März 


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ZWEIMONATLICH

Jahr 57

OFFIZIELLES ORGAN DES
DIVINE LIGHT ZENTRUMS
8400 WINTERTHUR SCHWEIZ



Juli/August 2023

  

INHALT

Texte aus Ansprachen und Gesprächen von

 




Wenn du ein Herz hast, das eins ist mit dem Herzen Gottes, hast du ein wunderbares Herz, ein egoloses, selbstloses Herz, ein Herz ohne Zuneigung und Abneigung Dingen gegenüber, die sowieso verschwinden, untergehen. Was nützt Zuneigung zu etwas, das verschwindet? Was nützt Abneigung gegen etwas, das verschwindet?

Das göttliche Herz erfährt überall die unveränderliche Anwesenheit Gottes. Die Seele des wahren Gottliebenden ist eins mit dieser unveränderlichen Gottheit. Glückliche oder unglückliche Zeiten gibt es für ihn nicht.

Glück und Unglück vergehen, verändern sich, verschwinden irgendwann. Nur die Unwissenden sind Opfer der Gegensätze von Glück und Unglück, von Vergnügen und Leiden, von Zuneigung und Abneigung.

Das gute Herz, das göttliche Herz, erfährt die Gegenwart der Göttlichen Mutter überall, und die Göttliche Mutter ist endlose Freude, endloses Licht, endlose Schönheit, unzugänglich für die menschliche Sprache, unzugänglich für Leiden und Probleme.

Das Herz Gottes findet überall und immer dasselbe. Nichts ändert sich. Zwanzigtausend Jahre vergehen, und nichts hat sich geändert. Die unveränderliche, von allem unabhängige, wunderbare Gegenwart Gottes ist immer da. Man kann sie genießen, erfahren, man kann in ihrer grenzenlosen Glückseligkeit verweilen.

Das ist der Unterschied zwischen dem wahren Gottliebenden und einem gewöhnlichen Menschen.

Warum sollen wir Gott suchen, lieben und erfahren?

Warum? – Weil wir im täglichen Leben nach Freude verlangen und es wahre Freude, eine von allem unabhängige Freude, eine unendliche Freude, eine ewige Freude nur in Gott gibt.

Warum sollen wir Gott suchen, lieben und erfahren? – Weil wir im täglichen Leben Reichtum haben wollen, Reichtum jeglicher Art. Wir sind nicht zufrieden mit einem Auto; wir wollen ein besseres, vielleicht ein zweites und alle zwei Jahre ein neues.

Wir wollen dies und jenes. Wir suchen Reichtum zu erwerben. Wir wünschen uns einen wunderbaren Palast, einen Sommerpalast, einen Winterpalast. Wir wollen vieles, alles Mögliche. Wir müssen uns Vergnügen und Freude kaufen. Wir wollen all das. Warum? – Weil wir glücklich sein wollen. Aber Glück, wahres Glücklichsein, gibt es nur in Gott. Außerhalb von Ihm gibt es nur Probleme und Illusionen wie im Traum.

Ein armer Mann träumt, er sei der reichste Mann der Welt und genieße allen Luxus, den er sich wünsche; doch der Traum geht schnell zu Ende, und das Elend kehrt wieder in seine Hütte ein.

So ist es auch im täglichen Leben. Ein reicher Mann wird arm, ein armer Mann wird reich. Doch ob arm oder reich –, jeder ist unzufrieden und ir gend-wo unglücklich, denn Zufriedenheit gibt es nirgend wo außerhalb von Gott.

Wir wollen Freude, wir wollen Reichtum, wir wollen Zufriedenheit, können diese aber nirgendwo finden: Es gibt sie nur in Gott. – Deshalb sollen wir Gott suchen!

Warum sollen wir Gott suchen und lieben? – Weil nur die Liebe zu Gott dauerhaft, ewig, vollkommen, absolut und völlig zufriedenstellend ist.

Wir sehen es ja im täglichen Leben: Jede dritte Ehe wird geschieden, und jene, die nicht geschieden sind, sind auch unglücklich. Die eine oder andere Art Unzufriedenheit oder Unglück gibt es immer wieder. Immer scheint da ein Mangel im Leben zu sein. Das Wort Mangel steht groß auf der Stirn eines jeden Menschen geschrieben, der noch keine innige Beziehung zu Gott aufgenommen hat. Überall herrscht Mangel; nur in Gott gibt es keinen Mangel.

Wenn du Gott heiratest, dann hast du jemanden, der unendliche Liebe ist und dich über alles liebt

Gott übernimmt die Verantwortung für dich. Diese Liebe zwischen dir und Gott dauert für alle Ewigkeit und ist die Quelle aller Ekstase.

Nur Gott allein kann uns wahre Liebe geben, eine zuverlässige Liebe, eine ewige Liebe, eine Liebe ohne Schranken, eine vollkommene, absolute Liebe. Auch wenn du deine Mutter und deinen Vater liebst – zuletzt versagen beide! Die Kinder verlassen die Eltern, sie sind ständig unzufrieden. Sie wollen Freiheit. Aber wo gibt es Freiheit? – Nur in Gott!

Die Menschen suchen Freiheit, Frieden, Freude, Reichtum in der Welt und finden weder das eine noch das andere; und wenn sie sie doch finden, verlieren sie sie bald wieder. Noch bevor sie sie richtig berühren und genießen können, sind sie schon wieder verschwunden. Das ist ein universelles Phänomen. Das ist das Schicksal des menschlichen Lebens hier auf Erden.

Friede, Freude, Reichtum, wahre Liebe gibt es nur in Gott. Das ist der Grund, warum du Gott suchen, lieben und schätzen sollst.

Deine Liebe zu deinem Bruder, zu Vater und Mutter, zu Mann oder Frau vergeht; der Tod löst alles auf. Und wenn es nicht der Tod ist, dann sind es vorher schon die Unstimmigkeiten und Streitereien, die alles kaputt machen: Es gibt ewige Meinungsverschiedenheiten und Unzufriedenheit. Dann ist da noch die ständige Angst vor dem Tod. Jeder Mensch auf dieser Erde hat Angst vor dem Tod; jeder will sein Leben verlängern. Mit Vitaminen und Tabletten versuchen die Menschen, länger zu leben. Vergeblich!

Aber wenn du Gott suchst und liebst, erlangst du in diesem Leben ganz bewusst Unsterblichkeit, du erfährst Unsterblichkeit.

Die Menschen lieben jene, die ihnen nahe stehen

Die Mutter liebt ihren Sohn oder ihren dritten Ehemann, und sie trägt sein Bild mit sich und stellt es auf den Schreibtisch. All das hilft ihr nicht. Ihr Mann weiß nichts von ihr, wenn er nicht Zuhause bei ihr ist. Er weiß nichts von ihr: Er kennt ihre geheimen Gedanken und Gefühle nicht, er weiß nichts über ihr zukünftiges Schick sal. Er kann ihr nicht helfen, wenn sie in Not ist. Und wenn er ihr helfen könnte, ist er vielleicht gerade nicht da.

Wenn du Gott liebst, ist das ganz anders: Er ist allgegenwärtig, allwissend, allmächtig. Er weiß alles über deine Zukunft. Er weiß, was mit dir in einer Milliarde Jahre passiert. Er weiß, was in deinen vergangenen Lebensläufen alles geschehen ist. Er kennt jedes Detail aus deinem Leben. In jeder Not ist Er bei dir. Er ist unzertrennlich von dir. Er geht mit dir, wohin du auch gehst. Du brauchst keine Fotografie von Ihm. Überall und immer ist Er bei dir, in allen Lebenslagen. Keine Mutter, kein Vater kann auf diese Weise unzertrennlich von dir sein. Er ist allwissend. Willst du nicht so einen allwissenden Leibwächter bei dir haben? – Wenn du das willst, sollst du Gott lieben. Er schützt dich von allen Seiten; du wirst keines unnatürlichen, gewaltsamen Todes sterben. Er verleiht dir jenes Bewusstsein, das unbesiegbar ist. Er verleiht dir jene Natur, die mit seiner eigenen Natur identisch ist – eine göttliche Natur: furchtlos, immer glücklich, immer froh, immer friedlich, im Besitz von endloser Ausdauer, endlosem Wissen, endloser Weisheit, endloser innerlicher Stärke.

Was willst du? – Willst du einen Menschen oder willst du Gott wählen? Willst du Gott wählen oder mit deinem Leben spielen und dich in Gefahr und Leiden stürzen? Willst du Leben um Leben leiden?

Warum sollst du Gott lieben? – Weil Er unzertrennlich von dir ist

Gott ist die einzige Person, die dich stets begleitet, immer zu dir steht, in allen Lebenslagen, in allen Zuständen, die einzige Person, die der Tod nicht von dir trennen kann.

Vor dem Altar schwören sie: „Ich nehme dich und liebe dich, bis dass der Tod uns scheidet.“ Aber schon am dritten Tag verlangt man die Scheidung, man wartet nicht auf den Tod, der alles beendet, wenn er kommt.

Aber hier ist Gott! Nichts kann uns von Ihm scheiden. Kein Tod kann Ihn uns nehmen. Willst du so einen Freund, so eine Mutter, so einen Vater, so einen Leibwächter, so einen Hellseher? Oder gehst du den weltlichen Weg? – Du denkst, du bist klug, intelligent und gebildet, und die Nonnen und Mönche, die sind verrückt! Aber da irrst du dich.

Wenn wir auch nur ein wenig Intelligenz haben, ein wenig Unterscheidungskraft, ein wenig Vernunft, werden wir das wählen, was das Beste für unser Leben ist. Und was wäre das Beste, wenn nicht der allsehende, allbeschützende Gott, der unser Vater, unsere Mutter, unser Freund und Geliebter ist?

Die Vernunft treibt uns in die Arme des Göttlichen. Aber wer hat Vernunft? – Nicht die Professoren, die Wissenschaftler! – Jene, die Gott lieben, besitzen wahre Vernunft, reine Vernunft, selbstlose Vernunft – eine Vernunft, die frei ist vom Druck der Instinkte und Triebe.

Wir brauchen jemanden, der uns in allen Lebenslagen beschützt, der alles über uns weiß, der unzertrennlich von uns ist. Kein Preis ist zu hoch, um Ihn zu erlangen!

Du musst dir die Frage

stellen:

„Was ist wirklich gut für mich? Was hilft mir

wirklich? Wo finde ich mein wahrhaftes Glück?“

Vieles in der Welt zieht einen an! Aber Perlen und Juwelen haben noch nie jemanden wahrhaft glücklich gemacht. Videofilme, Fotografie und Kino, ein endloses Angebot an Waren aller Art: Kannst du dadurch wahren Frieden erlangen? Hast du wahren Frieden und dauernde Freude im Herzen, weil du dir wunderbare Kleider gekauft hast?

Denke nach, stelle Fragen, finde heraus, was gut für dich ist! Was ist wertvoll, was ist nicht wertvoll? Was ist wahre Schönheit, was ist vergängliche, scheinbare Schönheit? Wo kannst du Sicherheit finden? Du findest keine Sicherheit, wenn du dein Haus mit Schloss und Riegel absperrst und dich darin einschließt. Die Alpträume kommen aus dir selbst, von innen. Gespenster sind gerade da, wo du bist, wenn dein Herz nicht rein ist. Sie fangen dich, sie gehen durch Wände und quälen dich. Wer schützt dich davor? – Überall wirst du mit Gefahren und Risiken konfrontiert. Wer kann dich vor diesen Gefahren schützen? – Nur das Göttliche! Nur die allwissende, allmächtige, allgegenwärtige Mutter, der allwissende, allmächtige, allgegenwärtige Vater, dein Freund, das Licht aller Lichter, die Schönheit aller Schönheiten!

Die Größe Gottes liegt darin, dass Er dir alles gibt, was Er hat. Niemand sonst kann das tun! – Wenn Gott dir alles gegeben hat, gibt es keinen Unterschied mehr zwischen Ihm und dir! So vollkommen ist seine Liebe! Er schenkt dir die absolute Einheit mit sich selbst. Es ist wie das Verschmelzen eines Wassertropfens, der ins Meer fällt: Es gibt keinen Unterschied mehr zwischen dem Tropfen und dem Meer. Die Größe Gottes liegt darin, dass Er uns über alles liebt und dass seine Liebe niemals versagt. Er ist immer da. Er steht zu uns in allen Lebenslagen. Er kennt unsere Zukunft, unsere Vergangenheit und Gegenwart vollkommen. Er schützt uns vor der Zeit, vor dem Vergänglichen!

Das Erwachen des Göttlichen im Menschen

Gott spricht nicht in Worten: Er schenkt Licht, Gnade und Erleuchtung. Durch das Licht, das unser Inneres erhellt, durch die Erkenntnis, die sich auf dem Weg der Erleuchtung im Menschen entfaltet, spricht Gott zum Menschen.

Gottes Wesen ist Licht. Gott ist unendliche Erkenntnis. Wenn Er zum Menschen spricht, offenbart Er sich in der Sprache des Lichts und der Erkenntnis. Wie beschreibt ein so vom Gotteslicht erhellter Mensch diesen Zustand? Er sagt: „Mein Inneres ist ganz in Ruhe getaucht, mein Herz schlägt still und friedlich. Kein Gedanke steigt in mir auf. Mein Leben hat seine Erfüllung gefunden durch das Streben, das die Umwandlung des inneren Wesens und den Reichtum göttlicher Gnade in mir hervorrief. In dieser Ruhe und Stille entfaltet sich ein beständiges Wahr nehmungslicht. Mein inneres Sein, mein Herz und mein Geist sind gänzlich still und zur Ruhe gekommen, so sehr, dass diese Stille des Herzens nicht weiß, was Bedrängnisse über haupt sind. Weder der Tumult von Begierden, Wünschen und Ängsten, noch Probleme und Schwierigkeiten sind mehr vorhanden, sondern nur endloser Frieden – ein Frieden, der grenzenloses Glück in sich enthält. In diesem Frieden gehört alles Wahrgenommene dem Wesen des Bewusstseins an.

Ich weiß darum, dass Stille vorhanden ist. Ich erlebe diese Stille. Ich bin ihr Beobachter; neben diesem Frieden und dieser Stille sehe ich den Erfahrenden dieses Friedens und dieser Stille, der zugleich der Wahrnehmende und der Erkennende, der Sehende und der Wissende ist. Beide sind in mir.“

Weiß dieser Wissende nur um Frieden, Ruhe und Stille? – Nicht nur um diese, sondern auch um Millionen anderer Dinge weiß Er. Er ist überall. Er sieht ohne Augen. Meine Augen sind geschlossen, und dennoch sehe ich. Ich sehe, was ich sehen möchte. Meine Ohren sind abgewandt. Dennoch höre ich alles. Was ist dieses Ich in mir? Was ist dieser Erkennende in mir? Was ist dieser Sehende in mir, der ohne den Gebrauch körperlicher Augen sieht? – Dieser Erkennende in mir erkennt ohne das Instrument des menschlichen Denkens. Dieses hat seine Tätigkeit eingestellt. Er ist ganz Friede, ganz Stille und Ruhe. Er sieht sich selbst, den Frieden und die Stille. Er weiß um sich selbst, und er weiß um seinen Erfahrungs bereich, den Frieden und die Stille in sich selbst.

Wenn ich auf diesen inneren Erfahrenden blicke, den Erkennenden und Sehenden, und Ihn zu verstehen trachte, dann wird mir Offenbarung auf Offenbarung zuteil. Ein Gefühl von Zeit- und Raumlosigkeit ergreift mich. Der Sinn für Unsterblichkeit überkommt mich. Ich erlebe endlose Freude, unbeschreibliches Glück. Alles wird sichtbar. So etwas wie Schlaf gibt es da nicht; doch auch nicht Sinnestätigkeit. Es gibt kein Empfinden, außer dem meiner selbst.

Wenn wir tiefer schauen und genauer prüfen, fällt uns auf, dass der Erfahrende allein überall ist. Betrachten wir einen Menschen oder einen Gegenstand, erfahren wir in diesen jeweils den einen, gleichen, allsehenden Erfahrenden. Wenn wir einen Baum betrachten, einen Stein oder einen Stern, sehen wir in diesem Baum, in diesem Stein oder Stern den gleichen Erfahrenden.

Dies ist die große Erfahrung der Einheit, eine Erfahrung, die über der Gedan ken ebe ne liegt. Ich denke nicht von mir aus an diesen einen Erfahrenden in allem, sondern dieser eine Erfahrende erschließt sich mir, er offenbart sich mir und tut sich in allem und allen kund. – Das ist keine Spekulation, keine Theorie, sondern eine unmittelbare, lebendige und beständige Erfahrung. Es ist nicht Sache des Denkens, sondern ein Akt unmittelbarer Erfahrung, eine überkosmische Erfahrung, weil sie ohne die Anwendung philosophischen Vernunft den kens auf das Universum stattfindet.

Ich denke nicht etwa über das Universum nach, ich beobachte es nicht. Meine Erfahrung ist durch nichts dergleichen bedingt und hat keinen solchen Bezug, vielmehr ist meine Erfahrung auf das bezogen, was unsterblich, unvergänglich und der eine Sehende in allem ist. Und dieser unendliche Seher in uns ist jemand, der den Kosmos transzendiert, in dem Er wohnt. Er hat nichts mit dem Körper zu tun, in dem Er sich befindet, nichts mit irgendetwas, das zu einer äußeren körperlichen Form oder dem leiblichen Leben gehört.

Er ist gänzlich rein und wunderbar, vollkommen schön und licht! Man kann Ihm keinen Namen geben, denn Er besitzt keine Gestalt. Er kann erfahren werden, und diese Erfahrung kann nur in unvollkommener Weise in Worten wiedergegeben werden.

Wir könnten sagen, Er sei unbegrenzt, weil es im göttlichen Bewusstsein keinerlei Grenzen gibt, weil die Erfahrung, die wir durch Ihn gewinnen, von unendlichem Glück durchpulst ist. Wir können Ihn als Frieden beschreiben, weil unendlicher, unbeschreiblicher Friede in Ihm ist. Weil Er war, ist und immer sein wird, können wir Ihn auch als Wahrheit beschreiben. Da Er alles sieht, alles weiß und jede Erfahrung und Erkenntnis möglich macht, nennen wir Ihn den unendlichen Erfahrenden und Erkennenden. Wir nennen Ihn die unendliche, absolute Erkenntnis, die zeitlose Wirklichkeit.

Der Zeitlose

Wie alt ist dieser Gott, dieser Sehende? – Er ist ohne Alter, ohne Zeit. Billionen und Aberbillionen Jahre sind nicht einmal eine Viertelsekunde in Ihm. Die weiten unermesslichen Himmelsräume sind nicht einmal ein Punkt in Ihm. Wenn unser ganzes Wesen geläutert und zur Ruhe gekommen ist und das Bewusstsein seiner selbst und aller Dinge gewahr ist und sich als den Sehenden und Wissenden – als Gott – erkennt, erschließt Er sich, offenbart sein Wesen und wirft Fluten von Licht auf sein eigentliches, wesentliches Sein. Dieser Sehende und Wissende ist hier zugegen. Auch wenn Er mit einem physischen Körper behaftet ist, ist Er allgegenwärtig. Ohne sich vom Platz zu bewegen, ist er doch auf jedem Planeten und überall zugleich anwesend – in jeder Welt und auf jedem Kontinent. Er kann auch in allen unsichtbaren, okkulten Welten gefunden werden. Er ist überall zu gleicher Zeit zugegen.

Wenn wir am Zustand eines betrachtenden Bewusstseins lange Zeit festhalten und Gott uns Offenbarung auf Offenbarung eingießt, füllt sich unser Herz mit Gnade, die alles erlangt und zur Erfüllung bringt. Immer größere Segnungen senken sich auf uns herab, und wir werden von den Begrenzungen des Lebens befreit; unbegrenzte Erkenntnis wird uns zuteil, so dass jeder, der zu uns kommt, diejenige Erkenntnis erlangt, nach der er sucht.

Der Ruhelose findet bei uns Ruhe. Wer von Todesfurcht geplagt ist, verliert die Angst in unserer Gegenwart. Wer in unerträgliche Lebensprobleme verstrickt ist, findet Erleichterung und neue Kraft – aus Gott im Innern wie auch bei uns.

Da sich die Wahrheit in uns offenbart, erwacht in unserer Gegenwart die schlummernde Wahrheit im anderen ebenfalls ein wenig und befreit ihn von seinen Problemen.

Wie wundervoll ist doch diese Welt der Gottesgnade, der Reinheit, Milde, Wahrheit, des Lichts, der Liebe und der Erkenntnis!

Viele Menschen auf dieser Welt beten um viele Dinge: um Gesundheit, um Geld, Erfolg, um Hilfe in Schwierigkeiten. Das geistige Herz aber betet nur um eines – um mehr Liebe zu Gott.

Eine freudvolle, inspirierende, erhebende und erleuchtende Liebe bringt alle möglichen Tugenden hervor, die durch sie zum Ausdruck und zur Entfaltung gelangen. Daher bittet das geistige Herz um mehr Liebe zu Gott.

Liebe ist der höchste Schatz. Liebe zum Göttlichen ist der Schatz aller Schätze.

Vertiefe deshalb deine Hingabe an Gott und halte dich am Göttlichen fest!

Swami Omkarananda

Ein Weg zur Erfahrung der Wahrheit

Kein Mensch ist eine einfache Einheit, und keine Wissenschaft vom Menschen kann den Anspruch erheben, den Menschen in wahrer und angemessener wissenschaftlicher Weise zu erfassen, ohne dass sie nicht wenigstens die unentbehrlichsten Elemente der relevanten Erkenntnisse anderer Wissenschafts zweige in den Bereich ihrer eigenen Forschung mit einbezieht oder sie wenigstens zur Kenntnis nimmt.

Der Mensch weist in seiner Struktur mehrere Dimensionen auf. Er ist gleichzeitig eine Verkörperung im physischen Bereich und ein mentales Phänomen sowie eine geistige Wesenheit. Er muss nicht nur den Hunger des Körpers und den Durst der vitalen Triebe berücksichtigen, sondern schuldet auch den Ansprüchen des psychischen Wesens wie auch dem moralischen und geistigen Streben gleiche, wenn nicht gar höhere Beachtung.

Keine Wissenschaft dieser Welt kann mit Überzeugung behaupten, den Menschen durch und durch erkannt zu haben. Diese Begrenztheit unseres Wissens schränkt auch Sinn und Wert, Bedeutung und Anwendbarkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse ein.

Diese Tat sache verpflichtet jede wissenschaftlich wertvolle Psychologie, den höheren Einsichten in das Phänomen Mensch, wie wir sie nicht nur aus den Sozial-, Geistes- und Naturwissenschaften, sondern auch aus der zeitlos gültigen philosophia peren nis, der geistig-mystischen Erfahrung der Völker vieler Kulturen kennen, Beachtung zu schenken und daraus eventuell weitere wichtige Informationen zu entnehmen.

Kann die Psychologie eine der Totalität des Menschen gerecht werdende Wissenschaft sein?

Die Psychologie kann nicht den Anspruch erheben oder sich auch nur den Anschein geben, als würde sie den Menschen in seiner Ganzheit wissenschaftlich erfassen. Schon ihrer eigentlichen Natur, ihrem Geist, ihrer Zielsetzung und Funktion nach schließt sie Dutzende der grundlegendsten Faktoren menschlicher Erfahrung nicht in ihr Blickfeld und den Umkreis ihrer experimentellen Untersuchungen, Erklärungen und beratenden Hilfestellungen mit ein, obschon diese in die äußerst komplexen und subtilen Vorgänge des menschlichen Bewusstseins mit einbezogen sind, das seinerseits wiederum nicht, wie von der modernen Psychologie behauptet, vom Mechanismus des Gehirns abhängig ist, auch wenn dieser für sein objektives, physisches und sinnenhaftes Funktionieren, für Ausdruck und Erleben unentbehrlich ist. Nur eine unkritisch-dogmatische, bruchstückhafte und irreführende Sichtweise – so nützlich sie in anderer Hinsicht auch sein mag – kann zu der Vorgabe führen, dass der Mensch nicht mehr als ein psychologischer Organismus sei, der seinerseits wieder das Physische zur Grundlage hat, von der er ausgeht und seine Wirksamkeit ableitet.

Aufgrund unerbittlicher Logik kann Vernunft unmöglich an der Wahrheit vorbeisehen, dass der Mensch vor allem und zuerst das alles umfassende und dennoch alles überschreitende metaphysische Prinzip darstellt, ohne das es kein physisches Leben mit seinen Funktionen und Erfahrungen und auch kein soziales Verhalten und Erleben gibt.

Der Gedankenverlauf einer gradlinigen und strengen Vernunft muss auf folgenden Punkten beharren:

1. Das Universum fordert für jede gültige Erklärung der Gesamtheit seiner schwer erfassbaren Tatsachen die Annahme einer präexistenten Wirklichkeit innerhalb und jenseits seiner Prozesse.

2. Bei tieferer Erforschung erweist sich die ganze Natur ihrem inneren Aufbau nach als geistig, als zweckhaft in ihren wesentlichen Funktionen und als evolutiv in ihren grundlegenden Bewegungen und Tendenzen.

3. Das menschliche Bewusstsein hat als wesentliches Merkmal nicht nur die Freiheit, sondern es ist einzigartig als die substantivische Grundlage aller Erfahrung und Erkenntnis und liegt völlig außerhalb der Kategorien wissenschaftlicher, mechanistischer und naturalistischer Interpretationen.

4. Ethische Werte, ethische Tätigkeiten und Hemmungen beruhen auf Gründen, die auf ein Sinnziel und auf axiomatische1

1 so beschaffen, dass etwas nicht angezweifelt werden kann

Werte ausgerichtet sind und durch diese gerechtfertigt werden. Sie können auf grund einer Verschiedenheit der jeweiligen Ordnung der Wirklichkeit und des Gewahrseins vom Standpunkt des Naturalismus, des mechanistischen Den kens und des Materialismus aus weder angegangen noch erklärt werden.

Die Einzigartigkeit und Überlegenheit des wahrnehmenden und erkennenden Individuums, beziehungsweise Bewusstseins

Die naturalistische Epistemologie oder Erkenntnislehre beharrt auf einer glatten Absurdität, wenn sie all unser Erkennen auf einen so oberflächlichen, äußerlichen und eng begrenzten Bereich beschränkt, wie es das Gebiet darstellt, das sich allein durch natürliche Ereignisse und die zwischen die- sen bestehenden Beziehungen ergibt. Sie betrachtet das Bewusstsein, beziehungsweise das wahrnehmende und erkennende Individuum, als ein abgeleitetes Sekundärphänomen, das kaum berücksichtigt zu werden braucht.

Als wirklicher, fester Ausgangspunkt aller Wahrnehmung genießt das erfahrende Subjekt – der wahrnehmende, erkennende Mensch als zentrales Bewusstsein – jedoch den höchsten ontologischen Status und ist zugleich wesentliche Voraussetzung aller Erkenntnis, auf die alle Objekte in ihrem Offenbarwerden und ihrer Wirklichkeit bezogen sind.

Darin hat ja alles, was wir erfahren, erst seinen Ursprung. Durch dieses – das erfahrende Subjekt – wird die Materie erst erhellt und erkannt.

Trotz dieser unbestreitbaren Tatsache unterdrückt der Naturalismus das erfahrende Subjekt, setzt es auf eine Stufe unterhalb des erfahrenen Objekts herab und löst den menschlichen Geist in Materie auf, wobei er sich falschen Prinzipien und irreführenden Annahmen überlässt.

Als philosophische Theorie kann er keinerlei Autonomie des Geistes in Betracht ziehen, so wenig wie die Willensfreiheit. Auch kann er der Verstandesfunktion keinerlei spontanes schöpferisches Wirken zugestehen.

Der Rang und die Rolle des menschlichen Bewusstseins im Plan der Erkenntnis, der Erfahrung und Evolution

Das Bewusstsein als das, was nicht aus der raumzeitlichen Bedingtheit hervorgeht, sondern sui generis der Faktor ist, der die Erkenntnis erhellt, hat offensichtlich überall höch ste, vorrangige Bedeutung für die bewusste Erfahrung. Es ist Vorbedingung aller Erkennt nisprozesse und spielt eine wirk same Rolle bei der Darstellung aller Zustände des psycho-physischen Organismus, bei der Lenkung des Willens und in dem Bemühen, seine Erkennt nisfähigkeit auf die Prozesse und Phänomene der Natur anzuwenden.

Das Bewusstsein untersteht dem Einfluss von Idealen, die es selbst geschaffen haben mag, wobei durch Vermittlung von Idealen und bewussten Energien die Persön lichkeitsprägung und der Verlauf des äußeren Lebens beeinflusst wird; in dieser aufsteigenden Entwicklungsfolge der Selbst heit bringt es die von Kant dargelegten Welten des geistig Erfassbaren und des Mechanischen, der Willensfreiheit und Determiniertheit, der inneren freien Antriebe und des äußeren Zwangs zu einer Synthese und vereinigt so das Bewusste und das Chemische von der dem Naturalismus entgegengesetzten Seite aus.

Für jemanden, der reichlich über geistige Weisheit und Erfahrung verfügt, der sich des wunderbaren Erblühens der im menschlichen Bewusstsein schlummernden schöpferischen Kräfte bewusst und aus unwiderstehlichem Drang heraus geneigt ist, der Menschheit zur Erkenntnis der ihr innewohnenden Möglichkeiten zu verhelfen, ihr Leben zu der erreichbaren Erfüllung hin anzuleiten und ihr Tun sinnerfüllt, gesegnet und schöpferisch zu gestalten, stellt das Bewusstsein die Grundlage aller Erkenntnis, den zentralen Schlüssel für die Bedeutung der Dinge, das Sesam-öffne-dich für die Rätsel des Lebens und die Seligkeit des Seins dar.

Die Grenzen der physiologischen Psychologie

Schon der physische Körper offenbart in Struktur und Funktion eine Komplexität, die ohne Eingeständnis eines vor her bestehenden, der Materie innewohnenden und sie transzendierenden Bewusstseins nicht erklärbar ist. Ohne das richtige Verständnis des Primats, Übergewichts und der wahren Natur des Bewusstseins besitzt keine Wissenschaft ein festes Fundament.

Die phänomenalen Erfolge und Errungenschaften naturwissenschaftlichen Experi men-tierens und Denkens brachten Erkenntnisse über den menschlichen Körper mit sich, die ihn als das erkennen lassen, was er ist: einen Kosmos voller Wunder, ein sich ununterbrochen im Fließgleichgewicht befindlicher Organismus, eine wundervolle Apparatur, die mit ihren komplexen Strukturen und Staunen erregenden Vorgängen für den betrachtenden Geist die unvergleichlich hohe Kunst und das unmissverständliche Wirken der Kraft der göttlichen Intelligenz widerspiegelt.

Das Prinzip der Wahrnehmung

Das Ziel des Weisen wird immer darin zu sehen sein, dass er seinen Standpunkt auf dem Prinzip der Wahrnehmung aufbaut, einem Prinzip, das sich selbst wahrnimmt und durch nichts außerhalb seiner selbst wahrgenommen werden kann, einem Wahrnehmungsprinzip, ohne das es keinerlei Art ge wöhn licher mensch licher Wahr nehmung gäbe und geben kann.

Die einzigartige und letztgültige Entwicklung – speziell im alten indischen Denken – besteht in der Konzeption des inneren Geis tes, der das Wahr-neh mungs objekt erkennt oder empfängt, indem er selbst dessen Gestalt annimmt.

Ein weiterer Zug dieser einzigartigen Sichtweise mit Einblick in das Wie und Warum der Dinge und Phänomene liegt in dem Standpunkt, der besagt, dass diese Erkenntnis durch Identität, die über das menschliche Gemüt erlangt wird, lediglich empirisch ist und es eine weitere Erkenntnis durch Identität über das höhere Bewusstsein gibt: Diese Erkenntnis ist die gültige und wirkliche und nur sie liefert die ewig wahre, reale und grundlegende Einsicht in das Wesen der Wahrheit und aller Dinge.

Der menschliche Geist – sein Wesen und seine letzten konstruktiven Möglichkeiten

Von seinen unfehlbaren und ewig gültigen Intuitionen geleitet wird der spirituelle Forscher dahin geführt, im menschlichen Geist und Gemüt nicht so sehr das Substrat der organischen Totalität zu sehen, also das Substrat dessen, was solchen psychischen Strukturen und Prozessen wie dem Bewussten und Unbewussten zugrundeliegt, als vielmehr eine nach außen weisende, differenzierende, zerstreuende, abgrenzende, untertei lende negative Kraft, die viele Ebe nen, Stufen, Ausdrucks- und Tätigkeitsgebiete umfasst.

Er nähert sich damit dem hier umrissenen menschlichen Gemüt und Geist mit hundert Techniken, um ihm die Energie für Abwärtsbewe gungen, für entstellendes Tun und störende Erfahrungen zu entreißen und seinem Inneren die Kraft einzupflanzen, die die Wahrheit er kennt, wo immer sie sich findet, die in der Vielfalt der Dinge die Einheit sieht und die Gottheit anbetet, wo immer er sich hinwendet.

Auf diese Weise wächst in ihm die Kraft zur Verbreitung des Erkenntnislichts und er vermag Taten unsterblicher Güte auszuführen.

Aufgrund der Analyse stellen wir fest, dass unsere psychologische Natur, die sich unter anderem aus dem Zu sammenspiel verschiedener Notwendigkeiten, Strebungen und Triebe ergibt, für uns etwas Äußerliches darstellt.

Unsere psychologische Natur ist etwas anderes als unser wahres Sein und Wesen. Sie ist etwas Nichtwesentliches, auch wenn sie erfahrungsmä ßig-pragmatisch einen – wenn auch problematischen – Teil unseres wirklichen Selbst darstellt.

Unser wesentliches Sein ist das unberührte, alles transzendierende unendliche Bewusstsein von absolutem Reich tum und unschätzbarem Wert.

Auch wenn der Mensch äußerlich betrachtet ein vorwiegend psychologisch bedingtes Wesen darstellt, ist er im Eigentlichen doch ein überpsychologisches Individuum. Psychologische Untersuchungen und psychologische Experimente sind nicht imstande, eine wahre Erkenntnis des Menschen zu vermitteln, weil dieser grundlegend und wesentlich ein metaphysisches Subjekt ist. Er ist nichts ohne das Sein – die Existenz – in ihm, und diese Existenz wiederum ist das erste Grundprinzip aller Metaphysik.

Das praktische Leben des Alltags hat weder wirkliche Kraft noch eigentlichen Wert noch eine erhaltende Seinsgrundlage oder Sinn und Zweck, wenn es auf die bewusste Beziehung zu dem verzichtet, was die Grundlage allen Lebens ist, nämlich die Existenz, die wiederum eine metaphysische Kategorie ist und das zentrale Thema der Wissenschaft aller Wissenschaften darstellt.

Die Existenz ist vom Bewusstsein nicht zu trennen. Bewusstsein hängt untrennbar mit Existenz zusammen. Und Bewusstsein ist das, was alle Erkenntnis und Liebe, alles Leben, allen Frieden und alle Freude, alle schöpferische Aktivität, allen Fortschritt, was Wachstum und Schönheit, Fülle und Segen hervorruft – kurz gesagt alles, was der Mensch tagtäglich auf dieser Erde sucht.

Die unbestreitbare Tatsache, dass der Mensch mehr als Verhalten und mehr als Gemüt, mehr als die Gesamtpersönlichkeit ist, verwickelt die Psychologie in Probleme, die sie nicht klären oder lösen kann, ohne die Hilfe einer Erkenntnis in Anspruch zu nehmen, welche die Vernunft und andere verwandte kognitive Fähigkeiten des Menschen in ihrer besten Form liefern.

Psychologie und das wesentliche Sein des Menschen

Die Psychologie studiert das menschliche Verhalten. Das menschliche Gemüt ist mehr als menschliches Verhalten. Die Psychologie ist daher gezwungen, das Phänomen des Gemüts zu untersuchen. Doch es gibt etwas im Menschen, das noch mehr als das menschliche Gemüt ist. An diesem Punkt stehen Religion und Psychologie in gegenseitiger Abhängigkeit und sind in ihrer Funktion zur Förderung menschlichen Wachs tums und Wohlergehens, menschlichen Fortschritts, Friedens und Glücks untrennbar verbunden.

Das Leben des Menschen kann in seinem wachen Bewusstsein nicht ordentlich, nicht edel, würdig, friedlich und froh sein, wenn es – gemäß den Aussagen der Psychologie – ständig von unbewussten Tendenzen, Instinkten und Trieben bestimmt wird. Hier fällt der spirituellen Philosophie eine Rolle zu, indem sie dem bewussten Menschengeist Ideale, Ziele, Werte und Vorbilder liefert.

Diese Ideale, Ziele, Werte, Vorbilder und Normen verleihen dem Leben erst Frieden, Ordnung, Schönheit und Harmonie und verändern die unbewusste Natur, die unbewussten Kräfte und Faktoren.

Wir dürfen den Wert eines geistigen Lebensstils und seine Bedeutung für den Frieden, den Fortschritt, das Glück und die Höherentwicklung der Menschheit nicht unterschätzen. In der Entfaltung der moralischen und geistigen Natur liegt die Lösung der menschlichen Probleme. Hier auf beruht auch der unvergängliche Wert einer universalen Religion.

Was ist das Gemüt anderes als subtile Materie? – Das Gemüt unterliegt dem Wechsel und der Erneuerung, der Entwicklung und Degeneration, der Einschränkung und Vernichtung. Es ist ein Instrument dessen, was nicht Materie, sondern aus sich selbst heraus strahlendes, allschöpferisches und alles transzendierendes Sein ist.

Das Psychische kann nur dann seine Funktion erfüllen, wenn es vom Licht dessen getragen und ernährt wird, was größer ist als es selbst, nämlich von der göttlichen Existenz in ihm, vom Licht des allreinen Gottbe wusstseins, genauso wie die Augen des Körpers nur dann physikalische Gegenstände wahrnehmen, wenn sie die Unterstützung der psychologischen Kräfte dabei erfahren.

Das, was das eigentliche, wahre Selbst in uns ist, bildet die Grundlage unseres gesamten Seins und Erlebens.

Wir können Fragen über die Natur des Psychischen aufwerfen, ja das Vorhandensein einer Psyche überhaupt anzweifeln. Wir können alles bezweifeln und verneinen, jedoch nicht den Zweifler oder den Verneinenden selbst. Jenes Sein, das Geist und Gemüt, beziehungsweise das Psychische und seine Funktionen, die Psychologie oder ihre Ergebnisse anzweifelt oder verneint, existiert immerhin. Es kann aus logischen Gründen unmöglich angezweifelt werden. Es stellt das letzte Prinzip in uns dar, aus dessen Licht heraus das Psychische geboren wird.

Das Gemüt, beziehungsweise das Psychische, stellt kein unentbehrliches Instrument für dieses Prinzip dar. Dieses letzte oder höchste Prinzip kann unmittelbar in Aktion treten und unabhängig vom Psychischen Funktionen ausüben, während das Psychische ohne jenes Prinzip keine Existenz besitzt und daher auch ohne es nicht aktiv werden kann.

Sich nicht auf diese zentrale, unzerstörbare Wirklichkeit im Menschen zu beziehen heißt, die Wissenschaft vom menschlichen Verhalten ihrer zentralen Grundlage und Substanz zu berauben. Wir können auf wechselhaften, widersprüchlichen Grundlagen keine Wissenschaft aufbauen.

Die Wissenschaft kann ihren wissenschaftlichen Charakter nur beibehalten, indem sie auf unveränderliche Gesetze zurückgreift, die ihrerseits ihren Ursprung in der höchsten Realität im Menschen und im Kosmos haben.

Seinem wesentlichen Sein nach steht der Mensch jenseits aller psychologischen Zustände und Funktionen. Er hat Anteil am höchsten Sein. Die ewige Essenz des aus sich selbst leuchtenden Prinzips in ihm transzendiert alle Vorgänge und Voraussetzungen von Denken, Fühlen, Wollen und Handeln.

Das psychologische Kriterium eines dynamischen, schöpferischen und glücklichen Lebens beruht auf der Verlagerung des ganzen persönlichen Wesens des Menschen auf eine höhere Ebene, und zwar durch aktives Erkennen und praktisches Erstreben eines edlen Ziels oder wertvollen Ideals.

Höhere, umfassendere und bleibende Zustän de des Bewusstseins lassen den metaphysischen Rang des Menschen in Gott und innerhalb des Weltganzen erkennen.

Das menschliche Individuum ist seinem wesentlichen Sein nach eine Selbstformu lierung des unendlichen Bewusstseins. Nachdem ein großer europäischer Mystiker durch innere göttliche Betrachtung eine hohe Bewusstseinsstufe erlangt hatte, verlieh er der metaphysischen Wahrheit mit den Worten Ausdruck, der Mensch sei „Gott in Gott“ (Eckhart). Der Apostel Paulus erklärte, dass wir in Gott leben, uns in Ihm bewegen und unser Sein in Ihm haben. Das ist die allem zugrunde liegende Tatsache, wenn es um die eigentliche Natur des Menschen geht.

Alle, die eine hohe Entwicklungsstufe erlangt haben, wissen darum aus eigener, unmittelbarer Erfahrung.

Die Grenzen der Sinneserfahrung und die Aussagen des höheren Bewusstseins

Den Eindrücken unserer leiblichen Sinne und unseres Verstandes stehen die Erfahrungen der darüber hinausreichenden höheren Sinne, der Vernunft und der höheren Bewusstseins zustände gegenüber. Für ein Kind ist die Erde flach; für den Erwachsenen ist sie kugelförmig.

Für den gesunden Menschenverstand eines normalen Menschen ohne Schulbildung ist die Erde riesengroß, größer als die Sterne, die er am Himmelszelt erblickt. Die wissenschaftlich geschulte Intelligenz eines Astronomen unserer Tage sieht die Welt als unbedeutendes Materiepünktchen im weiten System des Universums.

In gleicher Weise lassen uns höhere Stufen des inneren Bewusstseins die körperliche Umhüllung des Menschen, die er als Erdenkleid trägt, als von nur instrumenteller Bedeutung und als gefahrbrin gend erkennen, sofern man ihr die Herrschaft überlässt. Eine tiefere Analyse lässt erkennen, dass unser inneres Bewusstsein unendlich viel mehr ist als alles, was wir unserem bewussten und unbewussten Wesen nach sind.

Unter dem Gesichtspunkt der inneren Erfahrung, des höheren Entwicklungsstadiums und des befreiten Zustands des Gottbewusstseins wird das menschliche Gemüt zu einem ganz und gar untergeordneten Faktor und verliert seinen Wert, seine Wertschätzung und Bedeutung.

Dieses nichtempirische Bewusstsein, das in jedem Menschen wohnt und das man Gott, das Absolute oder die Wahrheit nennt – dieses transzendente und zugleich immanente Bewusstsein im Hintergrund, von dem der Mensch nichts weiß, obschon er nur durch dessen Vermittlung wirken und erkennen kann –, dieses Sein und Wesen, dieses allumfassende, dynamische zeitlose Licht muss erkannt, muss wahrgenommen und erfahren werden.

Die großen Menschen und Geistesgewaltigen, deren Gemüt von allen Unreinheiten, Begrenzungen und Unvollkommenheiten befreit und geläutert ist, die reinen Herzens und von universaler, allumfassender Liebe beseelt sind, haben unmittelbaren Zugang zur Erfahrung dieses unendlichen, unbegrenzten, absoluten Bewusstseins.

Voraussetzungen, um höhere Entwicklungsstufen zu erreichen

Vorbedingung, um dieses hohe Entwicklungsstadium zu erlangen und die zahllosen Kräfte und Fähigkeiten dieses Bewusstseins zu unseren normalen Kräften und Fähigkeiten werden zu lassen, ist die vollständige Umwandlung unseres inneren normal-menschlichen Wesens. Beim Bemühen um eine völlige Selbstumwandlung, bei der enormen evolutionären Anstrengung, unser eigenes Bewusstsein von allen Unreinheiten, die seine Sicht trüben, von den seine Freiheit und Einsicht begrenzenden Schranken und von all den Unvollkommenheiten zu befreien, die die normale menschliche Natur ausmachen, leistet die moderne Psychologie unschätzbare Dienste.

Der Wert einiger grundlegender Auffassungen der modernen Psychologie für die Gotterfahrung

Für unsere Zwecke genügt es, kurz die zentralen Ideen auf dem Gebiet der modernen Psychologie zu streifen und sie auf ihre Bedeutung für den inneren geistigen Fortschritt und die Gotterfahrung hin zu prüfen. Speziell im Hinblick auf den Vorgang der inneren Selbstumwandlung und Läuterung der gewöhnlichen menschlichen Natur werden einige Konzepte der modernen Psychologie von Nutzen sein.

Die menschlichen Begrenzungen sind psychologischer Natur, weshalb eine psychologische Umwandlung von ausschlaggebender Bedeutung ist. Da den Problemen im menschlichen Leben psychologische Erlebnisse zugrunde liegen, ist eine vollständige psychologische Selbstumwandlung erforderlich, um diese Probleme gänzlich zur Auflösung zu bringen.

Die menschlichen Begrenzungen, denen jedermann im täglichen Leben ausgesetzt ist, sind rein psychologischer Natur, weshalb eine psychologische Selbstläuterung und Selbst umwandlung die unerlässliche Vorbedingung ist, um zu jenem Bewusstsein vorzudringen, das als das allsehende und alles bezeugende Prinzip hinter dem menschlichen Gemüt oder Geist steht.

Dieses Bewusstsein ist die Grundlage der Identität und Fortdauer des Individuums trotz aller Veränderungen im psychologischen Organismus. Es ist das „Ich bin Ich“ im Individuum, das im übrigen dem Auf und Ab, dem Aufsteigen und Vorübergehen von Gedanken, Gefühlen und Erfahrungen ausgesetzt ist.

Ohne das erkannt zu haben, können wir das Gemüt als den psychologischen Organismus des Menschen in seiner Substanz nicht verändern und es nicht zum Kanal des Selbstausdrucks des vollkommenen Bewusstseins machen.

Die Notwendigkeit gemeinsamen Einsatzes philosophischer, psychologischer und moralischer Disziplinierung

Die philosophischen und moralischen Bewusstseinsdisziplinen bringen nur einen schwachen Überbau zustande, wenn nicht mit Hilfe psychologischer Techniken auf wirksame Weise eine Umwandlung im Unterbewussten vollzogen wird. Neben der unserem Geist auferlegten philosophischen Selbstdisziplinierung und der von unserem moralischen Wesen geforderten Disziplin muss eine Anzahl besonderer psychologischer Techniken eingesetzt werden, wenn rasche Fortschritte auf dem Weg der geistigen Vervollkommnung erzielt werden sollen. Einige der allgemein verbreiteten Gedankengänge, Gesetze und Prinzipien der modernen Psychologie können auf höchst fruchtbare Weise für unsere innere Entwicklung eingesetzt werden.

Die Kenntnis des Unbewussten, wie sie uns von der modernen Psychologie angeboten wird, ist für den geistigen Fortschritt von Nutzen. Die dunklen, gefährlichen psychischen Kräfte, Energien und Neigungen, die im Unbewussten verborgen liegen und nach Selbstausdruck verlangen, sind durch die Psychoanalyse und andere Tiefenpsychologien unserem Einblick erschlossen worden und müssen von einem ernsthaft nach göttlicher Vollendung Strebenden voll und ganz erkannt werden. Auch kann der geistige Mensch einige der Techniken einsetzen, die von der modernen Psychologie zur Sublimation der menschlichen Natur vorgeschlagen werden.

Das keinem Wechsel unterworfene geistige Sein des unendlichen Lichts der Bewusstseins-Seligkeit ist uns nicht sichtbar, solange unser Blickfeld von wechselnden Sinneseindrücken beherrscht ist. Die Sinnestätigkeit ist das Natürliche für den eng begrenzten Lebens- und Erfahrungsbereich der Tiere. Vernunft, Intelligenz und Bewusstsein, die ihrer wesentlichen Natur nach Licht, Glück, Schönheit und Frieden darstellen, sind allein für den Menschen normal und natürlich. Deshalb ist das Phänomen des menschlichen Wesens einzigartig im Rahmen der Schöpfung. Unsere Unfähigkeit, den grandiosen Urgrund unseres inneren Wesens wahrzunehmen, ist der konstitutionellen Begrenztheit des menschlich denkenden Gemüts sowie der Anwesenheit der vielen mannigfaltig entstellenden und pervertierenden Kräfte zuzuschreiben, die aus einer niedrigen, geistig noch nicht wiedergeborenen Natur in unsere bewusste Erfahrung hineinwirken.

Die Notwendigkeit einer doppelten Erkenntnis – der Erkenntnis der Natur des Unbewussten einerseits und der Qualitäten des göttlichen Bewusstseins andererseits

Darum ist es das ständige Bestreben aller nach geistiger Vollkommenheit Strebenden, mit großer Wachsamkeit alle Unvollkommenheiten, Impulse und niederen Antriebe aus der inneren Konstitution auszuscheiden. Auf der einen Seite muss ständig die psychologische Selbstdurchleuchtung und wachsende Einsichtnahme in die verschiedenen Kräfte und Energien unserer Natur geübt werden, während andererseits unser Gewahrsein und unsere Kenntnis der wesentlichen Natur, der Begleiterscheinungen und Merkmale des allem zu grunde liegenden göttlichen Bewusstseins immer stärker hervortreten sollten.

Um Gott von Angesicht zu Angesicht zu schauen und höhere Inspiration und Intuition zur normalen Wirksamkeit unseres Bewusstseins, zum bleibenden Zug unseres inneren Wesens werden zu lassen, und die inneren Wahrneh mungs-kräfte von mentalen Beschränkungen zu befreien, wird von uns verlangt, dass wir einerseits unsere psychologische Natur vollständig umwandeln und andererseits einige der höheren Fähigkeiten, die unserem inneren Geist, unserem inneren Bewusstsein innewohnen, in Tätigkeit versetzen.

Die Notwendigkeit der Entfaltung höherer Fähigkeiten des Bewusstseins

Der Gegenstand unserer Untersuchung verlangt eine ihm angemessene Annäherungs methode, beziehungsweise ein entsprechendes Instrument zu seiner Wahrnehmung.

Die Sterne über uns sehen für das bloße Auge wie winzige Lichtpunkte aus. Das Erkennt nisinstrument Auge ist in diesem Falle unvollkommen und liefert ein täuschendes Bild. Wollen wir diesem Forschungsgebiet mit angemessenen Instrumenten beikommen, müssen wir speziell dafür geschaffene Teleskope und sonstige wissenschaftliche Hilfsmittel einsetzen. Ebenso müssen wir, um das eigentliche geistige Individuum im Menschen in den Blick zu bekommen und das allem zugrunde liegende Bewusstsein als unberührte Grundlage jeder mentalen Tätigkeit und anderer bewusster Prozesse zu entdecken und zu verstehen, die höheren Fähigkeiten unseres inneren Wesens aktivieren und praktisch anwenden.

Entwicklung der vorhandenen Fähigkeiten zu optimaler Wirksamkeit und Kraft

Wir sind mit Intelligenz begabt, und diese muss von negativen Emotionen, wie Ärger und Hass, von blind machenden Neigungen, wie Leidenschaft und Habgier, entstellenden Kräften, wie Stolz und Vorurteilen, befreit werden.

Eine solcherart befreite Intelligenz ist eine leuchtende, reine Flamme beständigen Friedens und bleibender Freude. Sie ist klarsichtig, wirkt konstruktiv und birgt reinen Frieden in sich. Die Natur hat uns Vernunft verliehen, damit wir sie voll und aufs Beste nutzen. Unsere Denkkraft muss bis zu ihrer äußersten Möglichkeit angespannt werden. Von unserer Fähigkeit, bewusst Abstand zu nehmen, unser Bewusstsein mit den in uns aufsteigenden Gefühlen und Gedanken zu konfrontieren und ferner wied erum auch das beobachtende Prinzip seiner seits zu beobachten, muss ständig Gebrauch gemacht werden. Also müssen wir die höheren Funktionen des Geistes in uns entfalten und ausüben.

Die Notwendigkeit, unser persönliches Wesen immer lichtvoller zu gestalten, damit es zu einem besseren Ausdrucksmedium der Eigenschaften der Vollkommenheit des ewigen Bewusstseins werde

Das ist nur dann möglich, wenn wir bis zu einem gewissen Grad schon moralisch geläutert sind. Ist ein Mensch völlig von einer Idee besessen oder von einem Vorurteil beherrscht, ist er von Leidenschaft, Ärger und Hass überwältigt oder ins Netzwerk kleinlicher Zuneigungen verstrickt, geht er ganz im Körper oder der äußeren Erfahrungswelt auf, dann verliert er die wahre Menschenwürde und verwirkt sein Anrecht auf die höhere Vernunft und das Gottbewusstsein. So ist es für uns wichtig, die Natur des Unterbewussten und Unbewussten richtig zu verstehen und die darin verborgenen Kräfte zu kennen. Doch ist das noch lange nicht genug; wir müssen auch das, was an Positivem darin ist, als unsere Möglichkeiten, als unsere höheren Fähigkeiten und Kräfte verstehen lernen und uns ein zutreffendes Bild davon machen.

Das Höhere beobachtet das Niedrigere; das Unbewusste wird durch das Bewusste beherrscht und umgewandelt; das Bewusste wird durch das Überbewusste, das in seinem Wesen die höchste Wirklichkeit trägt, kontrolliert und umgewandelt.

Wir nehmen das Unbewusste durch das zur Kenntnis, was selbst nicht unbewusst ist. Wenn alles in uns das Unbewusste wäre, bestünde ja keinerlei Möglichkeit für uns, dieses Unbewusste zu beobachten. Wäre alles in uns allein nur der bewusste mentale Mechanismus, gäbe es ebenfalls keine Möglichkeit, das bewusste mentale Wesen und Leben zu lenken und unter Kontrolle zu bringen. Es bestünde dann keine Möglichkeit, über seine Grenzen hinauszugelangen.

Es sollte aber von jedem denkenden Menschen mit wachem Verstand erkannt und zugegeben werden, dass ein ewig reines Bewusstsein in uns ist, das über die Welt mentaler Phänomene hinausreicht, ein zentrales, selbstbewusstes und allbewusstes, durch und durch lichtes und aus sich selbst bestehendes Bewusstsein, das mit dem sterblichen Körper nicht dahingeht, das durch Hypnose nicht beherrscht werden kann, das sich nicht einschläfern und unbewusst machen lässt.

Es besteht aus seiner eigenen, ewigen, vollkommenen Absolut heit. Diese Wirklichkeit erschließt sich uns durch intuitive Erfahrung. Die höhere geistige Wahrnehmung wie auch die Einsicht, zu der die größten Geister der Menschheit gelangten, erkennen es als das göttliche Prinzip, als das unvergängliche Sein in der vergänglichen Form des Menschen.

Die Erkenntnis dieses göttlichen Bewusstseins ist das wirkliche Erkennen. Sein Wesen ist unser wirkliches Wesen. Seine unbegrenzte Liebe ist unsere wirkliche Liebe. Seine unendliche Seligkeit, seine Wunderkräfte sind unsere wahre Seligkeit, unsere wahren Kräfte und Wunder.

Die größten Menschen der Weltgeschichte, denen ein Blick in die Wahrheit des inneren Bewusstseins zuteil wurde, ließen die Welt als ein unbedeutendes Nichts hinter sich zurück; doch zumindest einige von ihnen haben ihre optimal entwickelte Vernunft dafür eingesetzt, um die im göttlichen Bewusstsein liegenden, hinter den menschlichen Gemüts- und Geisteskräften verborgenen machtvollen Möglichkeiten auch aufzuzeigen.

Dieses zentrale, göttliche Bewusstsein in uns ist der eigent liche Sitz höchster Erkenntnis und ist dasselbe allerorts und zu allen Zeiten.

Es ist die Unendlichkeit der schöpferischen Intelligenz, des seligen Entzückens, der Schönheit, der Liebe und Vollkommenheit. Es ist unsterblich, und seine Gegenwart im Menschen bewirkt, dass niemand sterben will. Die unmissverständlichen Auswirkungen der Gegenwart des unzerstörbaren unvergänglich-unsterblichen Bewusstseins in unserem bewussten und unbewussten Leben stellen sich dar als ein instinktives Zurückweichen vor dem Tod und in dem Bestreben, sich bei guter Gesundheit zu erhalten und sein Leben auf Erden zu verlängern, wie auch im Verlangen nach Unsterblichkeit und Todüberwindung.

Dieser Widerstand, den alle lebenden Formen dem Tod gegenüber leisten, ist eine unklare Manifestation der wesenhaft unsterblichen Natur des inneren göttlichen Bewusstseins.

Die göttliche Wirklichkeit ist überall zugegen, ist unendlich und absolut. Sie ist das einzig Eine, und so besteht in uns auch eine Tendenz zu Gemeinschaft, Zusammenschluss und Vereinigung. Der Instinkt zu Vermehrung und Fortpflanzung kann somit auf ein wesentliches Charakteristikum des unendlichen Seins in uns zurückgeführt werden.

Es ist die Einheit des Seins im Menschen und das Einssein des unendlichen Bewusstseins in ihm, das sich nach außen in der Welt von Zeit und Raum und in der Erfahrung des Physischen als Fortpflanzungstrieb bekundet. Der Selbsterhaltungstrieb ist eine dunkle, unklar erkennbare Manifestation der Eigenschaft des Fortbeste henwollens, die sich aus der Tatsache der ewigen Fortdauer des unendlichen Bewusstseins, das in uns ist, erhebt.

Die Psychologie der menschlichen Natur in Beziehung zum unendlichen Bewusstsein

Die endlose Suche des Menschen nach sinnlichem Genuss und anderen Formen von Vergnügen ist eine Entstellung, eine vage, dunkle Manifestation der Unendlichkeit der Freude, die in seinem inneren göttlichen Bewusstsein besteht.

Der Mensch hat keine Ahnung vom Königreich des Himmels in sich selbst; er ist sich seines göttlichen Selbst nicht bewusst und weiß auf erschütternde Weise nichts von der Unendlichkeit der Freude, die in seinem inneren Bewusstsein wohnt, und so bindet er sein Gemüt und seine bewusste Erfahrung an die Sinne und das physische Universum, sucht rastlos nach Glück, Vergnügen und Freude in der äußeren Welt, in materiellen Dingen und in sinnlich erfassbaren Objekten, und er wird für das wenige Vergnügen, das ihm von den Sinnesobjekten zukommt und aus seiner sinnlichen Aktivität erwächst, immer wieder von Übersättigung, nervöser Erschöpfung, Ineffizienz, Krankheit und Tod überwältigt.

Ein starker Wille, eine entwickelte Vernunft, eine innere Offenheit für das Licht des höheren Bewusstseins sowie ein ruhiges Gemüt sind für den Fortschritt auf dem Pfad der Evolution unabdingbar.

Der Pfad des spirituellen Fortschritts und der Evolution ist ein abenteuerlicher und begeis ternder Pfad, der vom menschlichen Individuum eine seltene Willensstärke verlangt. Er verlangt von ihm Selbstbeherrschung und die Fähigkeit, die Umgebung, in der er lebt, zum Zweck inneren Wachstums und innerer Entwicklung zu nutzen. Es ist ein Pfad, der zur beständigen Anwendung der Vernunft aufruft. Es ist ein Pfad, auf dem die menschliche Intelligenz das universale, alles durchdringende Bewusstsein umarmt und von seinem Licht erleuchtet wird.

Was treibt uns in unserer Suche nach Gott an? – Wenn es nicht eine entwickelte Vernunft ist, die uns zu diesen Höhen der evolutionären Vervollkommnung ruft, die uns erwarten, dann wird zumindest die bloße Tatsache trauriger Vorfälle und der Sorgen eines begrenzten menschlichen Lebens uns überzeugen und uns dazu zwingen, uns in diese Richtung zu bewegen. Je früher wir die Wahrheit erkennen, dass Gott das zentrale Bewusstsein und die eigentliche Substanz unseres inneren Wesens und Lebens ist und unsere Rettung im täglichen Leben in einem bewussten Ge wahr sein seiner Gegenwart liegt, desto besser!

Das Ausmaß unseres wirklichen, dauernden Friedens, unseres wirklichen, bleibenden Glücks, der Kraft unserer Güte und unserer alles einschließenden Liebe, das Ausmaß unserer Weisheit, das Ausmaß, in dem unser Leben fruchtbar und reich ist und vor Freude pulsiert, hängt davon ab, inwiefern wir uns Gottes oder des Unendlichen im täglichen Leben bewusst sind.

Die Transformation der fundamentalen menschlichen Antriebe

All die menschlichen Neigungen, die der niedrigen psychologischen Natur angehören, bedürfen dringend der sublimierenden Umwandlung. Der Untergrund unserer bewussten Erfahrung sowie die unbewussten und unterbewussten Determinanten unseres bewussten Verhaltens müssen geläutert werden. Jeder Impuls unserer niederen Natur kann sublimiert werden. Indem wir moralisch an Statur zulegen, Größe gewinnen, unsere Triebe, Impulse und Neigungen durch Vernunft beherrschen und lenken lernen, unseren Energien neue Richtung geben und höheren Wertmaßstäben und Idealen nachleben, erlangen wir allmählich die Fähigkeit, Herr unseres Gemüts zu werden, statt uns von ihm beherrschen zu lassen. Auf dieser Stufe, wo die höheren Kräfte und Fähigkeiten des inneren Wesens mehr und mehr in Wirksamkeit treten, erlangen wir unsere eigentliche Würde zurück.

Wir sehen dann ein, dass es möglich ist, der Liebe unseres Herzens Unendlichkeit zu verleihen, die Begrenztheit unserer Gemütskräfte zu transzendieren und das wesenhafte Wirken des inneren göttlichen Bewusstseins zur normalen Aktivität unseres bewussten Seins werden zu lassen. Auf diese Weise findet unser Wunsch, unser Drängen und Streben nach Vollendung festeren Grund und gelangt schließlich zu seiner Erfüllung.

Der Mensch in seiner gegenwärtigen Daseinsform auf Erden ist ein Rätsel und ein Problem, weil das unendliche Bewusstsein, das göttliche Prinzip in ihm so vollständig in Vergessenheit geraten und der Mensch unter die Macht der niederen Tendenzen des Gemüts und der gewöhnlichen, bewussten wie unbewussten menschlichen Natur gelangt ist. So erscheint der Mensch, wie er seinem äußeren leiblichen Sein nach beschaffen ist, als ein von niederen Instinkten und Impulsen beherrschtes Wesen, das verstrickt ist in hässliche Beschränkungen, die hie und da durch ein wenig aktives Denken gelockert werden, als ein Wesen, das nur gelegentlich durch irgendetwas Vernünftiges, durch irgendein edles Ziel eine gewisse Aufhellung erfährt. Doch gilt dies nur für die oberflächliche Struktur des Menschen.

Wenn wir den Menschen seiner körperlichen Umhüllung entledigen, seines psychologischen Putzes und der inneren psychischen Wesenheit, die all die zurückgebliebenen Wirksam keiten, bestimmenden Ursachen und Kräfte seiner bewussten äußeren Persönlichkeit in sich trägt, dann berühren wir in ihm das essentielle göttliche Bewusstsein, das fundamentale göttliche Prinzip, das ein einziges ist, unbegrenzbar, zeitlos, allbeob achtend, allschöp fe risch, allschön, das alles in sich enthält und sich aus sich selbst heraus erhält. Es ist dieses Wesen, das man das Königreich des Himmels nennt. Seine bewusste Erfahrung in unserem täglichen Leben sollte unser unmittelbares Anliegen und Ziel sein – auf alle Fälle aber ist es unser unvermeidliches Schicksal.

Unsere Erziehung und Psychologie sollten uns dabei helfen, die groben mensch li chen Elemente abzustreifen oder zu eliminieren, alles in uns zu verfeinern, zu erheben und zu transformieren und uns darin beistehen, die höheren Kräfte in uns zu entfalten.

Der Weise

Der Weise lebt in ständiger Harmonie mit dem kosmischen Sein. In seine Einsamkeit werden ihm Erfahrungen zuteil, die sich in Worten der Weisheit zum Ausdruck bringen. Sie sind dem menschlichen Begreifen unzugänglich.

Der Weise lebt in Einklang mit dem Licht der allgegenwärtigen Wirklichkeit in seinem Inneren, das aus sich selbst heraus alles sieht – dem Licht, das in der Unendlichkeit seines Seins, Bewusstseins und seiner Seligkeit allgegenwärtig ist.

Der Weise weiß, dass das Innerste seines eigenen lichten Wesens eins mit allem Lebendigen ist. Er hat Anteil am ekstatischen Verzücken, das aus einem solchen Leben geboren wird, das aus einem solchen multi-dimensionalen Umfeld gelebt wird und sich durch diese Übereinstimmung, diese Erfahrung, zum Ausdruck bringt.

Was sollte ein solcher Weiser schreiben? Und wie?

Der Weise, der in für Menschen unzugänglichen Wäldern lebt, erkennt die Seele der göttlichen Gegenwart in Steinen, Bäumen und Gestirnen. In allem Lebendigen erkennt er die wirbelnden Energien des Lebens seines eigenen Seins.

Der Weise ist ein Freund von allem. Mit jedem Atemzug sendet er Frieden dem Osten, Frieden dem Westen, Frieden dem Norden und Frieden dem Süden. Die gesamte Natur erkennt ihn als ihren Geliebten.

Negative Gefühle sind seinem Herzen unbekannt.

Sein Denken ist ein Ozean alles durchdringenden Lichtes, das über jede Möglichkeit eines Schattens erhoben ist.

Niemand kann ihn seines Reichtums berauben. Auch nicht die Hand der Zeit. Seine Schätze werden durch alle Zeitalter hindurch bestehen bleiben.

So groß ist seine wesenseigene Güte, dass er selbst den schlimmsten seiner Feinde zu seinem besten Leibwächter macht.

Selbst im Verbrecher erkennt er einen Boten der Gerechtigkeit, ein Werkzeug in den Händen eines unfehlbaren Richters, welcher derselben Gesetzmäßigkeit dient, der zufolge die Sonne im Osten aufgeht, der zufolge die Gesetze der Fallgeschwindigkeit gelten wie auch das Gesetz, dass jede Aktion eine Reaktion auslöst.

Im Räuber sieht er seinen eigenen Diener, der in der Welt der Begrenzungen, der Schatten, des Irrtums, des Bösen, der Selbstbegrenzungen an Einsicht und Güte, bestimmte Aufgaben wahrnimmt, die von äußeren Umständen abhängen.

Selbst der Gedanke an den – üblicherweise als schlimm empfundenen – Tod löst in ihm Freudenschauer aus, denn er bedeutet für ihn den plötzlichen Übergang in höhere Ebenen des Seins, die es ihm ermöglichen, seine Güte, seine Weisheit, sein Licht, seine Liebe und sein Leben vollständiger zum Ausdruck zu bringen.

Sein Waffenrock ist die Macht der Transformation, die unwiderstehliche Kraft, die er jedem gegenüber zum Ausdruck bringt.

Selbst im hässlichsten Gesicht sieht er die Schönheit des Göttlichen, mit der er ständig verbunden ist. In allen Frauen erfährt er die Quintessenz der Mutterschaft, der personifizierten Liebe, Dienstbereitschaft, Zärtlichkeit, Gnade, Glücksverheißung, Kunst und Schönheit.

Was sollte ein solcher Weiser schreiben? Und wie?

Der Weise lebt sein Leben in einer solchen Fülle des Bewusstseins Gottes, unter solchen von Weisheit gelenkten geistigen Disziplinen, mit einem Herzen, das von einer alles umarmenden Liebe beseelt ist, und Taten, die von Disziplin und Wahrheit regiert werden, dass er in der Lage ist, zu bestätigen, dass ihm nichts geschehen kann, das er selbst nicht zulässt; dass er sich nie in Lebensumständen befindet, die er nicht selbst gewünscht hat; dass niemand ihm irgend etwas sagen kann, das er nicht selbst erlaubt hat; und dass niemand ihm irgend etwas antun kann, das er nicht selbst zum jetzigen oder einem späteren Zeitpunkt wünscht.

Wo immer er leben mag, werden sich für ihn und andere Frieden, Erleuchtung, Macht, Gedeihen, Fortschritt, Wohltaten, Segnungen, Glück, Gnade und Größe manifestieren.

Swami Omkarananda


Warum sollst du Gott lieben? –

Weil Er unzertrennlich von dir ist.

Er ist die einzige Person, die dich stets begleitet, immer zu dir steht, in allen Lebenslagen, in allen Zuständen, die einzige Person, die der Tod nicht von dir trennen kann.

Vor dem Altar schwören Mann und Frau: „Ich nehme dich und liebe dich, bis dass der Tod uns scheidet.“ Aber schon am dritten Tag verlangt man die Scheidung, man wartet nicht auf den Tod, der alles beendet, wenn er kommt.

Aber hier ist Gott. Nichts kann uns von Ihm scheiden! Kein Tod kann Ihn uns nehmen! Willst du so einen Freund, so eine Mutter, so einen Vater, so einen Leibwächter, so einen Hellseher oder gehst du den weltlichen Weg? – Du denkst, du bist klug, intelligent und gebildet, und die Nonnen und Mönche, die sind verrückt! Aber da irrst du dich!

Wenn wir auch nur ein wenig Intelligenz haben, ein wenig Unterscheidungskraft, ein wenig Vernunft, werden wir das wählen, was das Beste für unser Leben ist. Und was wäre das Beste, wenn nicht der allsehende, allbeschützende Gott, der unser Vater, unsere Mutter, unser Freund und Geliebter ist?

Die Vernunft treibt uns in die Arme des Göttlichen. Aber wer hat Vernunft? – Nicht die Professoren, die Wissenschaftler! – Jene, die Gott lieben, besitzen wahre Vernunft, reine Vernunft, selbstlose Vernunft – eine Vernunft, die frei ist vom Druck der Instinkte und Triebe.

Wir brauchen jemanden, der uns in allen Lebenslagen beschützt, der alles über uns weiß, der unzertrennlich von uns ist. Kein Preis, Ihn zu erlangen, ist zu hoch!

Swami Omkarananda



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