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ZWEIMONATLICH

Jahr 41

OFFIZIELLES ORGAN DES
DIVINE LIGHT ZENTRUMS
8400 WINTERTHUR SCHWEIZ


Aktuelle Ausgabe

November/Dezember 2007

 

 

INHALT

Swami Omkarananda

Sich den Herausforderungen des Lebens stellen:
Der Tod ist keine Lösung

Fortschritt durch Reinkarnation

Sinn und Zweck der Seelenwanderung,
Wiederverkörperung oder Reinkarnation

Verschiedene Autoren über die Reinkarnation

Die Inkarnationen Gottes

 

Dein psychisches Wesen wird nach dem Tod weiterbestehen, es lebt mit den alten Problemen weiter. Und diese Probleme werden dich Leben für Leben verfolgen. Wir können also durch den Tod niemals unseren Problemen entgehen!

Wir können unsere Probleme nur durch Weisheit, durch richtiges Verhalten und Überwindung der gegebenen Umstände lösen. Und um dies zu tun, stehen uns alle dazu notwendigen Hilfsmittel zur Verfügung.

Hinter uns liegt eine zeitlose Vergangenheit,
und vor uns eine zeitlose Zukunft

Es wäre deshalb nicht klug zu denken, dass wir durch den körperlichen Tod unseren Problemen entkommen können.

Es gibt genügend Beweise dafür, dass Menschen, die sterben, entweder in andere Welten gehen oder für einige Zeit als Geister leben, bis ihr Karma erschöpft ist.

Niemand stirbt

Tod ist unmöglich, weil das psychische Wesen in uns so beschaffen ist, dass es nicht zerstört werden kann.

Unsere Gedanken, unsere Gefühle, unsere Talente und Fähigkeiten, die Resultate unserer Handlungen - sie alle folgen uns überallhin nach.

Unsere Probleme bleiben in einer anderen Verkleidung und Form bestehen und verfolgen uns; deshalb ist es nicht weise, sein Leben zu beenden, um Problemen auszuweichen.

Im Gegenteil wäre es aber Weisheit, alle Kräfte einzusetzen und sich den Umständen tapfer als Mensch und Kämpfer zu stellen und sie als einen wunderbaren Test unserer Stärke und als Herausforderung für unsere Fähigkeiten zu sehen.

Unter diesen schwierigen Umständen ist es nun Zeit für alle, tief nachzudenken, tapfer und froh gelaunt zu sein und sich auf eine großartige Zukunft zu freuen.

 

Es ist nicht das erste Mal, dass du, in eine menschliche Form gekleidet, lebst. Und wieder wirst du geboren werden, wieder dem Tod begegnen, und mit jeder vegangenen Lebenszeit erleuchteter werden.

Schließlich wirst du aufgrund all dieser Übergänge die letzte Vollkommenheit des menschlichen Wesens erlangen.

Als reife Seele wirst du aufsteigen, hoch über uns alle, und - so wie plötzlich ein neuer Stern aufleuchtet - inmitten der Sterne erscheinen, in der Reihe der Götter.

Apollon N. Maykov (1821-1897); Album of Antinoy

 

Frage: Wir kommen oft zurück. Warum sind wiederholte Leben notwendig? Warum machen wir immer wieder dieselben Fehler? Führt Reinkarnation wirklich zum Fortschritt?

Swami: Wir machen wirklich Fortschritt durch wiederholte Inkarnationen. In jedem Leben gewinnt der Mensch an Weisheit und Wissen hinzu. Und wenn er nichts hinzulernen will, muss er leiden und wird so gezwungen zu lernen. Jede Geburt ist wertvoll, aber der Weise versucht, die Anzahl der Geburten so gering wie möglich zu halten, indem er so viel Fortschritt wie möglich in einem Leben macht, indem er so viel Gutes wie möglich tut. Dieses Gute zerstört das Karma und somit die Zahl der künftigen Leben; es reinigt das Herz und öffnet es für die geistige Weisheit und Erfahrung. Von da an beginnt dann seine spirituelle Reise. Erst wenn man tief im Gottbewusstsein und der Gotterfahrung verwurzelt ist, werden die Wiedergeburten aufgehoben. Man erlangt die Vollkommenheit des Vaters im Himmel, man wird eins mit der unendlichen Liebe, dem Licht und der Gnade Gottes.

Frage: Das Problem der Reinkarnation plagt mich. Augustinus hat die Reinkarnation verneint. 

Swami: Die Menschen haben immer schon von der Wiedergeburt gewusst. Es ist eine ewige Wahrheit, die allen Menschen mit hoch entwickelter Spiritualität zugänglich ist. Ohne diese Wahrheit ist das Leben, wie es ist, unerklärlich. Viele westliche Dichter, Philosophen und Wissenschaftler haben über die Reinkarnation gesprochen. Wie sollte man ohne die Folge mehrerer Leben irgendeinen Fortschritt erzielen und vollkommen wie der Vater im Himmel werden? Wann, wo und wie?

Frage: In einem Buch heißt es, dass aller Fortschritt in der anderen Welt erzielt wird. 

Swami: So ist das nicht! Das ist poetisch gemeint. Es gibt natürlich höhere Welten, es gibt psychische Welten, und wir werden durch sie gehen; aber sie sind nicht die einzigen Welten. Es gibt viele Arten von Welten, und die Evolution auf diesen Welten ist nicht so vollständig wie die auf der Erde. Die Leute in jenen Welten müssen irgendwann auch auf die Erde kommen.

Die Erde spielt eine große Rolle in der spirituellen Evolution.

Frage: Es heißt, es gäbe Lehrer in jenen Welten ...

Swami: Jede Welt hat ihre eigenen Lehrer. Es gibt immer einige, die höher entwickelt sind als die anderen. Nicht alle haben den gleichen Entwicklungsstand.

Nun zur Wiedergeburt: Nehmen wir an, es gäbe keine Wiedergeburt. Was sagen die Tatsachen dazu? Alle paar Jahre gibt es irgendwo auf der Welt einen Fall, wo Leute sich an ihre früheren Leben erinnern. Und diese Erinnerungen werden aufgezeichnet, in Zeitungen abgedruckt oder von parapsychologischen Gesellschaften geprüft und gesammelt.

Aber niemand muss an Reinkarnation glauben. Das ist nicht unbedingt notwendig. Andererseits ändern sich Tatsachen nicht dadurch, dass man sie leugnet.

 

Frage: Müssen alle ohne Ausnahme wiedergeboren werden?

Swami: Jedermann muss sich reinkarnieren, weil die Evolution nicht in einem einzigen Leben abgeschlossen ist.

Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Leuten kommen aufgrund ihrer unterschiedlichen Taten in früheren Leben zustande. Es gibt Hunderte von Beweisen für die Tatsache der Reinkarnation. Wir können ihr nicht entkommen außer wir werden zu großen Heiligen und haben volles Gottbewusstsein erlangt; dann werden wir unsterblich und besitzen das ewige Leben.

Ein Grund für die Reinkarnation: "Seid vollkommen wie der Vater im Himmel vollkommen ist!" 

Wir werden immer wieder aufs Neue geboren, solange bis wir die göttliche Vollkommenheit erreicht haben. Das ist unvermeidlich - warum?

Wenn es möglich wäre, in einem einzigen Leben weiter zu kommen und mehr zu erreichen als der heilige Franz von Assisi, dann wäre eine Wiedergeburt nicht notwendig.

Wird keine Vollkommenheit erlangt, ist ein nächstes Leben notwendig. Gott unterbricht deine Entwicklung nicht. Er gibt dir die Chance, dich bis zu Seiner eigenen Vollkommenheit weiterzuentwickeln. Es spielt keine Rolle, ob du hier auf der Erde, irgendwo in einer Himmelswelt oder auf einer der anderen Existenzebenen wieder geboren wirst.

Notwendig für dein inneres Wesen ist das Erlangen der göttlichen Vollkommenheit, die dich von dem Zwang befreit, ein Leben in solch begrenzten Umständen zu führen, wie du es jetzt tust.

Es ist eine Wahrheit, dass wir immer wieder geboren werden. Es ist eine evolutionäre Notwendigkeit.

Ein Samenkorn stirbt und wird als Pflanze geboren; aus der Pflanze wird ein Baum. Der Sommer stirbt, und der Herbst wird geboren. Der Herbst stirbt, und der Winter wird geboren.

Ein Bach oder Beethoven kann nicht in einem einzigen Leben entstehen. Bevor Sebastian Bach zu dem genialen Komponisten wurde, der er war, hat er etliche Leben der Musik gewidmet.

Die Frage der Wiedergeburt im Zusammenhang mit dem unsterblichen göttlichen Bewusstsein - dem göttlichen Selbst im Menschen

Das Leben ist eine Herausforderung. Die Menschen in der Welt leben gedankenlos dahin. Sie haben kein Ziel, besonders kein höheres Ziel, und verstehen die Bedeutung, den Zweck und die höchste Zielsetzung des Lebens nicht. So treiben sie ziellos dahin, und die weltlich-materiellen Ziele, die sie verfolgen, können ihnen keinen dauerhaften Frieden und kein bleibendes Glück geben.

Die größten Menschen in der menschlichen Geschichte haben ihre Intelligenz aufs Höchste angestrengt und versucht zu verstehen, was Bedeutung und Zweck der menschlichen Existenz sind. In ihrem Bemühen, das letzte Ziel des menschlichen Lebens zu verstehen, haben sie eine Reihe von Wahrheiten entdeckt. All diese Wahrheiten, die dem Bewusstsein in uns angehören, sind ewige, unveränderliche Wahrheiten, wahr in allen Zeitaltern, zu allen Zeiten und an allen Orten. Die größte Wahrheit oder Tatsache in Bezug auf das Bewusstsein in uns ist, dass es seinem Ursprung nach göttlich ist, dass substantielle Beziehungen zwischen der letzten Wirklichkeit, die Gott ist, und unserem Bewusstsein bestehen. In diesem Bewusstsein sind wir ewig mit Gott verwandt. Das göttliche Bewusstsein ist todlos, zeitlos, allschöpferisch.

Es ist Gold in dir

Was ist dieses Gold? Es ist das Göttliche Bewusstsein in dir. Dieses ist die Quelle deiner Intelligenz und trägt endlose, übernatürliche Kräfte in sich: deine künstlerischen Fähigkeiten, dein dichterisches Genie, deine hohe philosophische Vernunft, deine wissenschaftliche Einsicht. All diese Fähigkeiten haben ihre Quelle im Bewusstsein in uns. Deshalb ist es für jedes Individuum in der Welt möglich, durch Anstrengung und Streben jede Höhe der Genialität zu erklimmen.

Das Bewusstsein in dir, das göttlich ist, das anders ist als dein bewusstes und unbewusstes Gemüt, ist unsterblich. Und das ist dein wirkliches Wesen: Unsterblichkeit und Göttlichkeit. Das sollst du verstehen, erkennen und erfahren.

Die Frage ist: Warum erfährst du es nicht jetzt schon? Was du jetzt erfährst, das sind deine Gedanken und Gefühle. Und diese sind nicht das Göttliche Bewusstsein. Das Göttliche Bewusstsein ist hinter deinen Gedanken und Gefühlen. Du musst das Wissen, dein inneres Gemüt betreffend, durch mentale Disziplinen erweitern, dann wirst du mit der Zeit immer mehr in der Lage sein, das Göttliche Bewusstsein in dir direkt wahrzunehmen, und zwar mit Hilfe einer Kraft, die schon in diesem göttlichen Bewusstsein vorhanden ist.

Wenn du dich selbst in Begriffen des unvergänglichen Prinzips und Bewusstseins in dir betrachtest, bist du gesegnet. Der Tod verliert dann seinen Schrecken, und all die gestörten Menschen um dich herum werden dich nicht mehr plagen. Wenn du auf diesem Pfad weitergehst, wirst du eines Tages eine Persönlichkeit mit wirklicher Erkenntnis werden. Wenn dein inneres Bewusstsein immer disziplinierter wird, wenn du die Kraft des Nachdenkens immer mehr verfeinerst und dynamischer machst, wirst du eine Persönlichkeit des Lichts und des Wissens werden. Dann kennst du Gott besser, denn Gott ist das göttliche Bewusstsein in dir, und das Göttliche Bewusstsein ist unbegrenzte Erkenntnis, ewiges Leben, endlose Kraft, grenzenloses Licht und absolute Schönheit.

Deshalb taucht jetzt hier die Frage der Reinkarnation auf!

Das Göttliche Bewusstsein, das dein wirkliches Selbst ist, ist unsterblich. Dein Körper stirbt, aber dieses Bewusstsein lebt weiter. Aber auch dein Gemüt - also deine Gefühle, dein psychisches Wesen, dein Unterbewusstsein und dein individuelles Bewusstsein - überlebt den Tod des physischen Körpers. Wenn du den Körper verlässt, nimmst du all deine gegenwärtigen Erfahrungen, Gefühle, Gedanken und Fähigkeiten mit. Dieser Prozess des Übergangs von einem Körper zum nächsten setzt sich so lange fort, bis du höchste und letzte göttliche Vollkommenheit erlangt hast. Das ist eine evolutionäre Notwendigkeit. Wenn die Hülle eines Körpers bricht, bewegst du dich fort zum nächsten. Der Geist in dir braucht einen Körper, durch den er seine Aktivitäten ausüben kann. Elektrizität ist bedeutungslos, wenn kein Medium da ist, durch das sie sich ausdrücken kann, ob es nun eine Glühbirne ist oder ein Motor. Genauso braucht der Geist in dir, das Bewusstsein in dir ein Medium wie den Körper, durch den er leuchten und sich täglich ausdrücken kann.

Menschen, die ein eher animalisches Leben führen, ohne höheres Ziel, ohne Bedeutung, gehen auch von Körper zu Körper, und benutzen diese Körper ausschließlich, um ihre tierischen Instinkte und Leidenschaften zu befriedigen und dann zu sterben. Das war dann der ganze Sinn ihres Lebens. Nach vielen Inkarnationen - nach vielem Leiden, nach wiederholtem Sterben und wieder Geborenwerden - werden sie unter der Einwirkung dieses Prozesses von Geburten und Toden, nach vielen Schlägen und Sorgen, die sie sich durch menschliche Liebe und der dazugehörigen Frustration eingehandelt haben, langsam wacher, und ihre Intelligenz beginnt, Fragen zu stellen. Sie fragen sich, ob das alles war, und versuchen, hinter den Sinn des Lebens zu kommen, herauszufinden, ob es nichts Höheres und Besseres gibt. Dadurch wächst ihre Seele, sie wird sensibler für die höhere spirituelle Gegenwart und lässt sich langsam auf das Abenteuer der Suche nach Gott und der Gotterfahrung ein.

Nach vielen Leben moralischer Reinheit und Vollkommenheit, nach vielen Leben des Strebens, der Anstrengung und des Bemühens nähert der Mensch sich allmählich der Gotterfahrung.

Wenn man unermüdlich auf dem Pfad der göttlichen Vollkommenheit weitergeht, erreicht man schließlich das letzte Ziel. Man erlangt unendliches Leben, unendliche Freude, unendlichen Frieden, unendliche Kraft und Macht. Man wird so vollkommen wie Gott selbst. Man wird zum Meister über Gemüt und Natur. Das ist unser Schicksal! Deine Seele wird dich führen, bis hin zur letzten Höhe alles Erreichbaren!

 

"What Becomes of the Soul after Death?",
edited by Swami Omkarananda

Der Mensch wird zu einem bestimmten Zweck in dieser Welt geboren. Nicht allein um der sinnlichen Freuden willen kommt der Mensch in diese Welt. Das Ziel des Lebens ist Selbstverwirklichung beziehungsweise Gotterfahrung.

Die verschiedenen Aktivitäten des Lebens sollten den Menschen unmittelbar zu diesem Ideal oder Ziel führen - wenn nicht, ist das Leben umsonst gelebt und er muss wieder kommen, um das Versäumte nachzuholen. Es gibt keinen Unterschied zwischen dem Leben eines Tieres und dem eines Menschen, wenn dieser nicht versucht, sein Lebensziel, die Verwirklichung des Selbst, zu erreichen.

In der Bhagavad Gita heißt es: "Wer zur Zeit des Todes an Mich denkt, erlangt Mein Wesen; daran gibt es keinen Zweifel."

Es ist schwierig, zur Zeit des Todes nur an Gott zu denken, wenn eine Krankheit den Körper martert und das Bewusstsein schwindet. Einige Leute stellen sich das so vor: "Warum sollte ich ein gottgefälliges Leben führen, wenn es reicht, zur Zeit des Todes an Gott zu denken, um erlöst zu werden?" Das ist ein Irrtum! Der Gedanke an Gott zur Todesstunde kommt einem Menschen nur durch die Gnade Gottes. Man muss ein Leben lang die Praxis aufrechterhalten, ständig an Gott zu denken, mit Gott zu kommunizieren, und das nicht nur täglich einmal, sondern praktisch jede Minute und Sekunde.

Wenn sich so durch beständige, lebenslange Übung eine starke Gewohnheit herausgebildet hat, wird es leicht sein, während der Todesstunde an Gott zu denken.

Der Tod ist nicht das Ende des Lebens. Er ist lediglich das Aufhören einer wichtigen Individualität. Das Leben fließt weiter, um seinen Sieg über das Universale zu sichern; es fließt weiter, bis es sich mit dem Ewigen vereint.

Was ist Reinkarnation? Reinkarnation ist die Lehre, dass die Seele dieses Leben nicht als frisches Geschöpf betritt, sondern eine lange Reihe früherer Existenzen hinter sich hat, und dass sie noch viele solcher Existenzen oder Leben durchwandern muss, bevor sie ihr endgültiges Ziel erreicht.

Was für eine mögliche Vorstellung im Gehirn verursacht wohl die Idee: "Ich bin ich"? Das Bewusstsein einer bestimmten Identität verändert sich von der Wiege bis zum Grab nicht. Von der Kindheit bis hin zum hohen Alter, während des ganzen Lebens also, in dem sich der gesamte biologische Apparat des Menschen verändert und er durch zahllose Erfahrungen und Verwandlungen geht, bleibt die Vorstellung "Ich bin ich" unverändert.

Dieses "Ich bin ich" ist die Seele. Es ist die unveränderliche Seele, die Erinnerung erst möglich macht. Sie hat ihr eigenes Bewusstsein und nicht das Bewusstsein irgendeines anderen: Deshalb ist sie eine Einheit, die in sich selbst existiert.

Der Mensch klammert sich an sein irdisches Leben. Dieses Klammern allein zeigt schon, dass er vergangene Erfahrungen und eine frühere Existenz kennt, und beweist auch, dass es ein zukünftiges Leben geben wird. Der Mensch liebt dieses Leben intensiv und sehnt sich nach einem zukünftigen.

Einige werden geboren und sterben schon nach wenigen Wochen oder Jahren wieder. Es gibt Kinder, die schon im Bauch ihrer Mutter sterben. Andere werden hundert Jahre alt. Warum ist das so? Warum leben einige Leute nur kurze Zeit und andere viel länger? Hängt das alles nur vom bloßen Zufall ab? Oder gibt es ein Gesetz, welches Leben und Tod bestimmt? Kommen die Menschen in die Welt und verschwinden wieder, ohne einen bestimmten Zweck zu erfüllen? Es gibt ein Gesetz, das Leben und Tod regiert: Dieses Gesetz ist das Gesetz von Ursache und Wirkung.

Das Gesetz von Ursache und Wirkung regiert alles. Das Gesetz von Ursache und Wirkung ist unerbittlich und allmächtig. Diese ganze Welt ist diesem Gesetz unterworfen. Das Gesetz vom Karma ist das Gesetz von Ursache und Wirkung. Gott straft niemanden. Der Mensch erntet, was er gesät hat. Das Gesetz von Ursache und Wirkung wirkt auf ihn ein: Er erntet Gutes für seine guten Taten, aber Leiden, Schmerz und Krankheit für seine schlechten.

Instinkt ist das Ergebnis früherer Erfahrungen. Eines der wichtigsten Argumente für die Reinkarnation gründet auf dieser Tatsache. Die früheren Erfahrungen des Todes werden im unterbewussten Gemüt in latentem, das heißt schlafendem Zustand gespeichert. Sie haben die Form von Samskaras oder Eindrücken. Diese sind auf einer Ebene unterhalb des bewussten, objektiven Gemüts aktiv. Der Mensch hat schreckliche Angst vor dem Tod, weil vergangene Erfahrungen von Schmerz und Leiden aus seinem Unterbewusstsein aufsteigen.

Liebe auf den ersten Blick ist ein gewisses Gefühl aus einem früheren Leben. Diese Seelen haben sich früher schon geliebt. Sie erinnern sich daran und haben oft tatsächlich das Gefühl, sie hätten sich schon einmal getroffen. Solche Formen von Liebe sind nicht nur eine sexuelle Angelegenheit, und selten werden sie abgebrochen. Buddha hat seiner Frau von ihrer Freundlichkeit in einem früheren Leben erzählt und gab einige Male Einzelheiten aus dem Leben anderer Leute bekannt.

Jede Wirkung muss eine Ursache haben. Etwas kann nicht aus nichts kommen. Existenz kann nicht aus Nichtexistenz entstehen. Das ist ein fundamentales Prinzip auch der modernen Wissenschaft wie auch der Philosophie. Wir sind nicht aus dem Nichts heraus geboren. Es gibt einen Grund für unsere Existenz. Der eine wird blind geboren, der andere ist ein Genie; wieder andere sind reich, arm, gesund oder krank. Und es gibt eine bestimmte Ursache für all diese Unterschiede.

Die Ursache ist der unmanifestierte Zustand der Wirkung. Die Wirkung ist der manifeste Zustand der Ursache. Der Samen zum Beispiel ist die Ursache, der Baum die Wirkung. Verdunstung ist die Ursache, Regen die Wirkung. Der ganze Baum ist in potenzieller Form im Samen enthalten. Die ganze menschliche Form ruht in potenzieller Form in einem kleinen Samentropfen. Der Samen einer Buche kann nur wieder eine Buche hervorbringen, nicht eine Eiche. Und aus dem menschlichen Samen kann nur ein menschliches Wesen entstehen, nicht etwa ein Pferd. Aus einem winzigen Tropfen entsteht ein großer menschlicher Körper mit verschiedenen Gliedern und Organen - was für ein Wunder! Aus einem winzigen Samenkorn entsteht eine mächtige Eiche! Was für ein großes Wunder ist das! Schließe deine Augen und denke über dieses Geheimnis nach! Staunen und Ehrfurcht werden in dir erweckt werden!

Innerhalb des groben physischen Körpers ist ein anderer Körper, ein feinerer Körper, den man Linga Sharira oder auch Sukshma Deha nennt. Dieser feinstoffliche Körper verlässt beim Tod den physischen Körper, zusammen mit allen angesammelten Eindrücken und Neigungen. Er ist fein wie Dampf und für unsere Augen unsichtbar. Es ist der subtile Körper, der in den Himmel geht und sich nach angemessener Zeit wieder in einem grobstofflichen Körper manifestiert.

Diese erneute Manifestation des subtilen Körpers in einer physischen Form nennt man Reinkarnation oder Wiederverkörperung. Man mag das Gesetz der Reinkarnation verneinen, aber es ist dennoch da. Es ist unerbittlich und unnachgiebig. Das Licht der Sonne scheint, auch wenn der Blinde es nicht sieht.

Der menschliche Körper ist nur ein Kleid und ein Wohnort für die unsterbliche Seele. Die Seele ist sicher in der Lage, einen anderen Wohnort zu bewohnen oder ein anderes Kleid anzulegen, um den göttlichen Plan und Zweck, die für sie bestehen, besser als zuvor zu entwickeln und zu verwirklichen. Der Schöpfer hat es so gewollt. Die Seele eines verdorbenen und lasterhaften Menschen bekommt ein neues Training in einem anderen Körper. Die Evolution aller Wesen strebt in Richtung eines sich stets verbessernden Zustands. Entwicklung hin zum Höheren, nicht Verkümmern zu einer niedrigeren Stufe ist die allgemeine Regel und das Prinzip der Natur. Aber es gibt Ausnahmen für diese Regel.

Ohne Reinkarnation hätte der Sünder keine Möglichkeit, sich in weiteren Leben zu reinigen. Seine endliche Sünde, wenn sie nicht irgendwie getilgt wird, würde ihn beim Tod in endloses Elend stürzen. Und das kann nicht sein; das ist nicht vernünftig.

Die Lehre von der Reinkarnation gibt dem Sünder einen weiten Spielraum, um sich selbst in künftigen Geburten zu korrigieren und zu erziehen. Vedanta sagt, dass auch für den größten Sünder Hoffnung auf Erlösung besteht.

Eine Zeitlang wird er die Früchte seiner Missetaten ernten müssen. Wenn er dann seine Sünden gebüßt hat, wird er als vernünftiges Wesen wiederum geboren und hat somit eine neue Chance, um sich seine Befreiung zu erarbeiten, und in Freiheit der Entscheidung den rechten oder falschen Pfad zu wählen, mit dem Unterschied, dass er, nachdem er durch entsprechende Erfahrungen gegangen ist, jetzt beide klar unterscheiden kann.

Wir sind für unser gutes oder schlechtes Schicksal verantwortlich; unser Karma oder unsere Taten bewirken entweder das eine oder das andere. Die Unterschiedlichkeit der individuellen Charaktere, die verschiedenen Vorlieben oder Tendenzen der Kinder schon nach ihrer Geburt und die Ungleichheit der Lebensläufe der Menschen kann nur mit dem Gesetz des Karma erklärt werden. Das Gesetz des Karma gibt dem Individuum die Freiheit, zu seiner ganzen Vollkommenheit heranzuwachsen.

Der erleuchtende Einfluss von Weisen, ihr Leben und ihre Lehren gewinnt im neuen Leben immer mehr an Einfluss. Die Suche nach dem Licht Gottes wird vermehrt aufgenommen, das Streben nach der Erfahrung Gottes wird immer stärker. Der Fortschritt nimmt von einer Existenz zur nächsten stetig zu. Wir können nicht sagen, durch wie viele Leben wir gehen müssen, bis wir den endgültigen und fleckenlosen Zustand der Vollkommenheit erlangt haben und die individuelle Seele sich mit der höchsten Seele vereint.

Der Mensch handelt in der Erwartung, dass seine Handlungen Früchte hervorbringen, und so nimmt er eine weitere Geburt, um sich der Früchte seiner Handlungen zu erfreuen. Im nächsten Leben vollbringt er neue Taten, was wiederum ein weiteres Leben erforderlich macht, in dem sich die Früchte seiner Taten auswirken. Auf diese Weise dreht sich das Rad des Samsara von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Wenn jemand sein wahres Selbst erkennt, wird er vom Kreislauf der Geburten und Tode befreit. Karma und Samsara sind ohne Anfang. Wenn ein Mensch selbstlos eine bestimmte Handlung vollbringt, ohne an den Ergebnissen interessiert zu sein, werden sich allmählich alle Fesseln des Karma lockern und schließlich von ihm abfallen.

Wir müssen sterben, um zu leben! Töte dieses kleine Ich und erlange Unsterblichkeit! Lebe im Göttlichen, dann wirst du für immer leben. Identifiziere dich mit deiner Seele, mit deinem göttlichen Selbst! Dann wirst du diesen Ozean des Todes und des Samsara überqueren und Ruhe in deinem eigentlichen Wesen finden, das Sein-Bewusstsein-Seligkeit ist. Du wirst das ewige Leben haben.

Alles Leben ist ewig; es gibt kein anderes.

Und all die Unruhe ist nur der Kampf der Seele,

sich ihrer eingeborenen Unsterblichkeit zu versichern.

Bronson Alcott (1799-1888)
"Orphic Sayings", The Dial, July 1840

 
Wenn das Konzept von der Unsterblichkeit nicht wahr wäre, dann würde es wenig bedeuten, ob irgendetwas anderes wahr wäre.

Henry T. Buckle

Dieses großartige Schauspiel ist ewig: Irgendwo geht immer die Sonne auf; aller Tau trocknet nicht auf einmal aus; ein Regenschauer fällt immerdar, und stets steigt Dunst empor.

Ewiger Sonnenaufgang, ewiger Sonnenuntergang, ewige Morgen- und Abenddämmerung auf Meeren, Kontinenten und Inseln die sich abwechseln, während die runde Erde sich dreht.

Bäume ragen in den Himmel, widerstehen den Stürmen von Jahrhunderten; Blumen wenden für einen Tag oder eine Stunde ihr Gesicht dem Licht zu und freuen sich an ihrem Anteil am Fest des Lebens und alle schließen gleichermaßen die Augen und sterben gemäß dem Gesetz des Todes und der Liebe.

Doch sind sie alle unsere Brüder. Sie freuen sich am Leben wie wir, teilen die Wonnen des Himmels mit uns, sterben und werden in geheiligter Erde begraben, kommen zusammen mit uns aus der Ewigkeit und kehren mit uns in die Ewigkeit zurück. Unsere kurzen Leben werden abgerundet mit einem Schlaf.'

... Der Tod ist eine freundliche Schwester, die sagt: ‚Kommt Kinder, zu Bett und morgen steht ihr wieder auf!' eine liebenswürdige Mutter, die ihre Kinder nach Hause ruft.

John Muir (1838-1914), John of the Mountain;
The Unpublished Journal of John Muir

Die Seele wird nicht geboren; sie stirbt auch nicht; sie wurde von niemandem erschaffen, noch wurde irgendetwas aus ihr erschaffen. Als ungeboren und ewig kann sie nicht getötet werden, auch wenn der Körper getötet wird. Sie ist feiner als das Feinste, größer als das Größte ... Der Weise lässt allen Kummer fahren, wissend, dass die Seele körperlos ist unter Körpern, beständig unter flüchtigen Dingen. Die Seele kann nicht durch Wissen erlangt werden, auch nicht durch Verstehen oder vielfältige Wissenschaften. Die Seele kann nur durch die Seele selbst, durch die sie begehrt wird, erlangt werden. Sie offenbart ihre eigene Wahrheit ...

Katha Upanishad

Zu leben heißt übereinstimmend, auf einer holprigen Straße reisen. Und wie kann eine holprige Straße, die nirgendwohin führt, es wert sein, auf ihr eine Reise zu unternehmen? - Das bloße Leben - was für eine nutzlose Aufführung! Das bloße, schmerzliche Leben, wie absurd! ... Es gäbe also nichts, auf das man hoffen könnte, nichts, was man erwarten könnte, nichts zu tun, außer darauf zu warten, das Schaffot zu erklimmen und Abschied zu nehmen von jenem kolossalen Unsinn, der "Viel-Lärm-um-nichts-Welt". ... Denke, wenn auch nur einen Augenblick lang - denke nach! Verkünde den Menschen, dass der Tod das einzig Unsterbliche ist, und sie werden sich damit nicht so leicht trösten lassen für all das Erlittene, für so viel Glauben, so viel Zuneigung, so viel Liebenswürdigkeit, ins Nichts geworfen, wenn sie sich an die treuen Herzen, die freundlichen Gesichter und großen Genies erinnern, die für immer gegangen sind ...

Jenseits aller Ungewissheit ist es der Gedanke, den der Tod zu verkünden scheint, der Gedanke der Frustration und endgültigen Unvernunft im Herzen der Dinge, die selbst die Wurzel der Verzweiflung des Pessimisten ist ... Versichere den Menschen, dass es nicht so ist, und der Schauplatz verändert sich sofort: Der Himmel erhellt sich, die Tür steht offen für ungeträumte Möglichkeiten, die Dinge beginnen, sich zu einem verständlichen Muster zu ordnen ...

Unsterblichkeit ist ein Wort, das für die Stabilität oder Dauer jener einzigartigen und kostbaren Eigenschaft der Seele steht, das, wenn verloren, nichts in dieser Welt übrig lässt, das zu bewahren wert wäre.

REINCARNATION - AN EAST-WEST ANTHOLOGY,
compiled and edited by Joseph Head and S. L. Cranston

Im Osten betrachtet man das Leben als eine Pilgerreise, und zwar nicht nur von der Wiege bis zum Grab, sondern auch durch weite Zeitläufe, die Millionen und Abermillionen Jahre umfassen, und sich vom Anfang bis zum Ende eines Manvantara - einer Periode der Evolution - erstrecken, und weil der Mensch für ein geistiges Wesen gehalten wird, ist die Kontinuität seiner Existenz ununterbrochen. Nationen und Zivilisationen erheben sich, werden alt, verfallen und verschwinden; aber das Wesen (der Mensch) lebt weiter, Betrachter all der unzähligen Veränderungen der Umwelt. Ausgehend vom großen Ganzen, wie ein Funke vom zentralen Feuer, sammelt es Erfahrung in allen Zeitaltern, unter allen Herrschern, Zivilisationen und Brauchtümern, immer auf der Pilgerschaft zum Schrein, von dem es kam. Um dies symbolisch darzustellen, ist ganz Indien übersät mit heiligen Schreinen, zu denen die Menschen pilgern.

Echoes from the Orient

 

Jede Form hat ihren Archetyp in der formlosen Welt. Schwindet die Form, was tut's? Ewig währt das Urbild. Jede liebliche Gestalt, die du gesehen, jede gute Rede, die du gehört - sei nicht niedergeschlagen, wenn sie vergehen, denn dem ist nicht so. 

Weil der Quellursprung unsterblich ist, fließen die Bäche immerdar, nichts kann gänzlich vergehen. Warum also klagst du?

Betrachte die Seele als Quelle und alle erschaffenen Dinge als Bäche. Solange die Quelle fließt, speist sie die Bäche. Verbanne allen Kummer aus deinem Denken und trinke aus diesen Bächen in langen Zügen. Denke nicht, dies sei Verschwendung, denn dieses Wassers ist kein Ende.

Zugleich mit deiner Einkerkerung in die Sinnenwelt wurde eine Leiter zu deiner Flucht bereitet, auf dass du wieder entkommen mögest:
Zuerst warst du Kristall und wandeltest dich zur Pflanze; dann wurdest du Tier. Ist dieses Geheimnis dir nicht bekannt?
 

Später wurdest du Mensch, begabt mit Wissen, Vernunft und Vertrauen. Betrachte deinen Leib, eine Ansammlung von Staub, wie vollkommen ist er gewachsen! Nachdem du deine Reise als Mensch beendet hast, wirst du zum Engel werden, sicherlich. Damit ist dein Dasein auf dieser Erde zu Ende - Dein Ort ist der Himmel.

Durchschreite endlich auch das Engeldasein: Betritt den Ozean, in dem du als Tropfen zum Meere werden kannst, eines von hundert Meeren des Oman. 

Mach dich frei vom Gedanken der persönlichen Geschlechterfolge, sage "Eins" von ganzer Seele.

Wenn dein Körper alt geworden ist, was tut's? Die Weltenseele ist immer jung.

Dschellal eddin Rumi

Warum dieses Lachen, dieser Jubel, wenn doch die Welt in Flammen steht, in Flammen steht? In Dunkelheit bist du gehüllt, warum suchst du nicht das Licht? Gewahre dies gemalte Bild: diesen Körper voller Sorgen (bzw. Wunden), zusammengeheftet, kränklich und voller Gedanken, ihm fehlt jegliche Dauer und Stabilität. Dieser Körper nützt sich ab, er ist ein Nest von Krankheiten; er ist so hinfällig ... Auch wird der Körper alt, aber die Tugend der Guten altert nie. So lehren die Heiligen einander. Ein Mensch, der wenig gelernt hat, wird alt wie ein Ochse; er wird immer dicker, aber sein Wissen nimmt nicht zu. So manch ein Haus des Lebens hat mich beherbergt. Ich suchte immer nach dem, der diese sorgenbeladenen Gefängnisse der Sinne gemacht hat. Schmerzhaft war mein unablässiger Kampf.

Aber jetzt, du Erbauer dieses Tabernakels, du!
Ich kenne dich! Niemals sollst du wieder diese Wände aus Schmerz erbauen, noch den Dachbalken der Täuschungen aufrichten, noch frische Träger auf den Boden legen. Zerbrochen ist dein Haus, und der Firstbalken zersplittert! Selbsttäuschung hatte es geformt!
Sicher gehe ich von hinnen, um Befreiung zu erlangen.
 

Jenen nenne ich einen Brahmanen, der das Geheimnis von Tod und Wiedergeburt kennt, der frei ist von Anhänglichkeit, der in sich selbst glücklich und erleuchtet ist ...
Ihn nenne ich einen Brahmanen, der seine vergangenen Leben kennt, der das Ende der Geburten erreicht hat, der ein Weiser vollkommener Erkenntnis ist und der all das erreicht hat, was es zu erreichen gibt.

Buddha, Dammapada

Alles Zusammengesetzte ist vergänglich. Der Geist ist die alleinige, elementare und uranfängliche Einheit; und jeder seiner Strahlen ist unsterblich, unendlich und unzerstörbar. Hütet euch vor der Illusion der Materie!

Buddhas angeblich letzte Worte vor seinem Tod

Ist nicht der Körper für immer transformiert und fließt er nicht immer im Fluss der Zeit? Und wirft er nicht in unaufhörlicher Veränderung das Alte ab und tauscht es gegen das Neue ein, immer verlierend und neu gewinnend?

Bist du so verrückt zu denken, dass deine arme körperliche Substanz, entweder als Ganzes oder als Teil, für immer bleiben wird wie sie einst war?

Bist du so verrückt zu träumen, dass die Knochen und das Fleisch deiner Jugend jetzt immer noch an dir haften, dass du unverändert erwachsen geworden bist?

Siehst du nicht, wie deine Glieder im Prozess der Veränderung erneuert werden und eine andere Form annehmen?

Doch immer besteht ein Wesen, das in deinem Herzen herrscht und für immer ein Wesen formt, dich als du selbst! Als dieser Ein-und-derselbe bleibst du unverändert. 

Giordano Bruno, 1548-1600; Tod auf dem Scheiterhaufen

Blind, blind sind alle Wesen, und doch kennen sie ihre Blindheit nicht.
Wieder und wieder werden sie geboren, hinein in Dunkelheit und Traurigkeit:
Wieder und wieder vergehen und sterben sie, ewig geblendet von den Sinnen!

Buddhistisch-japanische Hymne, 8. Jahrhundert

Ramana Maharshi beantwortet Fragen zur Reinkarnation:

Frage:

"Gibt es eine Wiederverkörperung?" 

Ramana Maharshi:

"Wiederverkörperung gibt es, solange es Nichtwissen gibt. In Wirklichkeit existiert überhaupt keine Wiederverkörperung, weder jetzt noch davor. Und auch ein Jenseits (für die Seelen) gibt es nicht. Das ist die Wahrheit!"

 

Frage:

"Kann ein Yogi seine vergangenen Leben kennen?" 

Ramana Maharshi:

"Kennst du dein gegenwärtiges Leben, dass du die Vergangenheit kennenlernen willst? ... Vom Standpunkt des höchsten Selbst aus betrachtet, ist die Illusion einer Geburt in dieser Fata-Morgana-gleichen falschen Welt nichts als die zum Ego gehörige Unwissenheit, die den Körper für das "Ich" hält und sich mit ihm identifiziert. Wenn jene, die das eigene Selbst vergessen haben, geboren werden, werden sie auch sterben; und jene die sterben, werden wieder geboren werden.

Aber wisse, dass jene, deren Gemüt tot ist, weil sie die herrliche höchste Wahrheit erkannt haben, immer in jenem erhobenen Zustand der Wirklichkeit verbleiben werden, in dem es weder Geburt noch Tod gibt.

Das Selbst zu vergessen und den Körper für das Selbst zu halten, und deshalb unzählige Geburten und Tode zu durchlaufen, dann schließlich das Selbst zu erkennen und es zu sein, ist wie das Erwachen aus einem Traum, in dem man über die ganze Welt gewandert ist.

Geburt und Tod gehören zum Körper. Du hältst den Körper für dein Selbst. Das ist eine falsche Identifikation. Du glaubst, dass der Körper geboren wurde und sterben wird und verwechselst die zum Körper gehörenden Phänomene mit dem Selbst. Erkenne dein wahres Wesen, und solche Fragen werden nicht mehr aufsteigen.

Das wahre Selbst ist beständig und unberührt. Das sich wiederverkörpernde Ego gehört zu einer niedrigeren Ebene, nämlich der mentalen. Es wird durch Selbstverwirklichung transzendiert.

Für die Wiedergeburt ist ein unechter Nebensproß (Ego) verantwortlich. Deshalb wird Wiedergeburt von den Buddhisten verneint. Der gegenwärtige Zustand der Unwissenheit kommt aufgrund der Identifikation des Bewusstseins mit dem empfindungslosen Körper zustande."

 

Geburt ist kein Anfang, und Tod kein Ende.

Es gibt eine Existenz ohne Grenzen, Kontinuität ohne einen Anfangspunkt.

Existenz ohne räumliche Begrenzung. Kontinuität ohne einen Anfangspunkt in der Zeit.

Es gibt Geburt, es gibt Tod, es gibt ein Hinausgehen und ein Hineingehen. Jenes, durch das man eingeht und ausgeht, ohne seine Form zu sehen, ist das Portal Gottes.

Tschuang Tsu

 

Das einzige Bindeglied zwischen einem Leben und dem nächsten ist von kausaler Natur. Der Art der verrichteten Taten entsprechen die daraus entstehenden Folgen.

Doch der Täter hat keine Existenz: Das ist Buddhas Lehre. 

Girlanden Sutra

Das Selbst ist nicht geboren und Es stirbt nicht, noch ist es möglich, dass dieses Eine nichtexistent wird, um später wieder existent zu werden.

Dieses Eine ist ohne Geburt, ewig, alterslos, uralt. Es wird nicht getötet, wenn der Körper getötet wird. 

Bhagavad Gita Kap. 2 Vers 20

Wie man alte Kleider ablegt und neue anzieht, so legt die Seele einen verbrauchten Körper ab und geht in einen geeigneten neuen ein.

Bhagavad Gita Kap. 2 Vers 22

Weil der Tod eines jeden Geborenen sicher ist, ist auch die Geburt des Toten sicher. Du solltest dir deshalb einer unvermeidlichen Tatsache wegen keine Sorgen machen.

Bhagavad Gita Kap. 2 Vers 27

 

Was man tut und wie man sich verhält, so wird man. Der Täter des Guten wird gut, der Täter des Schlechten wird schlecht. Man wird tugendhaft durch tugendhafte Handlungen, schlecht durch schlechte.

Brihadaranyaka Upanishad

Durch Gedanken, Berührung, Blicke und Leidenschaften, durch ein Übermaß an Speis und Trank wird die Wiedergeburt bedingt und das Ego bestärkt. Das verkörperte Ego-Selbst nimmt nacheinander verschiedene Formen in unterschiedlichen Umständen an.

Shvetashvatara Upanishad

Der Mensch hat eine Seele, die von einem Leben zum nächsten geht, wie ein Wanderer von einem Wirtshaus zum nächsten, bis sie zuletzt im Himmel landet. Aber nicht eher wird sie den Himmel in Wirklichkeit erreichen, als dass sie den Himmel im eigenen Herzen errichtet hat ...

Liebe stirbt nicht mit dem Körper ... sie lebt für immer und immer, eine Inkarnation nach der anderen. ... Liebe ist stärker als der Tod.

Weder irgendein Dogma, irgendeine Religion noch irgendeine Philosophie, nichts in dieser Welt oder in der nächsten wird jenem, der liebt, die Gewissheit nehmen können, dass er wieder mit der geliebten Seele zusammengeführt wird ...

Viele Kinder Burmas erinnern sich an ihre früheren Leben. Im Laufe des Älterwerdens vergessen sie langsam ihre Erinnerungen, aber für die Jüngeren sind sie sehr klar ... Ich habe selbst viele solche angetroffen.

Fielding Hall (1859-1917); The Soul of a People

Wie leicht ist es, an die Seelenwanderung zu glauben! Die Seele hat sich durch das sich entwickelnde Leben langsam und schrittweise eine Form aufgebaut, in der sie sich zeigen kann. Der unvollkommene Strahl zeigt sich im Tier, der höher entwickelte im Menschen; immer der gleiche Strahl, nur mit Zusätzlichem versehen.

Es ist eine Evolution der Seele, die sich in einer Evolution des Körpers zeigt ... wir sind Produkte einer Evolution ja, nicht unsere Körper, sondern unsere Seelen. Als unsere Körper langsam dafür geeignet wurden, das größere Leben zu inkarnieren, wurde Leben von oben hinzugefügt ...

War es ein Orientale, der sagte: "Die Erde ist das lebende Kleid Gottes"? ... Das ist ein universaler Gedanke, der sich jedem aufdrängt, der mit der Natur lebt. Was ist schon typisch östlich an dem Gedanken eines Lebens vor diesem Leben? Die ganze Welt weiß auf natürliche Weise, dass unser Leben nicht erst mit dieser Geburt begann ... die Menschen haben das immer gewusst, solange, bis man dieses Wissen in ihnen gewaltsam zerstört hat. Aber sie wissen es immer noch, die Wahrheit stirbt nicht! Sie wird sich wieder erheben ja, sie muss sich wieder erheben und die Grabsteine sprengen, die man über ihr errichtet hat, um sie zu unterdrücken.

Fielding Hall (1859-1917); The Inward Light

Ich vermute, dass der Lohn der Tugend in einem Leben jeweils gerade die Fähigkeit ist, ein neues Leben zu beginnen, wenn man als eine Art höher entwickeltes Baby wieder geboren wird. Auf diese Weise mögen wir, ausgehend von Unschuld über Verbrechen, Strafe, Reue, Tugend wieder zur Unschuld zurückkehren, bis wir die höchste Höhe erklommen haben, auf welche die Tugendhaftigkeit uns tragen kann. Auch wenn der Weg lang ist, kann er nicht mühsamer sein als ein einzelnes Leben. Denn mit dem Tod lassen wir Erinnerung, Alter und Müdigkeit hinter uns. Wir mögen alt sterben, aber wir werden wieder jung geboren. Und der Tod nimmt eine tiefere und gnädigere Bedeutung an, wenn wir ihn als Teil des beständig wiederkehrenden Rhythmus des Fortschritts betrachten als unvermeidlich, natürlich und so wohltuend wie der Schlaf.

John M. Ellis Mc Taggart (1866-1925);
Studies in Hegelian Cosmology

Es ist ein Geheimnis der Welt, dass alle Dinge fortdauern und nicht sterben, sondern sich nur ein wenig der Sichtbarkeit entziehen und später wiederkehren ... Nichts ist tot; die Menschen stellen sich tot und ertragen Scheinbeerdigungen und traurige Nachrufe, und dabei stehen sie gesund und wohlbehalten da und schauen in einer neuen und ungewohnten Verkleidung aus dem Fenster. Jesus ist nicht tot; Er ist sehr lebendig. Weder Johannes noch Paulus, Mohammed oder Aristoteles sind tot. Manchmal denken wir, wir hätten sie alle schon einmal gesehen und könnten mit Leichtigkeit die Namen nennen, die sie jetzt tragen.

Ralph Waldo Emerson (1803-1882); Nominalist and Realist

Wir haben uns auf der Erde niedergelassen und den Himmel vergessen ... Jene Ewigkeit, die ich in der Natur wahrnehme, sage ich auch für mich voraus ... Wie die Vegetation des vergangenen Jahres, so stirbt auch unser menschliches Leben nur bis hinunter zu den Wurzeln ab und lässt doch in Ewigkeit grüne Blätter sprießen ... Mich deucht, dass der Habicht, der so hoch oben schwebt und so stetig und offensichtlich ohne Anstrengung seine Kreise zieht, diese Kraft in einem früheren Zustand seiner Existenz erworben hat, als er noch als Reptil treu am Boden kroch ...

Ich bin mir der Gegenwart und der Kritik eines Teils meiner selbst bewusst, die sozusagen gar nicht Teil meiner selbst ist, sondern ein Zuschauer, der an keiner meiner Erfahrungen teilhat, sondern sie nur zur Kenntnis nimmt, der nicht mehr Ich-selbst ist als er Du-selbst ist. Wenn das Spiel - es mag eine Tragödie sein - vorüber ist, geht der Zuschauer seines Wegs. Für ihn war das Leben nur eine Art Fabel, ein Werk der Vorstellung. 

Henry David Thoreau (1827-1862);
Walden, and miscellaneous writings

So sieht der Seher mit klarem Blick, sieht Formen erscheinen und untergeh'n in der ewigen Runde eines merkwürdigen, mysteriösen Wandels von Geburt zu Tod, vom Tod zur Geburt; von der Erde zum Himmel, vom Himmel zur Erde; bis er flüchtige, erhabenere Blicke erhascht von nie zuvor gesehenen Dingen; bis sich seinem staunenden Auge das Universum als unermessliches Rad offenbart, das sich immerzu dreht, im schnellen und reißenden Fluss der Zeit.

Henry Wadsworth Longfellow (1807-1882);
Rain in Summer

Im ganzen Universum ist nichts beständig und nichts bleibt unverändert als allein der Geist.

Ich bin wie ein Gefangener, der in einen tiefen leeren Brunnen geworfen wurde, und weiß nicht, wer ich bin und was mich erwartet.

Alles ist vor mir verborgen, außer dass ich dazu bestimmt bin, im grausamen, ständigen Kampf mit dem Teufel - dem Prinzip der Kräfte der Materie - zu siegen, und dass danach Materie und Geist in eine herrliche Harmonie verschmelzen werden und das Königreich des Kosmischen Willens kommen wird.

Aber das wird nur allmählich kommen, Stück für Stück, durch lange Zeitalter hindurch, wenn der Mond, der helle Sirius und die Erde sich in Staub verwandelt haben werden ...

Die Körper der Lebewesen sind zu Staub geworden, und die ewige Materie hat sie in Felsen, Wasser oder Wolken verwandelt, während alle Seelen in eine einzige verschmolzen sind.

Diese Weltenseele bin ich - Ich.

... In mir ist die Seele Alexander des Großen, die Seele Caesars, Shakespeares und Napoleons und die des geringsten Parasiten.

In mir ist das Bewusstsein der Menschen mit den Instinkten der Tiere vermischt, und ich erinnere mich an alles, alles, alles!

Und ich durchlebe jede Form des Lebens immer und immer wieder in mir selbst!

Anton Tschechow, Über die Unsterblichkeit

 

"Denn immer, wenn die Frömmigkeit hinschwinden will, o Bharata, Ruchlosigkeit ihr Haupt erhebt, erschaffe Ich Mich selber neu zum Schutz der guten Menschen hier und zu der Bösen Untergang.

Die Frömmigkeit zu fest'gen wiederum, komm' in jedem Zeitalter Ich herab."

Krishna zu Arjuna; Bhagavad-Gita

 

Gottes Schöpfung ist wunderbar  

Es gibt Welten innerhalb von Welten, Welten über Welten. Es ist ein ewiger Zyklus, und in jedem Schöpfungszyklus erscheinen die Botschafter Gottes, die besonderen Manifestationen oder Inkarnationen Gottes. Diese Inkarnationen sind Teil der Schöpfungsordnung. Die Menschheit braucht spirituelle Führung, und wenn die Zeiten durch eine kritische Periode gehen, die eine besondere Manifestation der Gnade Gottes erfordern, dann kommen aufgrund der unbegrenzten Weisheit und Liebe Gottes Seine eigenen Manifestationen - die göttlichen Inkarnationen - auf die Erde. Diese Inkarnationen sind Teil des Wesens Gottes; sie sind keine menschlichen Individuen, die sich langsam zur Vollkommenheit Gottes emporentwickeln: Es sind direkte Selbstmanifestationen Gottes.

Diese Inkarnationen behalten ihre Individualität im Unendlichen, und wann immer ein Teil der Menschheit oder auch eine einzelne Person irgendwo auf der Welt eine dieser Inkarnationen zu kontaktieren versucht, findet der Kontakt auch tatsächlich statt.

Alle großen Inkarnationen Gottes, die großen Meister, existieren noch. Sie behalten ihre Individualität im unendlichen Gott; ihre Aufgabe wird beständig aufrechterhalten. In gewissen Abschnitten der menschlichen Geschichte wurde das Wissen um die Inkarnationen Gottes vergessen und der Kontakt ging zeitweise verloren, doch in einzelnen Fällen, wenn auch nicht allgemein, blieb der Kontakt weiterhin bestehen.

Diese Inkarnationen sind eins mit dem Herzen Gottes. Sie sind alldurchdringend, allwissend, allmächtig und können jederzeit und an jedem Ort erreicht werden. Sie sind unendlich wirklicher als die materielle Sonne, die so hell vom Himmel strahlt. Und sie leben in einem wunderbaren Königreich, welches das "Königreich des Himmels" genannt wird.

Nur wenn unser Bewusstsein nach außen gewandt ist, haben wir die Erfahrung des äußeren, physikalischen Universums. Wenn hingegen das Bewusstsein diszipliniert, transformiert und vergeistigt ist und sich nach innen auf Gott und die Wahrheit richtet, dann offenbart sich plötzlich das Königreich des Himmels überall.

Nur jene, die von der Gnade Gottes berührt sind, jene die zu seiner Gegenwart erwacht sind, sind wirklich aus dem Traum der Welt erwacht und erfahren eine andere Welt - eine Welt der Vollkommenheit, der Schönheit, der Kraft, der Gnade und des Lichts, und ihr inneres, geistiges Bewusstsein wird sich immer mehr entfalten.

Gottes Königreich ist weitaus wunderbarer als die großen Religionen der Welt es schildern. Und dieses Königreich ist jetzt in deinem Herzen, in deinen Händen, um dich herum - überall. Es ist für jene sichtbar, die Augen haben zu sehen.

 

Frage:

Ist es möglich und wahr, dass Gott sich auf dieser Erde inkarniert, also einen menschlichen Körper annimmt?

Dass der Schöpfer zu Seinen Geschöpfen herabsteigt - wie soll man sich das vorstellen?

Swami:

Das Göttliche Wesen, absolut und unendlich subtil, namenlos und alldurchdringend, ist die Ursache der gesamten Schöpfung. Trotz Seiner Erhabenheit sorgt Es Sich um uns - weil wir Seine Geschöpfe sind.

Wenn das Göttliche etwas erschaffen hat, muss Es auch dafür sorgen.

Deshalb nimmt Es menschliche Form an, um unter uns zu leben - wie Christus das getan hat!

Das ist die Theorie der Inkarnation oder Fleischwerdung Gottes. Im Sanskrit bezeichnet man eine solche göttliche Inkarnation als Avatar, die Herabkunft und das Eintreten des Göttlichen in einen menschlichen Körper.

Die Hindus haben eine wunderbare Theorie, aber diese Theorie ist gleichzeitig auch eine praktische Tatsache - die Tatsache, dass Gott einen menschlichen Körper annimmt, um den Menschen zu helfen.

Christus ist eine Inkarnation des unendlichen Gottes, Krishna und Rama sind ebensolche Inkarnationen. Die Hindus erkennen Christus als Inkarnation Gottes an, und sie stellen ihn gleichberechtigt neben Krishna und Rama - in innerer Einheit mit der unendlichen Wahrheit.

Das ist meine Antwort!

Einige Inkarnationen sind kleinere, andere größere Manifestationen der göttlichen Macht. Einige sind sehr schön, andere sehen ganz normal aus. Einige fallen gar nicht auf, während wieder andere viele Wunder vollbringen und die ungewöhnlichsten Dinge tun.

Es gibt verschiedene Grade göttlicher Inkarnationen; unterschiedliche Strahlen des Göttlichen inkarnieren sich je nach ihrer Eigenart. Nicht alle vollbringen sichtbare Wunder, aber alle widerspiegeln die Herrlichkeit des Göttlichen auf ihre Weise: manche weniger, manche mehr und einige vollkommen.

Rama und Krishna waren vollkommene Inkarnationen des Göttlichen. Auch Christus nimmt im Hinduismus einen hohen Platz ein. Und die Lehren Christi unterscheiden sich prinzipiell in keinem Punkt von denen Krishnas. Beide lehrten dasselbe, wenn auch nicht dem Buchstaben nach, sondern das Wesentliche betreffend. Beide sprechen davon, dass man Gott aus ganzem Herzen lieben soll; beide fordern ein Leben der Moral, der Ethik, der Disziplin, der Tugendhaftigkeit.

Das vedische Konzept ist universal. Wir sagen nicht, dass wir Inder sind und nur die indischen Inkarnationen Gottes verehren. Für uns sind sowohl Christus, Rama, Krishna und Buddha große Manifestationen des Göttlichen. Sie sind für uns Offenbarungen der ewigen Wahrheit.

Ein wahrer Hindu ist eine universale Person. Er hat keinen Streit mit anderen Religionen. Für ihn gibt es keine fremden Götter. Alle die Götter der verschiedenen Religionen sind für den Hindu sein eigener Gott. Natürlich gibt es auch in Indien Fanatiker, die sagen: Rama, aber nicht Krishna ist mein Gott oder umgekehrt! Diese Leute schaffen Schwierigkeiten, aber das sind keine wahren Hindus. Der Hinduismus als solcher ist etwas Universales, er lebt von universalen Einsichten. Es ist eine Schande für einen Hindu zu sagen: "Ich bin ein Inder!" Er ist nämlich ein universaler Mensch, der sich der ganzen Menschheit zugehörig fühlt.

Es ist auch eine Schande zu sagen: "Krishna allein ist der größte Gott! Christus ist nur zweitrangig!" und so weiter. Man muss beide gleichermaßen verehren, denn die Verehrung beider führt zu derselben Erfahrung der Wahrheit.

Krishna, Jesus, Rama oder Buddha waren nicht die letzten Inkarnationen Gottes. Es gab vor ihnen welche, und andere werden ihnen folgen. Ja es sind sogar jetzt, in unserer heutigen Zeit, Inkarnationen Gottes mitten unter uns. Auch Christus wird noch einmal kommen; und auch das wird nicht das letzte Mal sein, dass er wiederkommt. Danach kommt er noch einmal - endlos! Solange die Schöpfung existiert, wird Christus immer wieder kommen. Er muss einen Körper annehmen, wenn die Zeit es erfordert.

Und wenn wir Augen haben zu sehen, werden wir erkennen, dass alle Menschen Inkarnationen Gottes sind - sie sind Seine Schöpfung, und Gott Selbst weilt in ihren Herzen.

Zusammenfassend kann man sagen: Der Sohn hat alle Charakteristika des Vaters.

Wir sind alle Söhne des Göttlichen; wir könnten Christus selbst sein, wenn wir wollten, und es ist nicht nur ein Christus da, der unter uns weilt.

Wir müssen unsere Intelligenz entwickeln, unsere Bereitschaft, diese -Inkarnationen Gottes zu erkennen und zu verstehen und ihnen nachzufolgen.

Wie soll man dieses absolute, ewige, unendliche, unfassbare, unsichtbare, allvollkommene Licht im täglichen Leben erfahren, ganz bewusst, im Wachzustand? Wie ist das möglich?

Dazu gibt es viele Methoden.

Dasselbe, was wir im Tiefschlaf als zeitlose, raumlose Freude und unendlichen Frieden unbewusst erfahren, ist eine allgegenwärtige, unendliche, ewige, absolute, unfassbare Wirklichkeit. Niemand kann diese Wirklichkeit in objektiver Weise erfahren, als ein Objekt, als ein Gegenüber; man erfährt sie nur dadurch, dass man eins mit ihr wird - wie im Tiefschlafzustand!

Obwohl diese Wirklichkeit weder Augen noch Ohren hat, obwohl sie zeitlos, raumlos, ohne Name und Form ist, hört, sieht und weiß sie doch alles. Sie nimmt alles gleichzeitig überall wahr.

Das Wunderbare ist, dass diese unendliche, absolute Wirklichkeit auch barmherzig ist. Das absolute, vollkommene Bewusstsein - nennen wir es Maha-Tripura-Sundari - nimmt, wenn notwendig, von Zeit zu Zeit eine menschliche Gestalt an und lebt hier auf Erden ein menschliches Leben, geht durch einen ganzen menschlichen Lebenslauf.

Diese Inkarnationen Gottes oder der Göttlichen Mutter helfen den Menschen durch ihr Vorbild und ihre Botschaft.

Wenn wir ihre Lehren beherzigen, in die Tat umsetzen und ihrem Vorbild folgen, können wir die Erfahrung des Ewigen und Unendlichen erlangen.  

"Große Seelen, Inkarnationen Gottes, tief berührt vom Leid anderer, zeigen den Menschen den Weg zu Gott. Shankaracharya hielt in sich das Ego der Gelehrsamkeit aufrecht, um die Menschen zu lehren."

Sri Ramakrishna

Vishnu, Buddha, Christus, Rama, Krishna - sie alle waren Inkarnationen Gottes. Diese göttlichen Inkarnationen zeigen uns, welche Eigenschaften, welche Kräfte, welches Wesen dem Unendlichen und Ewigen zu eigen sind. Sie zeigen uns, dass das Göttliche unendliche Liebe, unendliche Weisheit und Schönheit und Güte ist, dass Es überall zugegen ist.

Auch Mystiker und Weise sind Verkörperungen des göttlichen Wesens, der göttlichen Stille, des göttlichen Friedens, der göttlichen Güte, der göttlichen Unabhängigkeit und Souveränität.

Gott braucht einen Repräsentanten. Der Kaiser kann nicht in unser Haus kommen. Er schickt einen Botschafter. Und dieser Botschafter muss alle Eigenschaften des Kaisers haben. Die Inkarnationen Gottes sind die Botschafter Gottes. Es sind Heilige, Weise, die in Einheit mit Gott leben. Solche Repräsentanten leben hier auf der Erde, in der Zeit-Raum-Welt, wo die Menschen sie sehen und mit ihnen sprechen können, wo die Menschen dem sichtbaren Gott durch die Arbeit ihrer Hände dienen können.

Der Guru als göttliche Inkarnation

Wenn der Guru eine göttliche Inkarnation ist und dieselben Eigenschaften wie Gott hat, dann ist er ein wahrer Guru. Andernfalls ist er wie ein Lehrer an der Schule oder vielleicht wie ein Professor, aber kein Guru!

Der Guru ist endlose Barmherzigkeit und Liebe. Er hat Platz für alles. Du kannst auf den Guru schimpfen und ihn verleumden - er hat Platz dafür! Er verwirft dich deshalb nicht. Du kannst dem Guru untreu sein - er hat Platz dafür! Er wird nie sagen, dass du ihm untreu warst. So ist das Wesen des Guru! Der Guru soll in seinen Eigenschaften dem Göttlichen ähnlich sein. Nur so ein Guru ist eine wahre Hilfe.

Was haben all die billigen Gurus der modernen Welt den Menschen zu bieten? Können sie ein Licht anbieten, das größer ist als das Licht der Upanischaden? Sie stehlen ihr Wissen und ihre Methoden stückchenweise aus den existierenden Schriften, und verteilen es halbverdaut an die Leute.

Gottes Weisheit ist allgemein zugänglich. Sie ist für alle da! In den heiligen Schriften ist alles enthalten. Darin sind endlose Pfade, endloses Wissen und endlose Weisheit enthalten. Mantra, Yantra, Tantra, Yoga - alles ist da! Aber Wissen und Weisheit ist nicht zum Verkauf oder für Geheimhaltung gedacht. So etwas gibt es nicht! Ein geheim gehaltenes oder käufliches Wissen ist kein Wissen. Es kann nicht wahrhaftig zur unendlichen und ewigen Glückseligkeit führen. Es heftet dich an ein nur vorgestelltes Licht, aber vereint dich nie mit der grenzenlosen Liebe und dem Licht Gottes.

Der Guru soll der Menschheit zeigen, wo es lang geht. Er ist nur ein Wegweiser an der Straße zu Gott. Ein Wegweiser, der aber nie sagt: "Hänge dich an mich!" Er gibt dir Freiheit! Der wahre Guru lässt dem Gottsuchenden grenzenlose Freiheit und erlaubt dessen inneren Kräften freie Entfaltung und Entwicklung. Der wahre Guru macht den Schüler selbst zum Guru. Das ist das Wesen des Gurus. Er sieht keinen Unterschied zwischen sich und dem Schüler. Er stellt sich nicht selbst über den Schüler. Das gibt es nicht!

Der Guru, der auf einem fantastischen Sessel sitzt, der aussieht wie ein Königsthron, ist ein Guru, bei dem das Ego regiert. Braucht er diesen Thron, um seine Größe zu zeigen, seine Heiligkeit? Es ist das Ego, das den Thron braucht, um seine eigene Größe hervorzuheben. Ein wahrer Guru braucht so etwas nicht.

Der Guru ist fantastisches, namenloses, gestaltloses Licht, Liebe, Schönheit, ewiges Leben und grenzenlose Weisheit. Er liebt alle und alles. Er macht keinen Unterschied zwischen sich und anderen.

Wenn ein Guru sagt: "Hänge dich an mich, ich bin der einzige und richtige Weg!", dann irrt er. Wenn er sagt, er vermittle die einzige Weisheit, dann irrt er wieder. Ein solcher Guru führt seine Schüler irre.

Für Gott ist die ganze Schöpfung vollkommen.

Und doch ist die ganze Schöpfung für Gott unvollkommen.

Gott hat zwei Ausblicke: Wenn Er die Welt durch seine eigene Vollkommenheit hindurch betrachtet, findet er, dass alles vollkommen ist. Wenn Er die Welt vom menschlichen Standpunkt oder vom Standpunkt der Schöpfung aus sieht, findet Er alles unvollkommen.

Deshalb setzt Er Seine eigenen Mittel und Wege ein, um diese unvollkommene Schöpfung zu Seiner Vollkommenheit emporzuheben.

Und jene haben recht, die behaupten, dass das Böse als Instrument eingesetzt wird, um das Gute in seiner Entwicklung und seinem Wachstum zu fördern.

Swami Omkarananda

 

 

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