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ZWEIMONATLICH

Jahr 39

OFFIZIELLES ORGAN DES
DIVINE LIGHT ZENTRUMS
8400 WINTERTHUR SCHWEIZ


Aktuelle Ausgabe

Mai/Juni 2005

 

INHALT

Swami Omkarananda:

Göttliche Schätze

Disziplin und Schülerschaft

Europäische Mystiker: Wie sie die Einheit mit Gott erfahren haben

Jenseits der Erfahrung der Dunkelheit

Der Seher

Christus als Weg zu Gott

 

 

Jeder Mensch trägt in sich

das herrlichste Königreich,

und zwar allein aufgrund der einfachen Tatsache,

dass er im Kern seines Wesens Geist ist -

Geist, der dem Göttlichen entstammt,

das unendliche Vollkommenheit ist.

Swami Omkarananda

Überall um dich herum sind unendliche Schätze zu deiner Verfügung, endlose Vollkommenheiten warten auf dich durch ein Herz, das dich mehr liebt als du dich selbst; ein Herz, das dich mehr liebt als Mutter und Vater; ein Herz, das dich nie und nimmer im Stich lässt; ein Herz, das dir selbst über den Tod hinaus folgt, solch ein Herz schlägt für dich, solch ein Herz gehört dir!

Das ist das höchste Geheimnis und der größte Schatz des Lebens.

Wunderbare Dinge geschehen, wenn das Herz ein Strom der Hingabe ist, ein Strom der nie versiegt, und wenn die Seele ein Feuer göttlichen Strebens und Erkennens wird.

Diese beiden Schätze sind die größten Kostbarkeiten; sie sind ewige, unvergängliche Reichtümer. Wenn du diese hast, dann hast du Gott! Wenn du Gott hast, dann hast du alles. Du hast eine Macht, von der die Menschen dieser Welt nichts ahnen, die Macht, Millionen von Welten zu erschaffen. Alle Wunder sind im Göttlichen enthalten.

Um die Illusion von

Zeit und Raum zu zerstören,

muss man ein gutes Herz, ein reines Herz, ein edles Herz,

ein heiliges Herz, einen reinen Charakter besitzen.

Swami Omkarananda

Zahle den Preis!

Man bedenke, wie Tausende von Schülern und Studenten ihr Elternhaus verlassen und während Monaten und Jahren fern von den Eltern Bildung und Ausbildung erwerben. Wer heute einer großen Firma vorstehen oder sonst wo eine führende Rolle spielen will, dem bleibt eine langjährige Ausbildung an Hochschulen und Universitäten nicht erspart, was vom Beginn der Schulzeit an gerechnet ein Vierteljahrhundert disziplinierter Lebensführung bedeutet, was nahe an ein Klosterleben herankommt.

Der geistige Weg ist der wunderbarste Weg. Um den auf ihm erreichbaren wundervollen Zustand zu erlangen, ist kein Preis zu hoch. Und wären wir Könige der ganzen Welt und hätten um der Gotterfahrung willen alles aufgegeben, wäre der Preis immer noch nicht zu hoch für einen solch großen Gewinn. Der geistige Weg ist der höchste aller Wege. Könige haben ihrem Thron und ihrem Reichtum entsagt, um den geistigen Weg zu beschreiten. Ein Mensch, dessen Herz rein ist, freut sich daran, Mantras zu hören oder zu wiederholen. Wenn ein Musiker immer wieder dieselbe Partie spielt, wird das kaum jemand als Gehirnwäsche oder als Verrücktheit bezeichnen. Erst wo es um göttliche Hingabe geht, ist man schnell mit solchen Urteilen zur Hand und keineswegs kleinlich. Das ist zumindest unfair, über etwas zu urteilen, das man nicht versteht. Die Mathematik des Göttlichen, die Gerechtigkeit des Göttlichen ist vollkommen und verschieden von dem, was man auf dieser Welt unter Gerechtigkeit versteht.

Wer begreift, dass das Leben kurz ist, selbst wenn er noch vierzig oder fünfzig Lebensjahre vor sich hätte, wird einsehen, dass diese zuletzt doch so schnell wie vierzig oder fünfzig Minuten vergehen; er wird alle Pläne und Programme weltlicher Art fürs nächste Leben zurückstellen und sich mit etwas befassen, was sehr göttlich und hoch ist, und zwar jetzt und sogleich auf der Stelle. Alles Gute, das jetzt zu tun möglich ist, wird er sogleich tun.

Versuche also aufrichtig, im Geist das Göttliche wahrzunehmen, immer wieder und wieder, bis eine tatsächliche Erfahrung Gottes möglich wird. Intensiviere deinen aufrichtigen Ernst, ganz gleich, wo du meditierst. Meditiere aufrichtig mit einem Herzen, das voll Liebe zum Göttlichen ist. Wer sich dem Göttlichen übergibt, ist in jeder Hinsicht reich.

Der Mensch fürchtet sich im Allgemeinen vor der totalen Selbstübergabe. Übergabe bedeutet für ihn so etwas wie Sklaverei oder Freiheitsberaubung oder ein Mehr an Problemen unter steigendem Druck. Das ist eine landläufige Vorstellungsweise. Doch der Gottliebende kennt das Geheimnis der Übergabe, die voll Herrlichkeit ist.

Jene, die ins geistige Leben mit einem Mantra eingeweiht wurden, erlangen durch die scheinbar geistlose Wiederholung des Mantras Einblick in höchste Geheimnisse. Die ständige Mantrarezitation wird zum goldenen Schlüssel, der uns Wunder über Wunder erschließt, zum Hauptschlüssel der Wahrheitserfahrung und zum Weg zu jedem nur denkbaren Segen und zur höchsten Glückseligkeit. Dabei scheint doch die Mantrawiederholung ein recht einfacher Vorgang zu sein, den jedes Kind zu vollziehen vermag. Doch liegt darin das Geheimnis der Höherentwicklung, aller höchsten Errungenschaften. Man gewinnt dabei unendlich mehr, als wenn man sich die ganze Welt untertan machte. Man erlangt unendlich viel mehr, als der Weiseste und Gelehrteste durch seine Weisheit und Gelehrsamkeit erringt. Man erlangt unendlich viel größere Freude, als je ein Sinnenmensch durch Sinnesfreuden zu erringen vermag. So groß ist das Wunder dieser einfachen schlichten Tätigkeit der Mantrawiederholung.

Eine neue Sichtweise

Dichter und Philosophen können in gewisser Hinsicht den Anschein von Verrückten haben. Man kann sie dabei ertappen wie sie stundenlang ins Leere schauen, während andere sich ihres Lebens erfreuen. Man meint vielleicht, der betreffende Philosoph, Dichter oder Denker verpasse das Leben und schlage die Zeit tot oder sei übergeschnappt, doch dem ist nicht so. Ähnlich verhält es sich mit einem, der ein Mantra wiederholt; diese scheinbare Verrücktheit ist unendlich über jede profane Art von Alltagsverrücktheit erhaben. Und darüber hinaus ist diese Verrücktheit das Geheimnis höchsten Erlangens. Ein solcher Mensch meistert das Leben im Allgemeinen bestens.

Das ist die Art und Weise wie der Geistesmensch alles in das Göttliche umwandelt, die inneren Kräfte entwickelt und emporhebt. Sieht er einen anderen Menschen, erblickt er zuerst das Göttliche in ihm. Jeder und alles erscheint ihm als das Göttliche Selbst. So erlangt er eine neue Sicht der Dinge.

Eine neue Sichtweise wäre zum Beispiel auch gegeben, wenn jemand eine spezielle Droge besäße, die ihn alles grün sehen lässt. Oder angenommen, ein Mensch erlange im Delirium Röntgenaugen und sehe nur noch die Knochen in allen. Auch das wäre eine neue Sicht, die tiefer schaut. Doch der geistige Mensch sieht weit tiefer als das. Er sieht in diesen transparenten Formen das Licht der göttlichen Gegenwart, das Bild Gottes. Bei einer solchen Sichtweise dämmert es uns auf, dass das Leben so etwas wie ein kurzer Traum ist, von dem man sich innerlich distanzieren sollte, um seine Rolle darin desto besser spielen zu können. Das ist ein Traum; doch sollte es ein schöner Traum und kein Alptraum werden. Der Weise träumt sein Leben auf wunderbare Art und Weise und vollbringt in diesem Traum etwas Großes, das über den Traum hinaus Bestand hat. Er baut einen Himmel aus diesem Traum und arbeitet härter als die meisten.

Solche aber, die nicht wahrhaft geistig sind, sich nur irgendwie vom Geistigen angezogen fühlen und aus innerem Unbefriedigtsein ins Geistige zu fliehen suchen, werden missverstehen und die Weisheit und Philosophie vom Leben als Traum verdrehen und sagen: "Das Leben ist ja nur ein Traum, was sollen wir uns da mühen und hart arbeiten und unsere Umwelt zu verschönern suchen?" So werden sie faul und fallen der Unwissenheit und dem Irrtum vollends zum Opfer und schaden sich selbst.

Der Mensch lässt sich im Allgemeinen von den Erscheinungen der Welt blenden und läuft an Gott vorbei - an Ihm, der doch die Welt erschuf und ohne den sie gar nicht sein kann. Ein Kind, das ganz ins Spiel mit seinem Schaukelpferd vertieft ist, glaubt wirklich auf einem Pferd zu reiten, während dieses doch aus Holz ist. Der Mensch dieser Welt sieht nur die Unterschiede zwischen den Dingen, ihre Namen und Formen, ihre Fehler und Mängel. Sie machen seine Wirklichkeit aus. Er spielt mit diesen, als wären sie wirklich, so wie das Kind mit seinem Schaukelpferd, und sieht nicht den Felsengrund Gottes, aus dem alles gemacht ist und besteht. Der Unwissende hängt an der Form und übersieht das Wesen, die eigentliche Substanz.

An einem Ort, an dem Infektionsgefahr besteht, binden sich Ärzte und Krankenschwestern einen Atemschutz vor die Nase und den Mund. Sie essen und trinken auch nicht an solch einem Ort. Doch sehen sie den Virus? Keineswegs. Warum dann diese Disziplin? Sie sehen im Geist die Ansteckungsgefahr. Ihre Erkenntnis verpflichtet sie zu solchem Verhalten und weiteren Maßnahmen.

So verhält es sich auch mit dem geistigen Menschen. Sein Verständnis und das Wissen, wie nahe das Göttliche ist, lässt ihn eine ganz bestimmte Haltung im Leben einnehmen. Er sieht das Göttliche nicht, doch weiß er: Es ist da. Das lässt ihn sich in Anbetung neigen, die Hände falten und sich innerlich über die Schönheit der Gottgegenwart freuen. Erkenntnis ist also eine Macht, die so groß ist, dass sie selbst im leeren Raum das Herz emporhebt und die Gottgegenwart ehrt. Während das Mantra wiederholt wird, ist die Gottgegenwart am Werk, wodurch sich die Konzentration auf das Göttliche mehr und mehr vertieft und immer größer und schöner wird. Regungen und Formen der Liebe fürs Göttliche kommen auf. So schreitet der Mensch innerlich voran, und eine ganze Anzahl von Veränderungen im Körper, in Geist und Seele, im Empfinden des Herzens finden statt.

Wenn ein Hungriger zu einer großen Gesellschaft eingeladen ist, wo reichlich Essen gereicht wird, lässt er sich auch von wichtigsten Leuten nicht stören, sondern wird tüchtig zugreifen und eventuell mehr nehmen, als ihm gut tut. Wenn jemand eingeladen ist, der keinen Hunger hat oder sich schon satt gegessen hat, stört er sich an diesem und jenem; vielleicht gefällt ihm sein Gegenüber nicht oder ist ihm die Tafel nicht dekorativ genug. Nur ein spirituell wirklich Hungriger nimmt die Gelegenheit zur Meditation und jede Möglichkeit zum Dienen auch richtig wahr.

Die Hilfe der mystischen Silben und Laute

Verschiedene Laute bringen verschiedene Geisteszustände hervor. Mystische Silben sind außergewöhnlich machtvoll, doch muss man sie im rechten Geist und der rechten Stimmung wiederholen. Wenn das Mantra wiederholt wird, werden die Augen geschlossen, um die Umwelt auszublenden, und die ganze Seele geht in einen Himmel ein, das heißt, in eine von grenzenlosem Licht erfüllte Welt, wo man, in goldenes Licht der Seligkeit gehüllt, nur noch grenzenlose Freude, Schönheit, Licht, Vollkommenheit empfindet. So bist du hinterher wunderbar erfrischt.

Weilen die Gedanken jedoch anderswo, dann bist du auch nach der Mantrawiederholung müde und erntest nicht die guten Früchte der Meditation.

Es gilt, in Harmonie zu sein mit der grenzenlosen Harmonie, der Freude, dem Frieden, der Erkenntnis, Schönheit, der Liebe und dem Licht des Göttlichen. Auf diese Weise erschafft der geistige Mensch einen äußerst positiven Geisteszustand, einen Zustand inneren Glücks und Lichts, in dem innerlich der Himmel erfahren wird. Diese Meditation bringt also einen wunderbaren Zustand mit sich, in dem sich das Bewusstsein auf das wunderbare Licht konzentriert, welches das Göttliche ist. Entsprechend der inneren Notwendigkeit und dem innigen Bedürfnis der Seele kann der Meditierende nicht nur dem wunderbaren grenzenlosen göttlichen Licht ins Antlitz schauen, sondern auch mit dem Göttlichen im Geiste sprechen.

Man muss kein Prophet sein, um Gott zu erfahren. Man muss nicht alle Bücher lesen, um Weisheit zu erlangen. Man braucht nicht jahrelang zu fasten und in der Bergeinsamkeit zu leben, alle möglichen Askeseübungen auf sich zu nehmen, um die Voraussetzungen zu schaffen; allein schon Mantrawiederholung kann es schaffen, und sogar noch mehr. Wenn du diese kostbare Aktivität weiterhin Tag für Tag übst, ist das Herz Gottes von deinem aufrichtigen Ernst und deiner Bemühung berührt und wird Seine machtvolle Gnade und allen Segen in Bewegung setzen und das Meer, das tropfenweise niemals auszuschöpfen ist, für dich innerhalb von Minuten leeren.

 

Die Überwindung des Unbewussten

Vom kleinsten Lebenskeim auf Erden hat sich der Mensch emporentwickelt. Die ganze Ausbeute an Eindrücken aus unzähligen Erdenleben auf allen Entwicklungsstufen während Jahrmillionen ist seinem Unterbewusstsein eingegraben. Wären Psychologen auch zugleich Propheten und Heilige, könnten sie sehen, was da alles hinter den menschlichen Schwächen unter der Oberfläche an Energien und unbewussten Kräften steckt, die noch der Umwandlung bedürfen. Das Unbewusste gleicht einem Abwassergraben, den es zu reinigen gilt. Um an dieses Unbewusste heranzukommen, gilt es, Einfluss auf das aktuelle Bewusstsein auszuüben und der Zeit zu erlauben, das Unbewusste und was es enthält durch wunderbare neue Bewusstseinsinhalte zu ersetzen, die wir jetzt bewusst in uns hegen und pflegen. Dieser ungeheure Vorrat an unbewussten Materialien wird überwunden, indem wir das klare frische Wasser geistiger Gedanken in großer Menge hineinleiten. Würden wir indessen versuchen, es mit etwas Nektar und Ambrosia zu parfümieren, würden wir nur die Schlangen darin ernähren. Reinheit ist nicht so leicht zu erlangen, die Oberfläche kann trügen. Es gilt, die Schlange hinauszubekommen. Menschliche Schwächen müssen mit Stumpf und Stiel ausgerottet werden. Wer das versäumt, bleibt eben nur menschlich, und die uralte Bosheit des Unbewussten verstärkt sich noch, so dass man sich schließlich drehen und wenden kann, wie man will, man kommt an diese dunklen Bestandteile des Unbewussten nicht heran, und Fortschritt ist nicht möglich.

Das ist der Grund, warum die Psychoanalyse ein so düsteres Bild des menschlichen Unbewussten gezeichnet hat. Dieses steckt tatsächlich voll dunkler Kräfte, und eine Schlange steckt in jedem. Diese trinkt sämtlichen Nektar, den man da hineingießt.

Diese Schlange muss hinausgeworfen werden, Millionen Kilometer weit, bis sie keine Beziehung mehr zu dir aufnehmen kann. Das zu vollbringen ist schwierig. Es gilt, auch schlimmste Beleidigungen zu ertragen, bis sie uns wie Lob in den Ohren klingen. Das Herz muss frei werden von jeglichem Neid und aller Eifersucht, von Hass und Abneigungen jeglicher Art. Dann wird das Ego klein. Übe dich, bis du Erfolg damit hast. Lasse in dieser Bemühung nicht nach, versuche dich ständig zu disziplinieren. Wende deine Gedanken und deine ganze Aufmerksamkeit des Herzens dem Göttlichen zu, bis du im Göttlichen fest verankert bist. Da nur bist du sicher. Da wird es vielleicht so manches noch zu beklagen geben, doch beherrsche dich und danke Gott für all das Schöne, Wunderbare, das du hast, und die Ursache der Klagen ist bald beseitigt.

Alle Halbherzigkeit nützt da nichts, willst du das Menschliche in dir überwinden und übermenschlich werden. Ohne dass du übermenschlich wirst, kannst du das Göttliche nicht erfahren, denn Es steht über allem; Es ist transzendent. Es ist für die größten Weisen und Heiligen, für die eifrigsten Arbeiter und die Furchtlosen, Tapferen da.

Von der Liebe Gottes und der Liebe zur Welt 

Die Liebe im menschlichen Herzen ist eine starke Sprosse auf der Leiter zu Gott und hat innige organische Beziehungen zu der Liebe, die in Gott ist. Liebe ist die höchste Regung überhaupt, die grundlegendste Regung. Das Tigerjunge liebt seine Mutter, auch wenn kein Mensch die Tigerin liebt. Liebe ist überall in der ganzen Natur vorhanden. Auch der Magnetismus, die Anziehung unter Metallen, hat mit der Regung der Liebe zu tun, obwohl hier die Liebe rudimentär ist. Liebe ist das wundervollste Phänomen und die eigentliche Substanz aller Dinge. Darum ist der Weg der Liebe zu Gott der schnellste zur göttlichen Erfahrung.

Hinter der Liebe und hinter dem Hass des Menschen steht die absolute Liebe, die unendliche Liebe. Diesem göttlichen Licht, dieser höchsten Wirklichkeit, die als Liebe in den Herzen aller Geschöpfe wohnt, entbiete ich meine Verehrung wieder und wieder.

Es gibt kein Geschöpf, das nicht Liebe besäße. Die Tigerin liebt ihre Jungen, auch wenn sie das zahme Wild in Stücke reißt. Auch der Elefant trägt, wie jedes Geschöpf, Liebe in sich. Der Räuber und schlimmste Verbrecher, für alle ein Horror, hat immer noch irgendwo in einem Winkel seiner Seele ein wenig Liebe versteckt für sein Töchterchen vielleicht. Und der Böseste noch liebt sein Vergnügen.

Gottkenner sind Menschen der Liebe

Wie kommt es, dass alle Menschen der Gotterkenntnis und Gotterfahrung Menschen der Liebe sind? Das ist lediglich eine Bestätigung dafür, dass der Mensch aus Liebe besteht und aus Liebe erschaffen wurde. Er ist von Liebe ganz durchdrungen und in Liebe getaucht. Sein Inneres ist aus Liebe gebildet und hungert nach Liebe.

Natürlich kann Liebe auch falsch eingesetzt werden wie im Fall des Räubers oder des Betrügers, dem es vielleicht Vergnügen bereitet zu rauben und zu betrügen. Es gibt auch Liebe zu leblosen Dingen, zum Geld, zum Auto, zu allen möglichen materiellen Dingen, sogar zum Töten. Das aber sind Perversionen der Liebe. Die falschen Arten und Weisen, auf die sich Liebe zum Ausdruck bringen kann, führen zu viel Unglück und Leiden, womit sie den Menschen umwandeln, bis er schließlich seine Liebe auf die richtige Art und Weise zum Ausdruck bringt.

Anbetung ist nichts als reine Liebe voll inniger tiefer Verehrung. Wenn du das Göttliche aufrichtig verehrst, wirst du selbst zum Göttlichen. Das Kind, das seine Schokolade liebt, bemüht sich darum, diese zu bekommen und sie sich einzuverleiben und so eins mit ihr zu werden.

Der Gottliebende muss sich, statt die anderen bessern zu wollen, erst selbst bessern. Diese werden sich dann, wenn er aufrichtig sich selbst zu bessern bemüht ist, um Hilfe an ihn wenden. Er soll zuerst die richtige Liebe lernen, um anderen mit seiner Hilfe nicht zu schaden.

Das geistige Leben ist weder blind noch chaotisch, sondern verlangt nach einer höheren Psychologie und Philosophie. Es gilt wachsam zu sein und sich keinen Illusionen und Täuschungen hinzugeben.

Was du an äußeren Dingen, der Welt und der menschlichen Umgebung veränderst, wird dich nie ganz befriedigen und schließlich sich als verlorene Liebesmühe erweisen. Die innere Einstellung gilt es zu verändern, das innere Gemüt. Der Weise sagt nicht: "Meine Umgebung sollte anders sein!", sondern: "Ich muss mich ändern!" Er sagt nicht: "Andere sollen mir helfen!", sondern er hilft sich selbst und ist auch bereit, anderen zu helfen. Der Weise sagt nicht: "Die anderen sollten mich glücklich machen, die Leute sollten Frieden geben!", sondern er ist bereit, anderen Glück und Frieden zu vermitteln. Er weiß, dass alle Umstände vergänglich sind, denn niemand hindert die Zeit daran, ihr Werk zu verrichten und Wandel zu schaffen. Alles vergeht einmal. 

Die Menschen laufen hierhin und dorthin, zu diesem und jenem, um Hilfe zu bekommen und bekommen sie nicht, und selbst dann, wenn sie Hilfe bekommen, die ihre Probleme zu lösen scheint, ist im nächsten Moment dieses oder jenes Problem wieder da, vielleicht noch verstärkt, oder sie haben ein neues, so dass schließlich weder Rat noch eigene Stärke Abhilfe schaffen. Das geistige Herz geht daher zum Göttlichen und übergibt sich Ihm, spricht mit Ihm, pflegt Gemeinschaft mit Ihm, verlässt sich aufs Göttliche im Großen wie im Kleinen, ob es sich um ein leichtes oder schwerwiegendes Problem handelt. Nach und nach hat das Göttliche in dem Betreffenden Wohnsitz genommen. So braucht das Göttliche nicht erst zu kommen und zu gehen, sondern bleibt beständig.

Die Bedeutung der Gnade für die geistige Entwicklung kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Gnade ist sehr notwendig, nicht nur, dass das menschliche Herz nach dem Göttlichen hungern soll, sondern das Göttliche muss das strebende menschliche Wesen auch akzeptieren.

Wo Gnade ist, da sind alle Wunder, da ist wahre Reinheit, wahrer Friede, wahre Güte.

Ohne Gnade ist selbst die Güte noch mit Mängeln behaftet oder steht auf schwachen, schwankenden Beinen. Nur die Güte ist bleibend und wunderbar, die aus dem Göttlichen, der göttlichen Gnade, aus einem entfalteten geistigen Wesen hervorgeht.

Nur der kann als rein bezeichnet werden, der von der göttlichen Gnade berührt ist. Nur die Güte, die aus Gott stammt, die aus der göttlichen Gnade und geistigen Entwicklung hervorgeht, ist bleibende Güte. Der Mensch ist dann wahrhaft rein und ohne Makel, wenn das Göttliche selbst darauf Acht hat.

Darum liebe, ohne etwas dafür zu erwarten! Liebe, auch wenn du gehasst wirst. Liebe, selbst wenn deine Probleme von jenen kommen, die du liebst. Wenn du diese Art Liebe in deinem Herzen hochhältst, wirst du außergewöhnlich gute Resultate erzielen. Wenn ein Mensch mit Problemen beladen ist, trifft Gott in Seiner selbstlosen, allumfassenden, verständnisvollen Liebe Vorkehrungen, dass die Probleme gelöst werden. Nur Geduld musst du haben.

Lebe nicht mit dem Problem, sondern mit Gott, und das Problem verschwindet. Lebe nicht mit dem schlechten Wetter, sondern in Gott, und das schlechte Wetter geht vorüber, ohne schlecht zu sein.

Versuche immer, von Angesicht zu Angesicht in bewusster dynamischer Berührung dem unendlichen Licht und der Gnade des Göttlichen gegenüber zu stehen.

Gott hat den Menschen nach Seinem Bild erschaffen. Er hätte sich ihm nicht so völlig geschenkt, wenn Er nicht die Liebe wäre. Wenn Gott nun sich selbst in den Menschen hineinbegeben hat aufgrund Seiner Liebe, was ist dann das Bild Gottes im Menschen, und was ist das Selbst? Es ist unendliche, grenzenlose Liebe!

Liebe in sich selbst ist schon Glück, so wie das Meerwasser an sich salzig ist. Wolltest du das Salz vom Meerwasser trennen, wäre das, was übrig ist, kein Meerwasser mehr, sondern Süßwasser.

Das ist nur ein ungefähres Beispiel, um zu zeigen, dass Liebe als unveräußerliches Merkmal Freude birgt. Doch ist Freude nicht das einzige Attribut, das von Liebe unzertrennlich ist. Da sind auch noch Schönheit, Friede und jeglicher Segen. Liebe ist Ursprung aller Tugenden, aller guten Eigenschaften, aller Fähigkeiten und Kräfte. Die Liebe in ihrem höchsten Zustand ist Gott Selbst. Darum heißt das Göttliche zu lieben, die höchsten Dimensionen der Liebe zu erlangen.

Glück kommt nur aus der Erfahrung des Göttlichen, und die ist unmöglich, wenn das Herz steinhart und voll Unreinheit ist. Ein reines Herz, ein gutes, selbstloses Herz ist zart und empfänglich für die Gottgegenwart und erlebt diese infolgedessen auch.

Das Glück liegt also in dir selbst. Ein Mensch mit guten göttlichen Gefühlen ist auch ohne Kuchen glücklich. Nicht äußere Dinge sind es, die Glück bereiten. Große Unwissenheit und Täuschung lässt die Menschen solches glauben. Unendliches Glück jedoch ist im Göttlichen in dir enthalten, und dieses Glück ist von allem unabhängig. Unendliche Freiheit, unendlicher Friede, unendliche Macht und Erkenntnis sind in dir. Versuche sie zu entfalten, indem du das begreifst! Lasse das Königreich Gottes sich aus dir erheben und durch dich wirken und arbeiten, durch dich leben! Lasse nicht kleine schmutzige Gefühle dein äußeres Leben entstellen und die Harmonie unter Menschen stören, sondern lasse Stärke, Liebe, Licht, Frieden sich aus dir erheben!

Wenn ein Heiliger Gott erlebt, kommt Gott nicht von irgendwoher. Gott war schon immer da, überall und zu allen Zeiten. Er war und ist und wird immer sein. Der Punkt, wo der Heilige oder der geistig Strebende Gott erfährt, ist nicht ein Punkt, wo Gott auf einmal von irgendwoher auftaucht, sondern es geht um den Zeitpunkt, zu dem die Reinheit im geistigen Menschen aufleuchtet und ihm die Gottgegenwart, die immer da war, da ist und da sein wird, erschließt.

Ein Mystiker zu sein ist keine peinvolle, sondern vielmehr eine freudvolle Sache. Heilige werden oft als Narren bezeichnet, weil sie im Herzen zu gut sind für die Welt und ihre Weisheit zu hoch für deren Verständnis. Sie sind ein zu großes Wunder, als dass die Welt sie begreifen könnte. Keiner versteht die Motive eines heiligen Herzens. Ihr Handeln sieht daher oft nach Narrheit aus, doch sind ihre Taten unsterblich.

Glück ist das Ziel aller Tätigkeit und allen Lebens. Die ganze Schöpfung strebt nach Glück. Doch lässt sich dieses schwer finden, warum nur? Weil es schon in uns ist, nur sind wir dessen nicht gewahr, so wie jemand, der nach seiner Armbanduhr sucht und sie doch am Handgelenk hat. So verhält es sich mit dem unendlichen Glück, wonach unser ganzes Leben sich sehnt. Wir finden es nicht außen, weil es im innersten Punkt unseres Herzens ist, gerade da, wo wir sind; in jedem Punkt des Raums ist es zugegen, immer und unter allen Umständen, ob es regnet, schneit oder heiß ist, ob die Dinge gut oder schlecht stehen, der Körper gesund oder krank, jung oder alt ist.

Die Kunst, das Feuer dieses Glücks zu fangen und es zur ständigen Freude unter allen Umständen werden zu lassen, wird Meditation genannt. Es ist dies die Kunst, seinen Geist zu sammeln und aus dem Leben eine nie versagende Freude zu machen. Wenn sich das Bewusstsein in der Betrachtung des Lichts, des Glücks, der Freude Gottes auflöst, bist du über die Begrenzungen der Materie, über die Grenzen von Raum und Zeit hinaus und kannst als ein Befreiter betrachtet werden, schon im Leben hier auf Erden. Dann bist du auch an allen Orten zugleich. Das Herz soll offen sein, der Geist und die Seele desgleichen; dann können wir hier und jetzt das endlose Glück, den Frieden, die Vollkommenheit Gottes erfahren. Nicht der Ort, an dem du dich befindest, wird plötzlich erleuchtet, noch die Umwelt, die du mit leiblichen Sinnen erfährst; die anderen um dich her können nach wie vor die Welt wie zuvor erfahren und auch du selbst nimmst sie durch die leiblichen Sinne als solche wahr, doch dein Bewusstsein ist mit Herz und Seele plötzlich ins grenzenlose Licht göttlicher Vollkommenheit und Seligkeit hinein befreit.

Intuitive Erfahrung, offenbarende Zustände des inneren Bewusstseins, also höchste mystische Wahrnehmungen eröffnen uns die einzige Wirklichkeit, nämlich die Grenzenlosigkeit der göttlichen Existenz, die eine Unendlichkeit von Bewusstsein und Freude ist.

In unserer inneren Einheit mit dieser höchsten, allgegenwärtigen Wirklichkeit, die sich ihrer selbst absolut als Unendlichkeit des Friedens, der Schönheit und Vollkommenheit bewusst ist, transzendieren wir die Erfahrung des Raum-Zeit-Universums vollständig und finden uns vollkommen frei von allen Grenzen der Endlichkeit und Individualität.

Wenn sie die Einheit mit dem höchsten Urgrund allen Seins, der Gottheit, erlangt haben, leben die Mystiker, während sie sich noch in einem materiellen Körper und auf dieser Erde befinden, doch schon im Königreich der Unsterblichkeit und Freude.

Im Lauf der Jahrhunderte hat Europa eine Anzahl großer Mystiker hervorgebracht.

Unter ihnen nimmt der Vater der deutschen Mystik, Meister Eckhart, eine hervorragende Stellung ein. So rein war sein inneres Wesen, dass es ihm möglich war, wahre Einblicke in das Wesen der Gottheit zu gewinnen. Während er über die Art seiner Gemeinschaft mit dem höchsten Grund allen Seins nachdachte, rief er aus: "Oh Wunder aller Wunder, wenn ich an die Einheit denke, die die Seele mit Gott hat!"

Er sagt auch: "Wo zwei eins werden, verliert eines von beiden sein Wesen." oder: "Um die Seele zu messen, müssen wir sie mit Gott messen, denn der Grund Gottes und der Grund der Seele sind ein und derselbe."

Aus seinen Schriften taucht eine seltene geistige Erfahrung auf und eine großartige Philosophie der Einheit der Seele im Menschen mit der Seele in der ganzen Manifestation. Kein anderer europäischer Mystiker konnte ein so wunderbares System monistischer Philosophie hervorbringen.

Ein treuer Anhänger Meister Eckharts, der gesegnete Heinrich Suso, erlebte mystische Erfahrungen von besonderer Art. Eines Tages wurde er von einem überwältigenden göttlichen Entzücken ergriffen, das fast eine ganze Stunde andauerte. Er sah und hörte Dinge, die niemand beschreiben kann, und wusste nicht, ob es Tag oder Nacht war. Über diese Erfahrung sagte er selbst: "Oh meines Herzens Freude, niemals wird meine Seele diese Stunde vergessen!", und er fährt fort: "Der Geist stirbt, und ist doch ganz lebendig in den Wundern der Gottheit, und ist verloren in der Stille der nackten, einfachen Einheit. Das ist es, worin die höchste Freude gefunden werden kann." 

Im vierzehnten Jahrhundert beschreibt ein anderer Anhänger Eckharts, nämlich der Mönchsprediger von Strassburg, Johannes Tauler, die mystische Einheit mit dem Göttlichen als "einfach in Gott sein".

Obschon er noch sehr jung war, umfing ein Zustand göttlicher Erleuchtung Jakob Boehme, den ungebildeten Weisen von Görlitz. "Sieben Tage lang war er von einem göttlichen Licht umgeben und befand sich in höchster Kontemplation und im Königreich der Freude."

Bei einer zweiten Gelegenheit verfiel er in eine innere Ekstase, gerade als er unbewegt auf ein poliertes Zinngefäß starrte. Es schien ihm, als könnte er in die Seele aller Dinge sehen. Er selber sagte, dass er "in die Urgründe der Dinge sah". Seine Vision von der die Erscheinungswelt erfüllenden transzendenten Wirklichkeit war eine Erfahrung, die er häufig hatte. Er sagte, er habe das Wesen aller Geschöpfe gesehen und erkannt. Dieser gottberauschte Mann hat uns eine beredte Schilderung der Einheit der Seele mit der Gottheit hinterlassen.

Der flämische Mystiker Jan Ruysbroeck meint, dass das menschliche Schicksal nirgendwo Erfüllung finden könne, außer in der Einheit mit dem Göttlichen. Er sieht Adams Sünde nicht so sehr in der Wahl des Bösen als solchem, sondern darin, dass er das sinnliche Leben in all seiner Grobheit dem Leben in der göttlichen Einheit vorgezogen hat. Die Erfüllung der menschlichen Existenz besteht im Erlangen der bewussten Einheit mit Gott. Jan Ruysbroeck betont den Wert der Reinheit, des Nichtverhaftetseins, der inneren Freiheit von Wünschen und die Notwendigkeit des Gefühls der inneren Einheit mit Gott.

Die spanische Mystik in ihrer besten Ausprägung finden wir bei Johannes vom Kreuz. Anfangs dreißig erfuhr er ein Paradies inneren Entzückens und himmlischer Lieblichkeit.

"Die Seele eines, der beständig Gott dient", versichert Johannes vom Kreuz, "schwimmt in Freude, hat immer einen Ferientag und befindet sich stets in ihrem Palast des Frohlockens."

Der große spanische Mystiker spricht von zwei Arten der Einheit mit Gott. Auf eine Art ist Gott ewig mit allen Wesen vereint und wohnt in jeder Seele, sogar in der des größten Sünders der Welt. Diese Form der Einheit, diese ewige Gegenwart Gottes in allen Wesen, in der ganzen Natur, ist völlig verschieden von dem Vorgang, in dem das menschliche Individuum in bewusster Erfahrung die ewige Einheit, die zwischen ihm und Gott besteht, zurückgewinnt. Diese zweite Form der Einheit ist das Ziel jeder geistigen Erfahrung. Es ist die "Einheit und Transformation der Seele in Gott durch Liebe." 

Durch die Gnade Gottes wurde Augustinus, ein junger Mann, der das sinnliche Vergnügen liebte, in einen gottbewussten Mystiker verwandelt; er wurde ein großer Bischof und inspirierender Heiliger. Sein Leben war von Gott erleuchtet, seine Gedanken um Gott zentriert. Er erlangte eine direkte Erfahrung Gottes, der göttlichen Wirklichkeit, die, wie er sagte, aller menschlichen Erkenntnis vorausgeht und unabhängig von der Fähigkeit des menschlichen Geistes, sie zu erkennen, existiert. Augustinus gewann tiefste Einsichten in die unergründlichen Wirklichkeiten der menschlichen Seele in ihrer Einheit mit Gott. Er gewahrte Gott direkt als die eine Wirklichkeit, die Seele der Seelen, das Leben der Leben. Das Ziel der menschlichen Existenz auf Erden besteht im Erlangen der Einheit mit Gott.

Dieses Ziel muss erreicht werden durch viel Selbstdisziplin, Selbstbeherrschung, Selbsttransformation, durch göttliche Gnade und indem man von den niedrigeren Ebenen aufsteigt zu den höheren Ebenen der Kontemplation über Gott, bis die Seele Raum und Zeit hinter sich lässt und in die allabsorbierende Umarmung Gottes hineingezogen wird.

Viele der europäischen Heiligen könnte man unter die großen Mystiker der Welt einreihen, zum Beispiel Franziskus von Assisi, den man als den Prinzen unter den Naturmystikern Europas bezeichnen könnte. Die Natur war für diesen Heiligen und Mystiker nur wie ein dünner, die Herrlichkeiten Gottes verbergender Schleier. Die göttliche Gnade hatte ihm viele Visionen Gottes geschenkt. Von einem vergnügungssüchtigen jungen Mann wurde er in einen gottbewussten Menschen verwandelt, dessen Leben die Ideale bedingungsloser Armut, unbegrenzter Liebe für alle Wesen und unbegrenzte Freude verkörperte. Seine Liebe für Gott, die Menschheit und das Tierreich war allumfassend und tadellos. Die Elemente waren seine Brüder und Schwestern. Alle Geschöpfe spiegelten die göttliche Strahlung wider - das war die Erfahrung, die sein Herz mit Freude erfüllte. Die in seinem eigenen inneren Bewusstsein erlangte Einheit mit Gott, der in den Menschen, den Vögeln und Tieren sowie in der ganzen Natur wohnt, war der beherrschende Zug seines inneren Lebens.

Wir finden, dass es in Europa viele weibliche Mystikerinnen gab: Mechthild von Magdeburg, Hildegard von Bingen, Theresa von Avila, Katharina von Siena, Madame Guyon, die französische Mystikerin, und eine Anzahl anderer Frauen, die ein inspirierendes Leben führten, das der Entdeckung der Dimension der allerhaltenden, alltransformierenden, seligen Gottheit im Phänomen der Menschheit und der Natur geweiht war.

Die italienische Mystikerin Angela da Foligno wuchs zu einer Größe an hoher spiritueller Kultur heran und übte einen wertvollen Einfluss auf die späteren Mystiker aus. Sie sagte: "Die Seele ist von der Gegenwart Gottes erleuchtet. Wenn Gott und die Seele sich ineinander verlieren, ergreift und besitzt die Seele mit Freude etwas unbeschreiblich Gutes. Sie schwimmt in Freude und Erkenntnis."

Die heilige Theresa von Avila war spanische Karmeliter-Äbtissin und Reformerin. Sie enthüllt in ihren Schriften die Tiefen ihrer mystischen Erfahrungen und zeigt ihre Genialität als disziplinierte Psychologin in ihren klaren und wertvollen Beschreibungen der Entfaltung des spirituellen Bewusstseins. Eines Tages, so wird berichtet, konnte sie in einem einzigen Augenblick erkennen, wie alle Dinge als in Gott seiend gesehen werden können und wie alles in Ihm enthalten ist. Demut und Liebe waren die dominierenden Eigenschaften ihrer Lebensführung.

Hier ist die Quintessenz ihrer Botschaft: Weihe Gott täglich einige Zeit: Reserviere jeden Tag ein oder zwei Stunden allein für Ihn. Nimm Zuflucht zu Stille und Einsamkeit. Überwinde das Besessensein von der Welt und die von ihr ausgehende Unruhe durch Meditation.

Im Laufe deines Fortschritts wirst du die Kraft der Unterscheidung erlangen, und das Verlangen nach Befreiung aus der Knechtschaft der Sinne wird stärker werden. Wenn die innere Reinigung schließlich vollständig ist, wirst du die Einheit mit dem allvollkommenen Gott erlangen.

 

Dunkelheit

Wer sieht die Dunkelheit in dir?

Du erkennst, dass da etwas in dir dunkel ist - wer ist es, der weiß, dass da Dunkelheit in dir ist?

Es ist irgendein Licht, ein Bewusstsein in dir, das weiß, dass da Dunkelheit ist.

Wer ist es, der die Dunkelheit in dir sieht? - Es ist das Göttliche Licht in dir!

Du bist also größer als deine Dunkelheit: Denke immer an diese Tatsache! Die Dunkelheit ist für dich etwas Äußerliches. Wärest du nicht größer als die Dunkelheit, wärest du nicht voller Intelligenz und Bewusstsein - wie könntest du die Dunkelheit überhaupt wahrnehmen?

Du bist der Dunkelheit immer überlegen, du bist immer größer als sie. Du bist Herr über die Dunkelheit.

Wenn Dunkelheit dich erfüllt, dann versuche mit Hilfe des sehenden Bewusstseins in dir, die Dunkelheit mit dem Licht des Bewusstseins zu überfluten. Du kannst die Dunkelheit durch das beobachtende Bewusstsein in dir, das von Licht erfüllt ist, auflösen. Lade die Dunkelheit mit der Kraft des Mantras auf, und alles Dunkle wird Licht werden.

Furchtlosigkeit

Furchtlosigkeit ist für dich natürlich. Eine alles überwindende Kraft ist für dich natürlich. Liebe ist für dich natürlich. Überwindung und Sieg sind für dich natürlich. Stelle dich deshalb immer auf die Seite dieser positiven göttlichen Eigenschaften des Unendlichen. Akzeptiere keine Niederlage, kein unglückliches Gefühl, keine Sorge, keine Schwierigkeit, keine Dunkelheit, keine Disharmonie, nichts Hässliches, nichts Böses, nichts Falsches, keine Unwissenheit! Weise alles Negative zurück, überwinde es mit Hilfe der positiven Kräfte in dir! All diese negativen Eigenschaften sind nicht wirklich. Sie sind nur solange wirklich, solange wir das Licht in uns unterdrücken, weil wir das, was wir in uns selbst in Wirklichkeit sind, nicht zum Ausdruck bringen. Wir sind Licht, Bewusstsein, Schönheit, Harmonie, Liebe und das höchste Gute. Das ist unser wahres Wesen.

Unendlichkeit

Wenn man eine Unendlichkeit von der Unendlichkeit wegnimmt, bleibt immer noch Unendlichkeit übrig.

Das ist die Mathematik des Göttlichen.

In unserer Mathematik ist eins minus eins gleich null. Doch in der Mathematik des Göttlichen kann das Unendliche nicht erschöpft werden. Unendlichkeit ist das, was nicht ausgeschöpft werden kann. Man kann deshalb von dieser Unendlichkeit eine Unendlichkeit abziehen oder sieben Milliarden - es macht keinen Unterschied. Die Unendlichkeit hat sich dadurch um nichts verringert; sie ist immer noch voll, immer noch und für immer unendlich.

Ein Mensch, der sich dieser Unendlichkeit bewusst wird, ist sicher eine Persönlichkeit, mit der man als einer in sich unabhängigen Kraft rechnen muss, insofern sie unabhängiges Glück besitzt, eine unabhängige Intelligenz, einen unabhängigen Frieden, unabhängige Weisheit und unfehlbares Wissen.

Deshalb gibt es ein wunderbares Mantra in den indischen Veden, das lautet:

"Jenes ist voll, dieses ist voll. Aus dem Vollen kommt das Volle. Und wenn man das Volle vom Vollen wegnimmt, bleibt doch das Volle übrig."

Wenn wir dieses Wissen haben, gibt es keine Sorgen mehr für uns.

Der Schmerz kommt, der Schmerz geht: Das ist nicht das Vollkommene, und was nicht vollkommen ist, ist nicht wirklich. Was vollkommen ist, ist wirklich. Und was wirklich ist, ist unvergänglich, unzerstörbar. Warum weinst du, warum schreist du?

Dein liebendes Herz ist
dein größter Schatz
- das Gold in dir

Gott ist nicht beeindruckt von deinem großen Heroismus in der Welt, deiner großen Intelligenz, deinem großen Reichtum. Er liebt dein liebendes Herz; und wenn dein Herz Seinem Wesen und Charakter immer ähnlicher wird, wirst du unsterblich, und alles wird wunderbar sein mit dir: Das ist das Gold in dir.

Direktes Wissen und indirektes Wissen.
Niemand soll meinetwegen leiden.

Ich bin nicht da.
Und doch bin ich überall.

Ich habe kein Gewicht.
Alles in der Welt hat Gewicht,
ich allein bin ohne Gewicht.
Ich wohne im Beobachter, im Seher in mir.
Dieser Seher nimmt keinen Platz ein,
er braucht keinen Platz,
er ist leichter als der Raum.
Aber jede Form, auch eine Feder
oder eine Pusteblume
nimmt Raum ein und hat Gewicht.

 

Der Seher dagegen ist zeitlos,
er ist raumlos, er ist unermesslich.
Gedanken nehmen Raum ein,
Gefühle nehmen Raum ein
Gefühle sind Objekte wie die materiellen Objekte.
Gedanken sind Objekte.
Alles nimmt die eine oder andere Art von Raum ein.

 

Im Traum ist es genauso:
Auch die Traumobjekte und Traumpersonen nehmen Raum ein,
leben in einer Zeit-Raum-Welt des Traums.

 

Und die einzige Person in allen Welten,
die keine Raum-Zeit-Ordnung in Anspruch nimmt,
das ist der Seher im Inneren.
Und in diesem Seher wohne ich.
Deshalb, wenn der Raum mich sehen will, kann er es nicht.
Ich bin einfach nicht da.

 

Ich bin der Seher im Raum.
Der Raum kann ohne mich nicht sehen;
und als dieser Seher habe ich doch kein Gewicht.
Andererseits erhalte ich alle Raum-Zeit-Ordnungen.

 

Ich bin feiner als das Feinste.
Ich bin kein Ding, keine Form, keine Gestalt.
Ich bin so fein, dass nichts mich sehen kann,
auch nicht das feinste Ding, das man Raum nennt.

 

Ich bin unendlich feiner als Raum.
Ich bin unendlich kleiner als die kleinste Nadelspitze,
die du dir vorstellen kannst.
Doch bin ich gleichzeitig größer und weiter
als das größte Ding,
das du dir vorstellen kannst
und sei es das Absolute, Unendliche.

 

Nenne es, wie du willst: Ich bin größer als alles,
und ohne mich kannst du keine Erfahrungen haben.
Alle deine Erfahrungen sind auf mich gegründet.
Ich bin der Seher in dir.

 

Ich gebe deiner Intelligenz das Licht,
mit dem sie sieht.
Du hast keine direkte Erfahrung im Leben von
irgendetwas außerhalb von mir.
Nur in Bezug auf mich kannst du
eine direkte Erfahrung haben.

 Ich bin der Seher in dir.
Hinter diesem Seher gibt es nichts,
auch nicht vor ihm, unter ihm oder über ihm.
Der Seher ist allgegenwärtig.
Dieser Seher ist die Grundlage
all deiner Erfahrungen.
Du hast von nichts im Leben eine direkte Erfahrung!

Wie erfährst du die Welt außerhalb des Körpers? - Du kratzt dich irgendwo mit den Fingernägeln - deine Haut blutet, es tut weh. Du erfährst das mit Hilfe deiner Sinne, mit deiner Intelligenz - mit deiner äußeren Intelligenz, der physischen und mentalen Intelligenz. Eine solche Erfahrung ist eine indirekte Erfahrung. Jede Erfahrung, die mit Hilfe von etwas gemacht wird, ist eine indirekte Erfahrung. Nur der Seher in dir kann eine direkte Erfahrung haben.

Alles, was in unserem Gemüt geschieht - subjektiv oder objektiv -, ist außerhalb des Sehers. All das verändert sich, geht vorbei. Mit keinem deiner Sinnesorgane kannst du den Seher erkennen oder wahrnehmen. Die Intelligenz kann die Gedanken in deinem Gehirn sehen. Das ist eine subjektive Erfahrung. All diese subjektiven Erfahrungen finden in deinem psychischen und mentalen Wesen statt. Der Seher sieht all das. Der Seher ist anders als all das. All das vergeht, verändert sich, ist bedingte, falsche Erkenntnis. Manchmal handelt es sich dabei um angenehme Erfahrungen, manchmal um unangenehme. Das gleiche Ding bereitet dir manchmal Vergnügen, manchmal Verdruss. Und all das befindet sich außerhalb des Sehers.

Du erfährst alles, was innen und außen ist, durch irgendein Instrument, durch deine Intelligenz; wenn diese aber beschädigt ist, wirst du zwei Dinge sehen, wo andere nur eines sehen.

Jedes durch ein Hilfsmittel erlangte Wissen ist indirektes Wissen und kann dich deshalb hie und da einmal in die Irre führen. Alles wird durch etwas anderes erfahren, während der Seher in dir einzig die direkte Erfahrung hat. Der Seher sieht deine sehende Intelligenz. Diese sehende Intelligenz ist wiederum nur ein Instrument. Sobald du deine Position in dieser sehenden Intelligenz aufgibst und im Seher untertauchst, wie du es im Tiefschlaf tust, dann hast du direkte Erfahrung; dann erfährst du ohne die Vermittlung eines Instruments; und eine solche Erfahrung ist eine unmittelbare Erfahrung: du wirst zu dem, was du erfährst.

Da gibt es kein Hilfsmittel, kein Instrument wie etwa deine Augen. Du bist zum Seher selbst geworden. Und nur von diesem Seher selbst kannst du eine direkte Erfahrung haben: du wirst zum Seher, und du bist der Seher.

Dieser Seher bin ich in allen Dingen, in allen Wesen. Ich bin feiner als der Raum. Mein Wesen ist absolute Glückseligkeit.

Eines der Geheimnisse der Omkarananda Upanishad ist die Aussage, dass wir im Tiefschlaf unsere wahre und wesentliche Natur erfahren. Und diese ist unbegrenzte Freude, Frieden, Schweigen und Vollkommenheit jenseits von Raum und Zeit. Wir verlieren diese unsere wesentliche Natur auch nicht, wenn wir wieder wach sind. Es wäre illusorisch zu denken, sie wäre dann nicht mehr da. Es geht nun allein darum, diese wunderbare Erfahrung bewusst zu machen - sowohl im Tiefschlaf wie auch im Wachzustand.

Schau dir die leuchtenden Sterne an: Stelle dir einmal das Gewicht so eines Sterns vor! - In einem Traum siehst du einen großen Stern, und das Gewicht dieses Sterns im Traum ist das gleiche wie das Gewicht des Sterns, den du im Wachzustand am Nachthimmel siehst! Obwohl du in deinem Traum vielleicht ein ganzes Universum siehst und somit in dir trägst, spürst du nichts von einem Gewicht desselben. Es belastet dich auch nicht. - Genauso wenig ist auch das äußere Universum eine Last für den Seher in dir, der dieses ganze große Universum in sich trägt. Und dieses ganze Universum hat kein Gewicht für diesen Seher. Es belastet ihn nicht im Geringsten, und wenn es eines Tages verschwindet, bleibt keine Spur davon in ihm zurück und keine Narben.

Dieses Wesen, dieser Seher, bin ich.

Jeder, der ein göttliches Leben führen will, muss in diesem Seher leben, in dieser Zeitlosigkeit und Raumlosigkeit, in dieser unbegrenzten Freude, diesem unbegrenzten Frieden, dieser unbegrenzten Vollkommenheit und Schönheit.

Jeder, der außerhalb dieses Sehers lebt, führt ein Leben, das mit Problemen behaftet ist, ein weltliches, materielles Leben, das ständigen Veränderungen unterworfen ist, das Fragen, Schwierigkeiten und Gegensätze aufwirft. Versuche doch einmal, ein ideales Leben in dieser Welt zu führen, ein Leben nach deiner eigenen Vorstellung: das glücklichste Leben, dem es an nichts mangelt. Nun, nach einiger Zeit wird es zu Ende sein: Die Hand der Zeit wird es hinwegwischen. Auch tausend Jahre sind schnell vorbei, ob es tausend Jahre im Traum sind oder auf dieser Welt oder auch tausend Jahre in einer Himmelswelt. Es bleibt ein Leben in Zeit und Raum und trägt schon allein aus diesem Grund seinen Gegensatz in sich.

Und wenn du auf der physisch-materiellen Ebene auch völlig glücklich sein solltest, so bleibt doch etwas in deiner Seele ruhelos. Du hast alles, du brauchst nicht mehr - und doch ist deine Seele ohne Frieden. Das ist das Schicksal aller Arten von Leben, ganz gleich wie herrlich sie sonst auch sein mögen.

Bedenke deshalb, dass du nie Frieden, Glück oder wahren Sonnenschein in deinem Leben haben kannst, wenn du außerhalb von mir lebst, dem Seher in dir, außerhalb des Beobachters in dir, des Unendlichen in dir, der unendlichen Freude und des unbegrenzten Friedens in dir.

Was du auch sein magst, ein Prophet oder ein Sohn Gottes: Du wirst keinen Frieden finden, außer du gibst die Rolle eines Propheten auf und nimmst Zuflucht in mir, dem Beobachter, der ich in dir bin, im Zeugen in allen Dingen, im Zeitlosen und Ewigen.

Du begehst einen Irrtum, wenn du meinst, du könntest meinen Körper ergreifen und in der Erde begraben und hättest damit ein Ende mit mir gemacht. Du hättest mich nicht einmal berührt! Der Körper ist eine kleine Sache. Ein kleiner Stein schon kann sogar den Boxweltmeister umbringen. Kein Körper kann unzerstörbar gemacht werden - auch nicht der eines Mystikers oder eines Sohnes Gottes.

Der physische Körper ist nur ein Kleid, und wenn er alt wird - oder auch schon in der Jugend - wird er kaputt und nutzlos. Ich kann ihn einfach fallen lassen, das hat keinen Einfluss auf meinen inneren Zustand, weil ich nicht das psychologische Wesen, das emotionale Wesen oder der Körper bin. Alle deine Chakras, die du so schätzt und entfalten willst, haben für mich keinen Nutzen. Ich bin unbegrenzt; die Chakras sind begrenzt. Ich bin zu fein; die Chakras sind eher grob, auch wenn sie himmlische Welten schaffen können.

Dieses Wesen - dieser Seher in dir - ist der wahre Gott, die wirkliche Wahrheit, das Ewige, das Absolute, das Unsterbliche. Nur ein Leben in Ihm ist ein wirkliches Leben. Außerhalb von Ihm ist auch das Leben eines Gottes nur mit Problemen behaftet. Auch Götter bekämpfen sich gegenseitig.

In mir gibt es keinen Kampf. Da ist nur unendliche Harmonie. Es gibt keinen Wunsch, zu einem anderen in Opposition zu treten oder mit einem anderen zu streiten. Ich lebe in einer Einheitserfahrung. Es ist eine vollkommene Erfahrung. Es ist wirkliches göttliches Leben.  

Das ist die Botschaft der Omkarananda Upanishad.

Der heutige Mensch geht in seinem Alltag

durch viele Krisen hindurch, weil es ihm an dem Halt mangelt, welcher der Weisheit des Neuen Testaments entspringt. Schließlich leben wir nicht vom Brot allein, sondern vom Brot der Weisheit, das uns Jesus bringt und darreicht.

Wir müssen von innen heraus stark werden, von innen ernährt werden. Doch wer wird uns ernähren?

Es ist die Gegenwart Christi in unserem Herzen, die unauflösliche Verbindung zum Weinstock, der Jesus Christus heißt, vom Königreich Gottes in uns. Das ist es, was uns Frieden gibt, was uns Kraft und Weisheit schenkt. Diese müssen uns erfüllen. Das allein löst Probleme und befreit von den Ängsten und Rätseln des Daseins.

Das innere Wissen, dass Christus bei uns ist, dass wir von Seiner inspirierenden Gnade eingehüllt sind, verleiht uns neue Kraft und Stärke.

Das erleuchtet unser äußeres Leben, erfüllt uns mit seltener Kraft und erhebt uns empor über die Begrenzungen des Lebens. Wir werden gesegnet, wir werden zum Salz der Erde, wir werden von einer Macht getragen, die nie versagt. Wir werden von einer Weisheit geleitet, die alles erleuchtet; wir werden ständig vom Licht, das in seiner Schönheit und erlösenden Kraft gar nicht zu beschreiben ist, gelenkt und vorwärts geleitet.

Die Schöpfung enthüllt ihr verborgenes Ziel und offenbart uns die Gegenwart des Vaters.

Überall begegnen wir der Freude, der Glückseligkeit, dem überströmenden Leben und unermesslichen Frieden. Durch die Berührung der Gnade Jesu Christi wird unser Leben über alle Beschreibung hinaus reich. Wenn wir auch in der Welt leben und gewöhnliche Arbeit verrichten, werden wir dennoch von den Schätzen des himmlischen Reichs aufrecht erhalten. Unser Friede ist unerwartet groß und unsere Intelligenz lichtvoll, ist es doch nicht mehr unser Friede und unsere Intelligenz, sondern der Friede und die Intelligenz unseres Herrn. Es gibt kein Ereignis und keine Situation in unserem Leben, wie qualvoll, unerquicklich und herausfordernd sie auch sein mögen, die wir damit nicht tragen, überwinden und somit meistern könnten.

Christus ist unendlich viel mehr als jede Form von Macht,

die wir im täglichen Leben in die Hand bekommen können, sei es die des physischen Körpers, sozialer Kräfte, Geldmacht, Macht des Wissens, - sie allesamt verblassen und werden bedeutungslos gegenüber dieser Macht aller Mächte, von der sie alle getragen und erhalten werden. Von diesem Zeitpunkt an werden alle sonstigen Mächte zum bloßen Werkzeug, um die Liebe und den Frieden Gottes zu verbreiten.

Wenn die Liebe und Hingabe in unserem Herzen

einen starken Halt an der Gegenwart Christi finden, wenn wir Seine Gnade tief in uns einströmen lassen, wird unser Leben zu einer Macht über alle Mächte. Wir sind jeder Situation gewachsen, unser Leben ist ein immerwährendes Fest, und wir werden von innen heraus gestärkt. Nichts ist schwierig, in allem liegt Schönheit, überall ist Christus, das Leben und die Intelligenz haben ihre höchste Erfüllung gefunden.

Alle Weisheitsbücher der Welt

können uns das Licht nicht geben, das dem Licht zu vergleichen wäre, das wir durch innere Gemeinschaft mit Christus und die Verbindung mit seiner Gegenwart erlangen. Er ist das Licht aller Lichter, ein ewiges Licht, das nie schläft. Er ist das Licht, das unsere Unwissenheit vertreibt und die geistige Finsternis unserer Sünde aufhebt, so dass wir umgestaltet und wiedergeboren werden. Unsere Sicht und unsere Haltung zum Leben wird neu; wir werden ein gesegnetes Gefäß zur Weitergabe der wahren Christusbotschaft.

 

Erinnern wir uns daran,

dass Christus immer und zu allen Zeiten bei uns gegenwärtig ist!

Weil Christus Selbst die Wahrheit ist, so war Er und ist Er und wird Er auf immer sein. Doch wo? - Im Bilde Gottes in uns, um uns herum, als der Seinsgrund unserer Existenz, als der, der unser bewusstes Leben leitet, und als die Quelle unserer Weisheit, unserer Liebe und all unserer geistigen Fähigkeiten.

In jedem Jahrhundert sind Ihm Hunderte von Heiligen und Christen in Liebe, Hingabe und Glauben nahe gekommen und wurden in ihrer geistigen Sensibilität und inneren Erfahrung von Seiner Gegenwart berührt. Wir alle tragen in uns die Möglichkeit zur Christuserfahrung. So wie ein Kind die Anlage zum Laufenlernen mit sich bringt, so tragen wir alle in uns die Möglichkeit und Fähigkeit, in die Fußstapfen Christi zu treten, Seine Gnade zu empfangen und Seinen Frieden zu erleben.

Seine Schönheit ist die erhaltende Kraft in allem, was groß und bewundernswert ist in uns. Sein göttliches Wesen ist der Fels, auf den wir unser Leben bauen können und sollen. Sein Licht vermag uns zu jeder Vollkommenheit des Vaters im Himmel zu führen. Lasst uns also danach streben, von der Gnade und dem Frieden Christi erfüllt zu werden.

Möge der Friede in alle Richtungen aus unserem einfachen, demütigen, Christus hingegebenen Wesen strömen!

Möge die Gnade Christi uns auf jede Weise stärken und unsere Hände mit Seiner Kraft erfüllen. Möge unsere bedingungslose Hingabe an Christus uns umwandeln, so dass unser Leben durch Verwirklichung der wesentlichen Lehren Christi zu einer Freude, einer Macht und einem Licht in sich selbst wird. Lassen wir unser innerstes Wesen immer mehr mit der wunderbaren Gegenwart Jesu Christi in Einklang kommen.

Die Menschen dieser Welt kennen die Schätze und Freuden des Lebens nicht wirklich,

so lange sie nicht die Wahrheit selbst berührt haben, bevor sie sich nicht des Königreichs des Himmels bewusst geworden sind und die Tatsache erkannt haben, dass ihre wahre Stärke in Gott liegt und sie ohne Ihn überhaupt nicht bestehen können. Nichts kann ohne Ihn sein. Und was ist Wahrheit? Was ist das Königreich des Himmels, was ist Gott, wenn nicht Jesus Christus? - Gott ist die Ursache von allem. Er hat die Welt erschaffen. Er ist der Ursprung aller Dinge. Als abstrakte Wahrheit und zeitlose Realität ist Er uns fern, doch als Jesus ist Gott uns nahe; Er ist es, der als Liebe zu uns kommt. Er ist das Herz Gottes. Er ist gekommen, uns zu erlösen, unsere Geistesaugen zu öffnen und unser Leben der Vollkommenheit des Vaters entgegen zu führen. Wir können Jesus erfühlen, wir können Ihn sehen, so wie wir einander sehen können; wir können auf jede Weise eine innere geistige Beziehung zur Gegenwart Christi haben.

Unser Leben ist nicht wirklich von Macht und Gnade, von Schönheit, Licht und Vollkommenheit erfüllt, solange es nicht von Jesus, dem Christus gesegnet ist. In dem Augenblick, in dem unser umgewandeltes inneres Wesen, unser Herz voll Glaube, Güte und Reinheit, unser Herz voll schlichten Vertrauens, voll Übergabe an Jesus zur beherrschenden Kraft unseres Lebens wird, werden wir von der Gnade Christi berührt. Wir erkennen Ihn durch die Gnade, die Er uns gewährt.

Niemand kann die Größe und Herrlichkeit Christi beschreiben.

Dem Apostel Paulus war es gegeben, durch das Übermaß an Gnade, das ihm widerfuhr, von Christus zu sprechen und zu versuchen, Seine Herrlichkeit in Worte zu fassen. Das war ihm möglich, weil er sich, befreit von seinem persönlichen Ich oder Ego, zum leeren Gefäß für Christus gemacht hat und Ihm so erlaubte, durch ihn zu sprechen. Er selbst war sich dieser Tatsache durchaus bewusst und konnte deshalb in Galater 2, 20 schreiben: "Ich lebe jetzt, doch nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir!"

Betrachten wir das Neue Testament unter diesem Gesichtspunkt, dann sehen wir, dass alle Wahrheiten, die von den Aposteln ausgesprochen wurden, von Christus selbst inspiriert sind. Sie tragen in sich das Licht und die Gnade Christi; es sind unvergängliche Wahrheiten.

Alle Wahrheiten, denen wir im Neuen Testament begegnen, bergen in ihrer Sinntiefe mehrfache Bedeutung und hinter ihrem Licht ein weiteres Licht. Sie sind Wort Gottes und Brot Christi, sie sind unerschöpflich an Bedeutungsreichtum und Wert - unergründliches Licht!

Wir wollen demütig den Versuch machen, uns in unserem Alltag der Gnade und dem Licht Christi zu öffnen.

Es kommt nicht darauf an, was wir im Alltag darstellen. Wie bescheiden unsere Stellung in der menschlichen Gesellschaft auch sein mag, eines allein ist wichtig, nämlich ob wir von der Gnade Christi berührt sind oder nicht. Hat diese Gnade uns berührt, haben wir in Ihm alles. Wir sind dann stark und gesegnet, und keine Herausforderung des Lebens kann uns beeindrucken. Die Gnade löst jede Schwierigkeit für uns, enthebt uns der Bedingtheit menschlichen Daseins und überrascht uns in jedem Augenblick, indem sie uns mit einem seltenen Frieden, mit Licht und großer Kraft erfüllt.

Dass Christus die Wahrheit ist, das überströmende ewige Leben, das ist wortwörtlich wahr, eine unausweichliche Tatsache.

Wir können diese Tatsache erfahren, und unsere Intelligenz kann ihre volle Bedeutung und Tragweite erfassen. Die höheren Sinne unseres inneren Herzens bekräftigen diese Wahrheit, und wenn wir sie erkennen, sind wir befreit. Wir sind dann frei von Kummer und Sorgen, frei von menschlicher Unwissenheit und menschlichem Irrtum. Christus lebt in uns, wir sind uns Seiner bewusst und leben bewusst in Seinem Frieden und Seinem Licht.

So wollen wir versuchen, täglich mehr und mehr von Seinem Licht, von Seiner Gnade, Seiner Macht und Seinem Frieden zu empfangen. Schon ein offenes Herz, ein Herz, das frei von Vorurteilen ist und zur Hingabe bereit, versteht unmittelbar die Wahrheit des Neuen Testaments; es sieht und empfindet die lebendige Gegenwart Jesu Christi.

Die Ergebnisse einer solchen Erfahrung werden auch im äußeren Leben sichtbar.

Unsere Arbeit glückt uns, unser Wesen ist voll Frieden, der Glaube beherrscht unser Dasein. Da, wo der normale Menschenverstand am Ende ist, kommt das Licht Christi ins Spiel und löst die Rätsel des Daseins, so dass wir gesegnet sind und tatsächlich im Königreich des Himmels leben, und indem die Gnade in immer reicherem Maß auf uns herabströmt, wird unsere Seele zunehmend vollkommen.

Der wahre Christ zeichnet sich vor allem durch Liebe aus.

Er begreift Gott als Liebe, und diese Liebe kennt keine Grenzen, keine Trennung und Zerteilung, keine Zwietracht und Uneinigkeit. Liebe ist eine einende Kraft; sie ist eine umwandelnde und erleuchtende Kraft. Sie ist alles und über allem; sie ist Gott, wie der Evangelist Johannes sagt.

Möge diese Liebe uns alle einen, möge diese Liebe aus unserem Leben alle trennenden Tendenzen beseitigen.

Auch Glaube kennzeichnet den wahren Christen,

der Glaube an die Macht aller Mächte, an den höchsten Vater und an die Verkörperung Seiner Liebe, an Jesus Christus. Der Glaube verleiht dem Leben des Christen seine Unerschütterlichkeit. Betrachten Sie das Leben der christlichen Märtyrer und Apostel, das Leben der Heiligen und wahrer Christen! Welcher Mut, welche Kraft und welche Herrlichkeit, welcher Friede zeichnet sie aus!

So wollen wir versuchen, eine vereinigende Kraft zu sein, die fortwährend die Botschaft und das Licht Jesu Christi weiterträgt.

Es ist unser Vorrecht, demütig der unvergänglichen Wahrheit treu zu sein, demütig dem alles erleuchtenden Licht, der alles umfassenden Liebe zu folgen, die Jesus Christus verkörpert. Er ist jetzt bei uns. Mögen wir Seiner bewusst werden und in unserem täglichen Leben die große Kraft des Glaubens offenbar werden lassen! Unser Leben als Christen drückt sich in unserem ganzen Verhalten aus und wird in unserem alltäglichen Tun sichtbar. Möge der Friede Christi unser ganzes Wesen durchströmen. Möge die Liebe Christi unsere ganze Persönlichkeit erfüllen, so dass wir durch Seine Gnade die überströmende Fülle des ewigen Lebens erfahren und in uns aufnehmen.

 

 

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Vortragsdaten 2005

29./30. Januar

26./27. Februar

26./27. März

23./24. April

28./29. Mai

25./26. Juni

30./31. Juli

27./28. August

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29./30. Oktober

27./28. November

24./25. Dezember

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