ZWEIMONATLICH
Jahr 57
OFFIZIELLES ORGAN DES
DIVINE LIGHT ZENTRUMS
8400 WINTERTHUR SCHWEIZ
Juli/August 2025
Texte aus Ansprachen und Gesprächen von
Liebe erschließt uns alle Geheimnisse
Wir müssen eine Liebe zu Gott haben, die uns in den Blütenblättern der Rose das Antlitz Gottes schauen lässt, eine leidenschaftliche Liebe, unendlich viel größer und schöner als die Liebe zwischen Romeo und Julia.
So eine Liebe müssen wir haben, die uns Raum und Zeit vergessen lässt, die uns in jedem Blatt, in jedem Menschen, in jedem Ding, in jedem Wesen die unendliche Vollkommenheit erblicken lässt.
So ein Liebender ist ein Künstler, ein wirklicher Künstler!
So eine Liebe macht uns schön, vernünftig, weise und allwissend.
Liebe verleiht uns endlose Kraft. Eine hässliche Geschichte wird schön, wenn sie mit Liebe erfüllt ist.
Liebe ist ein wunderwirkender Talisman, ein alles umwandelnder Zauber, eine wunderbare Sache.
Die größte Wirklichkeit im Leben ist die Liebe.
Swami Omkarananda
Das Gemüt – der dunkle Schleier des Mentalen
Solange das Gemüt in irgendeiner Form besteht – als dein Körper, als die Welt um dich herum, als dein Name, als deine Erfahrung, deine Gedanken und Gefühle, als dein Gewahrsein, auf der Erde zu stehen –, solange kann es keine wahre Erfahrung Gottes geben. Wenn dein Gemüt das Wesen Gottes annimmt und aufhört, der Körper zu sein, mit dem du dich gegenwärtig identifizierst, und die Welt, die du um dich herum erfährst, dann hast du Gotterfahrung erlangt.
Sobald das Gemüt aufhört, so zu sein und die Form und das Wesen von Gottes Herz annimmt, wird es göttlich und hat eine wahre Erfahrung Gottes. Das Gemüt muss sich selbst vergessen, sich selbst als Körper vergessen, als alles, was es sieht, weiß und in der äußeren Welt erfährt, als seine Gedanken und Gefühle.
Bis dahin hast du keine wahre Erfahrung Gottes, du hast die Erfahrung deines Körpers, die Erfahrung der äußeren Welt, alle möglichen Erfahrungen, nur nicht die Erfahrung Gottes. Um eine wirkliche Gotterfahrung zu haben, muss das Gemüt aufhören, seiner selbst gewahr zu sein und nur noch als grenzenloses Licht, Gnade und göttliches Bewusstsein weiter bestehen.
Die ganze Schöpfung ist ein Gedanke im Geist Gottes, so wie die ganze Welt der Traumerfahrung im Geist des Menschen eine Manifestation der Gedanken oder des Bewusstseins ist. Wir leben – grundsätzlich betrachtet – tatsächlich in einer Welt der Gedanken. Diese materielle Welt ist in Wahrheit nichts anderes als eine Manifestation von Gedanken. Der Gedanke ist der große Herrscher in allen Erfahrungen und im Leben.
Schließe deine Augen und verehre das Göttliche in Gedanken. Weite dein Bewusstsein zu den Dimensionen des Göttlichen aus, und grüße und verehre überall, an jedem Punkt des großen, unbegrenzbaren Universums, die göttliche Gegenwart.
Die Menschheit beherrscht die Wissenschaft der Materie. Das Reich Gottes auf Erden naht, wenn die Menschen auch die Wissenschaft des Bewusstseins meistern lernen. Das Bewusstsein als solches in seiner Unendlichkeit ist Gott.
Das Reich in dir ist größer als das Reich außen. Nichts außerhalb deiner selbst ist so wunderbar wie das, was in dir liegt. Der Weise kennt sich selbst und das höchste göttliche Bewusstsein in seinem Inneren und ist deshalb sehr glücklich, friedvoll und machtvoll.
Der Durchschnittsmensch ist zutiefst unwissend in Bezug auf sich selbst. Alles rundherum kennt er, nur nicht sich selbst. Das ist der Grund für die Freudlosigkeit, für das Elend und die Verlorenheit des Menschen, wie er uns täglich begegnet.
Der Mensch kann vor dem Leben fliehen
Allem kann er entfliehen, selbst seinem eigenen Körper; doch Gott kann er nicht enfliehen – Gott, der das tragende Sein und Wesen, die Essenz in allem ist, auch in dem, der Ihm entfliehen möchte. Mit ihm, dem Entfliehenden, ist Gott gerade so gänzlich und unzertrennlich verbunden wie vor seiner Flucht.
Wir mögen eher Flüssigkeit vom Wasser, Hitze vom Feuer und Licht von der Sonne trennen als den Menschen von Gott.
Unter keiner Bedingung, unter gar keinem Umstand und zu keiner Zeit kann der Mensch von Gott, der der wahre und eigentliche Mensch im Menschen, das wahre Individuum im Individuum ist, losgelöst werden.
Warum nicht kühn dieser Wirklichkeit ins Auge sehen, von der wir doch nicht abgeschnitten werden können, von der es doch kein Entrinnen gibt und deren bewusste Erfahrung unser Leben unvorstellbar bereichert, es reich an Frieden, Licht, Kraft, Freude und Vollkommenheit macht? – Indem Gott das allgegenwärtige Sein und das ewige Jetzt, die zeitlose Gegenwart ist, können wir Ihn an jeglichem Ort jederzeit erfahren, und zwar gerade hier und in diesem Augenblick.
Betrachten wir den Menschen vom Standpunkt der höchsten Wirklichkeit, vom letzten Prinzip aus, dann gewinnen wir eine vollkommen neue Perspektive. Unser Blickfeld weitet sich. Neue Horizonte tun sich auf. Es eröffnet sich uns eine neue Schau des Menschen. Wir sehen ihn im rechten Licht, und wir gewinnen die Zuversicht, dass jede Herausforderung, mit der das Leben an uns herantritt, uns gewappnet findet, allen noch so schwierigen Umständen zu be-gegnen und aus ihnen als Sieger hervorzugehen.
Von ganz besonderer Wichtigkeit ist das Wissen um unser eigentliches Wesen, das stets im Hintergrund des Bewusstseins lebendig sein sollte – vor allem bei Personen, die in verantwortungsvollen Positionen stehen, z.B. an der Spitze einer Regierung, Verwaltung oder eines Unternehmens.
In diesem Zusammenhang gilt es, ein neues Verständnis für die sokratische Forderung nach Selbsterkenntnis zu gewinnen.
Die dringend nötige
Erkenntnis des Selbst
Sokrates war es, der im antiken Griechenland nach Art des delphischen Orakels mahnte: „Erkenne dich selbst!“
Wenn wir uns wirklich selbst erkennen, wird das Leben sehr viel leichter, und alle Angst verschwindet aus unserem Leben. Wir werden überraschender Möglichkeiten unseres Bewusstseins gewahr, die nicht nur unsere Probleme lösen, sondern wertvolle Qualitäten hervorgehen lassen. Diese werden als Attribut des inneren Bewusstseins offenbar.
Selbsterkenntnis ist von höchster Wichtigkeit, wenn unser Leben gemeistert werden soll. Unsere Arbeit und unsere Bestrebungen werden dann höchst erfolgreich, fruchtbar, schöpferisch und Freude spendend sein.
Selbsterkenntnis macht
das Leben reicher und löst seine Probleme
Das letzte und höchste Prinzip, das unendlich und ohne Grenzen ist – denn wäre es nicht grenzenlos, könnte es nicht den unbegrenzten Raum in sich enthalten –, ist im Innersten des Menschen in seinem eigentlichen und wesenhaften Sein zugegen. Es ist voller Möglichkeiten und Kräfte. In ihm liegt der Ursprung unserer Intelligenz, die Quelle von allem, was an Auswirkungen des Bewusstseins sichtbar wird.
Das Bewusstsein wiederum ist eines der wunderbarsten Prinzipien in der Konstitution des Menschen. Es ist unabtrennbar mit unserem inneren Wesen verbunden. Bewusstsein ist der große wunderwirkende Urgrund aller Intelligenz, aller schöpferischen Fähigkeiten und alles Vorzüglichen im Menschen.
Wundervoll wäre es, könnten wir im täglichen Leben, wo immer wir gehen und stehen, im Hintergrund unseres Bewusstseins ständig dieses Wissen wach halten. So könnte das Beste aus unserem inneren Wesen in Wirksamkeit versetzt werden, und unser Leben würde zu einem schöpferischen Phänomen voll guter Gedanken und Gefühle, das den ganzen Reichtum einer allumfassenden Liebe aus der Tiefe unseres Wesens heraus offenbart. Tatsächlich ist das Wissen um die letzte Wirklichkeit die Quelle aller nur denkbaren Vorzüge im Menschen. Seine Bedeutung lässt sich bei näherer Betrachtung nicht überschätzen.
Weisheit, die zur
Meisterschaft über alle
Lebensumstände führt
Unser Körper ist zwar der Zeit unterworfen, und alles innerhalb der Zeitprozesse ist dem Niedergang und Verfall ausgesetzt; dennoch trägt der Körper in sich dieses Sein, auch Existenz oder letzte Wirklichkeit genannt – das Unvergängliche. Die Erkenntnis und das Wissen darum, dass wir in unserem innersten Wesen, in unserer eigentlichen Essenz unvergänglich sind, ist nötig, um den Herausforderungen, denen der vergängliche Körper uns aussetzt, mit jener seltenen Heiterkeit gewachsen zu sein, die mit der Würde der menschlichen Vernunft in Einklang ist.
Der Mensch ist ein vernunftbegabtes Wesen, und es entspricht nicht seiner Würde, sich irgendeiner Sorge oder einem Unglück zu beugen, irgendeiner Anstrengung oder Pein zu erliegen. Es gibt kein Problem und keinen Umstand, der nicht durch Vernunft und Weisheit, durch gütiges Verstehen erfolgreich zu überwinden wäre. Güte aber tritt als Folge des Verstehens in Erscheinung.
Das unwandelbare,
unvergängliche Prinzip
im Menschen
Wir können uns selbst beobachten und sehen, wie Gedanken aufkommen und wieder versinken, Regungen sich erheben und wieder verklingen. Die Intelligenz in uns beginnt Abstand zu nehmen.
Sagen wir, da sei ein Problem. Wir erkennen es und bezeichnen es als groß oder klein, erheblich oder unerheblich. Was ist es, was hier in Wirksamkeit tritt? – Es ist Intelligenz. Sie beobachtet das Problem und ist verschieden von ihm, erhebt sich über alles, was Gegenstand der Beobachtung ist, beobachtet Gedanken, die auftauchen und wiederum verblassen.
Die beobachtende Intelligenz ist etwas anderes und Höheres als die Gedanken, die in uns aufsteigen, etwas Höheres als die Gefühle, die uns zu versklaven scheinen.
Dieses höhere Prinzip, die Intelligenz, zeigt an, dass wir eine Fähigkeit zur Selbsttranszendierung in uns tragen.
Wir sind mehr als der Körper, den wir bewohnen. Wir sind mehr als die Gedanken, die aufsteigen und versinken. Wir sind mehr als die Probleme, die sich erheben und wieder verschwinden. Wir sind mehr als alles, was wir durch unsere physischen Sinne begreifen.
Je größer und tiefer unsere Erkenntnis dieser beobachtenden und in nichts einbezogenen, immer reinen und lichten höheren Intelligenz in uns ist, umso mehr meistern wir das Leben und die Umwelt.
Die höhere Intelligenz in uns steht über allem, was wir beobachten, fühlen, erfahren oder besitzen können. Sie ist das transzendierende Prinzip in uns.
Nehmen wir einmal an, wir hätten Schmerzen in der linken Hand. Wir sagen: „Hier, in meiner linken Hand fühle ich Schmerz.“ Der Schmerz ist das eine, und die beobachtende Intelligenz, die uns vom Schmerz berichtet, ist das andere. Sie befindet sich im Hintergrund. Sie ist unberührt vom Schmerz. Sie wird vom Schmerz nicht überwältigt.
Was ist diese Intelligenz, die nicht einbezogen ist in den Schmerz und die zu unserer Erfahrung wird? Was ist diese Intelligenz, die nicht in den Gedanken einbezogen ist, der aufkommt, diese Intelligenz, die aber mit dem Gedanken nicht wieder verschwindet? – Sie ist etwas Unabhängiges, sie ist unberührbar wie der Raum selbst.
Der Raum kann niemals brennen, er kann auch sonst nicht verunreinigt oder zerstört werden. Wir können zwar die Luft verunreinigen, doch der Raum ist zu subtil, als dass er zerstört, verunreinigt oder auch nur zerteilt werden könnte. Niemand kann ihn verbrennen, ihm schaden. Er ist das subtilste Prinzip. Er ist über alle Verunreinigungen und Begrenzungen erhaben.
Subtiler als der Raum ist die höhere Intelligenz in uns. Die Intelligenz nimmt keinen Raum ein. Die Intelligenz in uns ist selbst ein Produkt, das heißt, eine teilweise Offenbarung dieses Bewusstseins im Hintergrund, das eins ist mit der unvergänglichen inneren Existenz in unserem vergänglichen Körper. Bewusstsein ist subtiler als Intelligenz. Als das Subtilste alles Subtilen ist es lichtvoll, unvergänglich, ewig. Es enthält in sich alle Kräfte und Mächte.
Die besten Gedanken der größten Philosophen, die besten Regungen und Gefühle der größten Poeten der Welt wie Dante, Shakespeare, Homer, die Werke der größten Musiker wie Beethoven und Bach – ganz gleich, in welcher Kultur oder Zone der Welt sie auftraten – sie alle sind im Bewusstsein in uns latent zugegen. Das Bewusstsein ist der Wunderwirker in uns. Es ist ewig, unzerstörbar, zeitlos.
Struktur und Kraft
des Lebens beruhen auf
Selbsterkenntnis
Weil dieses Bewusstsein in uns ist, lässt sich sagen: Der Mensch ist eine zeitlose Wirklichkeit in einer vergänglichen, zeitgebundenen, physischen Form.
Wenn wir diese Hintergrunderkenntnis in uns tragen, werden wir in der Lage sein, den schwerwiegenden Herausforderungen des Lebens zu begegnen und den ernsten und zunehmend größer werdenden Problemen in der Lenkung eines Staates oder eines großen Wirtschaftsunternehmens gewachsen zu sein. Wir werden von innen heraus überraschende Möglichkeiten finden, um still und friedvoll zu bleiben, während wir die Situationen meistern und die Herausforderungen bewältigen, die uns aus unseren Aufgaben, wie aus dem Leben selbst erwachsen.
Es befindet sich also eine selbsttranszendierende Fähigkeit, ein zur Selbsttranszendenz befähigendes Prinzip in uns: diese höhere Intelligenz. Dieses Bewusstsein steht als Beobachter hinter dem Wirken unseres Verstands, hinter unserer Wahrnehmungs- und Koordinationsfähigkeit. In ihm liegt die eigentliche Herrlichkeit des Menschen. Der Mensch ist selbst jene Wirklichkeit im Hintergrund. Er ist nicht der vergängliche Gedanke. Man kann jetzt, in diesem Augenblick, ganz alltägliche Gedanken denken, im nächsten aber glänzende Einfälle haben, und einen Augenblick später dann noch wunderbarere Gedanken von großer Tiefe. Gedanken kommen und gehen. Der Mensch ist mehr und höher und weiter als alle Gedanken.
Die schöpferischen
Möglichkeiten des höheren Bewusstseins in uns
sind unbegrenzt
Betrachten wir das Bewusstsein in uns selbst einmal genauer: Im Traumzustand oder im Zustand der Inspiration, in dichterischer Erhebung, in wissenschaftlichem Erkennen, in philosophischer Vertiefung, im schöpferischen Nachdenken eines Staatsmannes dürfen wir erhobene Zustände des Bewusstseins erblicken. In ihnen treten herrliche schöpferische Einfälle und Gedanken zutage, die dem Menschenleben neue Impulse verleihen, nicht nur dem Leben des Einzelnen, sondern dem der Gesamtheit.
Wir stellen also fest, dass wir Verkörperungen einer grenzenlosen Existenz sind, deren grundlegendes Kennzeichen Bewusstsein ist.
Und Bewusstsein wiederum trägt selbst jede nur denkbare Kraft und Macht in sich, jedes nur denkbare Wunder und jede Fähigkeit und Vorzüglichkeit. Führen wir uns als Beispiel nur die Wunderwelt vor Augen, die wir im Traum erschaffen können. Sie kann voll duftender Blüten, herrlicher Berge sein. Der Träumer schwimmt in einem See. Wer hat all das erschaffen? – Das träumende Bewusstsein. Es kann Duft und Reichtum, Schönheit, Personen und alles nur Denkbare erschaffen.
Bewusstsein wird allerdings auch noch in anderen Zuständen als im Traumzustand wirksam. So bekommen wir in kontemplativen Zuständen Kontakt mit dem innersten Bewusstsein. Der Mensch erkennt dann mehr von den Wundern, die es in sich birgt. Bewusstsein trägt Licht in sich und leuchtet aus sich selbst, ebenso wie Intelligenz ihr eigenes Licht in sich trägt. Wir können die Augen schließen und dennoch Bern vor uns sehen oder Berlin! Wir können uns auch mit geschlossenen Augen alles vorstellen, was wir wollen. Wir erblicken ein Objekt im Licht der Intelligenz, deren Wesen selbst ja Licht ist. Noch viel mehr gilt dies hinsichtlich des Wesens jenes Bewusstseins, das der Ursprung aller Intelligenz ist.
Bewusstsein leuchtet aus sich selbst hervor, ist zeitlos und unzerstörbar, ist das subtilste Prinzip, subtiler als Raum, erschafft seine eigene Zeit und seinen eigenen Raum, was sich am Beispiel des Traums leicht illustrieren lässt.
Ein Träumer kann in zwei Minuten sechzig Erdenjahre durchleben, vielleicht sogar mehrere Erdenleben im Traum erfahren. Das heißt, dass das Bewusstsein im Menschen seine eigenen Zeitraumordnungen erschafft und für die eigene innere Erfahrung ein ganzes Leben aus sich entrollt.
Lebensphilosophie ist für den Einzelnen wie für die Gesellschaft unerlässlich
Kein Wunder, wenn die griechische Philosophie oder die europäische Dichtung den Menschen als ein Wunder darstellt, als das Maß aller Dinge und als die Krone der Schöpfung! Die eigentliche wesentliche Würde des Menschen sollten wir recht erkennen!
Selbst für eine Ordnung des Gemeinschaftslebens wie die demokratische, ist ein geistiger Hintergrund nötig, eine Vision; und erst das Wissen um das eine Prinzip, das in allen Wesen wohnt, macht es möglich, ein wirklich guter Demokrat zu sein. Ein solches Erkennen nämlich bekleidet den Menschen mit unendlicher Würde, ohne Rücksicht auf die Rolle, die er im Leben spielt, ohne Rücksicht auf Beruf und Stand.
Das Erkennen der göttlichen Wirklichkeit in uns, das Wissen um den letzten Seinsgrund in uns, um das höchste Bewusstsein, das ist es, was dem Menschen höchste Würde verleiht. Es ist in jedem.
Das Eine in den Vielen
Es ist nicht das Vielerlei in vielen Menschen, worauf es ankommt, sondern es ist das eine Prinzip, das in allen Menschen wohnt, was zu beachten ist. Ebenso kann das Bewusstsein oder die Existenz als Gott in jedem Menschen theologisch umschrieben werden, weshalb unsere Möglichkeiten die Möglichkeiten der höchsten Wirklichkeit sind.
In den gegenwärtig bestehenden Begrenzungen liegt nichts Unvermeidbares. Wenn einige von uns glauben, wir seien Gefangene unserer Schwächen, eingefangen in endliche Begrenzungen, täuschen sie sich. Nichts Unvermeidliches oder Endgültiges liegt darin. Wir können über all das hinausgelangen durch wachsende Erkenntnis, durch sich vertiefende Liebe, durch sich weitende Weisheit, durch einigendes Verstehen oder durch die wachsende Fähigkeit, mit unseren Aufgaben zum Wohl des Ganzen erfolgreich umzugehen, sei es in einer Firma in leitender Position oder als Präsident eines Staatswesens. Wir können unsere Aufgaben auf eine ungewöhnliche und höchst verdienst- und sinnvolle Weise bewältigen.
Unsere Möglichkeiten sind unbegrenzt. Man schaue sich die Größe und Würde eines wahrhaft denkenden Menschen an, der über die nötige Vernunftkraft verfügt und dessen durchdringende Intelligenz den Vorstoß zum Urgrund allen Seins, zu der allem zugrunde liegenden Gegebenheit wagt. Welche Würde und Freude ist ihm doch eigen! Keine Sorge befällt ihn und kein Problem macht ihn schwach.
Darum konnte auch Plato als einer der Größten unter den Philosophen sagen, dass Könige Philosophen sein sollten, und Philosophen Könige oder Staatsmänner.
Alle, die eine schwere Verantwortung tragen, wie Staatsmänner oder sonstige Führungspersönlichkeiten, brauchen ein Wissen um das höchste Prinzip, ganz besonders in schwierigen Zeiten, denn nur so ist es möglich, friedvoll, ruhig, wach und klar im Kopf zu bleiben, um herausfordernde Situationen zu bestehen.
Das Leben wird erst dann reich und erfüllt, wenn wir dieses Erkennen der letzten Wirklichkeit im Hintergrund haben.
Je inniger wir diese letzte oder höchste Wirklichkeit erkannt haben, desto besser ist es für uns! Deshalb wollte Plato Philosophen als Könige haben. Jeder Mensch kann ein Philosoph sein, wenn er seine Vernunft richtig einsetzt und das letzte, höchste Prinzip in sich und im ganzen Universum ausfindig machen kann!
Philosophische Reflexion erhebt und bereichert das praktische Leben und schenkt ihm großen Reichtum an Weisheit, Frieden, Freude, Kraft und Stärke. Jeder, der seinen Verstand richtig nützt und über die engen, nahe liegenden Interessen hinauszublicken fähig ist, kann als Philosoph gelten.
In diesem Sinne philosophisch zu sein ist wichtig im Leben, ja es ist eine praktische Notwendigkeit, die dem Menschen aber schon mitgegeben ist, sind wir doch unserem Wesen nach organisch mit dieser letzten höchsten Wirklichkeit verbunden. Deshalb ist es ganz natürlich, ja unvermeidlich für uns, dass wir in diesem Sinne philosophieren, was heißt, wir sollen rational sein und tiefer nachdenken. Aus diesem Grund sollte die philosophische Reflexion bewusst geübt und entfaltet werden. Selbsterkenntnis ist also an sich etwas dem Menschen Natürliches, ja sie drängt sich ihm auf.
Ein wenig philosophische Einsicht ist wichtig für jeden, der eine Führungsrolle im Staat oder in der Wirtschaft innehat. Wird dann der Führungspersönlichkeit noch die Dimension einer fundamentalen Selbsterkenntnis hinzugefügt, ergibt sich eine Führung, die voller Kraft und nicht so leicht umzuwerfen ist, die dem Druck der Gegebenheiten und Umstände nicht so leicht nachgibt, sondern die Umstände von innen heraus überwindet und die verschlungene Problematik entschlüsselt und auflöst.
Selbsterkenntnis ist für sichere Führung unerlässlich – für das Geschick des Einzelnen wie auch einer Gesellschaft oder Nation
Es ist meine persönliche Überzeugung, dass es für Führungskräfte unerlässlich ist, diese Dimension der grundlegenden Selbsterkenntnis der Persönlichkeit hinzuzufügen und sie auf diese Weise zu bereichern, damit sie den Anforderungen und Mühen gewachsen sind, damit die im Inneren verborgen liegenden kreativen Fähigkeiten entfaltet werden und die anstehenden Aufgaben und Arbeiten besser gelingen können.
Die gesamte äußere Schöpfung, die entferntesten Sterne sind in uns selbst!
Weil wir jedoch in der Verblendung des Nichtwissens befangen sind, fern von der Erfahrung des Einsseins mit dem Göttlichen, erfahren wir eine Welt der Objektivität.
Solange der Mensch sich als Körper versteht, erlebt er die Dinge als außerhalb seiner selbst. Sobald er sich als reines Bewusstsein erkennt, weiß er, dass er alle Dinge in sich trägt!
Persönlichkeit und Individualität
Persönlichkeit ist ein Begriff, der sehr unterschiedlich verstanden wird. Wenige scheinen den feinen Unterschied zu verstehen und auch zu betonen, der zwischen den Begriffen Persönlichkeit und Individualität existiert. Meistens werden diese zwei Begriffe sogar von hervorragenden Denkern verwechselt.
Die Persönlichkeit ist nicht der Repräsentant des Individuums im Menschen; sie ist eher eine Maske des Individuums als das Individuum selbst. Die Persönlichkeit setzt sich zusammen aus den äußeren mentalen, moralischen und materiellen Ausdrucksformen des Individuums, während die Individualität der Zustand ist, ein Individuum zu sein.
Die Gesamtheit der mentalen Eigenschaften und die moralischen, künstlerischen oder physischen Charakteristika, die das Individuum überdecken, ergeben die Persönlichkeit, die sich auf das Verhalten, den Charakter oder die Erscheinung einer Person bezieht.
Die Persönlichkeit mag gespalten oder eine doppelte sein, das Individuum aber ist immer ein Einzelnes. Das Individuum ist etwas, das als eine einzige unteilbare Wesenheit existiert. In der Feststellung: „Du bist nicht mehr der, der du einmal warst!“ bezieht sich der Begriff „du“ auf das Individuum, welches das immer gleiche Prinzip im Menschen darstellt, und das „nicht mehr der, der du einmal warst“ auf die Persönlichkeit.
Und in dem Satz: „Fred, du bist wie Thomas geworden“ bezieht sich der Begriff „du“ auf das unwandelbare Individuum und „zu etwas anderem werden“ oder „zur gleichen Zeit wie zwei Personen sein“ auf die Persönlichkeit.
In allen Menschen ist ein doppeltes Element enthalten: Eines ist die innere und spirituelle Wesenheit, die man Individuum nennt, das andere die äußere, veränderliche Erscheinung, Persönlichkeit genannt. Persönlichkeit ist eine Gestaltwerdung, der Individualität übergestülpt; es ist eine Oberflächenausformung auf der Grundlage des Individuums.
Wenn wir sagen, der eine sei eine Persönlichkeit, der andere nicht, dann meinen wir damit nicht, dass dieser andere nicht existiere! Der letztere ist genauso lebendig wie der erstere, nur hat er keine besondere Persönlichkeit ausgebildet.
Ein reicher Mann ist eine Persönlichkeit, ein Professor ist eine Persönlichkeit, der Präsident eines Staates ist eine Persönlichkeit, aber ein Bettler ist zumeist keine Persönlichkeit, obwohl er ein Individuum ist.
Einige Leute meinen, dass Persönlichkeit Individualität sei und Individualität Persönlichkeit. Das, was eine Person von einem Ding unterscheidet und eine Person von einer anderen, das ist die Persönlichkeit.
Im allgemeinen Sprachgebrauch bezieht sich der Begriff Persönlichkeit auf den Körper. Wenn ein Mensch groß ist, eine gute Erscheinung und ein schönes Aussehen hat, wenn sein Gesicht fein geschnitten ist, dann sagen wir, das sei eine bezaubernde Persönlichkeit!
Wenn jemand fähig ist, andere zu beeinflussen, dann sagen die Menschen, sie oder er sei eine starke Persönlichkeit. Wenn jemand ängstlich und schüchtern ist, sprechen wir von ihm als einer schwachen Persönlichkeit und fügen hinzu, dass er seine Persönlichkeit noch entwickeln muss.
Individualität kann nicht entwickelt werden, sie ist die schon existierende Tatsache. Persönlichkeit zählt viel in der Gesellschaft, hat Wert für den Erfolg im Leben. Auf allen Gebieten der menschlichen Beziehungen ist die Persönlichkeit von großer Bedeutung.
Der Begriff Persönlichkeit (die mentale Person) kommt aus dem Lateinischen „persona“, die Maske. Sie ist das, was ein Individuum sich „aufsetzt“ oder aneignet. Persönlichkeit ist jenes besondere Bewusstsein, das den physischen Körper oder die mentale Eigenart betrifft. Herr oder Frau Soundso ist eine Persönlichkeit. Körperliche Größe, Schönheit, Statur – diese und ähnliche Merkmale gehören zur Persönlichkeit. Einer ist ein Bürgermeister, der andere ein Schriftsteller, wieder ein anderer ein Arzt – all diese Attribute kennzeichnen die Persönlichkeit.
Der Tod zerstört die Persönlichkeit, aber der Tod kann die Individualität nicht auslöschen. Die Individualität ist eine eigenständige und von der Persönlichkeit verschiedene Existenz. Sie ist etwas jenseits unseres physischen Selbst, jenseits unseres intellektuellen Selbst. Sie hat keine Beziehung zu unserer Persönlichkeit. Das „Ich“ in einer Person ist das Individuum, und sein oder ihr „Mein“(psychologisches Ich) ist die Persönlichkeit. Individualität ist Ich-Bewusstsein, das Empfinden, „Ich“ zu sein. Es ist ein ununterbrochener Strom. Es ist das ununterbrochene Fortbestehen eines einzigen Gedankens, des „Ich-Gedankens.
Alle anderen Gedanken gruppieren sich um dieses „Ich“: Ich war ein Junge. Ich bin ein Mann. Ich esse. Ich trinke. Ich spreche. Ich war in Amerika. Ich habe im Fluss gebadet. Ich habe einen Film gesehen.
Dasselbe „Ich“ ist durch all diese verschiedenen Erfahrungen gegangen. Das „Ich“ ist der Bewohner dieses Körpers. Es ist dasselbe in der Kindheit, in der Jugend und im Alter.
Die Persönlichkeit verändert sich, aber die Individualität, das Empfinden des „Ich“ kann sich nie ändern, weil dieses Ich-Empfinden stets da ist, welche unterschiedlichen Masken man auch im Lauf der Zeit tragen mag. Sogar in Träumen verliert man den Halt am Ich-Empfinden nicht. Hätten wir dieses Ich-Empfinden nicht auch im Tiefschlaf, könnten wir uns nicht daran erinnern, dass wir gut geschlafen haben.
Wenn das menschliche Gemüt durch eine lang geübte geistige Disziplin erleuchtet ist, geht die Individualität in der Universalität auf, man erkennt das wahre Wesen des eigenen inneren göttlichen Seins, des unendlichen Selbst.
der Anfang der Spiritualität
Das hohe spirituelle Leben beginnt erst auf der supramentalen Ebene. Es beginnt erst, wenn man Beziehungen mit der transzendenten Dimension in allem offenbar Gewordenen hat, das heißt, nachdem man kosmisches Bewusstsein erlangt hat.
Solange der Mensch an Körper und Umweltbewusstsein, an die materielle Welt gebunden ist, ist er nicht wahrhaft spirituell, nicht wahrhaft geistig, sondern vom Dualitätsbewusstsein geprägt und geleitet, erfährt er Vielheit statt Einheit, hat er keine Erfahrung des Einen im Vielen.
Wahres spirituelles Leben beginnt erst auf der kosmischen Ebene. Wenn der Mensch nicht mehr in Bezug auf seinen Körper, seinen Namen, seine Stellung, seine Erziehung und Bildung, seinen kulturellen Hintergrund und seine Rasse denkt, sondern in Bezug auf das transzendente Sein in allen Wesen, allen Dingen, überall im Kosmos, dann erkennt, fühlt und erfährt er mit dem Licht der göttlichen Intelligenz in sich, mit demselben Licht, das auch in Sonne und Sternen ist.
Er erkennt, dass die sichtbare Schönheit in der Natur und im Kosmos eine Widerspiegelung der Schönheit des Selbst, des göttlichen Geistes in ihm ist. Er erkennt, dass die Macht, die von außen kommt, um ihn anzugreifen, seine eigene Macht und in ihm selbst ist.
Er erkennt, dass der Atem, der in seine Nase einströmt, derselbe ist, der durch die Nase von Billionen Geschöpfen strömt und schon vor Jahrmillionen Menschen belebte. Er erkennt, dass die Liebe im Herzen der ganzen Menschheit und der ganzen Natur dieselbe ist wie die Liebe in seinem Herzen.
Er erkennt, dass die unwandelbare, ewige, zeitlose Wirklichkeit in ihm, die hinter seinem beobachtenden Bewusstsein steht, auch in allen Wesen ist.
Er identifiziert sich so sehr mit dem göttlichen Geist im ganzen Kosmos, in allen Geschöpfen groß und klein, dass er völlig kosmisch denkt, fühlt, handelt, lebt. Er hat kosmisches Bewusstsein erlangt.
Wie ist das Göttliche in allen Wesen zugegen? – Nicht als eine Zelle unter den Millionen Zellen des Gehirns, sondern als eine subtile Essenz, ohne die keine Zelle Leben hat.
Das Göttliche ist in allen Wesen als die subtilste Essenz, die unsichtbare, suprasubtile, allschöpferische Essenz gegenwärtig, die Bewusstsein, Wahrheit und letzter Zeuge ist.
Im kosmischen Bewusstsein haben wir die unmittelbare, bewusste Erfahrung desselben Bewusstseins, desselben Selbst in allem, was für uns im Kosmos sichtbar ist.
In diesem hohen Bewusstseinszustand erfahren wir das göttliche Selbst, das „Ich bin“, die Wirklichkeit, das göttliche Sein, das die Quelle von allem ist, Grundlage und Kulminationspunkt aller Manifestation. Tatsächlich scheint die ganze Schöpfung um dieses zentrale „Ich bin“ zu kreisen, an dieses schöpferische Prinzip gebunden zu sein.
Wie die Planeten um die Sonne, so kreist die ganze Schöpfung um dieses zentrale „Ich bin“. Der Baum sagt: „Ich bin“, der Vogel sagt: „Ich bin“, der Stern sagt: „Ich bin“, alles und jedes sagt: „Ich bin“, weil alles ist.
Wo immer wir uns befinden, ob allein oder unter Menschen, wir wissen, dass wir sind. Etwas tief drinnen in uns sagt: „Ich bin“, und das „Ich bin“ in dir, das „Ich bin“ im Baum, in allen Wesen, ist ein und dasselbe. Es gibt nur ein einziges „Ich bin“, und dieses ist die Grundlage aller Erfahrung.
Dass du bist, ist die erste Tatsache in diesem Selbst-Gewahrsein. In dieser Erkenntnis, dass du bist, liegt die Wahrheit. In unserem unbedeutenden, vergänglichen Körper, unserem Namen, unserer Ego-Persönlichkeit sind wir verschieden voneinander, sind wir von allem getrennt. Doch das „Ich bin“ in allen ist ein und dasselbe.
Darin sind wir eins mit allem. Das Ego, das Körperempfinden, der Name, die Form sind Ursache unserer Begrenzungen und Probleme und der Grund allen Unglücks, aller Disharmonie. Der normale Mensch betrachtet sich immer in Bezug auf seinen Körper, seinen Besitz, auf das, was er an der Oberfläche hat oder nicht hat, zu sein und zu haben scheint.
In dieser kleinen menschlichen Persönlichkeit, in diesem Körperbewusstsein ist jeder Mensch ein Sünder, abgeschnitten von der Wahrheit, die in jedem und allem zugegen ist. Im „Ich bin“ sind wir alles, sind wir eins mit der ganzen Schöpfung. Im „Ich bin“ ist Alpha und Omega, im „Ich bin“ ist jeder das Alpha und Omega.
Jener, der – obschon im Körper lebend – voll bewusst in diesem „Ich bin“ verwurzelt ist, kann als Weiser, als Mystiker bezeichnet werden. Für ihn, der kosmisches Bewusstsein erlangt hat, ist die ganze Natur durchpulst von diesem Selbst, diesem „Ich bin“, denn jedes Phänomen birgt in sich selbst die Gegenwart des noumenalen Selbst.
Dieses göttliche Selbst oder Sein ist das schöpferische Prinzip, das alles ins Dasein gebracht hat, alle Universen und was sich in ihnen befindet; und es ist daher auch in allem mit all seinen Vollkommenheiten gegenwärtig.
Jeder Mystiker oder Weise erkennt das „Ich bin“ als das All in allem: ungeteilt und ewig, allgegenwärtig, unendlich, das Eine im Vielen – und dass die Vielen in dem Einen sind. Er weiß auch, dass dieses Eine überall ist, im Stoff, im Raum, in allen Wesen und Dingen. Es allein ist, und obwohl in allem und als alles zugegen, ist es doch nicht das Viele, sondern das Eine!
Er weiß, dass nur ein Sein überall ist – das göttliche Sein. Er erkennt die ganze Schöpfung als eine Manifestation der göttlichen Intelligenz in der göttlichen Intelligenz, und überall nimmt er das Wirken dieser göttlichen Intelligenz wahr.
Er erkennt sich selbst in seinem innersten Wesen als eine Manifestation und Gestaltwerdung der höchsten Intelligenz, des göttlichen Seins.
Er weiß, dass die vielen Dinge, die er sieht, zeitliche Gestaltungen ein und desselben gestaltlosen göttlichen Seins in seinem eigenen Selbst sind, das das Selbst des Göttlichen ist, und dass sie strukturell miteinander verbunden sind.
Er erfährt dies, daher kann er sagen: Der ferne Stern ist strukturell mit mir verbunden; ein winziges Tierlein irgendwo im australischen Busch oder in den Meerestiefen steht mit mir in struktureller Beziehung. Der Mond und die Sonne, die Planeten, die Wolken, der Wind, die ganze Menschheit, alles sind Strukturen, die mit mir in Beziehung stehen, und ich bin in Beziehung mit ihnen. Sie alle haben teil an der unendlichen Stille, dem Frieden und dem schöpferischen Bewusstsein, aus dem auch ich gebildet bin.
Als Beispiel möge der ‚Sonnengesang‘ des heiligen Franziskus von Assisi dienen, um klar zu machen, wie stark dieser Heilige das Einssein aller Dinge erfuhr!
Alle Sorgen und Ängste der Menschen, all ihre Freuden und Leiden, all ihr Gutes und Böses sind nur zeitweilige Strukturen, die in ständiger Veränderung begriffen sind.
Sie hören auf zu bestehen, sobald wir des einen göttlichen Prinzips, des einen unendlichen Geistes, des Selbst in allem gewahr werden.
Das Selbst wird transzendent genannt, weil es größer und weiter als das Universum ist, das ganze Universum transzendiert und dennoch auch im Universum enthalten ist.
Dieses transzendente Selbst ist das höchste Subjekt, die Substanz an sich, aus der Zeit und Raum bestehen. Es ist all das, was erschaffen ist, und dennoch auch etwas, das über alles hinausreicht, also transzendent ist und durch nichts Erschaffenes berührt werden kann.
Es ist unendlich, unbegrenzt, absolut, vollkommen, über alles schön. Seine unendliche göttliche Intelligenz drückt sich in winzigem Maße durch die Intelligenz des Menschen aus, und seine unendliche Liebe ist in bescheidener Weise im Herzen einer Mutter wirksam.
Es ist ein allgegenwärtiges Sein, dessen transzendierendes Wesen überall ist. Es ist eine allwissende Wirklichkeit, deren allsehendes Auge überall ist. Es ist Bewusstsein, das unbegrenzt und allvollkommen ist. Es ist die transzendente Realität, welche die Grundlage aller Mächte, Kräfte, Energien des Werdens und Bestehens des Universums ist. Es ist der Ursprung aller Formen von Erkenntnis und Wissen. Es ist die unendliche, universale, zeitlose göttliche Wirklichkeit, ein allwissendes Gewahrsein, das auf alles anspricht, reagiert. Es ist unendliche göttliche Liebe.
Die beste Beschreibung Gottes oder des göttlichen Bewusstseins oder des transzendenten Selbst ist Glückseligkeit. Da die Welt durch das Göttliche in Erscheinung trat und von Ihm in Ihm erhalten wird, vibriert jeder Punkt des Raums mit Freude, mit unendlicher Freude.
Es gibt weder einen Punkt im Universum noch in der transzendenten Wirklichkeit, in dem diese Glückseligkeit nicht in all ihrer Unendlichkeit gegenwärtig wäre!
Glückseligkeit ist tief in uns selbst vorhanden, ist das höchste Bewusstsein in uns selbst, das wahre Kennzeichen der Einheit von Bewusstsein und Sein in uns! Daher bedeutet das Erkennen unseres transzendenten Selbst zugleich auch das Erlangen höchster Seligkeit.
Kosmisches Bewusstsein ist einer der Zustände göttlicher Erfahrung. Dieser geistige Zustand, in dem wir das immanente Selbst in uns, im Universum, in allen Dingen erfahren, ist seinerseits noch nicht die höchste Erfahrung, denn selbst da gibt es noch Dualität: nämlich jemanden, der sich des inneren Erfahrenden und der Erfahrung selbst bewusst ist: das Ich. Jenseits davon liegt der transzendente Bewusstseinszustand.
Wenn sich die innere Stille vertieft und das Ich sich in diesen Erfahrenden hinein auflöst, dann bestehen wir nur noch als reiner Erfahrender.
Wir sind zum Erfahrenden geworden. Dann erst sind wir in den transzendenten Bewusstseinszustand eingegangen, in dem der Meditierende, das Objekt, über das meditiert wird, und der Meditationsvorgang eins werden. In anderen Worten: Es ist jener Zustand, in dem der Erkennende, der Erkenntnisprozess und das Erkannte ein und dasselbe sind. Dann erst haben wir volle Selbstverwirklichung; dann erst gewinnen wir unseren eigentlichen Zustand zurück, existieren als unser wahres Selbst! Das ist die vollkommene Erfahrung.
In diesem höchsten Bewusstseinszustand ist man im Unendlichen fest verankert. Keine Weltwahrnehmung als etwas von einem Getrenntes ist mehr vorhanden, kein Gegenstand, nicht einmal Gott als Schöpfer. Hier sind wir am Kulminationspunkt aller Erkenntnis und allen Lebens, aller Existenz angelangt. Das ist die Wissenschaft der höchsten Wirklichkeit.
Auf dieser Stufe des transzendenten Bewusstseins werden wir ins Herz und Sein der höchsten Gottheit zurückgeholt und erfahren die Einheit mit der Gottheit.
Unser Wesen wird zum Wesen der göttlichen Wirklichkeit. Wir erschauen das Universum mit den Augen des Göttlichen. Wir begegnen in jedem Menschenherzen der Gottheit. Wir werden zur göttlichen Persönlichkeit, die unaufhörlich umwandelndes göttliches Licht ausstrahlt.
Alles in uns ist sublimiert und umgewandelt in göttliche Natur und Wesensart. Gottes Sein und Leben beginnen durch uns zu wirken. Wir sind am Ziel der Evolution angelangt.
Alles in allem
Die Erfahrung dieser Art von Auflösung der menschlichen Individualität und deren Aufgehen im unendlichen All wurde einigen der größten Mystiker und Weisen gewährt. Einer von ihnen fasst diese Erfahrung in kurzen Worten zusammen: „Sobald ich meine Augen schließe, höre ich auf, die Welt zu erfahren. Ich ziehe mich in einen kontemplativen Zustand zurück, in dem ich mich wie der Eisberg unter der warmen Sonne in das unendliche All-Ganze auflöse, und es folgt die unbeschreibliche, grenzenlose Freude, mich selbst als das unendliche ‚Alles‘ zu erkennen. Alles ist Ich – Ich bin alles. Nichts ist außer diesem Ich, dieser unendlichen Wirklichkeit, dem Königreich Gottes, dem Selbst, der Seligkeit der höchsten Wahrheit.“
Selbst-Verwirklichung oder Einheitserfahrung
Selbst-Verwirklichung oder Einheitserfahrung geht im Bruchteil eines Augenblicks vor sich. Wenn unser Wesen vorbereitet ist, leuchtet plötzlich die Erkenntnis des Selbst auf. In dieser Licht-Erfahrung löst sich der persönliche Bereich des individuellen Selbst in das universale Selbst, den letzten Erfahrenden, auf.
Dieser Erfahrende steht nur für die erste Person Einzahl, nämlich „Ich“. Er ist ein Erfahrender ohne ein Erfahrungsobjekt, ohne einen Vorgang der Erfahrung.
Er ist völlig und vollkommen in sich selbst. Das ist alles. Er ist einfach da, bloße Existenz, reines Sein. Nichts befindet sich in diesem reinen Sein, es ist eines ohne ein zweites: unendlich, absolut, ohne Erfahrungsobjekte, und dennoch – oder gerade deshalb – voll von reinster Seligkeit, Frieden und Schönheit.
Der so Erfahrende erfährt die Wirklichkeit als Wirklichkeit in der Wirklichkeit und geht in dieser Wirklichkeit auf – doch nicht im Sinne eines Verlustes von etwas, sondern eines Einswerdens mit dieser Wirklichkeit. In dieser Erfahrung ist Bewusstsein in vollkommenster Vereinigung mit Sein.
Die Seele ist von all ihren Begrenzungen frei geworden und eins mit dem Selbst, dem Seher.
Da sie zum Selbst geworden ist, kann sie in der Welt auch Individualität annehmen und Werke ausführen, kann die Welt erfahren und in dieser Welt die Erhabenheit, die Größe, das Licht, das Glück und den Frieden des Selbst zum Ausdruck bringen.
Wichtig: Während der Erfahrung selbst hat sie kein Bewusstsein von sich als individueller Wesenheit mit Begrenzungen, es herrscht nur das Bewusstsein vom Selbst als unendliches Individuum ohne Grenzen. Auch nach der Selbstverwirklichung besitzt die Seele wohl eine Individualität, aber es ist eine unendliche Individualität. Auf diese Weise bewegt sich ein endliches menschliches Wesen aus der begrenzten Individualität in die unendliche Individualität hinein.
Selbstverwirklichung heißt nicht, dass man alles aufgibt, sondern dass man alles gewinnt und von allem Positiven in seiner Absolutheit erfüllt wird.
Der Mensch verliert dabei nichts außer seine Begrenzungen, gewinnt aber alles. Wenn er nach der Erfahrung des Göttlichen, des Unendlichen, des höchsten und einzig wirklichen Subjekts, wieder in die Welt zurückkehrt, um hier zu wirken, lebt er wohl wie andere Menschen auch in Begrenzungen, diese aber bilden kein Karma mehr für ihn. Er gleicht insofern nicht mehr dem gewöhnlichen Menschen, und auch Begrenzungen gelten nicht mehr für ihn. Er ist nicht mehr an Begrenzungen gebunden, sondern beherrscht sie nach Belieben, während andere Menschen deren Opfer sind.
Wenn man Erkenntnis des Sehers, des Selbst hat, wird das Leben leicht, weil man es dann unverkrampft lebt. Zuvor war das Leben mühsam und anstrengend, eine Bürde und Herausforderung, stets problematisch, trotz aller kleinen Annehmlichkeiten.
Wenn jedoch das Selbst einmal erfahren ist, gibt es kein Problem, keine Schwierigkeit und kein unverständliches Rätsel mehr. Das Leben wird dann von steter, sich selbst erhaltender, aus sich selbst hervorströmender innerer Freude getragen. Es ist dann vollkommen licht, klar und rein.
Tausend Wahrheiten zeigen sich sodann unverhüllt, liegen offen vor uns und erschließen die Geheimnisse des Lebens und Bewusstseins. Man beginnt zu verstehen, und das mit einer Gewissheit, die nur durch unmittelbare Erfahrung zu erlangen ist.
Wir erkennen, dass die Gottheit, die wir erschauen, nicht nur im Menschen ist, vielmehr ist das Göttliche selbst unser ganzer Erfahrungsbereich. Und erkennen heißt hier sein – wir sind, was wir erfahren, im Gegensatz zur dualen Erfahrung, in der das Objekt stets vom Erfahrenden verschieden ist.
So kommt der Weise durch den Hochflug innerer Meditation und Kontemplation zur objektlosen Erfahrung. Der Erfahrende erfährt sich selbst als sich selbst. Er befindet sich in einem Zustand wesenhafter Existenz – reinen Seins. Der Erfahrende allein ist ... Darüber kann weiter nichts ausgesagt werden, ohne die Wahrheit dieses erhabenen Zustands zu verfälschen und zu zerstören!
In uralten vedischen Zeiten, Jahrtausende vor dem Heraufdämmern der christlichen Ära, hat eine Hausfrau namens Lopamudra das göttliche Sein verwirklicht, das Selbst erfahren und in der Ekstase ihrer vollkommenen inneren Verwirklichung und Erfahrung in erhebender Sprache unsterblicher Dichtkunst die Worte hervorströmen lassen: “Ich bin das Zeitlose. Durch meine Macht geschieht es, dass Sonne, Mond und Sterne leuchten. Ich bin die Macht, die das Universum erhält. Ich war vor allen Göttern. Ich bin das Höchste. Ich bin die unsterbliche Existenz. Ich bin Quelle und Mittelpunkt des unendlichen Bewusstseins und der unendlichen Schönheit. Ich bin die Ursache und das Sein allen Lebens. Durch mich allein denkt jeder Geist und fühlt jedes Herz.”
Wie konnte sie höchste Meisterschaft über alles Erschaffene erreichen? – Nur durch ihre innige und dynamische Vereinigung und Einheit mit dem höchsten Vater, dem supramentalen, überkosmischen Selbst, dem einen, unteilbaren und alles in sich enthaltenden absoluten Sein.
Für den modernen Menschen ist es nicht leicht, das zu verstehen, doch wenn er sich nur ein wenig auf eine höhere Erkenntnisebene begeben kann, ist es schon möglich, solche außergewöhnlichen Aussagen, die aus der Erfahrung innerer Einheit mit der höchsten Gottheit strömen, zu begreifen.
Jene Frau war vollkommen ins Gottbewusstsein versunken. Noch während sie im physischen Körper lebte, wurde ihr ganzes inneres Bewusstsein eins mit dem unendlichen Vater. Ihr Geist war aufgelöst im unendlichen Licht und in der höchsten Wirklichkeitserkenntnis.
Ihr inneres Wesen gelangte zur Einheit mit der unbegrenzten absoluten Liebe. Der Tropfen des endlichen menschlichen Wesens, der sie war, hatte sich im unbegrenzten Meer göttlichen Bewusstseins aufgelöst, und somit konnte sie sich ihrer kleinen menschlichen Individualität nicht mehr bewusst sein.
Doch fand ihre Unendlichkeit herrlichen Selbstausdruck im täglichen Leben eines Menschen, der von allem begrenzenden, entstellenden, egoistischen Selbstbewusstsein befreit war. Tod, Krankheit, Begrenzungen irgendwelcher Art waren ihr unbekannt.
Ihr Leben wurde zur Lobeshymne Gottes, zu einem Gesang zur Verherrlichung Gottes, gedichtet und gesungen von Gott selbst.
In ihr finden wir die Höhen göttlicher Erfahrung, zu der Selbstverwirklichung jeden geläuterten und erleuchteten, ganz von Frieden und Glückseligkeit erfüllten Menschen hinführt.
Lasst uns nicht vergessen, dass das mystische Leben das abenteuerlichste und aufregendste Leben ist!
Obwohl es von Plotinus als „Der Flug des Allein zum Allein“ bezeichnet wurde, ist es ein Leben, das sich in der Ekstase des göttlichen Bewusstseins gründet. Es ist ein Leben, das im Leuchten des göttlichen Seins stattfindet. Es ist ein Leben, das in der Allmacht des Göttlichen zu Hause ist. Es ist ein Leben, das uns die Wunder erschließt, die sich im unendlichen Sein befinden. Es ist ein Leben, das uns ein zeitloses Bewusstsein vor Augen führt, von dem aus wir die Vergangenheit und die Zukunft der Welt, aller jenseitigen Welten und eines jeden Individuums auf der Erde beobachten können.
Doch erschöpft die erschaffene Welt nicht die Möglichkeiten der Gottheit. Es gibt Millionen unerforschter „Wohnungen“ in jenem göttlichen Königreich. Es gibt Wahrheiten über Wahrheiten im Herzen der Gottheit. Es gibt Erfahrungsbereiche über Erfahrungsbereiche im Sein der Gottheit.
All das wird zum Bereich unserer Wahrnehmung, sobald wir unsere Schritte auf die mystische Erfahrung hinlenken. Vergessen wir auch nicht die Tatsache, dass die Gottheit oder das Königreich der Gottheit nicht fern von uns ist. Es ist ein Wesen, das hier bei uns ist – direkt in unserem innersten Herzen.
Mystiker besitzen eine Schau, die ihnen selbst das Haus, in dem sie sich gerade befinden, als das Königreich des Himmels offenbart und ihnen zeigt, dass die Menschen nicht Männer und Frauen, sondern herrliche Manifestationen und Gestaltungen einer allsehenden, allmächtigen, allvollkommenen, zeitlosen Bewusstseinswirklichkeit sind.
Jedes Wunder ist möglich; jedes Wunder ist möglich in der Unmittelbarkeit des Jetzt. Alle Kräfte und Wesenheiten des Königreichs Gottes sind hier anwesend. Alles ist in jedem, jedes ist in allem. Eine völlig neue Welt endloser Macht, Anmut, Schönheit, Wahrheit und Wirklichkeit offenbart sich uns.
Selbst durch die bloßen Sinne dieses physischen Körpers wären wir in der Lage, die unbegrenzten Freuden der Gottheit zu genießen. Obwohl in einem physischen Körper lebend, können wir das Gemüt in ein allsehendes, umfassend intuitives Wesen und Bewusstsein auflösen.
Wir gewinnen Erkenntnis durch Identität, durch Einheit mit allem. Das ist eine herrliche Bestimmung, die sich jedem Einzelnen von uns darbietet.
Lasst uns auch nicht vergessen, dass die größten Mystiker Europas noch nicht geboren worden sind, das heißt, sie müssen aus euren Reihen erstehen. Mystiker gab es in der Vergangenheit nur wenige. Europa wird in Zukunft weit mehr und größere Mystiker hervorbringen als in früheren Zeiten.
Die Schätze des höchsten Bewusstseins, das der Vater im Himmel ist, sind nicht erschöpft: Sie sind unbegrenzt, unerschöpflich, zeitlos. Der Vater, oder die höchste Gottheit, verliert nichts, wenn Er der Welt hundert Mystiker schenkt.
Die zukünftigen Mystiker und Propheten werden mit Sicherheit weit wunderbarer sein als jene, die wir in der Vergangenheit gesehen haben.
Denken wir auch daran, dass es in der höchsten Gottheit lange vor unserer gegenwärtigen Schöpfung schon Trillionen von Weltmanifestationen gegeben hat. Das unendliche Bewusstsein ist höchst erstaunlich, unbeschreiblich und unaussprechlich.
Das Universum im göttlichen Bewusstsein
Der Wissenschaftler sagt: Wir leben auf einem Weltkörper, der sich in einem immer noch in Ausdehnung befindlichen Kosmos um die eigene Achse dreht und mit erheblicher Geschwindigkeit um die Sonne kreist. Der gewöhnliche Mensch denkt normalerweise nicht an diese Tatsache, es sei denn, er habe soeben Bilder von unserer Erde gesehen, die vom Mond aus aufgenommen wurden.
Ein Mensch der universalen Liebe jedoch, ein Weiser, der sich in den Erfahrungen des Lebens geläutert, diszipliniert und seine Wahrnehmungskräfte entwickelt hat, ein Mensch, der von der Gnade der unendlichen Wahrheit, die alle Welten lenkt, berührt ist, kann von sich sagen:
Ich lebe im Königreich des Himmels; überall bin ich von der allsehenden, auf alles Antwort gebenden unendlichen Intelligenz umgeben. Das materielle Universum ist nur ein Gebilde innerhalb der unendlichen Intelligenz voll endloser Schönheit und Freude.
Der gewöhnliche Mensch findet es schwierig, die volle Bedeutung einer solchen Feststellung zu verstehen.
Doch der Weise voll universaler Liebe, der von der Gnade oder dem Licht der unendlichen Wahrheit berührt ist, erfährt tatsächlich mit all seinen Sinnen eine Welt des Friedens und Glücks, die ohne Grenzen in ihrer Kraft, Liebe und Schönheit ist und keinerlei Begrenzungen unterliegt. Er hat wirklichen Einblick ins Leben gewonnen. Er hat die Wahrheit gefunden. Seine Erkenntnis ist deshalb grenzenlos.
Gottes Gnade allein wird siegen
Die unsichtbare Wirklichkeit ist unendliches Wissen und kennt deine Vergangenheit, deine Gegenwart und deine Zukunft in allen Einzelheiten. Jede Information über dich – und zwar nicht nur alle Einzelheiten über dieses Leben und alle vergangenen, sondern auch über deine zukünftigen Leben, dein künftiges Schicksal – ist im göttlichen Sein vorhanden.
Nur das Göttliche hat die Fülle des Wissens. Weil Es überall anwesend und in allen Zeitabschnitten – der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft – gegenwärtig ist, weiß Es alles gleichzeitig.
Wie viel weiß das Göttliche über die Zukunft, über die endlose Zukunft, und wie viel weiß Es über die endlose Vergangenheit? – Die meisten Leute können sich nicht einmal an ihre Kindheitserlebnisse erinnern, aber der Geist des Göttlichen erinnert sich an alles, zeichnet alles auf, weiß alles. Er hat auch die Zahl der Worte, die ich jetzt sprechen werde, vor zehntausend Jahren schon gezählt.
Die Ergebnisse der Mantrawiederholung in diesem Leben werden auf mehrere Leben in der Zukunft projiziert.
Wenn du einmal nach vielen Jahren einer großen, selbst verschuldeten Gefahr ausgesetzt sein solltest, dann wird die Macht des Mantras diese Gefahr aus dem Weg räumen, vorausgesetzt, du hast in diesem Leben viele Jahre lang das Mantra wiederholt.
Durch das Mantra hast du das Göttliche berührt, und die daraus resultierende Kraft hebt vergangenes und zukünftiges Karma auf – wie viel, das hängt von der Dauer und Intensität deiner Mantrawiederholung ab, von deiner Aufrichtigkeit, Ernsthaftigkeit, Hingabe und Auslieferung ans Göttliche. So wunderbar sind die Ergebnisse deiner Meditation.
Doch dein Herz muss sich Gott öffnen: der Wirklichkeit, der Gegenwart, der Gnade, der Schönheit, der Liebe und dem Licht des Göttlichen.
Unsere Meditation ist wie ein kleiner Löffel, mit dem wir den Ozean an Schmutz und Staub in unserem Inneren ausschöpfen wollen. Aber wie viel kann so ein Löffel schon leisten? Nur einige Tropfen bleiben bei jedem Eintauchen daran hängen.
Aber wenn wir fortfahren, diese Aktivität der Meditation aufrechtzuerhalten, Tag für Tag, dann wird das Herz Gottes davon berührt sein.
Er wird unsere Anstrengungen, unsere Aufrichtigkeit und Ausdauer bewundern und die mächtigen Kräfte Seiner Gnade und Segnungen aufbieten und den Ozean in Minuten leeren.
Wir sind Teile der ewigen, unsterblichen, unendlichen Wirklichkeit und können von ihr nicht getrennt werden. Alle Menschen sind unsere Menschen – die Menschen des Ostens und Westens, des Nordens und Südens, die Menschen der Vergangenheit und der Zukunft. Sie sind ein Teil unserer Seele, ein Glied in unserem inneren Herzen. Sie sind integraler Teil unserer inneren Seele.
Wir können niemanden verletzen ohne uns selbst zu verletzen. Wir können niemanden segnen ohne uns selbst zu segnen. Wir können nichts Falsches über jemanden denken ohne uns damit selbst zu schaden. Die Gesetze Gottes wirken überall.
Es ist die vorrangige Aufgabe der Religionen, das menschliche Individuum auf dieses Wirken der Gesetze Gottes aufmerksam zu machen.
Nirgendwo in der ganzen Schöpfung können wir den Gesetzen Gottes entkommen. Alles, was wir denken, was wir fühlen wird aufgezeichnet. Wir können niemandem etwas geben ohne uns dadurch selbst reicher zu machen, ohne dabei von Gott beobachtet zu werden.
Wo wir auch sind, jeder Gedanke wird gezählt. Wenn es ein selbstloser oder göttlicher Gedanke ist, macht dieser uns reicher für alle Ewigkeit: Wir sind, was wir denken, fühlen, tun.
Was ist das Ziel des Lebens?
Das Ziel des Lebens ist die Erfahrung Gottes oder die Gottverwirklichung.
Alle Arten von Ängsten, Leiden und Sorgen schmelzen hinweg, wenn die Erkenntnis Gottes aufdämmert. Gewöhne dir deshalb an, jederzeit an Gott zu denken! Sei ausgeglichen in Freude und Leid, Hitze und Kälte, Lob und Kritik!
Gibt es keine höhere Aufgabe im Leben als die tägliche Runde beruflicher Pflichten, des Essens, Trinkens, Sich-Unterhaltens und Schlafens? Gibt es keine höhere Form von Glück als diese vergänglichen und illusorischen Formen von Vergnügen? Gibt es kein würdigeres als dieses sinnliche Leben? – Wie unsicher das Leben hier auf Erden doch ist!
Wie unsicher ist dein Dasein auf diesem Planeten und von den verschiedensten Ängsten geplagt! Wie schmerzlich ist doch das weltliche Leben!
Solltest du nicht geduldig versuchen, einen göttlichen Ort zu erreichen, die unsterbliche Wohnstätte deiner ursprünglichen, lieblichen Hei-mat unverfälschter Reinheit und göttlicher Herrlichkeit, wo ewiger Sonnenschein herrscht, wo du dich absoluter Sicherheit und vollkommenen Friedens erfreust, wo es weder Krankheit und Tod noch Mangel gibt?
Setze deine Ziele hoch! Ein Anwalt oder Doktor, ein Ingenieur oder Millionär zu werden, ist vielleicht das höchste Ziel deines Ehrgeizes. Überlege dir: Kann dir ein solches Ziel, einmal erreicht, wahre Freiheit geben? Wolltest du nicht Vollkommenheit erlangen? Wolltest du nicht das „summum bonum“ der Existenz erlangen?
Auch die so genannten kultivierten und gebildeten Leute haben keine Ahnung von Innenschau, Meditation und geistigen Übungen.
Sie entwickeln ihren Intellekt, verdienen Geld, haben eine Stellung und einen Rang inne, erhalten leere, nutzlose Titel und Ehren und verabschieden sich von der irdischen Szene, ohne die Erkenntnis des Selbst oder das Ziel des Lebens erreicht zu haben. Ist das nicht wirklich traurig?
Richte deinen Blick auf die höheren Ziele und strebe danach! Erhebe dich zu den Höhen göttlichen Strebens und höherer geistiger Erkenntnis und erkenne den Herrn des Lebens, der Liebe und Freude: Das ist, in der Tat, das Ziel des Lebens.
In deinem endlichen Wesen ist der Schrein des Unendlichen verborgen. In deinem wandelbaren Körper lebt das Heiligtum der unwandelbaren Wahrheit.
Ein Herz voll allumfassender Liebe – das ist der Mensch; ein Geist voll zeitloser Erkenntnis – das ist der Mensch; ein unzerstörbares Prinzip in einem vergänglichen Körper – das ist der Mensch!
***
Die unendliche Herrlichkeit des Höchsten – das ist das Endziel unseres Lebens, nicht der Mond. Der Mond, die Sonne, die Sterne und der ganze Himmel sind innerhalb Gottes.
Wenn alles innerhalb Gottes ist, dann ist es auch innerhalb des Ebenbildes Gottes in dir; dann ist alles innerhalb deiner selbst – dann ist es innerhalb des Lebens allen Lebens in dir!
***
Jeder Mensch trägt in sich das herrlichste Königreich, allein aufgrund der einfachen Tatsache, dass er im Grunde seines Wesens Geist ist –Geist, der dem Göttlichen entstammt, das unendliche Vollkommenheit ist. Wenn seine Ausrichtung eine geistige ist, wird er das Leben als eine großartige Erscheinungsform des Göttlichen betrachten, die ihm ermöglicht, die schöpferischen Funktionen des Höchsten Bewusstseins auszuüben.
***
Wenn die Intelligenz im Menschen von den Fesseln der Sinne und menschlichen Beschränktheiten befreit ist, wird sie empfänglich für das Wirken der höchsten Intelligenz, welche das Weltall regiert.
***
Jede Seite des Lebens, jede Form des Lebens, jeder Umstand, wie und wo auch immer in der Welt, kann göttlich gemacht werden, kann als ein Segen empfunden werden, kann in einen Zustand von Kunst und Schönheit verwandelt werden.
In jedem Zustand unseres Lebens kann Gott sich offenbaren, jede Lebenslage kann zur heiligsten werden, zum Weg, der uns in das Erleben der Gemeinschaft mit der erhabensten Schönheit, dem höchsten Schatz führt.
***
Der Mensch ist nicht wirklich Mensch, solange er nicht über sich selbst, über sich als natürliches Wesen unter Naturwesen, über sein körperliches und mentales Wesen hinausgewachsen ist.
***
Bedenke ständig dies: Du bist das unendliche Sein, das die Rolle einer endlichen Wesenheit spielt.
Je mehr du dir des Unendlichen bewusst wirst, umso besser bist du in der Lage, das äußerliche Spiel, den Ablauf deines Lebens zu beobachten; umso mehr wirst du befreit sein von den Begrenzungen der Individualität als endlicher Wesenheit.
***
In deinem geistigen Erleben kannst du den ganzen Kosmos umfassen, als wäre er ein kleiner Teppich – so unermesslich grenzenlos bist du in deinem Innersten!
***
Anstatt den ganzen Kosmos in göttlicher Weisheit, in göttlicher Wahrheit, in göttlicher Liebe zu beherrschen, versucht der Mensch in Unwissenheit, verführt und irregeleitet, aus egoistischen Motiven, andere Menschen zu beherrschen, andere unter seinen Willen zu zwingen, Disharmonien und Unfrieden zu erzeugen.
Dies ist eine Entartung der natürlichen Fähigkeit in der menschlichen Seele, deren Bestimmung es ist, sich zu erheben und den Kosmos zu erobern, die Herrschaft über das gesamte Weltall anzutreten, getrieben vom Feuer der Wahrheit, vom Feuer der Liebe, vom Feuer des Gottbewusstseins.
***
Du bist größer als alles, was du mit deinen physischen Augen erblicken kannst.
Du schaust auf den Vollmond, bist glücklich und bewunderst seine Schönheit; doch die Quelle aller Schönheit und allen Glücks liegt in dir selbst.
***
Der gewöhnliche Mensch, der das nicht weiß, steht im Banne der Bewunderung äußerlich bestehender Schönheit oder ist betrübt ob der Hässlichkeit mancher äußeren Erscheinungen.
***
Der Weise jedoch, der das ewige Sein kennt, das die Quelle aller Schönheit ist, steht nicht im Banne äußerlicher Erscheinungen und ist daher in seiner Freiheit unbegrenzt.
***
Wenn Gott die einzige Wirklichkeit ist,
was ist dann diese Welt, die wir erfahren?Diese Welt unserer Erfahrung hat keine grundlegende Wirklichkeit. Sie ist eine fadenscheinige Welt unserer sinnlichen Erfahrung und unseres mentalen Erkennens. Sie wird von den Kräften der Unwissenheit gebildet und lebt von der Unwissenheit. Sie besteht aus Namen und Formen und ist eine bloße Erscheinung.
Diese Welt ist relativ wirklich, während Gott absolut wirklich ist. Das ungesehene Selbst ist das Wirkliche – die gesehene Welt ist das Unwirkliche. Alle sinnlich wahrnehmbaren Sachlagen ergeben die Welt der Erscheinung. Die Welt verändert sich immerfort.
Im Tiefschlaf existiert die Welt nicht. Daraus können wir schließen, dass wo immer ein Gemüt ist, auch die Welt erscheint.
Wenn das Gemüt tot ist, gibt es keine Welt. Wenn die Wünsche und Verhaftungen des Gemüts völlig überwunden sind, tritt der Tod des Gemüts ein.
Wenn du bewusst alle Begrenzungen mit Hilfe von Reinigung und Meditation des Gemüts transzendierst, dann wird diese Welt für dich etwas Nichtseiendes sein. Du würdest dann nur das göttliche Sein überall erkennen. Wenn man in fortgesetzter Meditation verweilt und im inneren Selbst ruht, verschwindet die Welt.
Für den selbstverwirklichten Weisen ist alles Brahman. Er wird eins mit der göttlichen Wirklichkeit, die der Existenz der Welt und allen Lebensformen zugrunde liegt.
Das Selbst in ihm, das Selbst in der Welt und das Selbst in allen Formen und Gestalten der Existenz werden vom Weisen als das eine transzendente Selbst erfahren. Er sieht das Selbst überall. Er lebt und bewegt sich in der Wirklichkeit.
Swami Omkarananda
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