Swami Omkarananda

Gedanken zum Tag

April 2006

Kalender Jan2000



1. Tag

Angenommen du schwimmst im Meer. Wenn du nicht deinen Kopf über Wasser hältst, kannst du nicht überleben, sondern ertrinkst.

So ist es auch im täglichen Leben. Etwas in uns, nämlich der wichtigste Teil unseres Seins, muss über dem Meer des Lebens im offenen Luftraum des Göttlichen gehalten werden. Nur dann können wir das Meer des Lebens durchqueren und die Freuden des Lebens unbeeinflusst von den Schmerzen der Existenz genießen.

Das ist der Weg der Freiheit von der Gefahr des Todes.

Auf irgendeine Art und Weise muss etwas in uns einen Halt am Transzendenten gewinnen, am Göttlichen, an der unendlichen Wahrheit, die von der Natur unendlichen Lichts ist, das wiederum die Quelle unendlicher Glückseligkeit und unendlichen Friedens darstellt. Das ist wahres Gesegnetsein.

Unser Herz muss aus der kleinen Individualität, aus diesem kleinen, egoistischen Konstrukt des Bewusstseins, herausgehoben werden. Es muss in ständiger Berührung mit dem Göttlichen, dem transzendenten Prinzip, gehalten werden.

2. Tag

Warum nennt man das Göttliche das transzendente Prinzip? - Weil es immer über den Dingen steht, niemals in irgendetwas eingebunden ist. Es ist niemals in dem gefangen, was Es erfährt.

Betrachte einmal das transzendente Prinzip auf der bewussten, intelligenten Ebene: So viele Gedanken steigen in dir auf; ein Teil deiner Intelligenz steht über den Gedanken; du beobachtest Gedanken, die den zuerst aufgestiegenen Gedanken widersprechen. Ein Teil deiner Intelligenz steht über ihnen, beobachtet, schafft Ordnung im Bereich der Gedanken, bewertet das Denken, macht dem Geist die entsprechenden Vorschläge, damit er Ordnung ins Denken bringen kann.

Dieser Teil der Intelligenz in dir, der über dem gesamten mentalen Phänomen steht, ist das transzendente Prinzip - hier, auf der Ebene des bewussten Denkens. Mit seiner Hilfe bist du in der Lage, deine Gedanken zu erkennen, ihre Natur zu ändern, wenn du willst.

Angenommen dieser Teil der Intelligenz wäre nicht da - du wärst völlig verwirrt; du wärst verloren in den ständig aufsteigenden, sich widersprechenden Gedanken.

3. Tag

So wie es auf der bewussten mentalen Ebene einen Teil deiner Intelligenz gibt, der fähig ist, das gesamte mentale Phänomen zu beobachten, über ihm zu stehen und Anweisungen zu erteilen, so gibt es auch in deinem inneren Geist ein Prinzip, das die Seele, das psychische Wesen, den Körper, die äußere Welt sowie Zeit und Raum übersteigt.

Es ist nicht in deine Erfahrungen verwickelt. Es ist der Meister von allem und kann dich deshalb befähigen, ebenfalls Meister von allem zu werden. Es kann dich befähigen, dich selbst und auch die Umgebung zu überwinden. Es ist das Göttliche. An Ihm müssen wir uns festhalten.

4. Tag

Einfache Menschen, die nicht fähig sind, ihr logisches Denken zu entwickeln, Menschen mit einem guten Herzen, mit einem liebenden Herzen, einem Herzen, das vorherrschend frei von Unreinheiten ist, können auch einen Halt am transzendenten Prinzip finden, und zwar durch Glauben, durch einfaches Vertrauen. Sie sagen: "Mein Herr ist bei mir. Solange Er bei mir ist, kann kein Schmerz und keine Sorge mich berühren. Ich bin mir Seiner bewusst. Er ist meine Stärke, Er ist mein Beschützer, Er ist mein Schatz, Er ist das Licht meiner Seele, Er ist die Stärke meines Willens, Er ist die Freude meines Lebens, Er ist bei mir, Er ist Gott, Er ist der Vater, Er hat sich in der Form von Jesus Christus manifestiert, damit Licht auf den Pfad der geistigen Entwicklung geworfen werde. Er ist immer bei mir."

5. Tag

Können wir den höheren Faktor der Intelligenz, der unser mentales Phänomen beobachtet, von unserem denkenden Geist trennen? Können wir ihn von unserer Seele trennen? - Wir können es nicht.

Dieses überall gegenwärtige göttliche Wesen begleitet uns. Der einfache Mensch des Glaubens und des guten Herzens weiß, dass er nicht vom Göttlichen getrennt werden kann, dass Es immer bei ihm ist, ihn beobachtet, ihn beschützt, ihn führt und Seine Gnade, Seinen Frieden, Seine Glückseligkeit und Stärke in ihn eingießt.

Schau diesen einfachen Menschen an: Einen Teil seines Wesens hat er vom Körper, vom Ego, von der äußeren Welt zurückgezogen; mit diesem Teil lebt er beständig im Göttlichen, und meistert so die äußeren Umstände. Er hat wirkliche Lebensfreude, keine Tragödie ist eine Tragödie für ihn, keine Schwierigkeit ist eine Schwierigkeit für ihn, Begrenzungen können ihn nicht begrenzen. Sein Herz ist sich immer der Tatsache bewusst, dass es vom Herrn gestärkt wird, von Gott, der unbegrenzte Macht, unbegrenztes Leben, unbegrenzte Glückseligkeit und Erkenntnis ist.

6. Tag

Freude und Stärke, ein Gefühl der Erfüllung und Befriedigung können wir im Leben am besten und in einem wahren Sinn nur finden, wenn wir uns des von unserem inneren Geist unzertrennlichen göttlichen Prinzips bewusst sind und einen Halt an ihm gefunden haben.

Ohne diesen Halt an dem über dem Meer des Lebens stehenden Prinzip können wir niemals wahre Meister des Lebens sein.

Und solange wir nicht Meister des Lebens sind, bleibt das Leben ein Rätsel, jede Freude geht schnell zu Ende, an die Stelle jedes gelösten Problems tritt ein neues, und es ist kein Ende der ständigen Mühen und Plagen des Daseins abzusehen.

Aber in dem Augenblick, in dem wir einen Halt am Transzendenten gefunden haben, hört das Leben auf, eine Last zu sein und wird zu einer kreativen Freude. Es wird zu einem Epos der Entfaltung der höheren göttlichen Natur.

7. Tag

Jene, die das einfache Herz des Glaubens und Vertrauens nicht haben, sich nicht aus dem Ego, dem kleinen Selbst, heraushalten können, um im Göttlichen zu leben, besitzen andererseits aber vielleicht eine leuchtende, positiv gestimmte Intelligenz und pflegen gute, segnende, wohlwollende Gedanken.

Wenn diese Intelligenz entwickelt und dazu erzogen werden kann, über die großen geistigen Wahrheiten nachzudenken, dann wird sie immer leuchtender und schärfer in ihrer Wahrnehmungskraft. So kann sich diese Intelligenz in zunehmendem Maße des transzendenten Prinzips bewusst werden. Das, was ein Mensch des Glaubens und der Hingabe das Göttliche nennt, nennt der Mensch der Intelligenz das Transzendente, die Wirklichkeit, die W ahrheit. Ein solcher Mensch lässt einen Teil seines Wesens, den wichtigsten Teil - seine Gedanken und seine Intelligenz - ständig um dieses transzendente Prinzip kreisen.

Das Leben drückt ihn nicht zu Boden, ein Teil seines Wesens steht über dem Leben, und darin liegt seine Freude und Stärke sowie auch seine Fähigkeit und die Kraft, das Leben zu meistern, zu verändern, zu erheben und zu vergöttlichen.

8. Tag

Durch den Halt am Transzendenten wird der Mensch aus dem Gefängnis seines kleinen, egoistischen Selbst befreit.

Durch seinen Halt am Transzendenten - der grenzenlosen Wahrheit - stehen dem Menschen alle Hilfsquellen zur Verfügung, und er ist in der Lage, aus seinem Leben einen Himmel zu machen.

Die Hilfsquellen der Wahrheit sind unendlich und unerschöpflich, denn alles in der Wahrheit ist unerschöpflich.

Im menschlichen Leben hingegen ist alles erschöpfbar.

Wir können die Erde all ihrer Reichtümer, all ihrer Bodenschätze berauben - ja, wir mögen sogar fähig sein, das ganze Universum seines Inhalts zu entleeren, doch niemand kann die Schätze erschöpfen, die in der Wahrheit liegen.

9. Tag

Die Wahrheit ist das höchste Prinzip.

In ihrer Rolle als Schöpferin bringt sie das Universum hervor.

Die Wahrheit ist unerschöpflich an allen nur vorstellbaren Eigenschaften. Sie bleibt in allen ihren Vorzüglichkeiten immer neu. Ihre Glückseligkeit ist grenzenlos.

So wenig wie ein Vogel den Ozean mit seinem Schnabel leeren kann, kann auch nichts die Wahrheit ihres Inhalts entleeren, nichts Gott seiner Fülle berauben.

Die Wahrheit, das Transzendente oder Gott ist unendliche Fülle, Fülle jeglicher Art: Fülle an Leben, an Licht, an Frieden, an Bewusstsein, an Erkenntnis, Kraft und Vollkommenheit.

Ein wichtiger Teil unseres inneren Wesens sollte deshalb stets aus unserer kleinen, egoistischen Persönlichkeit herausgehalten werden, über ihr stehen und sich auf dieses transzendente Prinzip konzentrieren.

10. Tag

Das extrovertierte Leben in der Gesellschaft ist für das selbstsüchtige Individuum nicht die richtige Lösung.

Das Problem kann nur wirklich und ein für allemal gelöst werden, wenn wir uns an die Wahrheit halten, die Wahrheit, die ein lebendiger, dynamischer Punkt des Bewusstseins ist, der sich beständig ändert, während er doch stets in seiner wesentlichen Natur unverändert bleibt; die Wahrheit, die immer neu ist und doch stets die gleiche bleibt, die Wahrheit, die unerschöpflich ist in ihrer Fähigkeit, Glückseligkeit zu schenken.

Darum muss sich der Mensch an das Transzendente, an das Unendliche, an das Göttliche halten. Dann wird sein persönliches, sein soziales, sein inneres und äußeres Leben erfüllt und reich. Es wird zu einer Freude in sich selbst, zu einer Kraft in sich selbst, zu einer Erfüllung in sich selbst.

11. Tag

Ein geistiges Individuum ist jeder normale Mensch, der sich bewusst geworden ist, dass es ein göttliches Prinzip gibt, und der versucht, Kontakt mit diesem Prinzip aufzunehmen.

Ein solcher Mensch hat viele Hilfsquellen, denn er bezieht seine Stärke aus diesem Prinzip, das transzendent, göttlich, absolut ist und das nicht in das große Netz der Manifestationen verstrickt ist.

Wenn unsere Intelligenz eine tiefere Beziehung zu diesem transzendenten Prinzip hergestellt hat, können wir beobachten, dass sich zahllose Eigenschaften in unserer inneren Erfahrung und unserem inneren Bewusstsein auszudrücken beginnen. Wir erlangen ein Gefühl grenzenlosen Friedens und den notwendigen Abstand zu den flüchtigen Erfahrungen. Und dieser Abstand, zusammen mit der richtigen Perspektive, ermöglicht es uns, mit den verschiedenen Problemen und Ausdrucksformen des Lebens auf angemessene Weise umzugehen.

 

12. Tag

Mit dem Halt am Göttlichen, am Transzendenten, mit dem Verlassen unserer kleinen Individualität und unserer engen Grenzen haben wir einen Halt außerhalb unser selbst gewonnen.

Jetzt können wir unser Leben emporheben, verändern, erleuchten, erfüllen und vergöttlichen und mit Archimedes sprechen: "Gebt mir einen festen Punkt außerhalb der Welt, und ich werde die Welt aus den Angeln heben."

Der feste Punkt außerhalb unserer kleinen, begrenzten Individualität ist das Absolute, das Transzendente, das Göttliche.

Wir erreichen diesen Punkt, indem wir unser inneres Herz zum Göttlichen emporheben oder unsere Intelligenz auf die transzendente Gottheit ausrichten. Wenn dies vollbracht ist, können wir sagen: "Ich bin Meister des Lebens durch die Gnade des Göttlichen, durch das Licht des Transzendenten, durch die Kraft und die Weisheit, die mir die Wahrheit gewährt hat. Mein Leben ist gesegnet und schöpferisch. Es ist ein Segen in sich selbst und für die ganze Schöpfung."

13. Tag

Unser Ziel im täglichen Leben ist es, ausfindig zu machen, wie wir am besten unser Herz und unsere Intelligenz mit dem transzendenten Sein, diesem göttlichen Wesen in Verbindung bringen können.

Lassen wir es nicht zu, dass unsere Beschäftigung mit den engen, vergänglichen Scheinwirklichkeiten uns das zentrale, alles beschützende, alles emporhebende, alles erfüllende göttliche Prinzip, die Wahrheit, das lebendige, dynamische Bewusstsein vergessen lassen!

Wir müssen uns aus den engen Grenzen unserer egoistischen menschlichen Lebensweise befreien. Wenn wir das tun, können wir sicher sein, dass unsere Freude unabhängig von äußeren Bedingungen und Hilfsquellen wird.

Dann sind die Probleme des Lebens wirklich gelöst. 

14. Tag

Lege deine Sorgen zu Füßen Gottes nieder und bitte Ihn mit großer Hingabe, dir Seinen Willen kundzutun.

Überlasse es Gott, die Probleme zu lösen und sich um deine Sorgen zu kümmern, und denke nicht mehr daran, sondern wende dich ernsthaft Gott zu.

Sprich mit Ihm, liebe Ihn, lebe bewusst in Seiner Gegenwart, die überall ist, in dir und um dich herum, und verrichte deine Arbeit in diesem Zustand der Hingabe. Richte dein gesamtes Denken und Fühlen auf Gott aus. Dann lebst du das richtige Leben, und es wird keine Probleme mehr geben.

 

15. Tag

Die Mystiker kennen Gott als in der Welt seiend und als die Welt transzendierend.

Der in der Welt seiende Gott wird immanent genannt.

Ist diese immanente Gottheit vom transzendenten Gott verschieden? - Nein, es ist dieselbe Gottheit.

Der transzendente Gott ist derselbe Gott wie der dem Universum innewohnende Gott.

Hat sich Gott nun völlig verloren in der von Ihm geschaffenen Welt? - Nein, Er ist größer als die Welt, die Er erschaffen hat.

Er ist in der Welt, aber bleibt von ihr unberührt. Nichts, was im Universum geschieht, kann Ihm etwas anhaben, obschon Er als die Essenz des Universums im Universum weilt.

16. Tag

Gott ist in der Blume, in der Pflanze. Aber stirbt Gott, wenn die Blume verwelkt? - Nein, Er ist nicht davon betroffen.

Nehmen wir einmal an, jemand träumte, dass er von einer Schlange gebissen wurde. Hat ihn das Gift der Schlange getötet? - Nein, er erwacht und ist unberührt vom Traumgeschehen.

Die träumende Person war auch die Schlange, von der sie gebissen wurde, weil die Schlange ihre eigene Schöpfung war, gemacht und geformt aus der Substanz ihres träumenden Bewusstseins.

Solange sie allerdings mitten in den Erfahrungen des Traumes weilte, waren diese für sie wirklich, so wirklich, dass sie beim Anblick der Schlange erschrak. Genauso ist auch die Erfahrung des Universums wirklich, solange sie andauert. Gott ist in all diesen Erfahrungen. Gott ist das Leben und das Licht in der Seele jedes Wesens und jeder Kreatur. Gott ist jenes Licht, das durch die Augen eines Vogels schaut, jenes Leben, das den Vogel belebt und fliegen lässt.

Stirbt Gott aber deswegen, wenn der Vogel stirbt? - Sicher nicht. Er ist Allfülle und Allvollkommenheit. Diese Wahrheit wurde von allen großen Mystikern der Welt verkündet.

17. Tag

In der mystischen Erleuchtung - im mystischen Bewusstsein - geschieht ein großartiges Erfassen der Natur, Wahrheit und Wirklichkeit der Gottheit. Einer, der die Erfahrung des höchsten Bewusstseins besitzt, spricht natürlicherweise in Paradoxen. Es ist die Stimme der inneren geistigen Erfahrung. Dies ist eine unmittelbare Erfahrung, in der wir nicht sagen: "Gott ist der Vater".

Wenn wir "Vater" sagen, müssen zwei Dinge vorhanden sein, der Vater und der Sohn. Wenn die Menschheit aus Söhnen besteht, wenn also alle Kinder Gottes sind, gibt es zwei Kategorien: Gott und Mensch, Vater und Sohn.

In der unmittelbaren mystischen Erfahrung erscheinen weder Vater noch Sohn, denn was der Vater ist, ist auch der Sohn; was der Sohn ist, ist auch der Vater. In der mystischen Erfahrung ist die Welt nicht von Gott verschieden; der Unterschied zwischen Gott und Welt ist aufgehoben; es gibt nur das eine, gleiche unendliche Bewusstsein. Das schauende Auge ist ebenfalls das unendliche Bewusstsein. Der Erfahrende, das Objekt der Erfahrung und der Vorgang der Erfahrung sind ein einziges unendliches Bewusstsein.

18. Tag

Was geschieht in der mystischen Erfahrung? - Es gibt keinen Gott, keine Welt, keine Erfahrung: Alles ist in eines verschmolzen. Wir haben es mit einer einheitlichen Erfahrung zu tun, die nicht beschrieben werden kann.

Wenn wir sie beschreiben wollen, kommt das Denken ins Spiel, und wenn das geschieht, ist der Mystiker menschlich, nicht göttlich.

Wenn der menschliche Geist seine Tätigkeiten einstellt, und die Seele des Mystikers mit der Seele des alldurchdringenden, unendlichen Seins verschmilzt, ist der Mystiker vom Göttlichen nicht mehr zu unterscheiden. Das Göttliche ist in ihm, und er ist im Göttlichen. Er ist das Göttliche, und das Göttliche ist er.

19. Tag

Wie kann man Gott beschreiben?

Nur so: Gott ist die Wirklichkeit, jene Wirklichkeit, die in der Welt ist, die im Menschen zugegen ist, aber doch gleichzeitig alle Zustände und Erfahrungen transzendiert. Das ist Gott, die Wahrheit, das Absolute, das unendliche Bewusstsein.

Wie kann man Gotterfahrung erlangen? Können wir sie durch die Kraft des Denkens erreichen?

Unmöglich! Mit der Kraft des Denkens können wir höchstens ungenügendes, mangelhaftes Wissen erlangen, ein Wissen, das eine Formulierung der Unwissenheit ist. Damit können wir Kassettenrekorder und Fernsehgeräte bauen, den Raum erobern und so weiter, aber nicht Gott erfahren. Die Kraft des Denkens kann uns also nicht zur Erfahrung der einen Wirklichkeit führen, der uranfänglichen Quelle des Universums.

20. Tag

Weder die Kräfte des denkenden Geistes noch irgendeine andere der uns in unserer bewussten Erfahrung zur Verfügung stehenden Kräfte kann uns eine Möglichkeit zur Gotterfahrung bieten.

Auf Grund dieser Tatsache haben die Mystiker spezielle Disziplinen aufgestellt, die uns dabei helfen können, unsere Natur zu disziplinieren, uns von den Sinnen und vom Gemüt zu befreien und uns die endlose Freiheit der Wahrheitserfahrung zu geben.

Um die inneren Bedingungen zu schaffen, die eine Erfahrung der Wahrheit ermöglichen, müssen wir uns von den Sinnen, von Körper und Gemüt zurückziehen und uns in eine andere Dimension des inneren Bewusstseins erheben.

21. Tag

Solange der denkende Geist bewusst agiert, sind wir vieler Dinge gewahr: Wir bemerken die Veränderung des Wetters, wir nehmen den Körper wahr. Wir erinnern uns an die Frau, die uns gestern beleidigt hat, schmieden Zukunftspläne, hängen an unserem Haus und unserem übrigen Besitz - hundert nutzlose, lächerliche, sinnliche Gedanken greifen uns an, und da bleibt kein Platz mehr für Gott.

Befreiung vom gesamten Inhalt des bewussten, denkenden Geistes ist notwendig. Dazu sind besondere geistige Disziplinen erforderlich.

Wir müssen unseren Geist erheben und ihm erlauben, sich in einer ausschließ lichen und völlig absorbierenden Weise auf das Göttliche zu konzentrieren. Um dies zu praktizieren, sind die Meditation, das Singen des OM oder die Wiederholung von Mantras gangbare Wege.

22. Tag

Die im inneren Wesen des Menschen wohnende Intelligenz ist ein Wunder. Sie kommt aber nur zur Entfaltung, wenn sie erforscht und verstanden wird.

Wenn diese Intelligenz von den Begrenzungen des physischen Körpers befreit ist, wirkt sie Wunder, die zu vollbringen sie sonst nicht fähig ist. Als Beispiel dafür kann der Traum dienen.

Sie kann weite Universen, Welten innerhalb von Welten oder eine unendliche Anzahl von Raum-Zeit-Ordnungen erschaffen.

Für die unbegrenzte Intelligenz ist alles möglich, weil sie keinen Platz einnimmt; sie verfügt über ihre eigenen Raum-Zeit-Ordnungen und bringt höhere Kräfte, als der Mensch sie gewöhnlich kennt, zur Anwendung.

23. Tag

Wenn das Unbewusste außergewöhnlich rein ist, wenn der Mensch innerlich erleuchtet ist, dann besitzt er die Gnade Gottes, dann wird seine menschliche Intelligenz eins mit der unendlichen Intelligenz.

Diese Einheit zeigt sich im inneren geistigen Zustand der Erleuchtung.

Die menschliche Intelligenz, die ihre organische Identität mit der göttlichen Intelligenz wiedergefunden hat, erfährt Allgegenwart, Allmacht und unbegrenzte Erkenntnis in einer völlig anderen als der räumlichen Dimension, durchdringt aber diese und schließt sie in ihrem weiten, unermesslichen Sein, in dem der ganze Raum nicht größer als ein Staubkorn zu sein scheint, mit ein.

24. Tag

Intelligenz ist das Wunder der Wunder. Ihrem wesentlichen Sein nach ist sie zeit- und raumlos. Doch so, wie sie in unserem Gehirn zum Ausdruck kommt, hat sie empirische Dimensionen angenommen, und man kann ihr Funktionieren zu einem Ende bringen, wenn man auch nur einige der Gehirnzellen zerstört.

Im Körper ist die Intelligenz der Kapazität der Sinne entsprechend begrenzt. Doch wenn der Mensch mit übernatürlichen Kräften erfüllt ist, und wenn er die empirische Intelligenz und das Körperbewusstsein durch Reinigung seines inneren Wesens, durch Einsicht und Gottes Gnade transzendiert hat, ist seine Intelligenz von den Einschränkungen des physischen Körpers, von der sie begrenzenden materiellen Schale, befreit und übt ihre normalen und natürlichen Funktionen aus.

25. Tag

Die Intelligenz ist das Wunder der Wunder im Universum. Eine winzige Aktivität dieser Intelligenz reicht aus, um den Wissenschaftler neue, großartige Entdeckungen machen zu lassen oder um einen zum grössten Dichter, Philosophen, Musiker oder Heiligen der Welt werden zu lassen. Sie ist das Wunder der Wunder.

Wenn die begrenzte Intelligenz im Menschen ihre organischen Beziehungen zur Intelligenz der unendlichen Wirklichkeit wiederherstellen kann, dann ist das Leben erfüllt, dauerhafte Glückseligkeit erreicht, Kräfte, Fähigkeiten und überfließendes, ewiges Leben sind gewonnen.

 

26. Tag

Welten über Welten befinden sich in der höchsten Intelligenz, im unendlichen Bewusstsein.

Das Problem der menschlichen Intelligenz liegt darin, dass sie sich ihrer wahren Beziehung zur unendlichen Intelligenz nicht bewusst ist. Die individuelle Intelligenz hat jedoch die Möglichkeit, die unendliche Intelligenz bewusst zu erkennen und zu erfahren.

Es bleibt aber nicht bei der bloßen Möglichkeit, denn die Umstände des Lebens erzwingen eine solche Erfahrung.

Wir können also den Begrenzungen, denen wir unterworfen sind, entrinnen. Die Möglichkeit, einen besseren und höheren Stand der Evolution zu erklimmen, ist stets gegeben, und damit nicht genug: Jeder strebt bewusst oder unbewusst danach, besser zu werden, sich zu entwickeln, auch wenn es manchmal Zeiten geben mag, in denen er sich völlig der Unwissenheit und dem Irrtum hingibt.

 

27. Tag

Denke bitte darüber nach, was dein wahres Wesen ist; richte deinen Blick nach innen und prüfe, ob das, was du gelesen und gehört hast, mit deinen eigenen Erfahrungen übereinstimmt und entscheide dann, ob und was es zu ändern oder umzuwandeln gilt.

 

28. Tag

Warum besteht überhaupt die Notwendigkeit einer Umwandlung? - Während du dich selbst beobachtest und über deine innerlichen Vorgänge nachdenkst, während du versuchst, dein Leben aus dem täglichen Morast herauszuziehen und darüber zu erheben, wirst du feststellen, dass das Unbewusste ständig falsche Impulse, Instinkte, Zwänge und sonstige Tendenzen in dein Bewusstsein projiziert.

Die Folge davon ist, dass sich in deinem Denken und Fühlen sodann unweigerlich Chaos breitmacht. Die Aktivitäten des Ego - wie nutzlose Gedanken, nutzloses Gerede - stören die Stille der Seele, und das nur, weil das Unbewusste und die innere Natur nicht gereinigt und umgewandelt sind.

Das nicht umgewandelte Unbewusste stört dich nicht nur während deiner alltäglichen Aktivitäten, sondern selbst dann, wenn du dich geistigen Aktivitäten hinzugeben versuchst: Falsche Gedanken greifen dich an und stören deine Konzentration. Darum ist Umwandlung nötig.

 

29. Tag

Entwickle innere und äußere Stille!

Diese Stille wird zu einer umwandelnden Kraft für dich.

Zeige jedem gegenüber Freundlichkeit und Verstehen, auch das wandelt dich um!

Unterhalte edle Gedanken und Impulse!

All das trägt zu Deiner Transformation bei.

Bete, meditiere und sei aufrichtig in deiner Selbsteinschätzung!

Es gibt viele Faktoren, die eine Umwandlung in dir bewirken können.

30. Tag

Die meisten Leute sind in ihre eigenen egoistischen Gedanken und Bewusstseinszustände eingesperrt. Sie identifizieren sich mit den nichtigen, kleinen Dingen, die sie umgeben, die ihnen gehören, und sperren sich dadurch in ihre eigene, kleine Welt ein.

Wo ist da noch Platz für Gott? Das kleine Ego, das kleine Ich, die Enge der Persönlichkeit - das alles sind verformende Kräfte, große Hindernisse für den Frieden, das Glück, die Erleuchtung, die Erkenntnis und die Wahrnehmung der Wahrheit.

Du musst aus dieser Schale des Egos herauswachsen, dich ausdehnen, universal werden. Mach dein Herz weit, ebenso deine Gedanken und Gefühle, deine Liebe und deinen guten Willen. Erkenne deine innere Identität mit dem göttlichen Geist in allen Wesen. Du kannst dich der inneren Stille, auch während du arbeitest, hingeben. Es kommt auf deinen inneren Zustand an, ob du empfänglich bist für die unendliche göttliche Gegenwart oder nicht.

Index WürdigungGedanken zum Tag GzTArchivDivine Light Magazin Freie Online Bücher Bildergalerie AudioVideoLinks

April 2006

Monatliche Zeitschrift,
Jahrgang 31, Nr. 354

Herausgeber: Omkarananda Ashram
Anton-Graff-Strasse 41
CH 8400 Winterthur

Tel: 052 - 202 19 03

Druck und Versand:
Verlag DLZ-Service,
Anton-Graff-Strasse 34,
CH 8400 Winterthur

World Wide Web Edition 2006