Swami Omkarananda

Gedanken zum Tag

Januar 2006

Kalender Jan2000



1. Tag

Das Herz des Heiligen dreht sich immerzu um den Namen Gottes, Tag und Nacht, unaufhörlich, wie die Erde um ihre Achse rotiert. Zu keiner Zeit ist das Herz des Heiligen inaktiv, ob sein Körper sich ausruht oder etwas tut. Das Herz des Heiligen rotiert um die Gegenwart Gottes im Rhythmus der Mantrawiederholung. Sein Herz dreht sich um die Sonne Gottes so wie die Erde ihre Bahn um die Sonne zieht.

Das Leben eines Heiligen ist das allerschönste Leben. Es ist wie das Leben des Flusses. Der Fluss trinkt sein eigenes Wasser nicht. Er existiert, damit die Vögel und die anderen Tiere aus ihm trinken können, damit die Erde getränkt wird, und die Felder blühen, von deren Ertrag sich die Menschen ernähren. Vielseitig ist der Nutzen eines Flusses.

Das Leben eines Heiligen kann man mit einem Fluss vergleichen. Es ist voller Nutzen für andere. Der Heilige ist ein Licht für andere und eine Freude für sich selbst und die Schöpfung. Deshalb wird er von der ganzen Schöpfung für alle kommenden Zeiten verehrt. Sein Leben ist erfüllt und gesegnet.

2. Tag

Die ganze Schöpfung ist ein Gedanke im Geist Gottes, so wie die ganze Welt der Traumerfahrung im Geist des Menschen eine Manifestation seiner Gedanken oder seines Bewusstseins ist. Wir leben tatsächlich - grundsätzlich betrachtet - in einer Welt der Gedanken. Diese materielle Welt ist in Wahrheit nichts anderes als eine Manifestation von Gedanken. Der Gedanke ist der große Herrscher in allen Erfahrungen und im Leben.

Schließe deine Augen und verehre das Göttliche in Gedanken. Weite dein Bewusstsein zu den Dimensionen des Göttlichen aus, und grüße und verehre überall, an jedem Punkt des großen, unbegrenzten Universums, die göttliche Gegenwart.

In solch riesigen Dimensionen deines Seins und in Verehrung des unendlichen Göttlichen im Universum - wo ist da dein kleines, mühseliges, sündiges Ego? Wo sind deine Begrenzungen? Wo ist dein kleines Ich? Was ist mit deinen Problemen geschehen?

3. Tag

Du bist eine Schale, die die unendlichen Vollkommenheiten Gottes enthält. Es ist unendliche Glückseligkeit in dir, die du blind und ohne es zu wissen im Tiefschlaf genießt. Blind und ohne es zu wissen genießt du auch tiefen Frieden im Tiefschlafzustand.

Dieser Friede, diese Stille, dieses Glück, diese Freude sind nicht das Resultat einer angenehmen Erfahrung, zum Beispiel, dass du etwas Schönes gesehen hättest; sie sind nicht das Resultat des großen Reichtums, den du haben magst. Du hast diesen Frieden und diese Stille, die du im Tiefschlaf erfährst, auch nicht gekauft: Sie kommen aus deinem eigenen inneren Selbst, dem Bild Gottes in dir.

Würdest du sie bewusst erfahren, während du arbeitest oder spazierengehst, wärst du ein erleuchteter Mensch.

4. Tag

Es ist nichts im Herzen jenes unendlichen Seins Gottes, das nicht auch in dir wäre. Du musst es nur hervorholen.

Du musst alle Eigenschaften Gottes bewusst erfahren, nicht unbewusst wie im Tiefschlaf.

Im Tiefschlaf bist du zwar auch furchtlos. Wenn eine giftige Schlange über deinen Körper kriecht, merkst du nichts davon; deswegen hast du auch keine Angst. Wenn das Haus brennt, in dem du schläfst, jagt dir das keinen Schrecken ein; du merkst nichts davon.

Doch diese Furchtlosigkeit ist eine Furchtlosigkeit, die aus Unwissenheit entsteht. Erfahre diese Furchtlosigkeit bewusst, indem du eine Verbindung mit der Unendlichkeit des Göttlichen Seins in dir herstellst.

5. Tag

Im Schlafzustand bist du unbewusst mit dem Göttlichen vereint, deswegen bist du so friedvoll und furchtlos und bemerkst selbst die Schmerzen nicht, die dich vor dem Einschlafen noch plagten. Sei dir der großartigen Gelegenheit bewusst, die du in diesem Leben hast.

Du bist fähig, die Natur, die Vollkommenheit, den Frieden, die Schönheit, die Unsterblichkeit und Unzerstörbarkeit des Göttlichen zum Ausdruck zu bringen.

Ein vorbereitender Schritt hin zu diesem großartigen Ausdruck, zu dieser wunderbaren Erfahrung besteht darin, dass du der ganzen Menschheit segnende Gedanken schickst. Wünsche allen Wesen Wohlergehen, ein langes Leben, Frieden, Gesundheit und Glück.

Fürchte nichts im Leben. Lass dein Herz beständig sprechen: "Nicht die Welt ist wirklich; Gott allein ist wirklich. Er ist allsehend, allwissend, allvollkommen, allmächtig und deshalb fähig, mir Frieden, Glück und Vollkommenheit zu schenken."

6. Tag

Wenn du Gottes Gegenwart spüren kannst, antwortet Er dir. Weil Er unendliche Intelligenz ist, ist Er höchst sensitiv. Er bemerkt alles.

Auch wenn niemand dich das Haus betreten sah, Er hat dich sofort gesehen.

Nimm Verbindung auf mit Seiner wunderbaren Gegenwart, erkenne Seine Gegenwart durch gute Gedanken, durch Meditation und Mantrawiederholung, durch Gebet und eine positive Einstellung.

7. Tag

Wenn du in deinem ganzen Leben nur zwei Minuten guter Meditation über Gott hattest, dann kann man sagen, dass dein Leben gesegnet war, denn Augenblicke wahrer Meditation sind selten.

Es ist schwierig, einen solchen Moment zu erhaschen, denn der menschliche Geist ist im Grunde äußerst ruhelos und in oberflächlichen menschlichen Erfahrungen gefangen. Es ist so schwierig, in sich gute Gedanken wachzurufen und sie den ganzen Tag über beizubehalten. Schwieriger ist es, geistige Gedanken zu erwecken und den ganzen Tag über beizubehalten. Noch schwieriger ist es, das Bild des Göttlichen in Herz und Geist zu behalten und das Mantra ohne Unterbrechung zu wiederholen.

Wenn dir eine dieser seltenen Segnungen in deinem Leben zuteil wird, dann ist das wirklich etwas Außergewöhnliches. Es ist etwas, das weit mehr wert ist als Geldbeträge in Millionenhöhe. Darum halte Ausschau nach diesen gesegneten Momenten, in denen das Herz das Göttliche erspürt und der Geist frei ist von nutzlosen, unnötigen, wertlosen Gedanken.

8. Tag

Ein Mensch, der in den Bergen lebt, der Welt entsagt hat und vierundzwanzig Stunden am Tag geistige Disziplinen übt, kann unter Umständen schlechter sein als ein Mensch, der in der Stadt ein normales Leben führt.

Tief drunten im Unbewussten unseres Asketen, in seinem Blut, seiner Natur, seinem Charakter können immer noch Sehnsüchte - wie das Verlangen nach der Welt, dem Fleisch und der Dunkelheit - vorhanden sein, welche sich dem weltlichen Menschen als die Freuden des Lebens darstellen.

Es mag einen Mann mit Familie und zwölf Kindern geben, mit einem Haus mitten in der Stadt, vielleicht hat er auch noch ein Geschäft - und trotzdem kann gerade er der geliebteste Sohn Gottes sein, der wirkliche Heilige, der wunderbarste Heilige. In seinem Blut, in seinem Unbewussten ist nur der Name des Göttlichen, das Bild des Göttlichen, das Licht des Göttlichen, die Erfahrung des Göttlichen enthalten. Äußerlich gesehen erweckt er den Eindruck, ein sehr weltlicher Mensch zu sein.

9. Tag

Wenn dir die Welt wie ein Traum vorkommt und du allen Geschmack an ihr verloren hast, dann kannst du dies als Zeichen des Fortschritts werten.

Wenn du aber aus irgendeiner Sache, aus einem Tun oder von einem anderen Menschen Vergnügen oder Freude beziehst, steht das zwischen dir und Gott, wie oft du auch meditieren und den Anschein eines weltabgeschiedenen Mönchs erwecken magst.

Prüfe dich also ernsthaft. Sei aufrichtig, bringe mehr Opfer, verschwende keine Minute und sprich nichts Unnötiges.

10. Tag

Alle Geschöpfe sind Gott in Manifestation, sind in Begrenzungen eingeschlossen. Diese Begrenzungen werden noch durch das Hinzukommen einer Persönlichkeit verschlimmert, die als Ergebnis dieser Begrenzungen entsteht, zusammengesetzt aus dem psychischen Wesen, dem Unbewussten und dem veräußerlichten Gemüt.

Der physische Körper des Menschen, der Organismus des Menschen, ist so beschaffen, dass er Gott erlaubt, Sich Selbst im Menschen darzustellen, Sich Selbst zu erfahren und zu erkennen. Aus diesem Grund ist der Mensch allen Geschöpfen überlegen. Darum kann man mit Recht sagen, dass es ein seltenes Geschenk ist, einen menschlichen Körper zu besitzen. Es ist das erste große Geschenk Gottes. Mit Hilfe des Körpers kann der Mensch die Vollkommenheit des Vaters im Himmel erreichen. Mit Vater im Himmel ist der allgegenwärtige Gott gemeint.

Die Welt ist ein Feld der Erfahrung Gottes; sie ist eine Bühne, auf der wir unendlichen Frieden und unendliches Glück erlangen können.

11. Tag

Wenn du einen Stein an einer beliebigen Stelle in einen See wirfst, erzeugt das eine Reaktion auf der gesamten Oberfläche des Sees. Es entstehen konzentrische Ringe, die sich über die ganze Oberfläche des Sees ausbreiten.

In gleicher Weise verhält es sich auch, wenn du ein Mantra aussprichst: Dieser Akt berührt den ganzen Kosmos.

Die sich konzentrisch ausbreitenden Schwingungen des Mantras erreichen jeden Winkel der Schöpfung. Wenn du das Mantra in einem geschlossenen Zimmer wiederholst, dringen die Schallwellen in alle Ecken des Zimmers. Genauso dringen die geistigen Schwingungen des Mantras in jede Ecke des Universums.

 

12. Tag

Klammerst du dich nicht an deine Meditation und deine Arbeit, werden dich die Fluten vielfältiger Kräfte erfassen und in den Tod reißen.

Das Universum ist mit so vielen Kräften, Bildern und Eindrücken angefüllt, dass diese das Individuum zerstören, wenn es sich nicht an etwas klammert, das göttlich ist; sei es nun die Arbeit, die man Gott weiht, oder die Meditation.

13. Tag

Intensität ist unerlässlich, willst du schnellen Fortschritt auf dem geistigen Pfad machen und innere Reinheit erlangen.

Wenn du deine Arbeit Gott weihst oder selbstlos für andere tust, ohne versteckte ichbezogene Absichten im Hintergrund, erzeugt eine solche Arbeit kein Karma. Im Gegenteil: Dadurch erwirbst du dir Gnade. Eine solche Arbeit ist von Licht und Reinheit erfüllt, ist göttlich. Die Sucht nach ständigem Vergnügen der Sinne fehlt darin, Ego und persönliche Interessen sind abwesend. Nur Hingabe ist da, Weisheit, Reinheit, Glaube und Selbstübergabe. Arbeite und meditiere intensiv in dieser Weise, bis nur noch Gedanken an Gott dich beschäftigen, denn bist du nicht von Gott erfüllt, bist du es notwendigerweise vom Teufel. Und was ist der Teufel? - Alles, was dem Göttlichen, der wahren Glückseligkeit, der wirklichen Harmonie, Stärke und Schönheit entgegengesetzt ist. Es gibt ein Sprichwort, das besagt: "Ein müßiger Geist ist die Werkstatt des Teufels." Oder: "Müßiggang ist aller Laster Anfang."

14. Tag

Die ganze Ansammlung unheilvoller Tendenzen muss hinausgeworfen werden durch die Freude der Hingabe zum Göttlichen, durch die Freude der Auslieferung an die Wahrheit, durch die Freude des Festhaltens am Göttlichen.

Kannst du den Entschluss dazu nicht fassen, entspringen von Stunde zu Stunde neue Schwierigkeiten und künstliche, von der Einbildung erzeugte Probleme. Das ganze Leben geht so der Zerstörung entgegen.

Die Lösung dieser und aller anderen Probleme liegt darin, dass man sich mit größter Intensität ans Göttliche klammert. Die Mittel dazu sind Hingabe, Meditation und Dienen - ein Aufgehen darin. Das ist das Wesentliche. Die Intensität deiner Hingabe muss so groß sein, dass sie alle Unreinheiten von Körper, Seele und Geist verbrennt.

 

15. Tag

In der ganzen Welt zeigt sich ein Phänomen: Das Leben der Menschen gruppiert sich um das Verlangen nach Vergnügen, nach den Freuden der Sinne.

Der Weise erkennt diese Sinnesfreuden als irreführend, als Täuschung. Frage einmal die alten Leute, was sie in siebzig Jahren eines Lebens, das den Freuden der Sinne gewidmet war, gewonnen haben? - Sie werden dir sagen, dass nichts davon übriggeblieben ist als eine flüchtige Erinnerung wie an einen Traum - eine Geschichte, auf Wasser geschrieben. Kein einmal genossenes Vergnügen ist von Dauer, und es führt auch nicht zur Befriedigung unserer Sehnsucht. Es ist eine große Täuschung.

Das höchste Vergnügen, das wahre Vergnügen, die wahre, dauernde Freude, die unbegrenzte Freude, die immer bei uns bleibt und die uns nicht genommen werden kann, ist die Freude des Göttlichen. Gott ist das einzige Vergnügen. Geblendet von seiner Unwissenheit sucht der Mensch die Freude in den Sinnen, während sie doch ausschließlich im Göttlichen zu finden ist.

16. Tag

Weil Gott die einzige Freude ist, das einzige Vergnügen, darum sollst du dich an Ihn klammern, dich intensiv auf Ihn konzentrieren.

Sehne dich nach dem Göttlichen mit größerer Kraft als du an deinem Leben hängst. Denke über das Göttliche nach als das einzige Licht, als die einzige Wirklichkeit, als die einzige Gegenwart. Nichts, was du geben und opfern kannst, um das Göttliche zu erreichen, ist wert, erwähnt zu werden. Selbst wenn du dein Leben hundertmal dafür hergibst und allen Besitz verschenkst, um dem Göttlichen zu folgen, hast du nur ein klein wenig getan. Die Gottheit ist der höchste Schatz, der einzige Schutz, das einzige Leben, die einzige Freude, der wirkliche Frieden, die einzige Stärke und Vollkommenheit.

Fühle die Gegenwart der Gottheit intensiv, sieh den Vollmond des göttlichen Seins zwischen deinen Augenbrauen, in deinem Herzen, in deinem Geist, in jeder Zelle deines Wesens leuchten, und konzentriere dich intensiv darauf. Erfahre das Licht, die Kraft und die Freude der Wahrheit!

17. Tag

Aufgegangen im Göttlichen, eins geworden mit dem Einen, ist die Seele völlig absorbiert im Bewusstsein des Einen.

Dieses Bewusstsein ist allgegenwärtig, allmächtig, allwissend.

Der Allmacht Gottes in sich und überall um sich herum bewusst, kann sich der Mensch nicht mehr schwach fühlen oder irgend etwas fürchten. Es ist ihm sodann unmöglich, etwas Falsches zu denken oder zu fühlen. Des Menschen Geist ist geschaffen, um das Göttliche in sich zu verstehen und zu erfahren und die Allmacht des Göttlichen auszudrücken.

18. Tag

Wenn du an Gott denkst, denkt Gott an dich. Es ist ein wechselseitiger Vorgang. Es besteht eine Wechselwirkung.

Wenn du an eine Rose denkst oder an Geld, denken weder die Rose noch das Geld ihrerseits an dich. Sogar deine Mutter wird nicht auf deine Gedanken antworten, weil sie ganz einfach nicht weiß, dass du an sie denkst. Es gibt Millionen von Müttern auf der ganzen Welt, die nie in der Lage waren, die Gedanken und Gefühle ihrer eigenen Kinder zu verstehen, und das trotz der langen Zeit, die sie Tag und Nacht zusammen waren.

So unwissend sind die Menschen, so hilflos, so voneinander abgeschnitten, so begrenzt in ihrer Liebe und ihrem Wissen. Deshalb hat es keinen Sinn, in solche Beziehungen zu investieren. Jeder Gedanke ans Göttliche aber, jedes Gefühl fürs Göttliche, jede kleine Handlung, fürs Göttliche getan, wird augenblicklich vom Göttlichen beantwortet.

19. Tag

Vielleicht hast du nur einen Papierkorb ausgeleert und diese kleine Arbeit in Liebe dem Göttlichen dargebracht; doch das genügt schon, um zur gleichen Zeit, im gleichen Augenblick eine Reaktion des Göttlichen zu bewirken. Sofort antwortet das Göttliche, und was du fürs Göttliche getan hast, wird im ganzen Kosmos bekannt gemacht, denn das Göttliche durchdringt den ganzen Kosmos. Jede deiner kleinen Handlungen, die du in Beziehung zum Göttlichen ausführst, erlangt kosmische und göttliche Bedeutung.

20. Tag

Stelle dir in deiner Meditation vor, du seist in einen Ozean von Licht getaucht. Fühle, dass du in der alles belebenden Gnade Gottes versunken bist.

Die Vorstellung, der Körper zu sein, ist die größte Begrenzung. Die Idee von der Welt ist ebenso eine Begrenzung. Vergiss beides, während du über das Göttliche meditierst. Fühle, wie du von unendlicher Gesundheit und Stärke erfüllt wirst, und nutze sie zu intensivem Dienen.

Jemand, der nicht intensiv arbeitet und keine Wunder zum Wohlergehen anderer vollbringt, macht sich zum Schuldner der Erde.

Versuche als eine gesegnete Blume des unendlichen Lichts zu leben. Bei jeder Wiederholung des Mantras wird deine Intelligenz erleuchtet, werden deine Nerven gestärkt, der ganze Körper regeneriert sich. Stelle dir vor, dass göttliche Weisheit und Gnade in deinem ganzen Wesen kreisen.

21. Tag

Wenn das Göttliche sich selbst ausdrücken will, seinen Überfluss an Frieden, an Schönheit an Glückseligkeit, an Kraft, an Vollkommenheit, kann dies nur durch das geistige Herz geschehen.

Mache also dein Herz zum Kanal, durch den die Gnade Gottes in die Welt und zur Menschheit fließen kann. Überall ist Luft, aber du brauchst ein Organ, um einzuatmen. Genauso ist das Göttliche überall, aber nur das geistige Herz kann das Göttliche einatmen. Erlaube dem Göttlichen, durch dein Herz und von da in deine Umgebung zu fließen.

Selbst wenn die Atmosphäre um dich herum sehr negativ, belastend und depressiv ist, wird sie durch den Strom der Gnade Gottes, der von deinem Herzen fließt, neutralisiert, umgewandelt und mit geistigen Schwingungen aufgeladen.

Ohne den lebendigen Kontakt mit dem Göttlichen gibt es kein geistiges Leben. Mache also dein Herz zu einem Kanal, durch den der Friede, die Erkenntnis, die Weisheit und das Licht Gottes fließen können.

22. Tag

Wie hart das Eisen ist! - Härter als Eisen ist die menschliche Natur.

Die tägliche Erfahrung zeigt uns, wie schwierig es ist, das Wesen eines Menschen zu ändern - es ist sehr schwierig.

Eisen lässt sich noch relativ leicht umformen, wenn man es ins Feuer legt - dann wird es biegsam. Wenn es nicht rotglühend gemacht wird, lässt sich seine Form kaum verändern.

Ebenso muss die menschliche Natur zuerst durch die Intensität der Hingabe zum Göttlichen, durch die Intensität des Dienstes am Göttlichen rotglühend gemacht werden.

23. Tag

Wenn das Haus brennt, gehst du nicht umher und trinkst noch eine Tasse Tee oder suchst nach einer Münze, die du kürzlich verloren hast. Wenn deine Kleider Feuer gefangen haben, gehst du nicht zu deinem Nachbarn, um zu fragen, wie es ihm geht. Vielmehr wirst du sehr ernsthaft damit beschäftigt sein, das Feuer zu löschen.

Genauso ist es mit dem geistigen Menschen. Er ist mit äußerstem Ernst auf sein Ziel, die Gotterfahrung, konzentriert. Er hat für nichts anderes Zeit. Er arbeitet mit einem Gefühl äußerster Dringlichkeit. Darum stellt sich bei ihm auch schnell der Fortschritt ein.

Jene, die keinen Fortschritt machen, sind nicht ernsthaft und aufrichtig auf dem Pfad. Ihnen stellt sich die Notwendigkeit eines geistigen Fortschritts nicht so dringend und wirklich dar wie im Fall der brennenden Kleider.

24. Tag

Solange es an Ernsthaftigkeit mangelt, solange sozusagen nicht eine rotglühende Hitze vorhanden ist, ist es sehr schwierig, die eisenharte menschliche Natur in Richtung auf den geistigen Fortschritt hin zu ändern.

Du musst dich ständig in einem Zustand der Intensität halten. Es ist keine Zeit für dumme Belanglosigkeiten. Jetzt ist die Zeit, Größe und göttliche Gnade zu erstreben. Jetzt ist die Zeit für unmittelbaren Fortschritt. Wenn du jetzt nicht damit beginnst, wirst du in fünfzig Jahren noch genau am gleichen Punkt sein wie heute.

Große Intensität und ein Gefühl der Dringlichkeit bringen dich weiter; Denken, Herz und Seele müssen vom göttlichen Bewusstsein entflammt sein. Du hast keine Zeit zu schauen, wie spät es ist oder was die anderen über dich reden. Intensives Absorbiertsein in etwas ist eine Erlösung, eine Disziplin. Intensität ist das Geheimnis des Fortschritts und der Entwicklung; Unaufrichtigkeit und Oberflächlichkeit sind die Hindernisse.

25. Tag

Die menschliche Natur hat stets die eine oder andere Schwierigkeit; heute ist es das Wetter, morgen irgendetwas anderes.

Solche Probleme entstehen aus Leichtsinn und Unaufrichtigkeit. Aus diesem Grund haben einige Heilige freiwillig sehr harte Disziplinen auf sich genommen und in abgeschiedenen Wäldern voll von tödlichen Gefahren gelebt. Alle Arten von Askese haben sie praktiziert, nur um die unkontrollierbare menschliche Natur zu zähmen.

So schwierig die menschliche Natur auch zu kontrollieren ist, so kann man doch diesem Unterfangen nicht für immer ausweichen. Ohne eine solche Kontrolle ist keine Änderung möglich und ohne Änderung gibt es keinen Fortschritt.

 

26. Tag

Unaufrichtigkeit, Oberflächlichkeit und Mangel an Ernsthaftigkeit sind sehr große Hindernisse auf dem Pfad zu Gott. Deshalb solltest du immer versuchen, in einem Zustand feuriger Intensität zu sein. Du solltest keine Sekunde von diesem Zustand abweichen. Ein Platz von der Größe einer Nadelspitze ist schon groß genug für den Teufel, und er macht ihn schnell sieben Kilometer breit. Ein Platz, so groß wie eine Nadelspitze ist groß genug für jede dunkle Kraft, dich zu überwältigen, dich zu besiegen, dich zu beherrschen, dich zu besitzen.

Ein großer Heiliger, der immer ins Göttliche vertieft war, wurde gefragt: "Viele reden über den Teufel, und der Teufel scheint einen jeden zu prüfen - hast du den Teufel gesehen?" Der Heilige antwortete: "Ich sehe nur das Göttliche. Alles - innen und außen - ist mit dem Göttlichen erfüllt, wo ist da noch Platz für den Teufel?"

 

27. Tag

Fülle alles mit dem Göttlichen. Fülle den Körper mit dem Göttlichen, fülle die Umgebung mit dem Göttlichen. Betrachte jenen als deinen Feind, der mit dir über etwas anderes als das Göttliche und den Dienst am Göttlichen sprechen will.

Die Belastung der Aufgabe, deine Natur umzuwandeln, ist schon so groß, dass du es dir nicht leisten kannst, dich von deinen sogenannten Freunden, die in Wirklichkeit deine Feinde sind, ablenken zu lassen.

Bleibe immer ins Göttliche vertieft, in den Dienst am Göttlichen, in Gedanken ans Göttliche, in Gespräche über das Göttliche, in göttliche Gefühle und Handlungen. Das sind die Umstände für den Fortschritt. Es hat keinen Sinn, die Zeit zu verschwenden, und es nützt dir nichts, wenn du dich später darüber beklagst, dass du keinen Fortschritt gemacht hast. Erfülle also alles mit dem Göttlichen. Sei immer feurig; lass dein ganzes Wesen stets in einem feurigen Zustand sein. Dann wirst du zu einem Genie heranreifen. Anstrengung und Schweiß sind erforderlich, um ein Genie oder einen Heiligen hervorzubringen.

 

28. Tag

Erlaube nie einem Umstand, sich hindernd auf deinen Fortschritt auszuwirken. Finde die Ursachen für den Mangel an Fortschritt heraus. Frage dich selbst! Beobachte dich! Es liegt absolut nicht an deiner Umgebung. Täusche dich nicht selbst, indem du die Schuld an deinem Versagen auf die Umgebung, auf andere Leute und auf die Umstände schiebst. Innere Intensität und Hitze können Wunder wirken. In deren Abwesenheit wird alles schwierig, alles scheint zu einem Hindernis zu werden und das Klagen und Jammern hört nicht mehr auf.

Verstehe bitte die wunderbare Psychologie der Wissenschaft des geistigen Fortschritts. Sei immer mit dem Göttlichen erfüllt. Lass den Klagen, die in dir aufsteigen wollen, keinen Platz. Außer deiner Beschäftigung mit dem Göttlichen sollte nichts anderes mehr in dir Platz finden. Eine geringfügige Unachtsamkeit genügt, um dich herunterzuziehen.

 

29. Tag

Es ist das Ego, das die unendliche Freude, die unser wahres Wesen ist, sich selbst vergessen lässt. Das auf diese Weise in Begrenzungen gefangene Unbegrenzte sucht sodann nach einem Tässchen Freude vermittels eines Sinnesgenusses. Es ist wie wenn der Ozean träumte, er sei ein trockenes Schilfrohr, das nach einem Tropfen Wasser lechzt.

Das ist der Zustand des Menschen. Sein wahres Wesen ist unendliche Erkenntnis, doch das Ego, dieser Teufel, versteckt den Ozean der Erkenntnis vor ihm und wirft ihn in die Ketten schwer wiegender Begrenzungen.

So kommt es, dass der Mensch denkt, er sei dies oder jenes, zum Beispiel ein Professor, der Tag und Nacht über seinen Büchern sitzt, um ein bisschen Wissen zusammenzukratzen, obwohl er doch seinem wahren Wesen nach allwissend ist. Solcherart ist die Täuschung, das Werk des Ego.

30. Tag

Unendliche Vollkommenheit, Schönheit, Freude und unendlicher Friede werden dem Menschen vom Ego vorenthalten.

Der Mensch ist gefangen in Begrenzungen und jagt hier und dort einem bisschen Schönheit nach, sucht überall nach einer kleinen Freude, genießt ab und zu ein wenig Frieden und strebt nach seinen kleinen Vollkommenheiten.

Das ist die riesige und endlose Dummheit, Unwissenheit und Dunkelheit des menschlichen Individuums.

Wie kann man sich davon befreien, wie zurückkehren zur endlosen Freude, zum endlosen Licht, zum endlosen Frieden, zur unendlichen Vollkommenheit und Erkenntnis?

Das Mittel zur Befreiung ist intensive Wiederholung des Mantras, intensives Dienen, freudiges Dienen, liebevolles Dienen, selbstloses Dienen, gesegnetes und segnendes Dienen um Gottes willen.

31. Tag

Der Mensch ist so unvollkommen, dass er nicht weiß, dass ein vollkommenes Wesen in ihm wohnt.

Dieses vollkommene Wesen im Menschen sieht alles, was er tut, was er fühlt, was er denkt. Es weiß alles, ist überall, ist allmächtig, allwissend und besteht ganz aus Licht.

Der Mensch ist so unwissend, dass er das grenzenlose Licht in sich selbst weder sieht noch fühlt.

Durch intensive Mantrawiederholung wird diese Dunkelheit der Unwissenheit aufgelöst, und der Mensch beginnt, das Göttliche in sich selbst und überall wahrzunehmen.

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Januar 2006

Monatliche Zeitschrift,
Jahrgang 31, Nr. 351

Herausgeber: Omkarananda Ashram
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CH 8400 Winterthur

Tel: 052 - 202 19 03

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World Wide Web Edition 2006