Swami Omkarananda

Gedanken zum Tag

Mai 2016

Kalender Jan2000



1. Tag

Wenn du weißt, dass die unverletzliche, unberührbare, absolut vollkommene Wahrheit auch Freude ist, grenzenlose Freude, absolute Freude, dann gibt es für dich keinerlei Versuchungen mehr in diesem Leben. Versuchungen gibt es nur für jene, die nichts von diesem unsterblichen Prinzip in sich selbst – der Gegenwart des Göttlichen – wissen.

Der Mangel an diesem Wissen ist die Ursache für deine Leiden, Depressionen, Zweifel und Zustände der Verzweiflung, für deine irreführenden Gedanken und täuschenden Erfahrungen. Wenn du weißt, was du wirklich bist – nämlich reines Sein und Bewusstsein –, verschwinden alle deine Probleme.

2. Tag

Mit dem Bewusstsein des göttlichen Seins sollen wir arbeiten und sprechen, dann ist unsere Sprache vom göttlichen Licht beseelt, und inspiriert von der Kraft und der Schönheit des Göttlichen.

Wenn wir alle unsere Tätigkeiten mit dem Göttlichen im Hintergrund unseres Bewusstseins verrichten, wird alles vom Wesen des Göttlichen erfüllt sein.

Die Menschen in der Welt haben keinen Zugang zu dieser Wahrheit, weil sie nicht darüber nachdenken und kein diszipliniertes Leben führen. Sie verfolgen ständig nur Schatten, nicht die Wahrheit selbst. Der Körper ist ein Schatten, die Welt ist ein Schatten, alles sind nur Schatten: das Geld, das Vergnügen, die sinnlichen Erfahrungen in dieser Welt. Aber der Mensch, der Gott sucht und liebt, lebt aus der Wahrheit heraus, deshalb bleibt auch sein Leben in der Welt stets in Berührung mit der Wahrheit, in Gemeinschaft mit der Wahrheit.

3. Tag

Aus dem Nichts ist alles entstanden. Was die Menschen für ein Nichts halten, ist in der Tat die Quelle endlosen Reichtums, eines unerschöpflichen und unvorstellbaren Reichtums, erfahrbar nur für den Mystiker.

Es gibt endlose Welten, die unsere Sinne nicht wahrnehmen können. In dieser Schöpfung gibt es Welten über Welten, unsichtbar für uns.

Wir wiederum sind für die Bewohner dieser anderen Welten unsichtbar. Alle diese Welten kommen von der einen Wahrheit und Wirklichkeit – aus dem Nichts! Ohne Hände und Füsse erschafft sie, die Wahrheit, diese Welten, ohne Werkzeuge und Rohstoffe, gleich dem Menschen im Traum.

Alles wird aus dem Nichts, mit dem Nichts und durch das Nichts erschaffen.


4. Tag

Was tut eine schlafende Person? – Sie nimmt nichts mit in den Schlaf hinein! Sie liegt da ohne Besitz, ohne eine Ahnung vom Körper und seinen Sorgen zu haben. Sie hat nichts mitgenommen! Sie ist irgendwohin in die Seele hinein verschwunden. Was begegnet ihr? – Nichts! Eine endlose Stille, ein endloser Frieden. Das ist alles. Nichts scheint da zu sein. Doch aus diesem Nichts entsteht plötzlich ein Traum, und dieser Traum erschafft Berge, Flüsse, gewaltige Meere, Naturkatastrophen, Sonne, Mond und Sterne, unermessliche Universen. Aus dem Nichts wurde all das erschaffen. Der Träumende hat keinen Rohstoff, um etwas daraus zu machen, keine Hände und Füsse zur Verfügung, aber trotzdem bringt er aus dem Nichts eine gewaltige Welt, eine Vielfalt von Menschen, Wäldern, Flüssen, Diamanten und Ereignissen hervor.


5. Tag

Durch die Verehrung der unendlichen Wahrheit wirst du die Strahlkraft der wahren Sonne erlangen.

Welche Sonne ist hier gemeint? – Die Sonne des Beobachters in dir!

Der Beobachter in dir ist nämlich Licht.

Wer ist in der Lage, ohne Licht etwas zu beobachten? – Niemand, denn das ist unmöglich! Das Wesen des Ichs – dieses Beobachters in dir, dieses Gottes in dir – ist Licht.

6. Tag

Unglücklicherweise erfährst du im Tiefschlaf kein Licht. Du gehst unbewusst in die raum- und zeitlose Stille ein. Deshalb ist der Schlafzustand kein wünschenswertes Lebensziel.

Du musst die zeitlose, raumlose Stille ganz bewusst im Wachzustand erkennen und verwirklichen, am hellen Tag, während des täglichen Lebens und mit offenen Augen – und dann wirst du finden, dass der Beobachter in dir das Licht aller Lichter ist.


7. Tag

Unsere Intelligenz leiht sich ihr Licht vom innersten Beobachter, der auch Schöpfer, Erhalter und Auflöser des gesamten Universums ist.

Unsere menschliche Intelligenz ist kein wahres Licht.

In der mystischen Erfahrung gehst du weiter, in einen Bereich jenseits dieser Intelligenz. Dort wirst du eins mit der Strahlkraft der wahren Sonne. Diese Strahlkraft der wahren Sonne gibt es nur im Beobachter. Das ist die wahre Sonne, die Sonne aller Sonnen. Ohne sie kann kein Licht existieren.

Woher also nimmt unsere Intelligenz ihr Licht? – Vom Beobachter, von diesem Reich Gottes, diesem Licht Gottes im Innersten unseres Herzens. Das ist das Licht aller Lichter!

8. Tag

„Mrityunjaya“ heißt „Sieg über den Tod“. Ist dieser Sieg möglich? – Ja, er ist möglich. Viele haben ihn errungen, den Sieg über den Tod. Wir können dasselbe tun. Noch während wir in einem sterblichen Körper leben, können wir den Tod besiegen.

Welchen Nutzen hat unsere Bildung, unser Weltruhm als Schriftsteller oder Denker, wenn wir den Tod zu fürchten haben?

Ein geistiges Leben zu führen bedeutet, einen Lebensstil zu pflegen, der es uns ermöglicht, den Tod zu besiegen. Was sind wir im Tiefschlaf? – Ein Frieden und eine Freude, die ohne Raum und Zeit sind. Gibt es einen Tod für das, was zeitlos und raumlos ist? – Natürlich nicht! Denn das, was zeitlos und raumlos ist, ist immer auch ewig.

Ein solch zeitloses, raumloses Wesen sind wir.

Wir müssen danach forschen, darüber nachdenken, uns damit auseinandersetzen, Methoden herausfinden, wie wir hier und jetzt Unsterblichkeit erlangen können.

9. Tag

Das höchste Licht in uns ist Shiva, der Sieger über den Tod. Diesen Sieger über den Tod sollen wir erkennen und erfahren. Und wir sollen zu Ihm werden.

Lebe hier auf Erden als todlose Person! Erlange Einheit mit dem Unsterblichen in dir, mit Shiva Mrityunjaya, dem Licht deiner Seele!

Dieses Licht in dir stirbt nie. Es ist ewig, unendlich, zeitlos, raumlos. Dieses Licht bist du! Das ist es, was du erfahren sollst.

Vorläufig ist es schon ein großer Gewinn, auch nur das Gefühl dieser Unsterblichkeit zu haben, sich stets daran zu erinnern.

Der nächste Schritt wäre, weitere Methoden anzuwenden, um dieses Gefühl Wirklichkeit werden zu lassen – zu einer lebendigen Erfahrung.

10. Tag

Wir haben gehört, dass das Königreich Gottes in jedem Menschen ist.

Die Bibel sagt das, und auch andere Religionen stellen es fest.

Was ist dieses Königreich? – Es ist eine Persönlichkeit, eine allwissende Persönlichkeit hinter einem unwissenden Gemüt. Es ist Gott.

Gott ist unendlicher Frieden und unendliche Freude. Er ist allwissend, allsehend, allmächtig. Er ist immer in jedem Menschen anwesend.

Eine zweite Person ist also in jeder Person: Gott.

11. Tag

Das Königreich des Himmels ist kein Lagerhaus, wo man diesen und jenen Schatz finden kann, wie Gold oder Silber und so weiter. Es ist eine lebendige Person: allsehend, allwissend, allmächtig, unsterblich, ewig, vollkommen – so eine Persönlichkeit ist es! Es ist immer in allen lebenden Wesen gegenwärtig, doch keines von all diesen Wesen ahnt dies auch nur.

Das ist der Grund, warum der Mensch nach Wissen strebt: Er trägt eine allwissende Person in sich. Der Mensch sehnt sich nach Frieden und Freude und sucht diese irrtümlicherweise irgendwo in der Außenwelt. Er sucht danach, und die ganze Zeit über ist eine Person wahrer Freude, grenzenloser Freude, ewiger und vollkommener Freude in ihm selbst!

Alle jagen der Gesundheit und einem langen Leben nach, während doch in allen eine immer gesunde und unsterbliche Person lebt.

12. Tag

Du bist ein menschliches Wesen, wenn du in deinem Gemüt, deinen Gedanken und Gefühlen lebst. Du wirst aber ein übermenschliches Wesen sein, wenn du die Einheit mit jener anderen Person in dir, die Gott ist, findest.

Was wir das Königreich des Himmels nennen, ist nichts anderes als diese zweite Person in uns – beständig und ewig wach, allsehend und allhörend. Unser wahres Herz, unser wahres Leben ist diese andere Person. Sie ist das Leben unseres Lebens, die Intelligenz unserer Intelligenz. Jede vorstellbare Herrlichkeit ist in ihr. Wir tragen sie in uns, ohne es überhaupt zu vermuten, und wir tragen sie immer in uns! Sie war schon bei uns in längst vergangenen Leben, seit dem anfanglosen Anfang. Sie ist da, wohnt da und bleibt da für alle Zeiten.

Wenn unsere Gedanken, Gefühle und unser Herz in dieser Person verankert bleiben, sind wir erleuchtet, unsterblich, gesegnet, vollkommen und erfreuen uns wahren Friedens und wahrer Freude.

13. Tag

Ein Wissen, das sich nur auf veränderliche Dinge bezieht, ist kein wirkliches Wissen; es ist praktisches, pragmatisches, materielles, kommerzielles Wissen, ein Wissen über Geben und Nehmen, Zeit und Raum. Es ist kein wirkliches Wissen, sondern nur Information.

Wirkliches Wissen ist ein Wissen, das zum todlosen Wesen in dir gehört, zu dem in dir, das sich nie ändert, das immer da ist, das man Gott, die Wahrheit oder Wirklichkeit nennt, das die Quelle aller Wissenschaften, Künste und allen Wissens ist.

Das ist wirkliches Wissen: Selbsterkenntnis, Gotteserkenntnis, Wahrheitserkenntnis.


14. Tag

Das meiste Wissen, das wir hier in dieser Welt besitzen, ist schon ungültig oder befindet sich in einem Prozess, der in Ungültigkeit endet. Bevor man es überhaupt berührt, verschwindet es, wird zu Asche oder verwandelt sich in Irrtum.

Einstein kann es also zustoßen, dass er von einem seiner Nachfolger des Irrtums bezichtigt wird.

Die Göttliche Mutter ist die Verkörperung wahren Wissens, die Quelle allen Wissens.

Sie ist Wissen, Selbsterkenntnis, Wahrheitserkenntnis, vollkommenes Wissen, verlässliches Wissen, gültiges Wissen, ewig nützliches Wissen.

15. Tag

Wissen ist Reichtum.

An der Universität sammelt man Information. Auch das ist eine Art Wissen, obwohl es zeitweilig ist und niemanden zum Meister über seine Sorgen, Leiden, Vergnügen, über seine Unwissenheit und seine Begrenzungen an Wissen, Glück und Freiheit machen kann. Es kann dir keine Meisterschaft über all das geben, aber trotzdem hat es einen Wert: Du kannst damit dein Geld verdienen und Brot und Butter für dich und deine Freunde kaufen. Es ist Reichtum für die Menschheit.

Doch der wirkliche Reichtum ist das wahre, göttliche Wissen. Wissen ist Reichtum, und Reichtum ist Lakshmi.

16. Tag

Vijaya-Lakshmi verkörpert das Prinzip, das heißt: „Nur die Wahrheit triumphiert, nicht die Unwahrheit.“

Und die Wahrheit ist in Ihren Händen, nicht in den Händen menschlicher Wesen. Die Menschen haben relatives Wissen, veränderliches Wissen. Wo es aber eine Veränderung im Wissen gibt, da ist die wirkliche Wahrheit nicht zu finden. Wahrheit wird zur Lüge und Lüge zur Wahrheit. Es ist wie mit den Versprechungen der Politiker vor den Wahlen. Sie versprechen vieles und halten nichts. Unwahrheit ist der Kern menschlicher Wahrheit, menschlichen Charakters. Wirkliches Wissen ist Wahrheit.

Vijaya-Lakshmi ist die Verkörperung von Erfolg und Sieg.

Und der Sieg gehört nur dem Göttlichen allein, der Wahrheit allein, nicht der Unwahrheit.

17. Tag

Aishwarya-Lakshmi ist Reichtum des Charakters, Reichtum an guten Eigenschaften, schönen Eigenschaften.

Ein Mensch mag hässlich aussehen, aber wenn er einen guten Charakter hat, werden ihn alle lieben und respektieren. Charakter stellt einen Wert dar. Charakter, gute Eigenschaften, edle Eigenschaften, Weisheit, Frieden, wahre Liebe.

– all das ist Aishwarya. All diese Eigenschaften kommen von der Göttlichen Mutter. Sie ist dieser Reichtum an wunderbaren Charaktereigenschaften. Sie ist der Reichtum an göttlichem Wesen, Heiligkeit, guten Eigenschaften, Selbstlosigkeit, überragender Güte und höchstem Adel. All das zusammen ist Aishwarya – wirklicher Reichtum, beste Eigenschaften der Seele und des Lichts.


18. Tag

Moksha ist Freiheit, Befreiung.

Befreiung wovon? – Freiheit von allem, was uns begrenzt, von den Fesseln, die unser Glück, unser Leben, unseren Frieden, unsere Kraft und Liebe einschnüren und begrenzen.

Alles Begrenzende muss entfernt werden, und Moksha-Lakshmi ist Freiheit, wahre Freiheit, Befreiung von allen Begrenzungen, Befreiung aus dem menschlichen Zustand, Befreiung aus einem Zustand, in dem wir jeder Art von Schwierigkeiten, Leiden und Hilflosigkeit ausgesetzt sind.

Wenn wir uns den Händen der Göttlichen Mutter anvertrauen, ist Schluss mit jeder Art von Hilflosigkeit!

19. Tag

Die höchste Göttliche Mutter Tripurasundari ist das nichtmanifestierte, ewige Bewusstsein und Licht Gottes.

Diese nichtmanifestierte, endlose Wahrheit ist Schönheit. Nichts ist schön, nur die Wahrheit ist schön. Und Wahrheit ist das, was immer bleibt, was immer war, ist und immer sein wird.

Eine Wahrheit, die sich verändert, ist keine Wahrheit, sondern eine Lüge, etwas Falsches. In der Wahrheit gibt es keine Veränderung. Sie ist immer die gleiche, immer absolut vollkommen, und doch immer neu und frisch. Diese unendliche, ewige, transzendente Wirklichkeit ist unendliche Schönheit.

20. Tag

Die Mystiker, Seher oder Rishis der Veden haben die Wahrheit als Sundaram, Shantam, Shivam, Satyam beschrieben. Vier wunderbare Worte für Gott.

Satyam ist Wahrheit. Sundaram ist Schönheit. Shivam ist Glückseligkeit. Shantam ist Frieden. Mehr brauchen wir nicht.

Welchen Wert hat ein Perlenhalsband für dich im Tiefschlafzustand? – Die Freude des zeitlosen Friedens ist viel mehr wert als alle Perlenhalsbänder der Welt.

Shivam ist also Glückseligkeit, absolute, alle Wünsche erfüllende Glückseligkeit. Shantam ist grenzenloser Frieden, wie wir ihn vom Tiefschlafzustand her kennen. Es ist eine Stille, in der es keine anderen Geräusche gibt, keine Störungen, nichts. Eine unvorstellbar wunderbare Stille. Frieden, wahrer Frieden, ist ein Name für das Göttliche, weil das Wesen des Göttlichen Frieden ist.


21. Tag

Tripurasundari ist Liebe. Sie ist eine Mutter, eine allhörende Persönlichkeit. Jede Mutter spricht mit ihrem kleinen Kind und erklärt ihm die Dinge, die es nicht versteht. Die Göttliche Mutter tut unendlich mehr als das und mit unendlich größerer Liebe. Stelle dir die Göttliche Mutter vor – sie hat alle Götter und Welten als ihre Kinder! Alle sichtbaren und unsichtbaren Universen sind ihre Kinder. Wie groß ist das Herz der Göttlichen Mutter? Und wie viele Male ist diese Schöpfung entstanden und wieder vergangen? – Unzählige Male, ohne Ende – man kann es sich nicht vorstellen oder darüber nachdenken!

Die Wissenschaftler sprechen von einem Anfang des Universums, doch vor dem Beginn dieses Universums war schon ein anderes da und vor diesem wieder ein anderes und so weiter ohne Ende. Es ist ein anfangloser Anfang in diesem wunderbaren, unendlichen Licht des Göttlichen Bewusstseins.

22. Tag

Was ist Ziel und Ende allen Wissens? – Nur in der Gotterfahrung erreichen wir das Ziel und das Ende allen Wissens, allen Erkennens. Nur die Erfahrung der Wahrheit kann uns zufriedenstellen. Es ist eine vollkommene Befriedigung, eine vollkommene Erfüllung. Da will man nichts mehr. Ähnlich wie im Tiefschlaf: auch da hat man keine Wünsche, keine unerfüllten Sehnsüchte. Kaum ist man aufgewacht, will man schon die Zeitung lesen oder von der Nachbarin hören, was es Neues gibt. Es ist ein unaufhörlicher Drang nach Neuem, nach Wissen und Information. Sobald man aber eingeschlafen und eins mit seinem wahren Wesen ist, ist man vollkommen befriedigt; kein Verlangen mehr, irgend etwas wissen zu wollen. Was man da erfährt, genügt einem. Es ist eine vollständige Erfahrung, eine totale Zufriedenheit.

Hat man diese Erfahrung durch die Gnade der Göttlichen Mutter bei vollem, wachem Bewusstsein, dann wird man zum Licht für die ganze Menschheit und die ganze Welt.


23. Tag

Gott ist Wirklichkeit, die Welt ist eine Illusion.

Gott allein ist wirklich, alles andere ist unwirklich.

Das ganze Universum ist eine Illusion; es kommt und verschwindet. Man kann es nicht fassen; es ist wie eine Fata Morgana.

Wenn man im Licht dieses Prinzips lebt, dann bleibt man immer ohne Bindungen und deshalb unabhängig und frei.

Das alte Ichgefühl, das für alle Gegensätze und Probleme verantwortlich ist, stirbt. Alles verschwindet, was Schmerzen, Probleme und Leiden verursacht. Es gibt keine Verhaftung mehr an Menschen und Dinge, an nichts, was vergänglich ist. Man lebt unberührt wie die immer reine Lotosblume im schmutzigen Teich.

24. Tag

Der Gottliebende bleibt immer mit Gott, der ewigen Glückseligkeit verbunden. Gott allein ist die Wahrheit und Wirklichkeit. Wahrheit ist Gott, Gott ist Wahrheit. Alles andere ist unwirklich: Körper, Gemüt, die Menschen, die Welt.

Wenn man im Licht dieses Prinzips lebt, bleibt man immer rein. Sobald der Gedanke aufsteigt, dass man etwas braucht, beginnen die Probleme – das Krokodil, das Ego heißt, ist aufgetaucht.

Reinheit ist wunderbare und grenzenlose Treue zu Gott.

25. Tag

Reinheit zu erlangen und Gott zu erfahren, dem ewigen Kreislauf von Geburt und Tod zu entkommen – das ist Sinn und Zweck unseres Lebens hier auf Erden.

Der wesentliche Inhalt der Lehre Shankaras in einem einzigen Satz ist: „Erkenne dich selbst, und erkenne dein eigenes Selbst als das Selbst aller Wesen und Dinge!“ und: „Die ganze Welt ist eine Illusion, Gott allein ist wirklich.“

Gott allein ist Wahrheit und Wirklichkeit. Illusionen nachzujagen ist gleichbedeutend mit Problemen und Alpträumen. Deshalb ist es ratsam, die Illusionen loszulassen und die Seele ans Göttliche zu binden, an die unendliche Freude und den unendlichen Frieden. Was wir im Tiefschlaf unbewusst genießen, das sollen wir im Wachzustand bei vollem und klarstem Bewusstsein genießen. Das ist das Ziel. Das zu erreichen, darin liegt unser Heldentum.

26. Tag

In allen Wesen und Dingen, in den sichtbaren und unsichtbaren Wesen – kurz, in allem, befindet sich ein winziger, für menschliche Augen unsichtbarer, aus sich selbst leuchtender Lichtpunkt. Dieser wurde nicht erschaffen, er stammt auch nicht aus irgendeinem Prozess in Raum und Zeit, sondern ist ewig da. Dieser Punkt besteht aus sich selbst, das heißt, er erhält sich selbst, er braucht nichts außer sich selbst, ist auf nichts und niemanden angewiesen. Dieser Punkt leuchtet aus eigener Kraft in allen Wesen, in allen Dingen, im Herzen der belebten und unbelebten Materie. Er ändert sich nie, er ist allvollkommen. Er kann sich unendlich ausdehnen; alle Mächte, Schätze, Vollkommenheiten und Kräfte Gottes sind in ihm enthalten. Jeder trägt dieses Licht in sich. Aber der Mensch ist blind dafür und sieht nicht, wo sein Glück liegt, wo er eins mit Gott sein kann, wo das ganze Reich Gottes liegt, obwohl dieses Licht, dieser Gott, dieses Himmelreich sein ständiger Begleiter ist, alle vierundzwanzig Stunden des Tages.

27. Tag

Du kannst die Existenz Gottes nicht verneinen, weil allein schon die Sprache, mit welcher du Gottes Existenz verneinst, diese Existenz beweist. Wie soll ein Mensch, der kein Leben besitzt, sprechen? – Das Leben überall nämlich beweist die Existenz Gottes, denn das Leben selbst ist Gott. Niemand kann sagen: „Ich existiere nicht.“ Das wäre ein krasser Widerspruch, eine Unmöglichkeit.

Die bloße Tatsache, dass einer da ist und sagt, dass er nicht existiert, beweist, dass er existiert; existierte er nicht, könnte er auch nicht feststellen, dass er nicht existiert. Innen, aussen, oben und unten ist nichts anderes als Gott. Das ist eine selbstverständliche Wahrheit.


28. Tag

Einer der großen Vorteile des geistigen Lebens ist, dass Gott selbst als zweite Person zu unseren Gunsten wirkt. Wenn wir arbeiten, arbeitet Gott mit uns. Der Gottliebende besteht aus zwei Personen: aus ihm selbst und dem Göttlichen. Beide leben ein Leben, beide arbeiten zusammen.

Der weltlich gesinnte Mensch hat nur sich selbst, niemand hilft ihm. Er lebt in sich selbst, innerhalb der Grenzen seines kleinen Egos.

Aber Gott dringt in das Leben des Gottliebenden ein, arbeitet und wirkt ständig durch ihn und für ihn. Und nicht nur das: Wenn der geistige Fortschritt des Gottliebenden sehr groß ist, dann setzt Gott sich selbst an die Stelle des Gottliebenden. Fortan arbeitet nur noch Gott durch ihn, um für ihn seine Lebensaufgabe zu erfüllen.

29. Tag

Gebet ohne Hingabe ist wie die lichtlose Nacht; es ist wie ein Körper ohne Leben; es ist wie eine Suppe ohne Salz.

Hingabe haucht dem Gebet und der Meditation Leben ein.

All unsere Hingabe und Liebe für das Göttliche muss zum Ausdruck kommen, wenn wir beten oder meditieren. Sich selbst zu vergessen und ganz im Göttlichen zu verlieren, ist der sichere Weg zum Heil, das in der Erfahrung Gottes und der Einheit mit Gott liegt.


30. Tag

Der Friede des Tiefschlafs stellt sich nicht ein, wenn du dich nicht selbst vergessen kannst. Solange du dir deiner selbst bewusst bist, kannst du nicht einschlafen. Der Schlaf kommt nur, wenn du dich und die Welt völlig vergessen hast.

In einem Zustand völliger und absoluter Selbstvergessenheit, einem Zustand, in dem das kleine menschliche Ich abwesend ist, liegen grenzenlose Freude, grenzenlose Stille, Frieden und Freiheit. In diesem Zustand gibt es keine Probleme und Sorgen.

Eine solche Selbstvergessenheit ist das Geheimnis höchsten Erfolgs. Auch Meditation und tiefste Zustände absorbierender Hingabe und Liebe sind durch diese Selbstvergessenheit gekennzeichnet.

31. Tag

Nichts in der Schöpfung kann dir wirklich helfen.

Alles versagt schließlich, sogar dein eigener Körper lässt dich im Stich, und eines Tages wirst du ihn verlassen müssen. Innerhalb von hundert Jahren werden die meisten Leute, denen du auf der Strasse begegnest, verschwunden sein.

Die Welt ist ein Gasthaus, in dem Menschen ein- und ausgehen; die Szene wechselt von Augenblick zu Augenblick.

Je weiser ein Mensch ist, desto mehr bereitet er sich darauf vor, auf alles gefasst zu sein, was ihm nach dem Tod begegnen mag. Er befasst sich nicht nur damit, dieses Leben schön zu gestalten. Für alle zukünftigen Zeiten bereitet er sich vor, indem er Hingabe zum Göttlichen erwirbt. Was immer Schlechtes auch in der Vergangenheit gewesen sein mag, alles wird durch die Hingabe ans Göttliche ausgelöscht, durch intensives Dienen und Opfern aus Liebe zum Göttlichen.

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Mai 2016

Monatliche Zeitschrift, Jahrgang 41, Nr. 475

Herausgeber: Omkarananda Ashram

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