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ZWEIMONATLICH

Jahr 45

OFFIZIELLES ORGAN DES
DIVINE LIGHT ZENTRUMS
8400 WINTERTHUR SCHWEIZ


Aktuelle Ausgabe

September/Oktober 2011

 

 

INHALT

Sri Swami Omkarananda

Methoden zur Gotterfahrung

Der Tiefschlaf

Das Eine ohne ein Zweites

Der Pfad der göttlichen Erkenntnis

Der Erfahrende

Das Selbst

Rastend ist es und doch rastlos, ferne ist es und doch so nah!

In allem ist es inwendig, und doch außerhalb von allem da.

Doch wer alle Wesen wiedererkennt im eignen Selbst,

sein eigen Selbst in allem, was da lebt, der ängstigt sich vor keinem mehr.

Isha-Upanishad

 

 

Texte aus Ansprachen und Gesprächen 

Der Zustand, in dem das Gemüt frei von seiner charakteristischen Gedankenaktivität ist, und in dem es nur die Erfahrung von Frieden gibt, ist als "wacher Tiefschlaf" oder "Schlaf im Wachzustand" bekannt. Wenn dieser wache Tiefschlaf zur Reife kommt, ist es der "Vierte Zustand" oder "Turiya". Fest in diesem Zustand verankert, sieht der Weise das Universum, als ob es ein kosmisches Spielfeld wäre und das Leben darin ein kosmischer Tanz.

Der Zustand jenseits davon kann mit Worten nicht beschrieben werden. Es ist das, was jenseits des Vierten liegt - Turiyatita ...

Yoga Vasishtha

 

Methoden zur Gotterfahrung 

Gast:

Was sind die praktischen Methoden, mit deren Hilfe wir einen intensiveren Kontakt zu Gott herstellen können?

Swami:

Es gibt viele Methoden, mit denen wir unsere innige Beziehung zu Gott verbessern können.

Die wichtigste unter ihnen besteht darin, dass wir ohne Unterbrechung der Gegenwart Gottes in unserem Leben gewahr sind. Diese Methode nennen wir die "Übung der Gegenwart Gottes".

Eine ähnliche Methode wird in der Bibel erwähnt; es ist die "Übung des unaufhörlichen Gebets".

Ein Teil unseres Hintergrundbewusstseins kann immer im Gebet verharren. Dieses Gebet kann die Form eines ständigen Denkens an das wirkliche Wesen Gottes annehmen.

Wieder eine andere Methode ist das Dienen im Namen Gottes, Dienen um Gottes willen. Diene den Menschen um dich herum mit dem Wissen, dass Gottes Gegenwart in ihnen ist; übergebe all dein Dienen und deine Arbeit dem allgegenwärtigen Gott, der auch in jedem von ihnen ist.

Und es gibt noch eine andere Methode: Entwickle alle deine Fähigkeiten im Namen Gottes, und zwar im Hinblick auf dein geistiges Wachstum.

Schließlich gibt es noch die Meditation. Wir können versuchen, unser Gemüt zu Ruhe und Schweigen zu erziehen, das Wesen des Gemüts immer mehr verstehen zu lernen und seine niederen Tendenzen zu eliminieren. Zudem können wir uns bemühen, die Fähigkeit, uns selbst zu beobachten zu entwickeln, von den äußeren Erfahrungen Abstand zu nehmen wie auch von den subjektiven Wahrnehmungen in uns. Wir müssen daran arbeiten, uns von allem, was sich in unserem Gemüt abspielt, zu distanzieren, und das höhere Selbstgewahr-sein anstreben.

Diese Disziplin muss über Monate und Jahre geübt werden, solange bis das innere beobachtende Bewusstsein von den Einschränkungen des Körperbewusstseins und dem Druck des Gemüts befreit ist.

Das Ergebnis dieser Disziplin ist schließlich und endlich das Aufleuchten des zeitlosen, raumlosen Bewusstseins der höchsten Gottheit.

Disziplinen wie die Meditation und die Innenschau sind Erkenntnisdisziplinen, Disziplinen innerer Erkenntnis.

Unter den äußeren Disziplinen ist die wertvollste jene, die ständig versucht, gewöhnliche Gedanken und Gefühle durch höhere, erhebende Gedanken und Gefühle zu ersetzen. Wir müssen die Fähigkeit entwickeln, zwischen dem, was wertvoll ist und dem Wertlosen zu unterscheiden, zwischen dem, was wahr und dauerhaft ist und dem, was unwirklich und wechselhaft ist. Wir müssen auch eine aus ganzem Herzen kommende, einhellige innere Konzentration auf Gott entwickeln und schließlich fähig werden, uns Gott in vollem Vertrauen auf seine fürsorgliche Liebe ganz auszuliefern.

Das sind einige Disziplinen von vielen.

 

Gast:

Ist unser Leben in dieser Welt eine Art von fortgesetzter Belohnung und Bestrafung?

Swami:

Das Leben auf diesem Planeten ist keine Bestrafung. Es ist vielmehr eine Herausforderung, eine Gelegenheit zu wachsen und sich zu entwickeln. Auf keinen Fall kann man es als Bestrafung abtun. Es ist ein Umstand der Evolution, der Entwicklung der in uns angelegten Fähigkeiten.

Göttliche Kräfte und Gottbewusstsein wohnen in uns. Wir sind gesegnet; unser Wert ist endlos, unsere Würde absolut. Das Leben ist ein Umstand, in dem wir gegen alle Widerstände kämpfen, die sich unserem Frieden und Glück entgegensetzen; es ist ein Umstand, in dem wir versuchen, Meisterschaft über die Bedingungen des Lebens zu erlangen, indem wir die Kräfte des Gemüts und Willens, des Geistes in uns entwickeln und zum Ausdruck bringen.

Das Leben gibt uns eine Menge Erfahrungen und macht uns damit auf die dem Leben innewohnenden Begrenzungen aufmerksam. Wenn wir uns der Begrenzungen und Mängel dieses Lebens sehr klar und stark bewusst werden, wird damit auch unser Bestreben, diese Begrenzungen zu überwinden, an Kraft und Entschlossenheit zunehmen. Erst dann werden wir die Stärke haben und die nötigen Fähigkeiten entwickeln, um unsere schweren Begrenzungen zu sprengen.

Um dieses Unterfangen erfolgreich zu gestalten, müssen wir uns bewusst mit den stets zur Verfügung stehenden Kräften Gottes in Verbindung setzen.

Wir dürfen nicht -vergessen, dass es nur ein unendliches göttliches Bewusstsein gibt, das überall anwesend ist und alles durchdringt. Dieses Bewusstsein ist allwissend, allschöpferisch und höchst sensitiv. Es ist in Ihnen, es ist in mir, es ist überall. Es war vor Millionen Jahren schon da; es wird immer noch da sein, auch wenn diese Welt längst verschwunden ist.

Im Leben, das vor uns liegt, wird uns die Gnade Gottes neue und höhere Erfahrungen schenken, bis unser ganzes inneres Wesen ein Punkt und ein Zentrum von Gottes Wissen und Liebe geworden ist. Unsere Erfahrungen werden sich in immer höheren Formen ausdrücken. Es gibt etwas in allen, das mich durch und durch kennt, und das ich wiederum voll und ganz kenne. Es ist eine göttliche Liebe in uns, die uns alle verbindet. Wir sind keine Fremden untereinander; es gibt ein Prinzip, das allvollkommen ist, das wirklich und wesentlich unser Herz und Sein ist.

Im inneren Gesetz unseres Seins sind wir alle eins, unzertrennlich eins, organisch eins, strukturell eins. Ein Tag wird kommen, an dem wir durch die Gnade Gottes in jenen mystischen Zustand eintreten, in dem wir die Wahrheit erkennen und somit erfahren, dass wir im inneren Gesetz unseres Seins alle eins sind.

Auf dieser Grundlage, auf dem Felsen der Wahrheit, werden alle unsere Erfahrungen erst möglich.

 

Gast:

Wenn wir für eine andere Person beten, ist es dann richtig, dass wir uns auf die göttliche Gegenwart in ihr konzentrieren?

Swami:

Richtig! - Lasst uns jedoch den inneren Zustand verstehen, den wir im Gebet einnehmen sollen.

Wir wissen schon, dass überall um uns herum die unendliche Freude und das Bewusstsein Gottes pulsiert; jedes Fleck-chen Raum ist vollgepackt mit den unendlichen Kräften, der Gnade, der Liebe und dem Licht des Göttlichen.

Ziegel und Steine sind Ziegel und Steine nur für die physischen Sinne, nicht aber für das göttliche Bewusstsein. Für das göttliche Bewusstsein sind sie durchlässig, und sie sind voller unendlicher Freude, Kraft, Vollkommenheit, Bewusstsein. Aus jedem Ding kann ein Buddha erstehen, ein Christus, kann Brot oder Wasser geschaffen werden. Überall in uns und um uns herum ist unendliche göttliche Vollkommenheit - Freude, Gnade, Licht und Liebe.

Wenn wir diese Wahrheit nicht in unserer Erfahrung finden, dann liegt das an der in uns herrschenden Unwissenheit und den Begrenzungen, in denen wir gefangen sind; es liegt ferner an unserer engen egoistischen Persönlichkeit, die alle Attribute der Unendlichkeit und Unsterblichkeit abgelegt und sich dem Leiden und dem Tod ausgeliefert hat. Wir verleugnen die unbedingte Liebe und lassen uns von kleinlicher, egoistischer Liebe gefangen nehmen, einer Liebe, die leicht in Hass umschlagen kann. Der Weg zurück besteht darin, dass wir unsere kleine, enge Persönlichkeit universal machen, unsere kleine Liebe zu unendlicher göttlicher Liebe ausweiten, unser begrenztes Wissen in Allwissenheit münden lassen.

Da wir uns in dieser Situation befinden, was wird von uns dann erwartet, wenn wir beten? - Im Gebet sollen wir alle unsere Begrenzungen vergessen, unseren Körper vergessen, unsere Umgebung vergessen und uns in das Bewusstsein des Göttlichen vertiefen, mit dem Göttlichen kommunizieren, der unendlichen Vollkommenheit und Freude gewahr sein. Und lassen wir nicht zu, dass Gedanken an den Körper oder die Umgebung unsere Vertiefung in die Gegenwart des Göttlichen stören. Alles in unserem Herzen soll die allsehende, allbarmherzige, allheilende unendliche Gottheit anerkennen, erkennen, erfahren und Ihr danken.

Gebet ist also ein wunderbares Mittel, um die herrschende Unwissenheit aufzulösen und uns in eine Form der Erkenntnis zu transportieren, in der wir Gott überall grüßen, treffen und erfahren.

Im tiefen Gebet sind wir uns unser selbst nicht mehr bewusst: wir nehmen nur noch Gott wahr - Gottes unmittelbare Kraft und Gegenwart.

Und wenn wir unseren Blick in tiefem Gebet auf jenen richten, für den wir beten, werden wir in ihm nichts anderes erblicken als das gleiche unendliche göttliche Bewusstsein, das wir in uns selbst wahrnehmen: ein allvollkommenes, -allmächtiges, todloses, absolut heiles Bewusstsein.

Dieser im Gebet erreichte Zustand Ihres inneren Wesens ist sehr machtvoll; er entlässt unsichtbare Kräfte, heilende, harmonisierende Kräfte. In tiefem Gebet berühren Sie das Göttliche in der Person, für die Sie beten. Schließlich ist der allmächtige, allgegenwärtige Gott der Heiler, der Lebensspender und der Lebenserhalter, denn letztlich ist der Schöpfer des Lebens auch dessen Erhalter. Wenn wir Ihn berühren, haben wir alles berührt. Wenn wir Ihm in bewusster Erfahrung begegnen, werden wir unbegrenzten Frieden erfahren, unendliche Freude, Vollkommenheit, Gesundheit, Gnade und endloses Leben.

 

Gast:

Hat der Vollmond einen Einfluss auf uns Menschen?

Swami:

Ja! - Jedes Blatt, das vom Baum fällt, übt einen Einfluss auf den ganzen Kosmos aus. Das ist eine wissenschaftliche Tatsache. Erst recht haben spirituelle Ereignisse, wo immer sie geschehen, einen großen und tiefen Einfluss auf alles im Universum.

Jeden Augenblick ist Vollmond - der Vollmond der göttlichen Gegenwart. Jede Minute, jede Sekunde und in jedem Teil der Welt ist das strahlende Sein Gottes zugegen, ohne das es keinen Atem gäbe, keine Bewegung, keine Welt. Wir würden weder etwas verstehen noch erfahren.

Jeder Ort der Erde ist genauso heilig wie der heiligste Altar im heiligsten und ältesten Tempel der Welt. Für wen ist das so? - Es ist so für ein Herz der Liebe, für einen Menschen, der für die Wahrheit empfänglich ist, für ein Individuum, das von der Gnade Gottes berührt ist. Es ist so für jemanden, der Augen hat - Augen der Weisheit, Augen des göttlichen Bewusstseins. Für ihn ist Gott immer sichtbar, zu jeder Zeit und an jedem Ort.

Es gab die unsterblichen und unvergänglichen Großen des Geistes, die diese Wahrheit erfahren haben. Diese großen Lichter Gottes beeinflussen weiterhin das Leben ihrer Anhänger und der anderen Menschen.

Astronomisch, und auch vom Standpunkt der spirituellen Welt und Erfahrung aus gesehen, sind bestimmte Tage extrem günstig für geistige Erfahrungen und den geistigen Fortschritt. In der Tat ist jeder Neumond- und Vollmondtag günstig für die geistige Entwicklung. Doch für labile, geistig schwache oder kranke Leute sind die negativen Auswirkungen dieser Tage nicht zu übersehen.

Es ist eine spirituelle Tatsache, dass der Tag des Vollmonds im Monat Mai ein Tag besonderer geistiger Gnade ist. Natürlich ist dieser Tag bedeutungslos für jene, die geistig abgestumpft sind. Dieser spezielle Tag ist besonders günstig für den geistigen Fortschritt und das Erlangen der Erleuchtung; und wenn Buddha für einige Menschen sichtbar werden soll, dann müssen diese Leute geistig schon sehr hochstehend und entwickelt sein; sie müssen speziell für die Ausstrahlung des Buddha empfänglich sein. Jene, die den Wert und die Bedeutung dieses besonderen Tages kennen, genügend fortgeschritten sind und wahres Erbarmen besitzen - ein Erbarmen, dessen unbegrenzter Ausdruck in Buddha verkörpert war -, solche Leute haben an diesem Tag eine besondere Erfahrung oder es erscheint ihnen sogar Buddha selbst.

 

Gast:

Ein Heiliger mit einem reinen Herzen steht über dem Leiden und dem körperlichen Schmerz. Wie war das mit Jesus am Kreuz?

Swami:

Es ist wahr, dass jene, die aufgrund der großen Reinheit ihres Herzens in tiefer Gotterfahrung leben, über Schmerz und sinnlichem Genuss stehen. Sie haben das Leiden und die Schmerzen überwunden und befinden sich jenseits davon.

Was macht ein schmerzgeplagter Mensch im Tiefschlaf? - Auch er spürt keine Schmerzen solange er schläft. Er weiß nicht, dass er krank ist und Schmerzen in seinem Bein hat.

Genauso verhält es sich mit einer Person, die bewusst in einem kontemplativen Zustand göttlicher Erfahrung lebt: sie transzendiert die körperlichen Zustände wie Schmerz, Leiden, sinnliche Empfindungen ganz allgemein - überhaupt das gesamte Körperbewusstsein, das Empfinden, ein Körper zu sein.

Jesus ist ein einmaliger Fall. Man kann ihn nicht mit irgendeinem Heiligen vergleichen. Jesus Christus kam, um eine besondere, ganz bestimmte Aufgabe auszuführen. Er musste gleichzeitig menschlich und göttlich sein. Er musste der Menschheit eine Botschaft überbringen und eine Doppelrolle spielen: die ideale menschliche und göttliche Rolle des wahren Gottessohns, der eins ist mit Gott, dem Höchsten Vater.

Man kann im Herzen die Erfahrung Gottes aufrechterhalten und doch innerhalb der Begrenzungen des menschlichen Zustands seine Geschäfte hier in der Welt entsprechend den Regeln der Gesellschaft erledigen. Doch auch ein Mensch mit einem reinen Herzen kann unter Umständen Schmerzen erleiden. Wenn er das vermeiden will, muss er sich völlig in seine Liebe zum Göttlichen vertiefen, so tief, dass er keinen Sinn mehr für Zeit und Raum hat, dass er das Gewahrsein seines Körpers völlig verliert - in dieser Verfassung steht er natürlicherweise über Schmerz und Leid.

In einem ähnlichen Zustand, einem göttlicheren Zustand, befand sich Jesus Christus und stand somit über dem körperlichen Schmerz. Bleibt Er aber nicht in diesem hohen Zustand, weil Er eine menschliche Rolle zu spielen hat, weil Er der Menschheit ein Beispiel vorzuleben hat, als Prophet, als Sohn Gottes, als Schöpfer einer neuen Religion, dann nimmt Er einen Charakter an, der rein äußerlich, dem Anschein nach, mit dem menschlichen Charakter vergleichbar ist. Dieser Umstand beeinflusst jedoch sein göttliches Wesen und seine göttliche Kraft nicht in negativer Weise. Seine menschliche Erfahrung widerspricht seinem göttlichen Wesen nicht, greift seinen inneren Status als Sohn Gottes nicht an. Diese menschliche Seite der Erfahrung kann eine zeitweise sein, etwas Überflüssiges, etwas Scheinbares, etwas, das plötzlich wieder verschwindet.

 

Gast:

Wie kann man die Grenzen zwischen weißer und schwarzer Magie abstecken? 

Swami:

Alles, was schlechte Ergebnisse erzeugt, was schlecht in Absicht und Ausführung ist, ist schwarzer Bereich.

Wunder geschehen durch Gnade. Das ist weiße Magie. Warum weiße Magie? - Weil es sich dabei um etwas handelt, das menschliche Fähigkeiten und Möglichkeiten übersteigt.

Hier wirkt die Gnade und die Liebe, und diese Art von Magie ist freudespendend, erhebend, befreiend, reinigend, erleuchtend, vergöttlichend.

Schwarze Magie ist ein durch falsche Motive erzeugter Missbrauch von Kräften; sie verdammt und bestraft sich selbst.

Leute, die sich dieser schwarzen Kunst verschrieben haben, setzen sich gewaltigen Gefahren, Schwierigkeiten und gefährlichen Folgen aus. Sie wissen nicht, was sie da tun. Sie sind blind, doch ihre dunklen Kräfte üben keinen Einfluss auf jene aus, die ein reines Herz haben oder von der Gnade Gottes erwählt sind, die rein und voller Liebe sind, die in ihrem Herzen einen lebendigen, dynamischen Sinn für die Gegenwart, den Schutz und die Gnade des Göttlichen haben.

Wenn wir tief in der einen Kraft Gottes verwurzelt sind, die überall ist, die allmächtig, allliebend, allhörend ist und auf alles Antwort gibt, dann kann -keine schwarze Magie uns etwas anhaben. Schwarze Magie kann uns nur dann angreifen, wenn noch eigene Schwächen in uns fortbestehen.

 

Gast:

Mein kleines Ich wird von meinem großen Ich wahrgenommen; und jedes Objekt somit von beiden.

Swami:

Das "kleine Ich" ist das empirische Ich, das psychologische Ich, das körperliche Ich usw.

Das große Ich ist die alles beobachtende Gottheit. Sie steht hinter dem kleinen Ich aller. Es ist der Verstand, der uns sagt, ob wir in den Dingen der Welt richtig liegen. Das große Ich steht als das beobachtende Prinzip verborgen im Hintergrund.

All die Bilder und Szenen unseres Lebens sind unauslöschlich, so wie auch die Bilder und Szenen aus den Leben aller unauslöschlich im Geist des Göttlichen - im Geist des großen Ichs - enthalten sind.

Diese Bilder oder Eindrücke sind notwendig für unsere Zukunft, deshalb werden sie aufbewahrt.

 

Gast:

Wie ist die Aussage zu verstehen: "Gott ist Bewusstsein - Bewusstsein ist Gott"?

Swami:

Sobald wir "Bewusstsein" sagen, werden Intellekt und Vernunft mit etwas konfrontiert, das "empirisches Bewusstsein" genannt wird. Doch Gott ist nicht empirisches Bewusstsein.

Sie sind hier und Sie sind ganz bewusst; wessen sind Sie sich bewusst? - Sie sind sich der Flasche Wasser, die auf dem Tisch steht, bewusst; Sie sind sich bewusst, dass Sie auf einem Stuhl sitzen und Ihre Ellbogen auf dem Tisch ruhen. - "Das ist Bewusstsein", sagen Sie.

Ist Glück ein Charakteristikum dieser Art von Bewusstsein? Oder Frieden? Und ist diese Art von Bewusstsein unbegrenzt, leuchtend und allvollkommen? - Ich denke, nein!

Wenn wir sagen, dass Gott Bewusstsein ist, beziehen wir uns nicht auf die Wahrnehmung der Flasche oder des Tischs oder der Leute, die hier auf und ab gehen.

Mit Bewusstsein meinen wir das, was dieses empirische Bewusstsein transzendiert, das absolute Bewusstsein. Gott ist absolute Intelligenz, absolutes Bewusstsein, absolutes Gewahrsein. Das menschliche Gewahr-sein ist begrenzt; es kann nur unter ganz bestimmten Bedingungen arbeiten.

 

Gast:

Das Selbst, in dem ich im Tiefschlaf ruhe, ist das Selbst in jedermann. Es ist ein und dasselbe ohne ein Zweites.

Swami:

Ja, es ist das gleiche Selbst. Es gibt nur ein wahres Selbst, und dieses ist in allen. - Unter "Selbst" können wir aber auch eine Persönlichkeit verstehen, nämlich die Totalität von Gemüt, Körper und Willen. Doch das eigentliche, wirkliche, wahre Selbst ist die göttliche Wirklichkeit in uns, das "Bildnis Gottes" in uns, wie die Bibel es nennt: Dieses Selbst ist das höhere Selbst.

Wir können jedoch nicht sagen, dass der Zustand, in dem verschiedene Leute sich im Tiefschlaf befinden, identisch sei. Natürlich ist das göttliche Selbst in mir und in allen anderen im Tiefschlaf das gleiche. Doch kann mit dem "Selbst" in Ihrer Frage auch das individuelle Selbst gemeint sein, insofern es nur die Totalität des eigenen Gemüts, Körpers und Willens repräsentiert, nicht aber die Totalität eines anderen Individuums oder aller anderen Individuen. Diese individuell unterschiedliche Totalität kann aber nicht allein aus sich selbst existieren, sie baut sich auf der Grundlage einer anderen Wirklichkeit auf, eines absoluten Selbst, welches das Dasein des relativen Selbst erst ermöglicht. Dieses höchste, letzte oder absolute Selbst ist nicht konditioniert wie das -empirische Selbst. Es ist das göttliche Selbst, das eine absolute Individualität besitzt, eine absolute Persönlichkeit. Im Gegensatz dazu ist unser normales kleines Selbst durch viele Faktoren begrenzt.

"Selbst" steht trotzdem für beide - das kleine und das höhere Selbst -, weil beide die -Erhaltensgrundlage für -etwas sind.

Um das kleine Selbst gruppieren sich Gedanken, Gefühle, Reaktionen, während im göttlichen Selbst nichts dergleichen zu finden ist: keine Begrenzungen irgendwelcher Art. Es ist unbegrenzt. Deshalb spricht Aurobindo von einem "supramentalen Yoga" und so weiter. Aber es ist nicht dienlich, neue Begriffe wie diesen einzuführen, denn sie stiften nur noch mehr Verwirrung. Tatsache ist, dass wir hier von einem höheren und einem niederen Selbst sprechen: das eine ist unwirklich, das andere wirklich.

Gemessen an seiner Wirklichkeit, gibt es nur ein einziges Selbst - das wahre, ewige, göttliche Selbst.

Das psychologische Selbst, das Ego, die individuelle Persönlichkeit, das "Ich" und "mein" sagt oder: "Das habe ich getan! Das gehört mir!", ist das körperliche Selbst, das empirische Selbst, das mentale Selbst. Hinter diesem Komplex der Persönlichkeit, der psychologisch mit dem einfachen Wort "Selbst" benannt wird, gibt es noch ein anderes Selbst, den Seher, den Erfahrenden oder Beobachter des empirischen Selbst. Dieses Selbst ist größer und anders als das kleine empirische Selbst mit seinen Begrenzungen. Es ist unbegrenzt, es ist die Wahrheit, es ist das Bildnis Gottes, das Unendliche. Es ist Glückseligkeit, Friede, Freiheit; im Gegensatz dazu ist das empirische Selbst voller Spannungen und hat endlos Probleme.

Wohin verschwindet dann das Gemüt im Tiefschlafzustand? - Das Gemüt zieht sich im Tiefschlaf zeitweise ins höhere Selbst zurück.

Verfolgen wir einen Gedanken zurück zu seiner ursprünglichen Quelle, dann gelangen wir zu dem Einen in allen, dem Wahrnehmenden, dem Beobachter.

Wir können jeden beliebigen Pfad gehen, aber letztlich, wenn wir immer weiter vorwärts gehen, immer weiter und weiter, stoßen wir auf das gleiche Eine, und das ist das göttliche Selbst, das Ich, der Wahrnehmende.

Unsere ganze spirituelle Praxis ist auf die Erfahrung oder Verwirklichung dieses höheren Selbst, des göttlichen Selbst, des Ich, des Wahrnehmenden gerichtet.

Alles, was wir jetzt tun, ist wertloses Zeug: essen, trinken, schlafen, Geschäfte machen.

Ob wir ein Taxi fahren oder eine Firma leiten - beides ist das Gleiche. Ob wir einen Hund schlagen oder einen General - für das absolute, unveränderliche innere Licht ist beides das Gleiche. Warum? - Alle diese Handlungen liegen im Bereich der Oberflächlichkeit, der Unwesentlichkeit, des Nicht-Essentiellen: Sie haben keine Bedeutung für das innere Licht und werden deshalb als Illusionen zurückgewiesen, als zeitweise Erscheinungen erkannt, als bloße Phänomene.

Im Gegensatz zu diesen Phänomenen steht etwas, das wir das unvergängliche, ewige Unendliche nennen.

Der ganze Zweck aller geistigen Übungen ist es also, von den Aktivitäten des phänomenalen Bereichs Abstand zu nehmen und als der Seher zu existieren, als Erkennender - lediglich das innere göttliche Selbst zu sein, das alles ist.

 

Gast:

Sie sagten einmal, die Lebens- und die Traumerfahrung sind fast identisch - ist das so? Und wenn, in welchem Sinn?

Swami:

Was tun wir den ganzen Tag lang? - Wir gehen durch eine Anzahl von Aktivitäten, eine Serie von Erfahrungen hindurch - und was geschieht im Traum? - Die gleiche Serie von Aktivitäten! Es besteht eine Ähnlichkeit. Nicht im Sinne einer Gleichheit der gesehenen Bilder und erlebten Muster, aber eine Ähnlichkeit insofern, als die täglichen Erfahrungen des Wachzustands vorübergehend und im Traum und im Tiefschlaf abwesend sind.

Die Traumerfahrungen ihrerseits sind im Wachzustand und im Tiefschlaf abwesend. In diesem Sinn besteht eine Ähnlichkeit zwischen Traum- und Wachzustand - aufgrund ihrer Kürze und Unwirklichkeit. Vom Wachzustand aus gesehen, ist der Traum unwirklich. Im Traumzustand ist die Welt des Wachzustands nicht erfahrbar. Und im Tiefschlaf fehlen beide.

Was bleibt und unverändert durch alle drei Zustände als deren Grundlage hindurchgeht, ist das Sein - die ewige Existenz des göttlichen Bewusstseins - das höhere oder göttliche Selbst.

 

Gast:

Aber für uns sind die körperlichen Erfahrungen real! Wieso sollen sie unwirklich sein?

Swami:

Die Erfahrung der Wirklichkeit ist gegeben, wenn man sagen kann: Die Tasse Kaffee steht vor mir und ist immer und ohne Unterbrechung da. Wenn jemand die Tasse wegnimmt, kann man dann immer noch sagen, dass die Tasse Kaffee dasteht ? - Nein, sie ist nicht mehr da - vielleicht irgendwohin verschwunden; jedenfalls ist sie nicht mehr in meinem augenblicklichen Erfahrungsbereich.

Wo ist im Tiefschlaf die Welt des Wachzustands? - Wir wissen im Schlaf nicht einmal, dass es eine Welt gibt!

Angenommen, Sie träumen, dass Sie als Frau im afrikanischen Dschungel leben. Wenn ich Sie später frage, ob Sie eine afrikanische Frau sind, dann werden Sie die Frage mit "nein" beantworten.

Die Welt des Wachzustands ist im Traum abwesend, und die Traumwelt im Wachzustand.

Was wahr ist, muss immer wahr sein, nicht einmal Illusion und ein anderes Mal erfahrene Wirklichkeit. Was wahr ist, ist unveränderlich und ewig.

Sind unsere körperlichen Erfahrungen unveränderlich und ewig? - Nein! Sie kommen und gehen, und wir wechseln von einem Zustand in den anderen.

Nur der Erfahrende, der Beobachter, bleibt immer derselbe - das göttliche Selbst.

 

Der Tiefschlaf

Gast:

Tiefschlafzustand - ich bin nicht in der Lage zu sagen, ob im Tiefschlaf wirklich Frieden, Glück, Stille, Furchtlosigkeit, Einheit herrschen. 

Swami:

Diese Aussage über den Tiefschlaf muss als bedingte Feststellung verstanden werden, das heißt, es handelt sich um einen Zustand, auf dessen Eigenschaften wir aufgrund der Abwesenheit des empirischen Selbst, der begrenzten Persönlichkeit, schließen. Sobald das empirische, menschliche Bewusstsein in Funktion tritt, ist auch die Angst da. Vielleicht überrascht uns ein Erdbeben oder wir werden von einer anderen Gefahr bedroht. Irgendeine Form von Angst, unbewusster oder akuter Angst, ist immer da.

Im Schlaf ist das empirische, das menschliche Bewusstsein außer Kraft gesetzt. Deshalb hat der Schlafende keine Angst. Es wäre eine ganz andere Frage, wenn jemand, um frei von Angst zu sein, sein ganzes Leben schlafen wollte, um als Folge daraus Frieden und Glück zu erlangen. Niemand muss mir aufs Wort glauben, dass der Tiefschlaf ein Glückszustand ist, ein Zustand des Friedens und der Furchtlosigkeit. Jeder kann selbst mit Vernunftgründen und eigener Analyse daraufkommen.

Wenn jemand sagen wollte, es wäre total unlogisch, den Tiefschlaf als furchtlosen Zustand zu bezeichnen, weil es aufgrund der Unbewusstheit des Zustands keinen Beweis dafür gibt, wie könnte man aber je das Gegenteil behaupten, nämlich dass ein Zustand völliger Unbewusstheit von Furcht erfüllt sei? - Wo keine Furcht ist, muss Furchtlosigkeit sein; wo keine Unruhe herrscht, muss Ruhe sein; wo weder Unglück noch Verzweiflung Zugang haben, muss Glück sein. Es ist, wie gesagt, eine Schlussfolgerung, weil wir über diesen Zustand aufgrund unserer Unbewusstheit nichts aussagen können.

Angenommen, Sie schlafen, und ich komme in Ihr Zimmer. Ich sehe eine große Schlange auf Ihrer Brust liegen. Weil ich Sie kenne, weiß ich, dass Sie furchtbare Angst vor Schlangen haben. Weil Sie aber schlafen, bemerken Sie die Schlange nicht und haben infolgedessen auch keine Angst vor ihr.

Tiefschlaf ist -von Angstlosigkeit, Frieden, Glück und so weiter charakterisiert. Das ist wahr, aber diese Feststellung kann, wie gesagt, nur bedingt gemacht werden, nicht absolut. Ich verwende sie nur als Analogie, um zu zeigen, dass ein Mensch im göttlichen Bewusstsein keine Angst kennt.

Der ins göttliche Bewusstsein vertiefte Mensch befindet sich im gleichen Zustand wie der Mensch im Tiefschlaf, jedoch mit einem entscheidenden Unterschied: nämlich, dass er völlig wach und bewusst ist. Da er völlig ins Gottbewusstsein eingetaucht ist, ist sein empirisches Selbst abwesend, wenn nicht völlig verschwunden, und wenn in diesem Zustand - wie beim Schlafenden - eine gefährliche Schlange über ihn kriecht, nimmt er keine Kenntnis davon oder bemerkt gar nichts. Er ist also frei von Furcht - was mehr?

Der Mensch der Gottes-erkenntnis hat keine Angst, selbst wenn er bemerkt, wie die Schlange über seinen Körper kriecht.

Für ihn ist diese Schlange nur ein Schatten ohne Macht und die Kraft, ihn zu verletzen.

Er ist völlig bewusst und doch absolut furchtlos, nicht wie der Schlafende, der einfach von nichts weiß und deshalb unbewusst Furchtlosigkeit, Frieden und Glück erfährt.

 

Gast:

Ich kann das immer noch nicht verstehen! - Wenn der Tiefschlaf ein unbewusster Zustand ist, wie ist es dann möglich, dass darin Glück erfahren wird? 

Swami:

Ich möchte hier Ihre Aufmerksamkeit auf die Argumente lenken, die in Ihrer eigenen Feststellung enthalten sind:

Was geschieht? - Sie schlafen tief. Sie stehen auf und sagen: "Ich habe nichts wahrgenommen. Ich weiß nicht, was im Schlaf geschehen ist." Dieselbe Person, die das jetzt sagt, macht auch andere Feststellungen wie: "Ich habe gut geschlafen." Und ein guter Schlaf ist ein glücklicher Schlaf, wenn nicht, ist es auch kein guter Schlaf. Wer sagt nun, dass er gut geschlafen hat? - Jemand in Ihnen sagt Ihnen, dass Sie gut geschlafen haben! Sie sagen: "Ich habe geschlafen; es war ein tiefer Schlaf, es war ein guter Schlaf, aber ich habe nichts wahrgenommen."

Die Frage ist nun: Wenn Sie absolut ohne Gewahrsein waren, warum sind Sie dann in der Lage zu sagen, dass Sie gut geschlafen haben?

Gast:

Weil ich mich gut erholt fühle und wusste, dass ich erschöpft und müde war, als ich schlafen ging.

Swami:

Es gibt also einen Anhaltspunkt, einen Beweis, dass der Schlaf Ihre Energien wiederhergestellt hat! Wenn der Tiefschlaf Ihre Energien erneuert hat, ist dies eine angenehme Erfahrung. Es ist eine Tatsache, und diese Tatsache ist das Resultat des Tiefschlafs.

Diese Tatsache, die sich aus dem Zustand des Tiefschlafs ableitet, ist wohltätig; weil also die Folgen des Tiefschlafs wohltätig sind, muss auch der Tiefschlaf selbst die gleiche Eigenschaft besitzen und auch wohltätig gewesen sein.

Niemand hat gesagt, dass im Tiefschlaf das Bewusstsein des empirischen Selbst aktiv ist; es ist dieses, das im Tiefschlaf unbewusst oder abwesend ist und sich deshalb später nicht an das erinnern kann, was während seiner Abwesenheit geschehen ist. Beim Aufwachen kommt es wieder zum Vorschein und sagt: "Ich kann mich an nichts erinnern." Das Bewusstsein des empirischen Selbst oder Ego war im Schlaf zeitweise außer Kraft gesetzt.

Es herrscht jedoch Gewahrsein im Tiefschlaf; denn ohne Gewahrsein kann Schlaf nicht Schlaf sein.

 

Gast:

Aber Sie sagten doch auch, man würde Glück, Stille und Frieden erfahren.

Swami:

Ich versuche zu analysieren: Ich verwende nicht einfach einige Worte mehr, um einen Satz länger zu machen. Zunächst haben Sie dem Tiefschlaf ja gar keine positiven Resultate zugestanden; später haben Sie selbst gesagt, dass Sie sich im Schlaf gut erholen würden. Wenn es sich also so verhält, müssen Sie zugeben, dass Ihre Äußerung, dass der Tiefschlaf von äußerster Unbewusstheit gekennzeichnet wäre, nur ein Gemeinplatz war; denn was war das Ergebnis dieses absolut unbewussten Zustands? - Sie sagten: "Erholung", Wiederherstellung der Energien also! - Wie aber konnte es eine solche Wiederherstellung geben, ohne dass irgendeine Kraft daran beteiligt war? Was ist Kraft anderes als Energie? - Wenn es sich so verhält, ist der Schlaf eine Kraft, eine Form von Energie! Und wir nennen ihn deshalb einen Zustand des Friedens, weil es keinen mentalen Konflikt darin gibt!

Es gibt keine Probleme im Schlaf, keine Sorgen, keinen Stress, keinen Streit, keine Disharmonien. Gäbe es im Schlaf irgendwelche -Disharmonien, wäre der Schlaf sofort vorbei.

Wir müssen Begriffe über ihre unmittelbaren Bedeutungen hinaus ausdehnen, weil die Erfahrung größer ist als die Begriffe. Die Wirklichkeit ist immer größer als Worte, die sie zu beschreiben versuchen, und wenn wir das Gesagte nicht in umfassenderem Sinn -verstehen, werden wir die Realität dahinter nie erfassen können.

Wenn Sie sich auf Wortbedeutungen begrenzen, führen Sie sich selbst in die Irre, und Ihre Einsichten werden engstirnig und begrenzt sein.

Wenn es um tiefe philosophische Fragen geht, besteht immer die Notwendigkeit, den bloßen Worten einen weiteren Bedeutungsinhalt zuzumessen, und nicht nur das: auch die Kraft Ihrer Wahrnehmung und die Fähigkeit zur Erfahrung müssen vertieft werden. Ihre Intelligenz muss zur Intuition werden; sie muss übermenschlich werden, soll die Wirklichkeit erkannt werden.

Es ist nicht notwendigerweise so, dass der Körper im Tiefschlaf verlassen wird; es bedeutet nur, dass das bewusste Gemüt sich ins göttliche Selbst zurückgezogen hat und darin aufgeht. Es ist deshalb des Körpers nicht mehr gewahr.

Warum ist ein Schlafender seines Körpers nicht gewahr, und warum ist ein anderer, der nicht schläft, sich seines Körpers voll bewusst? - Der wache Mensch ist sich seines Körpers bewusst, weil sein mentales Gewahrsein im Körper und der Umgebung aktiv ist.

Ein Weiser mit intuitiven Fähigkeiten sieht, dass das empirische Bewusstsein mit all seinen Eindrücken, Vollkommen-heiten und Unvollkommen-heiten im Tiefschlaf von der Seele - das heißt vom höheren, göttlichen Selbst - absorbiert wird. Was diese Seele oder dieses Selbst im Innersten ist, zeigt uns die intuitive Analyse: Es ist Licht.

Licht, Energie - oder wie wir es auch immer nennen mögen - ist alles, was ist.

Dieses Licht, dieses Bewusstsein, diese Energie ist das Eine ohne ein Zweites. Und wenn das empirische Selbst oder kleine Ich vom Göttlichen absorbiert ist, müssen -notwendigerweise Frieden, Glück, Kraft, Stärke und Freude herrschen, weil dies die Eigenschaften des Göttlichen sind.

Nach einem tiefen, ungestörten Schlaf sagt der Erwachende: "Ich habe gut geschlafen. Ich war glücklich, nichts hat mich gestört."

Aus diesen Charakteristiken schließen wir, dass der Tiefschlafzustand von positiven Eigenschaften geprägt ist. Und woher können wir wissen, dass wir gut geschlafen haben, wenn der Erwachte, der das sagt, im Schlaf völlig unbewusst war und absolut nichts erfahren hat? - Es gibt ein beobachtendes Prinzip, welches der Berichterstatter in uns ist, und dieses innere Prinzip, das auch beobachtet, wenn wir schlafen, ist es, das sagt: "Ich habe gut geschlafen!"

 

Gast:

Ja, aber es sagt so ohne mein Wissen!

Swami:

Ohne Ihr Wissen! - Genau das ist ja die einzige Voraussetzung für den Tiefschlaf: die völlige Aufhebung jeglicher mentalen Aktivität! In dem Augenblick, in dem Sie etwas wissen, ist der Schlaf schon vorbei: dann sind Sie entweder erwacht oder im Überbewusstsein, im Zustand der Gotterfahrung oder -der Selbstverwirklichung angelangt: Was auch immer es ist, es ist kein Tiefschlaf mehr!

Was sagt uns die Weisheit? - Sie verweist uns auf einen Tiefschlaf, aber einen bewussten! Was für eine Erfahrung wäre das? - Ein Zustand mit den Attributen des Tiefschlafs, mit dem Unterschied, dass wir uns darin im klarsten Bewusstsein befinden und die Attribute des Tiefschlafs, wie Frieden, Glück und Stille, bewusst genießen können.

 

Wir nennen unsere Aussagen über den Tiefschlaf "spekulative Deduktion", weil es keine Möglichkeit einer direkten Erfahrung im Tiefschlaf gibt - nicht für das empirische Selbst jedenfalls, das menschliche Ge-müt. Aber diese spekulative Deduktion gründet sich auf einige Tatsachen.

Doch manchmal ist es wirklich so, dass wir den Worten eines anderen Glauben schenken müssen, bis wir selbst die nötige Erfahrung haben.

Der wache Mensch, wenn er seine Augen schließt und versucht, introspektiv zu sein, wendet sich nach innen - weg von allen äußeren Wahrnehmungen - und fällt schließlich in tiefen Schlaf. Was geschieht dann mit dem empirischen Bewusstsein? - Solange es aktiv ist, kann es keinen Schlaf geben. Wenn seine Aktivität völlig aufgehoben ist, kann man es "schlafend" nennen.

Warum nennen wir es so? - Weil es vollkommen aufgehört hat, tätig zu sein. Und das heißt weiterhin, dass es unbewusst ist und von nichts weiß. Es ist der Beobachter in uns, der wach ist, auch wenn wir schlafen.

Das Eine ohne ein Zweites 

Advaita spricht von dem "Einen ohne ein Zweites". Wie ist das zu verstehen?

Die Idee der Nicht-Dualität ist ein Geniestreich der menschlichen Intelligenz.

Eines ohne ein Zweites!

Natürlich ist es immer problematisch zu sagen, es -gäbe nur eines. Sobald man sagt, dass in diesem Zimmer hier eine Flasche ist, kommt sofort das Zimmer als Zweites mit ins Spiel. Die Flasche steht irgendwo in diesem Zimmer. Und schon haben wir zwei Dinge.

Sobald wir "eines" sagen, steht dieses eine sofort im Gegensatz zu etwas anderem, das nicht dieses eine ist.

Es gibt nur eine Sonne, aber diese Sonne ist irgendwo im Raum. Sofort haben wir wieder zwei Dinge: die Sonne und den Raum. Genauso geht es uns mit der Wirklichkeit: Kaum sagen wir Wirklichkeit, erhebt sich der Gedanke an die Unwirklichkeit, die der Wirklichkeit entgegengesetzt ist.

Die Metaphysiker, die im Allgemeinen Logiker sind, haben einen scharfen Intellekt und sind sehr haarspalterisch; sie finden immer ein Mittel, um einen Widerspruch aufzudecken.

Die größten Logiker und Denker versuchten deshalb, ihre Aussagen auf eine unangreifbare Grundlage zu stellen und haben festgestellt, dass Nicht-Dualität eine logische Notwendigkeit ist.

Das Eine ohne ein Zweites ist das Unendliche, das Unbedingte. Wäre es nicht das Unendliche und Unbedingte, dann würde es immer noch etwas von ihm Getrenntes geben. Doch es ist eines nur. Es ist unendlich. Es ist die Wahrheit, die unwandelbar und immer die gleiche ist: gestern, heute und morgen. Es ist das Königreich Gottes. Es ist die Fülle des Lebens, der Liebe, der Kraft, des Reichtums, des Glücks.

Wenn jemand eins mit der Wahrheit wird, ist er überall, denn die Wahrheit, mit der er eins geworden ist, ist überall. Sie ist unendliches Bewusstsein, unendliche Freiheit.

Sie allein ist im ganzen Universum und jenseits davon; und sie ist das ganze Universum. -Eines ohne ein Zweites! Wir müssen diesen Punkt verstehen!

Ohne nachzudenken, immer wieder nachzudenken, ohne einen ständigen Prozess der Reflexion aufrechtzuerhalten, können wir die Wahrheit nicht erkennen.

Die höchste Wirklichkeit ist als transzendentes Bewusstsein in allem: im Stein, in der Blume, in deiner Hand, in deinen Nerven, in aller Materie. Überall ist es gegenwärtig. Deshalb ist überall unendlicher Friede, unendliche Freude und Glück: überallhin erstreckt sich das unendliche Königreich Gottes.

Eine Idee vom trans-zen-denten Bewusstsein zu haben ist notwendig. Die verschiedenen Stufen - die einzelnen Schritte - sind auch notwendig.

Wenn wir nicht Schritt für Schritt vorwärtsgehen, können wir keine erfolgreiche Meditation aufbauen.

Gott ist das Unendliche, das Ich-Bewusstsein, das Sein oder das höchste Sein. Deshalb sind Gott und die Wirklichkeit ein und dasselbe. Über Gott als Liebe, als Licht, Frieden und Freude nachzudenken, führt dazu, dass wir allmählich ganz von selbst bewusst im Sein, in der göttlichen Existenz leben.

Gottes Allmacht ist auch Allgegenwart. Nichts kann allmächtig sein, das nicht absolut ist - das heißt, es muss etwas sein, das keinen Gegensatz hat, das nicht durch etwas anderes begrenzt ist, etwas, das allein existiert, ohne ein Zweites, etwas Unbegrenzbares, Unermessliches, Grenzenloses. Und diese gewaltige Kraft tut uns nichts zuleide; sie erhält uns, sie zeigt eine unendliche Fürsorge für uns, sie bedeckt unsere empfindlichen Augen mit einem Lid und achtet mit unendlicher Sorgfalt sogar auf die Entfaltung der zarten Blütenblätter einer Rose.

Diese unendliche Macht und Kraft ist gleichzeitig auch unendliche Liebe, Allwissenheit und Intelligenz.

In der Welt gibt es alle möglichen Energien, mechanische Energien, elektrische Energien und viele mehr. Keine dieser Energien hat eine eigene Intelligenz, aber die höchste Energie, diese Allmacht, die überall ist und in allen und durch alle anderen Energien wirkt, ist mit unendlicher Intelligenz erfüllt. Sie ist nicht nur grenzenlose Kraft, sondern auch grenzenlose Intelligenz und Erkenntnis - unendliches Wissen.

Das Göttliche, diese Gegenwart, die bei uns steht, weiß alles über unsere Vergangenheit und Zukunft. Diese mächtige Intelligenz ordnet nicht nur unser Leben und unsere Zukunft, sondern das Leben und die Zukunft aller Wesen im ganzen Universum. Gott ist gleichzeitig allmächtig, allwissend, voller Frieden und Freude, allvollkommen, ganz Liebe und Gnade. Er ist alles Vorstellbare und auch alles Unvorstellbare.

Im Leben jener, die bewusst die Gegenwart des Göttlichen anerkennen und diese Gegenwart lieben, ist diese Macht höchst sichtbar am Werk.

Jene, die dieses göttliche Prinzip, diese mächtige Kraft kennen, erlangen ein neues Leben. Nur ein Mensch, der diese mächtige Gegenwart kennt, erfährt die wahre Freude und den Genius des Lebens, die wahre Bedeutung, die volle Würde und Kraft des Lebens. Alle Probleme, auch die schwersten, lösen sich auf wie Nebel vor der aufgehenden Sonne der bewussten Erkenntnis des Göttlichen.

 

Der Pfad der göttlichen Erkenntnis 

Wenn man lange Zeit ständig an etwas Bestimmtes denkt, wird man allmählich zu dem, was man denkt.

Der Begriff "Denken" ist hier verschieden vom allgemeinen Begriff "Denken" wie zum Beispiel: "Meine Tasche ist blau, diese Vase ist rot", etc.

Solche Gedanken ändern das Leben oder den Charakter eines Menschen nicht. Doch Gedanken ans Göttliche, Gedanken, die eine Auswirkung aufs Leben, den Charakter, die Gefühle und die Einstellung haben - diese Gedanken beeinflussen das Bewusstsein und gestalten es neu.

Der Gedanke "Ich bin unsterblich" ist eine Kraft, die sich auf das Leben auswirkt. Das Leben sagt: "Ich bin sterblich!" Das innere höhere Selbst gibt dir den Gedanken ein: "Ich bin unsterblich! Und weil ich unsterblich bin, fürchte ich den Tod nicht. Der Tod hat keine Bedeutung für mich."

Alle Konsequenzen dieses Gedankens stellen sich dann von selbst ein, und so wird der Mensch transformiert.

Das Bewusstsein muss sich in diesen fundamentalen Ideen üben; sie müssen ein Teil der mentalen Konstitution eines Menschen werden.

Wenn sich ein Mensch diese Ideen fest eingepflanzt hat, werden sie aktiv, beeinflussen und ändern die Einstellung, den Geist und die Stimmung eines Menschen, auch ohne sein bewusstes Zutun, so wie es auch die aus dem Unterbewussten aufsteigenden Gedanken, Gefühle und Zwänge tun.

Nach einiger Zeit der gedanklichen Übung und Disziplin ist sein inneres Wesen gereinigt und in diesen erhebenden Ideen gefestigt, sodass eine Eigendynamik entsteht, die ihn immer mehr in höherem Wissen und Erkennen etabliert.

Innere Ruhe als Sitz und der Schrein für die Verwirklichung der Wahrheit einerseits und äußerer Dynamismus andererseits: Diese beiden sind notwendig, damit der strebende Mensch nicht in eine Art Lethargie verfällt. Er braucht ein äußeres Ziel, das er sich vor Augen hält und durch vollen Einsatz zu erreichen sucht.

Wenn ein Mensch versucht, nur göttliche Gedanken zu unterhalten und äußerlich nichts tut, nicht hart arbeitet, dann kann das, wenn er nicht reif dafür ist, zu Rückschlägen führen und ihn auf einen Irrweg schicken.

Ein Mensch, der diesem einseitigen Weg folgt, läuft Gefahr, sich der Illusion hinzugeben, dass seine Lethargie einen spirituell fortgeschrittenen Zustand darstellt.

Dieser Irrtum muss vermieden werden.

  

Der Erfahrende 

Es mag aussehen wie ein begrifflicher Widerspruch: der Erfahrende ohne ein Objekt der Erfahrung!

Allein schon der Begriff "der Erfahrende" schließt ja ein, dass da etwas sein muss, das erfahren wird - ein Objekt also.

Doch hier handelt es sich nicht um den gewöhnlichen Erfahrenden, nämlich das empirische Selbst. Es ist hier ein Erfahrender, der sich selbst als sich selbst erfährt, der also nicht etwas anderes, von ihm Verschiedenes, erfährt - ein Objekt.

Es gibt kein Objekt außerhalb von ihm oder getrennt von ihm, das er erfahren würde. Er ist er selbst als ein Seiender - es ist ein reiner Zustand des Seins ohne jegliche Attribute.

Wir müssen in diesem Zusammenhang verstehen, dass wir diesem Erfahrenden keine dynamische Bedeutung zumessen können, etwa als einem, der irgendwie in die Erfahrung von etwas anderem involviert, in einen Zeitprozeß eingebunden wäre.

Der transzendente Status kennzeichnet sich dadurch, dass der Erfahrende allein für sich als die erste Person Singular steht: "Ich". - Das ist alles!

Praktisch gesehen ist es das "Ich bin." Wir nennen das "Ich" den Erfahrenden, weil wir es gewohnt sind, immer etwas zu erfahren und wir nur die Dreiheit von Erfahrendem, Vorgang der Erfahrung und Objekt der Erfahrung kennen.

Das "Ich" schien uns darin als erfahrende Instanz eine Rolle zu spielen. In Wirklichkeit ist es das empirische Ich, das im dualen Bereich als der Erfahrende agiert, jedoch sein Licht - seine Fähigkeit zur Erfahrung, sein Bewusstsein - vom göttlichen Ich oder Selbst bezieht.

Wenn wir nun finden, dass es nichts zu erfahren und auch keinen Prozess der Erfahrung gibt, was bleibt dann übrig? - Der Erfahrende allein bleibt übrig - das göttliche Ich.

Dieser Erfahrende existiert allein; die Dreiheit der Erfahrung gibt es für ihn nicht. Er ist in sich selbst vollständig; er ist einfach da.

Man könnte das Gleiche auf einer niedrigeren Ebene auch anders ausdrücken und sagen: Er erfährt sich selbst, und den Begriff "der Erfahrende" beibehalten, jedoch mit dem rechten Verständnis, nämlich dass es für diesen Erfahrenden außerhalb seiner selbst kein Objekt der Erfahrung gibt.

Dieser Erfahrende ist eine einzige unterschiedslose Identität. Er nimmt sich selbst wahr und nimmt nichts anderes als sich selbst wahr. Er ist Subjekt und Objekt der Erfahrung in einem. Wenn es kein Objekt der Erfahrung gibt, was sind dann die Eigenschaften dieses Zustands? - Es ist ein statischer Zustand, bloße Existenz, ohne alles andere, ohne Attribute. Den Begriff "statisch" wird aber die menschliche Natur nicht annehmen wollen. Sie ist so hartnäckig und unverbesserlich, dass sie Angst vor einem solchen Zustand hat und Argumente findet, dass es so etwas nicht geben kann und es das Ende des Lebens bedeuten würde, in einen dermaßen "nutzlosen" Zustand zu verfallen.

Das gewöhnliche Denken sagt sich: "Was ist der Nutzen, diese göttliche Wirklichkeit zu suchen, die nur leere Existenz ist, ohne etwas, das man erfahren und woran man sich freuen könnte?"

Dieser objektlose Zustand lässt sich mit dem Tiefschlafzustand vergleichen, der allerdings im Gegensatz dazu in völliger Finsternis und Unbewusstheit verharrt, während die göttliche Wirklichkeit weiß, dass sie existiert und deshalb von Glück und Frieden erfüllt ist. Es gibt ja nichts, was ihren Frieden und ihr Glück stören könnte. Sie allein ist!

Was also ist diese Wirklichkeit, dieses Eine ohne ein Zweites, dieser objektlose Erfahrende? - Was befindet sich in ihm? - Ist er reine Leere, ein Nichts? - Einige sagen, er sei ein bloßes Nichts, ein Nichtsein; andere sagen, er sei Leere oder reines Sein. Nun, die Leute argumentieren dann und fragen, wie man ein solches Ziel, das Nichts ist, zum Ziel seines Lebens machen kann, zum Ziel all unseres Strebens und Daseinszwecks? Warum sollten wir um eines solchen Zieles willen alles aufgeben, uns mühsam reinigen und schwere Opfer bringen? Wo ist der Sinn in all dem? - So argumentieren die Leute, die zu wenig Unterscheidungskraft besitzen.

Natürlich sind diese Schlussfolgerungen vom Standpunkt des durchschnittlichen Intellekts durchaus berechtigt und logisch, aber vom Standpunkt einer höher entwickelten Unterscheidungskraft sind sie unlogisch! - Warum? - Weil das gewöhnliche Denken versucht, das Unendliche mit dem Maßstab seiner Endlichkeit und Begrenzungen zu messen. Es wird unruhig beim Gedanken, dass es im Göttlichen keinen Kaffee, kein Haus, kein sinnliches Vergnügen, kein Essen, Trinken und so weiter gibt. Das ist das Wesen des Gemüts. Für ein solches Gemüt ist es logisch, so zu denken, denn was wesentlich für es ist, das sind körperliche Dinge, -materielle Dinge; es ist eingefangen in die Begrenzungen von Zeit und Raum und liebt seine Bequemlichkeiten, sinnlichen Genüsse, seine selbstgeschaffenen Werte und Ziele. Es ist verständlich, dass das Gemüt das alles nicht einfach für ein "Nichts" aufgeben will.

Lasst uns diese menschliche Frage mit Tatsachen und Wahrheiten beantworten, lasst uns herausfinden, ob dieser Zweifel berechtigt ist.

Obwohl die göttliche Wirklichkeit bloße Existenz ist, und nur als das Eine existiert, ist sie voller Glückseligkeit, voller Frieden, Stille und Schönheit. Und nicht nur das: sie ist auch voll von endlosen Möglichkeiten, Fähigkeiten, Energien; sie hat Feuer in sich und kann unzählige Objekte erschaffen. In der Tat sind alle sinnlichen Erfahrungen, die die Welt zu bieten hat, Projektionen dieser göttlichen Wirklichkeit innerhalb ihrer selbst. Sie kann Millionen Universen erschaffen, Millionen Arten von Freude und Glück.

Was ist der Beweis? - Der Beweis liegt wiederum in der Analogie vom Tiefschlaf und vom Traum.

Was ist der Mensch im Tiefschlaf? - Er ist bloße Existenz - nichts anderes ist da! Warum hat der Mensch dann Angst vor der Leere, dem Nichts? - Jede Nacht begibt er sich freudig in diesen Zustand hinein, in diese Existenz, die Leere ist. Keine Erfahrung gibt es da, kein einziges Objekt, nichts Sinnliches - nichts!

Plötzlich entsteht ein Traum in dieser Leere, das Bewusstsein beginnt aktiv zu werden, Berge tauchen auf, Meere, Bäume, Menschen, Tiere, eine Geschichte spielt sich ab. - Wer erschafft all dies? - Es ist das Bewusstsein! Und wo war dieses Bewusstsein, bevor der Traum begann? - Es befand sich innerhalb der Existenz, im reinen Sein. Als die Person im Tiefschlaf lag, war es schon da.

Bewusstsein ist in der Existenz enthalten. Sein und Bewusstsein sind unzertrennlich.

Im Tiefschlaf ist das Bewusstsein einen Zustand der Einheit mit dem Sein eingegangen, in dem man nichts hört, nichts sieht, nichts schmeckt, nichts erfährt, nichts weiß - ein Zustand völliger Einheit. Bewusstsein, die Frau, ist in totaler Einheit mit dem Sein, dem Mann: Shakti und Shiva in innigster Umarmung.

Religionen mit ihrem Symbolismus mögen das so ausdrücken, aber auch einige Philosophen tun das.

Bewusstsein und Sein befinden sich dann in solch einer innigen Einheit, dass es ist, als ob die Sonne all ihr eigenes Licht in sich aufgesogen hätte, was den Eindruck erzeugt, es gäbe gar keine Sonne mehr; doch die Sonne ist immer noch da, sie hat nur ihr Licht ganz in sich selbst zurückbehalten.

Wie gesagt, verhält es sich so auch im Tiefschlaf: Das Sein, die Existenz, absorbiert das Bewusstsein, saugt es sozusagen ganz in sich ein. Das ist natürlich nur ein ganz grobes Beispiel, das man nicht mit dem, was wirklich passiert, gleichsetzen sollte.

Ein ähnlicher Vorgang ereignet sich auch in tiefer Meditation: Man scheint sich vor einem Nichts, einer Leere zu befinden. Deshalb sprechen die Buddhisten von der letzten Wirklichkeit als von einer Leere, einem Nichts, einem Nichtsein - Mahasunya. Aber da ist immer noch etwas, das diese Leere wahrnimmt: das Bewusstsein.

Für den Menschen, der ein gewöhnliches Leben führt und seinen Geschäften nachgeht, ist so ein Konzept nicht akzeptabel und auch nicht wünschenswert. Doch sollte es für ihn die höchste Anziehungskraft haben, denn darin fände er genau das, wonach er so ruhelos sucht, es aber nie findet.

Diese Wirklichkeit nämlich trägt alles in sich, wonach sich jeder Mensch so sehr sehnt, was er aber in dieser Welt nie in befriedigendem Maß bekommt.

Wie aber kann eine bloße Existenz, ein Nichts, alles in sich enthalten? - Das scheint ein unlösbares Paradox zu sein!

So wie sich aus dem Tiefschlaf, der ja auch ein Nichts, eine Leere ist, ein Traum erhebt und tausend Dinge hervorbringt, so ist alles, was sich als Schöpfung und Manifestation des Lebens zeigt, im Bewusstsein enthalten. Das Bewusstsein beginnt zu vibrieren, aktiv zu werden. Wenn es aktiv wird, erzeugt es Millionen Blumen, alle Farben, Welten, Menschen, Tiere, Pflanzen - eine unvorstellbare Vielfalt! Wir können das selbst anhand unserer Träume überprüfen: Zuerst ist nur die Leere, das Nichts; dann regt sich plötzlich etwas: ein Traum entsteht, Dinge werden gesehen, Vorgänge laufen ab, ein ganzes buntes Treiben spielt sich vor unseren Augen ab, und wir sind selbst mittendrin!

Wie kann das sein - Schöpfung aus dem Nichts? - Woher kamen die Farben? - Bewusstsein hat sie erschaffen! Woher kamen die vielen Dinge, die Menschen, Tiere, Pflanzen? - Bewusstsein hat sie erschaffen! All das ist dem Bewusstsein immanent, ist schon in ihm enthalten.

Alles Objektive ist eine Manifestation des Bewusstseins.

Wir nennen den Traum unwirklich, weil wir die Traumdinge vom Wachzustand aus nicht erreichen können. Sie sind uns entschwunden; deshalb nennen wir sie unwirklich.

Doch solange wir die Dinge im Traum erfahren, sind sie wirklich; dafür aber ist für den Träumenden die Welt des Wachzustands unwirklich.

Wir nennen den Traum unwirklich, weil wir von der Dimension des Wachzustands aus keinen Zugang zur Dimension des Traums haben. Aber wenn wir träumen, ist der Traum das einzig Wirkliche für uns - genauso solid und fest wie jetzt die Erde unter unseren Füßen.

Die Schätze, die wir im Traum haben, nützen uns hier in der Welt nichts. Im Traum selbst jedoch waren sie uns sehr wertvoll. Genauso wenig nützt uns das viele Geld, das wir auf der Bank haben, nichts, wenn wir im Traum arme Bettler sind.

Doch was sind diese Schätze und das Geld? - Es sind Manifestationen des Bewusstseins. Ja, die Welt des Traums ist eine Illusion! Aber auch die Welt des Wachzustands ist eine Illusion, wenn wir die Wahrheit als Maßstab setzen.

Es ist so viel in der einfachen Aussage enthalten:

"Die höchste Vollkommenheit liegt in der Einheit von Erkennendem, dem Vorgang des Erkennens und dem Erkannten."

Wir denken, diese Einheit sei ein bloßes Nichts - aber sie ist alles! Es ist Bewusstsein in ihr, und dieses Bewusstsein trägt in sich unendliche Möglichkeiten, kann zahllose Schöpfungen hervorbringen und diese wieder in sich zurücknehmen, auflösen. Es ist Freude, Frieden und Schönheit darin. Alles, was wir in dieser Welt suchen, begehren, schätzen, wünschen, ist in seiner unendlichen Ausprägung in diesem Nichts, das Bewusstsein ist, enthalten: Schönheit in ihrer Absolutheit, Glück in seiner Absolutheit, Frieden und Reichtum in ihrer Absolutheit - alles in seiner Absolutheit und Unendlichkeit.

Das Göttliche ist dem inneren Herzen aller Wesen als Intelligenz, als Leben, als Schönheit, als Seele, als die göttliche Wirklichkeit eingepflanzt. Das Göttliche enthält alles in sich. Dieses "Ich bin" sieht wie Leere aus, wie ein Nichts, als ob es schliefe; aber es trägt mächtige Welten in sich. Ein Mensch in tiefer Meditation sitzt da wie ein Schlafender. Er tut nichts, er bewegt sich nicht. Was ist los mit ihm? - Er scheint zu schlafen, aber dieses eine, einfache Sein, in das er vertieft ist, ist erfüllt mit dem Allganzen; es erzeugt Feuer, es erschafft Berge, es erschafft Licht, es erschafft Blumen, Schönheit, Freude. Und es erschafft auch die Sinne, mit denen wir diese Dinge wahrnehmen. Alles ist in ihm enthalten. Nichts gibt es außerhalb von ihm. Die Sonne und der Mond sind nur kleine, lächerliche Kräfte, kleine Funken seines unendlichen Feuers - so groß ist die unbeschreibliche göttliche Wirklichkeit.

Diese bloße Existenz, die ein leeres Nichts zu sein scheint, verblüfft die menschliche Intelligenz, so wunderbar und unbeschreiblich ist sie.

Tatsache ist, dass die einzige direkte Erfahrung, die wir haben können, die Erfahrung dieser göttlichen Wirklichkeit ist.

Jede andere Erfahrung ist mittelbar, zeitweiliger Natur, durch irgendwelche Instrumente, zum Beispiel die Sinne, ermöglicht.

 

Wirklichkeit 

Die Wirklichkeit hat keine Attribute; die grundlegende Existenz ist eigenschaftslos - deshalb kann man sie mit einem toten Körper vergleichen.

Eine Leiche hat keine Eigenschaften, keine Attribute: Sie ist nicht aktiv, sie bewegt sich nicht, sie spricht nicht, sie tut nichts, sie isst nicht - kurz, sie ist total inaktiv und eigenschaftslos. Um diese höchste göttliche Wahrheit - nämlich, dass die Wirklichkeit eigenschaftslos ist - den einfacheren Menschen zu vermitteln, haben die alten Inder zu Bildern Zuflucht genommen und die höchste göttliche Existenz als Shiva dargestellt. Shiva liegt ausgestreckt auf dem Boden, als ob er tot wäre, und auf Ihm tanzt Kali, eine Form der Göttlichen Mutter. - Was ist die Bedeutung dieses Mannes, dieses Shiva, der wie tot unter den Füßen von Kali liegt? - Dieser Shiva ist nichts anderes als die unendliche, namenlose, eigenschaftslose, formlose, zeitlose, unmanifestierte Existenz. Aber diese Existenz hat Bewusstsein - sie weiß, dass sie existiert. Dieses Bewusstsein wird als Frau dargestellt. Und diese Frau hat Macht; sie hält ein Schwert in ihren Händen, und dieses Schwert symbolisiert Ihre unendliche Macht und Kraft. Man kann jetzt fragen, ob diese Kraft nicht destruktiv sei. Sie ist nicht destruktiv; es ist die konstruktivste Kraft, die es gibt. Wenn sie je etwas zerstören sollte, dann ist das die Dunkelheit, der Irrtum, das Versagen, die Dummheit, das Unglück, das Elend und die Sorgen. Abgesehen davon, zerstört sie nichts.

Wenn das Licht kommt, was zerstört es? - Nichts! Es löst nur die Dunkelheit auf! Und das ist ja, was wir wollen: Die beste Zerstörung, die es geben kann.

 

Das Ewige

Wenn etwas ewig ist, muss es auch unendlich sein, unbegrenzt. Wenn es begrenzt ist, dann kann es durch das, wodurch es begrenzt ist, in seiner Ewigkeit eingeschränkt oder geschwächt werden; Alter könnte ihm aufgebürdet werden, und schließlich könnte es sogar vergehen.

Etwas Ewiges muss auch etwas Unendliches sein; und es kann keine zwei Unendlichkeiten geben. Die Seele ist ganz eindeutig unendlich. Deine Seele ist nicht von meiner Seele verschieden. Sie sind das Gleiche. Die Widerspiegelung des Lichtes Gottes in dir ist die gleiche wie in mir. Es sind nicht zwei Sonnen, die sich da widerspiegeln, nur die eine Sonne Gottes. Deine Seele ist also ewig, und meine Seele ist ewig. Zwei Seelen sind ewig. Doch diese Tatsache so auszudrücken, ist nur eine Art des Vermittelns, des Verständlichmachens. Die Wahrheit in deiner Seele ist dieselbe Wahrheit, die in meiner Seele ist. Meine Seele und die Seele des Vogels oder die Seele der Erde sind die eine gleiche Seele des göttlichen Bewusstseins. Deshalb gibt es letztlich nur eine Seele, obwohl es Myriaden Seelen zu geben scheint, weil es Myriaden Wesen gibt.

Diese Seele, welche die gleiche in allen Wesen ist, ist ewig, zeitlos, absolut, unendlich. Jenseits von ihr gibt es nichts.

Die gleiche Seele ist anwesend in diesem Buch, im Holz, in allem. Es ist eine unsichtbare, unendliche, subtile Essenz, die das ganze Universum durchdringt. Ohne sie könnte das Universum nicht existieren. Sie ist in der Welt und außerhalb der Welt, sie ist im Felsen und außerhalb des Felsens.

Gott ist das unendliche, alldurchdringende, ewige, zeitlose Eine. Er ist die Wahrheit, die Wahrheit ist Er. Er ist das Eine ohne ein Zweites. Alles ist in Ihm - Er ist in allem. Er ist eine Kraft, eine Energie, ein Bewusstsein, das in vielen Formen erscheint, in Trillionen von unterschiedlichen Formen.

Gott ist die Wirklichkeit der Wirklichkeiten, die Wahrheit der Wahrheiten; du kannst Ihn auf viele Arten und Weisen berühren und jede Form der Beziehung mit Ihm anknüpfen. Hier und jetzt können wir Ihn als grenzenlose Liebe erfahren. Hier und jetzt können wir Ihn als Jesus Christus erkennen und mit Ihm gehen und sprechen. Hier und jetzt können wir Ihn als die Wahrheit der Wahrheiten erkennen und über das Wunder meditieren, das die Wahrheit ist.

Während wir in diesem allseitig begrenzten Körper leben, können wir unserem inneren Wesen erlauben, eine andere Dimension zu erfahren, die Dimension des wunderbaren Königreichs Gottes. Das Leben ist eine Herausforderung; wir finden keinen wahren Frieden hier, bis etwas tief in unserem Herzen die unendliche Stille berührt, die alles überall durchdringt. Diese unendliche Stille ist Gott.

  

Weisheit

Wer weiß schon, dass die Wahrheit in seinem inneren Sein, die sein Leben erhält, die gleiche ist wie die im Herzen aller Wesen und Dinge?

Lasst uns jene natürliche, göttliche Fähigkeit des inneren Bewusstseins entwickeln, die überall das Königreich der Stille, des Friedens, der Freude, des Gedeihens, der Vollkommenheit wahrnimmt. Lassen wir durch unsere äußere Persönlichkeit etwas von der Stille, dem Frieden, der Weisheit und Schönheit des Göttlichen hinaus in die Umwelt fließen.

Nicht der zwei Meter große Mensch ist eine große Persönlichkeit, sondern jener, dessen Einstellung groß ist, dessen Gedanken und Gefühle groß sind, dessen Geist und Weisheit groß sind, der Gott berührt hat. Dabei spielt sein Aussehen absolut keine Rolle, mag er körperlich noch so unattraktiv sein.

Lasst uns Größe im täglichen Leben ausdrücken, indem wir große Gedanken, Gefühle der Verehrung und Achtung pflegen, eine hohe Einstellung dem Leben gegenüber hegen. Mit einem Bewusstsein, das Glauben und spirituelle Sensitivität zu eigen hat, nimmt man eine neue Welt innerhalb dieser Welt wahr.

Jene Mutter ist gesegnet, die im inneren Herzen ihrer Kinder die Gegenwart Gottes erblickt und alles, was sie für ihre Kinder tut, so tut, als ob sie es in Liebe zu Gott und für Gott selbst tun würde. Das Leben ist kein Fluch; es ist eine Gelegenheit, das Königreich der unendlichen Vollkommenheit zu erkennen und zu erfahren.

Leider ist es so, dass von hundert Menschen neunundneunzig ihr Leben total vergeuden: Sie entstellen es, kennen seine Bedeutung nicht, sie haben das dem Leben innewohnende Ziel nicht entdeckt und das Gold und den Diamanten, den es verbirgt, weder gesucht noch gefunden.

Hie und da gibt es ein gutes Herz voller Liebe und Reinheit, das den Sinn des Lebens kennt, seine unerschöpflichen Schätze entdeckt hat, beständig von der wunderwirkenden göttlichen Gnade geleitet wird und zur unmittelbaren Erfahrung des Göttlichen gelangt und sodann im Gottbewusstsein lebt.

Gottbewusstsein ist ein Bewusstsein unendlicher Stärke, ein Bewusstsein grenzenloser Gnade, eines unbegrenzbaren Friedens und Glücks.

Solange der Mensch diese Höhe der Entwicklung nicht erreicht hat, besitzt er keine wirkliche Ruhe und Erkenntnis und kommt nicht aus seiner Verwirrung heraus. Lasst uns deshalb auf dem Pfad der inneren Entwicklung fortschreiten! Lassen wir Freude und Frieden in unserer Seele wohnen, das Licht Gottes unsere Augen erfüllen und heilende Energien von uns ausgehen.

Lasst uns mit einer segnenden Einstellung auf diese Welt blicken!

  

 

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