Swami Omkarananda

Gedanken zum Tag

Januar 2015

Kalender Jan2000



1. Tag

Schmutz kann den Raum nicht verschmutzen, und die Sonne kann den Raum nicht aufheizen. Die Sonne heizt die Luft auf, aber nicht den Raum. Raum ist subtil, niemand kann ihn berühren. Aber ohne Raum kann niemand sich bewegen, niemand denken, niemand etwas fühlen. Wir können ohne Raum und Zeit nicht sein; die eine oder andere Art von Raumzeit ist notwendig, damit wir existieren können.

Aber der Sadguru ist jenseits von Raum und Zeit. Er ist die ewige Wahrheit, die ewige Vollkommenheit, das ewige Reich Gottes.

2. Tag

Das ist das Merkmal des Sadguru: Er hat keine Biographie. Er ist ewig Zeuge. Alles geschieht in seiner Gegenwart, in seiner Seele. Er bleibt jedoch ewig in absoluter Vollkommenheit jenseits all dieser Phänomene. Er kennt keinen Mangel. Braucht er Götter und Göttinnen, die ihm dienen? – Nein! Wenn die Wahrheit etwas braucht, angenommen jemanden, der ihr dient, dann ist es nicht die Wahrheit, sondern etwas Unvollkommenes, das in Abhängigkeit verharrt.

Braucht der Sadguru Religionen, die ihn preisen? – Nein! Er braucht keine Religionen; er ist jenseits aller Religionen, und trotzdem sind alle Religionen in seinem Herzen. Alle Religionen nehmen ihre Kraft und ihr Licht, ihre Schönheit, Weisheit und lebendige Kraft von ihm. Er ist das zentrale Prinzip. OM ist sein Name. Das, was namenlos ist, wie soll man es nennen? – Man nimmt eine Silbe. Das Bewusstsein des Unendlichen enthält OM.


3. Tag

Alle Weisheit der Welt – die höchste Weisheit, die vollendete Weisheit – ist in folgender kurzer Aufforderung enthalten: „Sei still und erkenne Gott!“

So einfach ist das! Doch eine Welt von Aktivitäten muss zunächst durchschritten werden, bevor man schließlich jene Stille erreichen kann, welche die Wahrheit offenbart.

Da die Vollkommenheiten der allsehenden, allbeobachtenden, allschöpferischen göttlichen Intelligenz jedes Fleckchen Raum erfüllen, brauchen wir nur still zu sein, um endlose Glückseligkeit und immerwährendes Leben zu erlangen, um eine bewusste Erfahrung unserer Todlosigkeit zu erlangen, um die Vollkommenheiten des Göttlichen bewusst zu erfahren, um uns selbst als überall und jederzeit existierend zu erfahren, sowie um die endlosen, in uns verborgenen Erkenntnisse zu entdecken.

4. Tag

Wir brauchen nirgendwohin gehen und nichts tun, um die endlosen Schätze des Göttlichen – diese unvergänglichen Schätze – zu bekommen.

Sie sind alle hier, man muss nur still sein und das Göttliche – die Wahrheit – erkennen. Diese Erkenntnis befreit einen. Deshalb sagt die Bibel: „Erkennet die Wahrheit und die Wahrheit wird euch befreien!“ Das ist die wahre Freiheit.

In menschlichen Angelegenheiten, in der menschlichen Situation und im menschlichen Zustand gibt es keine Freiheit, die diesen Namen verdient.

5. Tag

Wahre Freiheit ist jene Freiheit, die dem Wesen der Wahrheit selbst angehört: unbegrenzte Freiheit, immerwährende Freiheit. Was nicht unbegrenzt und immerwährend ist, ist es nicht wert, besessen zu werden, denn es zieht nur Probleme nach sich.

Um still zu sein und die Wahrheit zu erkennen, um wahre Freiheit und andere, zahllose Segnungen zu erlangen, müssen wir gewisse einleitende und vorbereitende Bedingungen erfüllen.

Die Stille, die von uns verlangt wird, ist keine Stille der Stumpfsinnigkeit. Die Kühe sind still, das ist eine Stille der Stumpfsinnigkeit. Die Stille, von der hier die Rede ist, ist vielmehr eine Stille, die begleitet ist von einer leuchtenden Intelligenz, einem Herzen, das erhoben und durch eine sich ausdehnende, selbstlose Liebe transformiert ist, eine Stille, die von Weisheit und Herzensreinheit hervorgebracht wird.

6. Tag

Wenn das Herz rein ist, ist der Charakter rein. Wenn das Herz durch irgendeine Unreinheit, irgendeine Sehnsucht ruhelos ist, dann kann es keine Stille geben und keine Möglichkeit, das Antlitz der Wahrheit wahrzunehmen, die Wahrheit zu erkennen.

Stille kann erlangt werden durch ein Wachstum in der Liebe, durch ein Wachstum an innerer Erkenntnis, an Reinheit, an Güte. Wenn einige dieser Voraussetzungen erfüllt sind, ist die innere Intelligenz bereit, die Wunder innen und außen wahrzunehmen – die Wunder einer Gegenwart, die den Kosmos und unsere Seele erhält. Wir haben organische Beziehungen mit dieser Gegenwart, sie ist Teil unseres Seins, und wir sind ein Teil Gottes. Diese innere Wahrheit ist die Grundlage aller höheren Bestrebungen und Bemühungen, die ihre Erfüllug in der umfassenden Erfahrung des Göttlichen finden.


7. Tag

Das Unwandelbare ist die Wahrheit. Alles Endliche ändert sich, und durch Veränderung entstehen Probleme.

Obwohl die Wahrheit unveränderlich ist, ist sie doch ewig neu, ein ewiges Wunder, ein sich selbst erneuerndes Wunder. Kräfte innerhalb von Kräften, Schönheit innerhalb von Schönheit, Erkenntnis innerhalb von Erkenntnis, Frieden innerhalb von Frieden liegen versteckt im Herzen der Wahrheit, welche die Seele unseres inneren Wesens ist.

8. Tag

Das wahre Christus-Konzept ist das geistige Konzept von Christus und gleichzeitig jedoch auch das am meisten vernachlässigte.

Dieses geistige Christus-Konzept ist vorherrschend im Leben großer Heiliger, die Christus eher als Wahrheit denn als eine Person verstanden – als Wahrheit, die jede von der Hingabe des Herzens ersehnte und gewünschte Form annehmen kann.

Die Wahrheit kann alle Formen annehmen. Sie hat endlose Möglichkeiten zur Verfügung; sie unterliegt keinen Begrenzungen; sie ist nicht durch das von ihr Geschaffene begrenzt. Die Wahrheit ist unbegrenzt an Möglichkeiten, Kräften, Licht und kreativem Bewusstsein.

Jedes fromme Herz kann Christus überall erfahren und zwar genau in der Gestalt, die durch seine Hingabe bestimmt wird.

9. Tag

Christus ist nicht in die Form eingesperrt, die man Ihm zuschreibt. Er ist in sich selbst ewige Freiheit. Er ist das Herz der Wahrheit, eins mit den Vollkommenheiten des Göttlichen, stets auf die Liebe in einem frommen Herzen antwortend.

Er ist eine Gegenwart, die im guten Herzen beständig befreiende Ideen anregt, eine Gegenwart, die den Gottsuchern Furchtlosigkeit einflößt und Frieden in die Seelen der Gottliebenden gießt. Eine solch lebende, allbeobachtende Gegenwart ist Christus. Er ist die unzerstörbare Wahrheit und unabhängig von allem, was Ihm historisch zugeschrieben wird.

10. Tag

Eine Gegenwart, die allwissend, allgegenwärtig und allmächtig ist, die das Auge unseres Auges, die Intelligenz unserer Intelligenz und gleichzeitig auch eine äußere Gegenwart, eine äußere Persönlichkeit ist, mit der wir uns unterhalten können, wie Hunderte von Heiligen es getan haben, mit der wir unser tägliches Leben gestalten können – solch ein Wesen ist das Herz einer Religion, welche die Rolle eines umwandelnden Faktors in der menschlichen Gesellschaft spielen kann und eine bleibende Quelle wahren Friedens, wahrer Kultur, wahrer Weisheit, wahren Lichts und wahrer Erleuchtung ist.

11. Tag

Der lebendige Christus, der allgegenwärtige Christus, die Verkörperung grenzenloser und unendlicher Liebe, von dem wir heute, in dieser Stunde, in dieser Minute jede Erkenntnis beziehen können, die wir brauchen, jede Stärke, die notwendig ist, jedes Glück, das wir ersehnen, ist die Quelle aller Schönheit, aller künstlerischen Tätigkeiten, aller wissenschaftlichen Entdeckungen. Eine ewige Musik erklingt in Christi Herz der Liebe. Die Heiligen sind die wahren Musiker, die wahren Künstler, die wahren Wissenschaftler – voller Hilfskräfte und Möglichkeiten, endlos in ihrer Weisheit und Erkenntnis; ihre Worte sind Poesie. Sie sind Quellen wirklichen Lebens, reichen Lebens, überfließenden Lebens, eines Lebens, das weder Begrenzungen noch Tod kennt.

12. Tag

Wir haben alles, was nötig ist, um unser Leben zu bereichern, es mit unerschütterlicher Kraft auszustatten und eine bleibende Erfüllung werden zu lassen.

Hinter unserem Herzen ist das Herz Gottes.

Es befinden sich endlose Kräfte im Herzen Gottes, das bereit ist, seine unbeschreiblichen Schätze in unser Herz zu ergießen.

Hinter unserer Seele ist die Seele Gottes, immer bereit, unsere Seele mit der Unendlichkeit jeder erdenklichen Vollkommenheit zu erfüllen. Es ist, wie wenn unter jeder Welle der grenzenlose Ozean wäre.

Das ist eine Wahrheit, die immer wieder von der menschlichen Erfahrung bestätigt wird. Es ist eine offenbarte Tatsache des geistigen Lebens, eine Tatsache in der Schöpfung, eine Tatsache, deren Dimensionen über die Schöpfung hinausgehen.

13. Tag

Während sich unser Körper in einem aus Materie geformten Universum bewegt und darin lebt, hat der Geist in uns seinen Ur-sprung jenseits der Schöpfung. Das eigentliche Wesen der Seele in uns ist selbst-transzendierend, alles transzendierend. Ein zeitloses Wesen wohnt in diesem von der Zeit beherrschten Körper. Dieses zeitlose, raumlose Wesen ist zuinnerst eine unbeschreibliche, unaussprechliche Grenzenlosigkeit an Frieden, Schönheit, Freude und Vollkommenheit. Jeder Mystiker kann das hier und jetzt erfahren. Er muss nicht einmal erst still werden, um dies zu erfahren, denn er ist schon still. Er ist fortwährend in der Stille gegründet, selbst wenn seine Hände mit einer Arbeit beschäftigt sind. Obwohl er in einer Welt enormer Aktivität lebt, herrscht doch in seinem inneren Wesen eine grenzenlose Stille.

14. Tag

Jedes menschliche Wesen ist potentiell ein Mystiker, jeder kann die Vollkommenheit der göttlichen Existenz erreichen, in die der Mystiker hier und jetzt bewusst eintritt.

Es gibt nur ein Ziel für alle erzieherischen Anstrengungen, alle evolutionären Bemühungen, alle kulturellen Aktivitäten, alle spirituellen Praktiken: die Erfahrung der Wahrheit, die Erfahrung der göttlichen Gegenwart, die Erfahrung des grenzenlosen Friedens, Glücks und Lichts; von jeder möglichen Begrenzung befreit zu sein; hier und jetzt eine Kraft zu sein, die unvergänglich ist – eine Kraft, die den Tod überwunden hat und sich ihrer Unsterblichkeit bewusst ist.

15. Tag

Du bist ein geistiges Wesen.

Das Leben in der materiellen Welt erzeugt Probleme, von denen einige gelöst werden können, andere sich aber allen Anstrengungen, sie zu lösen, widersetzen. Deshalb besteht eine angeborene Notwendigkeit, sich dem Göttlichen zuzuwenden, das Vollkommenheit ist.

Jeder Mensch hat nur eine Bestimmung, eine höchste Bestimmung, und das ist die Erfahrung der Vollkommenheit, die Erkenntnis der Wahrheit, die Verwirklichung des Göttlichen. Das ist das Ziel. Mit diesem Ziel vor Augen müssen wir uns den täglichen Aktivitäten des Lebens zuwenden und uns darum bemühen, unsere Aufmerksamkeit stets auf das Göttliche gerichtet zu halten.

16. Tag

Es ist nicht erforderlich, dass du irgendwohin gehst oder etwas Bestimmtes tust, um das Göttliche zu erreichen. Es ist da in dir als ein Merkmal deiner Intelligenz, als ein von deiner Seele unzertrennliches Charakteristikum. Der weise Mensch erfreut sich daran, indem er still ist, wo immer er sich auch gerade aufhält.

Indem er still ist, erkennt er die Wahrheit. Alle Erkenntnisse kommen unter seine Herrschaft, und seine Erkenntnis ist endlos und unerschöpflich. Wir sind geistige Wesen, Gestaltungen des Göttlichen im Göttlichen.

17. Tag

Wann erfährst du Gott? – Im Tiefschlafzustand, auch wenn dir hier die Erfahrung nicht bewusst wird. Deshalb ist der Tiefschlaf ein Zustand der Unwissenheit.

Auch während des Tages kannst du die Erfahrung des Tiefschlafs machen und zwar bewusst, wenn du dich in einem Zustand der Nacht befindest: Deine Augen sehen nichts, dein Gemüt ist nicht aktiv, die Gedanken sind ausgeschaltet, stillgelegt; du bist versunken in eine wunderbare Stille. Man kann diese Stille die „Stille der Nacht“ nennen. Das sinnliche Leben ist eingeschlafen, das geistige Leben ist dynamisch, wach – ständig wach. Du genießt Friede, Freude, wahre Erfüllung, Einheit mit den Schönheiten Gottes.

18. Tag

In der Bhagavadgita sagt Sri Krishna: „Was Tag ist für den weltlichen Menschen, ist Nacht für den geistigen Menschen; und was Tag ist für den geistigen Menschen, ist Nacht für den weltlichen Menschen.“

Was meint er damit? – Die Aktivität der Sinne ist Nacht für den geistigen Menschen, während diese Aktivität für den weltlichen Menschen den Tag bedeutet.

Wenn die Sinne schweigen, ist der weltliche Mensch hilflos; er versinkt in die unbewusste Erfahrung des Tiefschlafs, während der geistige Mensch bei dieser Gelegenheit in den „Tag“ der Gotterfahrung eintritt.

19. Tag

Gotterfahrung ist unser wahres Leben. Wir sind Könige. Jeder von uns ist König aller Könige. Wann, in welchem Zustand? – Wenn wir wach in der Seele sind! Wenn wir wach in der Seele sind, erfahren wir die zeitlose, raumlose Stille, den transzendenten Frieden, die Freude, Vollkommenheit und Freiheit Gottes ganz bewusst. Das ist der eigentliche Wachzustand. Um dahin zu gelangen, brauchen wir Disziplin. Welche Disziplin? – Wir müssen das Gemüt zügeln, diesen schwierigen Teufel des Gemüts in uns, der immer Probleme macht, immer falsche Gedanken und dumme Gefühle erzeugt: Dieses Gemüt müssen wir vollkommen beherrschen lernen. Wir müssen unser ganzes Wesen umwandeln, erst dann können wir die Einheit mit dem Göttlichen erfahren – in einer vollkommenen Stille. Diese Stille nenne ich „die Stille der Nacht”, denn Stille und Nacht gehen zusammen; Nacht für wen oder was? – Nacht für die Sinne, das sinnliche Leben, nicht aber Nacht für das innere Bewusstsein. Das innere Bewusstsein ist immer wach. Gott in uns schläft niemals.

20. Tag

Gott ist immer wach. Er beobachtet auch unseren Schlafzustand. Er ist der Beobachter all unserer vergangenen Lebenszeiten und kennt jedes kleine Detail darin. Er ist der Beobachter unseres gegenwärtigen Lebens und erkennt jede Einzelheit darin. Er beobachtet auch unseren Tod, unseren Schlaf, unsere Träume und alles, was wir im Wachzustand tun, denken und fühlen.

Er ist der ewige Beobachter in uns. Keine Beobachtung ist ohne Wachzustand – ohne Licht – möglich. Wir sollen dieses Licht erfahren, es zu unserem eigenen Wesen, unserem normalen täglichen Bewusstseinszustand machen. Aus diesem Licht heraus, aus dieser Wahrheit, aus dieser zeitlosen Stille, kommen im täglichen Leben unsere Tugenden, unsere Sanftmut und Güte, unsere Lie-be und Selbstlosigkeit, unsere Reinheit und die Schönheit unseres Charakters zum Ausdruck.

21. Tag

Es gibt einen Weg, das Gemüt zu beherrschen und zu überwinden. Erinnere dich an die Tatsache, dass du im Tiefschlaf das bist, was du wirklich bist: ein zeitloser, raumloser Beobachter. Du bist eine zeitlose, raumlose Stille und Freude, ein zeitloser, raumloser Friede. Wenn deine Aufmerksamkeit ganz dieser zeitlosen Stille zugewandt ist, wenn du den Standpunkt dieser Stille einnimmst, die dein wahres Wesen ist, kannst du von diesem Standpunkt aus das Gemüt betrachten.

Dieses finstere, flüchtige Drama, in dem die Gedanken und Gefühle kommen und gehen, diese Quälerei und das Chaos, welches das Gemüt bewirkt, ist etwas anderes als was du wirklich bist. Die Erfahrung dieses Wirklichen ist immer da, immer zugänglich, immer verfügbar, Du musst nur in den Tiefschlaf hineinsinken. Wenn du ein Mystiker bist, kannst du in den mystischen Zustand eintreten und dort erfährst du, im Gegensatz zum Tiefschlaf, die zeitlose Stille bewusst.

22. Tag

Diese zeitlose Stille ist der Ort aller Heiligen, aller Weisen, aller Menschen, die Gott erfahren. Sie ist unsere wahre Heimat, unser wahres Heim, unsere Seele, unser wahres Leben: ewiges Leben, ewiger Friede, ewige Freude, unendlicher Friede, unendliches Glück.

Frage dich einmal, was das Gemüt ist, was Gedanken und Gefühle sind. Sie sind Fremde; sie sind etwas Äußerliches, etwas nicht zu dir Gehöriges. Und deshalb bist du in der Lage, sie auszutreiben, wie du einen fremden Hund aus deinem Haus vertreibst. Wenn du diese Tatsache erkennst, hast du schon die halbe Herrschaft über das Gemüt gewonnen.


23. Tag

Halte dich an dieser zeitlosen, raumlosen Stille fest, in der es keine Gedanken, keine Begierden, keine Wünsche gibt. Diese Stille ist ein vollkommener Zustand; deshalb gibt es darin keine Begierde, funktioniert kein Gemüt. Es ist ein Ort jenseits des Gemüts.

In dieser zeitlosen Stille leuchtet ein endloses Licht, wie die mystische Erfahrung zeigt; und dieses endlose Licht soll in deinem Leben walten. Nimm immer wieder diese zeitlose Stille in dein ganzes bewusstes Leben mit hinein, verdränge das Gemüt immer und immer wieder und unablässig, so oft es sich nach vorne drängen will. Lass dieses innere Licht immer mehr leuchten, bis das Gemüt so schwach geworden ist, dass es zu deinem Sklaven wird und nicht mehr den Herrn spielen kann.

24. Tag

Wenn du jenseits des Gemüts bist, und das Gemüt zu deinem Diener gemacht hast, wenn deine Gedanken, deine Gefühle, dein ganzes psychisches und psychologisches Leben dem inneren Licht folgen und Untertanen deiner inneren Stille, deines inneren Friedens und Lichts geworden sind, dann beherrschst du dein Leben, dann wirst du glückselig und erfährst hier und jetzt die göttliche Gegenwart.

Wenn du den Einflüsterungen deiner Gedanken und Gefühle nicht folgst, deinen Wünschen, Begierden, deinem Zorn und deiner Eifersucht nicht nachgibst, was geschieht dann? – Es entsteht ein Vakuum, in das du sofort das Licht und die Weisheit der zeitlosen Stille eingießen sollst, das Licht der Stille, die dein wahres Leben, dein wahres Antlitz, dein wahres Herz, deine wahre Seele und dein wahres Leben ist.

25. Tag

Das Karma hat keine Macht, keinen Einfluss, keine Wirklichkeit in der Welt von Gottes Bewusstsein.

Das Gesetz des Karmas ist im göttlichen Bewusstsein weder wirklich noch überhaupt existent.

Wenn du in diesem Augenblick dein Gemüt transzendieren, das göttliche Bewusstsein erfahren und intensiv in dieser Erfahrung aufgehen kannst, kann kein Karma in deinem Leben mehr am Werk sein. Alle Unvollkommenheiten sind dann aus deinem Leben verschwunden und nichts kann dir mehr nahe kommen und dich angreifen.

26. Tag

Solange die Zeit nicht reif ist, kannst du die Früchte nicht ern-ten. Das Gold ist da, es liegt hier auf dem Tisch, aber du bemerkst es nicht einmal. Das ist Karma!

Wenn du es schießlich bemerkst, verstehst du sofort, dass das die göttliche Gnade ist; aber diese Gnade kommt nicht zu allen!

Die Gnade kann jederzeit kommen, und wenn sie kommt, kann es sein, dass dein Nachbar plötzlich ein größerer Heiliger ist als du!

Man spricht von der Gnade Gottes in zweifacher Hinsicht: Gottes Gnade ist überall, sie ruht auf allen Dingen. Aber sobald sie beginnt, speziell durch dich zu wirken, oder du sie durch dich wirken lässt, sagt man, du habest die Gnade Gottes erhalten. In diesem Sinne sagt man, die Gnade Gottes sei gerade da oder nicht da.

27. Tag

Wenn man lange und intensiv auf dem geistigen Pfad war und äußerst achtsam ist, dann geschieht es eines Tages, dass man plötzlich zwischen zwei Gedanken einer Leere gewahr wird. Diese Leere ist absolute Stille, absolute Reinheit, absolute Schönheit, absolute Freude. Das Antlitz des Absoluten, der Göttlichen Mutter, wird zwischen zwei Gedanken wahrnehmbar, zwischen zwei Gefühlen, zwischen Ein- und Ausatmen.

Aber so blind sind die Menschen, dass sie dieses immer Daseiende zwischen den Gedanken – in der Pause zwischen zwei Gedanken – nicht wahrnehmen. Wenn keine Gedanken da sind, ruht das Gemüt; dann kann man stundenlang das Antlitz Gottes betrachten.

28. Tag

Alles kommt und geht, nur Gott kommt und geht nicht.

Der Gott in dir stirbt nicht und wird auch nicht geboren. Er bewegt sich nicht, Er verändert sich nicht, Er ist absolute Vollkommenheit.

Du bewegst dich in dieser absoluten Vollkommenheit, immer, ununterbrochen, ohne es zu ahnen. Welche Dummheit, welche Finsternis, welches Unglück ist diese unsere Ahnungslosigkeit! – Ein schlechteres Schick-sal kann es nicht geben, denn dieses Schicksal ist die Ursache allen Unglücks, allen Leidens, aller Tränen, aller quälenden Wünsche, aller Abneigung und Angst.

29. Tag

Du kannst nirgendwo hingehen, ohne das Göttliche mit seiner absoluten Vollkommenheit mitzunehmen. Aber während du dich in Gott bewegst, bewegt Gott selbst sich nicht, genausowenig wie sich der Raum bewegt, in dem du dich bewegst.

Gott ist immer da, wie die Leinwand, auf der Millionen Filme ablaufen können, ohne Ende. Die Leinwand bleibt immer dieselbe, nur die Bilder ändern sich. Das Göttliche ist immer da: Es ist in jedem Menschen, in jedem Lebewesen, in jeder Ameise, in jedem Atom, in jedem Molekül. Moleküle kommen und Moleküle verschwinden, aber was diese Moleküle erhalten hat, ist immer da, es ist ein subtiler Raum innerhalb und außerhalb des Raums, unbeweglich, immer da seiend.

Wir kommen, wir gehen, wir bewegen uns. Aber was in uns ist, das Göttliche, bewegt sich nicht; das, was außerhalb von uns ist, das Göttliche, bewegt sich nicht. Es ist überall, so wie der Raum überall ist. Gott ist ein Hier; da gibt es keine Entfernung.


30. Tag

Alles ist im Raum. Du bist im Raum. Die Sterne sind im Raum. Alles, was du siehst, fühlst, denkst – alles ist im Raum.

Aber innerhalb des Raums und auch außerhalb des Raums befindet sich noch ein anderer Raum, sehr subtil, von Licht und Bewusstsein erfüllt. Das ist das Göttliche, das überall ist, innen und außen. Es ist immer in uns. Du atmest ein und aus. Auch dieser Atem wird vom inneren Raum getragen, dem Raum des Raums. Dieser Raum des Raums scheint Leere zu sein. Gott ist eine unendliche Leere, aber in dieser Leere befindet sich jeder erdenkliche Reichtum. In dieser Leere ist alles vorhanden. Alles entsteht aus dieser Leere, alles wird von dieser Leere im Dasein erhalten und wird von dieser Leere wieder aufgelöst.

31. Tag

Gott lebt in dir alle vierundzwanzig Stunden des Tages, unzertrennlich von dir wie der Raum, doch weißt du nichts davon. Eines Tages jedoch erhältst du durch Gnade eine Ahnung von dieser Tatsache, und von diesem Tag an bist du der Herr deines Lebens, fürchtest nichts mehr, denn du bist diese göttliche Gegenwart, dieses göttliche Bewusstsein selbst. Von diesem Tag an hast du keine Ängste und Probleme mehr.

Das Leben kommt, das Leben verschwindet; Ereignisse kommen und Ereignisse vergehen. Alles kommt und verschwindet, ohne eine Spur zu hinterlassen in diesem ewig bleibenden Bewusstsein Gottes, diesem Raum Gottes, der die Seele deiner Seele, das Herz deines Herzens, das Leben deines Lebens ist.

Index WürdigungGedanken zum Tag GzTArchivDivine Light Magazin Freie Online Bücher Bildergalerie AudioVideoLinks

Januar 2015

Monatliche Zeitschrift, Jahrgang 40, Nr. 459

Herausgeber: Omkarananda Ashram

Anton Graff-Strasse 41

CH-8400 Winterthur

 

Tel: 052-202 19 03

E-Mail: omkarananda@sunrise.ch

Internet: www.omkarananda.ch

www.omkarananda-ashram.net

 

Druck und Versand:

Verlag DLZ-Service, Anton Graff-Strasse 65

CH-8400 Winterthur

World Wide Web Edition 2015