Swami Omkarananda

Gedanken zum Tag

August 2006

Kalender Jan2000



1. Tag

Für die Meister der höchsten mystischen Erfahrung - und solche gibt es - existiert kein Geheimnis mehr, weder in der Welt, in der Natur noch in göttlichen Dingen.

Diese Meister sind unermessliche göttliche Kräfte und Energien, ihr Geist ist ein Ozean endloser göttlicher Erkenntnis, ihr Herz ist außerordentlich zartfühlend und erfüllt von allerbarmender Liebe. Sie sind die Zerstörer der Unwissenheit.

 

2. Tag

Versuche Selbsterkenntnis zu erlangen. Durch das Tor der Selbsterkenntnis gelangst du zur Gotteserkenntnis, und durch die Ausübung der für die Gotteserkenntnis vorgeschriebenen Disziplinen erreichst du schließlich - noch während du in diesem Körper lebst - die göttliche Vollkommenheit. Auch wenn du dann im Körper weiterlebst, so lebst du doch wahrhaft nur noch im Göttlichen.

Scheinbar in die gegenwärtigen Begrenzungen des Menschseins eingeschlossen, wird deine Erkenntnis doch übermenschlich, deine Güte unbegrenzt sein. Du wirst überrascht sein zu sehen, dass in dir Kräfte sind, die du nie erwartet hättest, und du wirst ferner überrascht sein zu erkennen, dass die ganze Zeit eine Gottheit in dir wohnte, von deren Anwesenheit du nichts gewusst hast. Und du wirst staunend erkennen, dass du all diese Tage, Monate und Jahre in tiefster Unwissenheit in Bezug auf das Sein Gottes - der zeit- und raumlosen Wirklichkeit - gelebt hast.

3. Tag

Für den Wahrheitssucher bedarf die Existenz der göttlichen Wirklichkeit keines Beweises. Die göttliche Wirklichkeit beweist sich selbst; sie ist von selbst offensichtlich.

Ja, es gibt gar keine Möglichkeit, sie anzuzweifeln. Der Wahrheitssucher weiß, dass in allem das Göttliche wohnt, dass alles die göttliche Wirklichkeit ist.

Durch beständige Meditation über das Göttliche wird sein Leben so völlig vom Göttlichen durchdrungen, dass er nichts mehr berühren kann, ohne Gott zu berühren, nichts mehr sehen kann, ohne Gott zu sehen, nichts mehr fühlen kann, ohne Gott zu fühlen. Er ist immer in Gott, ein Zustand, der wunderbarer ist als der Zustand, den der heilige Paulus mit den Worten beschreibt: "Ich lebe, bewege mich und habe mein Sein in Gott."

4. Tag

Im Allgemeinen ist sich der Mensch der geistigen Wirklichkeiten absolut nicht bewusst. Darum denkt er in körperlich-dinglichen Begriffen.

Der Wahrheitssucher nimmt einen ganz anderen Standpunkt ein: Der Körper mag vergehen, doch die Seele bleibt bestehen. Die kosmische Seele ist überall: im lodernden Feuer, im kalten Wasser, im Eis, in den Bäumen, im Menschen, in den Vögeln, in den Planeten, im Stein - in allen ist das göttliche Sein unberührt und unangreifbar gegenwärtig.

Der Geist ist überall, doch der gewöhnliche Mensch ist so unwissend und hat zudem die Gewohnheit, schnell zu vergessen. Er ist sich nicht einmal der Tatsache bewusst, dass alle möglichen Strahlen und Radiowellen durch seinen Körper hindurchgehen.

Überall sind unsichtbare Strahlungen und Energien. Wenn das schon für die physikalische Ebene gilt, um wieviel mehr gilt es dann erst für den geistigen Bereich, dessen Kräfte unendlich unsichtbarer und feiner sind! Und diese Kräfte sind überall. Durch große Herzensreinheit, durch die Erkenntnis der Wahrheit, durch die Leuchtkraft des inneren Bewusstseins beginnt man, sie wahrzunehmen, und man kann sich diese wohlwollenden Kräfte zunutzemachen.

5. Tag

In der ganzen Schöpfung gibt es nur zweierlei: Geist und Natur. Diese beiden sind im Grunde genommen eins. Aber von den Aktivitäten der Natur - von den Aktivitäten des Selbstausdrucks der Natur - bleibt der Geist völlig unberührt. In seinem Wesen geschieht nichts. In ihm ereignet sich nichts. Ihn betreffend gibt es diese Aktivitäten nicht. Was auch immer geschieht, geschieht im Bereich der Natur und kann den zeitlosen Geist nicht berühren oder einfangen.

Die Natur ihrerseits kann aber ohne den zeitlosen Geist nicht existieren. Wie die Leinwand, auf die der Film projiziert wird, unberührt bleibt von allen Ereignissen des Films, so bleibt auch der zeitlose Geist von allen Ereignissen, die in der Natur stattfinden, unberührt. Die weiße Leinwand, auf die der Film projiziert wird, bleibt immer dieselbe, auch wenn im Film Feuer und Atombomben ganze Städte zerstören, Erdbeben und Sturmfluten große Verwüstungen anrichten: Es bleibt immer die gleiche weiße Leinwand; kein Kratzer bleibt auf ihr zurück, kein Eindruck, keine Veränderung findet durch das Abspielen des Films darauf statt.

Genau so verhält es sich mit dem zeitlosen Geist, der unbeweglich ist; er bleibt unberührt von allen Aktivitäten der Natur. Und doch sind beide - Geist und Natur - eins.

6. Tag

Der Sadguru ist der höchste Zeuge, ewig unberührt. Das Leben zeigt ihm seinen flüchtigen Charakter. Von allen Aktivitäten der Natur nimmt er Abstand. Er ist Zeuge seines eigenen Tuns, Zeuge seines eigenen Lebens, Zeuge von allem um ihn herum. Er ist Geist in einer materiellen Umgebung.

Durch fortwährendes Nachdenken über das wahre Wesen des Sadguru findet automatisch eine Veränderung in uns statt. Das Bewusstsein wird innerlich erleuchtet. Wenn dies geschieht, ist es nicht so, wie wenn ein dunkles Zimmer plötzlich durch Einschalten des Lichts erleuchtet wird. Solche plötzliche und grobe Veränderungen kommen nicht vor. Das Bewusstsein reift innerlich unmerklich heran, und die innere Intelligenz erwirbt mehr Licht und Erkenntnis. Wir können unseren inneren Fortschritt feststellen an der Art, wie wir auf das Leben als Ganzes reagieren, und an unserer Einstellung zum Leben überhaupt. Unsere Einstellung zum Leben ändert sich nämlich im Lauf unserer Entwicklung völlig.

7. Tag

Verwirrt durch die Widersprüche des Lebens und selbst in Widersprüchen sprechend, denkt die kritische und zynische Intelligenz, dass Gott vielleicht einen Irrtum begangen und den Menschen nach Seinem eigenen Bildnis erschaffen hat, einen Irrtum, der jedoch - wie alle Seine anderen vermuteten Irrtümer auch - nur ein Akt seiner nie irrenden, allsehenden Weisheit ist.

Hätte Gott uns nicht nach seinem Bildnis erschaffen, würden wir nicht nach Ihm hungern und hätten keinen Bedarf für eine Philosophie des Lebens, den geistigen Führer, die Heiligen Schriften sowie den geistigen Fortschritt.

Hätte Er den Menschen nicht dazu bestimmt, Herrschaft über alles zu erlangen, wäre der Mensch nicht fähig, danach zu streben oder sich einem solchen Streben auch nur zu widersetzen.

8. Tag

Der Mensch ist ein seltsames Geschöpf innerhalb der Schöpfungsordnung.

Das Unsterbliche und das Sterbliche wohnen beide in ihm. Er besitzt eine überraschende Kraft und große Glückseligkeit, solange er sich des Unsterblichen bewusst ist, fühlt sich aber schwach und hilflos, wenn seine Intelligenz völlig im Sterblichen aufgeht.

Seine Vernunft neigt dazu, das Unsterbliche zu verneinen, doch sein Herz verlangt insgeheim danach.

Der Mensch ist voller Widersprüche. Das ist seine Schwäche und doch auch seine Herrlichkeit. Es ist zugleich eine Herausforderung und ein Drang zur Vollendung. Der Umstand seines Menschseins und die Möglichkeit seiner Göttlichkeit sind darin enthalten.

9. Tag

Der Mensch will im Allgemeinen von Gott nichts wissen, aber sehnt sich nach Glück; er kann aber ohne Gott kein wahres und dauerhaftes Glück haben. Er will die Wahrheit nicht, strebt aber nach Frieden; er kann aber ohne die Wahrheit keinen Frieden haben. Das Ewige weist er als nur zu Spekulationen taugliches Thema zurück, beschäftigt sich aber emsig damit, alles, was ihn betrifft, so vollkommen wie möglich zu machen. Doch Vollkommenheit gibt es nur im Ewigen.

Er ist gefangen in einem seltsamen, doch erheiternden Dilemma. Das, was er am vehementesten verneint, stellt sich als das Allerwirklichste heraus. Er verleugnet das Unsichtbare mit gerade jener Kraft, die er - wie sich aufgrund einer tieferen Analyse herausstellt - aus dem Unsichtbaren selbst bezieht.

Er verschmäht Gott, und doch nutzt er den ihm innewohnenden Gott, liebt Ihn in seiner Frau, küsst Ihn im Kind, dient Ihm in der Gestalt seines Freundes und bewundert Ihn in der Natur.

10. Tag

Gott ist das, was wir nicht wollen, ohne das wir aber nicht existieren können. Er ist ebenso in der Zuneigung als auch in der Ablehnung, die wir Ihm entgegenbringen.

Er ist zur Gänze in Sich Selbst als Er auch zur Gänze in uns ist. Die Wahrheit Seines unbedingten Seins lässt uns als lächerlich dastehen. Er ist das, dem wir widerstehen, und gleichzeitig all das, womit wir Ihm widerstehen, und darüber hinaus ist Er auch derjenige, der widersteht, denn Gott ist alles.

Müde, besiegt und deprimiert schlüpfen wir in Ihn hinein, werden selbst zu Ihm, und alles ist gut.

11. Tag

Gott ist dein wahres Wesen, dein wirkliches Selbst, das Leben deines Lebens, das Licht deiner Existenz. Er ist deine Essenz, dein Schatz, deine Intelligenz, deine Freude.

Warum läufst du vor dir selbst davon? - Stelle dich deinem eigenen Selbst!

Du bist ein Schatz endlosen Bewusstseins mit all seinen vielfältigen Kräften und Möglichkeiten. Entfalte dieses höhere Bewusstsein! Verstehe und erkenne dich selbst!

 

12. Tag

Gott ist die höchste Vernunft, die unendliche, kreative Intelligenz. Nichts im Leben ist seinem Wesen nach so vernünftig wie Gott.

Du kannst Ihm nicht entfliehen; Du kannst nicht vor Ihm davonlaufen. Du kannst ohne Ihn nicht leben. Kann die Sonne ohne Licht existieren? Kann die Luft ohne den Raum existieren? - Werde dir immer mehr des Lichtes bewusst, ohne das du aufhören würdest zu sein, und entdecke den unendlichen Urgrund des Seins, ohne den du nicht existieren würdest.

13. Tag

Stelle dich der Wahrheit! Sage nicht mehr, dass du Gott, die Wirklichkeit, das unendliche Bewusstsein nicht brauchst. Halte deine flüchtigen Gedanken, deine vorbeigehenden Erfahrungen, deine wechselnden Lebensumstände nicht für dein wirkliches Selbst! Du bist stets mehr und anders als alles, was zu dir gehört - all das ist nicht dein wirkliches Selbst.

Deine Wünsche und Ziele ändern sich, dein Wesen wandelt sich, die Umstände, in denen du lebst, sind nicht immer die gleichen. Alles ist dem Wechsel, der Zeit und dem Raum unterworfen, nicht jedoch dein wahres Selbst, nicht Du selbst!

Erkenne diesen Gott im Herzen deines Lebens, dann wirst du auch alles andere erkennen. Dann wirst du wahres und ewiges Leben haben, ewigen Frieden, wirkliche Kraft und Macht, Freude und Vollkommenheit. Dann sind die Probleme deines tragikomischen Lebens gelöst.

14. Tag

Unser Leben ist ein Problem, für das Gott die einzige Lösung ist.

Weder die Wirtschaft noch die Politik, die Erziehung, die Psychologie, die Ethik oder die Wissenschaft, weder eine von ihnen noch alle zusammen können das Problem des Lebens lösen. Sie sind nur Mittel, um bestimmte Ziele zu erreichen, nach denen der Mensch auf niedrigeren Entwicklungsstufen strebt.

Der Mensch ist ein Vernunftwesen, dessen Vernunft nicht aufhören sollte, Fragen zu stellen, bis er das erreicht hat, was die Erfüllung der Vernunft ist - Gott.

Der Mensch ist ein Wesen, welches das Glück liebt, und sollte darum seine Suche nicht aufgeben, bis er ein Glück gefunden hat, das unvergänglich und unbedingt ist - Gott.

Folglich ist die Antwort auf das Problem des Lebens Gott. Die Lösung für das Problem des Lebens liegt darin, die begrenzte, geplagte Liebe im Menschenherzen zur universalen, kosmischen, unbegrenzten göttlichen Liebe werden zu lassen.

 

15. Tag

Geblendet vom aufsehenerregenden Fortschritt der wissenschaftlichen Erkenntnisse hat sich der moderne Geist in allen Ländern und Kontinenten nicht darum bemüht, die fundamentale Bedeutung des Lebens zu verstehen. Der Mensch hat seine Befriedigung in einem sinnenbetonten Dahintreiben auf dem scheinbar attraktiven Abschaum der Existenz gesucht.

Das war der Geist, in dem die Wissenschaft ihre viel bewunderten Schritte zum Fortschritt unternommen hat, so dass nichts in ihrer Konstitution sie zu einem Erfassen der tiefen und bedeutungsvollen, im Menschen stattfindenden Veränderungen hinführen konnte, zu einem Verstehen seiner Entwicklungsmöglichkeiten als ein denkender Verstand, als ein Herz, als ein Geist, als eine kreative Wesenheit, die ihr Streben auf das Erblühen der ruhend in ihrer Brust begrabenen, edelsten Kräfte ausrichtet.

16. Tag

Das Leben ist eine wunderbare Herausforderung und eine großartige Gelegenheit für den Ausdruck einer alles erleuchtenden Liebe, einer alles umwandelnden Weisheit, einer einen Himmel erschaffenden Freude und einer alles überwindenden Kraft, die in den inneren Kammern unseres Bewusstseins verborgen sind.

Das Leben ist uns nicht gegeben, damit wir es zurückweisen oder verneinen, sondern um es durch die Berührung dessen, was jenseits von ihm liegt, zu bereichern. Das Leben ist uns nicht anvertraut, um ihm zu entsagen, sondern es in dem zur Erfüllung zu bringen, was es transzendiert. Das Leben ist ein Umstand, den man am besten meistert und dessen man sich am besten erfreuen kann, wenn man ihn mit den Schätzen des zeitlosen Königreichs des Himmels erfüllt. Der Fluss erlangt seine Erfüllung im Ozean, das Kleinere im Grossen, das Begrenzte im Unbegrenzten, die Zeit im Zeitlosen, das Endliche im Unendlichen und das Leben des Menschen im Leben Gottes. Die Erfüllung des menschlichen Lebens besteht in der durch Liebe und Erkenntnis hergestellten Beziehung zu Gott sowie im Ausdruck der Fülle des Friedens und der Glückseligkeit Gottes.

17. Tag

Das Leben ist ein komplexer Umstand, in dem wir aufgefordert sind, das auszudrücken, was am kostbarsten, grundlegendsten, höchsten ist, was allschöpferisch, alles bereichernd ist und ganz aus Licht besteht - Gott, den das Leben selbst als Urgrund seines Seins in sich trägt.

Das Leben ist ein göttliches Phänomen, entstellt von den Unwissenden und Ungeduldigen, doch erschlossen von den Weisen und deren erleuchteter Intelligenz.

Die richtige Gestaltung des Familienlebens, die Verwaltung des Landes und der Gesellschaft sind ein Aufgabenbereich der ewigen, universalen, von der allschöpferischen göttlichen Intelligenz geleiteten Regierung, die auf die Gesamtheit aller Wesen mit einem strikt unparteiischen Auge blickt.

Wir können weder weise noch glücklich sein, wenn wir die evolutionären Ziele und Gesetze missachten, die dem umfassenden System des von uns bewohnten Kosmos eingeschrieben sind.

18. Tag

Wir leben, weil Gott lebt, und unser Leben sollte vollkommen, schöpferisch und von Frieden und Freude erfüllt sein, genauso wie Gott vollkommen, friedvoll, schöpferisch und von Freude erfüllt ist.

Wir existieren in Gottes Sein, wir atmen und bewegen uns in Ihm. Wie wunderbar wir sind, hängt davon ab, wie stark unsere bewusste und aktive Beziehung zu dem ist, in dem unser Sein seinen Ursprung hat; hängt davon ab, wie stark unsere bewusste und aktive Beziehung zum Licht unseres Seins, zum Sein unseres Seins, zur Kraft unserer Kraft und zur Vollkommenheit ist, die unsere Vervollkommnung nährt und vorantreibt.

Das Leben ist ein Kampf zwischen Instinkten und Intellekt, zwischen den Kräften der Dunkelheit - allem, was unerwünscht ist - und Gott.

Das Leben ist ein stetiges Wachstum, in charakteristischer Weise von einer fortschreitenden Entwicklung geprägt. Die Arena dieser Erde ist eine Schule der Selbstentwicklung.

19. Tag

Die Wahrnehmung des einen Lebensprinzips oder Gottes in allem, das Aufgehen des persönlichen Selbst im göttlichen Selbst in allen Wesen, groß und klein, ist die letzte Bedeutung und das Ziel unseres Lebens.

Sich aus den Begrenzungen dieser Welt zu erheben, während wir noch auf dieser Erde atmen, um in eine grenzenlose Welt der Freiheit und Schönheit, der Kraft und Freude einzutreten, ist der Zweck unserer kurzen, aber bedeutungsvollen Existenz.

20. Tag

Fürchte nicht die Dornen, die dir die Rose bringt. Nimm die Rose mit den Dornen.

Fürchte nicht die Pflichten, Mühen und Plagen, die dir die Freuden und Errungenschaften deines Lebens und Wachstums bringen. Nimm die Freuden des Lebens und Wachstums mit allen sie begleitenden Mühen, Plagen und Pflichten und erwarte die göttliche Vollkommenheit, die das natürliche Ergebnis deiner Anstrengungen zu wachsen ist.

Fürchte das Leben nicht, sondern beherrsche es!

21. Tag

Zwei Dinge sind von grundlegender Bedeutung, um unsterbliche Glückseligkeit, Frieden, Freiheit und Vollkommenheit zu erlangen:

Erstens, ein starker Glaube an das, was unendlich höher und größer ist als alles, was wir sind - an die höchste Wirklichkeit oder Gott, an Gott, der unendlich wirklicher ist als der Körper, in dem wir leben; der Verstand, mit dem wir denken; der Wille, den wir ausüben.

Zweitens, eine dynamische Erkenntnis unserer hohen Bestimmung, die hinzielt auf das Erreichen des unendlichen, alles erleuchtenden Bewusstseins, des Glücks, des Friedens, der Kraft und der Vollkommenheit, die diesem Bewusstsein zu eigen sind.

Dass Gott hier mit uns ist, unser Leben mit Seinem unendlichen Leben erhält, unser Bewusstsein mit Seinem unendlichen Bewusstsein erleuchtet, unseren Willen mit Seinem allmächtigen Willen antreibt - dieser Glaube ist von fundamentaler Bedeutung und das erste Erfordernis für alle folgenden Schritte auf dem Weg zur Vollendung.

22. Tag

Es bedarf der durchdringenden Intelligenz und der leuchtenden, allsehenden Schau des entfalteten göttlichen Bewusstseins im Menschen, um der unendlichen Herrlichkeit der vollkommenen Gottheit überall gewahr zu werden - sei es hier auf Erden oder auch im Himmel.

Verborgen hinter Krankheit und Tod des Körpers, hinter den guten und schlechten Handlungen des Menschen, hinter Farbe, Klang und Form des Lebens erstreckt sich die unendliche Harmonie des zeitlosen göttlichen Bewusstseins.

Entdecke Es, erkenne Es, erfahre Es!

23. Tag

Das Leben ist ein Gedicht Gottes. Wer die Suche nach Gott nicht an die erste Stelle in seinem Leben stellt, wird finden, dass das Leben ein Problem und ein Leid ist, im besten Fall ein wenig erleichtert durch einige flüchtige, vergnügliche Momente.

Jene aber, die Gott kennen, erfahren das Leben als ein Epos, einen Gesang, eine glorreiche Episode, die den Menschen scheinbar von Gott entfernt, und ihn schließlich wieder zu Gott zurückbringt.

Von Gott zu Gott und in Gott - das ist die ganze Geschichte des Lebens auf dieser Erde.

24. Tag

Jeder Abschnitt des Lebens verbirgt in sich eine gewisse Poesie. Jede Facette des Lebens erglüht mit der ewigen Energie und dem Licht der unendlichen Wahrheit. Jeder Umstand des Lebens erstrahlt vom Glanz der spirituellen Herrlichkeit. Die ganze Welt pulsiert mit göttlichem Bewusstsein, das die Quelle, der Boden und die Erfüllung alles Seienden ist.

Unsere hauptsächliche Pflicht besteht darin, das alldurchdringende, allerhaltende unendliche Licht der höchsten Wirklichkeit zu erkennen und mit ihm in Harmonie zu sein. Selbst in den herausforderndsten Schwierigkeiten sollten wir weder unsere Schwäche noch unsere Stärke beachten, sondern uns intensiv des Einzigen bewusst sein, das zählt - der höchsten, allsehenden, allwissenden, allmächtigen Gottheit.

Ausmaß und Intensität der von uns durchgeführten inneren Bewusstseinsdisziplinen bestimmen den Grad der Stärke, mit der die unsichtbaren Energien von Gottes Frieden, Kraft und Freude in uns einfließen und unser ganzes Leben zu einem göttlichen Gesang werden lassen.

25. Tag

Fühle die göttliche Gegenwart überall. Betrachte den Körper als Tempel Gottes. Erblicke das Königreich des Himmels in dir selbst und in allen Wesen. Betrachte den Boden, auf dem du stehst, als heilig. Verströme deine Liebe an alle Dinge und Wesen sowie an Gott in dir und um dich herum. Weihe Gott jede Handlung, jede Arbeit im Haus, im Büro, in der weiten Welt. Tue alles zur Verherrlichung Gottes, tue es mit der Kraft und der Freude, die von der Liebe Gottes kommen, von der Wahrheit, der Schönheit, dem Licht und dem Leben Gottes. Erhebe deine Gefühle und deine Vernunft. Lass dein Bewusstsein weiter werden. Ändere deine Einstellung. Erwirb eine göttliche Schau. Eliminiere aus deinem Herzen alles, was dich von der unmittelbaren Freude der göttlichen Gegenwart und Vollkommenheit abschneidet. Erkenne, dass der Atem, den du einziehst, das Gehirn, das du benutzt, die Welt, in der du lebst, nicht von dir geschaffen wurden, sondern vom höchsten Schöpfer; dass sie nicht dir gehören, sondern Ihm. Sieh Seine Energien durch alle Augen schauen, durch alle Ohren hören, durch alle Hände arbeiten. Sei kosmisch in deinen Gefühlen, universal in deiner Liebe, göttlich in deiner Erfahrung und in deinem ganzen Leben.

 

26. Tag

Das ganze Leben ist göttlich. Das Falsche kann nicht bestehen. Das Böse kann nicht überdauern, die Unwahrheit kann nicht triumphieren.

Alles, was schlecht, disharmonisch, entstellend ist, befindet sich bereits im Prozess der Auflösung.

Befasse dich mit dem Licht und der Liebe, mit den Gedanken und der Kraft, mit der Gegenwart und Vollkommenheit Gottes, und du wirst im Königreich des Himmels leben, auch wenn du noch in der begrenzten Welt von Raum und Zeit lebst und einen Körper bewohnst.

Sei dir der dynamischen Gegenwart Gottes bewusst, während du in der Welt lebst und arbeitest.

Das ist wirkliche Freiheit, das ist die fundamentale Bedeutung des Lebens auf dieser Erde.

 

27. Tag

Eine der wichtigsten Disziplinen zur Gotterfahrung ist die Beobachtung des Schweigens.

Es gab Hunderte von Weisen - und es gibt sie auch heute noch -, die ein vollkommenes Schweigen beobachteten, die nie ein Wort sprachen, ungeachtet der Situation, in der sie sich gerade befanden. Sie hatten ein Schweigegelübde abgelegt.

Es gibt einen Aspekt Gottes, der nur durch Schweigen ausgedrückt werden kann. Alle großen Heiligen und Weisen haben das respektiert und haben sich - zumindest zu bestimmten Zeiten ihres Lebens - einem Schweigegelübde unterworfen.

Für den Sucher nach der Wahrheit heißt das: Wenig sprechen und nur, wenn es unbedingt notwendig ist, und dann so kurz gefasst als möglich.

 

28. Tag

Missverständnisse, Ablenkungen, Probleme, Abschweifen von der aufs Göttliche gerichteten Aufmerksamkeit - das sind die Auswirkungen unnötigen Redens.

Falschheit, Verdrehung der Tatsachen und andere menschliche Eigenschaften tauchen in unnötigen Gesprächen auf. Vermeide sie!

Sprich nur wenig und geh maßvoll mit den Worten um, die du sprichst. Sprich nur das Nötigste als Mittel der Verständigung. Erzähle niemals jemandem etwas über Dritte.

Sei äußerst wachsam, damit du nicht aus reiner Unachtsamkeit drauflosplapperst. Nur ein paar Worte, die unbedingt sein müssen, sollten über deine Lippen kommen, und dann lass sie ein Dienst für Gott sein.

Sei dir, während du sprichst, intensiv des Göttlichen bewusst. Denke an Gott bei allen Gelegenheiten und zu jeder Zeit.

 

29. Tag

Einige der spirituellen Größen haben die göttliche Gegenwart allein durch totales Schweigen verwirklicht. Sie haben ein Leben lang kein Wort gesprochen. Wenn sie etwas mitteilen wollten, haben sie das mit einigen Gesten getan, und wenn das nicht genügte, haben sie vielleicht ab und zu einige Worte niedergeschrieben, aber niemals auch nur ein Wort gesprochen.

Ermutige andere nie, dir dummes Zeug zu erzählen, und unterlasse auch du es! Lebe stets in der höchsten und göttlichsten Atmosphäre!

Es liegt an dir, diese Atmosphäre zu erzeugen, indem du ans Göttliche denkst und dein Mantra wiederholst. Reduziere zehn Worte auf zwei, und wenn du das mit Liebe tust, dann wird dich die Person, mit der du redest, nicht missverstehen. Sie wird dich nur dann missverstehen, wenn schlechte Gedanken in deinem Herzen sind.

30. Tag

Wäre ein Heiliger an deiner Stelle, er würde sich lieber die Zunge verbrennen, als irgendeinen Unsinn reden.

Er würde sich aufs Göttliche konzentrieren, denn das Göttliche ist die Freude aller Freuden, die Macht aller Mächte, der Reichtum aller Reichtümer.

In der Gegenwart des Göttlichen ist der ganze Reichtum dieser Welt nur Asche.

Wie könntest du in der Gegenwart des Göttlichen Unsinn reden? Wie könntest du in Seiner Gegenwart nach Reichtum verlangen? Wie könntest du in Seiner Gegenwart schlecht über andere reden?

Gott hat uns die Stimme nicht gegeben, um endlose Reden zu halten, sondern nur, damit wir nach Seiner Hilfe und Gnade rufen können.

Ein Mensch der Weisheit ist ein Mensch der wenigen Worte.

31. Tag

Weder Erziehung noch äußerer Besitz oder materieller Wohlstand - nicht einmal die Kunst oder andere höhere Werte - sind die Lösung für das Problem des Lebens. Denn alles innerhalb und außerhalb von uns ist begrenzt und der Zeit unterworfen. Nur wenn wir Gott suchen, sind wir sicher.

Indem wir Gott anstelle von mehr Erziehung, mehr Wissenschaft, mehr Wohlstand, zum zentralen Sinn unseres Lebens machen, können wir das Problem des Lebens lösen.

Die Welt ist das Feld, auf dem wir der Erfahrung der göttlichen Wirklichkeit entgegenwachsen.

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August 2006

Monatliche Zeitschrift,
Jahrgang 31, Nr. 358

Herausgeber: Omkarananda Ashram
Anton-Graff-Strasse 41
CH 8400 Winterthur

Tel: 052 - 202 19 03

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World Wide Web Edition 2006