Swami Omkarananda

Gedanken zum Tag

Januar 2014

Kalender Jan2000



1. Tag

Die Liebe zum Göttlichen gibt uns die stärkste Überzeugung, dass heute der heiligste Tag ist, dass die gegenwärtige Stunde die Stunde Gottes ist, dass diese Minute die Minute zur Erfahrung Gottes ist, dass das Leben höchst kostbar ist, eine große Aufgabe, die verschiedenen Eigenschaften der Seele zu entfalten, dass wir direkt von Angesicht zu Angesicht mit dem Göttlichen sind, dass niemand außerhalb der Gegenwart des Göttlichen sein kann, dass das Auge des Göttlichen über alle wacht, dass wir uns zusammen mit allen Heiligen und Weisen der Vergangenheit direkt im Herzen der göttlichen Gegenwart befinden, dass wir beständig von der Gnade und dem Segen aller Heiligen und Weisen unterstützt werden.


2. Tag

Das Göttliche hat seine Ohren überall. Auch in den Ohren der Menschen sitzen die Ohren des Göttlichen. Das Göttliche hat seine Ohren auch im Raum, in der Luft - überall; Es hört alles, sieht alles, weiß alles, beobachtet alles, registriert alles und reagiert auf alles. Das Göttliche ist das Wunder der Wunder.

Jene, die das Göttliche kennen, fühlen und erfahren, werden hier und jetzt unsterblich. Hier und jetzt berühren sie die grenzenlose Wirklichkeit. Wenn ihr Körper alt wird und wegfällt, ändert sich nichts in ihrer inneren Erfahrung. Sie sind hier und jetzt im Göttlichen und freuen sich an den wunderbaren Eigenschaften des Göttlichen; denn alles ist im Göttlichen.  Wenn wir das Göttliche erkennen und erfahren, erfüllen sich all unsere Wünsche auf absolute Weise. Nichts bleibt übrig, was wir wünschen oder wonach wir suchen könnten. Wir leben in andauernder Erfüllung, in ewiger Freude, ewigem Frieden, ewiger Freiheit - hier und jetzt.

3. Tag

Ich bin das Licht, das ohne Augen sieht und ohne Ohren hört.

Dieses Licht ist von nichts im Universum verursacht: nicht von den Zellen, nicht von einem biologischen oder psychologischen Organismus, nicht von einer psychischen Wesenheit, nicht von einer geheimen Kraft oder sonst einem unvorstellbaren wissenschaftlichen oder unwissenschaftlichen Kraftfeld.

Dieses Licht ist selbstverursacht und ewig, das heißt, ohne Anfang und ohne Ende.

4. Tag

Zeitalter wechseln sich ab, sie bilden eine Kette, einen Kreis oder ein Rad. Dieses Rad dreht sich, es hat keinen Anfang und kein Ende. Es ist ein endloses Drehen, das nie aufhört. Es ist ein Kreislauf, und der Wechsel von einem Zeitalter zum nächsten setzt sich endlos fort, ohne Anfang und Ende. Wann das erste Zeitalter einmal begann, weiß niemand. Man kann sagen, es habe mit Gott begonnen. Und wann hat Gott begonnen? - Gott hat keinen Anfang und kein Ende.

Weil die Wahrheit ewig ist, weil Gott ewig ist, kommen und vergehen diese Welt, kommen und vergehen die Universen auf ewige Zeit.

Auch die Zeit ist endlos. Es gibt eine Ewigkeit der Zeit und eine zeitlose Ewigkeit. Gott ist die zeitlose Ewigkeit. Er ist immer da. Er war immer, Er ist jetzt und wird immer sein. Er ist die Ewigkeit ohne Zeit. AnAntAm AvyAyAm ist die unwandelbare Unendlichkeit. Der zeitlose Gott verändert sich nicht.

5. Tag

Solange der Tiefschlaf währt, erfahren wir keine Veränderung. Es ist eine zeitlose Stille und ein zeitloser Friede, die keinem Wechsel unterliegen. Gott ist die zeitlose Ewigkeit. In Ihm gibt es keinen Wandel. Und dann sind da andererseits diese Universen, die sich ohne Ende aneinanderreihen, vor jedem Universum wieder ein anderes Universum: Wir können endlos zurückgehen, ohne einen Anfang zu finden. Das gleiche gilt für die umgekehrte Bewegungsrichtung, die Zukunft. Es ist ein Kreis. Solange es die zeitlose Ewigkeit gibt, gibt es auch die Zeitewigkeit.

Die Zeit verändert und zerstört schließlich alles, und diese zerstörerische, verändernde Aktivität setzt sich endlos fort. Die Zeit ist aber auch die Ursache für die Geburt der Universen und deren Erhaltung.

6. Tag

Alles, was wir erfahren, befindet sich innerhalb der Zeitewigkeit.

Aber es ist etwas Phantastisches in jedem Geschöpf, und das ist die Göttliche Mutter, Gott, die Wahrheit - oder eben die zeitlose Ewigkeit.

Jedes Geschöpf trägt diese zeitlose Ewigkeit in sich. Einen kleinen Vorgeschmack dieser zeitlosen Ewigkeit haben wir im Tiefschlaf. Die zeitlose Ewigkeit ist ein endloser Zustand. Im Tiefschlaf können wir der Erfahrung der zeitlosen Stille keine Schranken setzen. Wir können nicht sagen, da ist Osten, da ist Westen, hier beginnt das Universum, hier hört es auf. Solche Schranken gibt es da nicht. Wir finden keinen Anfang, kein Ende, kein Oben, kein Unten - nichts. Es ist ein raum- und zeitloser Zustand. Und das ist das wahre Wesen des Menschen.

Er kann beide Zustände erfahren: die zeitlose Ewigkeit und die Zeitewigkeit. Wenn er will, dass die Zeitewigkeit ihn nicht belasten und quälen soll, muss er sich in die zeitlose Ewigkeit versenken.


7. Tag

Wir haben Zugang zur zeitlosen Ewigkeit, und nicht nur ein wenig im Tiefschlaf, sondern weit mehr in der Meditation.

Wenn das Herz rein ist und die Gnade Gottes wirkt, finden wir unsere Einheit mit Gott, der zeitlose, ewige, unendliche, immer dieselbe Vollkommenheit ist.

8. Tag

Der Zweck unseres Lebens hier auf der Erde ist es, nach göttlicher Vollkommenheit zu streben und sie schließlich zu erreichen, was bedeutet, eins mit Gott zu werden. Das ist unser Ziel.

Haben wir das einmal erreicht, sind wir selbst Herr der Zeitewigkeit und der zeitlosen Ewigkeit. Wir werden zum Beobachter, zum Zeugen dieser endlosen Kette von Universen. Millionen von Jahren sind ein kleiner Augenblick für Gott, für diese zeitlose Ewigkeit; aber sie sind nicht einmal das: In all den Millionen von Jahren hat sich in der zeitlosen Ewigkeit nichts verändert, und keine Sekunde ist vergangen.

9. Tag

Es ist eine Art Illusion, diese Zeitewigkeit. Da gibt es kein Ende. Wir sagen, dass unser Kaliyuga eine schlechte Zeit sei, voll von Mord, Betrug und Kriegen. Das gilt aber nur für jene, die sich mit ihrem physischen Körper gleichsetzen, die sich in Unkenntnis ihres wahren Wesens im Zeit-Raum-Universum verloren haben. Aber für diejenigen, die suchen und ihre Einheit mit Gott erlangen, herrscht ewige Freiheit, endlose Schönheit, endlose Glückseligkeit. Sie bleiben unberührt von dieser Welt und ihren Übeln.

Die Lösung für die Probleme eines Lebens in der Zeitewigkeit, im Zeit-Raum-Universum, besteht darin, dass wir zur zeitlosen Ewigkeit werden. Weisheit, Vernunft und das tiefere Studium der Phänomene der Existenz treiben uns in den Schoß des Göttlichen, in den Schoß der zeitlosen Ewigkeit. Dort sind wir frei. Von dort aus können wir die entstehenden und vergehenden Universen betrachten, ohne davon berührt zu werden: Geburt, Leben und Tod in endloser Folge.

10. Tag

Wie tritt die Seele in das werdende Kind im Mutterleib ein?

Das unendliche Wesen ist überall. Wenn der Körper bereit ist, manifestiert sich das Licht in ihm; es ist da, um sich zu manifestieren. Dieses Licht ist nicht gezeugt, so wie der Körper gezeugt ist. Es ist ein unverursachtes Licht Gottes. Es sündigt nicht, auch wenn der Mensch sündigt. Der Körper sündigt, die Gefühle sündigen; sie können die Gesetze Gottes verletzen. Aber der Beobachter im innersten Schrein sündigt nicht, verletzt nichts. Dieser Beobachter isst nicht, er braucht keine Nahrung. Was isst, kann auch sterben, kann auch gegessen werden. Der große Fisch verschlingt den kleinen Fisch, und der große Fisch wird vom noch größeren Fisch gefressen. Alles, was geboren ist, wird sterben.

Das Bewusstsein in dir, das alles beobachtet, wird nicht zerstört, wenn der Körper zerstört wird. Es beobachtet den Tod des Körpers. Es beobachtet, wie der Körper zum Friedhof getragen wird.

11. Tag

Ich entsage dieser ganzen Welt. Ich wünsche nicht, der König dieser Welt zu sein. Was gewinne ich, wenn ich der König der Welt bin?

- Zerstörerische Macht, nutzlose Macht?

Gewinne ich unendliches Glück? Gewinne ich unendliche Liebe? Gewinne ich unendliches Leben? Gewinne ich Unsterblichkeit? Gewinne ich ewige und unerschöpfliche Schätze? - Nein! Deshalb will ich nicht König dieser Welt sein.

Buddha hat einem Königreich entsagt. Buddha und Christus sind ein und dasselbe. Sie besitzen dieselbe Wahrheit.

Buddha und Christus sind die gleiche Liebe, die gleiche Schönheit, das gleiche Ideal, die gleiche Inkarnation der Entsagung. Sie sprechen beide die gleiche Sprache. Sie haben beide das gleiche Antlitz. Sie sind unsere Beschützer. Sie sind unsere Inspiratoren. Sie sind unser Ideal. Sie sind unsere Gurus. Sie sind unsere Lehrer.

12. Tag

Das Königreich Gottes ist unbeschreiblich viel wunderbarer als die größten Religionen der Welt es schildern können.

Und dieses Königreich ist jetzt in deinem Herzen, in deinen Händen, umgibt dich von allen Seiten, ist überall. Es ist für jene sichtbar, die geistige Augen haben zu sehen. Und weil du von der Gnade Gottes erwählt bist und von Liebe, Weisheit, Güte und vom höheren Bewusstsein geführt wirst, ist es auch für dich möglich, dieses Königreich des Himmels überall wahrzunehmen.

13. Tag

Es ist richtig zu sagen, dass die ganze Schöpfung ein Überfließen der göttlichen Fülle sei. Die absolute Vollkommenheit macht dieses Überfließen von etwas möglich, das als unvollkommen bezeichnet wird. In diesem Fall spielt das Göttliche mit seiner eigenen Schöpfung und ist einfach ein freudvoller Zeuge seiner eigenen Vollkommenheit, die in Dinge überfließt, die unvollkommen zu sein scheinen. Das ist eine Stellungnahme, ein Standpunkt.

Eine andere Position lautet: Es gibt grundsätzlich keine Erklärung dafür. Diese Position ist vorwiegend rational, basiert nicht auf Erfahrung, sondern ist abstraktrational; das heißt, der Intellekt bemüht sich um eine Lösung, findet aber keine und bringt dies in der Feststellung zum Ausdruck, dass die ganze Sache unerklärlich sei.

Sodann gibt es eine weitere Antwort, die einfach sagt: Das Universum ist letztlich nicht wirklich vorhanden, existiert gar nicht, ermangelt einer eigentlichen Substanz. Diese letzte Antwort wird vom Standpunkt der Erfahrung der göttlichen Wahrheit aus gegeben, der Wahrheit als dem grenzenlosen, ungeborenen, zeitlosen, ewigen, endlosen Sein.

14. Tag

Erfahre zuerst das Göttliche, dann kannst du besondere Fragen stellen, wenn du dann noch Fragen hast. Denn der Grund, dass du überhaupt fragst, ist darin zu sehen, dass du ein unvollkommenes menschliches Wesen bist, das dem rational-intellektuellen Denken verhaftet ist.

Als ein menschliches Wesen, als rationales, intellektuelles Wesen wirst du immer Probleme haben, denn dein Zustand ist ein Zustand der Begrenzung, der Unwissenheit, der Leiden.

Auch wenn du es nicht anerkennen willst, du leidest trotzdem, zumindest unbewusst. Du bist in Begrenzungen eingefangen.

15. Tag

Vielleicht weiß die Gottheit selbst die Antwort auf die Frage nach den immer wiederkehrenden Universen nicht. Sie ist so absorbiert in ihre eigene Fülle und Glückseligkeit, dass Sie nicht weiß, dass irgendwelche Universen entstanden, existierten und wieder verschwunden sind.

Doch das Unendliche ist nicht auf irgendwelche Einschränkungen begrenzt, sondern kann sie überwinden.

Erlange einen höheren Standpunkt, und die vom philosophischen Verstand und intellektuellen Denken erhobenen Fragen finden eine Antwort, eine Lösung. Erleuchtung ist das Vorrangigste. Erleuchtung ist von höchster Priorität.

16. Tag

Beim Lesen der Bhagavad-Gita stößt du auf den Vers:

„Sieh den Herrn in allem und alles im Herrn.“

Übe das! Setze diesen Spruch in die Praxis um! Dann kannst du über die anderen Verse der Gita nachsinnen!

In unserer Philosophie drückt sich höchste Praxisbezogenheit aus, eine Betonung des Wesentlichen, eine Betonung von allem, was zum gesamten Bereich der Gotterfahrung in Bezug steht, zum Bereich des Lebens als Mensch im eigentlichen Sinn. Wenn du diesen Vers der Gita, diese Aufforderung, Gott in allem zu sehen, ernst nimmst und anwendest, dann werden alle restlichen Verse der Gita klar. Entweder sie fallen dann als Nebensächliches unter den Tisch, oder du weißt genau, was sie bedeuten.

17. Tag

Wenn man sich in einem bestimmten Erfahrungszustand befindet, sind die Probleme und Fragen anderer Erfahrungszustände absolut unerheblich und tauchen erst gar nicht auf. Bist du eins mit Gott, dem Sein, wo ist dann die Welt, wo ist deine Frage, wie die Welt zustande kam?

Vorrangig ist es also, sich in einen anderen Erfahrungszustand zu erheben, einen umfassenderen, höheren. Worin liegt die Abhilfe, wenn du einen Alptraum hast? - Im Erwachen! Erwachst du, verschwindet der Alptraum von selbst, und der Tiger, der dich fressen wollte, ist plötzlich nirgendwo. Erlangst du höchste Erleuchtung, dann verschwindet der Alptraum dieser Welt.

Wenn man sich dem Spiel des Fragens um des Fragens willen ergibt, kommt man dabei vom Weg ab.

18. Tag

Die Wahrheit ist das Höchste; sie ist transzendent, das heißt, dem Zugriff des menschlichen Verstandes entzogen. Wenn Intellekt und Verstand voll erleuchtet sind, entdecken sie Geheimnis nach Geheimnis. Solcherart ist die Vollkommenheit der höchsten Wirklichkeit, der Wahrheit oder Gottes.

An den Menschen, der seine Probleme lösen will und Antworten auf die Fragen des Lebens und der Existenz schlechthin stellt, ergeht die Aufforderung: Erfahre das Göttliche! Mach dein Leben zu der Übung, das Göttliche in allem zu sehen und alles im Göttlichen.

Wenn du das umzusetzen versuchst, stehst du bald vor der Frage: Wie bringe ich das am besten zustande? Wie schaffe ich die Hindernisse aus dem Weg? - Die Antwort darauf kann dir nur einer geben, der den Weg schon bis zum Ziel gegangen ist - und das ist der Guru.

19. Tag

Das Herz Christi ist eins geworden mit der Quelle aller Dinge, dem Göttlichen.

Es scheint, als ob ein Tropfen zum Meer geworden wäre, um nie mehr auszutrocknen - immer großartig, immer fähig, Leben zu erhalten, seine Macht auszudrücken und sich an der Herrlichkeit zu erfreuen, die ihm zu eigen ist.

Unser Weg zum Göttlichen ist der Weg Christi. Es gibt keinen anderen Weg. Es ist der Weg der Liebe, der Weg des Dienens, der Weg der Erkenntnis - der Erkenntnis unserer inneren, wesentlichen Gottheit, der Erkenntnis der Gegenwart des Göttlichen in uns, der Erkenntnis der Wahrheit, die befreit, der Erkenntnis des Geistes, der die Quelle eines jeden schöpferischen Genius, aller Aktivität und allen Erfolges ist.

20. Tag

Das Ego ist das gefährlichste Ding in unserem Leib, ein katastrophales Ding. Das Ego ist überall anwesend: in deinen Knochen, im ganzen Körper, im ganzen Bewusstsein - überall ist das Ego.

Und du nimmst dieses Ego von einem Leben ins andere mit. Es ist eine gefährliche Kraft, die alles zerstört. Der Professor hat ein Professor-Ego, der Direktor ein Direktor-Ego, die Mutter ein Mutter-Ego. Der Guru hat ein Guru-Ego, sein Schüler ein Schüler-Ego: „Ah, ich bin der Schüler des großen Meisters“, sagt es stolz.

Das Ego quält jede Person. Ein kleiner geistiger Fortschritt und schon ist dein Ego zur Stelle und verschlingt ihn. „Ah, ich bin eine hochentwickelte Person. Ich habe die besseren Meditationsmethoden. Weißt du überhaupt, wer ich bin?“

So nimmt das Ego verschiedene Formen an, alle möglichen Formen: Es ist ein gefährliches Ding.

21. Tag

Wie kannst du das Ego überwinden? - Übergib das Ego dem Göttlichen! Lass dein Leben sich immer rings um das Göttliche drehen! Opfere dich mit jeder Mantrawiederholung dem Göttlichen, liefere dich dem Göttlichen aus! Seine Energien sind an der Arbeit, nicht deine; seine Intelligenz ist an der Arbeit, nicht deine. Und seine Intelligenz ist die beste Intelligenz, und wenn du Es wirken lässt, sind deine Gedanken, Gefühle und Taten bestens. Es sind dann nützliche Taten, schöpferische Taten - Taten, die unseren Mitmenschen dienen und helfen, Taten, die die Welt verbessern, verschönern und bereichern. Du vollbringst gottgeweihte Taten, unterhältst gottgeweihte Gedanken und Gefühle, führst ein gottgeweihtes Leben, ein geistiges, ein schönes Leben, ein Leben ohne Ego, ein Leben, das die göttliche Weisheit und den göttlichen Willen, die göttliche Schönheit, Güte und Selbstlosigkeit walten lässt.

22. Tag

Das Ego des Gurus sagt: „Mein Weg ist der einzige Weg, da gibt es keinen anderen Weg.“ - Wie unklug! - Ein solcher Guru ist kein Guru. Die Wahrheit ist in der Seele eines jeden Menschen verwurzelt; sie gehört jedem Menschen an. Es gibt kein Geheimnis in Bezug auf die Wahrheit.

Aber mache ein Geheimnis aus deinem spirituellen Leben, damit das Ego dich nicht verschlinge. Wenn du vor den Menschen betest, stolz auf deine Leistungen bist und sagst: „Ich bin geistig, ich bete viel, ich bin religiös, ich bin etwas Besseres als die weltlichen Menschen; weltliche Menschen sind nicht gut!“, dann sind diese Gefühle gefährlich, falsch, egoistisch: Es sind finstere Gefühle.

Ein guter Charakter ist notwendig, denn ethische und moralische Vollkommenheit ist die Basis für geistige Vollkommenheit.


23. Tag

Gottes Gegenwart ist ein lebendiges Herz, ein pochendes, liebendes, allwissendes Herz. Mach dieses Herz zum Gegenstand deiner Meditation; es ist nicht ein bloßes Licht wie das Kerzenlicht, das Sonnenlicht oder irgendein innerliches Licht, sondern das ewige Licht, das allvollkommene Licht, das ungeborene, uranfängliche, von allem unabhängige, unendliche Licht.

Und dieses Licht ist ein liebendes Herz. Es reagiert auf unsere Gebete, reagiert auf unseren Ruf. Stell dir vor, wie vielen Menschen in Not schon durch ein kleines, aber ernsthaftes Gebet, durch einen ernsthaften Ruf nach Gott Trost, Wunder und Rettung vom Herzen Gottes gesandt wurden!

24. Tag

Wenn Gott sich selbst hier auf Erden inkarnieren würde, wäre das Erste, was Er täte, Gott zu suchen. In dem Augenblick, in dem Gottes unendliche Vollkommenheit in die Begrenzungen hier auf Erden eintritt, sucht sie sofort nach den Vollkommenheiten des Göttlichen im Göttlichen. Der inkarnierte Gott auf Erden erhält sich selbst in seiner Stärke, indem Er an Gott denkt, wie Er in sich selbst ist. Wir sehen dies auch im Leben Christi. Christus kam aus den Vollkommenheiten des Vaters im Himmel. Er ist ein Sohn Gottes oder Gott selbst, als Mensch geboren. Er hat zu seinen körperlichen Eltern gesagt, dass Er in dem sein muss, was seines Vaters ist. Er braucht Gott, obwohl Er eine Manifestation Gottes ist. Er betet zum Vater. Er geht in die Wüste, um Verbindung mit dem Vater aufzunehmen. Wenn also Gott sich selbst direkt auf Erden inkarniert, ohne dass dies für Ihn im geringsten notwendig wäre, so ist Er doch, in dem Augenblick, in dem er seinen Fuß auf die Erde setzt, begrenzt!

25. Tag

Die Inkarnationen Gottes kommen, um von Gott zu reden, um die Menschheit zu Gott zurückzuführen.

Das ist ihre zentrale Aufgabe. Das ist ihr Beruf.

Wir können der Notwendigkeit einer Beziehung zu Gott nicht entkommen! Je bewusster wir dies anerkennen und uns Gott zuwenden, desto besser!

26. Tag

Jeder existiert. Sogar der Tote existiert.

Manchmal stirbt man im Traum und erfährt den Tod im Traum. Man sieht die Angehörigen weinen und trauern. Doch man ist nicht tot. Man beobachtet den eigenen Tod, sieht die Leiche, wie sie im Bett liegt.

Genau dasselbe ereignet sich im Wachzustand! Ein Toter ist niemals tot! Seine Seele lebt und überlebt den Tod des physischen Körpers.

Wir sollten uns Dinge wie diese ständig vor Augen halten und uns zu fragenden, nachforschenden Individuen entwickeln. Man kann nicht einfach als gedankenloses Tier dahinleben. Wir müssen fragen, nachdenken und Lösungen für die Fragen finden, die das Leben uns stellt. Wir müssen zäh an diesen Lösungen arbeiten, dann gelangen wir in einen Zustand, den man Todlosigkeit nennen kann.

27. Tag

Alle Menschen haben einen Geburtstag und einen Todestag. Der Geburtstag ist ein Anlass zum Nachdenken, ein Anlass, um Fragen zu stellen. Am Todestag ist es zu spät dazu.

Das soll uns als Druckmittel dienen, um unsere Intelligenz zu veranlassen, an Erkenntnis und Weisheit zu wachsen, die innere Reinheit zu fördern und Tatsachen herauszufinden, die zwar unsichtbar, aber dennoch wahrer und wirklicher sind als jene Tatsachen, die wir durch unsere Sinnesorgane in Erfahrung bringen. Dann werden wir Fakten finden, die darauf hinweisen, dass wir den körperlichen Tod überleben.

Der Geburtstag ist eine günstige Gelegenheit, über jene Tatsachen nachzudenken, die jenseits des Grabes liegen, und um sich auf das nächste Leben durch Gebet, Meditation und Reinigung vorzubereiten, und gegebenenfalls - sollte man ein nächstes Leben gar nicht anstreben - sich ganz der Erfahrung der Wahrheit noch in diesem Leben zu widmen.

28. Tag

Um zur Wahrheits- oder Gotterfahrung zu gelangen, braucht es Zeit. Es ist eine langsame, stetige, ausdauernde Entwicklungsarbeit nötig. Manche haben das Glück, schon als Heilige geboren zu werden und sind daher in der Lage, Gott schon in diesem Leben zu erfahren. Ein Mensch, der Gotterfahrung erlangt hat, wird nach dem Tod seines physischen Körpers nicht wiedergeboren. Seine Seele kehrt zurück ins unbegrenzte Licht des unendlichen Bewusstseins Gottes, zurück zur Erfahrung des Wesens und Seins Gottes, zur Erfahrung der Freiheit, des Lebens und Lichtes Gottes.

Aus dieser Freiheit, aus diesem Licht heraus kann die gottverwirklichte Seele, falls es der Wille Gottes ist, sich wieder auf Erden inkarnieren, dann aber als ein höchster göttlicher Weiser, der den Gottsuchern hilft, der Menschheit dient und der ganzen Schöpfung allein schon durch seine bloße Gegenwart Freude schenkt.

29. Tag

Gotteserkenntnis allein ist Vidya, das heißt wahre Erkenntnis.

Alle anderen Formen von Erkenntnis sind Formen der Unwissenheit. Vidya ist direkte Wahrnehmung; sie braucht keine anderen Organe, um etwas wahrzunehmen - keine Augen, Ohren, kein Gemüt.

Vidya ist direkte Erkenntnis, Selbstgewahrsein. In diesem Gewahrsein ist jede Fragmentierung aufgehoben. In der direkten Erkenntnis sind der Erfahrende, der Vorgang der Erfahrung und das Objekt der Erfahrung ein und dasselbe. Das bedeutet, dass hier eine Erkenntnis durch Identität stattfindet, nicht Erkenntnis durch etwas, zum Beispiel durch ein Sinnesorgan.

Das ist Vidya: direkte Erkenntnis, unmittelbare Erkenntnis, Selbsterkenntnis, Selbstgewahrsein - Einheit. Eine solche Erkenntnis ist transzendent; sie transzendiert Raum und Zeit.


30. Tag

Wo Zeit und Raum sind, da gibt es drei Dinge: Den Erfahrenden - das bist du -, den Vorgang der Erfahrung und den Gegenstand der Erfahrung. Wo diese drei sind, sind notwendigerweise auch immer Irrtum, Fehler, Probleme, Sorgen und Leiden. Was dir manchmal Freude macht, fügt dir das nächste Mal Leid zu. Das Erfahrungsobjekt beeinträchtigt deine Freiheit und deshalb auch deine Reinheit. Die Erkenntnis, die sich aus dieser Dreiheit zusammensetzt, ist keine wahre, absolute, endgültige Erkenntnis.

Soll Erkenntnis immer wahr und gültig sein - jederzeit und allerorts, unter allen Umständen -, muss es wahre Erkenntnis sein. Jede andere Form von Erkenntnis ist keine Erkenntnis, sondern Nichtwissen.

31. Tag

Existenz ist Gott.

Existenz war, ist und wird immer sein; sie stirbt nicht und hat keine Form, also keine Begrenzung. Was nie stirbt, was nicht begrenzt werden kann, ist vollkommen, unendlich, ewig, absolut: Es ist Gott. Es ist absoluter Friede, absolutes Licht, absolute Weisheit. Das ist Gott oder die Wahrheit.

Was ist das Wesen der Wahrheit? - Vollkommenheit; absolute unsterbliche, ungeborene, todlose Vollkommenheit! Nichts in der Natur lässt sich mit der Wahrheit vergleichen. Alles in der Natur verändert sich. Schönheit wandelt sich in Hässlichkeit und verursacht Schmerz, Leben endet im Tod und verursacht Schmerz. Aber Todlosigkeit ist das Wesen der Existenz. Nur Gott ist todlos, und dieser Gott ist unser wahres Wesen, unsere Existenz, das Leben unseres Lebens, das Selbst unseres Selbst, die Seele unserer Seele. Das sind wir, das erfährt der Gottsucher, der Herzensreinheit erlangt hat.

Versuche zu verstehen und sage: "Ich bin auf der Seite Gottes; lass Kummer und Elend kommen, lass das Unglück walten - nichts kann mir wirklich etwas anhaben, denn Gott ist bei mir!“

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Januar 2014

Monatliche Zeitschrift, Jahrgang 39, Nr. 447

Herausgeber: Omkarananda Ashram

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