Gottes, zur Einheit mit Gott.

Hast Du Liebe, dann hast Du alles, dann hast Du Weisheit, Schönheit, Unsterblichkeit, auch wenn Du noch in einem vergänglichen Körper wohnst.

Liebe ist das Geheimnis aller Höherentwicklung und die höchste geistige Disziplin auf dem Weg zur Wahrheitserfahrung.

25. Tag

Das wunderbarste Phänomen der Welt tritt in Erscheinung, wenn unsere wachsende Liebe sich ins Unendliche weitet.

"Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm", so heisst es in einem Johannesbrief; und der Psalmist fragt im Namen der göttlichen Gegenwart: "Erfülle ich nicht Himmel und Erde?"

 

26. Tag

So wie der Raum die Erde und das ganze Weltall erfüllt, erfüllt Gottes Gegenwart alle Räume.

So wie es keinen Ort gibt, der nicht vom unendlichen Raum durchdrungen ist, so gibt es keinen Ort, an dem die umwandelnde, erhebende, erleuchtende Gegenwart des Göttlichen nicht zugegen ist.

Hingabe und ununterbrochenes Denken an Gott werden Dir diese Wahrheit erschliessen und zur realen Erfahrung werden lassen.

27. Tag

Christus ist eins mit der Gegenwart Gottes, die Himmel und Erde erfüllt, und Dich stets umgibt, die alles sieht, segnet und erhebt.

Die Einheit des Wesens Christi mit dem göttlichen Vater, die dynamische Erfahrung dieser Einheit, das wunderbare und ewige Einssein Christi mit dem Vater - das ist die eigentliche und wesentliche Grundlage des Christentums.

 

28. Tag

Das Christentum wird sich in seinem wesentlichen Kern von neuem erheben, denn es hat seine tiefen Wurzeln in der Einheit Christi mit dem Vater im Himmel; es hat seine Wurzeln in der unendlichen Wahrheit, die war, ist und immer sein wird.

Christus ist die Wahrheit, wie Gott die Wahrheit ist. Christus, die Wahrheit und Gott sind eins. Solange wir in Gott sind, sind wir auch in Christus. Jene Christen sind gesegnet, die sich klar darüber sind und sich in Christus erkennen.

 

29. Tag

Christus bittet den Vater, "..., dass alle eins sein mögen - wie Du, Vater, in mir und ich in Dir".

Diese Einheit trägt die höchste Wahrheit in sich. Das herrliche Ziel, dem jeder Christ entgegenstrebt, ist die Einheit mit dem göttlichen Vater durch Christus, der grenzenlose Liebe und alles erleuchtende Weisheit ist; der eins ist mit dem Vater und so die Schätze des Vaters übermitteln kann; der darum fähig ist, uns zu erlösen mit der Liebe des Göttlichen, mit der Weisheit des Göttlichen, mit der Kraft und Stärke, die aus dem Herzen der Liebe Gottes strömen.

Gott ist Liebe, Liebe ist Gott.

Daraus muss die Stärke des Christentums strömen.

Liebe vereinigt. Liebe ist göttlich.

30. Tag

Die Liebe Christi zum Vater, als Frucht seines Einsseins mit Ihm, ist göttliche Liebe, die alles umfasst, die alles eint, die ausgleicht, emporhebt -eine verwandelnde Liebe, die Wunder wirkt.

Du bist gesegnet, soweit Du Dir Christi bewusst bist und um jene Wahrheit weisst, mit der Christus eins ist.

Diese Wahrheit ist allgegenwärtig und ohne Grenzen. Deshalb ist die Liebe grenzenlos. Gott ist unermesslich. Er ist das Eine ohne ein Zweites.

 

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April 2002

Monatliche Zeitschrift,
Jahrgang 27, Nr. 306

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