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ZWEIMONATLICH

Jahr 37

OFFIZIELLES ORGAN DES
DIVINE LIGHT ZENTRUMS
8400 WINTERTHUR SCHWEIZ

 

März/April 2002

 

INHALT

Swami Omkarananda
Der Mensch - ein metaphysisches Wesen

Freiheit von der Raumzeit-Welt

Wir entstammen der Intelligenz Gottes

Das innere Wesen

Zeitewigkeit und zeitlose Ewigkeit -
Manifestation und Transzendenz

Das wahre Wesen des Raumes

Adam und Eva - der Anfang der Entwicklung der Menschheit?

Die Macht Gottes

Eine grundlegende Korrektur unserer Einstellung ist nötig

Was ist die der Welt zugrundeliegende Substanz?

Fragmentarisches Wissen

Aphorismen zur Meditation

Der Mensch -
ein metaphysisches Wesen

Wenn Christus uns Meisterschaft über die Welt verspricht, dann tut Er das aufgrund des metaphysischen Wesens, das Er ist. Niemand kann das erschaffene Universum überwinden - die Gesetze der Materie, die Grenzen des Raums, das Wirken der Zeit, die Umstände des Schicksals -, ausser er sei ein metaphysisches Wesen.

In der ganzen Schöpfung ist allein der Mensch damit begabt, die Gesetze der Natur zu transzendieren. Er ist nicht nur ein metaphysisches Wesen, sondern er trägt die Fähigkeit in sich zu erkennen und zu erfahren, dass er ein metaphysisches Wesen ist.

Es ist diese Tatsache, die den Menschen zur Krone der Schöpfung macht. Es ist diese Tatsache, die sein Schicksal als Überwinder von Raum und Zeit, von Umständen und Materie, sowie deren Gesetzen bestimmt. Ob wir nun amerikanische Poesie, die Hymnen des uralten Veda, die Bibel oder das Leben der grossen Heiligen studieren - überall werden wir Beschreibungen der Überwindung des Todes und Gesänge der Unsterblichkeit finden, wie auch Aussagen über den Menschen als ein unsterbliches Wesen in einer sterblichen Hülle.

All diese Aussagen beinhalten unsterbliche Wahrheiten, die unter allen Umständen, zu allen Zeiten, in allen Kulturen und Religionen der Welt ihre Gültigkeit besitzen.

Der Mensch ist ein unsterbliches Wesen in einem sterblichen Körper. Wir sind unserem Wesen nach metaphysisch. Die Zustände des Körpers können uns nicht berühren. Es gibt keinen Krebs in unserer Seele, keine Lahmheit in unserem inneren Wesen. Wir stehen über allen Zuständen des Körpers und der uns umgebenden Welt.

 

Freiheit von der Raumzeit-Welt

Das Leben ist ein Opfer in der Raumzeit. Raum ist Bewusstsein. Zeit ist Bewusstsein, und Bewusstsein ist Energie, Bewusstsein ist Licht. Karma ist auch Energie - Bewusstseinsenergie.

Swami Omkarananda

 
Der Gottliebende steht jenseits der Welt von Raum und Zeit, dieser Energiemanifestation. Er befindet sich in einem zeitlosen Zustand des Bewusstseins - wie im Tiefschlaf; da gibt es keine Zeit, da ist man jenseits der Zeit.

Solange ein Mensch im Raumzeit-Universum gefangen ist, hat er Probleme. Alle möglichen Probleme greifen ihn an, machen ihn ruhelos, schwach, ängstlich. Sobald der Mensch jenseits der Zeit steht, ist er befreit, ist er ein zeitloses Wesen. Keine Kraft, keine Macht, kein Ding, keine Person oder bedrohliche Gestalt kann ihm etwas anhaben oder ihm Schaden zufügen.

Im Traum herrscht eine völlig andere Raumzeit-Energie. Im Traumzustand, der ein Energiezustand, ein Bewusstseinszustand ist, ist man ganz in der Traumwelt verloren und identifiziert sich mit dem, was man dort erlebt. Man ist zu der Person geworden, welche die Dinge und Ereignisse im Traum erfährt. Der Traum ist ein Gebilde aus Kräften, Energien, Licht, Bewusstsein und Intelligenz.

Der Gottliebende steht jenseits des Traumzustands, des Wachzustands und des Tiefschlafzustands. Er lebt im vollen Bewusstsein eines zeitlosen Zustands, in dem es keine Grenzen für die innere Freiheit, den Frieden, die Freude, die Vollkommenheit und die Schönheit des Lebens gibt.

Probleme entstehen, weil man in Unwissenheit verharrt und sich in einen Körper eingesperrt sieht, der ein Produkt des Wirkens der Raumzeit ist. Man hat endlose Probleme, und diese Probleme plagen den Menschen solange, als sein zentrales Bewusstsein im Raumzeit-Bereich - im Körper - gefangen bleibt. Durch grosse Hingabe, Reinheit des Herzens und Disziplinierung der Sinne kann er seine Aufmerksamkeit und Erfahrung von diesem Raumzeit-Netz zurückziehen.

Dieses Raumzeit-Netz ist auch Karma. Karma ist auch Energie, Bewusstsein, Intelligenz. Viele Energien sind im Karma verborgen, und wenn sie sich entfalten, wirken sie sich als entsprechende Erfahrungen aus.

Das ganze Feld der Erfahrung mit all seinen Zuständen ist nichts als Energie, Kraft, Bewusstsein, Intelligenz. Zeit ist Energie; Raum ist Energie; Karma ist Energie; das begrenzte Leben ist Energie. Es existieren Energiefelder innerhalb von Energiefeldern. Wir leben in einem endlosen Meer von Energien und Kräften. Alles ist eine Manifestation von Licht, Bewusstsein, Intelligenz.

Gotterfahrung lässt uns in einem zeitlosen Zustand ruhen, jenseits aller Spielarten von Raum und Zeit. Wir sind befreit vom Netz der Raumzeit und leben als zeitloses, vollkommenes Sein.

Meditation und Japa (Wiederholung eines Mantras) führen zur Reinheit des Herzens, und Reinheit des Herzens offenbart uns diesen Zustand, in dem wir jenseits aller begrenzten Energien sind, jenseits von Raum und Zeit, wo uns die Welt der Formen gefangenhält und uns Angst einjagt.

Der Gottliebende ist ein unsterbliches Wesen, ein zeitloses Wesen. Er ist das Licht aller Lichter, die Energie aller Energien, das Bewusstsein aller Arten von Bewusstsein und Zuständen des Bewusstseins. Solange wir in unserem Körper und unserem kleinen Gemüt eingesperrt bleiben, sind wir Problemen und Leiden ausgeliefert. Der Gottliebende befreit sich aus diesem Gefängnis. In seiner inneren Erfahrung befindet er sich jenseits aller Bedingungen und Energiefelder. Körper, Raum, Zeit - sie alle sind Energien: ein Spiel der Intelligenz, des Lichts und der göttlichen Kraft.

 
Wir entstammen der Intelligenz Gottes
Er ist ohne Form, wohnt innerhalb und ausserhalb jeder Form,

Er ist frei von Irrtümern, Fehlern und Unreinheiten.

Er transzendiert all die körperlichen Möglichkeiten,

Er ist der göttliche Dichter, der Genius.

Indem Er sich selbst manifestiert, erhält Er Frieden und Harmonie aufrecht,

Er bewahrt die Schöpfung in vollkommener Ordnung.

Yajur Veda

Wir alle stammen aus der Intelligenz Gottes, existieren in der Intelligenz Gottes und werden von der Intelligenz Gottes erhalten.

Die grössten unter allen hervorragenden Geistern der alten Zeiten haben ihre Vernunft bis zum Äussersten angestrengt, um den Ursprung des Universums zu entdecken. Sie sind auf die höchste Vernunft als den Schöpfer und Erhalter des ganzen manifestierten, wahrnehmbaren Universums gestossen.

 

Philon bezeichnet diese Vernunft als Logos. Der heilige Johannes beschreibt sie in seinem Evangelium als das Wort Gottes.

Was ist nun unsere Beziehung zu dieser Weisheit Gottes, dem Wort Gottes, dem Bewusstsein Gottes?

Wir haben eine sehr innige Beziehung zu Gott, die innigste Beziehung, die wir uns vorstellen können. Das, was die Intelligenz unserer Intelligenz ist, ist uns näher als unsere eigene Intelligenz. Nichts ist uns näher als Gott, die Vernunft Gottes, die Weisheit Gottes oder das schöpferische Bewusstsein Gottes. Selbst unser Körper ist vergleichsweise weit von uns entfernt. Gott ist uns näher als unser eigener Körper.

Womit erfahren wir unseren Körper? - Mit Hilfe unserer Intelligenz. Eine Leiche macht keine Erfahrungen. Wir erfahren unseren Körper mit Hilfe unserer Intelligenz, unseres Bewusstseins. Was ist uns näher, die Intelligenz oder der Körper? Ist uns der Erfahrende näher oder das Objekt, das wir erfahren - in diesem Fall der Körper? - Gewiss ist uns die erfahrende Intelligenz näher als unser Körper. Da diese Intelligenz in uns von der höchsten Intelligenz herstammt, ist die Weisheit, die Vernunft oder der Geist Gottes uns viel näher als unsere eigene Intelligenz, die eine abhängige Intelligenz ist.

Ohne diesen Geist Gottes hören wir zu existieren auf. Ohne die Existenz des Träumenden hat der weite Raum, den er im Traum erschaffen hat, keine Existenz und Substanz.

Das, was uns am nächsten ist, ist also das göttliche Bewusstsein.

Ohne die höchste Vernunft oder den höchsten Geist können wir nicht existieren.

Beobachten wir die Wunder in unserem Bewusstsein! Gibt es ein höheres Prinzip als das Bewusstsein?

Wenn wir Bewusstsein nicht mit Ichbewusstsein gleichsetzen, ist es wunderbar; denn alles ist in ihm, nicht nur die ausserordentlichen Möglichkeiten, die sich im Traumzustand ausdrücken. Die Möglichkeiten und Fähigkeiten des Bewusstseins entfalten sich unter besonderen inneren Bedingungen.

Durch das Praktizieren spezieller Techniken können wir die höheren Fähigkeiten des Bewusstseins zur Entfaltung bringen; wir können die verschiedenen Fähigkeiten und Möglichkeiten der überbewussten Ebenen unseres Wesens aktivieren und in unserem bewussten täglichen Leben zum Ausdruck bringen, das heisst anwenden.

Die im äusseren Leben zum Ausdruck gebrachten Fähigkeiten des Bewusstseins eines normalen Individuums sind extrem begrenzt und deshalb erfährt es nichts ausserhalb und jenseits des physischen Universums. Sein Bewusstsein funktioniert nur innerhalb der schweren Begrenzungen der physischen Sinne.

Durch beständige Verfeinerung unserer inneren Natur treten höhere Fähigkeiten des Bewusstseins in Aktion. In unserer Intelligenz befinden sich unzählige Fähigkeiten und Kräfte; in jedem von uns ist ein Wissenschaftler, ein Musiker, ein Dichter, ein Wunderwirker verborgen. Alle Arten von Kräften und Möglichkeiten sind in unserer Intelligenz angelegt: Unbegrenzt sind unsere Möglichkeiten. Sie stehen uns zur Verfügung, wir müssen sie nur noch erwecken, aktivieren.

Warum wird die Vernunft der höchsten Wahrheit Weisheit genannt?

Weil Weisheit eine synthetische Qualität ist, eine allumfassende, alles einschliessende Eigenschaft der höchsten Wahrheit, die alle göttlichen Vorzüglichkeiten in sich trägt.

Verwechseln wir aber diese Weisheit nicht mit der Weisheit des Menschen im täglichen Leben. Die Weisheit des Geistes Gottes, die Vernunft der höchsten Wirklichkeit ist Gott selbst. Sie ist allumfassend, selbstleuchtend und selbsterhaltend. Die begrenzte Intelligenz im Menschen ist nicht so geartet - sie wird von der Intelligenz Gottes erhalten, ist also eine abhängige Intelligenz, die Licht vom Geist Gottes empfängt.

Da die menschliche Intelligenz eine abhängige ist, sind alle Erkenntnisse, die der Mensch durch ihren Einsatz erlangt, nicht absolut gültig und wissenschaftlich richtig. Die Intelligenz Gottes hingegen ist unbedingt, unbegrenzt, unabhängig von allem, sie existiert aus sich selbst, niemand hat sie erschaffen, sie ist die ursprüngliche Macht der höchsten Wahrheit, sie ist das schöpferische Prinzip, sie ist das wunderbare, unbeschreibliche, unsägliche unendliche Bewusstsein. Dieses Bewusstsein ist Schönheit, Güte, Erfüllung, Vollkommenheit, wirkliche Macht. Es ist die Macht über allen Mächten; es sieht alles zur gleichen Zeit, es ist überall zur gleichen Zeit, es ist zeitlos; es war, ist und wird immer sein. Wenn es seinen Atem auf die menschliche Intelligenz lenkt, wird der Mensch ein Genie, ein Mystiker, einer, der lebt, was er weiss, einer, der verkörpert, was er wahrnimmt.

Wir sind aus dieser wunderbaren, allumfassenden Weisheit und Kraft Gottes geformt.

Alle Eigenschaften, Fähigkeiten, Kräfte und Möglichkeiten Gottes sind auch die unsrigen.

Der gewöhnliche Mensch ist sich dieser Tatsache nicht bewusst. Er weiss nichts von dieser grossartigen, mächtigen, unendlichen Intelligenz - der Weisheit oder dem Geist Gottes - die ihn von innen heraus erhält; genausowenig wie die Gestalten in unseren Träumen wissen, dass sie von unserer Intelligenz erschaffen und erhalten werden.

Das normale menschliche Individuum ist so in seine empirischen, psychologischen, materiellen und emotionellen Erfahrungen eingefangen und vertieft und deshalb unfähig, die Wahrheit zu erkennen, dass es von einem strahlenden, unendlichen Licht, von der Schönheit und Weisheit des Geistes Gottes getragen wird. Wie die dunklen Wolken die strahlende Sonne verdecken, so verbirgt die äussere Persönlichkeit des Menschen das strahlende Licht und den Geist Gottes in seinem Inneren.

Jene unter uns, die sich bewusst geworden sind, dass sie vom Geist und der Weisheit Gottes geformt und hervorgebracht wurden, verdienen es, weise genannt zu werden.

Sie sind die wahren Wissenden; sie sind die Weisen; sie sind die Nachfolger Salomos. Sie kennen die Wahrheit; sie haben keine Ängste; sie sind die Träger und Verkörperungen des Lichts der Weisheit.

Sie betrachten die Welt mit den Augen der Weisheit, mit der unendlichen, grenzenlosen, aus sich selbst leuchtenden Vernunft Gottes.

Die Geschichte des Menschenherzens gleicht jener vom verlorenen Sohn. Wie er, wird es nicht eher Frieden finden, als bis es heimkehrt. All sein Jagen nach Vergnügen endet in Enttäuschung, denn wahre Freude gibt es nur in jenem, der uns ewig glücklich und froh macht, und das ist Gott allein.

Swami Omkarananda 

Das innere Wesen

Du findest Gott überall: innen, aussen, in jedem Lebewesen.

Gott als Schöpfer hat dieses mysteriöse, magische Wunder entstehen lassen, diese Welten, diese Universen. Doch Er ist unendlich mehr als die rätselhaften Universen in und ausserhalb von uns. Er ist überall. Er ist das Fundament. Er ist die Existenz eines jeden Dings, das war, ist und sein wird. Er ist die Existenz der Existenz, das Selbst des Selbst in jedem und in allem: im Stein, im Wasser, im Feuer, in den Planeten, in den Sternen, in den Menschen, in den Tieren, in den Pflanzen, im Sandkorn, im Grashalm. In jedem Grashalm rings um die Welt, in jedem Kopf und in jedem Herzen ist Gott mit all seinen Vollkommenheiten zugegen.

Swami Omkarananda

 
In unser inneres Wesen sind alle Dimensionen eingesenkt: vor allem die Dimension der Liebe, der unbegrenzten Liebe.

Der Mensch ist ein überkosmisches Wesen, denn er ist zur Wahrnehmung der unendlichen Wirklichkeit berufen, mit der er organische und strukturelle Beziehungen hat. Wir sind nicht alleingelassen in diesem Universum. Wir haben die Kraft, das Universum zu transzendieren und die Erfahrung von Raum und Zeit hinter uns zu lassen. Unser Herz kann sich bis hin zu den Dimensionen des einen, unendlichen, absoluten Seins, das alle kosmischen Systeme erhält, ausdehnen.

Deshalb denke ich, wäre es wunderbar, wenn wir die eine zugrundeliegende Substanz in uns erkennen würden, die das unendliche Sein ist.

Wir müssen den Ursprung des Lebens erkennen.

Wüssten die Biologen, was genau das Leben ist, dann hätten sie alle Probleme unserer Existenz längst gelöst, aber bedauerlicherweise kann kein Biologe uns sagen, was das Leben ist. Es gibt so viele Faktoren und Wirklichkeiten in unserer Existenz, über welche die meisten unserer Wissenschaftler der verschiedenen Fachrichtungen nichts wissen. Etwas scheint sich ihrem Zugriff stets zu entziehen.

Gibt es eine Möglichkeit, durch die wir dieser Wirklichkeit begegnen und ihr gegenüberstehen können, durch die wir diesen grenzenlosen, unendlichen inneren Gehalt des Bewusstseins erfahren können?

Es gibt einen Weg, den Weg des Nachsinnens, der Anwendung der besten Kräfte unserer Vernunft. Wir haben in uns Fähigkeiten, wie die direkte intuitive Erfahrung von Wahrheiten, von Wirklichkeiten in unserem inneren Kosmos und im Bereich unserer täglichen Aktivitäten.

Unsere Intelligenz ist endlos und kennt keine Begrenzungen ausser jene, die wir ihr selbst setzen.

Der Mensch lebt in trügerischen Gedankenstrukturen und hält seine gegenwärtigen Möglichkeiten für seine ganzen Möglichkeiten.

Er sieht nicht, dass er im Grunde genommen ein schöpferisches Individuum ist. Es gibt keinen Menschen auf dieser Welt, auch nicht den dümmsten, dem diese grundlegende Fähigkeit, kreativ zu sein, fehlte. In der Tat sehen wir, dass sogar die primitivsten Kulturen auf ihre Umwelt auf kreative Weise reagieren.

Kreativität ist ein allgemeiner Zug des menschlichen Individuums.

Der Mensch ist mehr als die wunderbare Welt, in der er lebt; er ist ein unvergängliches Wesen in einem vergänglichen Körper. Er ist ein unsterbliches Wesen in einer sterblichen Behausung.

Swami Omkarananda

Zeitewigkeit und zeitlose Ewigkeit
Manifestation und Transzendenz

Sammle deine Kraft, o menschliche Seele.

Ein Strom des ewigen Lebens fliesst in einem steinigen Bett.

Lasse die Merkmale bösartiger Kräfte zurück und bewege dich mit festem Schritt vorwärts.

Überquere die Grenze in das Reich ewiger Herrlichkeit!

Atharva Veda

  

Zeit und Ewigkeit

Seit ewiger Zeit folgt ein Zyklus der Schöpfung auf den anderen. Zeitewigkeit manifestiert sich innerhalb von zeitloser Ewigkeit. Wir machen einen Unterschied zwischen diesen beiden Begriffen.

Die Denker stellen sich die Frage, wann dieser Kosmos entstanden ist. Der eine Wissenschaftler sagt, vor vielen Milliarden Jahren; ein anderer behauptet später, der Kosmos müsse noch wesentlich früher entstanden sein. Sicher ist nur, dass der Kosmos irgendwann in den Tiefen der Zeit seinen Ursprung hatte.

Die Frage erhebt sich nun aber: "Was war davor?" - Ein anderes kosmisches System? Und vor diesem? - Wieder eine anderes. Wieviele Millionen von Universen gab es schon? - Kein Prophet, kein Philosoph, kein Genie kann darauf eine Antwort geben.

Gut, ich sehe ein kosmisches System nach dem andern auftauchen und wieder untergehen. Je tiefer ich auf der Suche nach dem Anfang der Schöpfungszyklen tauche - auf der Suche nach der ersten Schöpfung -, ich komme nicht ans Ziel; die Zeit ist unermesslich und erstreckt sich in eine unauslotbare Vergangenheit; aber es existiert immer noch Zeit!

Wann nahm diese Zeit ihren Anfang? - Niemand weiss es! Wir können eine unendliche Reihe von Schöpfungen sehen, sind aber nicht in der Lage, den Anfang dieser Reihe - den Anfang der Zeit - aufzuspüren. Je weiter wir zurückgehen, desto mehr Schöpfungen kommen zum Vorschein.

Lasst uns hier anhalten - verblüfft wie wir sind - und in die Zukunft blicken. Auch in der Zukunft sieht es nicht anders aus! Verfolgen wir die Kette der Schöpfungen immer weiter in die Zukunft, so sehen wir: je weiter wir gehen, desto mehr weicht der Horizont zurück. Es liegen endlose Schöpfungszyklen vor uns und endlose Schöpfungszyklen hinter uns. Das ist die Zeitewigkeit.

Gibt es irgendwo in der Wirklichkeit einen Ort, an dem nichts geschieht?

Ja, es gibt ihn! Wer sagt das? - Die Vernunft! Die Vernunft befasst sich mit dem Warum und Wozu der Schöpfungszyklen. Die Vernunft versucht, die erhaltende Substanz hinter diesen Schöpfungszyklen zu verstehen. Es gibt eine Dimension in der Wirklichkeit, die nicht in die Manifestation der kosmischen Systeme mit einbezogen ist: das ist die nichtmanifestierte Wirklichkeit.

Was ist der Anfang dieser Wirklichkeit? - Man kann es nicht sagen! Eine Antwort auf diese Frage zu geben, ist selbst der höchst erleuchteten menschlichen Vernunft und Intelligenz nicht möglich.

Was ist das Ende dieser Wirklichkeit? - Sie hat kein Ende! Über einen Anfang und ein Ende der nichtmanifestierten Wirklichkeit zu sprechen würde unsere Kindlichkeit verraten. Wenn wir schon nicht in der Lage sind, den Anfang der Zeitewigkeit festzustellen, wie können wir dann nach dem Anfang und Ende der nichtmanifestierten, zeitlosen Ewigkeit fragen!

Nachdem wir nun wissen, was Zeitewigkeit und was zeitlose Ewigkeit ist, werden wir darangehen, das Wesen dieser Wirklichkeit - dieses Königreichs des Himmels, das in jedem von uns ist - zu erforschen.

Wir schreiben dem Kosmos eine Entstehung zu und sprechen vom ersten Tag der Entstehung des Universums. Von da an messen wir die Zeit, von da an beginnt die Zeit zu wirken. Sobald es eine Manifestation gibt, tritt die Zeit in Erscheinung. Manifestation und Zeit gehen zusammen. Doch vor dieser Manifestation gab es eine andere, deshalb können wir nicht sagen, dass die Zeit mit dieser Manifestation erst begonnen habe. Weil es eine frühere Manifestation gab, gab es auch die Zeit schon. Die Zeit erstreckt sich ebenso endlos in die Zukunft. Sie zeichnet die Auflösung der vorhergegangenen Manifestation auf, sowie auch die Entstehung der nächsten. Das ist die Zeitewigkeit, die ohne Anfang und ohne Ende ist - eine Ewigkeit der Zeit. Das ist die Welt der Manifestation. Hinter dieser ist eine Welt der Nichtmanifestation. Diese ist vollkommen, unbeweglich, absolut rein. Warum nennen wir sie rein? - Weil in ihr nichts geschieht. Es ist eine Leinwand, die nicht bemalt ist. In der Manifestation geschieht etwas, etwas ist sichtbar, deshalb nennen wir sie unrein. Dahinter ist das Nichtmanifestierte. Darin geschieht nichts; nichts ist sichtbar; es ist rein und unberührt. Die nichtmanifestierte Wirklichkeit ist also absolute Reinheit und dennoch die Quelle aller Manifestationen, ohne allerdings in diese verwickelt zu sein. Dieses Nichtmanifestierte ist auch in uns.

Wie sollen wir dies anschaulich machen? - Es gibt ein Beispiel dafür, das innerhalb unseres Erfahrungshorizonts liegt: Es ist der Tiefschlaf.

Tagsüber sind wir sehr aktiv, wir nehmen viele Dinge wahr, wir arbeiten, lesen, sitzen, gehen. Wir befinden uns in einem Bereich, in dem wir und alles um uns herum sich ständig ändert, in dem alles aktiv und tätig ist. Anders im Tiefschlaf: da wissen wir nicht, dass es eine Welt gibt; wir wissen nicht einmal, wie wir heissen; wir wissen nichts! Körper und Gedanken existieren nicht mehr. Wir sind versunken in etwas, das keine Erfahrung zulässt. Wir befinden uns in einem Ozean der Stille. Wir sind in etwas versunken, das weder Anfang noch Ende, Höhe oder Länge hat. Es ist etwas, das absolut, das unbegrenzt ist. Wenn wir uns mitten im unbegrenzten, leeren Raum befinden, können wir nicht sagen, wie hoch der Raum ist, wie breit und wie lang. Wenn wir auf der Erde stehen, können wir auf den Himmel deuten und sagen: "Dort ist oben; hier wo wir stehen, ist unten". Im Raum gibt es kein Oben und Unten. Die Frage eines Oben und Unten taucht erst auf, wenn wir irgendwo - zum Beispiel auf der Erde - stehen. Wir haben einen begrenzten Körper, stehen auf einem begrenzten Objekt und schaffen so die Dimensionen: oben, unten und seitwärts.

Wo aber sind diese Dimensionen im leeren Raum? - So ist es auch im Tiefschlaf. Da gibt es keine Richtungen und keine Zeit, nicht einmal Raum. Wir nehmen nichts wahr. Die Leinwand ist leer. Es ist die nichtmanifestierte Wirklichkeit. Was geschieht im Tiefschlaf? - Nichts geschieht. Es ist alles leer und rein. Wir sind unberührte, unverdorbene, grenzenlose Reinheit.

Plötzlich stellt sich eine Manifestation ein: wir beginnen zu träumen. Es hat sich eine Unreinheit eingeschlichen; etwas spielt sich da ab. Ein Spiel findet statt, als ob dadurch unser unendliches Schweigen gestört werden sollte, als ob ein Zeitelement in unseren zeitlosen Schlafzustand eingeführt werden sollte, als ob ein Raumzeit-Universum in unserem raum- und zeitlosen Tiefschlaf erschaffen werden sollte.

Wir können nun sagen: "Gut, der Traum hat vor zwei Minuten begonnen." Wir können aber auch sagen: "Möglicherweise hatten wir schon viele Träume, und es werden noch andere Träume folgen." Jeder Traum ist ein neuer Anfang und ein neues Ende. Ein Zyklus von Traumschöpfungen ist entstanden, hat eine Zeitlang bestanden und hat sich dann wieder aufgelöst. Dann kommt der nächste und so weiter.

Wie wir sehen, sind zwei Zustände in uns:

1. Der nichtmanifestierte Tiefschlaf, in dem nichts geschieht, in dem wir nichts wissen, in dem wir eine einheitliche Erfahrung haben, eine Erfahrung, die der Objektivität und Dualität entbehrt und in der es kein Problem, kein Unglück, keine Ruhelosigkeit, keine Unwissenheit, keine Angst, keinen Tod und kein Leben gibt. Es ist etwas jenseits von all diesen. Wir sind dort in einer vollkommenen Existenz, in einer zeitlosen Ewigkeit.

2. Nun träumen wir: Das bringt uns sofort in eine andere Welt: die Welt der Manifestation, von Raum und Zeit. Wir wachen auf, und sofort sind wir wieder in einer anderen Raumzeitwelt gefangen. Was ist mit unserem Tiefschlaf passiert? Was ist mit jenem reinen, wunderbaren, nichtmanifestierten, einheitlichen Zustand geschehen? Ist er verschwunden? Wurde er zerstört, entweder durch den Traum oder das Aufwachen? - Die Vernunft sagt uns: "Nein, er wurde nicht zerstört!" Was ist der Beweis? - Wenn wir erneut einschlafen, haben wir ihn wieder! Wie wäre das möglich, wenn er zerstört worden wäre? - Der Tiefschlafzustand, in den wir eintreten, wird niemals zerstört, er ist immer unser. Wir können in ihn zurückkehren. Er bleibt immer der gleiche, auch wenn es Unterbrechungen in seiner Erfahrung gibt.

Wir bringen diesen Hinweis auf den Tiefschlaf nur als Analogie, damit wir das Wesen der nichtmanifestierten Wirklichkeit in uns, die Gott selbst ist, verstehen können.

Die Tendenz zur Unvollkommenheit und Unreinheit und die daraus folgende Disharmonie sind so tief im menschlichen Blut verwurzelt, dass eine lange Zeit notwendig ist, bis unsere geistigen Übungen ihre volle Frucht tragen. Um diese lange Zeit zu verkürzen, müssen wir das Feuer der Begeisterung schüren, die Fähigkeit entwickeln, den Schwierigkeiten standzuhalten und durch geduldiges Ertragen die Hingabe an Gott immer mehr zur Entfaltung bringen. Jede Minute unseres Lebens muss deshalb mit geistigen Disziplinen vollgepackt sein.

Bitten wir Gott, uns all diese Fähigkeiten und eine kompromisslose Hingabe an die endlose Wahrheit, an das Licht und die Schönheit des Göttlichen zu gewähren.

Swami Omkarananda

Das wahre Wesen des Raumes

Ungeheuer ist Deine Weite, und Deine Herrlichkeit ist unvergleichlich, o mächtiger und prächtiger Herr!

Hunderte von Erden, Sonnen und Planeten diesseits oder jenseits unserer Wahrnehmung existieren und unterstehen Deiner Befehlsgewalt.

Aber Du bist noch jenseits selbst all dessen.

Alle Welten, die existierenden und nichtexistierenden, geborenen und ungeborenen, sind nur ein Bruchteil Deines grenzenlosen Wesens.

Um Dich drehen sich alle Sonnen und Planeten des Universums.

Rig Veda  

 
Betrachte den Raum, der Dich umgibt, nicht als blossen Raum!

Erkenne den Raum als vom Bewusstsein Gottes erfüllt. Es ist alles im Raum, der Dich umgibt, enthalten. Alle Wunder können im Raum geschehen; alles kann aus ihm erschaffen werden. Er ist voll von unsichtbarem Licht, von unsichtbarer Schönheit. Er ist voll von unsichtbarem, allschöpferischem Bewusstsein. Durch die Kraft des Bewusstseins, durch den Willen Gottes kann aus diesem leeren Raum alles entstehen, denn im leeren Raum ist alles enthalten. Ein Tiger kann herausspringen, ein Apfel erschaffen werden, ein Berg kann daraus entstehen - alles kann daraus hervorkommen.

Lass Dich also nicht von Deinen blinden Augen irreführen, indem Du annimmst, dass es sich nur um leeren Raum handle. Der leere Raum ist voll vom Licht Gottes. Dieser leere Raum wird auch vom Licht Gottes erhalten. Ohne Gott existiert er nicht, und alles, was in Gott ist, ist im leeren Raum.

Wenn Du spazierengehst, dann denke daran, dass die göttliche Gegenwart Dich umgibt und durchdringt, und erkenne das leuchtende, unsichtbare Licht, das überall ist. Sei dir intensiv der Tatsache bewusst, dass Du von Gottes Licht von innen und von aussen her eingehüllt bist.

Der Ursprung des Raumes

Ein anderer Punkt: Der Raum hört nicht, was ich spreche. Der Raum ist nicht fähig, unsere Gedanken zu lesen; aber das, was den Raum erschaffen hat, hört alles, sieht alles. Es kennt die Sorgen der Mutter um ihr Kind. Es weiss alles über jeden auf der Welt. Es antwortet auf das innerste Verlangen eines jeden. Es kennt jeden, der irgendwann hier auf dieser Erde lebte. Es weiss auch alles über alle, die nach Tausenden von Jahren hier auf dieser Erde leben werden. Das ist der Unterschied zwischen dem Göttlichen und dem Raum.

Wenn wir eine scharfe Intelligenz besitzen und nach dem Ursprung des Raums zu fragen beginnen, werden uns unsere leuchtenden Gedanken zu seinem Ursprung führen. Was ist der Ursprung dieses weiten, grenzenlosen Raums? - Es ist die Intelligenz Gottes.

Das Universum ist das Produkt der göttlichen Intelligenz. Das Göttliche ist grösser als der Raum. Wir werden jetzt von dieser Intelligenz beobachtet. Es ist eine mächtige, magnetische Intelligenz, die alles zur gleichen Zeit wahrnimmt.

Es gibt eine Theorie, die besagt, dass alles unvergänglich ist. Die äusseren Formen verändern sich, aber nichts geht je verloren.

Das gilt um so mehr für die Intelligenz des Göttlichen, in dem unser Sein begründet ist, in dem wir leben und aktiv sind.

Swami Omkarananda

 Adam und Eva - der Anfang
der Entwicklung der Menschheit?
Woher diese Schöpfung gekommen ist,

wer sie hält oder nicht hält,

Er, der ihr Verwalter im höchsten Himmel ist,

Er alleine weiss es -

und doch, weiss Er es wirklich?

Rig Veda

Frage:

Was soll man von der biblischen Aussage halten, dass Adam und Eva das Menschengeschlecht begründeten?

Swami:

Der Punkt ist, dass wir niemals sagen können, was der Ursprung der Dinge war, denn jene, die diesen Mythos geschaffen haben, müssen eine Art Offenbarung empfangen haben, die zu uns in Form dieses Mythos gelangt ist - möglicherweise völlig verdreht und ausserhalb jeglichen Zusammenhangs mit der ursprünglichen Erfahrung. Es kann auch lediglich eine Art Erklärung der zu biblischen Zeiten vorherrschenden Meinung sein. Sicher gibt es noch andere Mythen dieser Art. Wissenschaftlich gesehen aber, vernunftmässig gesehen, vom Standpunkt der Erfahrung aus gesehen, wissen wir, dass die Wahrheit unendliche Möglichkeiten hat, und um die Menschheit zu erschaffen sind Adam und Eva nicht nötig. Wie erschafft ein Mensch zum Beispiel sein Reich im Traumzustand, dessen Herrscher er ist? In einem Traum gibt es auch eine Menge Leute. Musste er zuerst einen Adam und eine Eva erschaffen, um die anderen zu bekommen?

Wir kommen also zur Auffassung, dass Erfahrung, Einsicht und logische Analyse uns ein anderes Wissen vermitteln als missverstandene Mythen, die ihren inneren Geist verloren haben.

Die Macht Gottes
Wer sich fest an die ewige Wahrheit klammert, wird die höchste Wahrheit selbst erlangen.

Die Macht von "Rita", der ewigen Ordnung, ist weitreichend; sie bringt Weisheit jenen, die sie suchen.

Himmel und Erde verdanken "Rita" ihre Existenz auf ewige Zeiten ... ,

und die höchsten Mächte dienen in vollkommenem Gehorsam dem Herrn der Ewigen Existenz.

Rig Veda

  
Welches sind die wichtigsten Merkmale Gottes? Was ist die ureigenste Natur Gottes? - Es ist Kraft oder Macht.

Deshalb wird Gott ‚der Allmächtige' genannt. Er ist unendliche Kraft oder Macht. Gott ist absolute Kraft, endlose und unbegrenzbare Kraft, und das ganze Universum ist eine Ausdrucksform seiner Kraft.

Überall wirkt Kraft in Form von Energie. Kraft ist die grundlegende Natur Gottes. Wenn wir ‚Grosser Gott' sagen, meinen wir damit nicht nur den wunderbaren Charakter Gottes, das unbeschreibliche Wesen Gottes, sondern auch seine Macht, die nicht besiegt und von nichts überwunden werden kann - eine Macht und Kraft, ohne die es keine andere Kraft geben kann. Jede andere Kraft ist - soweit überhaupt vorhanden - der Allmacht des Göttlichen unterlegen.

Gottes Allmacht ist unendlich, absolut, unbestreitbar, unanfechtbar und dennoch ist sie unendliche Liebe.

Kraft in der Schöpfung ist immer aggressiv, gewalttätig und furchteinflössend. Kraft als Wesen des Göttlichen ist jedoch höchst attraktiv und friedlich.

Die Hand eines Kindes kann eine Blumenvase zertrümmern, kann Orgel spielen, kann einen Stuhl umwerfen. Es ist Kraft in der Hand des Kindes. Diese Kraft kann viele Veränderungen hervorrufen, einige davon können destruktiv, andere konstruktiv sein.

Auch in einem Berg ist Kraft, gewaltige Kraft. Im Gegensatz zur Kraft des Kindes ist seine Kraft nicht aggressiv oder gewalttätig. Das Kind schlägt auf den Berg ein, aber der Berg rührt sich nicht, er bleibt ruhig und friedlich. Regen und Hagel gehen auf den Berg nieder - nichts geschieht, der Berg bleibt ruhig und friedlich. Seine Kraft ist unanfechtbar. Jede Kraft, die den Berg herausfordern will, verletzt sich selbst, und ihre Anstrengungen bleiben fruchtlos. Einfach, indem er da ist - durch seine blosse Existenz -, ist der Berg schon eine Kraft; ohne sich zu bewegen, ohne seine Kraft auszudrücken, ist diese schon wirksam.

Ähnlich ist es mit der Kraft des Göttlichen, das ganz Liebe, Frieden, Stille und doch unwiderstehlich und unbezwingbar ist. Keine Kraft ist eine Kraft, verglichen mit dem Göttlichen. Seine Kraft ist voll und vollständig. Es ist Allmacht. Die Kraft des Göttlichen wirkt dadurch, dass es einfach da ist.

Der Wissenschaftler spaltet das Atom, und eine gewaltige Energie wird dadurch frei, mit deren Hilfe man eine Stadt zerstören oder nützlichen Strom erzeugen kann.

Ein Mensch mit übernatürlichen, mit magischen Kräften, kann Geister sehen und kontrollieren. Er kann die Kraft dieser Geister einsetzen, um anderen zu schaden. Genausogut aber kann er sie für wohltätige Zwecke verwenden. Diese beiden Kräfte - die Atomkraft und die Macht der Geister - gehören zwei ganz verschiedenen Kategorien an. Es sind völlig unterschiedliche Kräfte.

Es gibt unzählige Kräfte. Die Kraft der Liebe oder die Kraft der Schönheit zum Beispiel. Der Mensch ist versklavt von dieser Kraft der Schönheit und der Liebe. Er bewundert die Schönheit und gibt sich Werken der Liebe hin. Es gibt Kräfte jeder Art und Beschreibung, aber keine dieser Kräfte ist der Kraft Gottes vergleichbar, welche die Wahrheit ist. Es ist die höchste Kraft, die endlose und absolute Kraft, in jedem ihrer Teile vollkommen. Diese Kraft ist in der Tat die Urquelle jeder anderen Kraft in der Schöpfung.

Gottes Macht beschützt den, der Ihn liebt.

Es gibt Gedankenkraft, Willenskraft, Lebenskraft. Die Härte des Eisens ist in sich selbst eine Kraft. Doch alle Kräfte sind ein luftiges Nichts, wenn man sie mit der Kraft des Göttlichen vergleicht, von der all diese anderen Kräfte abgeleitet sind. Abgesehen von der göttlichen Kraft, sind alle Kräfte endlich und begrenzt. Der Mensch, der sich auf das Göttliche eingestimmt hat, der über das Göttliche nachdenkt, dessen Hingabe ihn innerlich eins mit dem Göttlichen hat werden lassen, bleibt von allen Kräften unberührt. Kein Geist oder Gespenst kann ihm schaden. Keine noch so mächtige hypnotische Suggestion kann ihn beeinflussen. Auch wenn die Erde unter seinen Füssen bebt, bleibt er unverletzt, und niemand kann sich erklären, warum. Alle Kräfte scheinen in der Gegenwart eines Menschen, der Gott liebt und sich Ihm ausgeliefert hat, wirkungslos zu sein. Über Gott nachzudenken, Gott zu lieben, Gott zu kennen, die Gegenwart des Göttlichen stets zu fühlen oder die eine oder andere Beziehung zu Ihm einzugehen heisst, über allen Kräften im Universum zu stehen: über den physischen und psychischen und allen anderen Arten von Kräften.

Auf dem moralischen Gebiet ist es die Kraft der Versuchung, welcher der Mensch im täglichen Leben regelmässig zum Opfer fällt. Deshalb bittet der Gottsucher in seinen Gebeten das Göttliche ernsthaft, ihn vor allen Versuchungen und Ablenkungen auf dem geistigen Pfad zu beschützen. Die Liebe zum Göttlichen beschützt ihn davor, ein Opfer von Versuchungen zu werden, so titanisch, dämonisch oder unwiderstehlich diese auch sein mögen.

Auch physische Kräfte in ihren zerstörerischsten Formen, zum Beispiel in Form einer Atombombe oder eines schrecklichen Vulkans, können dem Gottliebenden nichts anhaben. Das ist eine Erfahrungstatsache, wie man sie im Leben vieler grosser Heiliger beobachten kann.

Wenn die Hingabe zum Göttlichen in Deinem Herzen zunimmt, wirst auch Du in dieser Weise beschützt sein. Die Allmacht des Göttlichen ist allgegenwärtig, deshalb kann sie Millionen Wunder wirken, wo immer sie will. Der wahre Sucher nach der letzten Wahrheit erfährt die allgegenwärtige Allmacht des Göttlichen immer klarer und stärker. Er braucht keinen anderen Schutz als den des Göttlichen. Allein die Gegenwart Gottes, die überall in ihm und um ihn herum lebendig ist - hier und dort, in seinem Herzen, seinen Nerven -, beschützt ihn, giesst Freude und Stärke in ihn ein, gewährt ihm Frieden und das Licht nie versagender Weisheit.

Alle Mächte und Kräfte sind nutzlos; nur die Allmacht des Göttlichen bringt uns Segen. 

Der Besitz von grossem Reichtum ist Macht; Menschen zu besitzen ist Macht. Man kann Menschen dazu benutzen, Macht auszuüben. Geld zu haben ist Macht, und Liebe ist Macht. Hat man Liebe im Herzen, kann man viele damit beherrschen. Die Mutter herrscht über das Haus, nicht durch Muskelkraft, sondern durch die Kraft der Zuneigung. Vielerlei Kräfte gibt es, doch sind sie alle irgendwo begrenzt. Welche Kraft kann schon den Tod überwinden? - Dein Geld, Dein Besitz, Dein starker Körper und Deine starke Stellung in der Gesellschaft können den Tod nicht aufhalten. Du kannst die ganze Welt besitzen und beherrschen, alle Berge und Flüsse, alle Menschen, das ganze Gold; Du kannst die Macht über alle Atombomben haben - nichts von alledem kann Dich vor der Macht des Todes beschützen.

Die völlige Nutzlosigkeit dieser Kräfte wird nirgends so deutlich wie angesichts des Todes. Der Eroberer, der Millionen Menschen umgebracht und viele Länder unterworfen hat, wird selbst ein Opfer des Todes: Ein Kieselstein kann ihn töten. Der Tod kommt in vielen Verkleidungen. In welcher Gestalt der Tod auch kommen mag, der Mensch ist unfähig, ihm zu widerstehen und ihn zu überwinden. Jede Kraft ist begrenzt, jede Kraft findet irgendwann einmal ein Ende.

Der junge Mann ist stark, aber warte einige Jahre, und er braucht einen Stock, auf den er sich stützen kann. Er hat keine Kraft mehr und ist auf den Stock angewiesen, um sich aufrecht zu halten. Er ist alt geworden, und Krankheiten haben von ihm Besitz ergriffen; in wenigen Tagen siecht er dahin.

Jede Form von Kraft ist zeitgebunden und begrenzt. Es gibt nur eine Kraft, die unbegrenzt, ewig und immer da ist: das Göttliche. Es gibt nur eine Kraft, über die der Tod keine Macht hat; diese Kraft ist die Kraft der Kräfte, die Quelle aller Kräfte, und sie ist unendlich viel mehr als alle anderen Kräfte zusammengenommen. Über diese Kraft haben Zeit und Tod keine Macht.

Die junge Frau ist schön. Ihre Schönheit ist eine Kraft. Sie zieht damit Menschen an und beeinflusst sie. Sie ist eine Persönlichkeit in der Gesellschaft; ihre Schönheit hat einen Wert, aber diese Schönheit geht Sekunde für Sekunde der Zerstörung entgegen, denn innerhalb dieser Kraft der Schönheit haust eine andere Kraft, die direkt an den Eingeweiden der Schönheit nagt. Alles ist vergänglich. Alles ist mit Problemen behaftet. Wäre Helena nicht schön gewesen, hätte es ihretwegen keine Kriege gegeben und in der Folge kein Leid und Unglück für so viele. Andere wieder besitzen die Kraft der Vernunft und einer scharfen Intelligenz; sie verwenden diese Kraft dazu, mehr Geld zu verdienen. Doch alle menschliche Kraft versagt einmal.

Es gibt nur eine einzige Kraft, die nicht mit Problemen behaftet ist - die göttliche Kraft. 

Das Göttliche ist nicht nur ewig und unbegrenzt, Es ist auch ohne Probleme. Es ist unendlich wohltätig, unsterblich und kennt keine Probleme. Sein Wesen ist Liebe, Frieden, Stille, Schönheit - ewige Schönheit, todlose Schönheit, unbegrenzte Schönheit.

Wenn Du auch nur ein wenig Weisheit in Deinem Herzen hast, dann suchst Du unwillkürlich das Göttliche, nicht die Macht des Reichtums, nicht die Kraft der Muskeln, nicht die Macht, die von der Herrschaft über Menschen kommt, nicht die Kraft, die in der Atomspaltung entfesselt wird, nicht die Macht, die sich durch Anwendung psychischer Kräfte einstellt.

Der Gottliebende ignoriert all die vielfältigen Kräfte; er macht das Göttliche zum Objekt und Ziel seines Strebens im Leben, was zur Folge hat, dass ihm alle anderen Kräfte als Nebenprodukt zufallen - einschliesslich der Macht über den Tod.

Ein wenig Weisheit im Herzen sollte den Menschen zwingen, Gott zuerst zu suchen. Sobald Du Dich Gott zuwendest, lösen sich die Probleme des Lebens auf, und Du bist gegen alle Angriffe gewappnet. Der Tod kann Dir nichts anhaben. Das ewige Leben ist Dein!

Gott zu lieben, Dir des Göttlichen bewusst zu werden und beständig im Bewusstsein Gottes als dem Allgegenwärtigen und Allmächtigen verankert zu sein, das erhebt Dich über die ganze Schöpfung und macht Dich zur Krone derselben. Keine Kraft in der Schöpfung kann Dich mehr verletzen, Deine Kraft begrenzen oder herabsetzen. Das Herz, in dem die Macht der Hingabe leuchtet, unterliegt keiner physischen Kraft, keiner psychischen oder astralen Kraft; es ist auch gefeit gegen Geister, Gespenster und Bakterien. Die Liebe zu Gott umgibt uns sofort mit der Allmacht Gottes. Es gibt keine andere Möglichkeit, um den Schutz der göttlichen Allmacht anzuziehen, als Gott zu lieben, Hingabe zu Gott zu entwickeln und Gott zu erkennen.

Man kann theoretisches und intellektuelles Wissen über Gott besitzen, aber wenn Herz und Charakter nicht rein sind, wird dieses intellektuelle Wissen nicht zur lebendigen Erfahrung.

Hier wird die Bedeutung der Reinheit des Charakters besonders klar, deshalb besteht auch die Bibel auf der Reinheit des Herzens und sagt: "Gesegnet sind, die da reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen!"

Reinheit des Wesens und Charakters lassen unser theoretisches Wissen von Gott zur lebendigen Erfahrung werden. Reinheit nimmt mit dem Wachstum moralischer Qualitäten zu, mit der Entwicklung von Güte, Liebe, Selbstlosigkeit, Geduld, Ausdauer, Opferbereitschaft, Dienstbereitschaft - all diese Eigenschaften vermehren die Reinheit. Auch Liebe zu Gott, beständiges An-Gott-Denken und Sich-an-Gott-Wenden durch Gebet, Nachdenken oder Meditation führen zur Reinheit. Für den weisen Menschen ist alles ein Fenster, durch das er in das Herz Gottes schauen kann. Die Blume ist ein Fenster, durch das er einen Blick auf die unendliche Schönheit Gottes erhaschen kann. Für einen weisen Menschen ist es leicht, alles mit dem Göttlichen zu assoziieren. Wenn er etwas Schönes sieht, bringt er es mit der Schönheit des Göttlichen in Verbindung. Sogar Lärm erinnert ihn an das Göttliche, denn das, was die Quelle aller Geräusche ist, was selbst aber von Geräuschen unberührt bleibt, was alle Geräusche transzendiert und als unendliche Stille besteht, das ist das Göttliche. Alles in der Natur und im Leben erinnert den Weisen an das Göttliche. Sieht er ein lebendiges Geschöpf, denkt er sofort: "Was ist die Quelle allen Lebens?" - Und die Antwort ist: "Gott!"

Je mehr er sich so mit dem Göttlichen befasst, desto mehr kommt er in Einklang mit der göttlichen Gegenwart, desto mehr wird er der Gegenwart und Allmacht des Göttlichen überall gewahr. Diese Allmacht wird sein Schild, seine Festung, seine Burg, seine Beschützerin. Sie wirkt schweigend und unbemerkt Wunder für ihn.

Die gesegnetste Person der ganzen Welt ist jene, in deren Herz der Gedanke an die Allgegenwart und Allmacht des Göttlichen ununterbrochen lebendig ist.

Wo sitzt Du; auf einem Stuhl? Nein, nicht auf einem Stuhl, sondern in der Allgegenwart des Göttlichen, welche die Allmacht des Göttlichen enthält.

Die ganze Welt ist dunkel geworden und diese Dunkelheit erzeugt Furcht in den Herzen der Menschen. Fürchtest Du Dich? - Nein? Warum nicht? - Der Gedanke an die Allgegenwart und Allmacht des Göttlichen ist in Deinem Herzen verankert. Wenn dieser Gedanke stärker wird als die Dich umgebende Welt, dann wirst Du selbst inmitten von Flammen unverletzt bleiben. Das ist eine Erfahrung, die in der Welt der Heiligen und Weisen, der Gottliebenden und Gottkenner zu den normalen Erfahrungen gehört.

Ob Du es weisst oder nicht, ob Du es anerkennst oder ablehnst - Du befindest Dich in der Allgegenwart und Allmacht des Göttlichen.

Wie friedlich, wie stark, wie wunderbar Dein Leben ist, hängt davon ab, wie sehr Du Dir der Allmacht und Allgegenwart Gottes bewusst bist. Es kostet Dich nichts, Dir dieser Tatsache bewusst zu werden, bringt Dir aber einen Gewinn ein, den Du weder mit allem Geld der Welt kaufen, noch durch irgendeine Macht der Welt erlangen kannst. Es genügt, wenn Du Dich dem Göttlichen ein wenig zuwendest, um Dein Leben unter beständigen Schutz zu stellen und Dein Herz von vielen Ängsten zu befreien. Die Seiten der Bibel sind voll von Bekräftigungen der Allgegenwart des Göttlichen, genauso die heiligen Bücher der Welt und die Aussagen der Heilgen und Weisen - Menschen, die Gott erkannt und erfahren haben. Wir sind in der Gegenwart des Göttlichen. Die blosse Gegenwart Gottes ist Allmacht.

Nutze diese Allmacht, indem Du ihrer einfach gewahr wirst.

Des Göttlichen gewahr zu werden bewirkt, dass das Göttliche Dein Leben mit seiner Liebe, seinem Frieden, seiner Schönheit, seiner Weisheit und Kraft überflutet. Und diese seine Eigenschaften werden Deine Eigenschaften sein.

Menschliche Liebe versagt; menschliche Schönheit vergeht; menschliche Weisheit unterliegt dem Irrtum; menschliche Kraft ist Schwäche.

Die menschlichen Eigenschaften und Werte sind vergänglich, anfällig für Probleme, und sie versagen ständig. Sie sind für den Menschen nicht natürlich; das ist der Grund, dass sie so problematisch sind. Nur die Liebe Gottes, die Weisheit Gottes, die Kraft Gottes, die Schönheit Gottes sind für den Menschen natürlich. Sie sind seine Seele, mit ihnen hat Gott die Seele des Menschen geformt. Nicht Deine persönliche, menschliche Liebe ist natürlich für Dich, sondern die Liebe Gottes ist natürlich für Dich: unbegrenzte Liebe, immerwährende Liebe, alldurchdringende Liebe ist Dein Wesen.

Deine Schönheit vergeht, und noch während sie vergeht macht sie Probleme; aber die Schönheit Gottes ist natürlich für Dich, ebenso das Leben Gottes. Es ist Dein natürliches Leben, nicht das Leben des zerbrechlichen Körpers, das jederzeit versagen kann. Nicht Deine menschliche Weisheit, die häufigen Irrtümern zum Opfer fällt, ist natürlich für Dich, sondern die Weisheit des Göttlichen. Du musst zu Deinem wahren Wesen zurückkehren - zum Göttlichen, dem Leben des Lebens, der Weisheit der Weisheit, der Schönheit der Schönheit, der Macht der Mächte, der Vollkommenheit aller Vollkommenheiten!

Ungeachtet dessen, welche Faktoren es sind, die Dein Leben und Deine Grösse hier auf Erden ausmachen, ist Deine Lage äusserst unsicher. Ein wenig Halt am Göttlichen befreit Dich aus dieser prekären Situation und flösst Deiner Persönlichkeit dauernde, stets siegreiche Eigenschaften ein. In Wirklichkeit bist Du ein Teil des Göttlichen, ein Kind Gottes, auch wenn die Psychologen, Theologen und Philosophen Dir andere Bezeichnungen zuweisen. Diese Tatsache wirst Du als lebendige Erfahrung wiedergewinnen, wenn Du Dich dem Göttlichen zuwendest, wenn Du erwachsen wirst im Bewusstsein der Allgegenwart, Allwissenheit und Allmacht des Göttlichen.

Kein Mantra ist grösser als diese drei Worte: Allgegenwart, Allmacht, Allwissenheit! Das ist Gott. Und Du bist mitten drin!

Je mehr Du über diese drei Worte meditierst, desto wunderbarer wird Dein Leben, desto freier von Ängsten und Problemen wird es. Schwächen verschwinden und die mächtigen, titanischen Kräfte, die Dich anzugreifen versuchen, können Dir nichts anhaben. Die Macht des Todes selbst schreckt vor Dir zurück, und Du wirst bewusst Deine Unsterblichkeit erfahren. Kein grösseres Glück kann in Dein Leben kommen, als diese Erkenntnis der Allgegenwart, Allmacht und Allwissenheit des Göttlichen.

Bewahre diese Worte in Deinem Herzen! Du bist überall sicher, Du erlebst überall Frieden, Du bist überall in einer Position der Stärke, welcher Gefahr Du auch begegnen magst, welche Macht sich Dir auch entgegenstellen mag. Du bist ein Kind des Allmächtigen, Du kannst nicht aus dem Herzen des Göttlichen fallen! Erkenne dies! Das ist Dein Reichtum, das hilft Dir, das ist Deine Kraft, das beschützt Dich, das ist Deine Weisheit, das löst alle Probleme, das ist Dein Frieden, das stillt Deine Ruhelosigkeit!

Ein Leben im Göttlichen ist ein Leben, das keinen Tod kennt. Du wirst ewiges und überfliessendes Leben erfahren, dem jeder Mangel fremd ist, wenn Du Dich kompromisslos dem Göttlichen auslieferst.

Wo Bindung und Verstrickung sind,
da sind auch Furcht und Leid.

Wo Zuneigung und Ablehnung sind,
da herrschen auch Begrenzungen.

Wo gedankliche Konzepte sind, da regiert Dualität -
denn jede Trennung schliesst Unwissenheit mit ein.

Alles Denken, Planen und Verstehen wollen
wird letztlich als Spielerei erkannt.

Alles Ergreifen und Zurückweisen macht dich
zum Sklaven deines begrenzten Verstandes.

Leuchtend klar und auf ewig unbefleckt
bleibt das ursprüngliche Bewusstsein,
das den Intellekt hervorbringt
und wieder in sich zurückzieht,
als sei gar nichts geschehen.

So ruhe schlicht im ewig Unberührten,
im Ungeschaffenen und völlig Spontanen.

Weisheit aus Tibet

 
Eine grundlegende Korrektur
unserer Einstellung ist nötig

 

Lebe in vollständiger Einheit mit der Natur; erfahre die Gnade Gottes in der Herrlichkeit des Universums.

Sei von Gottes ermutigender Liebe gesegnet. Die liebliche Dämmerung wird deine Seele besänftigen, der blendende Mittag wird dein Herz in Unruhe versetzen, und die heitere Musik deiner Seele wird dich zu Frieden und Wohlergehen geleiten.

Und wenn des Tages Aufgabe getan ist, wirst du im Schoss von Mutter Natur schlafen,

All die Gottheiten werden dir wohlgesinnt sein!

Yajur Veda

 
Was all die verschiedenen Schwierigkeiten und Fehlentwicklungen der heutigen Menschheit entstehen lassen hat, lag nie ausserhalb des Menschen, sondern hat seine Ursachen allein im Menschen selbst; sie sind geradezu konstitutiv in Wesen und Natur des Menschen verankert. Darum werden alle rein äusserlichen Lösungen, die von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens vorgeschlagen werden, der Situation nie völlig gerecht. Was zur Lösung all dieser Probleme von uns gefordert ist, das ist eine völlige Änderung der inneren Einstellung.

Man erleuchte den menschlichen Geist mit höherer Erkenntnis, ändere seine Einstellung durch grössere Einsicht, erweitere seinen Horizont durch die aus tieferer Erfahrung entstehende Weisheit und man wird sehen, dass sich damit eine Anzahl von Problemen von selbst lösen wird. Darin liegt der Schlüssel zur Lösung des zentralen Lebensproblems und einiger weiterer wesentlicher Probleme, die selbst schon die primitiven Menschen vor Jahrtausenden hatten - grundlegende Probleme, die den menschlichen Geist, sein Wesen und seine innere Natur, sein Verlangen und Streben nach Frieden, Glück und Freude und nach einem reich erfüllten, kostbaren Leben betreffen. Dieses elementare Verlangen kann nicht gestillt werden durch die Schaffung äusseren Reichtums und wirtschaftlichen Wohlstands, wie es ihn in der heutigen westlichen Welt allgemein gibt, sondern allein dadurch, dass man den Menschen eine von inneren Werten erfüllte, alles erhellende und überhöhende Kultur und Philosophie gibt, eine Kultur, die eng verknüpft ist mit dem Wachstum und der Höherentwicklung des menschlichen Bewusstseins; eine Philosophie, die den Menschen aufklärt über die ihm innewohnende Würde und Göttlichkeit, die ihm seine innigen und zugleich dynamischen Beziehungen zum alles umfassenden, alles erfüllenden göttlichen Prinzip offenbart.

Wenn der Geist Gottes in uns lebt, erfüllt Er unser Herz mit solcher Liebe, dass sie uns mit Gott eins werden lässt; mit solchem Licht, dass es unser Gewissen erleuchtet und uns ermächtigt, uns von allem Falschen und Wertlosen fernzuhalten, von allem, was den Gesetzen geistiger Entwicklung zuwiderläuft.

 
 

Das innerste Wesen des Menschen hat weder Beziehung zur Welt noch zur Materie oder zum Körper.

Darum strebt es fortwährend nach dem ewigen Leben. Es ist ununterbrochen mit dem zeitlosen göttlichen Geist, der göttlichen Wirklichkeit verbunden.

Aus diesem Grund ist das Leben eine anhaltende Bewegung weg von der Materie, hin zu Gott.

Swami Omkarananda

Was ist die der Welt
zugrundeliegende Substanz?

Das alles beherrschende unsterbliche Rad des Universums dreht sich im unendlichen Raum.

Zehn, zusammengespannt, ziehen es in dieser weiten Welt.

Die Weisheit Gottes, mit Energie vereint, verwaltet das ganze Universum.

Auf dieser Energie beruhen alle Regionen und Planeten, und von ihr hängen sie ab.

Atharva Veda

  
Wenn ich sagte, dass die ganze Welt nichts als Ton sei, wäre das wahr. Wenn ich sagte, dass die Welt nichts als Liebe sei, wäre das vollkommen wahr. Die ganze Schöpfung ist Liebe. Die Sonne steht aus Liebe an ihrem Platz; aus Liebe rotiert der Mond um die Erde; Schwerkraft ist ein Merkmal der Liebe, und Anziehung zwischen Polaritäten besteht aufgrund der Liebe. Liebe beherrscht die ganze Schöpfung. Liebe ist alles. Man kann alles auf Liebe reduzieren.

Oder ich könnte sagen, alles sei Energie; auch das wäre wahr. Denn alles ist eine Manifestation, eine Transformation von Energie: Holz ist Energie, Raum ist Energie, alles ist Energie. Genauso wahr ist es, dass alles Vernunft ist, göttlicher Gedanke; alles ist im Geist Gottes konstruiert.

Man kann mit Recht auch sagen, dass alles Licht sei. Was ist diese Dunkelheit der Nacht? - Es ist ein Minimum an Licht. Die ganze Welt ist eine Struktur des Lichts. Alle Wesen sind Manifestationen, Formen, Gestalten, Formulierungen von Licht im Licht. Am Anfang war Licht; Gott ist Licht; Licht ist alles. Letztlich gibt es ein grundlegendes Prinzip, eine Substanz. Man kann sie Licht nennen, Gedanke, Wahrheit, Liebe oder Energie, Wille oder Bewusstsein. Es ist immer nur das eine einheitliche, absolute Prinzip.

 
Jede Form von Energie kann in eine andere Form von Energie umgewandelt werden

Die ganze Welt ist voll von Energien, verschiedenen Formen von Energie; und man kann Ton in Licht umwandeln und Licht in Ton. Der Laut OM kann zum Universum werden, zu Bäumen, Bergen, Steinen. Gold kann in Ton umgewandelt werden. Ton ist Licht; deshalb können wir Ton in Licht verwandeln und Licht in Ton, Ton in Bewusstsein oder Licht in Bewusstsein.

Ton oder Laut ist OM. Alle Namen sind darin enthalten; alle Töne oder Laute stammen aus diesem OM.

Fragmentarisches Wissen

Das menschliche Gemüt ist an Wissen begrenzt. Sein Wissen in Bezug auf jedes auftauchende Problem ist so sehr fragmentarisch.

Zuerst dachte der Mensch, die Erde sei flach. Dann dachte er, sie sei rund und das Zentrum des Universums. Aber es gibt andere Universen.

Das Wissen des Menschen ist immer fragmentarisch und begrenzt. Heute sagt er, die Erde hätte kein Eigenleben, sie sei ein unbelebtes Ding.

Morgen ist der Mensch vielleicht schon so weit fortgeschritten, dass er erkennt, dass sogar der Planet Erde ein eigenes Bewusstsein und ein unabhängiges Leben hat. Wir können nie sagen, in welche Richtung sich unsere Erkenntnisse entwickeln werden. Aber in welche Richtung und wie weit sie sich auch entwickeln mögen, es besteht keine Möglichkeit, vollständiges Wissen über irgend etwas zu erlangen. Wir kommen letztlich zu dem Schluss, dass Wahrheitserkenntnis allein alle Rätsel lösen kann.

 
Aphorismen zur Meditation
 

Das Wesen des Göttlichen

Von aussen betrachtet ist der Raum der beste Vergleich für das Göttliche. Der Raum ist eine Manifestation der göttlichen Wahrheit; er ist der sichtbare Ausdruck des göttlichen Geistes. Was aber ist Raum? - Nichts Greifbares. Er ist so subtil, das subtilste dinghafte Etwas, das wir wahrnehmen können. Er ist eine mächtige Schöpfung, vollkommen rein, unzerstörbar, überall gegenwärtig, eine unentrinnbare Gegenwart. Wir können uns von einem Land zum anderen, von einem Planeten zum anderen bewegen, doch gibt es keine Möglichkeit, dem Raum zu entrinnen. Desgleichen gibt es auch keine Möglichkeit, dem, was den Raum erfüllt, nämlich der göttlichen Wirklichkeit, zu entrinnen, unter gar keinen Umständen, auch nicht durch den Tod. 

Liebe ist das Wesensmerkmal der göttlichen Macht.
Obwohl namenlos und gestaltlos, antwortet das Göttliche auf jeden Namen und jede Gestalt, die man Ihm gibt. Allein schon Deine Vorstellung, dass das Göttliche namen- und gestaltlos ist, ist so etwas wie Begriffsbildung oder Formgebung, die Verleihung eines Namens. Auf jede Art und Weise und unter allen Bedingungen und Umständen kann man dem Göttlichen näherkommen.

Es ist Unwissenheit zu glauben, das Göttliche sei nichts als namenlose und gestaltlose Wirklichkeit. Ebenso unwissend aber ist es zu glauben, Gott sei nicht mehr als eine bestimmte Gestalt, ein Name, eine bestimmte Persönlichkeit. Das Göttliche transzendiert alle Beschreibungen und Annäherungsweisen.

 

 

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