Swami Omkarananda

Gedanken zum Tag

Dezember 1993

Kalender Jan2000




 

1. Tag

Betrachten wir den Menschen vom Standpunkt der höchsten Wirklichkeit, vom letzten Prinzip aus, dann gewinnen wir eine vollkommen neue Perspektive. Das Blickfeld weitet sich. Neue Horizonte tun sich auf. Es eröffnet sich uns eine neue Schau des Menschen. Wir sehen ihn im rechten Licht, und wir gewinnen die Zuversicht, dass jede Herausforderung, mit der das Leben an uns herantritt, uns gewappnet findet, allen noch so schwierigen Umständen zu begegnen und aus ihnen als Sieger hervorzugehen.

2. Tag

Wenn wir uns wirklich selbst erkennen, wird das Leben sehr viel leichter, und alle unsere Angst verschwindet. Wir werden überraschender Möglichkeiten unseres Bewusstseins gewahr, die nicht nur unsere Probleme lösen, sondern wertvolle Eigenschaften aktivieren. Diese werden als Attribute des inneren Bewusstseins offenbar. Selbsterkenntnis ist von höchster Wichtigkeit, wenn uner Leben gemeistert werden soll.

Unsere Arbeit und unser Streben werden dann wirklich erfolgreich, fruchtbar, schöpferisch und freudespendend sein.

 

3. Tag

Unser Körper ist zwar der Zeit unterworfen, und alles innerhalb des Zeitprozesses ist dem Niedergang und Verfall ausgesetzt.

Dennoch trägt der Körper in sich jenes Sein, das Unvergängliche - auch die letzte Wirklichkeit genannt.

Das Wissen darum, dass wir in unserem innersten Wesen, in unserer eigentlichen Essenz unvergänglich sind, ist nötig, um den Herausforderungen, denen der vergängliche Körper uns aussetzt, gewachsen zu sein, und zwar mit jener seltenen Heiterkeit, die mit der Würde der menschlichen Vernunft in Einklang steht.

 

4. Tag

Der Mensch ist ein rationales Wesen, und es entspricht nicht seiner Würde, sich irgendeiner Sorge zu beugen oder irgend einem Unglücklichsein, irgend einer Anstrengung oder Pein zu erliegen. Es gibt kein Problem und keinen Umstand, der nicht durch Vernunft und Weisheit, durch gütiges Verstehen erfolgreich zu überwinden wäre. Güte aber tritt als Folge des Verstehens in Erscheinung.

 

5. Tag

Die beobachtende Intelligenz ist etws Anderes und Höheres als die Gedanken, die in uns aufsteigen, etwas Höheres als die Gefühle, die uns zu versklaven scheinen. Dieses höhere Prinzip, die Intelligenz, zeigt an, dass wir die Fähigkeit zur Selbsttranszendierung in uns tragen. Wir sind mehr als der Körper, den wir bewohnen. Wir sind mehr als die Gedanken, die aufsteigen und wieder verschwinden. Wir sind mehr als die Probleme, die kommen und gehen, wir sind mehr als alles, was wir durch unsere physischen Sinne begreifen.

 

6. Tag

Es macht nichts, wenn die anderen dich kritisieren und verurteilen. Verurteile dich aber nicht selbst, sondern bemühe dich hart, aus deinen Begrenzungen herauszukommen.

Lass alles in dir so leuchtend hell sein, dass nichts in dir dich verurteilt, sondern alles dich lobt und erhebt.

 

7. Tag

Jeden Tag und jede Minute muss etwas vom alten Ego sterben; so will es das Gesetz des spirituellen Fortschritts. Was sagt doch der heilige Paulus? "Ich sterbe jeden Tag...."

Was heißt hier sterben? Wenn das alte Ego stirbt, wirst du ein wahres Kind Gottes.

8. Tag

Jener ist der höchste Meister der ganzen Schöpfung, der eins ist mit Gott, eins mit Gott in der Liebe und im inneren geistigen Bewusstsein.

 

9. Tag

So wie der ganze Erfahrungsbereich, alle Objekte, die Verschiedenheit der im Traum geschauten Dinge das Produkt eines einfachen reinen Bewusstseinslichts sind, so sind die Menschen um dich her, die Welt und die ganze Schöpfung das Produkt des einen, einfachen göttlichen Bewusstseins. Jene, die vom spirituellen Standpunkt aus gesehen völlig unwissend sind, haben nicht die Fähigkeit, diese Wahrheit einzusehen.

Versuche, in der Meditation eine tiefere Erkenntnis und Erfahrung dieses einen, unendlichen göttlichen Bewusstseins zu erlangen, das als die Welt, die Menschen und die Dinge um dich herum erscheint.

10. Tag

Der Begriff "Yogi" bezeichnet eine Person, die vollkommene Kontrolle über sich selbst, das Gemüt und die Sinne hat, und die ihrerseits nicht vom Gemüt beherrscht wird.

Ein solcher Mensch wird zum Meister der Materie, zum Meister über das Gemüt, zum Meister über die Schöpfung; er ist in Gemeinschaft mit Gott. Yoga hat zwei Bedeutungen: auf der niederen Ebene bedeutet es völlige Selbstbeherrschung; auf der höheren Ebene bedeutet es vollkommene Einheit mit Gott.

11. Tag

Du bist nicht sicher, so lange du nicht kosmisch und überkosmisch bist. Als Individuum hast du immer Probleme. Als das Universale und Unendliche hast du keine Probleme.

Vertraue den Freuden, die durch deine Individualität bedingt sind, nicht! Sie sind gefährlich und betrügen dich.

 

12. Tag

Wir können uns nicht auf äußerliche Dinge verlassen, wenn es um Inspiration oder um unser Glück geht. Auf diese Weise hat sich noch niemand weiterentwickelt.

Wir müssen in uns eine Musik hervorrufen, die nicht von uns getrennt werden kann, eine Musik, die uns immerzu mit Licht, Freude, Frieden und göttlichem Wesen erfüllt, die unaufhörlich und von selbst erklingt, auch wenn wir schlafen.

 

13. Tag

Für Gott zählen deine Position in der Gesellschaft und die Arbeit, die du tust, nicht.

Für Ihn zählt nur der Frieden, der Glaube und die Liebe in deiner Seele, sowie der Geist, in dem du deine Arbeit verrichtest.

14. Tag

Besser keine Arbeit, als Arbeit mit einem verwirrten Herzen. Jede Arbeit muss aus einem Herzen hervorgehen, das liebend, freundlich, sanft, verstehend ist und das sich selbst auslöscht.

 

15. Tag

Wie Wasser die Eigenschaft hat, nach unten zu fließen, so auch das Gemüt. Das ist ein typischer Wesenszug des Gemüts. Deshalb verurteilen alle großen spirituellen Meister das menschliche Gemüt als einen Feind des geistigen Fortschritts.

Die Natur des göttlichen Bewusstseins in uns ist wie die Luft, die in immer größere Höhen aufsteigt.

16. Tag

Lass dein Herz immer wieder sagen: "Mein Königreich ist nicht von dieser Welt. Diese Welt ist vergänglich, wechselhaft, äußerlich. Sie ist flüchtig und vergeht eines Tages. Wenn ich mich mit dieser Welt identifiziere oder mich für sie interessiere, werde ich mit ihr zusammen dahinwelken. Mein Königreich ist die Welt der Liebe, des Lichts, der Gnade, des Friedens und der Vollkommenheit Gottes. Mit der äußeren Welt habe ich nichts zu tun. Ich werde die Mission meines Lebens in Schönheit vollenden, aber losgelöst von der äußeren Welt. Ich werde mein Leben hier leben und meine Arbeit tun, ohne von der äußeren Welt berührt zu werden.

Anstatt mich von der äußeren Welt beherrschen und versklaven zu lassen, werde ich die Schätze meiner inneren Welt in diese äußere Welt hineingießen. Meine Welt ist die Welt des Königreichs des Himmels. Meine Welt ist die Welt der Wahrheit und Gottes. Aus dieser Welt werde ich Licht und Liebe und die Gnade Gottes in die äußere Welt strömen lassen.

 

17. Tag

In dem Augenblick, in dem du sagst: "Diese Welt ist nicht mein Reich", hast du größere Kraft, die Welt zu meistern.

Vermindere die Bedeutung der äußeren Welt, die die Ursache deiner Sorgen und des Todes aller Wesen ist. Versuche im Königreich des Himmels zu leben und es im täglichen Leben auszudrücken.

18. Tag

Lebe als eine Blume, die nicht auf ihre eigene Schönheit schaut, die keine Anerkennung von anderen fordert, die nicht stolz ist auf ihre Schönheit, die ihren Duft an alle verströmt, gleich ob gut oder schlecht, Freund oder Feind, gleich ob sie dabei von anderen beobachtet wird oder nicht, ob es Nacht ist oder Tag; ohne einen Augenblick der Ruhe verströmt sie ihren Duft. Sei wie die Blume - darin liegt deine Größe.

19. Tag

Gott ist um uns herum und in uns. Er beobachtet uns, sieht uns, beschützt uns, führt uns. Jene, die Augen haben zu sehen, können Ihn schauen. Jene, die ein reines Herz haben, können Ihn jetzt erfahren, in dieser Stunde, in welchem Zustand sie auch gerade sein mögen, unter welchen Bedingungen sie auch leben.

Es gibt nichts, was wirklicher wäre als Gott. Erfahre das, erfühle das, stehe über den Umständen und Wechselfällen des Lebens und versuche, einen Himmel um dich zu errichten, indem du deine besten Energien, deine besten Eigenschaften und Fähigkeiten zum Ausdruck bringst.

 

20. Tag

Alle sind in den Augen Gottes gleich. Wir fühlen uns erhoben durch das Lächeln unseres inneren Herzens. Die Lilie ist wunderbarer als der König, weil sie in der ihr eigenen Demut lächelt, weil sie blüht und tausend Herzen Freude schenkt, während der König, obwohl er großen Reichtum und königlichen Luxus besitzt, für niemanden eine Quelle des Glücks darstellt. Die Leute fürchten ihn, andere sind eifersüchtig auf ihn, und er selbst ist ganz damit beschäftigt, seine Herrschaft über seine Untertanen aufrecht zu erhalten. In ihm und um ihn herum gibt es nichts als Ruhelosigkeit.

Lächle darum - so gut du kannst - wie die Lilie. Strebe nicht danach, König zu werden. Du wirst dabei nicht glücklich werden. Sei zufrieden mit der Position, die du hast, lächle und gib dein Bestes, und Gott wird dich emporheben, dass du selbst zum Königreich des Himmels wirst.

21. Tag

Die strahlende Wirklichkeit Gottes ist überall. Das Wunder der Wunder, das Gott ist, umgibt uns von allen Seiten. Du kannst die Erfahrung Gottes nicht auf morgen verschieben; du musst Gott hier und jetzt, in dieser Minute, in dieser Sekunde, erfahren. Wenn du denkst, du könntest die Erfahrung Gottes auf einen späteren Zeitpunkt verlegen, wirst du Gott niemals erfahren.

Von dieser Sekunde an musst du mit der Wahrnehmung Gottes beginnen.

22. Tag

Es gibt jemanden, der deinen Atem in Gang hält; erkenne Ihn! Jemand steht bei dir; erkenne Ihn! Erkenne, dass ein unendlicher, universeller Atem die ganze Schöpfung erhält.

Schließe deine Augen und schau die ganze Menschheit als Manifestation Gottes an! Erlaube niemals irgend einem Gefühl, das irdisch oder körperlich ist, in dein Herz einzudringen. Versuche, einen Zustand zu erreichen, in dem die Hingabe ans Göttliche immer in deinem gesegneten Herzen pulsiert.

23. Tag

Begehe nicht den Irrtum, die Menschen als bloß körperliche Gestalten zu betrachten! Erkenne sie als das, was sie wirklich sind, nämlich Strukturen des Lichts des unendlichen Gottes.

Versuche auf alle nur mögliche Weisen, eine Verbindung mit Gott herzustellen - und zwar jetzt! Es kommt nicht darauf an, wenn dieser Versuch zunächst nur sehr schwach ist; in einige Wochen oder Monaten wird er schon an Kraft und Dynamik zugenommen haben. Fange also jetzt damit an; entschließe dich, Gott jetzt zu verwirklichen, heute, an diesem Tag.

 

24. Tag

Lass dich nicht in einen Wettstreit mit anderen ein; lass die anderen wachsen und gedeihen. Lege dein Ego beiseite. Es macht nichts, wenn du nicht gedeihst; es genügt, wenn die ganze Welt gedeiht. Lass dein Ego verschwinden, sich auflösen, damit Gott dein inneres Wesen erhebt und dich zum Licht der Welt macht.

Gott kann nicht dein Ego zum Licht der Welt machen; deshalb lass deine menschliche Natur sterben. Gott kann nur das, was göttlich in dir ist, zum Licht der Welt machen.

 

25. Tag

Das menschliche Gemüt ist wie ein Riese, wie ein Satan mit riesigen Energien.

Wenn man diesem Satan nicht eine konstruktive Beschäftigung gibt, wird er seine Energien dazu verwenden, alles zu zerstören.

Halte also immer irgend eine konstruktive Arbeit für dich bereit, und du wirst wachsen und reicher und reicher werden. Wenn du nicht mit einer nützlichen Arbeit beschäftigt bist, wird der Satan des Gemüts mit seiner destruktiven Aktivität beginnen. Alle seine Probleme sind künstlich und erwachsen aus seiner grundlegenden Schwäche. Deshalb musst du versuchen, den Satan ständig mit etwas Konstruktivem zu beschäftigen, dass er auch nicht einen Augenblick Zeit für seine destruktiven Aktivitäten hat.

 

26. Tag

Das Gold des göttlichen Bewusstseins ist in uns. Es befinden sich unermessliche Schätze in uns - zahllose Talente.

Menschen, die sich an den Zustand nach dem Tod erinnern können, haben uns von den verschiedenen Möglichkeiten der Seele, die den Körper verlassen hat, berichtet. Jene unter uns, die spirituell höher entwickelt sind und hohe göttliche Erfahrungen besitzen, die ihr Bewusstsein in einer bestimmten Weise entwickelt haben, können tatsächlich sehen, wie die Seele den Körper verlässt, und das Wirken ihrer Fähigkeiten und Kräfte beobachten.

27. Tag

Es befinden sich Tausende von wunderbaren Kräften in unserem inneren göttlichen Bewusstsein. Es ist eine Entehrung Gottes und eine Ungerechtigkeit Gott gegenüber, diese höheren Kräfte und Möglichkeiten unseres Wesens nicht zu entfalten. Die beste Art, Gott zu verehren, ist, diese höheren Fähigkeiten zu entwickeln, mit denen Gott uns ausgestattet hat.

Unsere kleine Liebe muss universal werden, unsere geringe Intelligenz muss sich zum universellen Geist ausdehnen, unser klägliches Leben muss das ewige Leben erfahren, unsere endliche Individualität muss den unendlichen Gott berühren, der in uns und um uns herum gegenwärtig ist, und einen Himmel aus dem Leben machen. Das ist die beste Art, Gott zu verehren; das ist der beste Weg, und nur auf diesem Weg können wir unserem wirklichen Selbst treu sein.

28. Tag

Im Bewusstsein können wir immer jung bleiben. Alles hängt davon ab, was wir denken und fühlen, und die Hilfsquellen des Bewusstseins in uns sind endlos. Wir können alle vierungzwanzig Stunden in einem himmlischen Zustand verweilen, wenn wir es wollen.

Wir sind die geliebten Kinder Gottes, und Gott ist immer mit uns - unzertrennlich von uns.

 

29. Tag

Die mystischen Silben geben dir die tiefsten Einblicke in die höchste Wirklichkeit. Wenn du Geduld hast und erlaubst, dass deine innere Natur gereinigt und umgewandelt wird, dann wird die höchste Gottheit in Form dieser mystischen Silben durch dich wirken und dir, noch während du in dieser Welt lebst, andere Welten von geistiger Schönheit und Herrlichkeit zugänglich machen.

Wenn das geschieht, wirst du in unbeschreiblicher innerer Glückseligkeit leben, und in den Menshen, ja sogar in den Wänden wirst du eine herrliche Welt göttlicher Schönheit, Anmut und ewiger Vollkommenheit wahrnehmen.

Doch dazu braucht es etwas Zeit; du musst aufrichtig und ernsthaft sein, hart arbeiten, um vorwärts zu kommen, mit aller Kraft deines Willens, deines Herzens und deiner Seele.

30. Tag

Fortschritt ist nur möglich, wenn man die Stufen, die man schon erreicht hat, hinter sich lässt. So lass die Freuden, die du schon erfahren hast, zurück und strebe nach neuen, höheren, bleibenden Freuden. Kein weiser Mann kostet dasselbe Vergnügen zweimal. Er geht weiter und genießt immer höhere Freuden; er dringt ein in immer höhere Bereiche des Lichts, der Freiheit, des Friedens.

Sieh also zu, wie du jede Minute nutzen kannst, um zu einem Riesen zu werden. Lass dich nicht von deinen Emotionen kontrollieren; kontrolliere du sie, denn schließlich bist du größer als deine Emotionen. Die Emotionen kommen und gehen, aber du bist immer da. Kontrolliere alles, wandle alles um. Arbeite hart, Jahr für Jahr, intensiv, auf vielfache Weise, ohne an etwas anderes zu denken. Dann kannst du ernsthaft Anspruch auf Erfolg erheben.

 

31. Tag

Spirituelle Übungen müssen über eine lange Zeitspanne hinweg aufrecht erhalten werden, ohne dass man das Interesse daran verliert. Man darf sie auf keinen Fall aufgeben; es gibt keinen Anlass, der dies rechtfertigen würde. In den Anfangsstadien sieht man vielleicht wenige und nur unbedeutende Ergebnisse seiner Anstrengungen, doch echte Erfolge stellen sich erst nach langer Zeit ein.

 

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Dezember 1993

Monatliche Zeitschrift,
Jahrgang 18, Nr. 206

Herausgeber: Omkarananda Ashram
Anton-Graff-Strasse 41
CH 8400 Winterthur

Tel: 052 - 202 19 03

Druck und Versand:
Verlag DLZ-Service,
Anton-Graff-Strasse 34,
CH 8400 Winterthur

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