Swami Omkarananda

Gedanken zum Tag

August 2007

Kalender Jan2000



1. Tag

Es ist ein Ich in uns, das egoistisch und persönlich ist, das äußere Ich, das diesen oder jenen Namen trägt und der Erfahrung von Schmerz und Freude, Lob und Tadel, Gut und Böse unterliegt, das verwickelt und miteinbezogen ist in alle Begebenheiten des Lebens und sich mit ihnen identifiziert.

Sodann ist da ein anderes Ich, welches das wahre Ich ist, das in nichts einbezogen ist und von allem unberührt bleibt. Das ist unser eigentliches Selbst. Es ist das Licht in unserem Bewusstsein, das Glück in unserer Seele, die Essenz unserer Existenz. Es kann nicht von uns getrennt werden.

Wir selbst sind in unserem tiefsten Wesen diese unveränderliche Wirklichkeit, dieser Gott. Nicht einmal der Tod kann uns vom Göttlichen scheiden.

 

2. Tag

Dieses Selbst, das Ich in uns, existiert seit jeher in Gott, ist in Gott und wird weiterhin in Gott sein.

Es ist die wahre "Person" in jedermann.

Es ist das fortdauernd Bleibende unseres inneren Bewusstseins.

Es ist das innere Gesetz der Identität in uns.

Es ist das Ehrfurcht einflößende "Ich bin", das in sich selbst eins seiende, allbewusste, unveränderliche Sein im ständigen Wechsel unserer Erfahrungen.

Dieses universale Selbst wird aufgrund mentaler Unreinheiten mit dem empirischen Selbst verwechselt.

3. Tag

Die Befreiung von den Begrenzungen unseres menschlichen Zustands liegt im Zurückverfolgen unserer Schritte zu ihrem Ursprung - unserer wesentlichen Natur, der Vollkommenheit unseres göttlichen Wesens.

Mit anderen Worten: Die Befreiung besteht darin, Kontakt mit dem Göttlichen aufzunehmen, Es zu erkennen, in Ihm zu leben, noch während wir auf Erden leben.

Die Erlösung des Menschen liegt in seiner Fähigkeit, sich selbst zu transzendieren.

4. Tag

Das alles transzendierende Prinzip in uns ist das Ich-Prinzip.

Je mehr wir dieses Ich einzufangen versuchen, desto mehr zieht es sich in den Hintergrund zurück.

Wenn wir sagen: Ich bin der Körper, so können wir sofort fragen: Wer sieht den Körper? - Da ist etwas, das den Körper sieht. Was ist es? - Es ist das Gemüt, das den Körper sieht.

Nun versuchen wir das Gemüt einzufangen: Wollen wir das Gemüt beobachten, zieht sich das Ich weiter zurück; es ist seinerseits Beobachter des Gemüts.

Das Ich ist demnach nicht das Gemüt. So ist dieser Vorgang also eine Kette des Zurückverfolgens bis hin zum Ursprung, dem Selbst, oder dem wahren ICH.

5. Tag

Die Fähigkeit, Abstand zu nehmen vom Gemüt, seinen Funktionen und vom Körper sowie Zeit und Raum zu transzendieren und über dem Zeitprozess zu stehen, ist dem Menschen angeboren.

Vernunft ist nur eine der vielen Fähigkeiten, mit denen der Mensch begabt ist.

Es befinden sich andere Fähigkeiten des höheren Bewusstseins in ihm, die in Funktion treten, wenn die Vernunft diszipliniert, geläutert und von all ihren Unvollkommenheiten und Begrenzungen befreit ist; wenn als Ergebnis des Umwandlungsprozesses innere Reinheit erlangt worden ist.

Erst dann können die Fähigkeiten des höheren Bewusstseins unmittelbar zum Ausdruck kommen.

6. Tag

So wie die Alchimisten Gold machten, indem sie gewisse Metalle zusammen mit besonderen Chemikalien tagelang in einem Schmelztiegel verflüssigten, so taucht das Gold des Göttlichen aus unserem Inneren empor, wenn alle Schlacken in uns verbrannt, geläutert und verfeinert worden sind.

Die innere Natur bedarf großer, ja enorm großer Vorbereitungen, haben wir doch die Dunkelheit und die Eindrücke von Jahrmillionen gewöhnlichen Lebens hinter uns.

Alle niederen Tendenzen unserer Natur müssen emporgehoben, umgewandelt, verändert und in das Licht des Göttlichen verwandelt werden, bevor die höheren Fähigkeiten des Gottbewusst­seins spontan in Aktion treten können.

7. Tag

Das transzendente Prinzip in uns, das Selbst, ist das Geheimnis unserer Erlösung und unserer Befreiung.

Es lässt den Menschen nicht ruhen und mit nichts in Zeit und Raum zufrieden sein.

Was des Menschen Seele ersehnt, ist Zeitlosigkeit und Raumlosigkeit.

8. Tag

Auf dem Weg des geistigen Fortschritts und der spirituellen Entwicklung wird vom Menschen eine seltene Willensstärke verlangt.

Selbstkontrolle ist erforderlich sowie die Fähigkeit, die Umstände, in denen man lebt, für den Zweck des inneren Wachstums und der inneren Entwicklung zu nutzen.

Es wird eine völlige Umwandlung des ganzen inneren Wesens, ein inneres Offensein für das Licht des höheren Selbst verlangt.

Es ist ein Pfad, der zur ständigen Anwendung der Vernunft aufruft und mahnt, den Geist der Unterscheidung zu üben, um zu erkennen, was wertvoll und was wertlos ist, was wahr und was unwahr, was wesentlich und was unwesentlich, was menschlich und was göttlich ist.

Es ist der Pfad, auf dem die menschliche Intelligenz in das universale, alles durchdringende Bewusstsein eingeht und von dessen Licht erleuchtet wird.

9. Tag

Wir müssen aus unserem Leben alles ausschalten, was unwesentlich, nutzlos und hinderlich für die geistige Entwicklung ist.

Die Hindernisse für unsere spirituelle Entwicklung sind nicht immer äußerlicher Art. Sie sind oft direkt in uns selbst. Sie steigen auf aus unserer niederen menschlichen Natur: darum muss hier die Umwandlung stattfinden.

10. Tag

Während langer Zeiträume unserer Evolution haben wir uns alle möglichen Instinkte, Wünsche, Triebe, Neigungen, Angst, Feindseligkeit, Zorn, sexuelle Neigungen und dergleichen angeeignet, und diese sind uns sozusagen in Fleisch und Blut übergegangen. Sie sind im Unbewussten und Unterbewussten gespeichert.

Darum müssen wir jetzt darauf bedacht sein, dass unser Gottbewusstsein uns in Fleisch und Blut übergeht, alle unterbewusste und unbewusste Natur aus unserem Wesen entfernt und die Kräfte des göttlichen Selbst in unser Leben bringt.

11. Tag

Jedes Mal wenn wir unser Herz weit werden lassen, wenn wir Gefühle der Liebe, des Lichts, der Vollkommenheit in uns wachrufen und Segen auf die ganze Natur, auf alle Tiere und die ganze Menschheit strömen lassen, sinken neue Gedanken und Gefühle, neue Kräfte in unser Unterbewusstes. Indem solche Eigenschaften, die man göttlich nennen kann, in uns lebendig werden, findet eine Umwandlung statt. Das Unter- und Unbewusste erfährt durch die herabsteigenden Kräfte des überbewussten Geistes eine Umwandlung, so dass unsere Reinheit wächst und neue Erkenntnisse aufdämmern sowie ein neues Wertempfinden entsteht. Was zunächst nur theoretisch, intellektuell verstanden wurde, wird nun zu einer persönlichen inneren Erfahrung.

 

12. Tag

Je mehr sich ein Mensch läutert, verfeinert, umso sensitiver, empfänglicher ist er für höhere Wahrheiten der Existenz und umso offener und durchlässiger für die Erfahrung des Selbst.

Ist einmal das menschliche Gemüt überwunden, ist man göttlich; denn eben dieses menschlich beschränkte Denken und Fühlen, das wir Gemüt nennen, ist die ­Ursache menschlicher Gebundenheit, menschlichen Leidens und menschlicher Begrenztheit.

13. Tag

Der Mensch ohne Gemüt und Ego ist Gott selbst.

Allerdings ist es nicht leicht, die Herrschaft über unser Denken und Fühlen, über unseren Charakter und all unsere aus früheren Existenzen mitgebrachten Neigungen auszuüben.

Dazu bedarf es der Entwicklung völliger innerer Reinheit.

14. Tag

Reinheit im tiefsten Sinne des Wortes ist eine Empfänglichkeit gegenüber Gottes Gegenwart und Macht, unter Loslösung von allem, was unsere Sichtweise sonst gefangen nimmt und blendet.

Reinheit schenkt uns die Bereitschaft, die unendliche Wahrheit und Wirklichkeit zu erfahren.

Reinheit ist die höchste und größte Tugend, die gewaltigste Macht der Welt; sie ist der Wohnort des Göttlichen.

Darum heißt es in der Bibel: "Gesegnet sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen!"

 

15. Tag

Die moralische Autorität im Menschen ist das Gewissen, die Wahrnehmungs- und Bewusstseinskraft, die das Rechte vom Unrechten unterscheidet und eine Werteskala mit Verhaltenscode aufstellt.

Moralische Entwicklung ist die Voraussetzung für geistig-spirituelle Evolution, denn eine Vernunft, die sich ständig von Impulsen, Trieben und flüchtigen Launen leiten lässt, und ein Herz, das nicht geläutert, sondern in das Wirken und den Genuss der Sinne eingefangen ist, sind höheren Wahrheiten gegenüber nicht offen und streben auch nicht danach.

16. Tag

Auch in ethischen Handlungen finden wir noch das Wirken des persönlichen Egos, weshalb diese allein nicht ausreichen, denn wir müssen vom Wirken des Egos völlig frei werden.

Unser Interesse muss allein dem Göttlichen gelten.

Also darf das ethische Handeln nicht als eigentliches Lebensziel betrachtet werden. Auch wenn es gilt, das gute Tun und Wirken für andere stets beizubehalten, müssen wir uns dabei zuallererst des Göttlichen bewusst sein. Dann erst wird mehr daraus: Aus unserem vom Ego geprägten ethischen Verhalten wird dann ein rein geistig-spirituelles Tun, in dem das Ego untergeht und nur noch Gott am Werk ist.

17. Tag

Eine direkte, unmittelbare intuitive Erkenntnis der Dinge ist eine natürliche Fähigkeit des Überbewusstseins, des Selbst in uns.

Ein begrenzter Sinn, ein in seiner Reichweite begrenztes Erkenntnisinstrument kann jedoch niemals das Unbegrenzte erfahren.

Und unsere fünf Sinne und unser menschlicher Geist sind begrenzt, können also nur von einer Welt Bericht erstatten, die ihrerseits begrenzt ist. Dabei handelt es sich um indirekte Erfahrung, vermittelt durch Sinne und Verstand.

Jede Wirklichkeit jenseits der Reichweite der körperlichen und mentalen Sinne und Wahrnehmungsorgane liegt für uns deshalb solange im Verborgenen, als wir unsere höheren Erkenntnisfähigkeiten nicht entwickelt haben.

18. Tag

Auf der physischen Ebene sind die leiblichen Sinne nur zur Erfahrung einer physikalischen Welt fähig. Erkenntnis, die durch die Sinne erlangt wird, ist nur indirekt.

Und wenn unsere Sinne Mängel aufweisen, haben die Erkenntnisse, die wir durch die Sinne erlangen, die gleichen Mängel - abgesehen davon, dass unsere Sinne von vornherein sehr begrenzt sind, und wir deshalb nur ebenso begrenzte Wahrnehmungen haben können.

Mit Hilfe der Sinne können wir somit niemals die Wahrheit, sondern nur Sinnenhaftes erkennen.

19. Tag

Die ganze Schöpfung wird nur von einer einzigen Seele beseelt. Es gibt nur eine Seele, Gott, das unendliche Bewusstsein, das in zahllosen Gestalten und Formen im ganzen Universum wirkt und arbeitet.

Diese göttliche Gegenwart wohnt auch in dir, weshalb deine Herzensreinheit Einfluss hat auf die ganze Schöpfung.

20. Tag

Verschiedene Denker haben verschiedene Meinungen über das Universum und die Natur des menschlichen Lebens.

Relatives Wissen kann durch verschiedene Erkenntnisinstrumente gewonnen werden. Es besteht hier eine Abhängigkeit vom inneren Entwicklungsgrad des Einzelnen sowie von seiner sozialen Umwelt und natürlichen Befähigung.

Die Erkenntnis der Außenwelt sowie unseres eigenen Lebens, Denkens und Fühlens - ob sie nun durch das Wirken der Vernunft oder mittels anderer psychologischer Gegebenheiten wie etwa das empfindende Herz erlangt wird - ist immer indirekt und begrenzt und nicht unter allen Bedingungen universal gültig.

Das Gemüt, das ein Bündel von Gedanken und Eindrücken ist, stellt ein begrenztes Erkenntnisinstrument dar und kann uns nur von einer begrenzten Welt berichten.

21. Tag

Um das göttliche Selbst überall zu erfahren, oder um die Welt und die vielen Dinge in ihr so, wie sie in sich selbst, ihrem eigentlichen Wesen nach, sind, zu erfahren, erweisen sich die physischen Sinne und Fähigkeiten als wertlos, und ebenso auch unsere psychologischen und mentalen Fähigkeiten.

Das Gemüt des Menschen ist hilflos, wenn es darum geht, das Antlitz Gottes zu schauen. Wir können das Göttliche nicht auf körperlicher oder psychologischer Ebene erfassen oder begreifen, denn es ist unbegrenzt, absolut, zeitlos, alldurchdringend.

Dieses göttliche Sein ist immateriell; es muss daher auf supramentale Art und Weise erkannt und erfahren werden. In der Bibel heißt es: "Gott ist Geist. Die Ihn anbeten, müssen Ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten."

22. Tag

Da unsere Sinne und unser Geist wertlos sind, wenn es darum geht, auf dem Weg zur Selbst-Erfahrung voranzuschreiten, weil wir durch sie nur eine indirekte Erfahrung von allem haben, zwingt uns schon die Vernunft dazu, nach direkter Erkenntnis zu streben, und diese kann nur in Gotterfahrung, in Selbst-Erkenntnis, Selbst-Verwirklichung und nirgends sonst gefunden werden.

So wie das beobachtende mentale Bewusstsein in uns die inneren subjektiven Phänomene beobachten kann, wie etwa das Kommen und Gehen von Gedanken und Gefühlen, so ist ein tieferes Bewusstsein in uns, welches seinerseits das beobachtende mentale Bewusstsein beobachtet, selbst jedoch von nichts beobachtet werden kann; von ihm allein können wir eine direkte Erfahrung haben.

23. Tag

Das innere, tiefere Bewusstsein, dieses eigentliche Erkennende, ist die göttliche Wirklichkeit in uns, das "Ich bin", die Existenz in uns, das letztlich Erfahrende, das Selbst.

Es erfährt sich durch sich selbst. Es erkennt sich selbst als seiend.

Das ist direkte Erkenntnis.

Dazu bedarf es keines Erkenntnisinstruments, keines Erkenntnisprozesses.

Nur vom Göttlichen haben wir eine direkte Erfahrung. Darum ist das höchste Begehren wahrer Vernunft das Göttliche.

24. Tag

Im Zustand der Selbst-Verwirklichung fallen alle Begrenzungen menschlichen Bewusstseins weg. Wir sind erlöst und in ein grenzenloses Bewusstsein hinein befreit. In diesem Zustand haben wir kein Gefühl für Zeit und Raum. Wir leben im ewigen Hier und Jetzt des göttlichen Selbst, dieses letztlich Erfahrenden, dieses beobachtenden, allbezeugenden Bewusstseins, das ganz und gar Licht ist, ganz und gar Intelligenz.

Weil dieses Selbst nicht der Zeit und dem Raum unterliegt, kann das an Zeit und Raum gebundene menschliche Gemüt darüber auch nichts aussagen.

25. Tag

Um den Zustand der Selbstverwirklichung zu erreichen, in dem wir uns durch die höhere Wahrnehmungs- und Unterscheidungskraft des inneren Erfahrenden als der Grundlage unseres Wesens bewusst werden, müssen wir uns einer totalen inneren Transformation unterziehen, unsere Sinne zum Schweigen bringen, uns in der grenzenlosen inneren Ruhe verankern und uns bewusst von allem loslösen, das für unser wahres Wesen äußerlich ist.

Erst dann kommen die außergewöhnlichen Erkenntniskräfte des göttlichen Bewusstseins in uns zum Selbstausdruck; erst dann lässt das göttliche Selbst im Inneren seine Fähigkeit zu direkter, unmittelbarer intuitiver Erkenntnis offenbar werden.

 

26. Tag

Der letzte und absolute Wahrheitsbeweis ist unmittelbares, direktes Verstehen.

Weder heilige Schriften noch geistige Führer können uns von außen her dieses innerste Wissen und die Erfahrung der letzten Realität vermitteln.

Diese erlangen wir ausschließlich durch das innere Selbst in uns, das sich selbst erschaut, sobald das menschliche Gemüt nur noch Stille und Reinheit ist.

Dann kann sich intuitive Erkenntnis offenbaren.

 

27. Tag

Intuition ist die einzige Methode zur Annäherung an die göttliche Wirklichkeit, die einzige Methode, um die göttliche Wirklichkeit und letzte Wahrheit zu erfahren. Sie ist der einzige Weg, auf dem das Absolute in seiner Totalität und Integrität erfahren und verwirklicht werden kann.

Die endlichen, begrenzten, unvollkommenen Sinne wie auch der Intellekt können die Wirklichkeit, die unsterblich, unendlich und alldurchdringend ist, nicht erfassen.

Intuition ist von innen entspringende Erkenntnis, die unmittelbare Erkenntnis des Absoluten, direkte Schau der göttlichen Wirklichkeit, die allem zugrunde liegt. Durch Intuition wird alles klar; alle Zweifel verschwinden gänzlich und vollkommen.

Im Gegensatz zu indirekter Erkenntnis ist Intuition unmittelbare Erkenntnis, direkt und integral. Nur durch Intuition ist Selbst-Verwirklichung möglich. Ohne die Entfaltung der Intuition bleiben auch die intellektuellen Fähigkeiten unvollkommen und blind für die Wahrheit hinter allen Erscheinungen.

 

28. Tag

Reine Vernunft führt den Menschen bis ans Tor der Intuition.

Intuition widerspricht nie der Vernunft, überschreitet sie jedoch.

Die Intuition ist das Auge der Weisheit, der Intellekt das Auge der Welterkenntnis. Das Auge der Intuition öffnet sich, wenn das Herz rein geworden ist und das Gemüt in seiner Gesamtheit seine Aktivität einstellt.

In der Intuition bewegt sich das Bewusstsein des Menschen aufwärts, dem Selbst und seiner Erleuchtung entgegen.

 

29. Tag

Zum Unterschied von Vernunft ist Intuition jene Kraft in den höheren Bereichen des Bewusstseins, welche die Wahrheit der Dinge in der Unmittelbarkeit der Erfahrung wahrnimmt, als direkt erfassende Kraft des Überbewusstseins.

Den vernunftmäßigen Prozess der Beweisführung und Ableitung kann sie uns nicht liefern, und mittelbare Erkenntnis ist hier ausgeschlossen; dafür bringt uns Intuition eine Erkenntnis, die von gar nichts abgeleitet, die nichtsinnlicher Natur, unmittelbar, innigstvertraut und direkt ist.

Während Vernunft bei der Erkenntnisfindung auf Begriffen aufbaut und dann Schlussfolgerungen zieht, erfasst Intuition die Essenz der Dinge in aller Unmittelbarkeit.

Vernunft untersucht die Oberfläche der Objekte, analysiert und kategorisiert ihre äußere Natur. Intuition dagegen erfährt das innerste Herz, die Wahrheit der Dinge. Während Vernunft über die Dinge spricht, so wie sie erscheinen, erfasst und erfährt intuitive Erkenntnis direkt das wahre, innerste Leben der Dinge. Sie lässt uns der Dinge gewahr werden, wie sie in sich, an sich, ihrer wesentlichen Natur nach sind.

30. Tag

Da Intuition die direkte, übergedankliche, umittelbare Erkenntnis des Selbst ist, findet hier kein Vernunft- und Denkvorgang statt, keine Funktion des Intellekts, keine Empfindungs- und Sinneserfahrung.

Es handelt sich um eine innere spirituelle Erfahrung, die mit Worten nicht annähernd beschrieben werden kann. Worte sind nur Übereinkunft. Da menschliche Sprache unvollkommen ist, kann sie auch die ganzheitliche, unfassbare Erfahrung des Selbst nicht wiedergeben.

Der menschliche Geist und die Sinne bedürfen der Zeit und des Raums zu ihrer Funktion. Die Wirklichkeit aber, die jenseits dieser raumzeitlich-kausalen Ordnung der Dinge liegt, lässt sich nur durch Intuition erfassen und wahrnehmen.

31. Tag

Intuition verleiht die volle transzendentale Weisheit.

Der Intellekt vermittelt ein Wissen um äußere Gegenstände. Intuition ist unfehlbar.

Der Intellekt erwägt und rätselt, glaubt und wünscht. Intuition ist ein Aufblitzen, eine Erleuchtung.

Der Intellekt verwickelt sich im Ringen um einen Schimmer von Erkenntnis. Intuition erhebt Zeit zur Ewigkeit, Raum zur Unendlichkeit.

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August 2007

Monatliche Zeitschrift,
Jahrgang 32, Nr. 370

Herausgeber: Omkarananda Ashram
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