DivineLightTitelbild

ZWEIMONATLICH

Jahr 34

OFFIZIELLES ORGAN DES
DIVINE LIGHT ZENTRUMS
8400 WINTERTHUR SCHWEIZ

 

September/Oktober 1999

INHALT

Der Guru
Kein Mensch hat wirklich sehende Augen, es sei denn, er habe einen Guru
Die Welt ist für mich wie der Traum eines ungeborenen Menschen, also nichtexistent
Das unbeschreiblich wunderbare Wesen des Gurus
Die unzerstörbare Reinheit des Gurus
Der Wahrheitssucher stellt den Guru über Gott
Der Guru hat direkten Zugang zu Gott
Guru-Smarana
Der Guru - ein transzendentes Wesen
Ich wohne in Dir, und Du wohnst in mir
Die Göttliche Mutter und der Guru sind ein und dasselbe
Es gibt kein Sterben
Der Sucher nach der Wahrheit - der Schüler
Der Guru ist allbarmherzig
Was ist das Divine Light Zentrum?
 
 Text
Zum Inhalt

Der Guru

Ich verbeuge mich vor Dir, o Guru, dem Guten, Grossen, dem von Anhänglichkeit Freien, der Verkörperung der ewigen, ungeteilten Seligkeit, dem Herrn der Erde, dem grenzenlosen Gefäss der Barmherzigkeit.
Sri Shankaracharya
Dieses Mantra bedeutet:

Dieser Guru - der geistige Lehrer - ist niemand anders als die höchste Wirklichkeit. Diese Wirklichkeit ist die Seele aller Götter, ob Brahma, Vishnu, Shiva. Und nicht nur das: Der Guru ist unmittelbar die höchste Wirklichkeit, Parabrahman.

Para ist das Höchste, das Transzendente. Brahman ist die Wirklichkeit, das Absolute, die Wahrheit, das Unendliche. Das ist die Formel der inneren Erfahrung, die wissenschaftliche Formel, sich der Wahrheit zu nähern und die Wahrheit zu erfahren.

Es ist eine doppelte Formel: Sie spiegelt die Erfahrung der Wahrheit und führt andererseits zur Erfahrung der Wahrheit. Durch Meditation über dieses Mantra erfährt man alles über die höchste Wirklichkeit.

Wodurch wurde diese Welt erschaffen? - Durch eine Kraft Gottes! Welchen Namen hat diese Kraft und Persönlichkeit Gottes? - Brahma!

Wer erhält diesen wunderbaren, mächtigen Kosmos? - Eine Kraft und Persönlichkeit Gottes!

Wer erhält den Vogel, der durch die Luft fliegt, den Stein, der auf der Erde liegt, den Wurm, der auf der Erde kriecht, den Baum, der sich im Winde wiegt? Wer erhält die Ozeane und all die Wesen darin? - Es ist eine Kraft und Persönlichkeit Gottes, Vishnu genannt, die das ganze Universum erhält.

Wohin wird sich dieser ganze Kosmos entwickeln, was ist sein Ende? - Er endet im Sein Gottes, dem höchsten Sein, das alles in sich enthält, das alles Erschaffene in sich zurücknimmt, wieder in sich auflöst. Die Kraft und Persönlichkeit Gottes, welche die Auflösung des Kosmos im höchsten Sein bewirkt, wird Maheshvara genannt.

Alle diese Kräfte befinden sich im Herzen des Gurus, all diese Persönlichkeiten der höchsten Macht und des höchsten Seins Gottes sind im Herzen des Gurus versammelt.

Du kannst den höchsten, unpersönlichen Gott nicht sehen, aber Du kannst den Guru sehen, der unmittelbar Gott selbst ist. Im Guru wird Gott sichtbar. Durch den Guru spricht Gott.

Die Wahrheit, die Wirklichkeit, ist zur Substanz der Intelligenz und des umfassend weiten Bewusstseins des Gurus geworden - und darin wohnen alle Götter, die verschiedenen Persönlichkeiten des Göttlichen.

Der Guru vermittelt die Erkenntnis der Wirklichkeit. Diese Erkenntnis ist seine Nahrung, sein Wesen, die Seele seiner Seele, das Leben seines Lebens, und sein Leben ist weiter als der Kosmos.

Der Mensch im allgemeinen begnügt sich mit einem kleinen Platz in einem kleinen Haus auf einem kleinen Planeten. Das ist sein Schicksal. Er weiss nicht, dass er grösser als sein Körper ist und findet selbst sein Haus zu gross für sich. Ein kleines Grab genügt für den Menschen, der nicht grösser als sein Körper ist, dessen Geist sich durch Identifikation auf die Ausdehnung des Körpers reduziert hat.

 Zum Inhalt

Kein Mensch hat wirklich sehende Augen,
es sei denn, er habe einen Guru

O Guru, die Müdigkeit, erzeugt durch die brennende Hitze wechselnder Existenzen, wird verscheucht durch das Trinken des süssen Mondlichtes Deines Blicks - ich habe in einem Moment die unvergängliche Wohnstatt des Atman erreicht, dessen Herrlichkeit und Seligkeit unzerstörbar sind.
Sri Shankaracharya

Der Guru ist der geistige Lehrer. Er ist mehr als Vater und Mutter. Er ist die barmherzige, unmittelbare Manifestation Gottes. Er ist die Verkörperung von Weisheit und Wissen. Er zerstört unser Karma und bahnt uns den Pfad zu höchsten geistigen Erfahrungen. Deshalb wurde in der uralten, vornehmlich spirituellen Zivilisation Indiens der Guru sogar höher geschätzt als Gott, da ohne die Hilfe, das Licht und die Gnade des Gurus die Erfahrung Gottes schwierig zu erlangen ist und man leicht auf Irrwege und in Sackgassen geraten kann.

Deshalb ist das tägliche Gebet von Tausenden von Indern:

 
Der Guru ist die direkte Manifestation des Göttlichen. Gott wohnt in ihm, und er wohnt in Gott. Vater und Mutter geben uns nur den physischen Körper und physische Hilfe. Der Guru ist der wirkliche Vater und die wirkliche Mutter. Er befreit die Seele aus der endlosen Gefangenschaft von Geburt und Tod, von Krankheit, Leid und Sorge. Kein Glücksfall im Leben kann grösser sein, als seinen Guru zu entdecken.

Jede spirituelle Kultur hat ihr eigenes Geheimnis. Das grösste Geheimnis finden wir in der grössten spirituellen Kultur der Welt: Es ist die Verehrung des Gurus als Gott.

Gefestigte und fortgesetzte, tiefe geistige Erfahrung hat den indischen Weisen offenbart, dass Gott leicht und in höchstem Masse zu erfreuen ist, wenn wir einen Menschen verehren, der in vollkommener Hingabe zu Gott lebt. Gott freut sich mehr über den Menschen, der den Guru verehrt, dessen Herz an Gott gebunden und mit dem Herzen Gottes verwoben ist, als über den, der Gott selbst verehrt. Deshalb betonen die heiligen Schriften Indiens immer wieder, dass der Guru nicht nur Gott ist, sondern grösser ist als Gott, weil Gott zutiefst mit dem Guru verbunden ist.

Wenn Du eine Mutter erfreuen, ihre Gunst gewinnen willst, wirst Du wenig oder möglicherweise gar keinen Erfolg damit haben; wenn Du aber ihrem kleinen Kind einen Dienst erweist, wirst Du sofort ihr Herz gewinnen und selbst wenn Du ein schlechter Mensch sein solltest, wird sie, weil Du ihrem Kind geholfen hast, nur Gutes von Dir denken.

Der Guru ist das Kind Gottes. Du kannst Gott verletzen ohne bestraft zu werden; wenn Du aber versuchst, dem Guru einen Schaden zuzufügen, wirst Du schwer dafür bestraft werden. Dieses Geheimnis hat die indische Spiritualität entdeckt und es Jahrhundert für Jahrhundert überliefert. Du brauchst Dich aber hier nicht auf mich beziehen, denn ich habe nie gesagt, dass ich ein Guru bin oder Schüler habe. Nimm den Fall von Krishna: Gott selbst ist in der Form von Krishna auf die Erde gekommen und hielt es trotzdem für seine erste Pflicht, dem Guru die Füsse zu waschen und sich mit dem dadurch geheiligten Wasser zu besprengen. Die Hingabe Krishnas an den Guru ist beispielhaft - ein Vorbild an Vollkommenheit. Wenn der inkarnierte Gott selbst es für notwendig erachtet, dem Guru Hingabe entgegenzubringen und Dienste zu leisten, dann kannst Du Dir vorstellen, um wieviel notwendiger dies erst für den normalen geistig Strebenden ist.

Gott ist unzertrennlich vom Guru, Er folgt ihm wie ein Schatten. Du kannst den Schatten nicht von der Person trennen. Genausowenig kann Gott vom Guru getrennt werden. Am leichtesten findest Du Zugang zu Gott durch den Guru.

Gut, ich bin der Guru in diesem Fall, aber nur, wenn es darum geht, jemandem zu helfen, hingegen nicht, wenn es um die Verherrlichung des Gurus geht; denn der Guru ist ein unpersönliches Wesen universaler Weisheit und Liebe. Sein Bewusstsein ist vom Göttlichen durchtränkt, ist durchdrungen von der Weisheit des zeitlosen Gottes.

 Zum Inhalt

Die Welt ist für mich wie der Traum eines
ungeborenen Menschen, also nichtexistent

O Guru, durch Deine Gnade bin ich glücklich und habe mein Ziel erreicht. Ich bin befreit vom Leid wechselnder Existenzen und habe den Zustand der ewigen Glückseligkeit und Vollkommenheit erreicht.
Sri Shankaracharya

 Wie erlebst Du einen Traum, wenn Du Dir dabei voll bewusst bist, dass es eine Traumerfahrung in einem Traum ist? - Genau in gleicher Weise gehe ich durch diese Welt. Ein Drama spielt sich um mich herum ab, aber es ist nur der Traum eines ungeborenen Menschen.

Wenn Du am Ende des ganzen Spiels mein Herz und meine Intelligenz betrachten könntest, würdest Du sehen: Da ist nichts, nur ein endloses Nichts, voller Licht, und nichts ist geschehen.

Vielleicht sind mehrere Zeitalter vergangen, Welten wurden erschaffen und wieder aufgelöst, doch nichts ist geschehen, und nichts geschieht jetzt. Was war, ist und sein wird, ist das allglückselige göttliche Sein, leuchtend und vollkommen.

Wer würde eine solche Position aufs Spiel setzen? - Niemand würde gerne von diesem wunderbaren, ekstatischen inneren Zustand der Erkenntnis loslassen. Auch wenn alle grossen Weisen und Heiligen vor mir stünden und meine Schüler zu sein begehrten, würde ich höchstens sagen: "Meine Anbetung, meine Verehrung!" - Obwohl ich sie sehe, sehe ich doch nichts; obwohl ich ihre Stimme höre, höre ich doch nichts. All das ist ein Spiel, das niemanden täuschen kann ausser jene, denen es an der höchsten Weisheit des zeitlosen Seins mangelt.

Das ist das allreine Wesen des Herzens des Gurus, der niemandes Guru ist, vielleicht auch jedermanns Guru, vielleicht aber auch jedermanns Diener, vielleicht auch aller Mutter; vielleicht auch bereit, allen und jedem zu dienen.

Das ist sein Wesen - ein namenloses Sein. Wenn Du Omkarananda sagst, sagt auch er Omkarananda, als ob es der Name von jemand anders wäre. Omkara ist etwas Unendliches, Absolutes, etwas Grösseres als die Götter, denn die Götter sind aus dem OM hervorgegangen, und OM ist das höchste Sein; und Ananda ist Entzücken, Freude - die Freude des Unendlichen.

Wir machen uns den Weg leichter und beschleunigen unsere innere geistige Entwicklung durch die Verehrung des Gurus. Die lebendige Gegenwart des Göttlichen im Guru ist der wirkliche Empfänger dieser Verehrung. Aber es nützt Dir nichts, Dich vor dem Guru aufzustellen und ihm ein Loblied zu singen! Das tust Du besser im stillen Kämmerlein, dort, wo Du alleine bist; denn der Guru ist absolut jenseitig. Was er auch tut, er ist auf die transzendente Welt ausgerichtet, weder sein Herz noch seine Seele sind hier: Darin besteht sein Genie und darin liegt seine Freiheit, in der er sich selbst erhält.

Einer Person wie dem Guru Loblieder zu singen, ist äusserst wertlos, doch paradoxerweise kann nichts Dir bessere Ergebnisse bringen als gerade das; nichts kann das Herz Gottes Dir stärker zugeneigt machen als gerade das.

Und das ist das grösste Geheimnis! Und es ist aus diesem Grund, dass der Guru verherrlicht wird; es ist um dieses - spirituell gesehen - seltenen und höchsten Wertes willen, der die Gnade Gottes anzieht, dass der Guru verehrt wird.

 Zum Inhalt

Das unbeschreiblich wunderbare Wesen des Gurus

Ich bin ohne Anhänglichkeit und ohne Glieder. Ich bin geschlechtslos und unzerstörbar. Ich bin ruhig und endlos. Ich bin ohne Makel und uralt.
Sri Shankaracharya

Man kann niemals ein Ende in der Erfahrung Gottes erreichen. Gott ist unendlich und absolut. Je mehr man Ihn erfährt, desto mehr kann man Ihn erfahren. Je weiter man in diese Unendlichkeit der Erfahrung eindringt, desto unendlicher wird sie. Deshalb sitzt Shiva immer da und meditiert. Es gibt keinen grösseren Gott als Shiva. Er ist höchste göttliche Vollkommenheit. Aber jenseits der höchsten Erfahrung wartet noch eine andere höchste Erfahrung auf Ihn. Er braucht eine Unendlichkeit an Zeit, um die Unendlichkeit der Wunder in sich selbst zu erfahren. Er befindet sich beständig in Tapas. Er ist der Sannyasi, Er ist Yogeshvara, der Herr der Yogis. Er ist der Meister der Sannyasis. Er ist mein Guru. Er ist Dakshinamurti. Er ist Omkareshvara. Er ist Tryambakeshvara. Er ist Parameshvara. Er ist alles.

Der ganze Kosmos ist mein Ashram, das ganze Universum ist ein Zentrum göttlichen Lichts. Es gibt keinen Ort, an dem Swami Omkarananda nicht anwesend wäre, keinen Ort, der nicht von OM durchdrungen ist.

Das ganze Universum ist aus dem OM entsprungen, wird von OM erhalten; OM ist mein Lebensatem. OM ist mein Zustand; es ist nicht mein Name, sondern meine Substanz, mein Sein; es ist die Seele meiner Seele. Meine Worte stammen aus dem OM; meine Gedanken entspringen im OM; meine Wahrnehmungen kommen aus dem OM. Ich existiere im OM, ich lebe im OM. Ich habe keine Existenz ausserhalb von OM.

OM ist die Wirklichkeit der Wirklichkeiten, die Seele der Weisheit, das Licht der Lichter, die Kraft der Kräfte; es ist die höchste Kraft im Universum. Es ist unbegrenzte, ewige, zeitlose, absolute Kraft. Es ist Bewusstsein. Es ist Ton, Licht, Schönheit, Wissenschaft, Wissen, Kunst, Tanz, Rhythmus und Schwingung. Schwingung ist überall in der Welt; Schwingung hat das Universum ins Dasein gerufen. Schwingung ist Gott. Es gibt eine Dimension in der Schwingung, die nicht Schwingung ist, die jenseits der Schwingung ist; und doch sind die Schwingung und die Dimension des schwingungslosen Seins identisch; sie können nicht getrennt werden.

Es wird immer ein Universum geben. Das Spiel des unendlichen Bewusstseins nimmt kein Ende. Jenseits des Spiels des unendlichen Bewusstseins jedoch herrscht endlose Stille, und diese Stille trägt dieses Spiel des unendlichen Bewusstseins.

Satchidananda ist mein wahres Wesen. Es ist mein Name, es ist mein Atem. Darin lebe ich. Würde ich nicht in Satchidananda leben, könnte ich die Herausforderungen des Raum-Zeit-Universums nicht bestehen. Ich lebe im Wesen des OM.

OM ist Gott. OM ist Christus. OM ist die Göttliche Mutter Maria. Christus ist eine der Inkarnationen des Hinduismus; Buddha ist ebenso eine der Inkarnationen des Hinduismus. Der Hinduismus wusste im voraus, wann Christus geboren werden würde und hat ihn dann schon zu einer der Manifestationen des göttlichen Lichts erklärt.

Es gibt nichts als die Wahrheit. Alle Religionen sind verschiedene Äusserungen derselben Weisheit, der gleichen Wahrheit, der gleichen Wirklichkeit, desselben Gottes.

Dieser Gott lebt jetzt hier mit all seiner gewaltigen Kraft und seinem ganzen Wesen. Alles, was die Weisen und Heiligen in Jahrtausenden erfahren haben, ist hier und jetzt zugegen. Dieser Gott, der hier ist, ist genauso mächtig wie der Gott im Himmel oder irgendwo sonst. Er ist genauso mächtig wie er vor zehn Millionen Jahren war oder in zehn Millionen Jahren sein wird.

Überall ist seine unendliche Vollkommenheit gegenwärtig. Gott hat tausend Augen, tausend Köpfe, tausend Hände in jedem Punkt des Raumes. Tausend bedeutet hier 'endlos'. Dieser Gott hat tausend Augen in jedem kleinen Blütenblatt.

Ich bewege mich in seiner Gegenwart, ich bewege mich in seinem Sein. Das ist die Wahrheit über diese Wahrheit. Das ist meine Erfahrung.

 Zum Inhalt

Die unzerstörbare Reinheit des Gurus

Ich bin nicht der Handelnde, noch bin ich der, welcher sich erfreut. Ich bin ohne Wandel und ohne Handlung. Ich bin reine Intelligenz, einer allein und ewige Seligkeit.
Sri Shankaracharya

Der Guru ist immer rein, in allen Umständen, in allen Zuständen des Gemüts und Bewusstseins. Würde diese Reinheit irgendwie gestört, würde plötzlich Dunkelheit in ihm eintreten, alles würde verschwinden - er wäre ein gewöhnlicher Mensch. Doch das wird nie geschehen. Er ist ewig rein, und die Wahrheit bleibt in ihrem Glanz erhalten. Er ist ewig rein, jenseits der Möglichkeit der Verunreinigung. Schon seiner Natur nach ist der Guru eine Verkörperung der Reinheit, in der die höchste Gottheit beständig wohnt.

Es nützt nichts, dem Guru zu sagen: "Sei mein Guru!" Es ist, wie wenn man zum Sonnenlicht sagen würde: "Sei mein Licht!" Das beste für den Menschen in diesem Falle ist, Fenster in sein Haus zu machen, damit das Licht das Innere erleuchten kann. So verhält es sich auch mit dem Guru: Man muss ihm sein Herz öffnen, innerlich durch Hingabe, Güte, Reinheit, selbstloses Dienen, Opferbringen und Meditation empfänglich für seine Gnade werden. Das öffnet die Fenster der Seele, und dann strömt das Licht des Gurus hinein.

Der Guru hat keine Vorstellung von sich als Guru oder als Mensch. Solche Ideen gibt es bei ihm nicht; mit solchen Ideen ist er nicht belastet. Der Guru zeichnet sich durch die völlige Abwesenheit der Idee, ein Guru zu sein, aus. Er weiss nicht, dass er göttlich ist oder ein Mann, eine Person ist, die Ansprüche stellen kann in der Welt, eine Person, die etwas besitzt, die Respekt oder Ruhm verdient. Für ihn gibt es nichts, das er erreichen oder erfüllen müsste. Nichts in der Welt macht einen Eindruck auf den Guru. Auch wenn alle sichtbaren und unsichtbaren Wesen seine Schüler wären, würde ihn das nicht im geringsten beeindrucken. Kein Lobpreis, wie gross auch immer, von wem auch immer, kann ihn berühren, kann irgendwelche Gefühle in ihm hervorrufen oder ihm irgend etwas hinzufügen. Er ist in einem Zustand des Bewusstseins, der nichts zu wünschen übrig lässt, einem Zustand unendlicher Fülle. Darin ist alles Fülle, Purnam, die Fülle des Göttlichen. Dieser Bewusstseinszustand enthält alles, braucht nichts, ist absolut unabhängig, kann von keiner Kraft berührt oder verdorben werden.

Die Biographie des Gurus liegt in dieser Fülle, er lebt in ihr, er lebt durch sie, er ist diese Fülle. Auf ihn bezieht sich der folgende Vers:

 
Fülle ist charakteristisch für das Bewusstsein des Gurus. Der Guru wohnt in der Wahrheit. Während sein Körper atmet, befindet er sich woanders. Er ist in der Wahrheit verwurzelt, und sie ist die beherrschende Erfahrung des Gurus und seine einzige. Alle anderen Erfahrungen verschwinden, ohne ihn zu berühren, ohne einen Eindruck auf ihn zu machen. Er ist die Fülle. Er ist Sakshat Parabrahman - unmittelbar die sichtbare, transzendente Wahrheit.

Die Probe der Echtheit des Gurus liegt in der völligen und absoluten Abwesenheit von Selbstbewusstsein, des Bewusstseins, jemand oder etwas zu sein. Das ist die Probe!

In der inneren Erfahrung des Gurus gibt es kein Gefühl, ein Guru zu sein. Er ist unbeeinflusst, unberührt. Solange es das Gefühl, eine Persönlichkeit zu sein, noch gibt, ist der Guru kein Guru. Im wirklichen Guru sind Unterscheidungen total abwesend. Er sieht sich selbst im Schüler, er sieht das Göttliche im Schüler; das gleiche Göttliche sieht er in sich selbst, und das gleiche Göttliche sieht er im Göttlichen selbst.

Das Mantra, der Guru, Gott: Diese drei sind identisch, sie haben ein und dasselbe Gesicht. Alle drei sind ein und dasselbe, nicht einmal wie bei der Münze, die zwei Seiten hat - nein, es ist das gleiche Gesicht: OM ist der Guru, OM ist Gott, OM ist das Mantra. Und der Schüler, der reinen Herzens ist, wiederholt das Mantra ununterbrochen und wird eins mit OM, offenbart und erfährt OM in sich selbst.

Der Guru ist also in seinem inneren Wesen identisch mit der unpersönlichen Wahrheit. Er ist ein formloses Wesen, obwohl er eine Form angenommen hat und sich all den Begrenzungen des Lebens in einer Form unterworfen hat. Nichts dringt in das Bewusstsein des Gurus ein, denn sein Bewusstsein ist der Wohnort des Göttlichen, und das Göttliche ist der Wohnort des Gurus.

Ein Guru, der diese Eigenschaften nicht besitzt, ist kein Guru, auch wenn viele ihm folgen und ihn als Guru anerkennen.

Der Guru ist, grundlegend betrachtet, der Zerstörer spiritueller Unwissenheit. Jene, die einen Schlüssel zu seinem inneren Leben besitzen, sind höchst gesegnet, denn sie können sich seine ausserordentlichen geistigen Wahrheiten einverleiben und so zu einem Teil des Bewusstseins des Gurus werden, an seinen Eigenschaften und Merkmalen teilhaben.

Das Göttliche wohnt im Guru in einem solchen Ausmass, dass der Unterschied zwischen dem Guru und dem Göttlichen wegfällt.

Solange irgendein Gefühl des Gesondertseins besteht, bleibt ein Makel zurück. Wie ruhmvoll ein solcher 'Guru' auch immer sein mag, dieser Makel wird sein Leben mit vielen Fehlern anstecken, und er wird kein wahrer Guru sein. Ob dieser Makel erkannt und entdeckt wird oder versteckt und verborgen bleibt - der wahre Guru beseitigt die letzten Spuren der Empfindung, etwas vom Göttlichen Getrenntes zu sein; und in der Tat erledigt er diese Aufgabe spontan und mühelos.

Zum Inhalt
Das Beispiel des Gurus
Die fundamentale Hilfe, die der Guru dem Schüler gibt, ist das Beispiel seines eigenen Lebens. Das ist die Gabe, die er dem Schüler gibt. Sein Leben und seine Lehre sind ein und dasselbe. Der ist ein wahrer Schüler, der die Lehre des Guru, die Weisheit des Guru verwirklicht.
Die Botschaft des Gurus und der Guru selbst sind ein und dasselbe. Er lebt, was er sagt, und sagt, was er lebt. Das ist der Gewinn, den Du hast: eine Lehre des Lichts, erfüllt mit Licht, mit der Weisheit Gottes, der Intelligenz Gottes, dem Licht Gottes, dem Wesen Gottes.
 Zum Inhalt

Der Wahrheitssucher stellt den Guru über Gott

Ich bin anders als der Seher, der Hörer, Sprecher, Handelnde und Geniesser; denn ich bin ewig, beständig, ohne Tun, ohne Anhänglichkeit; ich bin grenzenlose und alldurchdringende Weisheit.
Sri Shankaracharya

Die innere Identität zwischen dem Guru und der Gottheit ist unleugbar und selbstbezeugend. Während das Göttliche für den Wahrheitssucher weit weg ist, ist der Guru sichtbar, und die Natur des Göttlichen drückt sich durch den Guru aus. OM ist das wirkliche Leben des Gurus. OM enthält alles in sich: Brahma, Vishnu, Shiva. Die ganze Dreiheit ist in OM enthalten, und obwohl es diese drei enthält, transzendiert es sie gleichzeitig auch.

Alles ist da in OM. OM ist der Gott des Tons, des mystischen Tons. Es ist das Urlicht des Göttlichen. Es ist in allen Universen. Es ist alles und mehr als alles. Es ist das Alpha und das Omega. Es ist zeitlos, es ist raumlos und füllt doch allen Raum aus. Alles ist in OM. Es macht die ganze transzendente Wahrheit in ihrer Manifestation aus. Es ist unendliche Intelligenz, die Quelle allen Wissens, von Kunst und Wissenschaft; die Quelle aller Intuitionen, Offenbarungen und Wahrnehmungen. Es ist alles Wissen, alle Weisheit, alle Fertigkeiten, alle Kunst, alle Wahrnehmungen, alles Lernen. Es ist das unendliche schöpferische Bewusstsein, die Energie der Energien, die Kraft der Kräfte. Es ist unendliche Liebe, unendliche Schönheit, Frieden, Freiheit, Glückseligkeit und Vollkommenheit. All diese Vorzüglichkeiten sind im Herzen und in der Seele des Gurus. Das ist das wirkliche Leben des Gurus.

Der Wahrheitssucher hat nichts mit dem Körper zu tun. Er betrachtet seine Mutter nicht als Mutter, sondern als eine Manifestation der zeitlosen Wirklichkeit. Mit dem Körper hat er nichts zu schaffen, so auch nicht mit der körperlichen Erscheinung des Gurus. Die Wahrheit ist sein Ziel. Alle seine Aktivitäten zielen auf die Wahrnehmung und Erfahrung der Wahrheit hin. Er betrachtet Vater und Mutter als Wahrheit und die Wahrheit als Vater und Mutter. Die Wahrheit ist sein Guru. Er erfährt die Wahrheit im Guru, weil die Wahrheit sich im Guru selbst zum Ausdruck bringt und am leichtesten zugänglich ist. Er betrachtet den Guru als die zeitlose Wahrheit. Er meditiert über das Wesen des Gurus als grenzenloses Licht, als grenzenlosen Frieden, als grenzenlose Liebe, als grenzenlose Freiheit, als unwandelbare Wirklichkeit, als ewiges Sein, als allerleuchtendes Prinzip.

Durch eine solche Meditation wird er geistig emporgehoben, umgewandelt und inspiriert, er wird immer geistiger, göttlicher und immer mehr Gnade des Gurus fliesst in seine Seele ein. Er sieht die Wahrheit im Guru und mit der Zeit in jedem Menschen und schliesslich in allem und überall.

Auf diese Weise wird sein Leben machtvoll vergeistigt. Nichts ist höher einzuschätzen als ein solcher Zustand, denn es ist ein Zustand der Gnade, ein Zustand des Gesegnetseins.

Wer ist ein Guru? - Natürlich kann jeder sich selbst Guru nennen; jeder kann sich als Gott bezeichnen; jeder kann sich Professor nennen. Aber wer ist ein Professor? - Nur der, der die Bedingungen dafür erfüllt, sonst niemand. Ein jeder kann sich Gott nennen, aber nur derjenige kann Gott sein, der die Wahrheit ist: zeitlos, ewig, allmächtig, alldurchdringend, unendlich an Möglichkeiten, unendlich an Liebe, Frieden und Freude.

Nur jener kann ein Guru sein, dessen Bewusstsein immer in der Form des Göttlichen ruht, der immer in der Erkenntnis der Wahrheit verweilt, dessen Verhalten, Leben und Werk von der Erkenntnis der Wahrheit bestimmt sind, von der Erfahrung der Wahrheit, von der wiederholten und beständigen Erfahrung der Wahrheit - einer Erfahrung, in der er feststeht, um nie mehr davon abzufallen.

Eine solche Person ist der Guru, und nur eine solche Person kann ein wahrer Guru genannt werden. Sein Bewusstsein kehrt immer wieder zurück in seine natürliche Umgebung der grenzenlosen Wahrheit des Lichtes, des Friedens, der Freude und Weisheit; er wendet sich immer wieder diesem Zustand zu und verharrt darin.

Wasser hinterlässt keine Spuren. Der Guru ist wie das Wasser; sein Bewusstsein ist immer dort, wo das Göttliche ist; er ist immer im zeitlosen, alles transzendierenden Bewusstsein verwurzelt, unabhängig davon, mit welcher Arbeit er beschäftigt ist und wie immer sein äusseres Verhalten auch sein mag. Innerlich ist er stets in der gleichen Position, nämlich der Position der Erkenntnis der grenzenlosen, raumlosen, zeitlosen Wirklichkeit.

Der Raum weiss, dass er unzerstörbar ist. Welten entstehen und vergehen; alles entsteht und vergeht, aber der Raum ist immer da. Alles geschieht in ihm, alles erscheint und vergeht wieder in ihm; aber er selbst bleibt unberührt von allem Entstehen und Vergehen. So ist auch das innere Bewusstsein des Gurus.

Wessen Bewusstsein diese Charakterzüge aufweist - die Merkmale der Wahrheit -, der ist ein Guru. Er ist ein Sadguru. Sat ist Wahrheit. Sadguru ist also ein Guru, der von der Natur der Wahrheit ist. Nur die Wahrheit kann in spirituellen Angelegenheiten Lehrer sein. Nur die Wahrheit kann Dich zur Wahrheit führen. Nur ein gottgleiches Wesen kann Dich zu Gott führen.

Das innere Bewusstsein des Gurus ist immer von der Form und Natur der Wahrheit: leuchtend, ewig rein, von der Natur der Weisheit, von der Natur der Liebe und des Lichtes.

Der Guru lebt beständig in diesem Bewusstsein, unter allen Umständen, ungeachtet dessen, was mit seinem Körper geschieht, welche Werke er vollbringt - er ist immer in demselben Zustand. Der Guru ist die Verkörperung der Wahrheit, und da die Wahrheit Gott ist, ist er eine Verkörperung Gottes.

Es ist diese Wahrheit, die der Schüler verehrt.

 Zum Inhalt

Der Guru hat direkten Zugang zu Gott

Ich bin weder dies noch das; aber ich leuchte in beiden; ich bin rein und bin das Höchste. Ich bin weder innen noch aussen, aber ich bin alldurchdringend; ich bin das ungeteilte Brahman.
Sri Shankaracharya

Wenn es unter den Menschen einige gibt, die vom Feuer des Strebens erfasst sind, die Wahrheit erkennen und das ewigwährende Leben, von dem die Bibel spricht, erfahren wollen, wenn diese Menschen, wie Christus verspricht, den Tod besiegen und das Raum-Zeit-Universum überwinden wollen - wenn es also darum geht -, dann müssen sie sich an den Guru wenden, der direkten Zugang zu Gott hat: Der Guru, der in einem Körper im Raum-Zeit-Universum lebt, dessen ganzes inneres Wesen von der Natur der Wahrheit erfüllt ist, leuchtend, durchdrungen von Weisheit, eins mit dem Herzen der Wahrheit, völlig in der Wahrheit aufgegangen, der Wahrheit hingegeben, der ein Ausdruck der Wahrheit ist und im Dienste der Wahrheit wirkt.

Wenn Gott also der Menschheit helfen will, dann hat dies durch eine solche Person zu geschehen. Gott wohnt in einer solchen Person. Wenn die Menschheit sich an eine solche Person wendet, hört Gott unmittelbar und antwortet um des Gurus willen; denn Gott schätzt den Guru mehr als sich selbst; und auch der Schüler schätzt den Guru mehr als er Gott schätzt. Er betrachtet den Guru als Gott. Deshalb heisst es: Der Guru ist Brahma - der Guru ist Gott, der Schöpfer; der Guru ist Vishnu, der Erhalter des Universums; der Guru ist Shiva, der eine, der das Universum auflöst; der Guru ist die höchste Wahrheit, Parabrahma. Verehrung sei diesem Guru!

Das ist die Meditationsformel des Schülers. Durch die Gnade des Gurus erlangt der Schüler die tiefste Erfahrung des Göttlichen und festigt sich in dieser Erfahrung. Die höchste Gottheit ist der ursprüngliche Guru. Alle Gurus sind Manifestationen dieses Gurus.

Der Guru ist ein Feuer des göttlichen Bewusstseins, das er in sich trägt. Niemand kennt den Guru, ausser jene, die in ihrer inneren Entwicklung, ihrer direkten Erfahrung der Wahrheit, ihrer Hingabe an die Wahrheit, ihrem beständigen und ungebrochenen Bewusstsein der Wahrheit wie der Guru selbst sind.

Tatsache ist, dass diese Welt eine Welt der Dunkelheit und der Begrenzungen ist, in der die dunklen Kräfte stets die Oberhand zu gewinnen scheinen. Wie können diese dunklen Kräfte besiegt werden? - Den dunklen Kräften stehen viele Waffen zur Verfügung, von denen jede eine andere Illusion erzeugt.

Nur ein Wahrheitskenner kann diese dunklen Kräfte wirkungsvoll bekämpfen, denn er besitzt die nötigen Hilfsmittel und kennt die Kunstgriffe, die angewendet werden müssen, um den dunklen Kräften den Garaus zu machen.

Deshalb kann manchmal das Verhalten des Gurus zweifelhaft erscheinen, in sich widerspruchsvoll, fragwürdig oder gar falsch. Der Guru ist jedoch in der Wahrheit fest gegründet, und gerade durch das so widerspruchsvoll und verwerflich Erscheinende drückt er die Wahrheit aus, verhilft ihr zum Sieg und bringt ein Maximum an Glück und Harmonie in der universalen Natur, im kosmischen System, hervor. Jedes kleinste Ding ist auf das kosmische Ganze bezogen. Selbst Dein Niesen hat eine Auswirkung auf den Kosmos.

Der Guru ist fest im Bewusstsein der Wahrheit gegründet, was immer er auch tut, wo immer er sich auch aufhält und wie immer auch seine äussere Lage ist - sein Bewusstsein ruht stets in seinem natürlichen Zustand der Wahrheitserfahrung.

Nur eine solche Person kann Guru sein und Guru genannt werden, und eine solche Person ist dem Herzen des Göttlichen am liebsten. Das Göttliche wohnt in solch einer Person. So wie das Göttliche im reinsten aller reinen Elemente, dem Feuer, wohnt, so wohnt das Göttliche auch im Guru, der reiner als Feuer ist und den der Feuergott respektiert und verehrt.

 Zum Inhalt
Guru-Smarana
Ich bin das ungeteilte Brahman, das unvergleichlich ist. Ich bin die anfanglose Wahrheit, frei von Vorstellungen wie 'Du' und 'Ich', 'Dies' und 'Das'. Ich bin die ewige Seligkeit und die zeitlose Wirklichkeit.
Sri Shankaracharya

Über dem Orakel von Delphi stand: "Erkenne dich selbst!" Das ist die Aufforderung und die Botschaft. Es wird aber keine Methode dazu gegeben. Ramana Maharshi jedoch zeigt uns die Methode der Selbsterkenntnis: Unterscheidungskraft entwickeln, sich selbst beobachten, das Selbst entdecken und es erfahren.

Das ist der Weg der Erkenntnis, Jnana-Marga.

Aber man kann Selbsterkenntnis, Selbstverwirklichung oder Selbsterfahrung auch durch ein Mantra erlangen. Das Mantra reinigt das Herz, und plötzlich tritt die Erleuchtung ein.

Jesus sagt, dass die Reinen im Herzen Gott überall schauen. Das ist in der Tat die Wahrheit.

Durch Mantrawiederholung wird einerseits das Herz gereinigt; andererseits antwortet die allhörende Gottheit auf eine nicht leicht erkennbare, höchst stille und unsichtbare Art und Weise. Man kann die höchste Selbsterkenntnis und Selbstverwirklichung durch diese einfache Wiederholung des Mantras gewinnen. Man erreicht eine Stufe der spirituellen Entwicklung, auf der man erkennt, dass man eins mit Gott ist. Das - diese Mantrawiederholung - ist Guru-Smarana (=stetiges Denken an den Guru)

Der Guru ist das Licht der Lichter. Der Guru ist keine Person, kein Mann und keine Frau. Der Guru ist Licht - auch wenn dieses Licht in einem menschlichen Körper lebt. Es lebt in diesem Körper, hat aber damit nichts zu tun. Es ist etwas anderes als der Körper, unendlich viel mehr als der Körper. Es lebt in allen lebenden Wesen, dieses Licht, das der Guru ist. Doch ist er unendlich viel mehr als alle lebenden Wesen. Er ist OM, und als OM lebt er in der ganzen Schöpfung und erhält die ganze Schöpfung. Er ist aber auch OM in seinen transzendenten Dimensionen, jenseits der Schöpfung. Der Guru ist Licht.

Was bedeutet Guru? - Guru ist das, was die Dunkelheit, die Unwissenheit beseitigt. Was ist Dunkelheit, Unwissenheit? - Nicht zu wissen, dass man das grenzenlose Licht in seinem inneren Selbst ist, ist Unwissenheit. Dies nicht zu erfahren, ist Unwissenheit.

Der gewöhnliche Mensch lebt im Körper, im Gemüt - in einem Raum-Zeit-Universum. Es gibt ein Aussen für ihn, und das bedeutet Chaos. Er lebt mit seinen Gedanken, Gefühlen, seinem Ärger, seinen Sehnsüchten, Leidenschaften, Leiden, Träumen und so weiter: Chaos innen und Chaos aussen.

Lebe im Guru; lebe in der Zeitlosigkeit und Raumlosigkeit von Frieden und Freude! Erfahre zeitlosen Frieden und zeitlose Freude! Atme zeitlosen Frieden und zeitlose Freude ein und aus! Lebe in diesem Licht der Lichter - Mahatattva, Mahaprakasha - diesem Licht des Gurus!

Zum Inhalt
Ein Name: Guru - Licht

Wie ein Mensch im Tiefschlafzustand nur zeitlosen Frieden, zeitlose Stille und Freude kennt, so begegnet der echte Wahrheitssucher zeitlosem Frieden und zeitloser Freude in allem - im Tiger, in der Schlange, im Skorpion, im Menschen, im Fuchs, im Fluss - in allem. Er trifft überall nur eines an: Licht. Für alle Formen hat er nur einen Namen, weil das, was er in jedem Objekt als dessen Gehalt wahrnimmt, nur eines ist: Licht, Bewusstsein, Atman, das Selbst, Gott, Tripurasundari, Mahadevi oder Parameshvari. So einfach ist das spirituelle Leben - wahrhaftig ein wahres, gesegnetes Leben ohne die Qualen von Sehnsüchten, Wünschen, Problemen, Frustrationen und Depressionen aller Art. Das Bewusstsein des Wahrheitssuchers ist in diesem inneren, wunderbaren Licht verankert. Du hast die Wahl: Entweder willst Du im Körper leben, in der Raum-Zeit-Welt, oder Du willst in der zeitlosen, raumlosen Seele in Dir, im Licht in Dir, im Guru in Dir leben, in dem, was die Dunkelheit beseitigt.

Das Gemüt kann die Dunkelheit nicht beseitigen, denn es ist mit Unwissenheit erfüllt. Du hast endlosen Hunger, dies und jenes zu wissen, zu erfahren. Es kommt nicht darauf an, wieviel Wissen Du ansammelst: Deine Unwissenheit verschwindet deshalb nicht, sondern vermehrt sich noch. Je mehr Du weisst, desto unwissender bist Du, hast Probleme über Probleme. Durch das Gemüt, mit Hilfe äusseren Wissens, kann man niemals Frieden, Freude, Weisheit und wahres Wissen - Tattva Jnana - erlangen.

Was ist denn der Guru in Dir? - Es ist die Seele, es ist das Licht aller Lichter, das Licht des höchsten Selbst in Dir, das Licht des Göttlichen - das allein ist Wissen, Weisheit, Intelligenz, Bewusstsein. Dieses Licht ist Dein wahres Auge. Mit diesem Auge sollst Du die Welt betrachten, Dein Leben, Deinen Körper, die Menschen um Dich herum.

Weltliche Leute täuschen sich selbst. Sie denken, der Guru sei lediglich ein Mensch, der wie alle anderen ein gewöhnliches Leben führt. Es entgeht ihnen, was der Guru tatsächlich ist, was er in sich trägt, wo er sich in Wirklichkeit aufhält, was er besitzt, welche Freude er von Augenblick zu Augenblick geniesst.

Er lebt hier und jetzt in der Ewigkeit, in Unendlichkeit und Vollkommenheit jeder Art. Er ist die Erfüllung selbst, die absolute Erfüllung im Leben.

 Zum Inhalt
Der Guru erkennt die absolute Vollkommenheit, absolute Würde des Schülers an, und hilft dem Schüler, der in der Finsternis der Unwissenheit lebt und denkt, er sei ein kleiner Erdenwurm, aus seinem Zustand herauszukommen und seine unendliche Würde und unendliche Vollkommenheit innen und aussen wieder zu entdecken.

Der wahre Guru bindet den Schüler niemals an sich selbst, noch beraubt ihn seiner Freiheit oder macht ihn von sich abhängig - niemals! Er lässt dem Schüler absolute Freiheit. Er ergreift niemals Besitz vom Schüler, erteilt dem Schüler niemals Befehle . Er erwartet nichts vom Schüler, keine Blume, kein Opfer. Wenn der Schüler Opfer bringt, dann hilft er sich dadurch nur selbst und erlaubt der Gnade des Guru, in ihm zu wirken.

 Zum Inhalt

Der Guru - ein transzendentes Wesen

Ich bin Narayana, Ich bin der Zerstörer des Riesen Naraka und der Vernichter von Pura. Ich bin Purusha und Herr. Ich bin unzerstörbare Weisheit und der Zeuge von allem. Ich bin ohne Ishvara und ohne Ego, und ich bin frei von Selbstsucht.
Sri Shankaracharya

Es spielt überhaupt keine Rolle, ob der Guru seiner äusseren Erscheinung nach gross oder klein, weiss oder schwarz ist, ob er arm oder reich ist. Was kann ihm das alles schon bedeuten? Was nützte es ihm schon, wenn er König des ganzen Universums wäre? - Er lebt nicht in äusseren Dingen wie Ruhm, Reichtum, Königsmacht, sondern im Licht der Lichter, im zeitlosen Frieden, in der zeitlosen Freude.

Was nützte es ihm, ein König zu sein? - Überhaupt nichts! Für ihn spielt es keine Rolle, ob er König ist oder ein Bettler, der in den Strassen umherwandert. In beiden Fällen ist er nicht hier; er befindet sich nicht im Zustand eines Bettlers oder Königs; denn er lebt immer im zeitlosen Frieden, in der zeitlosen Freude, in der Vollkommenheit Gottes, im Licht der Lichter. Welche Bedeutung hat sein äusseres Schicksal für ihn schon? - Es spielt absolut keine Rolle für ihn, ob er der grösste Schriftsteller oder der ärmste Bettler der Welt ist, der nichts anzuziehen hat.

Er kennt keinen Tod. Er kennt keine Dunkelheit, keine Schmerzen. Er kennt weder Leidenschaften noch hat er Wünsche. Er lebt jenseits von Gedanken und Gefühlen, jenseits der Psyche, jenseits des Unterbewusstseins, jenseits aller Arten von Universen und Träumen. Er lebt als transzendentes Wesen in einem Raum-Zeit-Universum. Wenn er die Welt betrachtet, sieht er sich selbst - sein eigenes Licht - in allem und jedem und überall. Die gleiche Freude, den gleichen Frieden innen und aussen: das ist es, was er erfährt.

Die Menschen betrachten gewöhnlich die Welt durch ihre Vorurteile, ihre Sehnsüchte, ihre Leidenschaften, Vorstellungen, Gedanken und Gefühle. Und natürlich weisst Du, wie ihr Leben aussieht.

Wenn der Guru die Welt oder die Menschen betrachtet, erfährt er sich selbst: seine eigene zeitlose, raumlose Freude, seinen eigenen zeitlosen, raumlosen Frieden. Nichts kann ihn einfangen, nichts kann ihn berühren. Er steht jenseits des Verstandes. Er ist immer im gleichen Zustand. Während er arbeitet und all die täglichen Verrichtungen und Aktivitäten ausführt, ist er einem Schlafwandler vergleichbar - ohne Egoismus, ohne Leidenschaft, ohne irgend etwas zu wünschen, so wirkt er. Er befindet sich immer im gleichen inneren Zustand. Und jene, die ihr Leben dem Gedenken des Gurus, Guru-Smarana, weihen, werden zur rechten Zeit denselben Zustand erreichen.

Der Guru und Gott sind allbarmherzig. In der Tat sind sie ein und derselbe dem Wesen nach, in Herz und Geist, in Liebe und Weisheit. Die Stimme des Gurus ist die Stimme der Barmherzigkeit. Der Guru ist wie der sprechende Goldklumpen im Märchen, der den armen Mann aufforderte: "Komm, nimm mich und nütze mich! Ich werde dich von all deinen Sorgen und Leiden befreien!" Der arme Mann nimmt das Gold und verkauft es. Er wird nicht nur von seinen Sorgen befreit, sondern wird selbst ein reicher Mann, der wiederum anderen in ihrer Not helfen kann. Solchermassen ist die Natur des Göttlichen.

Der Guru braucht niemanden, der ihn verehrt. Sonne, Mond und Sterne sind seine Verehrer, denn er sitzt im Herzen von Sonne, Mond und Sternen. Er sitzt im Herzen aller Wesen und mehr noch, er wird von Wesen anderer Welten verehrt, von denen unsere Welt nichts weiss.

Doch ist Verehrung, von welcher Seite auch immer, für den Guru selbst etwas Äusserliches und absolut bedeutungslos. Im besten Fall ist sie eine Ablenkung von seiner unendlichen Vollkommenheit, seiner grenzenlosen göttlichen Vollkommenheit, und doch sagt er: "Komm zu mir, verehre mich, nimm deine Zuflucht in mir. Ich werde dich von allen Lasten befreien!" So spricht das Göttliche. Das Göttliche und der Guru sind ein und dasselbe.

Einmal ist da die Wahrheit, die das Göttliche ist, und dann der Eine, der in der Wahrheit wohnt, in dem die Wahrheit wohnt. Für die Menschheit ist der Guru grösser als Gott, denn er ist fähig, die Botschaft der Wahrheit zu überbringen, die Botschaft, welche die Menschheit braucht; denn die Menschheit ist nicht in der Lage, sich direkt an die Wahrheit als solche zu wenden. Doch hier ist das Gold, und das Gold hat eine Stimme. Der arme Mann weiss nicht, wo das Gold verborgen ist, doch die Stimme, die aus dem Gold spricht, ruft ihn, damit all seine Sorgen ein Ende nehmen mögen.

Der Guru ist also die Stimme in der Wahrheit. Es ist das Herz der Wahrheit, das aktiv wird, um der Menschheit in der Dunkelheit zu helfen, um die Decke der Dunkelheit, die das spirituelle Wissen verbirgt, zu entfernen.

Die Menschheit mag wohl im Tageslicht leben, im Licht ihrer eigenen Kultur oder im Licht eines von Wissenschaft und Technik erschaffenen Paradieses - und doch lebt sie in kolossaler Dunkelheit, in Illusionen und Wahngebilden, in Sorgen und Leiden, Krankheit und Tod, Irrtum und Unglückseligkeit.

Diese Unwissenheit zu zerstreuen, ist die Aufgabe der allbarmherzigen Stimme der Wahrheit, des Gurus. Er, der keinerlei Verehrung nötig hat, empfängt sie als Vorwand, um die Menschheit zu befreien. Er, der keinen Körper braucht, nimmt einen Körper an, um der Menschheit in ihrer Suche nach den wahren Quellen von Freiheit, Glück, Frieden und Licht beizustehen.

Der Guru wird als das Göttliche selbst verehrt; das ist das Gebot der Schriften. Es ist auch die Offenbarung des Göttlichen selbst. Während der Mensch einen Unterschied zwischen Gott und dem Guru macht, macht Gott selbst diesen Unterschied nicht. Man kommt leichter zu Gott durch den Guru.

Ein Guru ist jener, der Dich in seinen eigenen göttlichen Zustand erhebt. Ein Guru, der Dich als niederer ansieht als sich selbst, ist kein Guru. Ein Guru, der nicht fähig ist, sich selbst in Dir zu entdecken, ist kein Guru. Ein Guru, der in seiner Erfahrung einen Unterschied sieht zwischen sich selbst und Dir, ist kein Guru. Ein Guru, dessen Herz geringer ist als das Herz Gottes, ist kein Guru.

 Zum Inhalt

Ich bin in Dir, und Du bist in mir

Da ich die Stütze innen und aussen bin, wohne ich in allen Wesen als das Selbst der Weisheit. Was immer je zuvor als verschieden angesehen wurde, wie der Geniesser und das Genossene, das bin ich allein.
Sri Shankaracharya

Der Guru spricht: "Ich bin in Dir, und Du bist in mir!" Was ist "Tat Tvam Asi"?* - Eine kleine Projektion des unendlichen Lichts will das unendliche Licht sehen und eins mit ihm werden, will die unendliche Vollkommenheit, Gott, erfahren.

Du fragst vielleicht, wer dies erreichen kann: Ist es der Mann oder die Frau, erreicht man es durch Gedanken oder Gefühle, oder kann nur ein grosser Gelehrter es erreichen? Nichts von alledem! Du kannst es! Jeder kann es! - Es ist eine winzige Projektion des unendlichen Lichts in Dir; und wie kann dieses Licht in Dir verstärkt werden? - Sehen, sehen, sehen! Licht sieht Licht, Auge sieht Auge - die ganze Aufmerksamkeit muss auf den Beobachter in Dir gerichtet sein. Und was entdeckst Du? - Einen Punkt unendlichen Lichts, der innen und aussen ist. Dieser Punkt unendlichen Lichts allein ist.

Je mehr Du über diese Wahrheit meditierst, desto reiner wirst Du. Die Reinheit vermehrt sich selbst, bis Du nicht mehr der Körper, kein menschliches Wesen mehr bist, bis alle Gedanken und Gefühle, alle Gegensätze, wie Freude und Schmerz, Licht und Dunkelheit, verschwunden sind, und Du im Herzen des unbegrenzten, ewigen Bewusstseinslichts geborgen bist.

Der Guru spricht: "Ich bin Guru, auch wenn es keine Schüler gibt. Wenn das ganze Universum mir als Schüler dient, ist das gut; wenn es keinen einzigen Schüler gibt, ist das ebenso gut."

In allen Umständen ist der Guru in einem vollkommenen Zustand: Guru für die Götter, Guru für die Engel, Guru für die ganze Welt.

Wenn Du eins mit diesem wunderbaren Prinzip des Lichts wirst, bist Du ein Guru, ein Licht ohne Dunkelheit, ohne Schatten. Nur ein solches Licht kann die Unwissenheit, die Dunkelheit, das Elend des menschlichen Lebens beseitigen. Denke immer wieder über diese Tatsache nach; lass Dein inneres Bewusstsein den Beobachter in Dir beobachten.

Es ist, wie wenn Dein konzentrierter Blick in sich selbst hineinstarren würde. Das heisst, der Beobachter in Dir beobachtet intensiv den Beobachter in Dir, mit grosser und immer grösser werdender Konzentration - eine einfache Technik - und Du bist im Herzen des Unendlichen und Ewigen, und schnell bist Du diese Wahrheit selbst: unsterblich, ewig, furchtlos unter allen Umständen, von Freude und Frieden erfüllt. Das Leben ist gerettet, Du bist jenseits der Gedanken und Gefühle und somit auch jenseits von Raum und Zeit, jenseits von Elend, Begrenzungen und Problemen, im Zentrum der Wahrheit, im Herzen des Göttlichen, als das Göttliche, für das Göttliche. Und wenn Du dennoch ein äusseres Leben führen willst, tue es aus diesem Mittelpunkt heraus, aus diesem Licht heraus, aus diesem Guru heraus, aus dem heraus, was ist. *

Wenn Du ein Mantra wiederholst, lass es den Beobachter wiederholen. Das Mantra ist nichts anderes als ein kleiner Teil des Bewusstseins dieses Beobachters. Dieser Beobachter ist unbegrenzte Freude, Vollkommenheit und unbegrenzter Friede. Niemand kann ihn berühren. Niemand kann mit ihm sprechen oder ihm zuhören. Er ist unbegrenzte Vollkommenheit. Wenn Du ihn berühren willst, musst Du seine Botschaft umsetzen, die gleichzeitig auch die Methode ist. Du bist selbst die Wahrheit, Unendlichkeit, Ewigkeit.

Wenn jetzt jemand mit mir streiten will und sagt, dass das alles schon in den Upanishaden geschrieben steht, sage ich: Ja, richtig, weil die Upanishaden und die Weisen diese Wahrheit schon zehntausend Jahre vor mir entdeckt haben. Auch Christus hat diese Wahrheit entdeckt, und auch in Zukunft werden Gurus und Weise dieselbe Wahrheit entdecken.

Du kannst ein Guru werden, wenn Du in dieser unbegrenzten Wahrheit, in diesem unbegrenzten Licht lebst, wenn Du ein Leben führst, das in dieser Wahrheit verwurzelt ist. Und da gibt es keine Gedanken und Gefühle, keine Sünden, keine Probleme, keine Begrenzungen, kein Ego, nichts Grosses oder Kleines - überhaupt nichts. Hier herrscht unbegrenzte Vollkommenheit am Anfang, am Ende und in der Mitte; hier gibt es keine Vergleiche. Hier gibt es nur die eine vollkommene Erfahrung dessen, was ist. In dieser Erfahrung sind alle Upanishaden, alle Weisen, alle Götter und Göttinnen enthalten, auch Christus, die Mutter Maria, Gott Vater, der Heilige Geist - alle sind sie in dieser Wahrheit enthalten.

So kann ich also sagen, all diese sind in mir. Ich bin all diese. Ich wohne in ihnen und sie wohnen in mir. Wir sind ein und dasselbe. Hier gibt es keinen Unterschied.

Wo es Unterschiede gibt, da herrscht Dunkelheit, Unwissenheit, da gibt es Probleme. Das ist die Botschaft, die ich Euch übergebe.

Tat Tvam Asi!

Du bist nichts anderes als eine direkte Manifestation der allgegenwärtigen, allmächtigen, allwissenden Gottheit!

Niemand sollte je ein Guru genannt werden, der nicht beständig und ununterbrochen in der Erfahrung der unendlichen Wahrheit verwurzelt ist. Sei solch ein Guru! Das ist die Bestimmung Deines Lebens. Das ist die Herrlichkeit der menschlichen Existenz hier auf Erden.

Die Quintessenz der Bibel besteht in der einfachen Tatsache: Ich sterbe, doch Christus lebt in mir.

Zum Inhalt
Für die Augen des Guru ist jede Person, der er begegnet, unendlich viel grösser als er selbst. Er betet jede Person, der er begegnet, in der Erkenntnis an, dass diese unendlich viel grösser ist als er selbst, weil er sein eigenes innerstes Selbst in ihr sieht, das grösser als das Grösste ist.

Was Du auch immer als das Grösste hier anführst, der Guru ist dennoch grösser als das Grösste, bis jene Stufe erreicht ist, wo es nichts mehr zu sehen oder zu hören gibt, wo es nichts mehr zu vergleichen gibt, wo alles absolute Vollkommenheit ist. Dort gibt es keine Gedanken und keine Vernunft. Alle Instrumente einer räumlich-zeitlichen Erkenntnis sind verschwunden. Es gibt kein Leiden, keine Sorgen, keinen Tod, keine Grenzen mehr. Hier regieren absoluter, unendlicher Friede, absolute, unendliche Weisheit, absolute, unendliche Freiheit, absolute, unendliche Freude und absolutes, unendliches Leben!

 Zum Inhalt

Die Göttliche Mutter und der
Guru sind ein und dasselbe
 

Divine Mother
In mir, dem Ozean unzerstörbarer Seligkeit, werden - wie die Wellen - viele Welten erschaffen durch die wirbelnde Bewegung des Sturmes, Maya genannt.
Sri Shankaracharya

Die Göttliche Mutter ist immer auf dem Gipfel des Berges, des grössten Berges - Himalaya - jenseits des Kosmos. Sie ist selbst der Himalaya, und Sie ist die Tochter des Himalaya. Sie ist selbst das Universum, der ganze Kosmos und gleichzeitig über dem Kosmos, über diesem Gebirge der Manifestation, jenseits dieses manifestierten Erfahrungsbereichs, der Zeit-Ewigkeit, des Raum-Zeit-Universums. Sie ist selbst all das, und doch ist Sie absolut transzendent - über die Schöpfung hinausgehoben.

Die Göttliche Mutter ist ein Ozean des Erbarmens, wie es in einem Lied heisst, ein Ozean absoluter Gnade, vollkommener Gnade.

Wie wird ein menschliches Wesen zum Weisen; wie kommt ein Mensch dazu, ein Mystiker zu werden? - Es geschieht durch Gnade.

Ich sitze hier und schliesse meine Augen - da ist Erleuchtung, eine plötzliche Erfahrung des Selbst, der transzendenten Wirklichkeit. Sie ist Brahmanandam, die Göttliche Mutter. Der Guru und die Göttliche Mutter sind eins. Sie sind beide auf der gleichen Ebene der Erfahrung. Und auf diese Ebene der Erfahrung gelangt der Guru durch Ihre Gnade - es geschieht.

Wie kommst Du auf eine ausgezeichnete Idee, die alle Probleme löst? - Es geschieht einfach! Dieses Geschehen, diese Erleuchtung ist die Gnade der Göttlichen Mutter.

Der Guru ist nichts anderes als diese Erkenntnis, die Erkenntnis der unendlichen Wirklichkeit und Vollkommenheit, des unendlichen Bewusstseins, der unendlichen Glückseligkeit - Brahmanandam. Er ist von der Form der formlosen Erkenntnis - Jnana-Murti. Er ist von der Form der zeitlosen Wahrheit, der zeitlosen Wirklichkeit - Sarvadhi-Sakshi-Bhutam. Was erfährt er, wenn er seine Augen öffnet? - Er erfährt nichts. Er ist der Zeuge von allem. Er nimmt nicht an der Erfahrung der Individuen und der individuellen Erfahrungsobjekte im Kosmos teil. Er ist die Seele und Substanz von allem und jedem. Er ist das beobachtende, bezeugende Selbst in allen - Sarvadhi-Sakshi-Bhutam.

Welche Form hast Du im Tiefschlafzustand? - Du bist formlos. Deine Form ist die Form der formlosen, zeitlosen, raumlosen Stille, des Friedens, der Glückseligkeit. Das ist die Form der Göttlichen Mutter, und das ist auch die Form des Gurus.

Guru und Göttliche Mutter sind ein und dasselbe - Sri-Vidya. Die Göttliche Mutter ist absolute Liebe, absolute Gnade, absolutes Leben, absolute Schönheit.

Die Göttliche Mutter ist die Intelligenz Deiner Intelligenz. Während Du gerade spazierengehst, hast Du plötzlich diese Idee, diese Erleuchtung, diese Gnade. Dann erkennst Du Dich selbst als absolutes Bewusstsein, absolute Freude, absoluten Frieden, absolute Vollkommenheit, über diese Welt der Sinne, Sinnesobjekte und Sinneserfahrungen hinausgehoben.

Im Tiefschlafzustand erfährst Du zeitlosen, raumlosen Frieden. Du bist total von der Welt abgeschnitten, von Deinen Freunden, Deinen Feinden, von den Genussobjekten, von Deinem guten Essen und Deinen schönen Bildern. Du bist von all dem völlig abgeschnitten.

Aber bedauerst Du das, fühlst Du Dich dadurch beunruhigt, dass Du von allen Deinen Lieben so völlig abgeschnitten bist in dieser Erfahrung zeitlosen Friedens? - Du erfreust Dich des Selbst; das Selbst ist höchste Befriedigung, höchste Vollkommenheit. Du wirst zur Seele Deiner Freunde und auch Deiner Feinde, zur Seele Deiner Verwandten. In diesem Zustand transzendenter Erfahrung wirst Du zur Seele von allem.

 Zum Inhalt
Der Guru ist wie die Sonne: Sonne Dich im Licht! Es ist Deine Wahl: Du kannst das Licht annehmen oder Dich in einer finsteren Höhle verstecken. Das ist Deine Wahl, es steht Dir frei!

Die Sonne sagt nicht: Binde dich bitte an mich und nicht an ein anderes Licht!

 Zum Inhalt

Es gibt kein Sterben

Das, was mir von den Unwissenden zugeschrieben wird, durch viele Sünden verunreinigt, kann mich niemals verunreinigen, so wenig wie die grosse Flut einer Fata Morgana die Wüste benetzen kann.
Sri Shankaracharya

Ich verschwinde in die Vollkommenheiten des unendlichen, wunderbaren göttlichen Bewusstseins hinein.

Herz, Seele und Bewusstsein des Menschen werden ersetzt durch das Bewusstsein des göttlichen Seins. Es ist nicht mehr das Individuum, das menschliche Individuum, das durch die Augen des Gurus blickt, sondern das Göttliche selbst. Ein solcher Mensch ist ohne Sünde, über alle Begrenzungen der menschlichen Existenz erhoben und vollkommen in der Sicherheit Gottes ruhend.

Durch ihn wirken Gottes Weisheit und Liebe. Er ist in Harmonie mit der ganzen Schöpfung. Was er sagt, kommt vom Göttlichen. Sein Atem ist der Atem des Göttlichen. Er hat keine Existenz ausser im Herz und Zentrum des Göttlichen. Er ist ein Gottliebender, der beständig in der Verwirklichung des allwunderbaren Seins, das Gott ist, fest gegründet ist. In seinem Leben wirken unbedingter Friede, unbedingtes Glück und unbedingte Freiheit.

Es gibt nichts im ganzen Universum, das seine Existenz erfüllen könnte, denn seine Existenz ist vereint mit den Vollkommenheiten des göttlichen Seins. Der Zustand, in dem er sich befindet, ist der höchste Punkt der Evolution, zu dem auch Du Dich erheben kannst.

Es gibt keinen Tod für den im Bewusstsein des ewigen, unsterblichen Gottes Verankerten. Er ist immer allbewusst, überbewusst. Er lebt im Bewusstsein, er schläft nicht, ist immer wach und voller Freude. Er ist von Angesicht zu Angesicht mit den unendlichen Wundern Gottes.

Gesegnet ist das Leben eines solchen Menschen. Ein solcher Mensch kann die Menschheit zur Wahrheitserfahrung hinführen.

Gesegnet sind jene, die einem solchen Menschen begegnen.

Gesegnet ist die Erde, die einen solchen Menschen trägt. Menschen wie diese sind unsere besten Lehrer; sie bringen unser Leben in Übereinstimmung mit den Seligpreisungen des göttlichen Wesens und Charakters. In ihrer Gegenwart wird das ganze Leben zur göttlichen Ekstase und offenbart sein wahres Gesicht, das Gesicht der göttlichen Wahrheit. In der Gegenwart solcher Menschen, solcher Gurus gewinnt das Leben einen unendlichen Sinngehalt, wird mit unendlicher Freude erfüllt. Jeder Guru, der der hier gegebenen Beschreibung nicht entspricht, verdient es nicht, Guru genannt zu werden.

Gottes Gegenwart pulsiert überall in und um uns herum mit all den Vollkommenheiten seines Seins. Deshalb sind wir sorglose Wesen.

Zum Inhalt
OM ist Nadabrahma,

… der unendliche Laut, der absolute Laut; OM ist Gottes Wesen. Kein Mantra hat Wert oder Leben ohne OM. OM ist Gott selbst. OM ist der Guru. OM ist das Licht der Lichter. OM ist der lebendige Gott. Und was ist das Wesen des Gurus, dieser Existenz in Dir? - Es ist Energie, Bewusstsein. Was ist Licht? - Licht ist Bewusstsein, Wahrnehmungsfähigkeit. Ohne Bewusstsein kann nichts gesehen werden. Ohne Bewusstsein gibt es keinen Intellekt, keine Intelligenz, keine Intuition, kein Gefühl, keine Liebe, keine Schönheit, keine Freude - nichts.

Bewusstsein und Sein sind ein und dasselbe. Ein Leichnam hat kein Bewusstsein, deshalb auch kein Leben. Und dieses Bewusstsein ist Energie, dieses Bewusstsein ist Intelligenz, eine unendliche und unvorstellbare Intelligenz.

Du schläfst in einem dunklen Zimmer und träumst plötzlich, dass Du in hellstem Sonnenschein spazierengehst. Wo findet diese Erfahrung statt? - In einem dunklen Zimmer, mit geschlossenen Augen. Wer hat diese Sonne erschaffen? - Deine Intelligenz, Dein Bewusstsein.

Dieses Bewusstsein, dieses Sein, dieser Guru, dieses Licht, diese Intelligenz, diese unbeschreiblich wunderbare Energie aller Energien ist Tonschwingung. Licht und Ton sind ein und dasselbe. Und dieses Licht hat transzendente Dimensionen. Die Dimension des Lichts, Bewusstseins oder Seins, die Du durch Deine Vernunft, durch Deine Intelligenz, durch die Reinheit Deines Herzens erfährst, ist immanent, das heisst fühlbar; aber da gibt es auch noch den transzendenten Aspekt, den jenseitigen - der jenseits von allem Begreifbarem ist.

OM hat zwei Dimensionen: die immanente und die transzendente. Die immanente Dimension ist die hier gegenwärtige, die in allem und jedem als Existenz, Bewusstsein, Licht und Tonschwingung anwesend ist. Es ist die Natur der Seele unserer Seele, die in uns als Tonschwingung anwesend ist. Es ist dies das OM, der Guru, das Licht.

Licht ist Ton, Ton ist Licht. Das ist höchste Wissenschaft, Spiritualität in direkter Erfahrung. Das Licht und der Ton, die Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen sind, sind sehr, sehr grob. Innerhalb dieses groben Tons schwingt ein äusserst subtiler Ton, der subtilste aller subtilen Töne.

Wie kann man diesen subtilsten aller Töne erreichen? - Man kann ihn durch den groben Ton erreichen. OM hat innige Beziehungen zum wirklichen Wesen Gottes und zu Gott selbst. Das langgezogene Singen des OM ist Atemkontrolle und Gedankenkontrolle; es erzeugt auch sofort einen gewissen Gemütsfrieden. Dieses OM ist der Gott aller Götter. Ohne OM hat kein Gott irgendeine Macht. Ohne OM hat kein Mantra Wirkung oder Leben, weil OM die Ursubstanz ist, aus der Gott besteht. Und in dieser Substanz ist eine unendliche Anzahl absoluter Werte enthalten: absolute Schönheit, absolute Glückseligkeit, absolutes Wohlergehen, absoluter Friede. Deshalb bestehen die Upanishaden stets auf der Meditation über OM.

Das eigentliche Wesen des OM ist transzendent: eine zeitlose, raumlose Stille, ein lautloser Laut, eine unhörbare, unsichtbare unberührbare, transzendente Stille.

Buddha erfährt es und nennt es Nirvana. Jemand anders erfährt es und nennt es Krishna oder Christus. Alle Namen beziehen sich auf dieselbe Wirklichkeit. Keine Religion, kein Yoga, keine Mystik, kein geistiger, mystischer oder philosophischer Weg kann etwas anderes erreichen als die Wahrheit. Aber um diese Wahrheit, den namenlosen, formlosen Gott zu erreichen, brauchen wir einen Gott mit Namen und Gestalt. OM, das unendliche Licht des unendlichen Bewusstseins, ist nicht ein totes, sondern ein lebendiges, allwissendes Licht. Und dieses allwissende Licht trägt in sich alle erdenklichen Kräfte und Fähigkeiten. Um diese transzendente, unhörbare, absolute Stille des OM zu erreichen, braucht man das immanente OM, das intonierbare, hörbare, fassbare, erfahrbare OM. Dieses erfahrbare OM ist der Weg zum nicht erfahrbaren, absolut vollkommenen OM, der subtilen Seele des OM.

Gibt es einen anderen Weg? - Nein! Die Upanishaden bezeichnen OM als Brahman, die absolute Wirklichkeit.

Zum Inhalt
Licht ist Erkenntnis, die Basis aller Erfahrung. Erkenntnis ist Vidya.

Was für eine Art von Erkenntnis ist Vidya? - Es ist Selbst-Erkenntnis, die Erkenntnis des eigenen Selbst. Das höchste Licht der höchsten göttlichen Wirklichkeit weiss, dass es das Licht der höchsten göttlichen Wirklichkeit ist. Es besitzt Selbstgewahrsein. Das höchste Bewusstsein erfährt sich selbst als das höchste Bewusstsein. Die Wahrheit erkennt sich selbst als Wahrheit. Wenn die Wahrheit sich selbst als Wahrheit erkennt, dann ist das Gott. Wenn Gott nicht weiss, dass Er die Wahrheit in sich trägt, wenn Er unwissend in bezug auf die Wahrheit in sich ist, dann ist Er Mensch. Wenn der Mensch Wahrheitserkenntnis hat, die Erkenntnis der höchsten göttlichen Wirklichkeit, dann wird er zu Gott, zum Guru, zum Licht, eins mit der höchsten Wahrheit.

Gott erfährt seine absolute Vollkommenheit. Der Mensch erfährt keine Vollkommenheit, weil er in der Finsternis der Unwissenheit anstatt im Licht der unendlichen Wahrheit lebt. Dem Menschen ist jedoch die Möglichkeit gegeben, dieses Licht des unendlichen Bewusstseins zu verwirklichen.

Analysiere Dich selbst und entdecke den Beobachter in Dir, den Beobachter Deiner Gedanken und Gefühle, den Beobachter all dessen, was in Dir und um Dich herum vorsichgeht. Wenn der Beobachter sich selbst beobachtet, ergibt sich daraus Selbsterkenntnis, Gotterkenntnis, und das ist Vidya. Die Wahrheit, die sich selbst als Wahrheit erfährt, ist Vidya. Die Freude, die diese Selbsterfahrung der Wahrheit begleitet, ist Ananda. Ananda ist seinem Wesen nach Parabrahman, die höchste Wirklichkeit, und Parabrahman ist Paramananda, die höchste Glückseligkeit. Wenn die Seele in uns erkennt, dass sie die höchste göttliche Wirklichkeit ist, wenn sie sich selbst als diese höchste göttliche Wirklichkeit erfährt, dann nennt man das Vidya. Vidya ist die Erfahrung der höchsten Wirklichkeit. Vidya ist die Erkenntnis des Selbst, ist Gotterkenntnis, Wahrheitserkenntnis.

Was ist das Wesen von Vidya? - Paramananda, Parajyoti - höchste Glückseligkeit, höchstes Licht. Vidya ist auch Paramashanti, höchster Friede und Paramapada, der höchste Zustand, der höchste Stand der göttlichen Wahrheit. Das also ist Vidyasvarupananda. Es ist das Wesen Mahalakshmis, das Wesen Parabrahmans, das Wesen Shivas, das Wesen Narayanas, das Wesen des Gurus.

Das Bewusstsein des Gurus verweilt beständig in diesem höchsten Sein, dieser höchsten Wahrheit oder Wirklichkeit. Das Bewusstsein des Gurus ist identisch mit dem höchsten Bewusstsein. Er beobachtet den Beobachter in sich selbst und wird mit dem Beobachter eins.

Im Tiefschlaf transzendiert man das Gemüt und erfährt zeitlosen Frieden und zeitlose Freude - wenn auch in unbewusster Dunkelheit. In gleicher Weise transzendiert der Guru das Gemüt und erfährt höchsten Frieden und höchste Freude, jedoch bewusst und in allen Zuständen.

Versuche in der Meditation den Beobachter zu beobachten, Deines Gewahrseins gewahr zu sein.

Sein ist Gewahrsein. Du bist - oder existierst - und weisst, dass Du bist. Sein oder Existenz ist Sat, das heisst, die höchste Wahrheit. Wenn Du diese Wahrheit erkennst, ist das Chit, Bewusstsein. Mahalakshmi ist dieses Bewusstsein des Sat, der höchsten Wirklichkeit. Bewusstsein ist Licht, es ist Gewahrsein, es ist Wissen, Erfahrung, ein Zustand höchster Erfahrung, ein vollkommener Zustand vollkommener Erfahrung.

Alle Gottheiten befinden sich in dieser höchsten Wahrheit, und der Guru ist identisch mit dieser höchsten Wahrheit, und deshalb kann man sehr wohl den Guru als Brahma, Vishnu und Maheshvara bezeichnen.

 Zum Inhalt

Der Sucher nach der Wahrheit - der Schüler

Wie der Raum reiche ich weiter als der Gedanke. Wie die Sonne bin ich verschieden von dem, was sie sichtbar macht. Wie ein Berg bin ich ewig unbeweglich. Wie der Ozean, so grenzenlos bin ich. Ich bin nicht mehr mit dem Körper verbunden als der Himmel mit der Wolke. Wie kann ich dann seinen Zuständen wie Wachen, Träumen und traumlosem Schlaf unterworfen sein?
Sri Shankaracharya

Du sagst, Du möchtest sofortige Erleuchtung, sofortige Gotterfahrung. Du richtest Deine Bitte an den Guru. Der Guru ist der Träger der kosmischen Liebe, der grenzenlosen Güte, und er hat nur eine einzige Mission im Leben, nämlich Gotterfahrung zu vermitteln, Weisheit an alle dafür qualifizierten Menschen zu verteilen.

Gotterfahrung wird möglich, wenn das Karma erschöpft ist. Karma ist ein Zustand der Sünde, ein Zustand, der eine bewusste Beziehung zu Gott unmöglich macht. Jedes Individuum hier auf Erden ist an das Karma gebunden. Jeder Mensch ist ein Ausdruck des Karmas, eine Marionette des Karmas, was bedeutet, dass er die Umstände, die Umgebung durch seine Sinnesorgane erfährt. In diesem Zusammenhang muss gesagt werden, dass auch die Vernunft, das Gemüt und das Herz als Sitz der Gefühle, Sinnesorgane sind. Du erfährst die Dich umgebende Welt durch die Sinnesorgane. All das ist Karma: Freude und Leid, Glück und Unglück, Lachen und Weinen. Du pendelst zwischen den Gegensätzen hin und her. Und nun verlangst Du vom Guru, dass er Dich sofort von diesem Karma befreit. - Das ist möglich! Du musst nur bereit sein, die Medizin zu schlucken, die Dir der Guru gibt. Für viele scheint dies jedoch zu viel verlangt zu sein.

Der Guru gibt Dir seine Weisheit, eine Methode, die er selbst praktiziert hat. Du erfährst Gott hier und jetzt, wenn Du Deine gegenwärtigen Umstände als von Gottes Hand geschaffen anerkennst, wenn Du mit ganzem Herzen, ganzer Seele und ohne den leisesten Zweifel alles, was Dir zustösst, als Gottes Gnade bejahst. Dann ist das Karma zu Ende, dann hast Du als endliches Wesen plötzlich die bewusste Erfahrung des Unendlichen.

Es macht nichts, wie die Umstände sind, wenn Du sie als Gottes Gnade betrachtest, wenn Du hier und jetzt die grenzenlose Liebe Gottes erfährst und Dich in Deinem Herzen über diese Umstände freust, weil sie von der Liebe Gottes gestaltet sind.

Vielleicht stirbst Du gerade an Atemnot; auch in diesem Zustand sagst Du: "O Gott, Du bist in der Form dieser Erfahrung in mein Leben gekommen; ich fühle nichts anderes als Dich, sehe nichts anderes als Dich: Du bist grenzenlose Liebe, und ich geniesse diese Liebe hier und jetzt. Du bist meine einzige Liebe, und ich wachse in dieser herrlichen, grenzenlosen, wunderbaren Liebe. Ich geniesse Deine Schönheit. Wenn ich meine Augen schliesse, sehe ich nur Dich. Du bist das Licht der Lichter, Du bist das Licht im Beobachter. Du bist der Beobachter des Beobachters in mir und auch in den anderen Menschen. Du bist das Licht in der Intelligenz; Du bist das Licht in der Seele und deshalb für mich sichtbar. Du bist unsterbliche und zeitlose Freude, zeit- und raumloser Friede; das erfahre ich im Tiefschlafzustand und ich kann es auch hier und jetzt erfahren, weil Du immer da bist, wo ich gerade bin."

Der Glaube des Gottliebenden ist grenzenlos und unerschütterlich in allen Umständen, auch in den schlimmsten. Und wenn er in königlichen und wunderbaren Umständen lebt, dann nimmt er nicht teil an den Freuden, an der Macht, an den Vorteilen, die diese Umstände ihm bieten können. Er befindet sich im gleichen inneren Zustand, in dem er auch in seinen schlechtesten Zeiten war. Er bleibt das gleiche Herz grenzenloser Freude und Liebe, unendlicher Schönheit und unvergänglichen Friedens. In so einem Zustand kann das Karma ihm nichts anhaben. Das Karma wird bedeutungslos.

Du hast dann zwar noch einen Körper, bist Mann oder Frau, doch das kümmert Dich nicht mehr; Du bist jenseits des Körpers, Du bist ein Licht im grenzenlosen Licht; Du bist ein Tropfen der wunderbaren, unsterblichen Liebe in einem Ozean der Liebe. Wenn Du immer in diesem Zustand verbleiben kannst, bist Du jenseits des Karmas. Die Planeten und die Qualen Deines Körpers haben dann keinen Einfluss mehr auf Dich; Du kannst nur noch darüber lachen, denn Du hast Gotterfahrung hier und jetzt, hast das Karma überwunden und befindest Dich in einem Zustand der Gnade; Du bringst zeitlose Freude und Stille zum Ausdruck. Erhalte Dich deshalb immer in einem Zustand absoluten Gottvertrauens, sei immer positiv!

Wenn Du sagst: "O Gott hilf mir, wenn Du existierst! Hilf mir, wenn Du kannst!", dann zweifelst Du von vorneherein, und wenn Gott Dir dann nicht hilft, dann schimpfst Du vielleicht noch über Ihn. Wenn Du aber ein wahrer Gottliebender bist, dann hast Du absolutes Vertrauen in Gott: Du zweifelst dann eher an Deinem eigenen Leben als an Gott! Du denkst dann, dass das Leben auf dieser Welt nur ein Traum ist, eine Illusion, hast aber grenzenloses Vertrauen und absoluten Glauben an die Wirklichkeit Gottes hier und jetzt. Nichts ist dann so wirklich für Dich wie Gott.

Was erfährst Du in Deinem jetzigen Zustand? - Du erfährst die Welt, die Dich umgibt, durch den Körper und seine Sinne, mit dem gewöhnlichen Menschenverstand; Du bist eingefangen in dieses Netz, das die Sinnesorgane gewoben haben, wie eine Fliege im Spinnennetz. Es ist sehr schwer, da herauszukommen. Aber wenn Du wirklich ans Göttliche glaubst, in der Liebe des Göttlichen bleibst und diese Liebe trotz aller Herausforderungen ausdrückst, wenn Du Dich selbst im Leiden freuen kannst und Gott dankst, auch wenn Du im Rachen des Löwen oder in den Händen des Todes bist, wenn Du dann noch sagen kannst: "Herr, ich bin in Deiner Gnade, Du bist bei mir, Du bist unendliche Liebe, ich erfahre Deine Liebe, Deine Freude; Du bist grenzenlose Stille. Du bist alles für mich!", dann werden sich plötzlich alle Quellen der unendlichen Weisheit von selbst in Dir öffnen, und der Guru freut sich, dass Du seine Medizin geschluckt hast, dass Du seine Methode richtig angewandt hast. Dann bist Du durch die Gnade des Gurus gerettet und hast plötzliche Erleuchtung, hier und jetzt.

 Zum Inhalt

Der Guru ist allbarmherzig

O Guru! Diese Herrschaft über die Erde und den Himmel erlangte ich durch Dein Erbarmen und Deine höchst geschätzte Gunst. Vor Dir, o Mahatma, verbeuge ich mich wieder und wieder.

O Guru! Du hast mich in Deinem grossen Erbarmen vom tiefen Schlaf der Unwissenheit erweckt und mich gerettet, der ich im traumgleichen Wald von Geburt, Alter und Tod umherirrte, täglich von vielerlei Beschwerden gequält und vom Tiger des Egoismus in Schrecken versetzt.

O Guru! Ich verbeuge mich vor Dir, der Du allein die Wahrheit bist, der Du den Strahlenglanz der Weisheit besitzt und in der Form des Universums leuchtest.

Der Wahrheitssucher meditiert innerlich über das Wesen des Gurus als die eine unendliche Wahrheit, auch wenn der Guru als Mensch unter Menschen neben ihm steht. Auch wenn der Guru in Person vor dem Schüler sitzt, und der Schüler ihm mit seinen eigenen Händen dient, meditiert er gleichzeitig innerlich über das wahre Wesen des Gurus.

Der Guru ist Parabrahman, die transzendente Wahrheit, die zeitlose Wirklichkeit, die von nichts, was im Kosmos geschieht, betroffen ist. Deshalb bleibt der Guru unberührt von dem, was seinem Körper zustösst, von allen Gedanken und Gefühlen, die er benutzt, von der Gesellschaft, in der er lebt, von Raum und Zeit, von Ursachen und Wirkungen. Er lebt in der zeitlosen Wirklichkeit, jenseits von Emotionen, jenseits von Gedanken, jenseits der Materie, jenseits von allem, was die Materie hervorbringt. Er ist im transzendenten Bewusstsein verwurzelt . Er ist in der Tat das transzendente Bewusstsein, die letzte Wirklichkeit.

Der Schüler oder Wahrheitssucher meditiert über den Guru als die letzte Wirklichkeit. Beständig entwickelt er innerlich Beziehungen zur höchsten göttlichen Natur des Gurus, der, während er in einem menschlichen Körper lebt, einen menschlichen Charakter hat und sich menschlichen Aktivitäten hingibt, all diese gleichzeitig transzendiert. Er ist fest in der zeitlosen Wirklichkeit gegründet, im raumlosen Sein, in der ewigen, unzerstörbaren, unbegrenzbaren Unendlichkeit an Frieden, Licht, Schönheit und Vollkommenheit, in der alldurchdringenden Essenz göttlicher Erkenntnis, dem unendlichen Geist. Als solcher lebt der Guru, und der Schüler meditiert über die wahre Natur des Gurus, auch wenn der Guru seinen physischen Augen als Mensch unter Menschen erscheint.

Auf diese Weise erhebt sich der Schüler, empfängt die Gnade des Gurus in Form zunehmender innerer göttlicher Erkenntnis. Er verfolgt den Pfad kompromisslos, ohne sich Zweifeln hinzugeben. Selbst nach zwanzig Jahren scheinbar fruchtloser Bemühungen fährt er mit seinen geistigen Übungen fort, mit seiner Suche nach der Wahrheit, mit seiner Meditation über die wahre Natur des Gurus. Er meditiert über Gott als die wahre Natur des Gurus, über Parabrahman, die höchste Wahrheit, welche die wirkliche Seele des Gurus ist.

Er verfolgt diesen Pfad unermüdlich, auch wenn sich absolut kein Fortschritt einzustellen scheint. Das Göttliche aber, das ihn beobachtet, ist von solcher Ausdauer und Hingabe berührt und beginnt nun seinerseits, den Sucher zu suchen.

Es ist wie mit der Mutter, die ihr kleines Kind in den Park mitgenommen hat und sich im Spiel hinter einem Baum versteckt. Das Kind sucht die Mutter, wird immer ängstlicher und hält überall nach der Mutter Ausschau, kann sie aber nicht finden, setzt sich traurig hin und beginnt vor Sehnsucht nach der Mutter zu weinen.

Jetzt kommt die Mutter hervor und sucht ihr Kind mit grosser Liebe, findet es, umarmt es und überschüttet es mit dem überwältigenden Ausdruck ihrer Zuneigung. In dem Moment, in dem das Kind seine angestrengte Suche nach der Mutter erschöpft aufgibt, beginnt die Mutter nach dem Kind zu suchen.

Auch wenn der Wahrheitssucher durch seine lange, erfolglose Suche müde geworden ist, so ist doch keine Anstrengung je verloren; denn nun beginnt Gott nach dem Sucher zu suchen.

Dies wissend, setzt der Sucher seine Bemühungen fort, ohne auf den Erfolg zu achten, ohne Angst zu haben. Er meditiert über das Göttliche, die zeitlose, ewig reine, ewig leuchtende Wahrheit.

Swami Omkarananda

 

 Zum Inhalt
Was ist das Divine Light Zentrum?

Das DLZ ist eine schweizerische, kulturelle, wissenschaftliche und geistige Organisation im Sinne von Art. 60 ff ZGB sowie Art. 9-11/14 EMRK, mit Sitz in Winterthur, Anton-Graff-Strasse 65.

Gegründet im Oktober 1966, Zahl der Mitglieder 7000, Freunde in fast allen Ländern der Erde, Zweigstellen in verschiedenen Staaten.

Veröffentlicht die Zeitschrift "Divine Light" seit 33 Jahren und "Gedanken zum Tag" seit 23 Jahren sowie andere periodisch erscheinende Schriften. Druckt und verteilt seine eigene, umfangreiche Literatur in 40 Sprachen. Diese umfasst philosophische, psychologische, wissenschaftliche, künstlerische, pädagogische und allgemein kulturelle Sachgebiete. Eine Bibliothek mit 25000 Bänden steht zur Verfügung, ferner kulturelle Studios sowie Archive mit Tausenden von Tonbändern und Manuskripten. Das DLZ hat seiner Organisation folgende Institute angeschlossen: Das DLZ-Forschungsinstitut für Wissenschaftssynthese, das Musikpädagogische Institut, eine Tanz-Akademie und ein Film-, Video- und Audio-Studio. Informationen über diese Institute sind auf gesonderten Informationsblättern vom DLZ beziehbar. Monatliche Zusammenkünfte mit öffentlichen Ansprachen.

Anregung, Trost und Zuspruch wird u.a. über automatische Telefondurchsage gegeben. Geistig Suchenden wie auch Unglücklichen werden persönliche Aussprachen ermöglicht. Geistige Führung und die Beantwortung fundamentaler Lebensfragen erfolgt auch über den Korrespondenzweg. Besondere Gebetsdienste für Kranke und Leidende.

Das DLZ ist ferner ein nicht auf Profitbasis aufgebautes, nicht sektiererisches, unpolitisches Ausbildungszentrum für Wahrheitssucher, ein Ort der Forschung für Gelehrte und ein Ort des Friedens und des Lichts für Menschen aus aller Welt, die um geistige Höherentwicklung bemüht sind. Es stellt sich Tausenden von Menschen zu persönlichen Beratungen zur Verfügung, veranstaltet regelmässig öffentliche Vorträge und gewährt, im Rahmen des Möglichen, freie Gastfreundschaft.

Alle Dienste sind völlig kostenlos, alle Mitarbeiter arbeiten ohne Entgelt. Mitglieder, die unter maximalem Zeiteinsatz ganztägig tätig sind, erhalten Unterkunft, Verpflegung und alles Lebensnotwendige frei.

 Zum Inhalt

Inhaltsverzeichnis Gedanken zum Tag DLM Startseite Freie Online Bücher Bildergalerie Audio Video Links

WWW-Edition 1999