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ZWEIMONATLICH

Jahr 51

OFFIZIELLES ORGAN DES
DIVINE LIGHT ZENTRUMS
8400 WINTERTHUR SCHWEIZ



Mai/Juni 2016

  

INHALT

Texte aus Ansprachen und Gesprächen von


Berühre das innere, das wirkliche Herz!
Das Ewige
Übergabe an Gott
Erkennen ist Sein
Jenseits des Gemüts
Psychologie und Spiritualität
Wir erkennen die Wahrheit durch die Wahrheit
Das Ewige und das Unvergängliche
Das geistige Auge
Erkenntnis des Selbst
Der Mensch lebt nicht vom Brot alleine
Rückkehr in die Vollkommenheit der Einheit
Das Unveränderliche im Veränderlichen erkennen
Was wir denken und tun, kommt auf uns zurück

rose

Berühre das innere, das wirkliche Herz!

Es ist gut, immer Kontakt mit dem aufzunehmen, was ewig und zeitlos ist, mit dem, was dich nie verlassen kann, was immer bei dir war und sein wird. Das ist dein Schatz – das zeitlose, raumlose, wunderbare, göttliche Wesen. Das ist dein wirkliches Herz und dein wirkliches Leben.

Wenn du dieses Herz berührst, das ein ewiges, allsehendes allvollkommenes Sein ist, bist du sicher und kannst vielen anderen helfen. Deine Kraft wird unter keinen Umständen versagen, weder im Himmel, auf der Erde noch in der Hölle. Du wirst die stärkste aller Personen sein, von einer Weisheit und einem Licht erfüllt, die dich alle Umstände meistern lassen.

Swami Omkarananda

rose

Das Ewige

Man sollte sich selbst unter dem Aspekt der Ewigkeit betrachten und wissen, dass jede unserer Zellen sich auf die offenbarende und befreiende Energie des Göttlichen zubewegen muss, die schon in ihnen selbst enthaltenist, und dass gerade durch diese Bewegung und das dadurch schließlich Erreichte, nichts anderes mehr existieren wird, als das Aufflammen des göttlichen Bewusstseins. In jedem Menschen, das heißt im inneren, seelischen Herzen, da ist der Raum Gottes, das Bewusstsein Gottes, der Raum des Akshara, Chit-Akshara – der Raum des Bewusstseins Gottes. Das ist der wahre Mensch. Von dort geht alles aus. Dort entsteht alles. Das ist die Quelle aller Kraft, allen Wissens, aller Weisheit, aller Schönheit, aller Freude, allen Friedens, aller Vollkommenheit. OM, die höchste mystische Silbe, vibriert im Herzen eines jeden Individuums. Bei diesem Herzen handelt es sich nicht um das biologische Herz, sondern um das geistige Herz. Dieses Herz ist ein Vakuum, und dieses Vakuum ist Licht. In diesem Licht schließlich wohnt Gott.
rose

Übergabe an Gott

Du musst geduldig sein. Alles kommt in Ordnung. Du brauchst große Geduld. Sei nicht übereifrig! Du musst alles Gott überlassen, weil die Dinge nicht der menschlichen Kontrolle unterliegen. Sie unterliegen der Kontrolle von Karma oder Schicksal. Doch das macht nichts: Was immer dein Karma oder Schicksal sein mag: Gottes Gnade kann Veränderungen herbeiführen.

Deshalb musst du geduldig sein und dich in Einklang mit Gottes Gegenwart und Kraft bringen. Segne immer alle und alles! Dann werden sich hundertfache Segnungen in deinem Leben manifestieren. Wirf alle Sorgen auf die Schultern Gottes!

Wie kannst du entspannen?

– Wenn du weißt, dass Gott Frieden ist, kannst du nicht mehr ruhelos sein. Wenn du weißt, dass Gott Frieden ist und du Gott liebst, warum dann ruhelos sein? – Versuche also, deine Ruhelosigkeit durch eine tiefere Erkenntnis des Friedens Gottes zu besiegen; versuche zu verstehen, dass dein inneres Bewusstsein dieser Frieden Gottes ist, und deine Ruhelosigkeit sich nur im mentalen Bereich und an der Oberfläche abspielt – und mit dieser oberflächlichen Ruhelosigkeit hast du nichts zu tun!

Wenn du das alles weißt, wirst du die Kraft finden, diese äußerliche Unruhe zu überwinden.

Wenn Gott Liebe ist und du Gott liebst, warum gibt es dann in deinem Leben Probleme? – Deshalb, wenn Gott Liebe ist und du Gott liebst, solltest du höchst glücklich sein. Und wo ist Gott? – Er ist tief drinnen in dir selbst, in deinem eigenen göttlichen Bewusstsein.

Dein inneres göttliches Bewusstsein ist unbegrenzte göttliche Liebe. Wenn das so ist, warum sorgst du dich? Warum dieses Hetzen und dieser Kummer? – Du weißt, dass Gott all diese Universen und alle Wesen erschaffen hat, die Menschheit und die ganze große Natur. Gott ist der Vater und die Mutter der Natur und aller Wesen.

rose

Erkennen ist Sein

Wenn Erkennen nicht Sein ist, dann ist es die Welt, Samsara, der Zustand der Vielheit und Dualität, von Subjekt und Objekt.

Im höchsten göttlichen Bewusstsein ist Erkennen gleich Sein – es ist der Zustand des Einen ohne ein Zweites. Darin gibt es keine Subjekt-Objekt-Beziehung. Es ist reines Selbstgewahrsein, reines Sein-Bewusstsein.

Das Bewusstsein ist unergründlich und wunderbar. Es ist ewiges Sein. Sein und Bewusstsein können nicht voneinander getrennt werden.

In diesem Bewusstsein, in diesem göttlichen, zeitlos ewigen Sein-Bewusstsein, welches das Herz Gottes ist, tritt alles Geoffenbarte in Erscheinung.

In allem, was du siehst, in allem, was du berührst, fühlst oder an was du denkst, in allem, was du erlebst, ist der Pulsschlag des Ewigen, ist die Seele des Zeitlosen gegenwärtig. Die Weisen sehen das, die Mystiker leben darin, die großen Heiligen wissen es. Die größten Philosophen der Welt verstehen es.

Göttliche Offenbarung enthüllt dieses Geheimnis in spontaner innerer Wahrnehmung.

Das ewige Sein-Bewusstsein ist das eigentliche, innerste Herz unserer Seele. Es ist das Himmelreich in uns.

Es kann vor uns ein grenzenloses Reich des Friedens, der Schönheit, des Lichts und der Vollkommenheit ausbreiten: Alles ist in ihm enthalten.

Es besteht ein Übergang von der Zeit ins Zeitlose, da das Ewige mit dem Zeitlichen verbunden und das Zeitliche ins Ewige eingebettet ist.

Die zeitlose Wirklichkeit, das Nichtwahrnehmbare, wohnt als Herz in dem, was wahrgenommen wird, und trägt esvon innen heraus. Doch kennt das Zeitgebundene und Wahrnehmbare das Nichtwahrnehmbare nicht; dieses aber kennt das Wahrnehmbare voll und ganz, weil es dieses als dessen Substanz durchdringt.

Der letzte und absolute Wahrheitsbeweis ist unmittelbares, direktes, objektloses Gewahrsein.

Weder heilige Schriften noch geistige Führer können uns von außen her dieses innerste Wissen und die Erfahrung der letzten Realität vermitteln.

Diese erlangen wir ausschließlich durch das innere Selbst in uns, das sich selbst erschaut, sobald der menschliche Geist völlig unbewegt, unvoreingenommen und zur Ruhe gekommen ist, das heißt, wenn er nur noch Stille und Reinheit ist.

Erst dann kann sich intuitive Erkenntnis offenbaren.

rose

Jenseits des Gemüts

Was ist das Gemüt anderes als subtile Materie? – Es ist der Veränderung unterworfen, kann ersetzt werden, kann sich entwickeln oder degenerieren; es ist begrenzt und kann infrage gestellt werden. Das Gemüt ist ein Instrument dessen, was nicht Materie ist, was selbstleuchtend und allschöpferisch ist – ein Werkzeug des alles transzendierenden Seins.

Das Gemüt kann nur aktiv sein, wenn es vom Licht dessen unterstützt wird, das größer ist als es selbst, nämlich vom Licht des inneren göttlichen Seins, des vollkommen reinen Bewusstseins, so wie auch unsere körperlichen Augen materielle Objekte nur wahrnehmen können, wenn sie ihrerseits von der Aktivität des Gemüts von innen heraus unterstützt werden.

Das wahre Selbst in uns ist die Essenz unserer Existenz und aller unserer Erfahrungen.

Wir können die Existenz des Gemüts selbst anzweifeln, wir können alles infrage stellen oder verneinen, aber den Zweifelnden selbst können wir nicht verneinen.

Jenes Wesen, welches das Gemüt, seine Funktionen und Informationen anzweifelt, gibt es. Es ist logisch unmöglich, es anzuzweifeln, denn es ist das letzte oder höchste Prinzip in uns, aus dessen Licht das Gemüt geboren wird.

Das Gemüt ist jedoch für das höchste Prinzip nicht unentbehrlich, weil dieses auf direkte Weise wirken und aktiv werden kann, völlig unabhängig vom Gemüt, während das Gemüt, getrennt von ihm, weder existieren noch funktionieren kann.

Nicht auf diese zentrale unwiderlegbare Wirklichkeit Bezug zu nehmen raubt der Wissenschaft vom menschlichen Verhalten ihre Grundlage und Substanz.

Wir können keine Wissenschaft auf widersprüchlichen, flüchtigen Objekten aufbauen. Die Wissenschaft kann ihren wissenschaftlichen Charakter nur dadurch gewinnen, dass sie sich mit unveränderlichen Gesetzen befasst, deren höchster Grund die im Menschen und im Kosmos weilende letzte Wirklichkeit ist.

Seinem essentiellen Wesen nach steht der Mensch jenseits des Gemüts und dessen Funktionen.

Er ist ein Teil des höchsten Wesens. Die ewige Essenz des selbstleuchtenden Prinzips im Menschen transzendiert alle Funktionen und Bedingungen des Denkens, Fühlens, Wollens und Handelns.

Aus diesem Grund ist der Mensch auch kein verdammter Sklave oder hilfloses Opfer seines Gemüts. Er kann das Gemüt verändern und beherrschen; er kann es meistern und über es hinausgehen.

Jenes Prinzip im Menschen, welches das Gemüt meistert, ist das innere, unwandelbare, stets beobachtende, alles transzendierende Bewusstsein.

Da dieses innerhalb des Gemüts ist und über dem Gemüt steht, beobachtet es die Aktivitäten desselben und kann die mentalen Funktionen und psychologischen Erfahrungen auf jede beliebige Art und Weise, für die es sich entscheiden mag, bestimmen. Mit seiner Hilfe können wir uns von den gedanklichen Aktivitäten loslösen, ihre Richtung bestimmen, sie verändern und sie im Licht des allsehenden unendlichen Bewusstseins auflösen.

Diese Methode ist absolut wissenschaftlich.

Die gängigen psychologischen Techniken hingegen sind unvollständig, dem Wandel unterworfen, werden immer wieder durch andere ersetzt und können in vielen Fällen gar nicht angewandt werden.

Aus einem Wissenssystem, das widersprüchliche und unvollkommene Techniken anwendet, die einmal richtig und ein andermal falsch sind und dem Test der Zeit nicht standhalten, können wir keine gültige Wissenschaft ableiten.

Der Psychologie täte es deshalb gut, sich in eigenem Interesse mit der Spiritualität anzufreunden und von ihr mehr Licht, höhere Erkenntnisse und wirkungsvollere Methoden zu beziehen.

Die Entwicklung eines moralisch-spirituellen Wesens ist die Lösung für alle menschlichen Probleme.

Wir können den Wert einer spirituellen Lebensweise für den Frieden, den Fortschritt, das Glück und die Entwicklung der Menschheit gar nicht hoch genug einschätzen.

rose

Psychologie undSpiritualität

Das menschliche Individuum ist seinem ursprünglichen Wesen nach eine Selbstformulierung des unendlichen Bewusstseins.

Die Erfahrungen unserer körperlichen Sinne und Vernunft werden widerlegt von den Erfahrungen höherer Sinne, einer höheren Vernunft und des höheren Bewusstseins.

Die Methoden der modernen Psychologie sind nicht nur nicht fehlerfrei, sondern auch zu wenig entwickelt, um bedeutende und wertvolle Ergebnisse zu erzielen.

Für das Kind ist die Erde flach. Die Erwachsenen halten die Erde für eine Kugel. Für den Hausverstand eines ungebildeten Durchschnittsmenschen ist diese Erde groß, größer als die Sterne, die er oben am Himmel sieht.

Die Wissenschaft aber sagt uns, dass unsere Erde nur ein winziger Punkt im unermesslichen universalen System ist. In Zuständen höheren Bewusstseins erkennen wir, dass unser Körper nur als Instrument dienlich ist, aber gefährlich wird, wenn man ihn den Meister spielen lässt.

Eine tiefere Analyse erschließt uns, dass unser inneres Bewusstsein unendlich viel mehr ist als unser Intellekt und die Erfahrungswelt unseres Gemüts und unserer Sinne.

Vom Standpunkt der inneren Erfahrung, in der das Bewusstsein von Begrenzungen befreit ist, wird unser Gemüt ein äußerst geringfügiger Faktor und verliert seinen Wert und seine Bedeutung.

Dieses nicht-empirische Bewusstsein in jedem menschlichen Individuum, das Gott, das Absolute oder die Wahrheit genannt wird, dieses transzendente und doch immanente Bewusstsein im Hintergrund, von dem die menschliche Erfahrung nichts weiß, ist es, durch dessen Gegenwart der menschliche Geist befähigt wird zu wirken und die Dinge indirekt zu erfahren.

Dieses Bewusstsein, dieses alles einschließende und alles vollbringende zeitlose Licht muss erkannt, entdeckt, verwirklicht und erfahren werden.

Die Voraussetzung, um diese hohe Entwicklungsstufe und die damit verbundenen Kräfte und Fähigkeiten zu erreichen, ist die völlige Transformation der normalen inneren, menschlichen Natur.

Die menschlichen Begrenzungen, denen jedermann im täglichen Leben ausgesetzt ist, sind rein psychologischer Natur, deshalb ist eine psychologische Selbstreinigung, eine psychologische Selbstumwandlung notwendig, bevor wir in das Bewusstsein eindringen können, das als beobachtendes Prinzip hinter dem Gemüt, dem menschlichen Geist, steht.

Dieses Bewusstsein ist die Grundlage für die Identität und Kontinuität des Individuums.

Es ist das unwandelbare „Ich bin Ich“ in einem Individuum, das dem Kommen und Gehen von Gedanken, Gefühlen und Erfahrungen, also den Veränderungen in seinem psychologischen Organismus unterworfen ist.

Solange wir dieses „Ich bin Ich“ nicht kennen, können wir das Gemüt nicht transformieren und es zu einem Werkzeug des Selbstausdrucks des vollkommenen Bewusstseins machen.

Philosophische und moralische Disziplinen des menschlichen Bewusstseins bilden lediglich einen schwachen und ungenügenden Überbau, solange die psychologischen Techniken der Transformation des Unbewussten nicht wirkungsvoll angewandt werden.

Die dunklen, gefährlichen, an die Oberfläche drängenden psychischen Kräfte, Energien und Eigenschaften, die im Unbewussten verborgen sind, müssen allesamt ans Tageslicht gebracht und transformiert werden.

Das unwandelbare geistige, nie endende Licht aus Sein, Bewusstsein und Freude ist solange nicht sichtbar, als unsere Wahrnehmung von den wechselnden Sinneserfahrungen beherrscht wird, die typisch für alles animalische Leben und Erfahren sind.

Nur ein Bewusstsein, das seinem ursprünglichen Wesen nach Licht, Glück, Schönheit, Vernunft, Intelligenz und Frieden ist, kann für den Menschen normal und natürlich sein. Deshalb ist das Phänomen des menschlichen Individuums einzigartig im Plan der Schöpfung.

Unsere Unfähigkeit, den großartigen Urgrund unseres inneren Wesens wahrzunehmen, ist den konstitutionellen Mängeln des menschlichen Geistes zuzuschreiben wie auch den vielen entstellenden Kräften, die aus unserer nicht erneuerten niederen Natur in unser Bewusstsein dringen.

Deshalb sollte das beständige Bemühen des nach göttlicher Vollkommenheit Strebenden darin bestehen, alle Impulse, Unvollkommenheiten und Zwänge auszurotten.

Einerseits muss die Aktivität der psychologischen Selbstprüfung erhalten bleiben und ein immer klareres Erkennen der vielfältigen Kräfte und Energien in unserem Wesen, die der richtigen Wahrnehmung der Dinge im Weg stehen, angestrebt werden.

Und andererseits sollte das Gewahrsein unserer wesentlichen Natur sowie der Attribute und Charakteristika des zugrunde liegenden göttlichen Bewusstseins immer stärker und klarer in uns aufdämmern.

Um nun die Wahrheit, beziehungsweise Gott, von Angesicht zu Angesicht zu schauen und hohe Intuition und Inspiration zu einem normalen Zug unseres Bewusstseins oder inneren Wesens zu machen, sowie die inneren Kräfte der Wahrnehmung von ihren mentalen Begrenzungen zu befreien, ist es unerlässlich, die ganze innere, psychologische Natur umzugestalten und gleichzeitig einige der in unserem höheren, reinen Bewusstsein ansässigen Fähigkeiten zu aktivieren.

Das Objekt unserer Studien erfordert natürlich eine angemessene Methode der Wahrnehmung.

Die irreführenden Aussagen unseres Gemüts können uns dabei nicht weiterhelfen.

Aktivierung unserer höheren Fähigkeiten

Wollen wir das göttliche Individuum im Menschen entdecken, das heißt, das zugrunde liegende Bewusstsein wahrnehmen und verstehen, müssen wir die höheren Fähigkeiten unseres inneren Wesens erwecken und anwenden.

Wir sind mit Intelligenz begabt, und diese muss von negativen Emotionen, von Ärger und Hass, von Leidenschaften und blinden Zwängen, von Stolz und Vorurteilen befreit werden. Eine solchermaßen befreite Intelligenz ist eine leuchtende Flamme von bleibendem Frieden und Glück, ein hellsichtiger Seher, eine aufbauende Kraft und ein wahrer Freudenspender.

Die Natur hat uns mit Vernunft begabt, damit wir sie ausschließlich zu unserem Besten nutzen. Die Kraft des Denkens in uns muss voll und ganz ausgeschöpft werden.

Wir müssen ständig jene Fähigkeit üben, die darin besteht, im Bewusstsein Abstand zu halten von den Emotionen und Gedanken, die in uns aufsteigen. Wir müssen lernen, das beobachtende Prinzip in uns zu beobachten. Auch müssen wir die Funktionen des höheren Bewusstseins in uns aktivieren und anwenden und zwar mit dem Ziel, unser persönliches Wesen immer leuchtender zu machen und zu einem besseren Medium für den Ausdruck der Vollkommenheit des unendlichen, absoluten Bewusstseins werden zu lassen.

All das ist nicht leicht möglich, solange wir moralisch nicht bis zu einem gewissen Grad geläutert sind.

Wenn der Mensch völlig von einer ichbezogenen Idee besessen ist, beherrscht von Vorurteilen, überwältigt von Leidenschaft, Ärger oder Hass, verstrickt in ein Netzwerk kleiner, unbedeutender Liebeleien oder sich völlig mit seinem Körper und der äußeren Umgebung identifiziert, dann verliert er die Würde eines wahren menschlichen Individuums, er gibt das Vorrecht seiner Vernunft auf und ist für die Erfahrung des Gottbewusstseins verloren.

Es ist für uns notwendig, dass wir das Wesen des Unterbewusstseins und des Unbewussten und die möglicherweise darin enthaltenen verborgenen Kräfte verstehen lernen. Das allein genügt natürlich nicht. Wir müssen uns auch ein klares Bild von unseren Anlagen, unseren Möglichkeiten und unseren höheren Fähigkeiten machen.

Das Höhere beobachtet das Niedrigere.

Das Unbewusste wird kontrolliert und transformiert vom Bewussten.

Das Bewusste wird seinerseits kontrolliert und transformiert vom Überbewussten, dessen Herz die höchste Wirklichkeit ist.

Wir nehmen das Unbewusste in uns durch das wahr, was nicht identisch mit dem Unbewussten ist. Bestünde alles in uns lediglich aus dem Unbewussten, gäbe es keine Möglichkeit, das Unbewusste zu beobachten. Und wäre nichts in uns als nur der bewusste mentale Mechanismus, hätten wir keine Möglichkeit, unser bewusstes gedankliches Wesen und seine Aktivitäten zu steuern oder deren Begrenzungen zu durchbrechen.

Jedes denkende, vernunftbegabte Individuum muss zugeben, dass in uns jenes immerwährend reine Bewusstsein wohnt, das die Welt der mentalen Phänomene transzendiert.

Dieses zentrale, allbewusste, leuchtende, sich selbst erhaltende Bewusstsein stirbt nicht mit dem sterblichen Körper. Es kann auch nicht hypnotisiert werden, einschlafen oder unbewusst werden. Es besteht ewig und ununterbrochen in seiner eigenen vollkommenen Absolutheit.

Intuitive Erfahrung offenbart uns diese Wirklichkeit. Höhere geistige Einsicht, wie die Einsicht der großen Weisen der Welt, erkennt dieses göttliche Prinzip als das unvergängliche Wesen in der vergänglichen menschlichen Form. Wenn wir dieses göttliche Bewusstsein kennen, haben wir wirkliche Erkenntnis. Sein Wesen ist unser wahres Wesen. Seine unbegrenzte Liebe ist unsere wahre Liebe. Seine unendlichen Freuden, Kräfte und Wunder sind unsere wahren Freuden, Kräfte und Wunder.

Schon zu alter Zeit haben großen Menschen der Gotterfahrung die Welt als ein unbedeutendes Nichts angesehen. Sie haben die Kräfte und Möglichkeiten des innewohnenden göttlichen Bewusstseins erforscht und im täglichen Leben angewandt.

Dieses zentrale, überpsychologische göttliche Bewusstsein jenseits der menschlichen Psyche ist der Sitz der höchsten Wahrnehmungen der unsterblichen geistigen Genies.

Es ist allezeit und überall das Gleiche. Es ist eine Unendlichkeit an kreativer Intelligenz, Freude, Schönheit, Liebe und Vollkommenheit. Es ist unsterblich, und weil dieses Unsterbliche in uns anwesend ist, will niemand sterben. Dieser Widerstand gegen den Tod und die Sehnsucht nach Gesundheit und Unsterblichkeit sind Auswirkungen der Gegenwart des unzerstörbaren, unvergänglichen, unsterblichen Bewusstseins in uns.

Die göttliche Wirklichkeit ist überall. Sie ist unendlich. Und es gibt nur eine Wirklichkeit. Deshalb besteht in uns die Tendenz zu Kommunikation und Vereinigung. Der Instinkt zur Selbstreproduktion oder Selbstvermehrung hat auch etwas mit dem unendlichen Wesen in uns zu tun. Es ist das unendliche Bewusstsein im Menschen, das sich äußerlich als die Welt von Zeit und Raum und auch als der körperliche Instinkt zur Selbstreproduktion manifestiert.

Dieser Instinkt ist eine vage, dunkle, verzerrte Manifestation eines Charakteristikums des sich selbst erhaltenden unendlichen Bewusstseins in uns. Die endlose Suche des Menschen nach sinnlichem Vergnügen und allerlei anderen Formen von Freuden ist eine klägliche, verfälschte Manifestation der unendlichen Freude des inneren göttlichen Bewusstseins.

Da der Mensch keine Ahnung vom Königreich Gottes in sich selbst hat und erschreckend unwissend in Bezug auf die unendliche Freude in seinem inneren Bewusstsein ist, bindet er sein Gemüt und seine bewusste Erfahrung an die Sinne und das materielle Universum. Er sucht rastlos nach Glück, Vergnügen, Freude in der Außenwelt und in den vielfältigen Objekten der Sinne, was letztlich zu seiner nervösen Erschöpfung, zu Krankheit und Tod führt.

Alle Tendenzen in uns, die menschlich sind und zum niedrigen psychischen Wesen gehören, müssen sublimiert und umgewandelt werden.

Die unbewussten und unterbewussten Kräfte im Dunkel unseres bewussten Verhaltens können eliminiert und jeder Impuls unseres niederen Wesens kann sublimiert werden.

Während wir uns moralisch weiterentwickeln, unsere Instinkte, Impulse und Zwänge lenken und beherrschen lernen, unseren Energien eine neue Richtung geben und unser Leben nach höheren Werten und Idealen ausrichten, beginnen wir allmählich, die volle Kontrolle über unser Gemüt zu erlangen anstatt wie bisher, vom Gemüt versklavt zu werden.

Auf dieser Stufe, auf der die höheren Kräfte und Fähigkeiten des inneren Wesens in höchstem Maße aktiv geworden sind, haben wir unsere wesenhafte Würde wiedererlangt. Wir erkennen allmählich, dass die Liebe in unseren Herzen ihrer ursprünglichen Unendlichkeit zustrebt. Die Begrenzungen des Gemüts werden aufgelöst. Die wesentliche Aktivität des inneren göttlichen Bewusstseins kann zum normalen Zug unseres bewussten Wesens gemacht werden. Unser Streben nach Vollkommenheit wird auf festen Grund gestellt, und unser Wunsch nach göttlicher Erfahrung findet schließlich seine Erfüllung.

Das menschliche Individuum, wie es auf dieser Erde existiert, ist ein Rätsel und ein Problem, denn das göttliche Prinzip, das in ihm wohnt, ist völlig in Vergessenheit geraten, und der Mensch wird mit Macht von den primitiven animalischen Tendenzen seiner niederen Natur regiert.

Der Mensch ist, rein äußerlich gesehen, ein vergängliches Gebilde. Seine Person scheint von niederen Instinkten und Impulsen erfüllt zu sein, gefangen in hässlichen Einschränkungen, aus denen er hie und da durch aktives Denken entfliehen kann, und gelegentlich wird er von einem klugen, edlen Motiv bewegt. – All das gilt aber nur für die äußeren, oberflächlichen Aspekte des Menschen.

Wenn wir hingegen den Körper des Menschen sowie sein psychologisches Drumherum beiseite lassen und auch die innere psychische Wesenheit, die all die restlichen Kräfte und bestimmenden Ursachen seiner äußeren bewussten Persönlichkeit in sich trägt, dann finden wir in ihm das wesentliche göttliche Bewusstsein, das grundlegende göttliche Prinzip, das eines ist, das unbegrenzt, zeitlos, alles beobachtend, allschöpferisch ist, das alles in sich enthält, das in vollkommener Schönheit erstrahlt, das aus sich selbst besteht und sich selbst erhält.

Dieses vollkommene Sein-Bewusstsein wird auch als Königreich des Himmels bezeichnet. Eine bewusste Erfahrung desselben sollte Ziel und Zweck unseres täglichen Lebens sein

jedenfalls ist das unsere unvermeidliche Bestimmung. Unsere Erziehung und die Psychologie sollten uns dabei helfen, die groben menschlichen Elemente abzulegen, alles in uns zu transformieren und uns dabei unterstützen, die höheren Kräfte in uns zu entfalten. Es ist nicht allein die hochentwickelte Vernunft, die uns aufruft, zu den Höhen der evolutionären Vollkommenheit aufzubrechen: Es ist die einfache Tatsache der traurigen Ereignisse und der großen Sorgen des begrenzten menschlichen Lebens, die uns überzeugen und zwingen, uns in Richtung der göttlichen Vollkommenheit zu bewegen.

Je früher wir die Wahrheit entdecken, dass Gott das zentrale Bewusstsein unseres inneren Wesen ist, dass Er die eigentliche Substanz unseres inneren Lebens bildet und dass unser Heil im täglichen Leben darin liegt, dass wir uns seiner Gegenwart bewusst sind, desto besser ist das für uns.

Das Ausmaß unseres wirklichen, bleibenden Friedens und Glücks, unserer Güte und Liebe, unserer Weisheit und unseres erfüllten Lebens hängt davon ab, wie sehr wir uns Gottes in unserem täglichen Leben bewusst sind.

Übung zur Kontemplation:

Meditiere über die Wahrheit, die das innere Licht offenbart:

„Ich bin das Selbst, das Herz Gottes, das Zentrum des Universums. Ich bin die Quelle des Lichts. Ich bin die Seele aller Schönheit. Ich bin die Quelle ewigen Lebens. Mein ganzer Körper ist der Tempel Gottes. Ich bewege mich in der Ewigkeit. Ich lebe in der Unsterblichkeit. Mein Name ist unendliche Vollkommenheit. Mein Atem ist endloses Glück.“

Und meditiere intensiv über die Offenbarung des inneren Herzens:

„Jede Zelle meines Körpers ist das Zentrum von Gottes Allmacht und Allwissenheit.

Jeder Punkt des äußeren Raums und des Raums in mir ist ein Zentrum unendlicher Intelligenz, Allwissenheit und Allmacht.“

rose

Wir erkennen die Wahrheitdurch die Wahrheit


Je mehr wir auf dem Gebiet der Physik, Chemie, Biologie, Soziologie oder in allen von ihnen voranschreiten, desto mehr werden wir von der Tatsache überzeugt sein, dass es allein mit Hilfe dieser und ähnlicher Disziplinen unmöglich ist, das letzte oder höchste Prinzip zu entdecken, das jedes andere Prinzip erklären könnte.

Wir können dieses letzte Prinzip nur in dem finden, was die Grundlage unseres bewussten Strebens ist: die Ursache oder der Anlass dahinter.

Die wahren Meister des Lebens und wirklichen Bezwinger der Welt sind nicht die Wissenschaftler, die Okkultisten, Spiritisten, Politiker und nicht einmal die Philosophen, sondern nur die Menschen der Selbstverwirklichung oder der unendlichen Gotterfahrung.

Ihre allumfassende Weisheit, erlangt durch ihre Erfahrung des unendlichen Gottes, schließt das Wissen aller Gebiete des menschlichen Lebens und Denkens mit ein und geht noch unendlich weit darüber hinaus.

Erkenne jenes Prinzip, das die Ursache aller Manifestation ist. Erkenne das Selbst in dir, welches das Selbst aller, das Selbst des Universums ist, das immanente und transzendente Selbst – die höchste Gottheit.

Nur durch eine solche Erkenntnis oder Verwirklichung können wir die Herrschaft über die Erde und die Himmelsräume antreten.

Durch die Erfahrung des Selbst allein wirst du unsterblich und unzerstörbar; du verfügst über die höchste Macht, weil du dann eins bist mit Gott, und Gott durch dich wirkt, nicht mehr dein kleines Ego, denn dieses gibt es dann nicht mehr.

Wie sehr geniale Leute wie Einstein sich auch abmühen mögen, mit Hilfe empirischer Methoden tiefere Einsichten in die physikalischen Eigenschaften des Kosmos zu erlangen, so werden sie doch nie wahre und gültige Erkenntnisse bezüglich jenes Prinzips liefern können, das allein die Rätsel der kosmischen Manifestation lösen kann. Viel weniger noch können sie uns jenes beständige Glück und jenen dauerhaften, tiefen Frieden geben, nach dem wir alle Ausschau halten.

Die empirischen Wissenschaften können uns nicht dabei helfen, die kosmische Umwelt wirklich zu meistern und Unsterblichkeit zu erlangen.

Das Unmanifestierte erhält das Manifestierte. Das Wissen vom Manifesten, wie großartig es auch sein mag, hat niemals einen wirklich wesenhaften Wert und ist nicht selten gefährlich, wenn es nicht im Zusammenhang mit dem betrachtet wird, aus dem es hervorgegangen ist.

Wir können das Unmanifestierte niemals mit den intellektuellen, rationalen oder empirischen Prozessen, die es manifestiert hat, begreifen. Die Erkenntnis des Unmanifestierten kann nur durch den Einsatz jener Fähigkeiten erlangt werden, die im Unmanifestierten enthalten sind. Diese Fähigkeiten können durch das Instrumentarium intellektueller oder rationaler Prozesse wirken oder auch ganz ohne sie.

Wir erkennen die Wahrheit durch die Wahrheit, nicht vermittels dessen, was sie manifestiert hat.

Wir erkennen das Niedrigere durch das Höhere, das Kleinere durch das Größere, nicht umgekehrt. Wir erkennen das Selbst durch etwas innerhalb des Selbst.

Tatsächlich erfahren wir Gott nur, wenn unser inneres Bewusstsein zum Wesen Gottes umgestaltet worden ist.

rose

Das Ewige und Unvergängliche

Das transzendente Herz des Ewigen ist unzerstörbar und bleibt völlig unberührt von der Erschaffung, Erhaltung und Auflösung der kosmischen Manifestation. Im ewigen Licht wird die Schöpfung hervorgebracht und erhalten. Das Zeitlose trägt und erhält das offenbar gewordene Universum.

Wird das Universum wieder aufgelöst, geschieht im Zeitlosen selbst nichts. Es bleibt unberührt davon. Es ist jenseits aller Zeit, obwohl es das Herz der Zeit ist. Es bleibt von allen Vorgängen innerhalb der Zeit unberührt, obgleich die Zeitprozesse in ihm ablaufen.

Das Ewige innerhalb der Schöpfung, des Relativen oder der Welt von Raum und Zeit bleibt stets unberührt.

Die Zerstörung von Welten oder das Wirken des kosmischen Plans innerhalb des Ewigen beeinträchtigt das Ewige in keiner Weise.

Die ganze Vielfalt der endlosen Schöpfung spielt sich im transzendenten Herzen der Göttlichen Mutter ab.

Nichts, was in der Welt geschieht, berührt das Ewige, das die Welt durchdringt und sie doch gleichzeitig transzendiert. Mehr noch: Nichts kann ohne das Ewige geschehen. Darin liegt das Geheimnis. Und das ist die Wahrheit. Darin besteht die Größe Gottes, der unzerstörbar und vollkommen ist.

Die Dunkelheit kann nie das Licht erkennen, außer sie höre auf, Dunkelheit zu sein, indem sie sich in Licht verwandelt. Die Wahrheit allein sieht die Wahrheit. Gott kennt sich selbst, indem Er Gott ist.

Das Absolute kann nicht vom Individuum ausgelotet werden. Das Individuum kann das Absolute nur erkennen, wenn es aufhört ein Individuum zu sein und eins mit dem Absoluten wird.

Das Unendliche kann vom Endlichen nicht verstanden, erklärt oder erfahren werden, außer das Endliche durchbricht seine eigene Endlichkeit und wird identisch mit dem Unendlichen.

Die Wahrheiten des Geistes können nie die Wahrheiten der Materie sein, und die Wahrheiten der Materie können niemals die Wahrheiten des Geistes verstehen. Die Wahrheiten des Geistes jedoch wissen alles über die Wahrheiten der Materie, weil diese vom Geist erschaffen wurden.

Die Wissenschaft befasst sich mit bekannten Tatsachen und physischen Realitäten.

Wahre Philosophie, das heißt spirituelle Erkenntnis, befasst sich mit den größeren Fakten, nämlich den beseelenden Ursachen der physischen Realitäten und deren Substanz.

Diese größeren Fakten sind allerdings nur jenen bekannt, die eine spezielle innere Ausrüstung besitzen. Unser Wissen von den materiellen Gegebenheiten beziehen wir durch die Wahrnehmungen unserer Sinne, das Wissen von unsichtbaren Tatsachen erlangen wir durch die feineren Sinne einer entwickelten Intelligenz oder direkt durch die Fähigkeiten des inneren Bewusstseins.

Unsere Wissenschaft hilft uns wunderbar dabei, Raketen und Satelliten zu bauen, aber sie versagt total, wenn es um unser wahres Glück und wirkliche Lebensfreude geht; auch können wir durch sie Tod und Krankheit nicht besiegen, noch das Unglück aus der Welt schaffen. Die Wissenschaft kann weder Harmonie, Schönheit oder Liebe erschaffen, noch ist sie fähig, die Erde zu bereichern und Zeit und Raum zu überwinden. All das können wir nur durch die Erkenntnis des Selbst erlangen.

Wir leben im Unvergänglichen. Wir sind verloren, wenn wir unser Leben auf den Treibsand des Vergänglichen bauen.

Die Wirkungen sind vergänglich, die eine, letzte Ursache ist unzerstörbar und ewig kreativ. Wir wissen vermittels dessen, was allwissend ist.

Wie umfangreich unser Wissen auch sein mag, wir sind unwissend, solange wir nicht unsere bewusste Beziehung mit dem allwissenden Wesen wieder hergestellt haben.

rose

Das geistige Auge

Was geschieht, wenn sich das geistige Auge auf unserer Stirn öffnet? – Wir sehen die Dinge anders! Wir sehen die Dinge, wie sie wirklich sind.

Tief in der Seele des Menschen ist der ganze Gott anwesend; aber weiß der Mensch darum? – Nein!

Hypnotisiert von billigen sinnlichen Wahrnehmungen, von der Idee, der Körper zu sein, hat er keine Ahnung von dem goldenen Licht in seinem Herzen, von Gott, der mit all seinen endlosen Mächten und Kräften in seinem Herzen verborgen wohnt.

rose

Erkenntnis des Selbst

„Man kann nichts über das Selbst aussagen. Man kann es nur sein.“

Ramana Maharshi

Was ist das Selbst?

Das Selbst in uns ist etwas, was sich deutlich von allem, was wir gewöhnlich unter dem Wort „Selbst“ verstehen, unterscheidet.

Das Selbst ist der Atem Gottes, das Bildnis Gottes.

Das Selbst ist nicht das Gemüt, der denkende Geist. Das Gemüt kann vom inneren Bewusstsein in uns beobachtet werden. Es kann von uns kontrolliert, verändert und transformiert werden, während das Selbst keiner solchen Kontrolle unterliegt. Es ist unendliche Freiheit und kontrolliert und beherrscht alles. Das Gemüt kann gereinigt und vervollkommnet werden. Das Selbst kann nicht gereinigt werden; es ist ewig rein. Es kann nicht vervollkommnet werden; es ist ewig vollkommen.

Es ist die Gottheit in der Unmittelbarkeit unserer Erfahrung. Es ist das allsehende Licht Gottes in uns.

Das Selbst sieht das denkende Gemüt, aber das Gemüt kann das Selbst nicht sehen. Das Selbst kann nur aufscheinen, wenn der Schleier des Gemüts entfernt wird.

Du kannst deinen eigenen Schatten sehen, aber der Schatten kann dich nicht sehen.

Der Schatten des Gemüts verschwindet, wenn das Selbst aufleuchtet.

Das Selbst ist nicht an mentalen Aktivitäten beteiligt oder am Gedankenphänomen überhaupt. Es nimmt Abstand und beobachtet diese. Es ist hinter und über dem Gemüt.

Es ist jenseits des Gemüts: etwas völlig vom Gemüt Verschiedenes. Das Selbst ist deshalb kein Gedankenphänomen.

Das Selbst ist der unbeobachtete Beobachter. Es ist sogar der Beobachter des beobachtenden Bewusstseins. Es ist das Zeugenbewusstsein und der Urgrund all unseres Wissens und unserer Erfahrungen.

Ist das Selbst ein Name für eine Gruppe von Gefühlen? – Nein! Gefühle sind für das Selbst etwas Äußerliches. Jenes Bewusstsein in uns, das jenseits der Gefühle steht und beobachtet, wie sie sich erheben und wieder verschwinden, das die Gefühle aber nicht erspüren können, das ist das Selbst.

Gefühle haben einen Anfang und ein Ende, während das göttliche Selbst, das göttliche Prinzip in uns ohne Geburt und Tod, ohne Anfang und Ende ist.

Wenn also das Selbst weder identisch mit Denken und Fühlen

mit dem Gemüt – ist, was ist es dann? Ist es der Körper? – Nein. Es ist nicht der Körper! Es ist etwas vom Körper völlig Verschiedenes.

Der Körper wurde vor einigen Jahrzehnten geboren und wird Jahrzehnte später sterben. Er ist dem Wachstum, dem Altern, der Krankheit und dem Tod ausgesetzt, während das Selbst ohne Krankheit ist. Es ist alterslos, zeitlos, todlos, endlos, allvollkommen und allmächtig.

Im Traum sind wir vom physischen Körper losgelöst. Wir bewegen uns in einem Traumkörper. Es gibt Bewusstseinszustände, in denen wir uns klar bewusst sind, dass wir nicht der Körper, das Gemüt, die Gedanken oder Gefühle sind.

Stellen wir uns einmal vor, dass unser Körper tot sei. Es ist ein Bewusstsein in uns, das den Tod des Körpers beobachtet und zuschaut, wie er zum Friedhof getragen wird. Dieses beobachtende Bewusstsein, dieses subjektive Bewusstsein, dieses Ich-Prinzip, das absolut unberührt vom Tod des Körpers ist, ist das Selbst. Es ist das göttliche Wesen in uns. Dieses Selbst muss erkannt werden. Es ist unsterblich, ewig und unendlich.

Dieses Selbst, das wir erkennen sollen, ist nicht das kleine äußerliche Selbst, auch nicht das emotionale, mentale Selbst oder die psychologische Persönlichkeit. Es ist nicht die begrenzte, sündige, irrende menschliche Individualität.

Das Selbst ist das unendliche Bewusstsein, das unsterbliche Prinzip, das Königreich des Himmels.

Es ist die Wahrheit aller Wahrheiten, der Gott in uns, das höchste Wesen und die letzte Wirklichkeit. Deshalb verstehen wir unter Selbst-Erkenntnis die Erkenntnis jener höchsten und größten Wirklichkeit in uns, die Gott ist. Wer das göttliche Selbst erkennt, erkennt Gott.

Die Erkenntnis des Selbst, des göttlichen, allumfassenden, vollkommenen Selbst ist das höchste und letzte Ziel und die vollkommene Krönung unseres Lebens hier auf Erden.

Wir sind das Unendliche, das funktionell an das Endliche gebunden ist. Wir sind das Absolute, das der Funktion nach im Individuum eingeschlossen ist.

Das Endliche, Individuelle wird leiden und vor immer neue Rätsel gestellt werden, bis es zu einer dynamischen, klaren Erkenntnis seiner eigenen innersten Unendlichkeit und Absolutheit gelangt ist.

Da wir strukturelle Beziehungen zu einer zeitlosen Welt haben, ist ein Leben, das sich in seinen Zielen und Handlungen lediglich auf eine wechselhafte, vergängliche Zeit-Raum-Welt beschränkt, all seiner Bedeutung, seines Wertes, seines Reichtums und seiner Erfüllung beraubt.

Vom Standpunkt der spirituellen Erfahrung aus gesehen ist die Erkenntnis des Selbst identisch mit dem Erlangen der göttlichen Vollkommenheit, die aus unserer innigen und dynamischen Einheit mit der höchsten Wirklichkeit, die Gott ist, besteht.

Sokrates, der griechische Philosoph, machte aufgrund seiner großen Weisheit die Selbsterkenntnis zum führenden Prinzip seines Lebens. Er war einer der vernünftigsten Menschen der ferneren Vergangenheit und hat uns großartige Worte höchster Weisheit hinterlassen. Leider konnte sich die moderne westliche Welt das Licht der Weisheit, das er mitzuteilen versuchte, nicht zu eigen machen.

Das wahre Selbst ist das „Ich bin, der ich bin“ in jedem Menschen

Die immer gleiche, unwandelbare, unbeschreiblich wunderbare innere Wirklichkeit ist das Selbst.

Es ist nicht das psychologische, emotionale, kleine, willensschwache persönliche Ich, das der Erfahrung von Schmerz und Vergnügen, Lob und Tadel, dem Guten und dem Schlechten ausgeliefert ist. Das Selbst ist also nicht das klägliche Ego, sondern es ist die Gottheit in uns. Es ist das Ehrfurcht gebietende „Ich bin“, das selbstidentische, allbewusste Wesen im Dahinfließen unserer Erfahrungen.

Würde man das Selbst fragen: „Wer bist Du?“, würde es antworten: „Ich bin, der Ich bin.“

Auf die Frage danach, wann es entstanden sei oder geboren wurde, würde es sagen, dass es schon vor der Schöpfung da war und immer noch da sein wird, wenn die Schöpfung längst vergangen ist.

Das Selbst war, ist und wird immer sein.

Es ist formlos, zeitlos, raumlos, ewig, selbsterkennend und alles erkennend.

Es ist sein eigener Zeuge und der Zeuge aller Dinge.

Es ist das reine, aus sich selbst leuchtende, sich selbst enthaltende unsterbliche Prinzip in uns.

Es ist das allvollkommene Königreich des Himmels in uns.

Deshalb sucht jeder, der nach der Erfahrung Gottes sucht, auch nach der Erfahrung des Selbst und zwar, weil Gott das Selbst, und das Selbst Gott ist.

Jede Wissenschaft – wenn sie wahre Wissenschaft ist – hat dieses Selbst, diese höchste Wirklichkeit, dieses unendliche Sein, das in und über allem Leben und aller Manifestation steht, als ihr zentrales Thema.

Weil wir Kinder Gottes sind, weil Gott uns nach seinem eigenen unzerstörbaren Bild geformt und uns seinen Atem eingehaucht hat, weil Er mit seiner ganzen unbegrenzten Kraft und Schönheit, seinem Leben und Bewusstsein in unserem innersten Herzen wohnt, kann es keine Wissenschaft, keine Philosophie, keine Ethik und keine soziale Tätigkeit geben, die größer wäre als die Wissenschaft vom zentralen Prinzip des göttlichen Selbst in uns.

Die Wissenschaft vom Selbst ist ein System höchster Erkenntnis. Es ist die Wissenschaft aller Wissenschaften. Es ist die einzige Wissenschaft, in der wir eine wirkliche Bedeutung, wirklichen Wert und wahre Lebensfreude finden können. Deshalb sollten wir sie zum Gegenstand unseres Forschens und Strebens machen.

Alle anderen Wissenschaften der Welt befassen sich mit äußerlichen Dingen – mit Dingen, wie sie unseren begrenzten Sinnen und sonstigen Instrumenten der Wahrnehmung erscheinen.

Nur die Wissenschaft vom Selbst befasst sich mit den Dingen, wie sie in sich selbst sind, wie sie in ihrem Innersten, ihrem Wesen nach sind, das heißt, sie befasst sich mit der Wirklichkeit in den Dingen, der erhaltenden Wahrheit hinter den Erscheinungen und ihren Wirkungen.

Dieses Selbst ist das Königreich des Himmels, das unser wirklicher Atem ist. Es ist die Wahrheit, die war, ist und immer sein wird: Damit sollen wir uns befassen.

Das Wissen vom göttlichen, unsterblichen, ewigen, allvollkommenen Selbst ist jenseits des spezialisierten Wissens der empirischen Wissenschaften. Diese befassen sich nur mit dem einen oder anderen Aspekt der äußerlichen Phänomene, die alle außerhalb der ewigen Wirklichkeit liegen.

In unterschiedlichen Graden von Subtilität, Substanz und Funktion sind Materie, Leben und der Geist des Menschen von dieser ewigen Wirklichkeit abgeleitet.

Was immer das Wesen irgendwelcher okkulter oder anderer Kräfte und Fähigkeiten, die wir uns gerne aneignen wollen, auch sein mag: Wir nähern uns dadurch in keiner Weise der Erkenntnis, Verwirklichung oder Erfahrung des Selbst.

Was wichtig für uns ist, das ist die Erkenntnis dieses Selbst, durch das wir alles andere erkennen, durch das wir jene Kraft erlangen, ohne die keine andere Kraft Substanz und Wert haben kann.

Erkenne Gott, den Schöpfer, und du wirst alles über die Schöpfung wissen.

Suche nach dem Königreich des Himmels! Sei vollkommen wie der Vater im Himmel! Erkenne das Göttliche in dir und überall, das heißt, besitze die Macht aller Mächte!

Erkenne das Leben, welches das Leben allen Lebens ist! Erkenne die Wahrheit, welche die Wahrheit aller Wahrheiten ist! Erfahre das Licht, das die Sonne, den Mond und die Sterne erleuchtet, das Licht, das ewig ist, das Licht, das hinter der Energie steht, auf welche die moderne Wissenschaft das materielle Universum reduziert hat.

Was ist der Hintergrund, die Substanz, die erhaltende Kraft hinter der Elektrizität oder irgendeiner anderen Form von Energie im Universum? – Es ist die alles erhaltende unendliche Existenz, die alles erschaffende unendliche Bewusstseinskraft. Es ist das Selbst, das die wirkliche Energie hinter allen Energien ist. Es ist das unsichtbare Licht hinter allen sichtbaren Lichtern.

Was ist die Quelle all dieser kosmischen Erscheinungen? Was ist das universale Prinzip, das hinter allem steht, was unsere Sinne erfahren? Was ist jene höchste, unvorstellbare, unaussprechliche Kraft, die Millionen von Universen erschaffen hat? Was ist dieses erstaunliche Phänomen, das man den menschlichen Geist nennt und das solche Wunder wirken kann, das aber dennoch eine klägliche kleine Kraft ist im Vergleich zu dem, was hinter ihm steht? Was ist sein Ursprung? Wer ist der Schöpfer? Diesen Ursprung oder Schöpfer zu kennen heißt, das Selbst zu erkennen.

Kennen wir das Selbst, dann kennen wir den denkenden Geist, die Welt, die Energie, das Leben, den Kosmos – alles.

Im Reich dieses göttlichen Bewusstseins ist Erkennen gleich Sein, und Sein ist gleich Haben. Zu wissen ist zu haben. Wenn wir das Königreich des Himmels erkennen, besitzen wir es; und wenn wir es besitzen, ist uns schon alles andere dazugegeben.

Haben wir die zentrale Kraft und Macht, mit der, durch die und in der alles in der Schöpfung erschaffen ist, dann sind wir die wirklichen Eigentümer alles Geschaffenen.

Das Selbst ist das Alles in allem

Das Selbst ist in allen, in allem und überall. Die ganze Natur vibriert mit seiner Gegenwart. Jedes Phänomen verbirgt in sich die Gegenwart des noumenalen Selbst. Dieses göttliche Selbst oder Sein ist das schöpferische Prinzip, das alle Universen und alles, was in ihnen ist, erschaffen hat. Es wohnt mit seiner ganzen Vollkommenheit in allem Erschaffenen.

Es ist das Alles in allem.

Es ist das Eine in den Vielen; und die Vielen sind in ihm.

Wenn wir also das Selbst in uns erfahren, erfahren wir es auch in allen und allem.

Oder, wenn wir das Selbst in irgendeinem oder irgendetwas erfahren, erfahren wir es auch in uns selbst.

Könnten wir je Opfer von Ängsten sein oder das Spiel des Hasses in unseren Herzen erlauben, wenn wir das eine gleiche allwissende, allliebende göttliche Selbst in allen Wesen erkennen?

Wenn jemand sein eigenes inneres göttliches Selbst als in den Herzen aller wohnend erkennt, wird er es dann nicht ganz leicht finden, seinen Nächsten wie sich selbst oder besser als sich selbst zu lieben?

Das ist auch der Schlüssel für ein besseres Verständnis des biblischen Gebots: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“

Niemand kann andere wie sich selbst lieben, außer er hätte die Erkenntnis des Selbst oder Selbstverwirklichung.

Wenn wir keine Erfahrung des unsterblichen, ewigen und unendlichen Lichts oder des Selbst, der inneren Essenz aller Wesen, haben, dann ist es an der Zeit, dass wir jetzt damit beginnen, mit aller Kraft und allen Ernstes danach zu streben.

Es gibt keine größere Finsternis als die Unkenntnis unserer Beziehung zu Gott. Alle unsere Probleme, Leiden und Sorgen entstammen der Blindheit für die Gegenwart der allgegenwärtigen, allmächtigen, allwissenden Gottheit.

Wir sollten diesen traurigen Zustand beenden und mit größtem Einsatz nach einer Erfahrung des Göttlichen, dieser Wahrheit, dieser Schönheit, dieser Quelle unerschöpflichen Lichts, allumfassender Liebe und ewigen Lebens streben.

Es ist unsere Bestimmung, unser Vorrecht und unsere Herrlichkeit, im unendlichen Frieden Gottes zu wandeln und, während wir noch hier auf der Erde leben, eins mit Gott zu werden.

Eins mit Gott in der ganzen Natur zu sein, die Natur aus dem Herzen der Natur heraus in Liebe zu beherrschen – das ist das Vorrecht, mit dem Gott uns Menschen gesegnet hat.

In der Selbstverwirklichung, in der lebendigen Erfahrung Gottes, haben wir ein Wissen, das alles erklärt und erleuchtet. Wir haben einen Frieden, der alle Formen des Verstehens übersteigt. Wir haben ein immerwährendes Leben und eine Vollkommenheit, die keine Grenzen duldet. In der transzendenten Erfahrung des Selbst haben wir eine unvorstellbare schöpferische Kraft, das Bewusstsein unserer Unsterblichkeit, Ewigkeit, Zeitlosigkeit. Wir haben eine Freude, die unabhängig und unbedingt ist.

Lasst uns deshalb die Kraft der Unterscheidung entwickeln und klar erkennen, was richtig und was falsch ist, was wirklich und was unwirklich ist, was wertvoll und was wertlos ist, was Gott ist, und was nicht Gott ist, was das Selbst ist und was das Nicht-Selbst ist.

Unsere Leidenschaftslosigkeit muss mit der Entwicklung unserer Unterscheidungskraft Schritt halten, das heißt, dass wir das, was wir als notwenig erkennen, auch in die Praxis umsetzen müssen.

Christus ist nur ein anderer Name für das Selbst

Wir könnten das Selbst in uns auch als Christus bezeichnen oder als den Vater im Himmel in uns. Wenn wir bewusst in Christus, im Vater oder im Selbst leben, sind wir unsterblich.

Weil dieses Christus-Bewusstsein, das göttliche Bewusstsein oder Selbst unbegrenzbar, unendlich und unsterblich ist, werden wir selbst unzerstörbar, zeitlos, raumlos und vollkommen, sobald wir bewusst eins geworden sind mit unserem inneren Wesen, in dem Christus als unser Selbst wohnt.

Wir können diese großen Wahrheiten nicht sehen, wenn wir nicht unsere Aufmerksamkeit wenigstens für eine Weile vom Flüchtigen und Vergänglichen abziehen und auf das Ewige richten.

Man kann nicht gleichzeitig auf das eigene Gesicht im Spiegel und in das eines Freundes schauen, der neben einem steht.

In einem gesegneten Augenblick dynamischer Erkenntnis des Selbst oder Christi spricht der heilige Paulus Worte, die sagen, dass er alles in Christus sei und dass er in Christus alles vollbringen könne. In diesem Augenblick ist das kleine Ego-Selbst des heiligen Paulus gestorben und durch das göttliche Selbst ersetzt worden.

Der Tod des einen hat das Leben des anderen, des Unbegrenzten, aufleuchten lassen. Das unvergängliche Licht im Vergänglichen ist eins mit dem Licht des unvergänglichen, unbegrenzten Seins geworden. Die beiden werden zu einem.

Die Mathematik als Basis aller Wissenschaften hat solche Aussagen nicht gern, doch die Metaphysik spricht gern darüber und ist stolzdarauf. DasUnendliche hat seine eigene Logik und Mathematik und richtet ein schreckliches Durcheinander in der Mathematik und Logik des vernünftigen Individuums an, obwohl das Unendliche selbst die Quelle, Stütze und Erfüllung der von Menschen gemachten Mathematik und Logik ist.

Wir brauchen die höchste, ewige, unfehlbare Wissenschaft

Jedes Wissenssystem, jede Wissenschaft, die tiefer in das Wesen des göttlichen Selbst im menschlichen Individuum eindringt, ist eine wirklich großartige Wissenschaft. Sie stattet den Menschen mit einer rettenden Erkenntnis aus und macht ihn göttlich in Wesen, Charakter, Wissen, Kraft, Frieden und Vollkommenheit. Nur ein Wissenssystem wie dieses kann in Harmonie mit den wichtigsten Lehren der Bibel und den großen, unvergänglichen Offenbarungen höchster spiritueller Erfahrung der Welt sein.

Was war die große Kraft, die Jesus Christus belebt hat? – Es war nicht seine Erziehung, nicht seine Kultur oder seine Leistungen, auch hatte er keine besondere Wissenschaft erlernt. Er hatte nichts von allem, was wir in unserer Welt so sehr schätzen, aber er lebte bewusst in einer beständigen Erfahrung des Vaters im Himmel, den Er in sich und überall wahrgenommen hat. Die Liebe und Weisheit des Vaters wirkten durch Ihn, was die Menschheit veranlasste, Ihn als das Licht der Welt, als Retter und Erlöser zu verehren.

In Ihm finden wir das leuchtendste Beispiel von Selbstverwirklichung oder der Erfahrung Gottes in solcher Vollendung, dass Er sagen konnte: „Ich und der Vater sind eins.“

Jesus Christus ist eine bewusste Gestaltwerdung Gottes. Seine Mission auf Erden bestand darin, die Menschen aus ihren Begrenzungen zu befreien, damit sie ihre ursprüngliche Einheit mit dem Vater im Himmel wieder erkennen mögen. Und er hat uns von Neuem das Höchste an menschlicher Weisheit gegeben, als er

sagte: „Suchet zuerst das Königreich des Himmels, und alles andere wird euch hinzugegeben werden!“

rose

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein

Der Mensch lebt von den wunderbaren, kreativen, nährenden Energien des zeitlosen, unendlichen Gottes in sich und überall um sich herum, des Gottes, der sich im Glanz seiner Augen, in der Genialität seiner Intelligenz, in der Liebe seines Herzens und im Glauben seiner Seele ausdrückt und in seiner Suche nach Schönheit, nach dem Guten und der Wahrheit sowie seiner Sehnsucht nach Frieden und Freude sichtbar wird.

Brot ist für den Körper notwendig, aber der Geist in dir braucht weder das Brot noch den Körper, um zu sein und zu leben.

Der geistige Hunger besteht sogar nach dem Tod des Körpers weiter. Solange dieser angeborene Hunger nach Erkenntnis und Vollkommenheit nicht gestillt ist, kann man nicht hoffen, wirkliche Ruhe und vollkommenen Frieden zu haben.

Mitten im Lärm und dem ausgelassenen Treiben weltlicher Aktivitäten gibt es Momente von Frieden und Beschaulichkeit, in denen sich der Geist über die weltlichen Angelegenheiten erhebt und über die höheren Fragen des Lebens nachsinnt, wie über das Woher, Wohin und Warum des Universums und sich die Frage stellt: „Wer bin ich?“

Der aufrichtig Fragende geht tiefer und beginnt, nach der Wahrheit zu suchen und bemüht sich, sie zu verstehen. Er beginnt zwischen Schein und Wirklichkeit zu unterscheiden, wendet sich der Meditation zu, reinigt Geist und Körper und erlangt schließlich die höchste Erkenntnis des Selbst, beziehungsweise die Erfahrung Gottes.

Weil wir mit Gottes eigener Seele, mit seinem Herzen und Wesen geschaffen sind, verlangen wir nach der bewussten Erfahrung Gottes.

Wer ist ein Gottmensch? – Jener, der ständig die Tatsache erfährt, dass er in seiner tiefsten Seele einsist mit Gott, und Gott sein Ein und Alles ist. Für ihn ist Gott Vater, Mutter, Freund sowie grenzenloses Wissen, vollkommene und absolute Freude und Frieden. So ein Mensch sieht die Welt mit ganz anderen Augen. Überall gewahrt er die Anwesenheit Gottes.

In allen Menschen und Lebewesen sieht er das zentrale Prinzip zeitlosen Friedens, unendlicher Freude, die Seele der Seele, das Herz aller Herzen, das Licht aller Lichter – Gott.

Unser Leben wird eine ungeheure Kraft in sich selbst, eine große Freude in sich selbst, ein gewaltiges Licht in sich selbst sein, wenn wir das göttliche Prinzip in uns und unseren Mitmenschen, in der ganzen Natur und überall berühren.

rose

Rückkehr in die Vollkommenheitder Einheit

Alle Menschen müssen irgendwann einmal wieder eins mit Gott werden. Niemand kann das vermeiden.

Eines Tages wird jede Person eins mit der grenzenlosen Freude Gottes, eins mit der grenzenlosen Liebe Gottes, dem grenzenlosen Leben Gottes. Wenn es in diesem Leben nicht geschieht, wird es im nächsten oder übernächsten Leben geschehen oder danach. Es ist unerheblich, wann es geschieht – aber es wird geschehen. Das ist unvermeidlich. Wir sind nicht nur mit Gott in uns geboren, sondern auch mit der Fähigkeit, diesen Gott zu erfahren. Wir sollen diese Fähigkeiten anwenden und entfalten. Unsere Meditationen, unser Stil des Lebens, unsere Arbeit – all das führt hin zur Gotterfahrung. Unsere Arbeit und alles was wir tun, soll selbstlos sein: in Gott, für Gott, durch Gott!

rose

Das Unveränderliche im Veränderlichen erkennen

Bei einem alten Menschen ist die Jugend schon gestorben. Das Alter schreitet fort, und alles wandelt sich im Tod.

Das, was sich ändert, ist nicht wünschenswert.

Kein vernünftiger Mensch, keine Person mit der Gabe der Unterscheidungskraft wählt das Veränderliche, das Vergängliche, sondern das, was dauerhaft ist und immer bleibt: das, was unser Eigentum ist, was uns nicht fremd ist.

Der Körper ist solch ein fremdes Ding, er ist nur geliehen. Auch im Traum leiht man sich einen Körper, und nur für kurze Zeit.

Alles Geschaffene oder Geliehene vergeht, ist sterblich, trägt den Keim der Zerstörung schon bei seiner Entstehung in sich.

Wir sollen suchen, was unveränderlich ist, was unser wahres Eigentum ist, etwas, das uns niemand rauben kann. Wer sollte unsere Seele auch rauben, die das Licht des Lichts unseres Seins ist? – Niemand bekommt die Seele je zu fassen.

Keine Kraft oder Naturgewalt kann die Seele in uns berühren oder verletzen. Die Seele ist das Licht Gottes, das immer da war und immer bleiben wird.

Kein Erdbeben kann uns berühren, kein Feuer uns verbrennen! Über dieses Wesen in uns sollen wir beständig nachdenken. Es ist das Unendliche, Unveränderliche, unser wahrer, ewiger Besitz, die Gegenwart Gottes.

Wo hat diese Gegenwart ihren Sitz? – Sie wohnt in unserem innersten Herzen. Innerhalb des physischen Herzens gibt es noch ein Herz: das geistige Herz. Und in diesem ist das Licht Gottes. Dieses Sein ist Licht, ist Bewusstsein, und dieses Licht leuchtet in unserem inneren Herzen.

Das ist es, was wir erkennen und erfahren sollen. Die Erkenntnis dieses Lichts ist wahre Freiheit, Befreiung. Jede andere Freiheit ist eine falsche Freiheit. Man ist niemals frei: Man ist abhängig vom Wasser, von der Luft, von der Umwelt und vom Körper, auf den wir uns auch nicht verlassen können.

Wahre Freiheit liegt nur in der Erfahrung Gottes, in der Weisheit Gottes, in direkter Erfahrung dessen, was unsterblich, ewig, unendlich, unveränderlich und von allem unabhängig ist und das uns niemand stehlen kann.

Die Sonne im Herzen

In jedem Herzen ist eine Sonne. In der ganzen Schöpfung gibt es nur ein einziges zentrales Prinzip, und das ist Gott.

In jedem Herzen leuchtet eine Sonne, eine fantastische Sonne! Es ist die Sonne des Bewusstseins Gottes.

Schließe die Augen und öffne die Türe des reinen Herzens, dann erfährst du diesen wunderbaren Sonnenschein innen und außen! Du sollst diese Sonne in jedem Herzen verehren – im Herzen jedes Lebewesens.

rose

Was wir denken und tun, kommt auf uns zurück

Das ganze Universum ist ein Film, das ganze Leben ist ein Film. Was immer existierte und auch jetzt da ist, das ist die wunderbare Leinwand Gottes – die Wahrheit.

Es ist eine Gnade Gottes, wenn du fähig bist, nicht nur dieses Leben, diese Lebensgeschichte, dieses Universum, diese Welt, diese Berge, dieses Feuer, dieses Wasser, diese Leute zu sehen, sondern auch das, was sie in ihrem Dasein erhält, nämlich die Wahrheit, auf deren Hintergrund sich die ganze Geschichte des Lebens abspielt.

Wenn du beides siehst und dich nicht in diesem Spiel verlierst, hast du Gnade. Der Weise erkennt, dass das ganze Leben ein Film ist, eine Illusion, ein Spiel von Licht, Schatten, Lauten und so weiter. All diese Bilder und Laute erscheinen auf der Leinwand Gottes, der Göttlichen Wahrheit, und verschwinden wieder in diese hinein. Sie sind flüchtige Phänomene, die schnell vorübergehen; und was besonders zu bemerken ist: Sie berühren die Leinwand gar nicht, sondern lassen diese ganz und gar unverändert.

Wenn du dir aber der Tatsache bewusst bist, dass das alles nur eine Illusion ist, und dass das, was wirklich ist, die Leinwand, nämlich das Göttliche ist, das du ja selbst bist, dann nimmt das Weinen und Wehklagen ein Ende.

Länder werden überflutet, Eis bedeckt die Kontinente, Vulkane brechen aus und Erdbeben verwüsten ganze Länder. Solche Katastrophen sind schon zahllose Male geschehen. Jeder Schöpfungszyklus hat diese Merkmale; sie gehören zum Angesicht der Welt, und es wird sie auch in Zukunft geben.

Der Weise Gottes erkennt das Ganze als eine Illusion und bleibt unberührt davon. Die Leinwand brennt nicht, wenn im Film Wälder und Städte vom Feuer verzehrt werden, wenn Vulkane ausbrechen und die Erde bebt.

Es gibt Katastrophen, die nicht zur gewohnten Zeit eintreten, die kein Gesetz respektieren, die nicht erklärt werden können und auch nicht durch den Lauf der Zeit bedingt sind.

Wenn es täglich eine Mondfinsternis gibt, dann muss etwas entschieden falsch sein. Folgen Katastrophen zu schnell aufeinander und kommen zu viele auf einmal, dann kann irgendetwas nicht mehr stimmen. Es muss einen anderen Grund dafür geben als den Ablauf der Zeit, den Wechsel der Jahreszeiten oder die der ganzen Natur eigenen, periodischen Veränderungen.

Welche Ursachen können das sein? – Eine mögliche Ursache ist die Verletzung von Regeln und Gesetzen der Natur durch den Menschen. Sobald die Verhältnismäßigkeit verloren geht, blutet die Natur aus und als Ergebnis haben wir minderwertige Nahrungsmittel.

DasLeben wird immer künstlicher, neue Zivilisationskrankheiten breiten sich aus – es gibt Probleme auf allen Ebenen. Die Zivilisation, wie wir sie heute kennen, unterbindet die natürlichen Kreisläufe der Natur, verschmutzt Luft und Wasser, zerstört die regulierenden und ordnenden Kräfte der Natur. Allerlei Veränderungen im nationalen, sozialen Leben verursachen Missklänge und Disharmonien in der geistig-psychischen Atmosphäre, deren Auswirkungen sich auch auf die Natur erstrecken.

Der Mangel an Glauben von Seiten der Menschheit, die dem übermäßigen materiellen Erfolg entstammenden Formen von Blindheit und Verrücktheit, Ungerechtigkeit, Betrug in vielen Formen, das Übel ganz allgemein schlechter Lebensgewohnheiten – all diese moralischen Krankheiten des Menschen sind in unserer Welt zunehmend auf dem Vormarsch.

Die Diplomatie der Welt scheint unglücklicherweise ein Werkzeug in den Händen von Betrügern zu sein. Länder werden unter dem Deckmantel des Selbstschutzes mit Krieg überzogen, nationale Rivalitäten, Rassenhass, Mangel an Güte

– auch das sind einige der Ursachen, welche die großen Naturkatastrophen verursachen.

Die modernen Welttragödien und Katastrophen sind eine direkte Folge der Vorherrschaft von schlechten Gedanken und Gefühlen in den Menschen.

Alles, was in Herz und Geist der Menschen geschieht, hat einen gewaltigen Einfluss auf das ganze Universum.

Die Schwingungen dessen, was du denkst und fühlst, der guten und schlechten Taten, die du vollbringst, haften selbst nach Tausenden von Jahren noch an dem Ort, wo du dich zu jener Zeit aufgehalten hast, und ihre Ausstrahlung kann von sensitiven Personen gespürt werden. Alles, was aus deinem Herzen oder Gemüt aufsteigt, alles, was du mit deinen Händen oder deinem Körper tust, teilt sich sofort dem ganzen Kosmos mit.

Es gibt viele bedenklich stimmende, sehr negative Berichte aus den letzten zwanzig, dreißig Jahren, was die Zukunft der Menschheit angeht. Die Astrologen und Wahrsager, sowie auch viele Wissenschaftler sagen ständig große Katastrophen für die Menschheit voraus.

Es ist richtig, dass es viel Ungerechtigkeit, Elend, Unglück, Krieg und Disharmonie in der Welt gibt. Die Leute sind auf ein sinnliches Leben ausgerichtet und die Moral ist schlecht. Die modernen Vergnügungen sind zu zahlreich und destruktiv. Es findet sich schwerlich ein wirklich guter Mensch auf dieser Erde.

Für eine solche Welt lassen sich keine guten Zukunftsprognosen stellen. So viel ist sicher.

Da die kommenden Tage für die Welt schlecht aussehen, ist es für uns umso dringender, uns selbst in einem möglichst reinen Zustand zu erhalten und zu Mittlern zu werden, durch welche die Gnade Gottes für die Menschheit fließen kann. Wir müssen unsere innere geistige Kraft stärken, die ganze Menschheit als unsere Familie betrachten und Zentren der Kraft werden, von denen Frieden, Licht und Liebe in die Welt hinausstrahlen.

Wir müssen dies nicht nur der oben angeführten Gründe wegen tun, sondern auch, weil es für uns außerhalb der spirituellen Entwicklung keine Sicherheit, keinen Frieden und kein Glück geben kann.

Überall, wohin wir auch blicken, unterliegt das Leben schwersten und vielfältigsten Begrenzungen.

Nur jene, die den geistigen Pfad gehen und nach Gotterfahrung streben, sind von solchem Unglück ausgenommen.

Swami


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